A à àPtklPartikel std.Standardwortschatz stil.stilistisch (16. Jh.)Entlehnung. Ursprünglich französische Präposition, die in festen Wendungen ins Deutsche übernommen wurde. Im Deutschen produktiv geworden ist sie mit der Bedeutung "zu je..., mit je..." (20 m2 à 400 DM). Seit dem 16. Jh. in der Kaufmannssprache, heute veraltend. Ebenso nndl. à, ne. à, nschw. à, nnorw. à. Die französische Präposition geht auf die im 6./7. Jh. lautlich zusammengefallenen lateinischen Präpositionen a(b) "von - weg" und ad "hinzu" zurück. DF 1 (21995), 5-9. französisch frz a- a-Präfix per.peripherer Wortschatz bildg.bildungssprachlich (-) Beschreibung von Affixen. Zum Ausdruck des Gegenteils oder des Fehlens bei fremdstämmigen Adjektiven (und seltener Substantiven). Vor Vokalen hat es die Variante an- (Bildungen mit lautlichen Besonderheiten wie Anhydrid neben Hydrid und Arrhythmie neben Rhythmus gehen unmittelbar auf griechische Wörter mit speziell griechischen Lautregelungen zurück). Zugrunde liegt die griechische Negations-Vorsilbe in Nominal- (besonders Adjektiv-)Bildungen (gr. alpha sterEtikón, l. alpha prIvAtIvum), die in griechischen (häufig über das Lateinische überlieferten) Wörtern in die Volkssprachen entlehnt wurde, z.B. amorph "gestaltlos" (gr. ámorphos zu gr. morphe "Gestalt"), apathisch (gr. apathes "gefühllos" zu gr. páthos "Leiden, Gefühl"; Apathie), Anarchie (gr. anarchía "Führungslosigkeit" zu gr. ánarchos "führerlos" aus gr. archós (árchOn) "Führer"). Da das Bildungsverfahren für Kenner des Griechischen durchsichtig blieb, konnten seit dem 19. Jahrhundert auch neoklassische (auch hybride) Neubildungen vorgenommen werden (in diesen ist das Präfix bei adjektivischen Bildungen in der Regel betont). Eine Hybridbildung mit einem aus dem Lateinischen stammenden Adjektiv ist z.B. asozial, eine Substantivbildung ist Analphabet (Alphabet); die Variante vor Vokal auch in anorganisch. Besonders produktiv in den Fachsprachen und in dem Typ ahistorisch, apolitisch usw. Das Präfix geht zurück auf ig. *n und ist unmittelbar mit d. un- und l. in- (in-1) verwandt. Wortbildung 3 (1978), 183-185; Cottez (1980), 3; Lenz (1991); DF 1 (21995), 1-5. griechisch gr aa aa([?a?a] (gewöhnlich mit dem Ton auf dem zweiten a, auch a-a geschrieben, hypostasiert als Neutrum) InterjInterjektion std.Standardwortschatz kind.kindersprachlich (19. Jh., in der Schriftsprache, aber zweifellos älter). Lautgebärde für den Laut, der bei der Lösung der "Darmpresse" im Kehlkopf entsteht; dann übertragen auf die Ausscheidung. Vgl. l. cacAre, gr. kakkáo, schwz. agge, gaggi, nhd. acke usw. (Lautgebärden, bei denen der Kehlkopflaut durch einen Tektal vertreten wird). Vgl. kacken. deutsch d Aal AalSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (10. Jh.), mhd. Al, ahd. Al, as. Al Stammwort. Aus g. *äla- m. "Aal", auch in anord. áll, ae. äl. Außergermanisch (wie viele Fischnamen) nicht vergleichbar. Da l. anguIlla f. "Aal" in den anderen indogermanischen Sprachen Europas Entsprechungen zu haben scheint, war wohl ursprünglich ein weiter verbreitetes Wort für "Aal" vorhanden (das möglicherweise zugleich "Schlange" bedeutete), so daß das germanische Wort eine Neuerung sein muß (vielleicht um "Schlange" und "Aal" eindeutig zu unterscheiden). Herkunft unklar, vielleicht als "der sich Windende" zu der als ig. *el(e)- oder ig. *hel(e)- "biegen, krümmen" anzusetzenden Wurzel (die aber nur sehr unsicher bezeugt ist; Elle, Ell(en)bogen). Versuche weiterer Anknüpfungen an das Hinterglied von l. anguIlla und gr. égchelys "Aal", sowie an das Vorderglied von heth. illuyankas "ein bestimmtes Schlangenungeheuer" bei Hirt und Katz. Nach Polomé Substratwort. - Die veraltete Bedeutung "Falte im Stoff" ist eine Übertragung wie in Aalstrich. - Die Verkleinerungsform Älchen auch in der Bedeutung "kleiner Fadenwurm, Aaltierchen". Ebenso nndl. aal, ne. eel, nisl. áll. Hirt, H. IF 22 (1907), 65-68; RGA 1 (1973), 4f.; Lloyd/Springer 1 (1988), 133-135; LM 1 (1980), 4f.; Röhrich 1 (1991), 51-53; Polomé, E. C. in Lippi-Green (1992), 51f.; Katz, J. T. FS Watkins (1998), 317-334. west- und nordgermanisch gwn aalen aalenVswreflreflexives Verb std.Standardwortschatz stil.stilistisch (19. Jh.)Stammwort. Vermutlich, wie sich rekeln zu Rekel "großer Hund", zu Aal als "sich wohlig dehnen, winden" nach den Bewegungen des Aals; vgl. ndn. slange sik "sich aalen" (zu Schlange), nnorw. ole "robben", refl. "sich schlängeln" und die Herkunft von nhd. schlendern. Die Einengung auf "in der Sonne faulenzen" ist sekundär. Trost, F. KVNS 71 (1964), 13 (anders). deutsch s. Aal Aalquappe AalquappeSfSubstantiv Femininum "Fisch aus der Ordnung der Dorsche, lota lota" per.peripherer Wortschatz fach. ndd.fachsprachlich (16. Jh.)Stammwort. Dieser Fisch (mit zahlreichen verschiedenen regionalen Bezeichnungen) wird wegen seines (besonders im Liegen auffälligen) breiten Kopfes mit breitem Maul als "Aal-Frosch/Kröte" u.ä. bezeichnet, vgl. Quabaal, nndl. kwabaal, nndl. puitaal zu puit "Frosch", ae. älepute. Zu einer konkurrierenden Etymologie s. Quappe; vielleicht liegt eine Vermischung oder Sekundärmotivation vor. Aalraupe. deutsch s. Aal, s. Quappe Aalraupe AalraupeSfSubstantiv Femininum (dasselbe wie Aalquappe) per.peripherer Wortschatz fach. md.fachsprachlich (14. Jh., Form 17. Jh.). Zunächst bezeugt als aalruppe; die Form mit Diphthong, vielleicht in Anlehnung an das nicht verwandte Wort Raupe, seit dem 17. Jh. Im Hinblick auf die Variante Rutte ist das Hinterglied wohl entlehnt aus l. rubEta "Kröte" (zum Benennungsmotiv Aalquappe). LM 1 (1980), 5. deutsch s. Rutte, s. Aal Aalstrich AalstrichSmSubstantiv Maskulinum "dunkler Streifen auf dem Rücken von Säugetieren (besonders von deren Wildformen)" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.), etwas früher bezeugt nndl. aalstreep (18. Jh.) Stammwort. Vergleichbar ist anord. áll als Bestandteil von Pferdenamen (z.B. mó-álottr "mit einem braunen Aalstreifen" zu anord. mór m. "Moor", in Zusammensetzungen "moorbraun"). So bezeichnet entweder nach der Form des Fisches Aal oder (weniger wahrscheinlich) nach den Rückenstreifen bestimmter Aale. deutsch s. Aal, s. Strich Aar AarSmSubstantiv Maskulinum erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (8. Jh.; heute durch Adler ersetzt), mhd. are, arn, ahd. aro, arn, as. aro, arn Stammwort. Aus g. *ar-On, ar-n- m. "Adler, großer Greifvogel" (n-Stamm, teilweise erweitert), auch in gt. ara, anord. Orn, (poet.) ari, ae. earn. Mit ähnlicher morphologischer Unregelmäßigkeit heth. haras (Gen. haranas); vermutlich aus der gleichen Bildung, aber mit Dissimilationen und zum Teil (wohl sekundärem) e-Vokalismus, stammen air. ilar, kymr. eryr; lit. erElis, akslav. orilu; vorauszusetzen ist ig. *har-en- m. "Adler, großer Greifvogel". Mit Rücksicht auf Wörter für "Adler, großer Greifvogel", die auf ig. *harg- zurückführen (ai. rji-pyá-, epitheton ornans zu syena- "Adler, Falke" u.a.) vermutlich zu einer einfacheren Wurzelform von diesem. Zur Bedeutung vgl. gr. argós "weißglänzend" und "schnell beweglich", vermutlich also etwa "aufblitzend". Somit ist die Ausgangsbedeutung wohl "der Aufblitzende, der sehr Schnelle", was besonders auf den Falken zutrifft. - Das Wort wird seit dem 12. Jh. verdrängt durch die Verdeutlichung adel-are "edler Aar" (Adler), bedeutet dann meist "Weihe, Milan" (und ähnliche Greifvögel) und stirbt spätestens im 17. Jh. aus (z.T. noch erhalten in Zusammensetzungen wie Mausaar und Fischaar). Im 18. Jh. wird es in dichterischer Sprache wiederbelebt, wobei es zunächst noch durch Adler verdeutlicht werden muß. - Bei der niederdeutschen und niederländischen Bedeutung "männlicher Vogel" (mndd. duv-arne "Täuberich" seit dem 15. Jh., nndl. [dial.] aorent "Tauber") handelt es sich wohl nicht um eine Bedeutungsentwicklung, sondern um eine Übertragung des männlichen Vornamens Arnold. Ebenso nndl. arend, ne. erne, nschw. örn f., nisl. örn f.; Sperber, Bussard. Suolahti (1909), 345-352; Kluge (1912), 83-89; Kuhberg (1933), 32; Lloyd/Springer 1 (1988), 341-344; Schmitt, R. FL 4 (1970), 179-181 (zu den Adler-Wörtern aus ig. *harg-); Pijnenburg, W. J. J. LB 76 (1987), 305-314 (zum -d in der niederländischen Form, unwahrscheinlich). indogermanisch iz Aas AasSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (8. Jh., Form 12. Jh.), mhd. As, mndd. As, mndl. aes Stammwort. Aus wg. *äsa- n. "Aas (als Fraß, vor allem der Greifvögel), Köder", auch in ae. äs. In der heutigen Bedeutung geht das Wort zurück auf eine Zugehörigkeitsbildung voreinzelsprachl. *Edso- "als Fraß dienend" zu einem (wohl dehnstufigen) s-Stamm ig. (nordeur.) *Edos "Essen, Fraß" zu der Wurzel ig. *ed- "essen, fressen", vgl. lit. edesis m. "Fressen, Köder", russ. jasá f. "Speise" und (aus *Eds-kA) l. Esca, lit. Eskà f. "Futter" (vielleicht auch akslav. jato n. "Speise, Nahrung" mit abweichendem Dental). Von der Normalstufe gr. édesma "Speise". Falls finn. ateria "Mahlzeit" aus einem sonst nicht bezeugten urnord. *Aterja- entlehnt ist, zeigt dieses eine genaue Entsprechung zu lit. edesis. Wohl ein unmittelbarer Nachfolger dieses s-Stammes ist zu sehen in anord. át, ae. ät, afr. Et, as. At, ahd. Az "Speise" (ahd. auch "Aas", wohl durch Vermischung mit der Weiterbildung). Die beiden Bildungen ahd. As und ahd. Az mußten im Spätmittelhochdeutschen lautlich zusammenfallen, wobei sich die Bedeutung "Aas" durchsetzte (da bei Homonymen in der Regel die anstößigere Bedeutung stärker ist); die Bedeutung "Speise" ist aber noch im 17. Jh. (mundartlich auch noch später), sowie im heute verdunkelten Kompositum Obst und in dem veralteten Aser bezeugt. Ebenso 1) (g. *Etsa-) nndl. aas. Vgl. anord. äzli n. "Aas" 2) (g. *Etaz) ne. Pl. eats, nschw. (dial.) ot, nisl. át(a); aasen, atzen, äsen. Schindler, J. Sprache 9 (1963), 203-206; Lloyd/Springer 1 (1988), 406-408; LÄGLOS 1 (1991), 42f.; Röhrich 1 (1991), 53. westgermanisch s. essen aasen aasenVswschwaches Verb "vergeuden" erw.erweiterter Standardwortschatz vulg.vulgär (19. Jh.)Stammwort. 1. Zu Aas in der weitergehenden Bedeutung "verwesendes Fleisch", die sich in regionalem aasig "schmutzig, schmierig, widerlich" und aasen "schmutzige, schmierige Arbeit tun" zeigt. 2. Die moderne Bedeutung geht eher auf die Bedeutung "Fressen für Tiere" zurück und ist mit dem schlecht abgrenzbaren Bereich äsen, atzen zu verknüpfen. Bezeugt ist die Anwendung solcher Wörter besonders für Vögel und Schweine, die beide beim Fressen in beträchtlichem Umfang Futter verstreuen. Daraus in übertragenem Gebrauch "vergeuden, verschleudern". deutsch s. essen ab ab(als Präposition durch von ersetzt) Adv/Präp std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. ab(e), ahd. aba, as. af Stammwort. Aus g. *ab(a) Präp. mit Dat., Adv. "von - weg" (mit Betonung der Trennung), auch in gt. af (ab-u), anord. af, ae. of, afr. af, of (der Auslautvokal im Althochdeutschen ist nachträglich angetreten). Dieses aus ig. *apo "von - weg" in l. ab, gr. apó, ai. ápa u.a. Entstehung dunkel. - Zum Ausdruck von "von - her" (mit Betonung der Richtung) diente gt. fram, ae. fram, anord. frá (lautlich unregelmäßig) aus g. *frama(n) und ahd. fan(a), fon(a), as. fan(a), afr. fan aus wg. *fa-ne (mit sekundären Erweiterungen), aus ig. *po-ne (einer Variante von ig. *apo mit einem Suffix zur Bezeichnung der Herkunft). In der weiteren Entwicklung ist ab im Deutschen durch von in der Funktion als Präposition weitgehend verdrängt worden (noch erhalten regional schweizerisch und in Relikten wie abhanden "von den Händen weg"), während es als Adverb erhalten blieb (in dieser Funktion fehlt dafür von). Wendungen wie ab Hamburg, ab Montag und Kinder ab zwölf Jahren sind jünger (19. Jh.) und aus von Hamburg ab usw. verkürzt (vielleicht knüpfen sie auch an den im Schweizerischen noch erhaltenen präpositionalen Gebrauch an). Als Präfix entwickelt ab- aus der Grundbedeutung "von - weg" Nebenbedeutungen wie "miß-, -los, wider-" (Abgott, Abgrund, abhold, abschätzig). Ebenso nndl. af, ne. of, off, nschw. av, nisl. af. S. aber, Offsetdruck, abgeschmackt und die unter aber behandelten besonderen Bedeutungsentwicklungen. Wellander, E.: Die Bedeutungsentwicklung der Partikel ab- in der mhd. Verbalkomposition (Uppsala 1911); Henzen (1969), 218-273; Wortbildung 1 (1973), 175-177, 211-214, 293, 319-322, 354; Lloyd/Springer 1 (1988), 5-8; McLintock, D. R. FS Schützeichel (1987), 1099-1106 (anders zu von: vereinfacht aus from); Röhrich 1 (1991), 53f. indogermanisch iz abäschern abäschernVswreflreflexives Verb "sich abmühen" per.peripherer Wortschatz ndd. md. wobd. (17. Jh.)Stammwort. Zu äschern "mit Asche auslaugen" zu Asche. Wohl zunächst nur abgeäschert "erschöpft" mit der gleichen Übertragung wie ausgelaugt (auslaugen), doch ist das Wort nur in der übertragenen Bedeutung bezeugt. deutsch s. Asche Abbiß AbbißSmSubstantiv Maskulinum (Pflanzenname) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Stammwort. Auch Teufels Abbiß. Der Wurzelstock sieht im Herbst wie abgebissen aus, was offenbar dem Teufel zugeschrieben wurde. beißen. Sauerhoff (2001), 266 mit Anm. 176. deutsch s. beißen abblasen abblasenVststarkes Verb std.Standardwortschatz stil.stilistisch (16. Jh.)Stammwort. Ursprünglich "durch ein Signal der Blasinstrumente das Ende ankündigen" (Jagd, Militär); seit dem 20. Jh. allgemein für "etwas unerwartet (und meist bevor es angefangen hat) absagen". blasen. deutsch s. blasen abblitzen abblitzenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz stil. phras.Phraseologismus(18. Jh.;Stammwort meist in Verbindungen wie er ist abgeblitzt oder sie hat ihn abblitzen lassen). Ursprünglich vom Schießpulver, das verpufft, ohne den Schuß auszulösen; die übertragene Bedeutung ist aber früher bezeugt. Ein ähnliches Bild bei der Schuß ist nach hinten losgegangen. blitzen. Röhrich 1 (1991), 54. deutsch s. Blitz Abc Abc(Abece) SnSubstantiv Neutrum "Buchstabenreihe" std.Standardwortschatz (9. Jh., Form 13. Jh.) Kunstbildung. Die drei ersten Elemente stehen stellvertretend für das Ganze; schon früher das sonst seltenere ab(e)c(e)d(e) mit Abecedarium "Fibel; Gedicht, in dem jeder Vers mit dem nächsten Buchstaben des Alphabets beginnt". Auch kürzer (vor allem norddeutsch) Abe (13. Jh.) mit Abebuch, auch A-Buch (vgl. Fibel). Der ältere und allgemeinere Ausdruck ist Alphabet (s. auch Abc-Schütz(e)). Ml. abcd, abecedarium u.ä. erscheint erst spät und ist deshalb kein eindeutiges Vorbild. Ebenso nndl. abc, ne. abc, nfrz. abc, ndn. abc, nschw. abc, nnorw. abc. Röhrich 1 (1991), 55. lateinisch l Abc-Schütz(e) Abc-Schütz(e)SmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (16. Jh.)Hybridbildung. Zuerst in dem Diminutiv ABC-Schützigen. Zusammensetzung von Abc und Schütze im Sinn von "Anfänger, Neuling". Dieser seit dem 15. Jh. belegte Ausdruck bezieht sich auf das Wort Schütze im Sinn von "Schüler" im abschätzigen Sinn. Die Herkunft dieses Gebrauchs ist unklar. Mit dem Erstglied ist die Fibel gemeint. Vgl. Fibelist in gleicher Bedeutung bei Luther. Nyström (1915), 196-205, 236-240. deutsch s. Abc, s. schießen abdanken abdankenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (16. Jh.)Stammwort. Älter jemanden abdanken, d.h. "mit Dank verabschieden" zu Dank. Der Konstruktionswechsel konnte leicht eintreten, da das Wort überwiegend in dem Partizip abgedankt verwendet wurde. deutsch s. Dank Abdecker AbdeckerSmSubstantiv Maskulinum "Beseitiger, Verwerter von Tierkadavern" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (16. Jh.)Stammwort. Eigentlich "derjenige, der die Decke (= Haut) von einem eingegangenen Tier abzieht". Vgl. Schinder (schinden), Racker. deutsch s. decken Abee AbeeSmn "Abort" per.peripherer Wortschatz wobd. (20. Jh.)Stammwort. Verhüllende umgangssprachliche Abkürzung (= AB) für Abort1, nicht schriftsprachlich. deutsch s. Ort -abel -abelSuffix per.peripherer Wortschatz bildg.bildungssprachlich (-) Beschreibung von Affixen. Zur Ableitung von Adjektiven der Möglichkeit aus Verben (vornehmlich solcher auf -ieren), z.B. akzeptabel "kann akzeptiert werden" (akzeptieren). Das Suffix wird in romanischen (bzw. romanischstämmigen) Wörtern entlehnt (z.T. als frz. -able, -ible) und geht auf funktional entsprechendes l. -Abilis, -Ibilis zurück, ist aber wohl semantisch auch von afrz. able (ne. able) "geschickt, passend" beeinflußt, das auf l. habilis zurückgeht. Die Variante -ibel tritt meist auf, wenn das Basisverb nicht auf -Are ausgeht, z.B. l. dispOnere - d. disponibel (disponieren), aber l. acceptAre - d. akzeptabel. Heute in neoklassischen Bildungen frei verfügbar. Die deutsche semantische Entsprechnung ist -bar. Wortbildung 3 (1978), 36f., 395f. lateinisch l Abele Abele[a,be:le] SfSubstantiv Femininum (wmd., wobd. dafür mit Unterdrückung der ersten Silbe Belle, Bellenbaum) "Weißpappel" per.peripherer Wortschatz arch. ndd.archaisch (14. Jh.), mndd. abele Entlehnung. Mit mndl. abeel, nndl. abeel, ne. abele, ndn. abel entlehnt aus afrz. aubel-, was ein vor-rom. *albellus voraussetzt, ein Diminutiv zu ml. albarus "Weißpappel", eigentlich "weißlich" (zu l. albus "weiß" und l. albulus "weißlich"). S. Alber und Albe2 für weitere Zusammenhänge. französisch frz Abend AbendSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (9. Jh., abendstern 8. Jh.), mhd. Abent, ahd. Abend, as. Aband, auch in afr. avend Stammwort. Aus wg. *äband(a)- m. "Abend". Ähnlich ae. äfen, das wohl aus der gleichen Grundform umgestaltet worden ist (etwa nach Morgen, vgl. die Entsprechungen ne. morning - evening); stärker abweichend anord. aptann aus *aftanT(a)-, das Gotische hat andere Wörter. Zumindest im Nordischen bezeichnete das Wort ursprünglich die Zeit zwischen 3 und 9 Uhr nachmittags; die Zeit des Sonnenuntergangs war anord. kveld (Kilt). In den neueren Sprachen wurde im Nordischen kveld, sonst Abend verallgemeinert (nndl. avond, ne. evening, nschw. kväll, nisl. kvöld). Mit Rücksicht auf die Herkunft von frz. soir, it. sera f. "Abend" aus l. sErus "spät" und ntl.-gr. opsía f. "Abend" aus gr. opsé "spät" ist für die germanischen Wörter wohl von einer sonst nicht bezeugten nt-Bildung zu einem Wort für "spät(er)" auszugehen, das unter aber behandelt wird. Bildungen auf -nt- treten auch sonst bei Wörtern für Zeitstufen auf, vgl. ai. hemantá- "Winter", ai. vasantá- "Frühling". Das -t- in anord. aptann beruht wohl auf dem Einfluß von Bildungen wie aptr "zurück, wieder" und aptan "hinten"; das ä der westgermanischen Formen ist unerklärt. Bei gleichem Lautstand semantisch am ähnlichsten ist gr. opsé "spät, abends". Den Versuch der Anknüpfung an idg. *ksep- "Nacht" unternehmen Bjorvand/Lindeman ohne ausreichende Klärung der dabei auftretenden lautlichen Probleme. - Die Bedeutung "Vorabend" (eines Festes) hängt daran, daß nach alter Auffassung der Tag mit dem vorangehenden Abend beginnt; vgl. für die Auffassung der Bibel 3. Mose 23, 32 und für das Germanische Tacitus Germania 11 und allgemein Wünschmann. - Seit dem 14. Jh. auch "Westen" durch Bedeutungsentlehnung aus l. vesper. Ebenso nndl. avond, morphologisch abweichend ne. eve, evening; aber, Sonnabend. HWDA 1 (1927), 23-35; Johannisson, T. MASO 5 (1943), 50-75; Wünschmann (1966), 105-111; Johannisson, T. MASO 14 (1975), 24f.; Darms (1978), 77-80; Markey, Th. FS Gimbutas (1987), 299-321; Lloyd/Springer 1 (1988), 9-13; Röhrich 1 (1991), 55f.; Bjorvand/Lindeman (2000), 18-21. westgermanisch iz Abendland AbendlandSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (16. Jh.)Stammwort. Gegensatzbildung zu nhd. Morgenland; ursprünglich fast nur im Plural, das Bestimmungswort mit der Bedeutung "Westen". Ersatzwörter für Okzident und Orient. Seit dem 18. Jh. (nur deutsch) ideologisch gebraucht. Faber, R. FS Heinrich (1979), 140-150. deutsch s. Abend, s. Land Abendmahl AbendmahlSnSubstantiv Neutrum "Altarsakrament (evangelisch)" std.Standardwortschatz (15. Jh.)Stammwort. Eigentlich das Wort für "Abendessen", das übertragen für die Feier des letzten Mahls Christi mit seinen Jüngern gebraucht wird. Vorbild ist gr. deipnon kyriakón, l. dominica coena, wörtlich "Herrenmahl". Luther hat nur den ersten Teil übersetzt. Im Deutschen wird in der Regel ein Wort gebraucht, das regional nicht gewöhnlich das Abendessen bezeichnet (neben Abendmahl vor allem Abendessen und Nachtessen), so daß das religiöse Wort dadurch gehobener wirkt. Im allgemeinen Gebrauch setzt sich Abendmahl als Form Luthers durch. HWDA 1 (1927), 42-55; Besch, W.: Sprachlandschaft und Sprachausgleich im 15. Jh. (München 1967), 134-136. deutsch s. Abend, s. Mahl1 Abenteuer AbenteuerSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (12. Jh.), mhd. Aventiure f. Entlehnung Als ritterliches Fachwort aus frz. aventure f. entlehnt. Das Neutrum dringt aus dem Mittelniederdeutschen ein. Zugrunde liegt ein ml. *adventUra n. Pl. "Ereignis", PFut. zu l. advenIre "herankommen, sich ereignen". Ebenso nndl. avontuur, ne. adventure, nfrz. aventure, nschw. äventyr, nisl. ävintYri. Zu Entlehnungen aus der Sippe des zugrundeliegenden l. venIre "kommen" s. intervenieren. Müller, C. ZDW 3 (1902), 251; Miettinen (1962), 20-63; Öhmann, E. NPhM 64 (1963), 76; Haug, W. FS Eggers (1972), 88-125; Nerlich, M. Weimarer Beiträge 24 (1977), 160-171; Brandt, W. in Lendle (1986), 7-9; Classen (1995), 2-18. französisch frz aber aberAdv/Konj std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. aber, afer, abe, ahd. abur, abar, abo (-b-/-f-/-w-), mndd. afer Stammwort. Bei den Formen (auch den nachfolgend verglichenen) stehen g. *abur- und g. *abar- nebeneinander, für die Bedeutung ist zunächst von "wieder, zurück, danach" auszugehen. Die außergermanischen Vergleichsmöglichkeiten führen zunächst auf zwei Komplexe zurück (die letztlich miteinander zusammenhängen können), nämlich ig. *apo, *po "ab, weg" - "zurück" - "hinter" und ig. *epi, *opi "auf, zu, bei". Das Problem ist nun, daß die r-Bildungen mit der Bedeutung "nach, zurück, hinter, wieder" formal zu *epi/opi, semantisch zu *apo zu gehören scheinen. Man wird hier (nach Dunkel) dem semantischen Zusammenhang den Vorzug geben - der lautliche Zusammenfall auf der Stufe *op- kann zudem (gerade im Germanischen) auch zu Vermischungen geführt haben. Diese r-Bildungen (und Verwandtes) sind: ai. ápara- "hinterer, späterer, nachfolgender" (aus [ig.] *apero-, *epero- oder *opero- [letzteres, falls das umstrittene Brugmannsche Gesetz außer Betracht bleibt]); air. íar "nach, spät, hinten, Ende" - vielleicht aus *epiro-, aber ganz unklar (für den e-Vokalismus ist zu bedenken, daß das Keltische auch sonst sekundären e-Vokalismus zeigt; Aar); g. *afera- "nach", in gt. afar "nach" und substantiviert in ae. eafora, as. abaro "Nachkomme" (teilweise vielleicht g. *abur-); ein sicheres o- in gr. ópi(s)the(n) "hinten". Zu g. *abur- und ig. *[a]pu- vgl. vor allem ai. púnar "wieder, zurück, abermals". Offenbar ist also schon die Vorform für das germanische Wort nicht einheitlich, und so wird man auch bei der Bedeutung mit Vermischungen rechnen dürfen. Vgl. auch die Bedeutung "wieder" von hundert und aberhundert, abermals und ähnlichen Ausdrücken; vielleicht auch das seltene anord. Präfix aur-, das ungefähr "hinterer, zweiter" bedeutet (anord. aurbord "zweite Planke vom Kiel eines Schiffes", anord. aurfalr "unterer Beschlag des Speeres"). Eine besondere Bedeutung "miß-" findet sich in Aberglaube und anderem; sie geht (wie bei der Kompositionsform von After) zurück auf eine Bedeutungsentwicklung von "hinter" zu "schlechter". - Das b in den deutschen Formen ist wohl durch den Tiefton bedingt. S. einerseits ab und andererseits Abend, achter, After, Ebbe, Ufer und äbich, sowie die hier folgenden Zusammensetzungen. Wolfrum, G., Ulbricht, E. BGDSL-H 81 (1959), 215-241; Schmidt, G.: Studien zum germanischen Adverb (Diss. Berlin 1962), 265f.; Bublitz, W. Akten des 11. Linguistischen Kolloquiums (Aachen 1977), 2, 199-209; Dunkel, G. E. ZVS 96 (1982), 66-87; Rosengren, I. FS Grosse Göppingen 1984), 209-232; Lloyd/Springer 1 (1988), 401-403; Röhrich 1 (1991), 56. indogermanisch iz Aberglaube AberglaubeSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (13. Jh.), mhd. abergloube Stammwort. Mhd. abergloube ist vor allem im Südwesten bezeugt, neben späterem Mißglaube, Afterglaube u.a. Zusammensetzung mit aber, das aus "nach, wieder, hinter" zu "neben-, schlechter" und dann zu der abschätzigen Bedeutung kommen konnte. S. auch Aberwitz. HWDA 1 (1927), 64-87; Öhmann, E. FS Krause (1960), 166-169; Harmening (1979); LM 1 (1980), 29-32 (zur Sache und zum geschichtlichen Hintergrund); Biedermann (1998), 15-17. deutsch s. aber, s. Glaube abermals abermalsAdvAdverb std.Standardwortschatz alt.veraltet (15. Jh.)Stammwort. Als abermal, -s, aber ein mal zu der Bedeutung "zurück, wieder" von aber. deutsch s. aber, s. Mal1 Aberwitz AberwitzSmSubstantiv Maskulinum "Unverstand, Verblendung" erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (14. Jh.), mhd. aberwitz f. "Irresein" Stammwort. Zusammensetzung aus Witz in der alten Bedeutung "Verstand" und aber in der unter Aberglaube behandelten besonderen Funktion. Ein Einfluß von älterem abewitze und Awitze ist nicht ausgeschlossen. deutsch s. aber, s. Witz abfällig abfälligAdjAdjektiv std.Standardwortschatz stil.stilistisch (18. Jh.)Stammwort. In der heutigen Bedeutung als Gegenwort zu beifällig gebraucht, wie neben Beifall auch seltenes Abfall "Mißfallenskundgebung" steht. deutsch s. fallen abfieseln abfieselnVswschwaches Verb "abnagen", weniger allgemein "abfingern, klauben" erw.erweiterter Standardwortschatz oobd. (19. Jh.)Stammwort. Zu nicht mehr üblichem fieseln "nagen, abfasern"; dieses zu Fiesel "Faser" (ohne klare Etymologie, wohl Abwandlung eines mit Faser verwandten Wortes). deutsch d abfinden abfindenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (13. Jh., Standard 16. Jh.)Stammwort. Ursprünglich gerichtlicher Ausdruck (zunächst ndd.), zu (ein Urteil) finden, wobei zufinden "jemandem etwas durch Urteil zusprechen" - abfinden (mit Dt.) "jemandem etwas durch Urteil absprechen". Dann (mit Akk.) "jemandes Ansprüche (dieser Art) befriedigen", woraus die heutigen Bedeutungen. deutsch s. finden Abfuhr AbfuhrSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz phras.Phraseologismus (19. Jh.)Stammwort. Nur noch in der Wendung eine Abfuhr erteilen. In der heutigen Bedeutung zu abführen im Sinn von "unterweisen, dressieren" (eigentlich "einen Hund so dressieren, daß er geführt werden kann"), dann auch "zurückweisen, vernichtend besiegen" (vgl. jemandem eine Lektion erteilen). Das Substantiv wurde dann vor allem in der Studentensprache gebraucht für die Niederlage eines Paukanten in der Mensur vor Ablauf der festgesetzten Fechtzeit, was für die heutige Bedeutung bestimmend geworden ist. deutsch s. fahren abgebrannt abgebranntAdjPPPartizip std.Standardwortschatz stil.stilistisch (17. Jh.)Stammwort. Das Verb abbrennen (brennen) wird im 16. Jh. metonymisch auf den Geschädigten übertragen (jemand brennt ab). Das Partizip wird in der Bedeutung "jmd., dessen Haus durch Feuersbrunst zerstört wurde" lexikalisiert und bekommt im 30-jährigen Krieg die Bedeutung "verarmt". Es wird dann in die Studentensprache im Sinn von "ohne Bargeld" aufgenommen und kommt von dort in die Umgangssprache; gelegentlich literarisch (Goethe). Röhrich 1 (1991), 57. deutsch s. brennen abgebrüht abgebrühtAdjPPPartizip std.Standardwortschatz stil.stilistisch (19. Jh.)Stammwort. Verwendet wie "hartgesotten" (in übertragener Bedeutung); in der eigentlichen Bedeutung bezeugt seit dem 16. Jh. Andere Belege des 16. Jhs. (Fischart) lassen einen Zusammenhang mit ndd. brüen "beschlafen" (eigentlich bräuten, zu Braut1) vermuten (vgl. abgefuckt); doch handelt es sich möglicherweise um zwei verschiedene Bildungen. deutsch s. brühen abgedroschen abgedroschenAdjPPPartizip std.Standardwortschatz (18. Jh.)Stammwort. Zu dem seit dem 16. Jh. bezeugten abdreschen in der Bedeutung "Garben ausdreschen", auch übertragen mit der Bedeutung "herunterleiern" (nach dem gleichmäßigen Rhythmus des Dreschens mit Flegeln). Abgedroschen ist dann das ausgedroschene Stroh, übertragen "das, was durch vieles Herunterleiern abgenutzt ist". deutsch s. dreschen abgefeimt abgefeimtAdjPPPartizip erw.erweiterter Standardwortschatz stil.stilistisch (15. Jh.)Stammwort. Zu dem veralteten Feim "Schaum" gehört als Partikelableitung das Vsw. abfeimen "den Schaum von etwas wegnehmen, reinigen". Zur Bedeutungsentwicklung des Partizips vgl. raffiniert, ausgekocht und mit allen Wassern gewaschen. Röhrich 1 (1991), 57. deutsch s. Feim abgefuckt abgefucktAdjPPPartizip "heruntergekommen" per.peripherer Wortschatz grupp. (20. Jh.)Hybridbildung. Abwertender, vulgärer Kraftausdruck der Jugendsprache. Nach dem Muster von abgedroschen, abgebrannt, abgeklappert, abgerissen, abgewichst u.ä. gebildet zu ne. fuck "ficken", das sonst aber nur als Interjektion, nicht als Verb, entlehnt wurde. Vielleicht nach seltenem ne. fucked up "heruntergekommen". Carstensen 1 (1993), 2. deutsch e(fuck) abgekartet abgekartetAdjPP abkarten. abgelegen abgelegenAdjPPPartizip std.Standardwortschatz (16. Jh.)Stammwort. Zu abliegen (liegen) in der Bedeutung "entfernt sein". deutsch s. liegen Abgeordneter AbgeordneterSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (17. Jh.)Hybridbildung. Substantiviertes Partizip des Präteritums von abordnen. So bezeichnet werden zunächst Bevollmächtigte, die meist in Staatsangelegenheiten zu Verhandlungen entsandt werden; danach "Mitglied einer Volksvertretung". ordnen. deutsch s. ordnen abgeschieden abgeschiedenAdjPP Abschied. abgeschmackt abgeschmacktAdjPPPartizip std.Standardwortschatz (16. Jh., Form 17. Jh.)Stammwort. Aus etwas älterem abgeschmack der Form eines Partizips angepaßt. Zusammensetzung aus geschmack "geschmackvoll" und ab in der Bedeutung "-los, wider-" wie in abhold. Vgl. auch fnhd. abschmecken "widrig schmecken". schmecken. deutsch s. schmecken Abgott AbgottSmSubstantiv Maskulinum "Götze" std.Standardwortschatz alt.veraltet (8. Jh.), mhd. abgot, ahd. abgot, abguti nm., as. afgod, afr. afgod Stammwort. Die ursprüngliche Bedeutung ist "Götterbild", dann "heidnischer Gott". In diesen Bedeutungen bleibt das Wort Gott in allen germanischen Sprachen zunächst Neutrum (gt. galiuga-guT, anord. god, ae. god). Die Zusammensetzung mit ab- bedeutet in gt. afguTs, spätem flämischem afgod und nnorw. (dial.) avgud "gottlos" (= "von dem Gott entfernt ist"). Bei der Substantivierung im Deutschen dürfte es sich um die gleiche Bildung mit etwas anderem semantischem Bezug handeln (etwa "von dem Göttlichkeit entfernt ist" = "der kein Gott ist", vielleicht "der nicht der Gott selbst ist"). Die Bildungsbedeutung ist aber nicht ausreichend klar. Seit dem 16. Jh., aber erst neuerdings allgemein, im übertragenen Sinn [wie Idol] verwendet). Ebenso nndl. afgod. Zur Bildung vgl. Abgrund. Wesche, H. BGDSL 61 (1937), 82-85; Karg-Gasterstädt, E. BGDSL 67 (1944), 420-433; Campanile, E. Studi e Saggi linguistici 10 (1970), 184-189; Lloyd/Springer 1 (1988), 24. deutsch s. Gott Abgrund AbgrundSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (8. Jh., Form 14. Jh.), mhd. abgrunt, älter abgründe, ahd. abgrunt, umgeformt aus älterem ahd. abgrunti, as. afgrundi Stammwort. Auch ae. (spät und selten) äfgrynde, aus wg. *af-grund-ja-; dieses ist wie gleichbedeutendes gt. afgrundiTa f. Abstraktum zu einem vorauszusetzenden Adjektiv g. *af-grund-(u)- "grundlos (= von dem der Grund entfernt ist)" (ahd. als abgrundi bezeugt), vielleicht Lehnübersetzung von gr. ábyssos (zu gr. byssós m. "Grund"). Ebenso nndl. afgrond; aus dem Mittelniederdeutschen entlehnt nschw. avgrund. Doppler, M.: Der Abgrund (Graz 1968); HWPh 1 (1971), 6. westgermanisch s. Grund abhanden abhandenAdvAdverb std.Standardwortschatz phras.Phraseologismus (14. Jh.)Stammwort. Nur noch in der Wendung abhanden kommen. Entsprechend zu zuhanden, vorhanden Zusammenrückung von ab und dem alten, umlautlosen Plural von Hand. Die zugrundeliegende Fügung ist schon althochdeutsch, die Zusammenrückung erfolgt etwa im 14. Jh., die umlautlose Form setzt sich erst im 18. Jh. allgemein durch. deutsch s. Hand Abhang AbhangSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (15. Jh., aber erst im 17. Jh. gebräuchlich geworden)Stammwort. Das Adjektiv abhängig "schräg abfallend" ist zunächst häufiger. Zu abhängen in der Bedeutung "geneigt sein". hängen. deutsch s. hängen abhängig abhängigAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (15. Jh., Bedeutung 18. Jh., das Grundwort abhängen in der Bedeutung "abhängig sein" seit dem 16. Jh.)Stammwort. Vermutlich Lehnbedeutung oder Lehnübersetzung zu l. dependEre (unter Einfluß des Französischen?) und fnhd. dependieren. S. Abhang für die ältere Bedeutung. deutsch s. hängen abhauen abhauenVswschwaches Verb "sich davon machen" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (9. Jh., Bedeutung 20. Jh.)Stammwort. Zu hauen in der nicht mehr üblichen Bedeutung "sich beeilen", die vermutlich vom Reiten ausgegangen ist: "auf das Pferd einhauen (mit Sporen und Peitsche), um es zu größerer Schnelligkeit anzutreiben". Der Ausdruck wird im 20. Jh. in der Soldatensprache allgemein und gelangt von dort aus in die Umgangssprache. deutsch s. hauen abhold abholdAdjAdjektiv erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (14. Jh.)Stammwort. Aus hold und ab "-los, wider-, miß-" wie in abgeschmackt. deutsch s. hold äbich äbichAdjAdjektiv "abgewandt, verkehrt (von der linken Seite von Geweben usw.)" per.peripherer Wortschatz arch. reg.regional(8. Jh.), mhd. ebich, ahd. abuh, as. abuh Stammwort. Aus n./wg. *abuha- Adj. "verkehrt", auch (mit grammatischem Wechsel) in anord. Ofugr; parallel (mit Ablaut und mit g. -k-) ist gt. ibuks "rückwärtsgewandt". Vergleichbare außergermanische Bildungen sind akslav. opaky "wiederum, entgegengesetzt" und ai. apAnc- "rückwärts gelegen, hinten liegend". Es handelt sich um parallele Bildungen aus ig. *ap-o/u- (aber), nicht notwendigerweise um Reflexe des gleichen grundsprachlichen Wortes. Der Anlaut des meist nur mundartlichen deutschen Wortes ist auch h- (unorganisches h), g- (Präfix ge-) und n- (m-) (falsche Ablösung). Das Suffix ist schon früh den i-haltigen Suffixen angepaßt worden und hat deshalb Umlaut bewirkt. Ebenso ne. awkward (aus dem Nordischen entlehnt), nschw. avig, nisl. öfugur. Lloyd/Springer 1 (1988), 33-36; Heidermanns (1993), 93f. indogermanisch iz Abitur AbiturSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (19. Jh.) Neoklassische Bildung. Zu l. abitUrus "einer, der weggehen wird", dem Partizip des Futurs von l. abIre "weggehen" wird im Schullatein des 17. Jhs. (über ein abitUrIre "weggehen wollen") abitUriEns und im 18. Jh. in deutschen Texten Abiturient "einer der weggehen will" gebildet. Für die zuerst 1788 in Preußen eingeführte Abschluß-Prüfung bestehen mehrere Bezeichnungen, unter anderem seit dem 18. Jh. Abiturienten-Examen(-Prüfung). Daraus wird im 19. Jh. zunächst die Kurzform Abiturium gebildet (in Analogie zu Physikum aus l. examen physicum); später auch Abitur. Also eigentlich "Prüfung für den, der (von der Schule) weggehen will". Heute vielfach in der Kurzform Abi. Ebenso nndl. abituriEnt, nschw. abiturient. L. abIre "weggehen" ist mit l. ab- "von - weg" präfigiertes l. Ire "gehen". Zu Entlehnungen aus dessen Sippe s. Exitus. DF 1 (21995), 13-16. lateinisch l abkanzeln abkanzelnVswschwaches Verb std.Standardwortschatz stil.stilistisch (17. Jh.)Hybridbildung. Zu Kanzel. Zunächst "von der Kanzel herab öffentlich nennen (nicht notwendigerweise tadelnd)", seit dem 18. Jh. in der verallgemeinerten Bedeutung "scharf tadeln". Röhrich 1 (1991), 57f. deutsch s. Kanzel abkarten abkarten(in abgekartetes Spiel u.ä.) Vswschwaches Verb "abmachen" std.Standardwortschatz phras.Phraseologismus (18. Jh.)Hybridbildung. Zu karten "Karten spielen", dann speziell "eine Karte ausspielen". Dieses vielfach übertragen für "eine Sache einfädeln, sich etwas zurechtlegen" (weil das Ausspielen einer Karte den weiteren Spielverlauf bestimmt, vgl. etwa ein guter Schachzug im übertragenen Sinn); dann mit ab- zum Ausdruck des gemeinsamen Einfädelns einer Sache. Niekerken, W. FS Pretzel (1963), 369f. (anders). deutsch s. Karte Abklatsch AbklatschSmSubstantiv Maskulinum "Nachbildung ohne eigenen Wert" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (19. Jh.)Stammwort. In der Druckersprache: "von Hand hergestellter Bürstenabzug", auch "Kopie einer Inschrift durch Anpressen von nassem Papier", von da aus übertragen. Zu klatschen (klatsch) im Sinne von "geräuschvoll andrücken". Vgl. frz. cliché "Abklatsch, Abdruck", das von einem entsprechenden nhd. klitschen, Klitsch übernommen ist (klitsch). deutsch s. klatsch Abkommen AbkommenSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (16. Jh., Bedeutung 17. Jh.)Stammwort. Wie älteres Abkommung gehört es zu abkommen in der Bedeutung "sich von einer Verpflichtung, einer Schuld, lösen, von einer Schuld wegkommen" und bezeichnet deshalb zunächst Vereinbarungen über Tilgungen und Erstattungen. Im 18. Jh. verschiebt sich bei Verb und Substantiv die Bedeutung über älteres "sich vergleichen" zu "übereinkommen" und "Vertrag, Übereinkommen". deutsch s. kommen abkratzen abkratzenVswschwaches Verb "sterben" std.Standardwortschatz vulg.vulgär (19. Jh.)Stammwort. Eigentlich "sich mit einem Kratzfuß verabschieden"; dann "sich davonmachen". deutsch s. kratzen Abkunft AbkunftSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (17. Jh.)Stammwort. Abstraktum zu nicht mehr üblichem abkommen "abstammen". kommen. deutsch s. kommen Ablaß AblaßSmSubstantiv Maskulinum "Erlaß der Sündenstrafen" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (9. Jh.), mhd. abelAz, ahd. ablAz, mndd. aflAt n., mndl. aflAte Stammwort. Das Verbalabstraktum zu ablassen kann neben konkreten Bedeutungen auch die Vergebung im christlichen Sinne als Übersetzung von gr. áphesis, l. remissio (peccatorum) meinen. Seit dem 11. Jh. bezeichnet es entsprechend der neuen Ablaßlehre als Bedeutungsentlehnung aus kirchen-l. indulgentia f. den Nachlaß der zeitlichen Sündenstrafen (später speziell durch Ableistung guter Werke oder Geldzahlung an kirchliche Einrichtungen). Bei Luther ist das Wort nach niederdeutschem Sprachgebrauch ein Neutrum. Ebenso nndl. aflaat. LM 1 (1980), 43-46; Röhrich 1 (1991), 58. deutsch s. lassen Ablativ AblativSmSubstantiv Maskulinum (Kasus zur Markierung der Herkunft, z.B. im Lateinischen) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh., Form 18. Jh.)Entlehnung. Zunächst in der lateinischen Form Ablativus entlehnt, dann endungslos. Aus l. (cAsus) ablAtIvus "der die Trennung ausdrückende Fall", zu l. ablAtus "weggetragen, weggebracht", dem PPP. von l. auferre, zu l. ferre "tragen" und l. ab- "von - weg". Ebenso nndl. ablatief, ne. ablative, nfrz. ablatif, nschw. ablativ. Zu Entlehnungen aus der Sippe des zugrundeliegenden Partizips lAtum s. Prälat. Leser, E. ZDW 15 (1914), 53. lateinisch l ablaufen ablaufenVststarkes Verb (in der Wendung jemanden ablaufen lassen "eine Abfuhr erteilen") erw.erweiterter Standardwortschatz stil. phras.Phraseologismus(16. Jh.)Stammwort. Ursprünglich aus der Fechtersprache "so parieren, daß die Klinge des Gegners an der eigenen abgleitet". Seit dem 17. Jh. übertragen gebraucht. - Die Uhr/Zeit ist abgelaufen wurde ursprünglich von der Sanduhr gesagt. Zu den Rang ablaufen s. Rank. Röhrich 1 (1991), 58. deutsch s. laufen Ablaut AblautSmSubstantiv Maskulinum (ein Vokalwechsel) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Stammwort. Zunächst gebraucht im Sinne von "mißtönend", speziell, um den unregelmäßigen Vokalismus der starken Verben zu kennzeichnen. Dabei ist ab- im Sinne von "abweichend vom Regelmäßigen" zu verstehen. Von J. Grimm 1819 als grammatischer Terminus festgelegt. Laut. Schoppe, G. GRM 11 (1923), 184. deutsch s. Laut Ableger AblegerSmSubstantiv Maskulinum erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Stammwort. Zu ablegen, das in früherer Zeit eine Reihe von Sonderbedeutungen hatte, so auch "Ausläufer bekommen, absenken" im Gartenbau. deutsch s. legen ablehnen ablehnenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (16. Jh.)Stammwort. Zu lehnen1. Zunächst in der systematischen Bedeutung "etwas Angelehntes wegnehmen" (nie in rein gegenständlicher Bedeutung bezeugt), z.T. von sich ablehnen, dann - wohl unter Einfluß von l. dEclInAre (das aber eher "ablenken" bedeutet) - "abwehren, abschlagen". Öhmann, E. NPhM 58 (1958), 1-3. deutsch s. lehnen1 abluchsen abluchsenVswschwaches Verb "(mit List) wegnehmen, abschwatzen" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (18. Jh.), ahd. [ar-]liuhhan (mit Diphthong statt Vokallänge), afr. lUka Stammwort. Ursprünglich niederdeutsches Intensivum zu mndd. luken "ziehen, zupfen", dieses aus wg. *leuk-a- "rupfen" in ae. lUcan, afr. lUka, ahd. [ar-] liuhhan (mit Diphthong statt Vokallänge), aus ig. *leug- in ai. rujáti "zerbricht, zerschmettert, zertrümmert", lit. láuzti "brechen, aufbrechen". Zur Bedeutungsentwicklung vgl. jemanden rupfen, zur Form ndd. (Hildesheim) luckßen "saugen (vom Kleinkind)", wobd. (Elsaß) liechsen "Hanf raufen". Jirlow (1926), 8; Niekerken, W. FS Pretzel (1963), 369f. deutsch iz abmarachen abmarachenVswreflreflexives Verb "sich abquälen" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (18. Jh.)Nicht etymologisierbar. Ursprünglich ndd. Entstehung dunkel. Weißbrodt, E. ZDPh 64 (1939), 308 (= jiddisch); Wolf (1985), 31 (= jiddisch); Röll, W. AIGK VII, 5 (1986), 60f. (gegen jiddisch). deutsch d abmergeln abmergelnVsw ausgemergelt. abmurksen abmurksenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz vulg.vulgär (18. Jh.)Stammwort. Gelegentlich literarisch. Expressive s-Bildung zu ndd. murken "töten", dieses aus mndd. morken "zerdrücken". Vgl. zum Bedeutungsübergang mhd. zermürsen, zermüschen "zerdrücken, ein Tier zertreten". Vermutlich zu ig. *mere- "zerdrücken" in (spät-)anord. merja "zerquetschen", l. mortArium "Mörser", gr. maraínO "ich reibe auf, vernichte", ai. mrnati "zermalmt" (lautlich mehrdeutig). Vielleicht als Lautvariante genauer zu vergleichen mit ai. marcáyati "beschädigt, versehrt" (ai. marká- m. "Vernichtung, Tod"), l. murcus "verstümmelt". S. auch Murk und murksen. deutsch iz abnorm abnormAdjAdjektiv "ungewöhnlich, unnatürlich" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. abnormis "von der Regel abweichend" (zu l. ab- "von - weg" und l. nOrma "Regel, Norm"). Dazu seit dem 19. Jh. die neoklassische Erweiterung abnormal, wohl durch den Einfluß von anomal. Ebenso nndl. abnormaal, ne. abnormal, nschw. abnorm, nnorw. abnorm. DF 1 (21995), 16f. lateinisch l abonnieren abonnierenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (18. Jh.) mit Adaptionssuffix. Entlehnt aus frz. s'abonner bzw. abonner (eigentlich "ausbedingen, festsetzen"), aus afrz. abosner "abgrenzen", zu afrz. bosne "Grenzstein" (später borne usw.). Das französische Wort bedeutet unter anderem auch "etwas im voraus bestellen" und wird speziell in Bezug auf Zeitungen, kulturellen Veranstaltungen usw. verwendet. In diesem Sinn wird es entlehnt. Die ursprüngliche Konstruktion ist sich bei/auf etwas abonnieren (frz. abonner quelqu'un à quelque chose), dann im Deutschen ohne französisches Vorbild transitiv geworden. Die alte Konstruktion ist heute nur noch in übertragener Bedeutung üblich (auf den Sieg abonniert usw.) Konkretum: Abonnement; Nomen agentis: Abonnent (Anpassung von frz. abonné, zunächst auch Abonnierter. Ebenso nndl. zich abonneren, nschw. abonnera, nnorw. abonnere. S. auch borniert. Schirmer (1911), 4; DF 1 (21995), 17-22. französisch frz Abort 1 Abort 1SmSubstantiv Maskulinum "Klosett" erw.erweiterter Standardwortschatz reg.regional (16. Jh., Standard 18. Jh.)Stammwort. Hüllwort für älteres Abtritt, aus ab und Ort als "abgelegener Ort"; schon mndd. afort in dieser Bedeutung. Der Abtritt war ursprünglich ein Ort im Freien; er wurde dann überdacht und war, auch als er in das Wohngebäude einbezogen wurde, zunächst von den Wohnräumen möglichst weit entfernt. Mit Betonung des zweiten Gliedes (außer in der Schweiz) unter dem Einfluß von Abort2 (oder mit verhüllender Entstellung durch Fremdwort-Betonung?). HWDA 1 (1927), 91-95; RGA 1 (1973), 15-18; Hiersche A(1986), 13; Frey, M.: Der reinliche Bürger (Göttingen 1997). deutsch s. ab, s. Ort Abort 2 Abort 2SmSubstantiv Maskulinum "Fehlgeburt" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (14. Jh., Form 17. Jh.)Entlehnung. Als medizinisches Fachwort entlehnt aus l. abortus "Fehlgeburt", zunächst in lateinischer Form, dann endungslos. Das lateinische Wort ist ein Abstraktum zu l. aborIrI "vergehen, dahinschwinden", speziell (zunächst unpersönlich) "abgehen", dann auch persönlich "eine Fehlgeburt haben", aus l. ab- "von - weg" und l. orIrI "sich erheben, hervorkommen". Zu Entlehnungen aus dessen Sippe s. Orient. Ebenso nndl. abortus, ne. abortion, nfrz. avortement, nschw. abort, nnorw. abort. BlW 1 (1981), 48f.; DF 1 (21995), 22-24. lateinisch l abrackern abrackernVsw Racker. Abrakadabra AbrakadabraPtklPartikel (Formelwort) std.Standardwortschatz (16. Jh.) Wanderwort. Ein in mehreren Sprachen bezeugtes Zauberwort, zunächst zur Abwehr gegen bestimmte Krankheiten; im Lateinischen seit dem 3. Jh. nachgewiesen. Über die Herkunft sind nur Spekulationen möglich. Ebenso nndl. abracadabra, ne. abracadabra, nfrz. abracadabra, nschw. abrakadabra, nnorw. abrakadabra. HWDA 1 (1927), 95-97; Buchholz, W. Zeitschrift für Religion und Geistesgeschichte 8 (1956), 257-259; Barb, A. A. FS Deonna (Bruxelles 1957), 67-73; Brandenstein, W. Studies presented to J. Whatmough (s'Gravenhage 1957), 26f. (Herleitung aus dem Thrakischen "Schaum und Asche", vielleicht auch "Nebel und Rauch"); BlW 1 (1981), 51; Röhrich 1 (1991), 58f.; DF 1 (21995), 26f.; Biedermann (1998), 17-19. lateinisch ? Abriß AbrißSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (16. Jh., Bedeutung 19. Jh.)Stammwort. In der Bedeutung "kurze Zusammenfassung" bezeugt seit dem 19. Jh. Ursprünglich ein nur in den Umrissen entworfenes Bild, zu (ab-)reißen in der Bedeutung "zeichnen". reißen. deutsch s. reißen abrupt abruptAdjAdjektiv "plötzlich, jäh" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. abruptus, dem PPP. von l. abrumpere "abreißen, losreißen", aus l. rumpere (ruptum) "reißen, zerbrechen" und l. ab- "von - weg". Ebenso nndl. abrupt, ne. abrupt, nfrz. abrupt, nschw. abrupt, nnorw. abrupt. Zur germanischen Verwandtschaft s. Raub. korrupt, Eruption, Bankrott, Rotte, Route. BlW 1 (1981), 56; DF 1 (21995), 27f. lateinisch l Absatz AbsatzSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (14. Jh., Bedeutung 17. Jh.)Stammwort. In der Bedeutung "Teil des Schuhs" seit dem 17. Jh., ausgehend von Absatz "Abschnitt, Unterbrechung", dann "Stufe, Podest" u.ä. zu absetzen. setzen. deutsch s. sitzen abschätzig abschätzigAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (15. Jh.)Stammwort. Zu abschätzen in der fachsprachlichen Bedeutung "etwas als minderwertig einstufen und deshalb aus dem Verkehr ziehen (Münzen, Brot u.ä.)". Schatz. deutsch s. Schatz Abschaum AbschaumSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (15. Jh.)Stammwort. Ursprünglich der sich beim Sieden und Schmelzen bildende unreine Schaum, der abgeschöpft wird. Rückgebildet aus abschäumen "den Schaum entfernen" (das Verb wie abrahmen zu Rahm1, die Rückbildung auch in Abraum zu abräumen). Vor allem übertragen gebraucht und in übertragener Bedeutung auch früher als in der eigentlichen Bedeutung bezeugt. Schaum. deutsch s. Schaum Abscheu AbscheuSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (16. Jh.)Stammwort. Rückbildung aus etwas älterem abscheuen Vsw. "zurückscheuen, sich entsetzen" (heute ersetzt durch das denominale verabscheuen). Die Rückbildung zeigt sich im maskulinen Genus, neben dem aber auch das feminine steht. Hierzu das Adjektiv abscheulich. scheu. deutsch s. scheu Abschied AbschiedSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (15. Jh.), fnhd. abscheid und (seltener) abschid zu fnhd. abscheiden "weggehen" (scheiden) Stammwort. Der Vokal des Partizips hat sich hier (im Gegensatz zu Bescheid; bescheiden) durchgesetzt. Vom Verbum ist noch das erstarrte Partizip abgeschieden "zurückgezogen" erhalten; vgl. auch die Abgeschiedenen "die Toten" (fnhd. abscheid häufig = "Tod"). Denominal verabschieden Vsw. Ebenso nndl. afscheid. Röhrich 1 (1991), 60. deutsch s. scheiden Abschlag AbschlagSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz stil.stilistisch (13. Jh., Bedeutung 16. Jh.)Stammwort. In den kaufmännischen Bedeutungen "Rechnungsabzug, Teilzahlung" seit dem 16. Jh. bezeugt. Zu abschlagen, das schon mittelhochdeutsch übertragen für "verringern" in verschiedenen Anwendungsbereichen gebraucht wird (wenn man Teile von etwas abschlägt, dann wird es kleiner). schlagen. deutsch s. schlagen Abschreibung AbschreibungSfSubstantiv Femininum erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh., Bedeutung 19. Jh.)Hybridbildung. Der heutige technische Sinn aus älteren Bedeutungen von abschreiben wie "tilgen, löschen (aus Dokumenten), abbuchen". schreiben. deutsch s. schreiben abschüssig abschüssigAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (16. Jh.)Stammwort. Zu Abschuß "Abhang", eigentlich "Stelle, von der das Wasser schnell abfließen (abschießen) kann". schießen. deutsch s. schießen absehen absehenVsw Absicht. Abseite AbseiteSfSubstantiv Femininum "Seitenschiff (einer Kirche); Nebenraum unter der Dachschräge" ndd. per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (12. Jh.), mhd. absIte, mndd. afside "Seitengewölbe" Volksetymologie. Entlehnt aus kirchen-l. absIda "Wölbung, Chorkapelle" zu gr. apsís (apsidos) "Gefüge, Gewölbe". Die Lautform ist angelehnt an ab und Seite; auch die niederdeutsche Bedeutung steht wohl unter dem Einfluß dieses sekundären Anschlusses. Ebenso nndl. apsis, ne. apse, apsis, nfrz. abside, ndn. apsis. Lloyd/Springer 1 (1988), 30-32; BlW 1 (1981), 66f. lateinisch gr abseits abseitsAdvAdverb std.Standardwortschatz (17. Jh.)Stammwort. Neben diesseits, jenseits und wie diese ursprünglich ohne -s. Vielleicht in Anlehnung an das ältere seitab, sonst unklar. Als Fachausdruck im Fußballsport (auch substantiviert, n.) im 20. Jh. übersetzt das Wort ne. off side. Röhrich 1 (1991), 61. deutsch s. Seite Absicht AbsichtSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (16. Jh., Form 17. Jh.)Stammwort. Für älteres Absehen, bei dem sich die Bedeutung "Bestreben, Augenmerk" aus konkretem "Ziel, Visier" entwickelte. Zu absehen "eine Schußwaffe auf jmd. richten" (daraus es auf jemanden oder etwas abgesehen haben). sehen. HWPh 1 (1971), 9-12. deutsch s. sehen Absinth AbsinthSmSubstantiv Maskulinum "Wermutbranntwein" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. absinthe f. (auch "Wermut"), dieses aus l. absinthium n. (und absinthiAtum vInum "Wermutwein"), dieses aus gr. apsínthion n. "Wermut" (und apsinthíthEs oinos "Wermutwein"). Die weitere Herkunft ist nicht sicher geklärt (vermutlich aus einer Substratsprache entlehnt). Ebenso nndl. absint, ne. absinth(e), nschw. absint, nnorw. absint. BlW 1 (1981), 65f.; Ntelopoulos, G.A. Glossologia 5-6 (1986-1987), 157-179. französisch gr absolut absolutAdjAdjektiv "unbedingt, vollkommen" std.Standardwortschatz (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. absolUtus "losgelöst, unabhängig, in sich abgeschlossen, vollständig", dem PPP. von l. absolvere (absolUtum) "lösen, entlassen, freisprechen, zum Abschluß bringen" (absolvieren). Auf die konkreten Verwendungsmöglichkeiten (in Politik, Philosophie usw.) hat auch die französische Entsprechung absolu eingewirkt. Zum Begriff der absoluten Monarchie gehört die Weiterbildung Absolutismus. Ebenso nndl. absoluut, ne. absolute, nfrz. absolu, nschw. absolut, nnorw. absolutt. Weimann, K.-H. DWEB 2 (1963), 385; HWPh 1 (1971), 12-33; BlW 1 (1981), 68-75; Vierhaus, R.: Patriotismus (Göttingen 1987), 63-83; DF 1 (21995), 34-41. lateinisch l absolvieren absolvierenVswschwaches Verb "freisprechen, abschließen" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (13. Jh., "zu Ende führen", 16. Jh.) mit Adaptionssuffix. Entlehnt aus l. absolvere, zu l. solvere (solUtum) "lösen" und l. ab- "von - weg". Der Bedeutungsübergang von "lösen" zu "beenden" geht entweder über "aufbinden, erlösen" oder er bezieht sich auf das Ablösen des Werkstücks aus dem Herstellungsgerät nach der Fertigstellung. Das zugehörige Abstraktum ist Absolution (14. Jh.); Nomen agentis: Absolvent; Partizip: absolut. Ebenso nschw. absolvera, nnorw. absolvere. Zur Sippe des zugrundeliegenden l. solvere gehören außer dem PPP. absolut noch das PPP. resolut mit dem Abstraktum Resolution. Verwandt ist gr. lYein "lösen", dessen Sippe unter Analyse aufgeführt ist. Zur germanischen Verwandtschaft s. verlieren. Röhrich 1 (1991), 61; DF 1 (21995), 48-54. lateinisch l absorbieren absorbierenVswschwaches Verb "aufsaugen" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (17. Jh.) mit Adaptionssuffix. Entlehnt aus l. absorbEre, zu l. sorbEre "schlucken, aufsaugen" und l. ab- "von - weg". Zunächst in die medizinische Fachsprache entlehnt, dann Verallgemeinerung der Bedeutung im 18. Jh. Heute auch übertragen für "ganz in Anspruch nehmen". Abstraktum ist Absorption. Ebenso nndl. absorberen, ne. absorb, nfrz. absorber, nschw. absorbera, nnorw. absorbere. BlW 1 (1981), 76f.; DF 1 (21995), 54-58. lateinisch l abspannen abspannenVsw abspenstig. abspeisen abspeisenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz phras.Phraseologismus (16. Jh., Bedeutung 17. Jh.)Hybridbildung. Vor allem in sich (nicht) abspeisen lassen. Ursprünglich "jemanden mit einer bestimmten Speise (einem bestimmten Futter) ernähren", dann - vor allem mit lassen - verwendet für "sich (nicht) mit etwas zufrieden geben". Vielleicht bezieht sich die Redewendung auf den Brauch, seinem Freier durch das Vorsetzen bestimmter Speisen Annahme oder Ablehnung mitzuteilen. Ebenso nschw. avspisa, nnorw. avspise; Speise. Röhrich 1 (1991), 61f. deutsch s. Speise abspenstig abspenstig(in jemandem jemanden abspenstig machen) AdjAdjektiv "abgewandt" std.Standardwortschatz phras.Phraseologismus (14. Jh., Form 16. Jh.)Stammwort. Seit dem 16. Jh. für älteres abspännig zu abspanen (abspenen) "weglocken" aus ahd. spanan, as. spanan "locken", spmhd. abspenen (abspanen) "weglocken"; die heutige Form gehört zum (s)ti-Abstraktum (ahd.) spanst "Lockung". Das Verbum aus wg. *span-a- Vst. "locken", auch in ae. spanan, afr. spona, (anord. spenja Vsw.), ohne klare Vergleichsmöglichkeit. Als Grundwort wird seit frühneuhochdeutscher Zeit abspannen "ausspannen" verstanden, doch beruht dies auf sekundärer Anlehnung. Gespenst. deutsch gwn Abstand AbstandSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (15. Jh.)Stammwort. In der eigentlichen Bedeutung "Entfernung" und der übertragenen Bedeutung "Verzicht" (Abstand leisten) Verbalabstraktum zu mhd. abestAn "abstehen, entfernt sein; überlassen, verzichten". Dieses zu ab und stehen bzw. Stand. deutsch s. Stand abstatten abstattenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz phras.Phraseologismus (16. Jh.)Stammwort. Meist nur in einen Besuch abstatten (oder Dank abstatten). Zu mhd. staten "an seine Stelle bringen, zu etwas verhelfen"; dann auch sehr allgemein "abfinden, entrichten", zu Statt (und ausstatten, erstatten). deutsch s. Statt Abstecher AbstecherSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz phras.Phraseologismus (17. Jh., Bedeutung 18. Jh.)Entlehnung. In der niederländischen Seemannssprache gibt es zu nndl. afsteken "(ein kleines Beiboot mit Hilfe des Bootshakens vom Schiff) abstoßen" den Ausdruck een afsteker maken "eine kurze Fahrt mit dem Beiboot machen" (nndl. steken im Sinn von "stechen, stoßen, stochern"). Beides ins Deutsche entlehnt, wo das Substantiv im 18. Jh. mit allgemeinerer Bedeutung in die Gemeinsprache gelangt, das Verb schon seit dem 16. Jh., hochdeutsch 17. Jh. Eine entsprechende Bedeutung von stechen liegt vor bei in See stechen. ndl Abstinenz AbstinenzSfSubstantiv Femininum "Enthaltsamkeit" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (13. Jh., Form 15. Jh.)Entlehnung. In lateinischer Form entlehnt aus l. abstinentia, einem Abstraktum zu l. abstinEns (-entis) "enthaltsam", dem PPräs. von l. abstinEre "sich enthalten", zu l. tenEre "halten, festhalten" und l. ab- "von - weg"; endungslos seit dem 15. Jh. Zunächst kirchlicher und medizinischer Fachausdruck; die Bedeutungsverengung auf alkoholische Getränke erfolgt Mitte des 19. Jhs. unter Einfluß von ne. (total) abstinence. Adjektiv: abstinent; Täterbezeichnung: Abstinenzler (Hybridbildung). Ebenso ne. abstinence, nfrz. abstinence. Zu Entlehnungen aus der Sippe des zugrundeliegenden l. tenEre "halten" s. Tenor1. Weimann, K.-H. DWEB 2 (1963), 385; BlW 1 (1981), 86-94; DF 1 (21995), 58-62. lateinisch l abstrakt abstraktAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. abstractus (eigentlich "abgezogen"), dem PPP. von l. abstrahere "abziehen, wegziehen", zu l. trahere (tractum) "ziehen, herleiten" und l. ab- "von - weg". Das Gegensatzpaar abstrakt - konkret geht auf den spätrömischen Philosophen Boethius zurück, wobei abstrakt das gr. tà ex aphairéseOs (Aristoteles) übersetzt; gemeint ist dabei eine für sich allein gedachte Eigenschaft, die aber gar nicht von einem Substrat getrennt auftreten kann und deshalb von ihm "abgezogen" werden muß. Verbum: abstrahieren "auf das Begriffliche zurückführen"; Abstraktum: Abstraktion. Substantivierung: Abstraktum "das Abstrakte, Substantivierung eines Verbs oder Adjektivs ohne Bedeutungsveränderung". Ebenso nndl. abstract, ne. abstract, nfrz. abstrait, nschw. abstrakt, nisl. afstrakt. Zur germanischen Verwandtschaft s. tragen. Zur Sippe von l. trahere "ziehen" gehören als Präfigierungen attrahieren, subtrahieren, extrahieren, kontrahieren mit ihren Abstrakta Attraktion, Subtraktion und den Substantivierungen aus dem Partizip Extrakt, Kontrakt - ebenso aus dem Simplex: Trakt; über das Italienische: Tratte, über das Französische aus einem Partizip einer Präfigierung mit l. prO-: Porträt. Auf Weiterbildungen aus der Form des Partizips gehen zurück: Traktat und über das Französische malträtieren (zu tractAre), ebenfalls aus dem Französischen Trasse (aus *tractiAre) und (über das Englische) trainieren (*tragInAre). HWPh 1 (1971), 33-66; Pfeifer, W. Philologus 123 (1979), 171f.; LM 1 (1980), 50-60; BlW 1 (1981), 94; DF 1 (21995), 62-74. lateinisch l abstrus abstrusAdjAdjektiv "absonderlich" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. abstrUsus "verborgen", dem PPP. von l. abstrUdere "verstecken, verbergen", zu l. trUdere (trUsum) "stoßen, drängen" und l. ab- "von - weg". Die Bedeutungsverschlechterung von "verborgen" zu "absonderlich" erst im Deutschen. Ebenso ne. abstruse, nfrz. abstrus, nschw. abstrus. Zur germanischen Verwandtschaft s. verdrießen. BlW 1 (1981), 95; DF 1 (21995), 74. lateinisch l absurd absurdAdjAdjektiv "widersinnig" std.Standardwortschatz (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. absurdus (eigentlich "mißtönend"), das zu einem lautmalerischen l. susurrus "Zischen" gestellt wird. Früher vor allem üblich in der Sprache von Philosophie und Logik (vgl. ad absurdum führen). Abstraktum: Absurdität. Ebenso nndl. absurd, ne. absurd, nfrz. absurde, nschw. absurd, nnorw. absurd. Zur germanischen Verwandtschaft s. schwirren. HWPh 1 (1971), 66f.; Jones, W. J. SN 51 (1979), 247f.; LM 1 (1980), 60; BlW 1 (1981), 99-101; Röhrich 1 (1991), 65f.; DF 1 (21995), 75-78. lateinisch l Abszeß AbszeßSmSubstantiv Maskulinum "eitrige Geschwulst" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. abscessus (eigentlich "Weggang, Absonderung"), zu l. abscEdere "weggehen, entweichen, sich entfernen", zu l. cEdere (cessum) "weichen" und l. ab- "von - weg". Gemeint ist die Absonderung des Eiters. Ebenso nndl. abces, ne. abscess, nfrz. abcès, nschw. abscess, nnorw. abscess. Zur Sippe des zugrundeliegenden lateinischen Verbs cEdere "weichen" gehören als tu-Stämme die Präfigierungen: Abszeß, Exzeß, Prozeß und als zugehörige Adjektiv-Bildung sukzessiv. Abstraktbildungen sind Konzession, Prozession, Rezession, Sezession; von anderer Bildungsweise, zusammengerückt mit der Negation, l. necesse "notwendig", übernommen über das Französische in Necessaire; als französische Bildung Prozedur. Zu einem Partizip des Präsens Präzedenzfall; und zu einer Adjektivbildung aus dem PPP. über das Französische: Accessoires. BlW 1 (1981), 57; DF 1 (21995), 78f. lateinisch l Abszisse AbszisseSfSubstantiv Femininum "auf der X-Achse eines Koordinatensystems abgetragene erste Koordinate eines Punktes", auch "X-Achse eines Koordinatensystems" (kurz für Abszissenachse) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.) Neoklassische Bildung. Entlehnt aus neo-kl. (lInea) abscissa "die Abgeschnittene (Linie)", zu l. abscindere "abspalten, trennen", aus l. scindere (scissum) "zerreißen, spalten" und l. ab- "von - weg". Gemeint sind zunächst Abschnitte in einem Koordinatensystem, die sich durch eine Gerade schneidende Parallelen ergeben, vor allem bei der Beschreibung von Kegelschnitten. Die Terminologie ist aber bis ins 19. Jh. auch im Lateinischen uneinheitlich. L. abscissa erscheint erst seit dem 17. Jh. und wird seit Leibniz (1675) als Fachwort anerkannt. Nach ihm setzt sich eine einheitliche Terminologie für das Koordinatensystem durch. Ebenso nndl. abscis, ne. abscissa, nfrz. abscisse, nschw. abskissa, nnorw. abscisse. Zur germanischen Verwandtschaft s. scheiden. Schirmer (1912), 1; Tropfke, J.: Geschichte der Elementar-Mathematik VI (1924), 92-95, 116-119. lateinisch l Abt AbtSmSubstantiv Maskulinum "Vorsteher eines Mönchsklosters" std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. abbet, ahd. abbat, mndl. apt, abtEntlehnung. Aus kirchen-l. abbAs, Akk. abbAtem; dieses aus ntl.-gr. abbA; dieses aus aram. abbA "Vater" (ursprünglich Lallwort), zunächst entlehnt als Anrede für Gott im Gebet, dann seit dem 4. Jh. als Anrede und Titel angesehener Mönche gebraucht; im 7./8. Jh. vor allem durch die Benediktiner verbreitet. Frühe Entlehnung auch in afr. abbed, ebbede; ae. abbad, ne. abbot. Aus dem Altenglischen weiterentlehnt nschw. abbot und nisl. (anord.) ábóti (umgedeutet zu "Verbesserer," zu der Sippe von büßen). Hierzu Abtei, mhd. abbeteie, ahd. abbateia aus kirchen-l. abbAtia (ahd. abbateia zeigt eine frühe Entlehnungsform des Suffixes, später an das aus dem Französischen kommende -Ie angeglichen); und Äbtissin, mhd. eppetisse, ahd. abbatissa aus kirchen-l. abbAtissa. Die pleonastische Erweiterung mit -in1 (wie in Prinzessin, Diakonissin) seit dem 15. Jh. Ebenso nndl. abt, ne. abbot, nfrz. abbé, nschw. abbot, nisl. ábóti. Lloyd/Springer 1 (1988), 19-23; LM 1 (1980), 60-63; BlW 1 (1981), 18f. lateinisch aram Abteil AbteilSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (14. Jh., Bedeutung 19. Jh.)Stammwort. Von Sarrazin 1886 als Ersatzwort für Coupé vorgeschlagen, und zwar als Maskulinum (wohl im Rückgriff auf älteres Abteil m./n. "Anteil, Apanage", bezeugt seit dem 14. Jh., vor allem norddeutsch; es handelt sich dabei um eine Rückbildung aus abteilen, parallel zu dem Abstraktum Abteilung). Das Wort wird durch den offiziellen Gebrauch in Deutschland (mindestens zunächst nicht in der Schweiz und in Österreich) durchgesetzt, übernimmt aber von Coupé das neutrale Genus (und meistens die Betonung auf der zweiten Silbe). deutsch s. Teil abträglich abträglichAdjAdjektiv "schädlich" std.Standardwortschatz phras.Phraseologismus (13. Jh., Bedeutung 16. Jh.)Stammwort. Fast nur in einer Sache abträglich sein. In der heutigen Bedeutung seit dem 16. Jh. zu Abtrag "Beeinträchtigung, Schädigung"; dieses zu abtragen, das zunächst "wegtragen, stehlen, unterschlagen", dann allgemein "schädigen, zum Nachteil gereichen" bedeutet. Frühere Belege für das Adjektiv gehen von anderen Bedeutungen des Verbs aus ("tilgend, entschädigend"). tragen. deutsch s. tragen abtreiben abtreibenVststarkes Verb "eine Schwangerschaft abbrechen" std.Standardwortschatz (12. Jh., Bedeutung 16. Jh.)Stammwort. Zu den verschiedenen älteren Bedeutungen des Verbs ("vertreiben, hindern, fortnehmen, wegschwemmen") gehört auch "absondern, ausscheiden", etwa von Metallen, und parallel hierzu "eine Schwangerschaft abbrechen, einen Fötus ausscheiden", auch "Gallensteine usw. ausscheiden". treiben. deutsch s. treiben Abtritt AbtrittSmSubstantiv Maskulinum "Klosett" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (16. Jh.)Stammwort. Eigentlich "Weggang, abgelegener Ort" zu abtreten in der Bedeutung "weggehen". Neuer austreten. Ältere Bedeutungen des Wortes ("Weggang, Rücktritt, Abfall", seit dem 14. Jh.) sind wegen dieser "negativen" Bedeutung des Wortes später vermieden worden. Vgl. Abort1, treten. LM 1 (1980), 65f. deutsch s. treten abtrünnig abtrünnigAdjAdjektiv erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (9. Jh.), mhd. abetrünnec, ahd. ab(a)trunnIg Stammwort. Neben mhd. abetrünne, ahd. abtrunni, aus dem es wohl umgebildet ist. Dieses ist vermutlich Adjektiv-Bildung oder Nomen agentis mit der Bedeutung "Weggelaufener, Überläufer". Bildungstyp unklar. Das Grundwort wird unter entrinnen behandelt. Heidermanns (1993), 605f. deutsch s. entrinnen abwegig abwegigAdjAdjektiv std.Standardwortschatz stil.stilistisch (15. Jh.)Stammwort. Zu Abweg "Irrweg" (auch "Seitenweg") neben adverbialem ab weg "neben dem Weg, beiseite" (Weg), also "irrig" (auch "abliegend, umständlich"). deutsch s. Weg abwesend abwesendAdjPPPartizip std.Standardwortschatz (11. Jh., Form 15. Jh.)Stammwort. Schon Notker (um 1000) übersetzt l. abesse "fern sein, fehlen" mit ahd. abawesen. Während die finiten Formen keine große Rolle spielen, werden im Laufe der Zeit die Nominalformen wichtig: Seit dem 14. Jh. abewesen, im 16. Jh. zu abwesenheit verdeutlicht (vgl. zur Bildung Unwissenheit, Wohlhabenheit); im 15. Jh. zunächst ndd. afwesend, bald darauf auch oberdeutsch. Wesen, Anwesen, anwesend. Röhrich 1 (1991), 63 deutsch s. Wesen abzapfen abzapfenVswschwaches Verb "durch Wegnehmen eines Zapfens auslaufen lassen" std.Standardwortschatz (16. Jh.)Stammwort. Von Anfang an übertragen gebraucht (Blut, Geld abzapfen); Zapfen. deutsch s. Zapfen abzwacken abzwackenVsw zwacken. Accessoires Accessoires(Aussprache überwiegend [asesoár], vermutlich durch den Einfluß von Necessaire) SplSubstantiv Plural erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. accessoires, zu frz. accessoire "zusätzlich". Dieses aus ml. accessorius "zusätzlich", zu l. accessus, dem PPP. von l. accEdere "hinzukommen", aus l. cEdere (cessum) "gehen, treten" und l. ad- "hinzu"; als Wort der Mode seit dem 20. Jh. Zur Sippe des zugrundeliegenden l. cEdere s. Abszeß. Ebenso nndl. accessoires, ne. accessories, nschw. accessoarer. DF 1 (21995), 82-84. französisch frz ach achInterjInterjektion std.Standardwortschatz (10. Jh.), mhd. ach, ahd. ah, mndd. ach, mndl. ach, nndl. ach "ach" Stammwort, auch nschw. ack, ndn. ak. Unklar ist der Zusammenhang mit ähnlichen Interjektionen außergermanischer Sprachen, vor allem lit. àk "ach" und air. uch, och, ach "ach, weh", und mit dem starken Verb ae. acan "schmerzen" (ne. ache "Schmerz, schmerzen"). Schon in frühmittelhochdeutscher Zeit auch substantiviert, heute z.B. noch in mit Ach und Krach (ursprünglich "mit Ächzen und Krächzen", dann auf eine Situation bezogen, in der dies auftritt, "mit knapper Not"). ächzen. Schwentner (1924), 17f.; Lloyd/Springer 1 (1988), 98f.; Röhrich 1 (1991), 63. indogermanisch iwo Achat AchatSmSubstantiv Maskulinum (Halbedelstein) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (12. Jh., Form 15. Jh.)Entlehnung. In lateinischer Form entlehnt aus l. achAtEs, dieses aus gr. achatEs; endungslos seit dem 15. Jh. Die weitere Herkunft ist nicht sicher geklärt. Eine ältere Entlehnungsform ist agat (12. Jh.). Ebenso nndl. agaat, ne. agate, nfrz. agate, nschw. agat, nnorw. agat. Lüschen (1979), 163f.; Lloyd/Springer 1 (1988), 87. lateinisch gr Ach(e) Ach(e)SfSubstantiv Femininum "Wasserlauf" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (8. Jh.), mhd. ache, ahd. aha, as. aha Stammwort. Aus g. *ahwO f. "Wasserlauf", auch in afr. A, E, ae. Ea, anord. á, O, gt. aha; dieses aus ig. (weur.) *akwA (oder eher *ekwA) "Wasser, fließendes Wasser", auch in l. aqua. Vielleicht hierzu als Denominative: heth. ekuzi "bekommt Wasser, trinkt", toch. AB yok- "trinken". Das Wort ist seit mittelhochdeutscher Zeit nur noch mundartlich und (häufig) in Namen bezeugt, gelegentlich wiederbelebt. Ebenso nschw. o, nisl. á. S. Au und die Bildungen auf Aqua-. Darms (1978), 25-33; Lloyd/Springer 1 (1988), 99-103; Bader, F. FS Polomé 2 (1992), 380-405. indogermanisch iz Achel AchelSfSubstantiv Femininum "Granne, Abfall (von Flachs und Hanf)" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (15. Jh.)Stammwort. In seiner späten Bezeugung als niederdeutsche Aussprache von agel gleicher Bedeutung erklärbar. Allerdings ist ahd. einmal eine Variante ahil zu ahir (Ähre) bezeugt, so daß eine alte, nicht literarisch gewordene Form nicht auszuschließen ist. Vorauszusetzen ist auf jeden Fall wg. *agilO(n)- f. "Granne" in ae. egl(e), ndd. agel, egel, wozu die althochdeutsche Form (wenn sie echt ist) eine Form ohne grammatischen Wechsel und evtl. der Suffixform -ula- wäre. Dieses ist eine l-Ableitung zu ig. *aK- "spitzig", wie etwa auch l. aculeus "Stachel", bulg. osíl "Granne" (akslav. osla "Schleifstein"), ohne daß eine gemeinsame Vorform vorausliegen muß. Ebenso ne. ail; Ähre. Lloyd/Springer 1 (1988), 105-107; BlW 1 (1981), 294 (zu l. acus "Spreu"). Zur Möglichkeit der Entlehnung in die finnisch-ugrischen Sprachen s. LÄGLOS (1991), 20. westgermanisch iz acheln achelnVswschwaches Verb "essen" per.peripherer Wortschatz grupp. (16. Jh.)Entlehnung. Das Wort war in den Hausierersprachen geläufig. Aus rotw. acheln, zu wjidd. achlen "essen", dieses aus hebr.)Akal "essen". Küpper 1 (1955), 37; Wolf (1985), 32. hebr Achillesferse AchillesferseSfSubstantiv Femininum "schwacher Punkt" std.Standardwortschatz bildg.bildungssprachlich (19. Jh.)Onomastische Bildung. Nach der griechischen Sage war der Held Achill(-eus, -es) nur an einer Stelle seines Körpers, nämlich der Ferse, verwundbar (weil ihn seine Mutter als Kind an der Ferse gehalten hatte, als sie ihn durch Eintauchen in das Wasser des Styx unverwundbar machen wollte). Ebenso nndl. achilleshiel, ne. Achilles' heel, nschw. akilleshäl, nnorw. akilleshäl. DF 1 (21995), 84f.; Röhrich 1 (1991), 63f. deutsch Name, s. Ferse Achse AchseSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. ahse, ahd. ahsa, as. ahsa Stammwort. Aus wg. *ahsO f. "Achse", auch in ae. eax; daneben die l-Bildung *ahsula- (o.ä.) in anord. Oxull; im Gotischen ist ein Wort dieser Bedeutung nicht bezeugt. Außergermanisch ist das Wort gut vergleichbar, zeigt aber auch dort keinen einheitlichen morphologischen Bau. Am weitesten verbreitet ist ig. (eur.) *áKsi- in l. axis m., lit. asìs, aruss. osi in gleicher Bedeutung; daneben *áKso- in ai. ákSa-; *áKsOn in gr. áxOn, myk. a-ko-so-ne; eine (morphologisch nicht ausreichend klare) l-Bildung auch in kymr. echel. Lautlich und semantisch verwandt sind die Wörter für "Achsel". Die Bildungverschiedenheit der Wörter weist zurück auf ein konsonantisches **aKs, das eine endungslose (etwa lokativische) Bildung zu einem s-Stamm **ages- oder **aKes- sein kann. In Frage kommt vor allem ein Anschluß an **aK(es)- "Spitze, Granne" (vgl. dazu Ecke und Horn), wenn die Achse als Spitze aufgefaßt wurde, an der das Rad aufgehängt wird; als mögliche Weiterbildung **[a]Ker-d/t- ist zu beachten l. cardo, ae. heorr, anord. hjarri "Türangel" (das anlautende s- von ahd. scerdo, scerdar "Türangel" müßte dann, falls zugehörig, sekundär sein). Bereits alte Anwendungsbereiche sind "Radachse", "Achsel" und wohl auch "Zentrum des Sternenhimmels, Erdachse". Ebenso nndl. as, nschw. axel (morphologisch abweichend), nisl. öxull (morphologisch abweichend), ne. axle (aus dem Nordischen entlehnt); Achsel. Reichelt, H. WS 12 (1929), 112-114; Darms (1978), 143-157; LM 1 (1980), 78; Hamp, E.P. ZVS 95 (1981), 81-83; Lloyd/Springer 1 (1988), 113f.; Röhrich 1 (1991), 64. indogermanisch iz Achsel AchselSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. ahsel, ahd. ahsala, as. ahsla Stammwort. Aus g. *ahslO f. "Achsel", auf das auch anord. Oxl (femininer i-Stamm) und ae. eaxel, afr. axle zurückführen können; im Gotischen ist ein Wort dieser Bedeutung nicht bezeugt (nur gt. amsa "Schulter"). Die in diese Sippe einzuordnenden Zugehörigkeitsbildungen mit Vriddhi gehen von einer Form ohne l aus: ahd. uohasa (u.a.), mhd. uohse; ae. Ocusta (u.a.), anord. óst "Achselhöhle", selten auch "Fittich", anord. "Halsgrube". Danach zu schließen bekam die vorauszusetzende ig. Form **aKs "Achse" (Achse) im Germanischen und Lateinischen eine l-Bildung, die auf die Bezeichnung der Achsel spezialisiert wurde: neben dem angeführten g. *ahslO ist zu nennen l. Ala "Flügel" (aus *aKslA) und das Diminutiv l. axilla "Achselhöhle". Im Nordischen hat die l-Bildung das Grundwort in der Bedeutung "Achse" verdrängt; der Unterschied zwischen anord. Oxull und anord. Oxl dürfte darauf beruhen, daß die Körperteilbezeichnung auf eine Dualform zurückgeht. Im Germanischen gab es für die Bedeutung "Achsel" und weiteres auch eine Zugehörigkeitsbildung mit Vriddhi. Entsprechende Körperteilbezeichnungen außerhalb des Germanischen und Lateinischen sind ai. ákSa-, das außer "Achse" auch "Schlüsselbein" (gewissermaßen die Fortsetzung des Achselgelenks, vgl. fnhd. achselbein entsprechender Bedeutung) bedeutet, entsprechend wohl auch das avest. Hapax asa- (kaum "Achsel", wie meist aus etymologischen Erwägungen angesetzt wird); und arm. anowt( "Achselgrube" (morphologisch unklare Zugehörigkeitsbildung); vielleicht auch air. ais "Rücken" (wenn urspünglich "Achsel"). Da die Herleitung des Wortes Achse aus "Spitze" nur für die Radachse, nicht aber für die Achsel zutrifft, hat hier die technische Bezeichnung das Wort für einen Körperteil geliefert (s. zu dieser Frage auch Nabe und Nabel). Ebenso nschw. axel, nisl. öxl, nndl. oksel "Achselgrube" (lautlich von außerhalb beeinflußt). Reichelt, H. WS 12 (1929), 112-114; Darms (1978), 143-157; LM 1 (1980), 78; Hamp, E.P. ZVS 95 (1981), 81-83; Lloyd/Springer 1 (1988), 113f.; Röhrich 1 (1991), 64. indogermanisch iz acht achtAdjNumNumerale std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. aht, ahd. ahto, as. ahto Stammwort. Aus g. *ahtau, auch in gt. ahtau, anord. átta, ae. eahta, afr. achta; dieses aus ig. *oKtOu "acht" in ai. aStáu, lit. astuonì, gr. okto, l. octO, air. ocht; akslav. osmi ist sekundär umgeformt. Der auffällige Wortausgang läßt sich als Dualform erklären; das zugrundeliegende Wort müßte dann eine Bedeutung wie gr. palaste "(Handfläche), Breite von vier Fingern", avest. astay- "kleines Längenmaß" (avest. uz-astay- "Länge von 8 Fingerbreiten") gehabt haben. Diese Wörter könnten zugleich das gesuchte Grundwort enthalten (avest. astay- und eventuell der zweite Bestandteil von gr. palaste); andere Versuche knüpfen an das Zahlwort vier (ig. *kwetwOr) an oder an eine Wurzel ig. *oK- "spitzig" (mit einer Bedeutung "Spitzenreihe", nämlich der 4 Finger der ausgestreckten Hand), s. zu dieser Wurzel unter Ecke. - Die Ordnungszahl (der) achte zeigte ursprünglich eine Silbe mehr: mhd. ahtede, ahd. ahtodo, as. ahtOdo, vgl. gt. ahtuda. Diese dreisilbige Form ist seit mittelhochdeutscher Zeit verkürzt worden; die Langform stirbt im 16. Jh. aus. Ebenso nndl. acht, ne. eight, nschw. otta, nisl. átta; Oktober. Zu Achtel s. Teil, zu achtzig s. -zig. Muller, F. IF 44 (1926), 137f.; Güntert, H. WS 11 (1928), 142; Henning, W. B. TPhS (1948), 69; Ebbinghaus, E. A. BGDSL 72 (1950), 319f.; Rosenfeld, H.-F. WZUG 6 (1956/57), 208; Bailey, H. W. Asia maior. A British Journal of Far Eastern Studies 7 (1959), 23; Szemerényi, O.: Studies in the Indo-European System of Numerals (Heidelberg 1960), 173; Shields, K. Diachronica 2 (1985), 189-200, bes. 192f.; Meyer/Suntrup (1987), 565-580; Lloyd/Springer 1 (1988), 121-124; Schmid, W. P.: Wort und Zahl (Mainz 1989); Ross/Berns (1992), 588f., 601f., 618f. indogermanisch iz Acht 1 Acht 1SfSubstantiv Femininum "Friedlosigkeit" erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (11. Jh., ächten 8. Jh.), mhd. Aht, öhte, ahd. Ahta Stammwort. Aus wg. *AhtO f. (älter *anhtO) "Friedlosigkeit" auch in ae. Oht, afr. acht(e). Dazu das Verbum ächten, mhd. ahten, öhten, ahd. Ahten, as. Ahtian, ae. ähtan, afr. achta, echta. Die Acht (Friedlosigkeit) wurde von einem weltlichen Gericht verhängt. Der so Verurteilte konnte straflos getötet werden. Im Mittelalter steht neben der weltlichen Acht der kirchliche Bann (vgl. in Acht und Bann tun). Außergermanisch kann das Wort mit einer Reihe von lautlich und semantisch ähnlichen Wörtern verglichen werden, doch ist der Zusammenhang in allen Einzelfällen unsicher und unklar. Vgl. einerseits air. écht (aus *anktu-) "Mord, Totschlag", auch "Erschlagener", wobei das Wort auch antizipatorisch gebraucht werden kann, und heth. henkan "Seuche, Tod" (ig. *henk-), andererseits gr. anánkE, air. éicen, kymr. angen "Zwang, Notwendigkeit", l. necesse "notwendig". Polomé, E. RBPhH 30 (1952), 462f.; Öhmann, E. NPhM 66 (1965), 517-519; LM 1 (1980), 79-81; Lloyd/Springer 1 (1988), 118-120; Röhrich 1 (1991), 65; von Künßberg, E.: Acht (Weimar 1910; zur Sache); DRW I (1914-1932), 361-370 (zur Sache). westgermanisch iz Acht 2 Acht 2(in "sich in acht nehmen, außer acht lassen" usw.) SfSubstantiv Femininum "Obacht" std.Standardwortschatz alt. phras.Phraseologismus(8. Jh.), mhd. aht(e), ahd. ahta Stammwort. Aus wg. *ahtO f. "Beachtung (u.ä.)", auch in ae. eaht, afr. achte. Hierzu das Verbum achten "beachten", mhd. ahten, ahd. ahtOn, as. ahtOn, afr. achtia, ae. eahtian. Hierzu vielleicht ohne Dentalerweiterung gt. aha "Sinn, Verstand", gt. ahjan "meinen". Wegen der wenig prägnanten Lautform ist die weitere Herkunft unklar: Für die t-Bildungen könnte ein Anschluß an die Sonderbedeutung "wiegen, (er)wägen" bei der Wurzel ig. *ag- "bewegen, treiben" erwogen werden (z. B. l. exigere u.a. "abwägen, erwägen, prüfen", gr. áxios aus *akti-o- "wert, würdig"), doch müßten dann die Bildungen ohne -t- abgetrennt werden. Ein möglicher Anschluß ist auch ig. *aK- "scharf, spitzig" (Ecke) mit übertragener Bedeutung. Zu der Bedeutung "(hoch) achten" paßt an sich gr. óknos m. "Zögern, Scheu" semantisch sehr gut, doch stimmt das nicht zum sonstigen Bedeutungsumfang der germanischen Wörter. Ein sekundärer Zusammenfall von (ig.) *aK- "spitzig, scharfsinnig" und (ig.) *ok- "scheuen" kann dabei erwogen werden. Ebenso nndl. acht; Achtung, Obacht. Öhmann, E. NPhM 66 (1965), 517-519; Lloyd/Springer 1 (1988), 116-118. westgermanisch iz achten achtenVsw Acht2. ächten ächtenVsw Acht1. achter achterAdvAdverb "hinter" per.peripherer Wortschatz ndd. (10. Jh., Standard 18. Jh.), mndd. achter, mndl. achter, nndl. achter Stammwort. Niederdeutsch für after, seit dem 18. Jh. auch in hochdeutschen Texten. After, aber. deutsch s. After Achtung AchtungSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. ahtunge, ahd. ahtunga, mndd. achtunge, andfrk. ahtinga, mndl. achtunge Stammwort. Verbalabstraktum zu achten, das dessen Grundwort Acht2 abgelöst hat. Bayer, H. WW 28 (1978), 401-422. deutsch s. Acht2 ächzen ächzenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (14. Jh.), mhd. achzen, echzen Stammwort. Abgeleitet von ach mit dem Suffix -z(en), also eigentlich "ach sagen, stöhnen". deutsch s. ach Acker AckerSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. acker, ahd. ackar, as. ackar Stammwort. Aus g. *akraz "Acker", auch in gt. akrs, anord. akr, ae. äcer, afr. ekker, westgermanisch mit Gemination des k vor r; aus ig. *agros m. "Feld" in ai. ájra- "Fläche, Ebene", gr. agrós "Feld, Land", l. ager "Feld, flaches Land". Das Wort wird normalerweise als ro-Ableitung zu *ag- "treiben, lenken" gestellt, unter der Voraussetzung, daß die Ausgangsbedeutung "Weide" war (vgl. Trift zu treiben), die sich dann zu "Acker" entwickelte. Sachlich und semantisch ist diese Annahme unbefriedigend. Der Versuch von Trier, von einem r/n-Stamm *ager/n- "umhegter Platz" (in gr. agon "gehegter Kampfplatz" und gr. agora f. "Versammlungsort") auszugehen, liegt semantisch näher, ist aber nicht ausreichend gesichert. Vermutlich ist mit stärkeren Bedeutungsentwicklungen zu rechnen: Das zugrundeliegende Verb ig. *ag- bedeutete wohl ursprünglich "sammeln" und hatte ein Abstraktum ig. **ager- "das Sammeln" (vgl. gr. ageírO "versammle", gr. agréO "greife"); hierzu ig. *agr-ó-s m. "Ort, wo das Sammeln stattfindet", wozu weiter ig. *agro-no- "Sammelfrucht" (Ecker) und gr. ágrios "wildwachsend, wild". Sekundär ist die Bedeutung des Verbs zu "Tiere sammeln, treiben, jagen" weiterentwickelt worden, die Bedeutung von ig. *agros zu "Ort, wo gesammelt, geerntet wird", von da aus zu "Acker". Ebenso nndl. akker, ne. acre, nschw. oker, nisl. akur. Zu den Entsprechungen in Entlehnungen s. agrar und Agronom. Reichelt, H. ZVS 46 (1914), 309-311; Fränkel, H. Gnomon 4 (1928), 566f.; Ungnad, A. Language 13 (1937), 142-145; Trier, J. BGDSL 67 (1944), 126; Chantraine, P.: Etudes sur le vocabulaire grec (Paris 1956), 33-40; Mehl, E. MS 71 (1961), 375f.; BlW 2 (1984), 125-130 (ager); Anttila, R. SUSA 80 (1986), 15-27; Lloyd/Springer 1 (1988), 40-42. indogermanisch iz Ackermännchen AckermännchenSnSubstantiv Neutrum "Bachstelze" per.peripherer Wortschatz md. ndd. (16. Jh.)Stammwort. Der Vogel heißt danach, daß er im Frühjahr dem Pflug folgt, um Nahrung zu finden. deutsch s. Acker, s. Mann ad- ad-Präfix (bei Verben mit der Bedeutung "hinzu") per.peripherer Wortschatz bildg.bildungssprachlich (-) Beschreibung von Affixen. Sekundär erscheint das Präfix auch in deverbalen Adjektiven und Substantiven. Es wird in lateinischen und romanischen Wörtern entlehnt, ist vielfach analysierbar, aber sehr selten produktiv. Es geht auf funktional entsprechendes l. ad- zurück und erscheint in verschiedenen Assimilationsformen: Als a- vor sc, sp, st (z.B. Aspirant; es gibt aber auch Fälle ohne Angleichung, z.B. Adstringens); als ac- vor c (vgl. Accessoires), in den romanischen Sprachen auch vor qu-, wo aber in der Regel im Deutschen ak- auftritt (z.B. akkurat, akzeptieren, Akquisition); als af- vor f (z.B. Affix); als ag- vor g (z.B. Agglutination); als al- vor l (z.B. Allianz); als an- vor n (z.B. Annonce); als ap- vor p (z.B. appellieren); als ar- vor r (z.B. Arrest, es gibt aber Ausnahmen); als as- vor s (z.B. assoziieren, ohne Angleichung neo-kl. Adsorption); als at- vor t (z.B. Attraktion). In Neubildungen nur selten und in der Regel ohne Assimilation (etwa Adrenalin, Adstringens). Cottez (1980), 8; Schmidt (1996), 71f. lateinisch l adagio adagioAdjAdjektiv "langsam" (Musiktempo) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. adagio; die Substantivierung mit der Bedeutung "langsamer Satz" im 18. Jh. It. adagio aus ad agio "mit Gemächlichkeit, gemächlich" zu it. agio "Gemächlichkeit, Ruhe usw."; dieses aus l. adiacens "naheliegend, bequem" zu l. iacEre "liegen" ("umliegend" = "mit Spielraum"). Ebenso nndl. adagio, ne. adagio, nfrz. adagio, nschw. adagio, nnorw. adagio. DF 1 (21995), 88-90. italienisch it Adam AdamSmSubstantiv Maskulinum erw.erweiterter Standardwortschatz grupp. (12. Jh., als Appellativ)Onomastische Bildung. In der Bibel Name des ersten Menschen, zugleich hebräisches Wort für "Mensch, Mann" (hebr. )AdAm). Seit dem 12. Jh. verschiedene Wortverwendungen, die meist unmittelbar von Bibelstellen abhängen: der alte Adam nach Röm. 6,6; den alten Adam ausziehen nach Kol. 3,9 u.a. Geläufig seit Luther. Ebenso nndl. Adam, ne. Adam, nfrz. Adam, nschw. Adam, nisl. Adam; Adamsapfel. Röhrich 1 (1991), 66f.; DF 1 (21995), 90-94. Name Adamsapfel AdamsapfelSmSubstantiv Maskulinum "Schildknorpel beim Mann" std.Standardwortschatz (18. Jh.)Onomastische Bildung. Die Bezeichnung tritt zuerst im 15. Jh. im Gebiet der romanischen Sprachen auf. Älter (und entsprechend weit verbreitet) ist die Bedeutung "Granatapfel" (deutsch 14. Jh.), auch als Bezeichnung bestimmter Apfelsorten (hier hat das Kompositionsglied Adam- eine ähnliche Funktion wie Paradies- und soll nur die Vorzüglichkeit der Frucht hervorheben). Da in arabischen medizinischen Schriften der Schildknorpel als "Granatapfel" bezeichnet wird (pOmum grAnAtum n. in der lateinischen Übersetzung), wurde dies bei Adamsapfel auf dem Wege der Lehnbedeutung in den europäischen Sprachen nachgeahmt. Durch Ausdeutung dieser Bezeichnung entsteht dann die Herkunftslegende, daß diese beim Mann besonders stark hervortretende Erhöhung an der Kehle der dem Adam im Hals stecken gebliebene Bissen des verbotenen Apfels im Paradies sei (in der Bibel ist im übrigen nur allgemein von einer Frucht die Rede). Das seit dem 19. Jh. als Quelle angegebene hebr. tappUah ha)AdAm (eigentlich "Erhöhung beim Mann" umgedeutet zu "Apfel des Adam") ist im Hebräischen selbst nicht nachweisbar. Erst modern unter Einfluß der europäischen Sprachen hebr. tappUah ha)AdAm rIsOn "Apfel des ersten Menschen". Ebenso nndl. Adamsappel, ne. Adam's apple, nfrz. pomme d'Adam, nschw. adamsäpple, nisl. adamsepli. Name, s. Apfel adaptieren adaptierenVswschwaches Verb "anpassen" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.) mit Adaptionssuffix. Entlehnt aus l. adaptAre "anpassen, passend herrichten" mit dem Adaptionssuffix -ieren. Aus l. ad- "hinzu" und aptAre "anpassen", Faktitivum zu l. aptus "passend", dem PPP. von l. apere "verbinden". Abstraktum: Adaption, Adaptierung, älter auch Adaptation, Gerätebezeichnung Adapter. Ebenso nndl. adapteren, ne. adapt, nfrz. adapter, nschw. adaptera; Koppel1, Koppel2, Koppel3, Kopula, kuppeln, Couplet. Ersatzwort ist anpassen. DF 1 (21995), 94-100 lateinisch l adäquat adäquatAdjAdjektiv "angemessen" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. adaequAtus (eigentlich "angeglichen"), dem PPP. von l. adaequAre (-Atum) "angleichen", zu l. aequus "gleich". Ebenso nndl. adequaat, ne. adequate, nfrz. adéquat. Zur lateinischen Sippe s. äqui-. Von Gottsched vorgeschlagenes Ersatzwort: angemessen. DF 1 (21995), 100-102. lateinisch l addieren addierenVswschwaches Verb "zusammenrechnen, hinzufügen" std.Standardwortschatz (15. Jh.) mit Adaptionssuffix. Entlehnt aus l. addere, zu l. dare (datum) "geben" und l. ad- "hinzu", also "hinzutun". Abstraktum: Addition, Additiv "chemischer Zusatz", Addendum "Hinzufügung, Nachtrag". Ebenso ne. add, nschw. addera, nnorw. addere. Zur Sippe des zugrundeliegenden l. dare s. Datum. Schirmer (1912), 2; DF 1 (21995), 102-106 lateinisch l addio, ade addio, adeGrußformel adieu. -ade -adeSuffix (für Konkreta) erw.erweiterter Standardwortschatz bildg.bildungssprachlich (-) Beschreibung von Affixen. Aus den romanischen Sprachen, besonders dem Französischen, entlehnt in Wörtern wie Marmelade, Parade, Promenade (promenieren), Kanonade (Kanone). Selten produktiv geworden (Blockade; blockieren), dann in Namensableitungen wie Robinsonade). Häufiger ist die Variante -iade, die auch in Hybridbildungen auftritt. Das Suffix stammt im wesentlichen aus l. -Atus, ursprünglich to-Ableitung von A-Verben. lateinisch l Adebar AdebarSmSubstantiv Maskulinum "Storch" erw.erweiterter Standardwortschatz obs. ndd. wmd.obsolet (11. Jh.), mhd. odebar u.ä., ahd. otibero u.ä., mndd. adebar u.ä., mndl. odevare u.ä., nwfr. earrebarre, eibert Stammwort. Ein vor allem westniederdeutsches, aber auch in angrenzenden Gebieten bezeugtes Wort für "Storch". Das offenbar schon früh undurchsichtig gewordene Wort wurde verschiedenen lautlichen Umgestaltungen und Umdeutungen ausgesetzt. Sicher von Einfluß war die Deutung als "Glücksbringer" (zu g. *auda- "Heil, Glück" und *ber-a- "tragen, bringen"; gebären); vgl. zu dieser auch die Verdeutlichung mit heil in ndl. dial. heil-uiver; doch scheint dies bereits eine Umdeutung zu sein. Das Hinterglied kann zu *ber-a- "tragen, bringen" oder (mit niederdeutscher Inlautsentwicklung des f) zu *far-a- "fahren" gehören; das Vorderglied ist unklar - ein Wort für "Sumpf" (Adebar also als "Sumpfgänger", was sachlich nahe liegen würde) läßt sich nicht ausreichend sichern. Zu erwägen ist eine Anknüpfung an die Partikel ig. *at- (mit verschiedenen Folgevokalen), die im Keltischen und Baltischen mehrfach "wieder, zurück" bedeutet. In diesem Fall also (in Verbindungen mit fahren) "Wiederkehrer", was insofern denkbar ist, als der Storch, ein zum gleichen Horst zurückkehrender Zugvogel, infolge seiner Größe als Individuum wiedererkannt werden kann. Ebenso nndl. ooievaar (dial. euver). Krogmann, W. Anglia 60 (1936), 35-38; Krogmann, W. KVNS 51 (1938), 71-73; Lockwood, W. B. GLL 48 (1995), 371-375; Liberman, A. GL 35 (1997), 120-130. deutsch d Adel 1 Adel 1SmSubstantiv Maskulinum "vornehmes Geschlecht" std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. adel m./n., ahd. adal Stammwort. Aus g. *aTala- n., das sonst nur in anord. adal n. bezeugt ist, als Vorderglied auch im Altsächsischen und vielleicht in gotischen Namen (Athalaricus) auftritt, aber durch seine Ableitungen überall außer im Gotischen vorausgesetzt wird. Die Bedeutung fällt auseinander, läßt sich aber einerseits auf "Geschlecht, Herkunft", andererseits auf "Art, Wesen, natürliche Beschaffenheit" zurückführen. Zu der Ableitung *aTalja- s. unter edel; eine Vriddhi-Bildung liegt offensichtlich vor in *OTala- n. "Odal, Erbbesitz, Herkunftsort" in ahd. uodil, as. Odil, afr. Ethel, ae. ödel, anord. ódal. Dieses Wort ist auch in Namen häufig (Ulrich); seine Abgrenzung von gt. haimoTli "Landbesitz, Heimat", das semantisch zu Heimat gehört, ist unklar. Die verschiedenen Versuche einer Etymologie können nicht voll überzeugen; am besten Szemerényi, der von einem Kompositum **at-al- ausgeht zu *at(i) "weg, über-, hinaus" und *al-a- "nähren, wachsen", wobei zu vergleichen wäre l. ind-olEs "angeborene Anlage", l. prOlEs "Sprößling, Nachkomme" und l. sub-olEs "Sproß, Nachkommenschaft", evtl. auch toch. A Atäl "Mann". Anders Vennemann: Entlehnt aus einem semitischen Superstrat. Ebenso nndl. adel. Behaghel, O.: Odal (München 1935); Szemerényi, O. Word 8 (1952), 42; Mezger, F. ZVS 72 (1955), 1141; Zutt, H.: Adel und Edel (Mannheim 1956); Betz, W. FS Hammerich (1962), 9-11; Maurer, F. FS Tellenbach (1968), 1-5; Benveniste (1969/1993), 360-362; Moussy, C. FS Chantraine/Ernout (1972), 157-168; Grundbegriffe 1 (1972), 1-48 (zur Sache und Geschichte); RGA 1 (1973), 58-77; Zotz, Th. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 125 (1977), 3-20; Darms (1978), 192-207; Lloyd/Springer 1 (1988), 44-48; Heidermanns (1993), 107-109; Bjorvand/Lindeman (2000), 18 (zu einer ungeminierten Form von atta "Vater" als "väterlich"); Vennemann, Th. Sprachwissenschaft 26 (2001), 189-204. west- und nordgermanisch iz ? Adel 2 Adel 2SmSubstantiv Maskulinum "Jauche" per.peripherer Wortschatz oobd. (13. Jh.), fnhd. adel, mndd. adel, mndl. adel Stammwort. Diese Wörter gehen zurück auf ein möglicherweise gemeingermanisches g. *adelOn- m. "Jauche", auch in ae. adela, aschw. ko-adel. Weitere Herkunft unklar. Falls gr. ónthos "Mist, Kot von Tieren" auf ein Nasalpräsens zurückgeht, könnte es als ig. (eur.) *odh- vergleichbar sein. Ebenso nndl. aalt, ne. addle. Martin, B. Teuthonista 2 (1925/26), 134-136; Tiefenbach, H. in Beck/Denecke/Jankuhn (1980), 45-54; Udolph (1994), 295-299. west- und nordgermanisch ix Adept AdeptSmSubstantiv Maskulinum "Eingeweihter" per.peripherer Wortschatz fremd.Erkennbar fremd (16. Jh., Form 18. Jh.)Entlehnung. Zunächst in lateinischer Form entlehnt aus l. adeptus "erlangt, erreicht", dem PPP. von l. adipiscI "erlangen, erreichen", zu l. apiscI "erfassen, sich aneignen". Zunächst "jmd., der sich auf einem Gebiet viel Wissen angeeignet hat, Eingeweihter"; heute meist scherzhaft junger Adept für einen Schüler oder Neuling. Ebenso nndl. adept, ne. adept, nfrz. adepte, nschw. adept. HWPh 1 (1971), 82f.; DF 1 (21995), 107-109. lateinisch l Ader AderSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. Ader, ahd. Adra, mndd. ader(e), mndl. adere Stammwort. Aus einem wohl gemeingermanischen g. *äd(a)rO f. "Eingeweide, Ader, Sehne" (die Einengung der Bedeutung auf "Blutgefäß" ist erst neuhochdeutsch, wohl durch Abgrenzung gegenüber Nerv und Sehne), auch in ae. ädre, afr. eddere; anord. ädr f. zeigt eine Form ohne r (anord. -r ist hier nur Nominativ-Zeichen), doch dürfte dies angesichts der etymologischen Zusammenhänge auf sekundärer Umdeutung beruhen. Zugrunde liegt ein wohl schon ig. *Et-r- (r- oder r/n-Stamm) mit verschiedenen Erweiterungen und morphologischen Umdeutungen; vgl. gr. Etor n. "Herz", gr. Etron n. "Bauch, Eingeweide", air. inathar "Eingeweide". Falls avest. Atar- "Feuer" und die Sippe von Atem zugehörig sind, ist von einer Bedeutung "Wärme" auszugehen, die sich einerseits zu "Feuer", andererseits zu "Eingeweide" entwickeln konnte (vgl. zu diesem Bezeichnungsmotiv etwa Kaldaune). - Aderlaß ist seit dem 15. Jh. die übliche Bezeichnung für das (medizinische) Ablassen von Blut, heute auch übertragen verwendet für "Schwächung". Die poetische Ader u.ä. beruht auf einer Nachahmung des Gebrauchs von l. vEna "Ader, Vene". Ebenso nndl. ader, nschw. oder, morphologisch abweichend nisl. äd f. Niederhellmann (1983), 233-235; Lloyd/Springer 1 (1988), 54-57; Röhrich 1 (1991), 67f. indogermanisch iz adieu adieuGrußformel std.Standardwortschatz reg.regional (15. Jh., Standard 17. Jh.)Entlehnung. Zunächst niederdeutsch, dann allgemein entlehnt aus frz. adieu "zu Gott, Gott befohlen", einer Zusammenrückung von frz. à dieu "zu Gott", dieses aus l. ad deum. Die Variante adé (13. Jh., mndd. ad[d]e) beruht auf der älteren, schon mittelhochdeutschen Entlehnung (wohl aus nordfrz. adé), die dann, vor allem im Südwesten, in die Mundarten zurückgedrängt wurde. Aus einer weiteren Variante wallon. adjuus (vgl. span. adiós) kommen adjüs, adjes, tjüs, tschüs, letzteres vor allem nord- und mitteldeutsch. Seit dem 17. Jh. (vor allem in Künstlerkreisen) auch addio zu it. addio (= [ti raccomando] a dio). Ebenso nndl. adieu, ne. adieu, nfrz. adieu, nschw. adjö, nnorw. adjo. Zu dem Wort für "Gott" s. Dienstag; s. auch Diva. Ersatzwort ist Lebewohl. DF 1 (21995), 112-114; Prause, K.: Deutsche Grußformeln (Breslau 1930); Brunner, R. WZUR 5 (1955/56), 205-208; Kretschmer (1969), 75; Öhmann, E. GS Foerste (1970), 198-200; Paraschkewow, B. BGDSL-H 93 (1972), 299-307; Jones (1976), 84f.; Wolf, R. A. ZDL 44 (1977), 81-84; Voigt, B. Sprachpflege 39 (1990), 114f. französisch l Adjektiv AdjektivSnSubstantiv Neutrum "Eigenschaftswort" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh., Form 18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus spl. (nomen) adiectIvum "Wort, das hinzugefügt werden kann" (nach gr. epítheton, -tikón), zu l. adiectum, dem PPP. von l. adicere "hinzufügen" (eigentlich "hinzuwerfen"), zu l. iacere (iactum) "werfen, schleudern" und l. ad- "hinzu"; zunächst in lateinischer Form entlehnt, dann endungslos. Ebenso nndl. adjectief, ne. adjective, nfrz. adjectif, nschw. adjektiv, nnorw. adjektiv. Zur Sippe des zugrundeliegenden l. iacere "werfen" s. projizieren. Ersatzwort: Eigenschaftswort. Leser, E. ZDW 15 (1914), 45; BlW 2 (1984), 17. lateinisch l Adjutant AdjutantSmSubstantiv Maskulinum "ein militärischer Dienstgrad" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus gleichbedeutendem span. ayudante (eigentlich "Helfer, Gehilfe"), einem Nomen agentis zu span. ayudar "helfen", aus l. adiUtAre "helfen, unterstützen" (vgl. frz. aider "helfen" aus derselben Grundlage), zu l. adiuvAre aus l. iuvAre "unterstützen, helfen" und l. ad- "hinzu". Die Annahme, das Wort sei aus dem lautlich näherstehenden französischen adjudant entlehnt, ist weniger wahrscheinlich, da das französische Wort erst später bezeugt ist als das deutsche. Es liegt also wohl eine Relatinisierung im Deutschen vor. Ebenso nndl. adjudant, ne. adjutant, nfrz. adjudant, nschw. adjutant, nnorw. adjutant. DF 1 (21995), 115f. span Adler AdlerSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (12. Jh.)Stammwort. Verdeutlichung adel-are "edler Aar" zu Aar, das ursprünglich allgemein "großer Raubvogel" bedeutet. Die Verdeutlichung vermutlich zunächst als technischer Ausdruck der Falknerei. Mindestens gleichzeitig belegt ist gleichbedeutendes afrz. alérion, das (trotz lautlicher Schwierigkeiten) als aus dem Fränkischen entlehnt gilt. Ebenso nndl. adelaar. Suolahti (1909), 345-352; RGA 1 (1973), 79-81; Röhrich 1 (1991), 68f.; DEO (1982), 44f. (zu frz. alérion). deutsch s. Adel, s. Aar Administration AdministrationSfSubstantiv Femininum "Verwaltung" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. administrAtio (-Onis) "Verwaltung, Besorgung", zu l. administrAre "verwalten, besorgen, ausführen", zu l. ministrAre "bedienen, darreichen, verschaffen" und l. ad- "hinzu". Verbum: administrieren; Nomen agentis: Administrator; Adjektiv: administrativ. Ebenso nndl. administratie, ne. administration, nfrz. administration, nschw. administration, nnorw. administrasjon. L. ministrAre gehört zu l. minister "Diener, Gehilfe" (Minister) und dieses wohl zu l. minus "weniger" als "der Geringere". Zu dessen Sippe s. minus. Ersatzwort: Verwaltung. Weimann, K.-H. DWEB 2 (1963), 385; DF 1 (21995), 118-125. lateinisch l Admiral AdmiralSmSubstantiv Maskulinum (Dienstgrad der Marine) erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (12. Jh., Form und Bedeutung 14. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. admiral, neben älterem amiral, das sich im Französischen später erneut durchsetzt (das d wohl durch Anknüpfung an l. admirArI "bewundern"); das Grundwort aus arab. amIr "Befehlshaber" (heute Emir). Die Emire waren ursprünglich Kommandanten der Armee, dann Statthalter eroberter Länder. So wird im Erstbeleg der europäischen Sprachen bei Einhardt (Anfang 9. Jh.) der arabische Statthalter von Sizilien amiratus genannt. Der Titel wird von den Normannen in Sizilien übernommen und bezeichnet sowohl verwaltende wie auch militärische Ämter, unter anderem war es der Titel des Flottenkommandanten. Bei der Regelung von dessen Machtbefugnissen durch Friedrich II. 1239 wurde auch der Titel festgelegt. Da Friedrichs Admiräle meist Genuesen waren, kam der Titel auch nach Genua von von dort nach Frankreich, als Ludwig IX. in Genua eine französische Flotte einrichten ließ. Im 14. Jh. wird dieser Titelgebrauch auch im Deutschen geläufig. Die verschiedenen Wortausgänge beruhen wohl auf nachträglicher Suffixanpassung. Ebenso nndl. admiraal, ne. admiral, nfrz. admiral, nschw. admiral, nisl. admíráll. Littmann (1924), 69, 96; Latham (1972), 40f.; Lokotsch (1975), 6.; Kunitzsch, P. ADA 94 (1983), 108f.; Kiesler (1994), 139-141; DF 1 (21995), 125-127; Tazi (1998), 143 und 184-188. französisch arab Adonis AdonisSmSubstantiv Maskulinum "schöner Jüngling" erw.erweiterter Standardwortschatz bildg.bildungssprachlich (18. Jh.)Onomastische Bildung. Entlehnt aus gr. AdOnis, dem Namen eines Jünglings der griechischen Sage, der von der Göttin Aphrodite wegen seiner besonderen Schönheit geliebt wurde. Das Wort wird schon in der Antike als Appellativum ("schöner Jüngling") verwendet. Ebenso nndl. adonis, ne. Adonis, nfrz. adonis, nschw. adonis. Littmann (1924), 22f.; DF 1 (21995), 128-130. Name adoptieren adoptierenVswschwaches Verb "an Kindes Statt annehmen" std.Standardwortschatz (16. Jh.) mit Adaptionssuffix. Entlehnt aus l. adoptAre (eigentlich "hinzuwählen"), zu l. optAre "wählen, wünschen" und l. ad- "hinzu". Abstraktum: Adoption; Adjektiv und Kompositionsform: adoptiv. Ebenso nndl. adopteren, ne. adopt, nfrz. adopter, nschw. adoptera, nnorw. adoptere; Option. DF 1 (21995), 130-134; RGA 1 (1973), 83-85. lateinisch l Adrenalin AdrenalinSnSubstantiv Neutrum "Hormon des Nebennierenmarks" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.) Neoklassische Bildung. Neoklassische Bildung zu l. rEn(Es) m. (Pl.) "Niere(n)" und ad- "hinzu-", hier "bei, neben". Zur Form vgl. l. rEnAlis "die Nieren betreffend". Ebenso nndl. adrenaline, ne. adrenalin, nfrz. adrénaline, nschw. adrenalin, nnorw. adrenalin. lateinisch l Adresse AdresseSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (17. Jh.)Entlehnung. In der Bedeutung "Anschrift" entlehnt aus frz. adresse (eigentlich "Richtung"), zu frz. adresser "etwas an jmd. richten", aus früh-rom. *addIrEctiAre "ausrichten", zu l. dIrEctus, dem PPP. von l. dIrigere "gerade richten, ausrichten" und l. ad- "hinzu". Die Bedeutung "an eine hochgestellte Persönlichkeit gerichtetes Schriftstück" ist im 18. Jh. entlehnt aus ne. address gleicher Herkunft (gemeint war ursprünglich die an den König gerichtete ["adressierte"] Bittschrift des Parlaments). Verb: adressieren; Substantiv: Adressat (Substantivierung des passiven Partizips). Ebenso nndl. adres, ne. address, nfrz. adresse, nschw. adress, nnorw. adresse. Zur gleichen Grundlage gehört auch adrett; zu l. dIrigere s. dirigieren und zur Sippe seines Grundworts l. regere regieren. Ersatzwort ist Anschrift (nach Zesen 1645). Schirmer (1911), 7; Ganz (1957), 28; Moeller-Schina (1969), 92f.; Jones (1976), 85f.; Brunt (1983), 119f.; Rey-Debove/Gagnon (1988), 8; DF 1 (21995), 135-141. französisch frz adrett adrettAdjAdjektiv "gefällig" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. adroit "passend, gefällig", dieses aus früh-rom. *addIrEctus "ausgerichtet, wohlgeführt", zu l. dIrEctus, dem PPP. von l. dIrigere "gerade richten, ausrichten" und l. ad- "hinzu", zunächst mit der französischen Schreibweise und Aussprache, dann mit Anpassung an die (regionale?) Aussprache. Ebenso nnorw. adrett. Zur gleichen Grundlage gehört Adresse; zu l. dIrigere s. dirigieren, und zur Sippe seines Grundworts l. regere regieren. Brunt (1983), 121; DF 1 (21995), 141-144. französisch frz Advent AdventSmSubstantiv Maskulinum "Vorweihnachtszeit" std.Standardwortschatz (13. Jh.), mhd. advente, mndd. advente Entlehnung. Entlehnt aus l. adventus "Ankunft [Christi]", dem Verbalabstraktum zu l. advenIre "ankommen" aus l. venIre (ventum) "kommen" und l. ad- "hinzu". Das lateinische Wort hat seit dem 5./6. Jh. in der christlichen Kirche die technische Bedeutung "Vorbereitungszeit für die [Feier der] Ankunft Christi". Ebenso nndl. advent, ne. Advent, nfrz. avent, nschw. advent, nisl. advent. Zur Sippe des zugrundeliegenden l. venIre s. intervenieren. BlW 2 (1984), 22-25. lateinisch l Adverb AdverbSnSubstantiv Neutrum "nähere Bestimmung des Verbs, Umstandswort" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh., Form 18. Jh.)Entlehnung. Zunächst in lateinischer Form entlehnt aus l. (nomen) adverbium (eigentlich "das zum Verb gehörende Wort"), zu l. verbum "Wort, Zeitwort" und l. ad- "hinzu", nach dem Vorbild von gr. epírrEma; später endungslos. Adjektiv: adverbial. Ebenso nndl. adverbum, ne. adverb, nfrz. adverbe, nschw. adverb, nnorw. adverb. S. auch Verb. Ersatzwort ist Umstandswort, früher Beiwort, Zuwort. Leser, E. ZDW 15 (1914), 45. lateinisch l Advokat AdvokatSmSubstantiv Maskulinum "Rechtsvertreter" erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (14. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. advocAtus (eigentlich "der Herbeigerufene"), dem substantivierten PPP. von l. advocAre "herbeirufen", zu l. vocAre (vocAtum) "rufen" und l. ad- "hinzu". Ursprünglich war der Advokat ein in Rechtssachen zugezogener Beistand, der aus Freundschaft (oder gegen geringes Entgelt) mit seinem Ansehen und juristischen Rat zur Seite stand, aber kein juristischer Vertreter im heutigen Sinne des Wortes. Mit der späteren Professionalisierung der Rechtshilfe dann auch entsprechender Bedeutungswandel. In Deutschland seit der Rechtsanwaltsordnung von 1878 keine offizielle Bezeichnung mehr. Ebenso ne. advocate, nfrz. advocat, nndl. advocaat, nschw. advokat, nnorw. advokat. Zur Sippe des zugrundeliegenden l. vocAre s. provozieren. S. auch Vogt. Dückert, J. in Dückert (1976), 263-310; von Olberg, G. in Schmidt-Wiegand (1985), 70-103; Grubmüller, K. FS Schmidt-Wiegand (1986), 158-171; DF 1 (21995), 145-152. lateinisch l aero- aero-LAffLehnaffixoid ("Luft-", etwa in Aerodynamik) erw.erweiterter Standardwortschatz bildg.bildungssprachlich (-) Beschreibung von Affixen. Früh bezeugt sind Aerologie 18. Jh., Aerostat 18. Jh., Aerodrom 19. Jh. Aus der Kompositionsform von gr. Aer "Luft, (Nebel, Gewölk)", das seinerseits unerklärt ist. DF 1 (21995), 152-161. griechisch gr Afel AfelSmSubstantiv Maskulinum "Wundinfektion" per.peripherer Wortschatz oobd. (15. Jh.)Stammwort. Trotz später Bezeugung wohl urverwandt mit lit. opà "eiternde Wunde, Geschwür", wozu lit. opùs "empfindlich, weichlich", das wiederum zu gr. Epedanós "schwach, hinfällig, gebrechlich" paßt (das wohl einen s-Stamm *Epos n. voraussetzt). Zugrunde liegt also wohl ig. (eur.) *Ep-/ep-, etwa "empfindliche, schmerzende Stelle". deutsch ix Affäre AffäreSfSubstantiv Femininum "(unangenehme) Angelegenheit" std.Standardwortschatz (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. affaire, einer Zusammenrückung aus frz. (avoir) à faire "zu tun (haben)". Zunächst mit französischer Schreibung und französischem Plural auf -s; der deutsche n-Plural tritt schon im 17. Jh. auf, die französische Schreibung besteht regional bis heute. Das Genus ist im Französischen zunächst ein Maskulinum, dann wird es wegen der Endung -e ein Femininum; das Deutsche folgt diesem Wechsel. Die Bedeutung ist zunächst nur "Angelegenheit", dann Hüllwort für "Liebschaft", besonders für skandalträchtige Liebschaften; heute vorwiegend für "skandalöse Angelegenheit" (vor allem in Politik und Wirtschaft). Ebenso nndl. affaire, ne. affair, nschw. affär, nnorw. affäre. Frz. faire "machen, tun" geht auf l. facere (factum) zurück; zu dessen Sippe s. infizieren. Jones (1976), 86ff.; DF 1 (21995), 161-1164. französisch frz Affe AffeSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. affe, ahd. affo, as. apo Nicht etymologisierbar. Aus möglicherweise gemein-germanischem g. *apOn- m., auch in anord. api, ae. apa. Das Wort kann (zumindest in der Bedeutung "Affe") aus sachlichen Gründen nicht alt sein; außergermanische Anschlüsse sind aber unsicher: Die lautlich vergleichbaren slavischen Wörter (russ.-kslav. opica f. usw.) scheinen aus dem Germanischen entlehnt zu sein; das von dem griechischen Lexikographen Hesych als keltische Bezeichnung der Schwanzaffen angegebene abránas ist vereinzelt und unklar. Vielleicht aus einem weiter verbreiteten Wort für "Affe" mit einem anlautenden k- (ai. kapí-, auch in semitischen Sprachen, im Griechischen und Lateinischen). Der Anlautverlust könnte erklärt werden, wenn das Wort aus dem Arabischen stammt, da im vulgären Arabischen bei diesem Wort ein Kehlkopfverschlußlaut statt des k- erscheint (Littmann [1924], 24f.; Lokotsch [1927], 85f.). - Affe "Rausch" seit dem 18. Jh. wie in anderen europäischen Sprachen (mit anderen Wörtern für Affe); es wird zurückgeführt auf eine Homonymie im Cechischen (opice f. "Affe" und opít se "sich betrinken") oder auf verschiedene Wirkungen des Alkohols, ausgedrückt durch Vergleich mit Tieren (so Riegler). Zu beachten ist, daß seit dem 16. Jh. angeblich rauscherzeugende Beeren Affenbeeren heißen, weil diejenigen, die sie gegessen haben, sich wie Affen verhalten (Marzell II, 206; auch III,1370, IV,957) - hieraus könnte die Bezeichnung übertragen sein. - Affe "Tornister" in der Soldatensprache seit 1800. Vielleicht scherzhafte Variation zu älterem Katzbalg "Tornister" (katzbalgen). Beide Bezeichnungen vermutlich wegen des Fellbezugs der Tornister. - Das Verhalten dieser Tiere gab Anlaß zu verschiedenen Übertragungen: affig "eitel", äffisch "albern, eitel", Affenliebe "blinde Liebe". Ebenso nndl. aap, ne. ape, nschw. apa, nisl. api; äffen, Maulaffe, Schlaraffe. Palander (1899), 20f.; Riegler, R. WS 6 (1914/15), 194-196; Lloyd/Springer 1 (1988), 58f.; Röhrich 1 (1991), 69-74; Steinhauser (1978), 246770 (zu Affe "Rausch"). west- und nordgermanisch gwn Affekt AffektSmSubstantiv Maskulinum "heftige Gemütsbewegung" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. affectus "der körperliche oder geistige Zustand, Stimmung, Leidenschaft", ursprünglich Verbalabstraktum zu l. afficere "hinzutun, einwirken, anregen" aus l. facere (factum) "machen, tun" und l. ad- "hinzu". Das Verbum ist mit anderen Bedeutungen als affizieren entlehnt. Ebenso nndl. affect, ne. affect, nfrz. affect, nschw. affekt, nnorw. affekt; affektiert. Zur Sippe des zugrundeliegenden l. facere s. infizieren. Ersatzwort ist Gemütsbewegung (Zesen 1671). HWPh 1 (1971), 89-101; BlW 2 (1984), 114-120; Fink-Eitel, H. Zeitschrift für Philosophische Forschung 40 (1986), 520-542; zur Mühlen, K.-H. AB 35 (1992), 93-114; DF 1 (21995), 164-171. lateinisch l affektiert affektiertAdjPPPartizip "geziert" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (17. Jh.) mit Adaptionssuffix. Ursprünglich Partizip zu dem Verbum affektieren "etwas anstreben, sich etwas anmaßen", das im 16. Jh. aus l. affectAre "sich etwas aneignen" entlehnt wurde. Als Nebenbedeutung entwickelte sich "verkünsteln, sich zieren", das sich im Partizip erhalten hat, während das Verb sonst geschwunden ist. Das lateinische Wort ist ein Intensivum zu l. afficere, das unter Affekt behandelt ist. Ebenso nndl. geaffecteerd, ne. affected, nfrz. affecté, affeté, nschw. affekterad, nnorw. affektert. Zur Sippe des zugrundeliegenden l. facere s. infizieren. DF 1 (21995), 171-174. lateinisch s. Affekt äffen äffenVswschwaches Verb "jemanden zum besten halten, täuschen, nachahmen" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (13. Jh.), mhd. effen, mndd. apen Hybridbildung. Heute meist nur noch nachäffen "nachahmen". Zu Affe nach den diesem zugeschriebenen Eigenschaften. Für die Bedeutung "nachahmen" (erst 18. Jh.) kommt auch ein Einfluß von äfern "nachahmen" (8. Jh.) in Frage (dieses zu ahd. avur; aber). deutsch s. Affe Affenschande AffenschandeSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz stil.stilistisch (19. Jh.)Stammwort. Offenbar "etwas, das selbst für die ›notorisch schamlosen‹ Affen eine Schande ist". Die in DWB 2I,1568 für die Zusammensetzung mit Affen- als Schimpfwort und als Verstärkungswort gegebenen Belege reichen allein wohl nicht aus, um das Wort zu erklären, deshalb ist die Erklärung als falsche Umsetzung von ndd. aapen Schann "offene Schande" verlockend, sie ist aber nicht beweisbar. Niekerken, W. KVNS 50 (1937; Sonderheft), 36; Teut, H. KVNS 52 (1939), 48. deutsch s. Affe, s. Schande Affix AffixSnSubstantiv Neutrum "nicht frei vorkommendes Wortbildungselement" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh., Form 20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. affIxum "das Angeheftete", dem substantivierten PPP. von l. affIgere "anheften, an etwas befestigen", zu l. fIgere (fIxum) "befestigen, heften" und l. ad- "hinzu", zunächst in lateinischer Form, die erst im 20. Jh. aufgegeben wurde. Ebenso ne. affix, nfrz. affixe, nnorw. affiks. Zur germanischen Verwandtschaft s. unter Deich. Zu dem zugrundeliegenden l. fIgere "befestigen, heften" gehören als Präfigierungen affigieren, präfigieren, suffigieren mit den Substantivierungen des PPP. Affix, Präfix, Suffix und als Kompositum Kruzifix. Aus dem PPP. stammt auch fix1 und aus einem Faktitivum dazu fixieren1, über das Englische: fixen. Eine Instrumentalbildung ist Fibel2; über das Französische: Mikrofiche. Cottez (1980), 150. lateinisch l Affolter AffolterSmSubstantiv Maskulinum "Apfelbaum" (gelegentlich auch "Mistel" u.a.) per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (8. Jh.), mhd. affolter (-pf-, -a-) f., ahd. affoltra f., affaltar m., as. apuldra f. (in Ortsnamen), apalder m. Stammwort Geht zurück auf g. *apuldra- m., -O f. "Apfelbaum", auch in anord. apaldr und ae. apuldre f., äppelder m., gebildet aus dem Wort für Apfel und dem "Baumnamensuffix" (Holunder). Das Femininum könnte auf ein altes Kollektiv zurückgehen. Das Wort ist häufig in Ortsnamen. west- und nordgermanisch s. Apfel, s. Holunder Affrikate AffrikateSfSubstantiv Femininum "Verschlußlaut mit folgendem homorganem Reibelaut" (z.B. [pf]) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. affricAta (eigentlich "die Angeriebene"), dem substantivierten PPP. von l. affricAre "anreiben", zu l. fricAre (frictum) "reiben" und l. ad- "hinzu". Meist noch heute in lateinischer Form gebraucht. Entfernt verwandt sind frivol und frottieren. Ebenso nndl. affricaat, ne. affricate, nfrz. affriquée. lateinisch l Affront AffrontSmSubstantiv Maskulinum "Beleidigung" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. affront, zu frz. affronter "die Stirn bieten" aus frz. front "Stirn" und dem l. ad- "hinzu" entsprechenden Präfix. Ebenso nndl. affront, ne. affront, nfrz. affront. Frz. front geht auf l. frOns (frontis) "Stirn" zurück, dessen Sippe unter Front genannt ist. Jones (1976), 87; DF 1 (21995), 183-185. französisch frz After AfterSmSubstantiv Maskulinum erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (11. Jh., Bedeutung 14. Jh.), mhd. after, ahd. aft(e)ro, mndd. achter(e), echter Stammwort. Ist eine nur deutsche Substantivierung des Adjektivs ahd. aft(e)ro. Bedeutet also "der Hintere" (vgl. Hintern), vielleicht Lehnbedeutung von l. posteriora n. Pl.; später Bedeutungsverengung auf "Öffnung des Darmkanals" (evtl. unter Einfluß von afterdarm). Das Adjektiv after, achter wurde gebildet aus dem Adverb g. *after- in gt. aftaro, anord. eptir, ae. äfter, as. aftar, ahd. aftar "hinter, hinten" (neuhochdeutsche Verbreitung von achter: DSA, Karte 60); dieses wiederum gehört zu ig. *apo "ab, weg, zurück, hinter", dessen Problematik unter aber behandelt wird. In anderen germanischen Sprachen tritt ein entsprechendes Adjektiv nur im Komparativ und Superlativ auf (ae. äfterra, anord. eptri, gt. aftuma), so daß der Positiv im Deutschen wohl sekundär ist (das Suffix *-ter des Adverbs ist eine dem Komparativ nahestehende Gegensatzbildung). Adverb und Adjektiv gehen im Hochdeutschen schon früh zurück, möglicherweise bedingt durch die als anstößig empfundene Bedeutung des Substantivs. aber, achter, ob-. Lloyd/Springer 1 (1988), 63-67. deutsch iz Afterglaube AfterglaubeSm Aberglaube. -age -ageSuffix (zur Bildung von Verbalabstrakta und von Kollektiven) erw.erweiterter Standardwortschatz (-) Beschreibung von Affixen. Das Suffix wurde seit mittelhochdeutscher Zeit in französischen Wörtern entlehnt (Courage, Garage, Etage) in Substantiven, die eine Handlung bezeichnen (z.B. Massage zu massieren1) oder eine Sache als Kollektivum erfassen (z.B. Trikotage zu Trikot). Manche Ableitungen weisen beide Bedeutungen auf (z.B. Drainage "Entwässerung", Dränage "System von Röhren/Gräben"; drainieren, dränieren). Deutsche Bildungen erscheinen besonders in der Studentensprache seit dem 18./19. Jh. (z.B. Blamage zu blamieren), und dringen von dort aus in die Umgangssprache ein (Stellage, Fressage), häufig auch mundartlich (wmd. Bummelasch, Schenkage, omd. Kledage "Kleider"), allgemein sind Takelage zu Takel und Staffage. Das Suffix lautete ursprünglich l. -Aticum, Neutrumform von Adjektiven auf l. -Aticus. Öhmann, E. NPhM 75 (1974), 513-526; Wortbildung 3 (1975), 241-252; Fleischmann, S. Romance Philology 30 (1976/77), 42-58. französisch frz Agenda AgendaSfSubstantiv Femininum "Tagesordnung, Terminkalender" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Entlehnung. Die früheste Bedeutung im Deutschen ist "Gottesdienstordnung". Die deutsche Form Agende hat sich (bis jetzt) nicht durchgesetzt. Entlehnt aus l. agenda "Dinge, die betrieben werden müssen", dem Plural von l. agendum, dem Gerundivum von l. agere (Actum) "treiben, betreiben". Das Verbum ist ebenfalls entlehnt als agieren (auch die weiteren Zusammenhänge). Ebenso nndl. agenda, ne. agenda, nfrz. agenda. lateinisch l Agent AgentSmSubstantiv Maskulinum "Vertreter" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (16. Jh., Bedeutung 18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. agente, dieses aus l. agEns (-entis), dem PPräs. von l. agere "treiben, betreiben". Zunächst nur "Geschäftsführer", dann aber auch "im staatlichen Auftrag tätiger Spion". Zu der ursprünglichen Bedeutung gehört Agentur, eigentlich "Geschäftsvertretung, Geschäftsstelle". Ebenso nndl. agent, ne. agent, nfrz. agent, nschw. agent, nnorw. agent; agieren. Schirmer (1911), 7; Jones (1976), 88f.; DF 1 (21995), 189-195. italienisch it Aggregat AggregatSnSubstantiv Neutrum "Kombination von zusammenwirkenden Maschinen" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh., Bedeutung 18. Jh.)Entlehnung. Mit Substantivierung entlehnt aus dem Neutrum des PPP. von l. aggregAre "anhäufen, sammeln", einer Präfixableitung zu l. grex (gregis) m. "Herde, Schar" und l. ad- "hinzu". In der Bedeutung "Summe" schon im 15. Jh. bezeugt. Als "Zusammenstellung ohne inneren Zusammenhang" 18. Jh., "Gruppe zusammenwirkender Maschinen" 20. Jh. Als Aggregatszustand wird der feste, flüssige oder gasförmige (u.ä.) Zustand von Stoffen bezeichnet (nach der unterschiedlich starken "Anhäufung" der Moleküle). Ebenso nndl. aggregaat, ne. aggregate, nfrz. agrégat, nschw. aggregat, nnorw. aggregat. Zu den verwandten griechischen Wörtern s. Allegorie. S. auch Kongregation. HWPh 1 (1971), 102f.; DF 1 (21995), 195-198. lateinisch l Aggression AggressionSfSubstantiv Femininum "Angriffslust" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (18. Jh.)Entlehnung. Unter Einfluß von frz. aggression entlehnt aus l. aggressio "Angriff", einem Abstraktum von l. aggredI "heranschreiten, angreifen", zu l. gradI (gressus sum) "schreiten, gehen" und l. ad- "hinzu". Täterbezeichnung: Aggressor; Adjektiv: aggressiv mit dem Abstraktum Aggressivität; aggressive Werbung u.ä. unter dem Einfluß des amerikanischen Englischen. Ebenso nndl. agressie, ne. aggression, nfrz. aggression, nschw. aggression, nnorw. aggresjon. Zur Sippe des zugrundeliegenden l. gradI "schreiten" s. Grad, Regreß. Seidmann, P. Studia Philosophica 26 (1966), 228-266; HWPh 1 (1971), 103-109; Rey-Debove/Gagnon (1988), 9f.; DF 1 (21995), 198-209. lateinisch l Ägide ÄgideSfSubstantiv Femininum "Schirmherrschaft" erw.erweiterter Standardwortschatz bildg.bildungssprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. aegis (-idis) "Schild des Jupiter und der Minerva, Schutz", dieses aus gr. aigís (-ídos) "Ziegenfell, Lederharnisch, Sturmschild des Zeus und der Athena". Die weitere Herkunft ist umstritten (der Zusammenhang mit gr. aíx (aigós) "Ziege" ist nicht eindeutig). Ebenso nndl. aegis, aegide, ne. aegis, nfrz. égide, nschw. egid, nnorw. ägide. DF 1 (21995), 209f. lateinisch gr agieren agierenVswschwaches Verb "handeln" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (14. Jh.), mndd. ageren mit Adaptionssuffix. Entlehnt aus l. agere "treiben, betreiben" (wohl unter Einfluß von frz. agir). Ebenso nndl. ageren, nfrz. agir, nschw. agera, nnorw. agere. Zur Sippe des zugrundeliegenden l. agere "treiben, betreiben" gehören als Präfigierungen reagieren, redigieren mit den Abstraktbildungen Aktion (über das Niederländische in Aktie), Reaktion, Redaktion, komponiert in navigieren mit dem Abstraktum Navigation; ein tu-Abstraktum in Akt1, das präfigierte PPP. in exakt, das substantivierte PPP. in Akte, das Gerundivum in Agenda, das Partizip Präsens in Agent; ein Nomen agentis in Reaktor, über das Französische in Akteur; eine Adjektiv-Ableitung in agil. Sekundärbildungen sind Agitation (Abstraktum zu einem Intensivum); ein Adjektiv auf -tIvus im Zusammenhang mit den Abstrakta auf -tio in aktiv; eine adjektivische Weiterbildung zu dem tu-Stamm in aktuell; eine Instrumentalbildung in Examen; das Abstraktum eines komponierten Adjektivs in Ambiguität. Über das Englische aus einer jo-Bildung: Essay. Entfernter verwandt ist kaschieren. Zur griechischen Verwandtschaft s. Demagoge; zur germanischen Acker; ein keltischer Verwandter in Amt. BlW 2 (1984), 130-148; DF 1 (21995), 210-213. lateinisch l agil agilAdjAdjektiv "beweglich" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. agile (mit Relatinisierung) oder unmittelbar aus l. agilis gleicher Bedeutung. Dieses zu l. agere "treiben, betreiben". Ebenso ne. agile, nfrz. agile, ndn. agil. Zur Sippe von l. agere "treiben, betreiben" s. agieren. DF 1 (21995), 213f. französisch l Agitation AgitationSfSubstantiv Femininum "politische Indoktrination" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh., Bedeutung 19. Jh.)Entlehnung. Zunächst in allgemeiner Bedeutung ("Bewegung, Erregung") entlehnt aus l. agitAtio (-Onis) "das In-Bewegung-Setzen", zu l. agitAre "schüren, betreiben, aufhetzen", einem Intensivum zu l. agere "treiben, betreiben". Die heutige Bedeutung ("Werbung für eine Ideologie") unter Einfluß von ne. agitation. Die (stärker positive) begriffliche Ausprägung der Sippe ist durch den russischen Kommunismus (Lenin) bestimmt. Nomen agentis: Agitator; Verb: agitieren. Ebenso nndl. agitatie, ne. agitation, nfrz. agitation, nschw. agitation, nnorw. agitasjon. Zur Sippe von l. agere "treiben, betreiben" s. agieren. Strauß u.a. (1989), 53-57; Ganz (1957), 29f. (zu Agitator); DF 1 (21995), 214-221. lateinisch l Aglei AgleiSf Akelei. Agonie AgonieSfSubstantiv Femininum "Todeskampf" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh., Form 18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus kirchen-l. agOnia, dieses aus gr. agOnía "Kampf, Wettkampf; Angst, Beklemmung", zu gr. agon m. "Kampf, Wettkampf; Versammlung"; zunächst in lateinischer Form, die erst im 18. Jh. aufgegeben wurde. Gr. agon gehört zu gr. ágein "führen, leiten", dessen Sippe unter Demagoge dargestellt ist; die lateinische Verwandtschaft unter agieren, die germanische unter Acker. Ebenso nndl. agonie, ne. agony, nfrz. agonie, nschw. agoni. DF 1 (21995), 223f.; Cottez (1980), 11. lateinisch gr Agraffe AgraffeSfSubstantiv Femininum "Schmuckspange" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus gleichbedeutendem frz. agrafe (eigentlich "Haken"), zu (spät bezeugtem) frz. agrafer "anhaken, einhaken". Die älteren französischen Formen sind agrape und agraper, die auf ein germanisches Wort (die Entsprechung zu Krapfen) zurückgehen. Dann lautliche Beeinflussung durch frz. griffe "Kralle, Haken" oder frz. greffe "spitzes Werkzeug". Ebenso nndl. agrafe, ne. agraffe, nschw. agraff, nnorw. agraff. DF 1 (21995), 224f.; Brunt (1983), 122f. französisch frz agrar- agrar-LAffLehnaffixoid "Landwirtschafts-" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (-) Beschreibung von Affixen. Entlehnt aus l. agrArius "den Acker(bau) betreffend", zu l. ager "Acker" unter dem Einfluß von frz. agraire bei der Diskussion über den Grundbesitz nach der französischen Revolution. Als Adjektiv ist die Entlehnung sehr selten (auch mit einem Adaptions-Suffix in agrarisch), in Zusammensetzungen wird sie zu einer Art Präfixoid (zuerst Agrarverfassung 1829, dann -politik, -system 1856 usw.). Agronom. DF 1 (21995), 225-230. lateinisch l Agrasel Agrasel(Agrassel, meist Pl.) SnSubstantiv Neutrum "Stachelbeere" per.peripherer Wortschatz österr. (13. Jh., Bedeutung 14. Jh.), mhd. agraz Entlehnung. Entlehnt aus aprov. agras "unreife Weintraube, Saft aus dieser", zunächst in der Bedeutung "saure Obstbrühe", dann (offenbar meist in der Form agresse) für "unreife Trauben", dann "Stachelbeeren" (die Form durch Einfluß von ml. agresta, das auch Agrest "Saft von unreifen Trauben", bezeugt seit dem 15. Jh., geliefert hat?). Das provenzalische (und das mittellateinische) Wort gehen zurück auf l. acer "scharf, sauer" (Ahorn). Die Form mit l ist bereits romanisch und mittellateinisch (grosellarius). Ebenso nfrz. groseille. l Agronom AgronomSmSubstantiv Maskulinum "Landwirtschaftskundiger" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.) Neoklassische Bildung. Wohl vom Französischen ausgehender Internationalismus, der formal gr. agronómos "Aufseher über die Stadtländereien" entspricht, aber wohl eine Neubildung nach den Wissenschaftsbezeichnungen auf -nomie (Astronomie, Ökonomie) und den Bezeichnungen entsprechender Wissenschaftler auf -nom ist. Die auf das Griechische zurückgehende (Kompositions-)Form agro- spielt wie agrar- eine Rolle als Lehnaffixoid, tritt aber seltener auf. Ebenso nndl. agronoom, ne. agronomist, nfrz. agronome, nschw. agronom, nnorw. agronom. Zur germanischen Verwandtschaft s. Acker. Cottez (1980), 11f.; DF 1 (21995), 234f. französisch l Ag(t)stein Ag(t)steinSm Bernstein, Achat. ah ahInterjInterjektion std.Standardwortschatz (12. Jh.), mhd. A, mndd. A Stammwort. Ähnliche Interjektionen gibt es in vielen Sprachen, ohne daß ein ursprünglicher Zusammenhang vorausgesetzt werden muß. deutsch d äh ähInterjInterjektion std.Standardwortschatz (19. Jh.)Stammwort. Als Einschub bei stockender Rede. Lautnachahmung für den bei Aktion der Stimmlippen ohne Artikulation entstehenden Kehlkopflaut. Im Deutschen seit dem 19. Jh. konventionell äh geschrieben. Keseling, G. in H. Weydt (Hrsg.): Sprechen mit Partikeln (Berlin 1989), 575-591. deutsch d aha ahaInterjInterjektion std.Standardwortschatz (12. Jh.), mhd. aha, mndd. ahah Stammwort. Als Ausruf bei plötzlicher Einsicht verbaut in Aha-Erlebnis (bei K. Bühler 1908). Ähnliche und wohl auch verwandte Ausrufe im Niederländischen, Englischen und Schwedischen. deutsch gwn Ahle AhleSfSubstantiv Femininum "Werkzeug zum Löcher stechen" std.Standardwortschatz reg.regional (9. Jh.), mhd. ale, ahd. ala Stammwort. Das Wort wird üblicherweise als wg. *älO f. "Ahle", auch in ae. äl angesetzt; es könnte aus ig. *ElA "spitziges Gerät" hergeleitet werden, das auch in ai. arA "Treibstachel" vertreten sein könnte. Entlehnungen des indischen Worts in finnisch-ugrische Sprachen könnten allerdings auf ig. *OlA weisen, evtl. ist sogar *olA mit inner-arischer Dehnung anzusetzen, das zu germanischen Formen mit kurzem a stimmen könnte: anord. alr, ahd. alansa u.a. Diese Überprüfung läßt den Ansatz mit Langvokal in den westgermanischen Formen aber als ungesichert erscheinen: In den alten Sprachen kann durchaus Kürze vorliegen (vor allem da die Stammbildung nicht gesichert ist), und wo Langvokale bezeugt sind, können sie auf Dehnung in offener Silbe beruhen. Ein Nachweis im einzelnen steht allerdings noch aus. Vielleicht ist also mit ig. *olA f. (und anderen Stammbildungen der gleichen Grundlage) auszukommen. Weitere Herkunft unklar; zumal ein kulturelles Wanderwort nicht ausgeschlossen ist. Ebenso nndl. els (morphologisch abweichend), ne. awl (aus dem Nordischen), nisl. alur. Lloyd/Springer 1 (1988), 135f.; DWA XII, Karte 9 (nhd. Verbreitung: obd., omd.); Katz, H. MSS 47 (1986), 99-18. indogermanisch iz Ahn AhnSmSubstantiv Maskulinum (heute nur noch im Plural üblich) std.Standardwortschatz alt.veraltet (9. Jh.), mhd. an(e), ahd. ano Stammwort. In der Bedeutung "Vorfahr" auf das Deutsche beschränkt (einmal 15. Jh. mndl. anythen = aenhete "Großvater"?). Weiter verbreitet ist ein ig. *han- mit der Bedeutung "alte Frau". Vielleicht ist ein Reflex auch im Anlaut von avest. nyAka-, apers. niyAka- "Großvater" zu sehen (*(a)ne-Ava-ka zu l. avus "Großvater"?). Entstehung dunkel, vielleicht Lallwort. In der Bedeutung "Großvater, Großmutter" fehlt dem Wort zunächst eine Unterscheidungsmöglichkeit zwischen Maskulinum und Femininum. Diese wird nachträglich eingeführt (Ähni/Ahne, Ahnherr/Ahnfrau usw.), aber seit 1400 weicht das Wort vor dem klareren Großvater, Großmutter zurück. Femininbildung: Ahne. - Der Grundsprache scheint ein Wort für "Großvater (väterlicherseits)" gefehlt zu haben; die Bezeichnung war offenbar Vater, gegebenenfalls alter Vater. Vgl. Frauche, Herrche, Enkel1, Urahn. Kuhberg (1933), 35; Risch, E. MH 1 (1944), 118-121; Szemerényi (1977), 47-51; Müller (1979), 17-69; Lloyd/Springer 1 (1988), 215-217. indogermanisch iz ahnden 1 ahnden 1Vswschwaches Verb "strafen" erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (8. Jh.)Stammwort. Mit unregelmäßiger Vokaldehnung aus mhd. anden, ahd. anton "rächen, strafen, tadeln", as. andon "eifern", ae. andian "neidisch, eifersüchtig sein", also wg. *and-O- Vsw. "sich ereifern"; dieses offenbar zu wg. *andOn m. "Zorn, Eifer", auch (ahd.) "Strafe", in ahd. anto, as. ando, ae. anda. Unklar ist das Verhältnis zu ahd. anado, anadon ähnlicher Bedeutung (selten, in Glossen, würde die Erklärung der neuhochdeutschen Lautform aber erleichtern), ae. anoda. Mit Rücksicht auf die Bedeutungsverzweigung von l. animus ("Hauch, Mut, Stolz, Leidenschaft usw.") kann an g. *an-a-, ig. *ane- (wohl *hane-; Anemone) "atmen" (in ai. ániti "atmet", gt. uz-anan "ausatmen") angeknüpft werden, doch reicht diese Annahme allein noch nicht für die Erklärung der Bedeutung aus (hat etwa eine Entsprechung von gr. ónomai "ich tadle" eine Rolle gespielt?). Seebold (1970), 78f.; Lloyd/Springer 1 (1988), 221-224; de Grauwe, L. SGG 21 (1980/81), 247-269. westgermanisch ix ? ahnden 2 ahnden 2Vsw "ahnen" ahnen. ahnen ahnenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (12. Jh.), mhd. ez anet mir (oder mich) aus dem Adverb ane "an" gebildet (vgl. es kommt mich an), entsprechend mndd. anen Stammwort. Seit dem 14. Jh. mit persönlicher Konstruktion (ich ahne usw.). In Mundarten, die nach Vokalsynkope zusammenstoßende Dentale vereinfachen (bint aus bindet), entsteht schon im 13. Jh. die hyperkorrekte Form anden, später ahnden; sie ist aber wegen des Gleichklangs mit ahnden1 "strafen" wieder untergegangen. Abstraktum: Ahnung. Stammler (1954), 141-144; Moser, V. ZM 14 (1938), 65 (zu ahnden). deutsch iz ähnlich ähnlichAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (8. Jh., Form 12. Jh.), mhd. anelich, ahd. analih (nur als Abstraktum analihhi n. und in anderen Weiterbildungen belegt) Stammwort. Wie in gt. analeiko Adv., sonst ahd. anagilIh, ae. angelic (selten), mehrdeutig anord. álíkr (selten), also g. *ana-(ga-)lIka- adj. "ähnlich", eigentlich "dessen Gestalt (*leika-; Leiche) nahe daran ist". Die Erklärung als "nahezu gleich" (Hiersche) ist zwar ebenfalls möglich, dürfte aber auf chronologische und morphologische Schwierigkeiten stoßen. Die fnhd. Form einlich mit gleicher Bedeutung beruht wohl auf sekundärer Umdeutung. Das Verb ähneln (17. Jh.) ist aus älterem ähnlichen unregelmäßig gekürzt. Abstraktum: Ähnlichkeit. von Bahder, K. ZHM 1 (1900), 299f.; Wenzlau, F. ZDW 6 (1904), 99f.; Höfler, O. FS Kralik (1954), 39-41 (anders); Hiersche A(1986), 42. gemeingermanisch s. an, s. Leiche ahoi ahoiPtklPartikel (seemännischer Anruf) erw.erweiterter Standardwortschatz reg.regional (19. Jh.)Entlehnung. Von Seeleuten aus dem Englischen entlehnt. Die Bestandteile a- und hoy dieses Ausrufs haben auch im deutschen Sprachbereich Entsprechungen (z.B. a hui bei Jeroschin 14. Jh.). Ebenso nndl. ahoi, ne. ahoy, nschw. ohoj, nnorw. ohoi. englisch e Ahorn AhornSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. ahorn, ahd. ahorn, as. ahorn neben n-losen Formen in mundartlich Are (usw., vgl. ndn. är) Stammwort. Aus diesen Formen läßt sich ein n./wg. *ahur-(na-) m., ig. (eur.) *akr-(no-) "Ahorn" erschließen, das auch in l. acer n. (l. acernus "aus Ahorn") und gr. (Hesych) ákastos (vermutlich aus *akr-sto-) bezeugt ist. Falls es sich um ein Erbwort handelt, dürfte es aus ig. *aKer- "Spitze" oder einer damit zusammenhängenden Bildung abgeleitet sein (das Benennungsmotiv wäre also die Form der Blätter). Es gibt aber Hinweise darauf, daß es sich um ein vorindogermanisches Wanderwort handeln könnte; so das danebenstehende gr. (Hesych) ákarna "Lorbeer" und baltische und slavische Formen, die in ihrer Herkunft unklar sind. Falls heth. hiqqarza anzuschließen ist, kann von ig. *hEkr/hék-n-s ausgegangen werden. Falls Erbwort, s. Ecke und für die Entsprechungen in Entlehnungen Akrobat. Nordstrandh, I. NM 5 (1949), 148-173; Mitzka, W.: Der Ahorn (Giessen 1950); RGA 1 (1973), 115f.; BlW 1 (1981), 205f.; Lloyd/Springer 1 (1988), 110-113; Puhvel 3 (1991), 304f.; Oettinger, N. HS 107 (1994), 77-86. indogermanisch iz Ähre ÄhreSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. eher n, ahd. ehir, ahar n, as. ehir Stammwort. Führt zusammen mit gt. ahs, anord. ax und ae. ear zurück auf einen g. s-Stamm *ahaz- n., aus ig. (eur.) *akos- n., auch in l. acus (aceris) n. "Granne, Spreu" und gr. akoste "Gerste" (= "die Grannige"). Mit anderem Suffix ist gebildet fnhd. agel, nhd. Achel "Ährenspitze", ae. egl(e) "Granne" und außergermanisch lit. akúotas "Granne", akslav. ostinu "Stachel". Gemeint sind also jeweils die Grannen (gegebenenfalls metonymisch die Ähren, oder eine Zugehörigkeitsbildung "mit Grannen versehen"), so daß die Wörter wohl mit ig. *aK- "Spitze, spitzig" (etwa in gr. ákron n. "das äußerste Ende, Spitze") zusammenhängen. Ebenso nndl. aar, ne. ear, nschw. ax, nisl. ax; Ahorn, Ecke, Hachel, Hulst. BlW 1 (1981), 206-209 (Acer), 294 (acus); Lloyd/Springer 1 (1988), 95-98. indogermanisch iz Aids AidsSnSubstantiv Neutrum (?; der isolierte Gebrauch des Wortes wird vermieden, so daß eine Genuszuweisung nicht erkennbar ist) erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.) Kunstbildung. Entlehnt aus dem am.-e. Akronym Aids (AIDS) für Acquired Immune Deficiency Syndrome "Erworbenes Immunschwäche-Syndrom" (auch als Immunschwäche übersetzt). Im Deutschen bezeugt seit 1983. Ebenso nndl. AIDS, ne. AIDS, nfrz. SIDA (Syndrome d'Immunodéficience Acquise), nschw. AIDS, nnorw. AIDS. Carstensen 1 (1993), 18f. englisch e Akademie AkademieSfSubstantiv Femininum "wissenschaftliche Gesellschaft" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Onomastische Bildung. Entlehnt aus l. AcadEmIa, dieses aus gr. Akademeia. Im Griechischen ist es zunächst Name eines vor Athen gelegenen Tempelbezirks, der - möglicherweise volksetymologisch - auf den Namen des Heros AkádEmos zurückgeführt wird. Eine von Platon in der Nähe eingerichtete Schule erhält den Namen des Bezirks, den sie auch nach der Verlegung an einen anderen Ort beibehält. Dann Übergang des Eigennamens in ein Appellativum ("Schule, Lehre"). Die Bedeutung "Vereinigung von Gelehrten" zuerst bei den italienischen Humanisten (Cosimo de Medici, 15. Jh.), von dort kam Einrichtung und Wort nach Frankreich und Deutschland. Das Adjektiv akademisch wird wie Akademiker allgemeiner im Sinn von "zur Universität gehörig" gebraucht; das Adjektiv heute auch übertragen im Sinn von "lediglich theoretisch, für die Praxis irrelevant" (seit dem 18. Jh., z.T. nach französischem Vorbild). Ebenso nndl. academie, ne. academy, nfrz. académie, nschw. akademi, nisl. akademía. DF 1 (21995), 239-250; Immisch, O.: Academia (Freiburg/Br. 1924); Weimann, K.-H. DWEB 2 (1963), 386; HWPh 1 (1971), 122-124; Knabe, P.-E. ASNSL 214 (1977), 245-261; LM 1 (1980), 248f.; BlW 1 (1981), 137f. Name Akazie AkazieSfSubstantiv Femininum (ein nicht einheimischer Baum) erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh., Form 19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. acacia (zunächst in lateinischer Form, dann eingedeutscht), dieses aus gr. akakía. Das griechische Wort ist wohl entlehnt; wegen der Dornen des Baumes können aber auch Ableitungen aus (ig.) *aK- "scharf" eingewirkt haben. In den frühesten Belegen wird Akazie mit Schlehe gleichgesetzt. Die in Deutschland bekannte, eingebürgerte Akazie ist eine "falsche Akazie", eine Art Robinie, die ähnlich aussieht. Ebenso nndl. acacia, ne. acacia, nfrz. acacia, nschw. akacia, nnorw. akasie. BlW 1 (1981), 136f. lateinisch gr Akelei AkeleiSfSubstantiv Femininum "ein Hahnenfußgewächs" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (9. Jh., Bedeutung 12. Jh.), mhd. ageleie, ahd. agaleia, mndd. ak(e)leye Nicht etymologisierbar. Von den verwandten Wörtern (l., frz., d.) ist die früheste Bezeugung agleya und acoleia bei Hildegard von Bingen (12. Jh.) in lateinischem Kontext; danach aquileia bei Albertus Magnus, frz. ancolie (1325). Das postulierte ml. aquileia u.ä. ist nicht in primären Quellen bezeugt. Herkunft unklar. Die alten Wörter bezeichneten zuerst andere Pflanzen (Kreuzdorn u.a.), erst im 12. Jh. aquilegia vulgaris. Die heutige Lautform ist vom Niederdeutschen beeinflußt. Echt hochdeutsch Aglei. Ebenso nndl. akelei, ne. aquilegia, nfrz. ancolie, nschw. akleja, nnorw. akeleie. Loewe, R. BGDSL 59 (1935), 245-254; Marzell 1 (1943), 359f.; BlW 1 (1981), 289-291 (aculeatus, aculeus); Lloyd/Springer 1 (1988), 76f.; LM 1 (1980), 250; Sauerhoff (2001), 60-74, 313-315. deutsch d Akklamation AkklamationSfSubstantiv Femininum "(Abstimmung durch) Zuruf, Beifall" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. acclAmAtio (-onis) "Zuruf (häufig auch Ausdruck des Mißfallens)", einem Abstraktum zu l. acclAmAre "zurufen", zu l. clAmAre "laut rufen, schreien" und l. ad- "hinzu". Ebenso nndl. acclamatie, ne. acclamation, nfrz. acclamation, nnorw. akklamasjon. Zur Sippe von l. clAmAre s. deklamieren, zur Sippe der Wurzel s. klar. DF 1 (21995), 250-252; LM 1 (1980), 251f.; BlW 1 (1981), 182f. lateinisch l akklimatisieren akklimatisierenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (19. Jh.) mit Adaptionssuffix. Mit dem Adaptions-Suffix -isieren entlehnt aus frz. acclimater, einer Präfixableitung zu frz. climat "Klima" (Klima). Ebenso nndl. acclimatiseren, ne. acclimatize, nfrz. acclimater, nschw. acklimatisera, nnorw. akklimatisere. DF 1 (21995), 252-255. französisch frz Akkord AkkordSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (13. Jh.)Entlehnung. In der Bedeutung "Übereinkommen" entlehnt aus frz. accord "Übereinstimmung, Abkommen" (in den kommerziellen Bedeutungen auch abhängig von it. accordo) zu frz. accorder "ein Abkommen schließen", dieses aus früh-rom. *accordAre, wie l. concordAre "sich in Einklang befinden, versöhnen" eine Präfixableitung von l. cor (cordis) n. "Herz" und l. ad- "hinzu". Im 17. Jh. kommt zu der allgemeinen Bedeutung "Abkommen" die speziellere Bedeutung "Werkvertrag, Vereinbarung zur Bezahlung nach Stückzahl (usw.)" hinzu. - Die musikalische Bedeutung, allgemein als "schöner Zusammenklang der Töne" seit dem 15. Jh. nach frz. accord, als musikalischer Terminus seit dem 17. Jh.; doch dürfte hier eine Vermengung mit frz. corde f. "Saite", aus l. chorda f., vorliegen, die sich vor allem in der früheren Bedeutung "ein Instrument stimmen" zeigt. Ebenso nndl. akkoord, ne. accord, nfrz. accord, nschw. ackord, nnorw. akkord. Von der gleichen verbalen Grundlage mit anderen Präfixen stammen ab Rekord, Konkordat, Konkordanz; von der gleichen Grundlage über das Französische: Courage; zur germanischen Verwandtschaft s. Herz; Akkordeon. Schirmer (1911), 8; DF 1 (21995), 259-269; Eggebrecht (1955), 20f.; Jones (1976), 81f.; BlW 1 (1981), 188. französisch frz Akkordeon AkkordeonSnSubstantiv Neutrum erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.) Neoklassische Bildung. Das Musikinstrument wurde von dem österreichischen Instrumentenbauer Demian Akkordion genannt, weil seine Bässe in Akkorden angeordnet sind. Die Endung wohl nach dem älteren Orchestrion; dann -eon in Anlehnung an die französische Form solcher Suffixe. Ebenso nndl. accordeon, ne. accordion, nfrz. accordéon; Akkord. lateinisch l akkreditieren akkreditierenVswschwaches Verb "beglaubigen" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.) mit Adaptionssuffix. Entlehnt aus frz. accréditer "beglaubigen" (zu frz. crédit "Vertrauen", dessen weitere Verwandtschaft unter Kredit behandelt ist). Ebenso nndl. accrediteren, ne. accredit, nfrz. accréditer, nschw. ackreditera, nnorw. akkreditere. DF 1 (21995), 269-271. französisch frz Akku Akku(Kurzform von Akkumulator, früher auch Aku) SmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (19. Jh., Form 20. Jh.) Kunstbildung. Mit diesem im Lateinischen noch nicht spezifizierten Wort werden in der Neuzeit Geräte bezeichnet, die die Funktion des Sammelns und Speicherns (besonders von elektrischer Energie) haben: l. accumulAtor m. "Anhäufer" zu l. accumulAre, aus l. cumulAre "häufen, steigern" und l. ad- "hinzu-"; weiter zu l. cumulus "Haufen". Entsprechend ne. accumulator, nfrz. accumulateur. Die Kurzform seit dem 20. Jh. Mit der Ausgangsbedeutung "anhäufen" das Verbum akkumulieren und das Abstraktum Akkumulation. Ebenso nndl. accu, ne. accumulator, nfrz. accu, nschw. ackumulator, nnorw. akku. BlW 1 (1981), 193f.; DF 1 (21995), 271-274. lateinisch l akkurat akkuratAdjAdjektiv "genau" per.peripherer Wortschatz fremd.(15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. accUrAtus "sorgfältig, genau", dem PPP. von l. accUrAre "mit Sorgfalt erledigen", zu l. cUrAre "für etwas bzw. jmd. Sorge tragen" und l. ad- "hinzu"; weiter zu l. cUra "Sorge, Sorgfalt, Augenmerk". Das Abstraktum Akkuratesse mit französischer Endung, aber ohne französisches Vorbild. Ebenso nndl. accuraat, ne. accurate, nschw. ackurat, nnorw. akkurat. Zur Sippe des zugrundeliegenden l. cUra s. Kur. DF 1 (21995), 275-277; BlW 1 (1981), 194f. lateinisch l Akkusativ AkkusativSmSubstantiv Maskulinum "Wen-Fall" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh., Form 18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. (cAsus) accUsAtIvus, eigentlich "der eine Anklage ausdrückende Fall", Adjektivbildung zu l. accUsAre "anklagen, beschuldigen". Die lateinische Bezeichnung ist eine Lehnübersetzung zu gr. aitiAtike ptOsis "Fall, der das Verursachte angibt". Bei der Übertragung ins Lateinische wurde eine andere Bedeutung von gr. aitiAtikós und gr. aitía, das neben "Grund, Ursache" auch "Anklage, Vorwurf" bedeutet, herangezogen. Kritisch zu dieser Auffassung Kapp: Auch die griechische Fügung zielt auf den Anklage-Fall; gemeint ist der Akkusativ mit Infinitiv, der als Inhalt bei Verben der Beschuldigung, der Behauptung und der Erzählung steht. Ebenso nndl. accusatief, ne. accusative, nfrz. accusatif, nschw. ackusativ, nnorw. akkusativ. L. accUsAre ist gebildet aus l. causa f. "Grund, Schuld, Umstand" und ad- "hinzu". Zu l. causa s. kausal und kosen. Leser, E. ZDW 15 (1914), 53; Kapp, E. FS Snell (München 1956), 15-21. lateinisch l Akne AkneSfSubstantiv Femininum (eine Hautkrankheit) erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Über lateinische Quellen in England entlehnt aus gr. akme "Höhepunkt", auch "Blüte" und schließlich (im Plural) Bezeichnung eines Hautausschlags (also eigentlich "die Blüte", die englische Bezeichnung war ursprünglich auch rosy-drop). Die Form mit -n- beruht auf einer falschen Lesung. Zur weiteren Verwandtschaft von gr. akme s. Akrobat. Ebenso nndl. acne, ne. acne, nfrz. acné. lateinisch gr Akribie AkribieSfSubstantiv Femininum "höchste Genauigkeit" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus kirchen-l. acribia, dieses aus gr. akribeia, einem Abstraktum zu gr. akrIbes "genau, sorgfältig". Adjektiv: akribisch. Ebenso nndl. acribie, nschw. akribi, nnorw. akribi. Die Herkunft des griechischen Wortes ist unklar. Vielleicht gehört es zu gr. ákros "an der Spitze befindlich" (vgl. spitzfindig). Kurz, D.: Akribeia (Göppingen 1970); DF 1 (21995), 280-282. lateinisch gr Akrobat AkrobatSmSubstantiv Maskulinum "Turnkünstler" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. acrobate m./f. "Seiltänzer", dieses aus gr. akrobátEs "Akrobat", dieses zu akróbatos "jmd. der auf den Zehenspitzen läuft", zu gr. ákros "spitz" und gr. baínein (batós) "gehen". Die Bedeutung wird noch im 19. Jh. von "Seiltänzer" zu "Artist mit außergewöhnlicher Körperbeherrschung" erweitert. Adjektiv: akrobatisch; Abstraktum Akrobatik. Ebenso nndl. acrobaat, ne. acrobat, nfrz. acrobate, nschw. akrobat, nnorw. akrobat. Zu gr. ákros s. Akne, die lateinische Entsprechung in akut und die deutsche in Ecke, zur Sippe von gr. baínein s. Basis. DF 1 (21995), 282-284 französisch gr Akt 1 Akt 1SmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (15. Jh., Form 18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. Actus "Handlung", Abstraktum zu l. agere (Actum) "treiben, betreiben" mit verschiedenen Bedeutungsausweitungen in früher und später Zeit: "Aufzug eines Bühnenwerks" 17. Jh.; als Terminus der Malerei des 18. Jh. "Stellung des menschlichen Körpers (durch ein Modell)", dann allgemein "Bild eines nackten (weiblichen) Körpers". Diese letzte Bedeutung ist nur deutsch; nach Manczak - ohne Nachweis - ist sie anderer Herkunft (falsche Ablösung aus nackt). Die frühen Zeugnisse, die sich nur auf die Stellung des Körpers beziehen, dürften aber eindeutig sein. Die Bedeutungsverengung ähnlich wie Akademie für Akademiestück, womit ebenfalls das Bild eines nackten Menschen gemeint sein kann. Ebenso nndl. akte, ne. act, nfrz. acte, nschw. akt, nnorw. akt. Zur Sippe von l. agere s. agieren. DF 1 (21995), 284-288; Weimann, K.-H. DWEB 2 (1963), 386; BlW 1 (1981), 280-286; Manczak, W. ASNSL 219 (1982), 373; Hiersche, R. FS Polomé (1988), 269-278. lateinisch l Akte AkteSfSubstantiv Femininum (selten Akt2 m., gewöhnlich Pl.: Akten) "Schriftstück, Schriftverkehr" std.Standardwortschatz (15. Jh., Form 16. Jh.)Entlehnung. Zunächst in lateinischer Form entlehnt aus Acta (Pl.) "das Verhandelte", PPP. zu l. agere (Actum) "treiben, betreiben". Im 16. Jh. eingedeutscht, doch bleibt die Formel ad Acta "zu den Akten" im Sinne von "beiseite" bis heute. Die Singularformen sind Rückbildungen. Ebenso nndl. akte, nfrz. acte, ndn. aktstykke, nnorw. aktstykke. Zur Sippe von l. agere s. agieren. DF 1 (21995), 288-291; Ganz (1957), 31f.; Moeller-Schina (1969), 92f.; LM 1 (1980), 258f.; BlW 1 (1981), 249-251. lateinisch l Akteur AkteurSmSubstantiv Maskulinum "Handelnder, Schauspieler" std.Standardwortschatz (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. acteur, das seinerseits aus l. Actor "Handelnder, Schauspieler" stammt, einem Nomen agentis zu l. agere "treiben, handeln" (agieren). Heute meist im Sinne von "Drahtzieher" verwendet, um 1800 ein Wort für "Schauspieler", neben dem das (seltene) Femininum Aktrice (aus frz. actrice) steht. Ebenso nndl. acteur, ne. actor, nfrz. acteur, nschw. aktör, nnorw. aktor. DF 1 (21995), 291f. französisch l Aktie Aktie(selten Aktion) SfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus nndl. actie "Anrecht", dieses aus l. ActiO (-Onis) in der Bedeutung "klagbarer Anspruch" (sonst "Handlung", Abstraktum zu l. agere [Actum] "treiben, betreiben"). Die spezielle Bedeutung "Wertpapier, das einen Anspruch auf Dividende sichert" seit dem 17. Jh. nach dem Englischen. Die frühere Form Aktion noch in der Schweiz und in der Täterbezeichnung Aktionär (entsprechend frz. actionnaire). Ebenso nfrz. action, nschw. aktie, nnorw. aksje. Zur Sippe von l. agere s. agieren. Schirmer (1911), 9; DF 1 (21995), 292-295; Röhrich 1 (1991), 74f. l Aktion AktionSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (15. Jh., Bedeutung 16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. ActiO (-Onis) "Handlung", einem Abstraktum zu l. agere (Actum) "treiben, betreiben". Die allgemeine Bedeutung "Handlung" erst seit dem 16. Jh., die juristische Bedeutung "einklagbarer Anspruch" (Aktie) schon etwas früher. Ebenso nndl. actie, ne. action, nfrz. action, nschw. aktion, nnorw. aksjon. Zur Sippe von l. agere s. agieren. BlW 1 (1981), 253-270; DF 1 (21995), 295-303. lateinisch l aktiv aktivAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. ActIvus, Adjektivbildung zu l. agere (Actum) "treiben, betreiben". Substantivierungen in mehreren Bedeutungen zu verschiedenen Zeiten: Gegensatz zu Passiv (17. Jh. in lateinischer Form, seit dem 19. Jh. endungslos); derselbe Gegensatz bei Bilanzen (meist Aktiven oder Aktiva, 18. Jh.); "Aktionsgruppe" (20. Jh. DDR, nach dem Vorbild von russ. aktív; bekannter ist die davon abgeleitete und ebenfalls unter russischem Einfluß stehende Täterbezeichnung Aktivist). Mit allgemeinerer Bedeutung das Verbum aktivieren; Abstraktum (zum Adjektiv): Aktivität. Ebenso nndl. actief, ne. active, nfrz. actif, nschw. aktiv, nnorw. aktiv. Zur Sippe von l. agere s. agieren. DF 1 (21995), 303-314; Jones, W. J. SN 51 (1979), 248; BlW 1 (1981), 271f. lateinisch l aktuell aktuellAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (18. Jh., Form 19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. actuel "wirklich, für die Gegenwart wichtig", dieses aus spl. ActuAlis "wirksam, wirklich", zu einem tu-Stamm von l. agere (Actum) "treiben, betreiben". Die Bedeutungsentwicklung verläuft von "wirklich" über "gegenwärtig wirklich" hin zu "zum gegenwärtigen Zeitpunkt wesentlich", wobei das Zeitungswesen des 19. Jhs. eine wichtige Rolle spielte (Tatsachenberichte von soeben Geschehenem). Die Schreibung mit c wird bis zum Anfang des 20. Jhs. beibehalten. Abstraktum: Aktualität. Ebenso nndl. actueel, ne. actual, nfrz. actuel, nschw. aktuell, nnorw. aktuell. Zur Sippe von l. agere s. agieren. DF 1 (21995), 315-320; Bäuerlein, H. Publizistik 3 (1958), 297-301; Haacke, W. Publizistik 4 (1959), 3-19; BlW 1 (1981), 275. französisch l Aku AkuSm Akku. Akupunktur AkupunkturSfSubstantiv Femininum "Heilbehandlung mit Nadelstichen" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.) Neoklassische Bildung. Das ostasiatische Verfahren (Zhen Jiu) wurde durch den niederländischen Arzt Ten Rhyne im 18. Jh. nach Europa gebracht und so (zumindest in lateinischen Texten) bezeichnet (zu l. acus "Nadel" und l. pUnctUra "Stich", einer Ableitung von l. pungere [pUnctum] "stechen"). Im Deutschen erst seit dem 19. Jh. bezeugt. Ebenso nndl. acupunctuur, ne. acupuncture, nfrz. acupuncture, nschw. akupunktur, nnorw. akupunktur. Zur Sippe von l. pungere s. Punkt, zum Bestimmungswort s. akut. lateinisch l Akustik AkustikSfSubstantiv Femininum "Lehre vom Schall" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Nach dem Vorbild entsprechender Wissenschaftsbezeichnungen (über das Mittellatein) entlehnt aus gr. akoustikós "das Hören betreffend", Adjektiv aus dem to-Partizip von gr. akoúein "hören" (aus *akous-, letztlich zu (ig.) *aK- "spitzig", also "die Ohren spitzen"). Zur germanischen Verwandtschaft s. hören. Adjektiv: akustisch. Ebenso nndl. akoestiek, acustica, ne. acoustics, nfrz. acoustique, nschw. akustik, nnorw. akustikk. DF 1 (21995), 320-323. lateinisch gr akut akutAdjAdjektiv "unvermittelt, heftig" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. acUtus (eigentlich "spitz, scharf", zu l. acuere "schärfen, spitzen", verwandt mit l. acus "Nadel"; Akupunktur). Der Gebrauch in der Medizin (für Krankheiten: "plötzlich auftretend, heftig") bereits im Lateinischen, wohl als Lehnbedeutung zu gr. oxYs. Substantiviert Akut m. als Bezeichnung für einen steigenden ("spitzen") Ton (ebenfalls Lehnbedeutung aus gr. oxYs), dann auch ein diakritisches Zeichen für diesen (und anderes). Ebenso nndl. acuut, ne. acute, nfrz. aigu, nschw. akut, nnorw. akutt. S. Akupunktur, Akrobat und zur germanischen Verwandtschaft Ecke. LM 1 (1980), 259; BlW 1 (1981), 296-298; DF 1 (21995), 323-325. lateinisch l Akzent AkzentSmSubstantiv Maskulinum "Betonung, fremde Aussprache" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh., Form 20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. accentus, einer Ableitung von l. accinere "dazu klingen, dazu singen", zu l. canere (cantum) "singen, klingen" und l. ad- "hinzu". L. accentus ist eine Lehnübersetzung zu gr. prosOidíA, einem Abstraktum zu gr. prós "hin, zu" und gr. Ode "Lied", also "hinzugefügte Melodie", gemeint ist also zunächst die Intonation, dann die Hervorhebung einzelner Silben. Als Bezeichnung der entsprechenden diakritischen Zeichen seit dem 16. Jh. In der Bedeutung "besondere Ausspracheweise" häufig französisch ausgesprochen (und geschrieben). Verb: akzentuieren "betont sprechen, hervorheben". Ebenso nndl. accent, ne. accent, nfrz. accent, nschw. accent, nnorw. aksent. Zur Sippe von l. canere s. Chanson. Vgl. Prosodie. DF 1 (21995), 327-333; Leser, E. ZDW 15 (1914), 36; LM 1 (1980), 259f.; BlW 1 (1981), 151. lateinisch l akzeptieren akzeptierenVswschwaches Verb "annehmen" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (15. Jh.) mit Adaptionssuffix. Unter Einfluß von frz. accepter entlehnt aus l. acceptAre, einem Intensivum zu l. accipere "annehmen", zu l. capere (captum) "nehmen" und l. ad- "hinzu". Adjektiv: akzeptabel. Ebenso nndl. accepteren, ne. accept, nfrz. accepter, nschw. acceptera, nnorw. akseptere. Zur Sippe von l. capere s. kapieren. DF 1 (21995), 333-339; BlW 1 (1981), 152-158. lateinisch l Akzidenz Akzidenz(auch Akzidens) SnSubstantiv Neutrum "etwas Zufälliges, nicht zum Wesen Gehörendes" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh., Form 18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. accidentia f. "Zufall", Abstraktum zu l. accidere "vorfallen, eintreten", zu l. cadere "fallen" und l. ad- "hinzu-". In philosophischer Verwendung Lehnübersetzung des aristotelischen gr. symbebEkós. Ebenso ne. accident, nnorw. aksidens. Zur Sippe von l. cadere s. Kadenz. Bärthlein, K. Archiv für Geschichte der Philosophie 50 (1968), 196-253; HWPh 1 (1971), 72f.; BlW 1 (1981), 165; DF 1 (21995), 339-347. lateinisch l Akzise AkziseSfSubstantiv Femininum "Verbrauchs-, Verkehrssteuer" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (13. Jh., Standard 16. Jh., Form 20. Jh.), mndl. assise Entlehnung. Zunächst nur in Nordwestdeutschland als assise u.ä. entlehnt aus gleichbedeutendem afrz. assise; dieses ist das substantivierte Partizip Perfekt von asseoir "festsetzen". Im Laufe des 15. Jhs. wird das Wort vor allem im Niederländischen als accise geschrieben und aufgefaßt und diese Veränderung dringt allgemein (auch im Französischen) durch (frz. accise, das allerdings vorwiegend Steuern auf niederländische und englische Lebensmittel bezeichnet). Der Grund für die Veränderung ist nicht ausreichend klar (Anschluß an das Partizip von l. accIdere "anschneiden" im Sinn von "einkerben"? Oder Anschluß an l. accensEre "zurechnen" und Zins? Vgl. den Zuwachs eines -n- in ndl. accijns). Eindeutschung der Schreibung erst im 20. Jh. Frz. asseoir beruht auf einer transitiven Form ("Platz anweisen, festsetzen") von l. assidere "sich hinsetzen". Ebenso nndl. accijns, ne. excise, nfrz. accise, nschw. accis. Zu dem zugrundeliegenden l. sedEre "sitzen" s. Residenz, zur germanischen Verwandtschaft sitzen. Schirmer (1911), 10; LM 1 (1980), 261. französisch frz -al -al(Variante -ell) Suffix (zur Bildung von Adjektiven zum Ausdruck der Ähnlichkeit oder Zugehörigkeit) erw.erweiterter Standardwortschatz bildg.bildungssprachlich (-) Beschreibung von Affixen. Z.B. (Ähnlichkeit) pastoral "wie ein Pastor", genial "wie ein Genie" oder (Zugehörigkeit), z.B. kolonial "zu den Kolonien gehörig, aus den Kolonien stammend". Das Suffix wird in lateinischen Wörtern ins Deutsche übernommen und geht auf funktional entsprechendes l. -Alis zurück. Aus Substantivierungen solcher lateinischer Adjektive stammen einige Fremdwörter im Deutschen, deren Wortausgang -al man synchronisch nicht als Suffix einordnen würde (z.B. General - l. generAlis "allgemein", Moral - l. mOrAlis "sittlich"). Das Suffix hat im Deutschen häufig die Form -alisch, das dann nachträglich verkürzt werden kann, vgl. auch -alistisch. Es wird in neoklassischen Bildungen in beträchtlichem Umfang gebraucht, eine Variante ist -ell (aus der französischen Folgeform der gleichen Grundlage). Bei Weiterbildungen tritt -al- für -ell ein (individuell - Individualität). Erweiterte Suffixe sind -ial (äquatorial) und -ual (prozentual). Wortbildung 3 (1978), 37f., 264. lateinisch l à la à laPtklgruppePartikelgruppe std.Standardwortschatz stil.stilistisch (19. Jh.)Entlehnung. Mit der Bedeutung "nach Art von...", besonders bei Speisen und individuellen Kunststilen (eigentlich à la mode de/du, deshalb können nach dem femininen Artikel auch Maskulina stehen: à la diable usw.). Entlehnt aus dem Französischen (zuerst à la mode, 17. Jh.), und dann im Deutschen (häufig ironisch) ausgedehnt (17. Jh., häufiger erst im 18. Jh.). Mit nicht-französischen Wörtern und Namen etwa bei Goethe (z.B. 1807 welche die Farben à la Gildemeister sahen, d.h. "farbenblind waren"; erste Belege schon im 18. Jh.). Ebenso nndl. à la, ne. à la, nschw. à la, nnorw. à la; à. DF 1 (21995), 6-9. französisch frz alaaf alaafInterjInterjektion (Hochruf in Köln, z.B. im Karneval: Kölle alaaf) per.peripherer Wortschatz wmd. wndd. (17. Jh., Form 19. Jh.), mndd. alaf Stammwort. Im 18. Jh. mit umgekehrter Stellung bezeugt als allaff Collen; Erstbeleg al aff colnisch land von 1635, die Wendung ist aber wohl älter. Ursprünglich all ab (mundartlich all-af), etwa "alles unterhalb Kölns, Köln über alles". So auch auf den Devisen von Losen im 18. Jh. (neben Allaff Jungferschafft). Danach emphatische Dehnung der zweiten Silbe im Ausruf. Kuhl, J.: Alaaf Köln (Köln 1905); Hoffmann, W. GS Droege (1994), 504-515. deutsch s. all, s. ab Alabaster AlabasterSmSubstantiv Maskulinum "Edelgips" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (12. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. alabaster m., alabastrum n., dieses aus gr. alábastros m. und -on n. (älter gr. alábastos) "Alabaster (als Mineral), aus Alabaster gefertigtes Salbengefäß". Wohl zu einem ägyptischen Wort für "Salbgefäßstein" (Kammerzell). Der Bezug auf Salben (Salbgefäß, vielleicht auch Bestandteil von Salben) ist auch in frühen deutschen Belegen deutlich. Die weitere Herkunft des Wortes ist nicht sicher geklärt (vermutlich ägyptischer Herkunft, vielleicht ein Ortsname). Ebenso nndl. albast, ne. alabaster, nfrz. albâtre, nschw. alabaster, nisl. alabast. Littmann (1924), 20f.; Tischler, J. Glotta 56 (1978), 50-61; Lüschen (1979), 166; Kammerzell, F. FS Cherubim (Frankfurt/Main 2001), 116-119. lateinisch gr Aland Aland(Alant) SmSubstantiv Maskulinum (Name verschiedener Karpfenfische) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (9. Jh.), mhd. alant, ahd. alunt, as. alund Stammwort. Sind unter Annahme einer Grundform (g.) *alunTa- mit grammatischem Wechsel vergleichbar mit anord. Olunn "Makrele". Weitere Entstehung dunkel. Lloyd/Springer 1 (1988), 186-188. west- und nordgermanisch gwn Alant AlantSmSubstantiv Maskulinum "Helenenkraut" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (10. Jh.), mhd. alant, ahd. alant, mndd. alant, mndl. alaen Nicht etymologisierbar. Entstehung dunkel; vermutlich über das Lateinische aus gr. helénion n., einem Pflanzennamen, der vermutlich von gr. HelénE, dem Namen der Tochter des Zeus und der Leda, abgeleitet ist. Die weiteren semantischen und lautlichen Zusammenhänge sind unklar. Vielleicht lautlicher Einfluß von spl. Alum "wilder Knoblauch" und Anpassung an die Partizipien auf -ant. Nach Amigues aus (ig.) *welen- zu l. uulnus als "Wundkraut". Ebenso nndl. alant. Björkman, E. ASNSL 107 (1901), 377-379; Loewe, R. BGDSL 59 (1935), 254f.; Marzell 2 (1972), 1012-1014; Lloyd/Springer 1 (1988), 147-149; LM 1 (1980), 267; Amigues, S. Journal des savants 1990, 177-198; Lehrnbecher (1995), 155-159. deutsch d Alarm AlarmSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. allarme, einer Zusammenrückung aus it. all'arme "zu den Waffen"; it. arma f. "Waffe", aus l. arma n. Pl. "Waffen". Frühe Nebenformen sind fnhd. allerme, lerman u.ä. (Lärm). Zusätzlicher französischer Einfluß ist mindestens bei der endgültigen Standardisierung der Schreibung anzunehmen. Verb: alarmieren. Ebenso nndl. alarm, ne. alarm, nfrz. alarme, nschw. (a)larm, nnorw. alarm. Für weitere Zusammenhänge s. Armee. DF 1 (21995), 247-351. italienisch it Alaun AlaunSmSubstantiv Maskulinum "ein Salz, das als blutstillendes Mittel und als Beiz- und Färbemittel verwendet wird" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (12. Jh.), mhd. alUn, mndd. alUn, mndl. alUn Entlehnung. Entlehnt aus frz. alun, dieses aus l. alUmen n. Ebenso nndl. aluin, ne. alum, nfrz. alun, nschw. alun, nisl. álún. Die Herkunft des lateinischen Wortes ist unbekannt; Aluminium. Schlutter, O. B. English Studies 42 (1910), 166-168; Förster, M. Anglia 41 (1917), 138; Goltz (1972), 161; Lüschen (1979), 166f.; Lloyd/Springer 1 (1988), 185f.; LM 1 (1980), 272f. französisch l Alb 1 Alb 1Sf Alp(e). Alb 2 Alb(Alp) SmSubstantiv Maskulinum "Angsttraum" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (11. Jh.), mhd. alb, ahd. alb, as. alf Stammwort. Aus g. *albi- (oder *alba-) m. "Alb" (mythisches Wesen zwischen Menschen, Göttern und Zwergen, in christlicher Zeit auch als Nachtmahr interpretiert), auch in anord. alfr, ae. älf (Pl. ylfe). Vgl. den Zwergennamen Alberich ("König der Alben"?), nfrz. Oberon und die Bezeichnung Alpdrücken, Alptraum (auch ae. ylfa gesceot "Albenschuß" für "Hexenschuß"). Denkbar ist die Anknüpfung an ai. rbhú- "Bezeichnung für kunstreiche Halbgötter" (die Alben waren wie die Zwerge offenbar auch begabte Schmiede) oder an l. albus "weiß" (da es in der nordischen Mythologie "Lichtalben" gibt, Albe1). Andere (Mastrelli nach de Saussure) schließen an alpe "Berggeister in den Alpen" an. Im übrigen ist die mythologische Stellung der Alben so wenig klar (auch in der sonst reichhaltigen nordischen Überlieferung), daß etymologische Anschlüsse nicht ausreichend gesichert werden können. Die Femininform zu Alb war Elbe oder Elbinne; das Wort starb als Bezeichnung solcher Geister in der Neuzeit aus, dafür drang das verwandte Elf2, Elfe aus dem Englischen ein. Die Ablehnung des Vergleichs von Alb und ai. rbhu-, z.B. bei Mayrhofer, M.: EWAia 1 (1992), 259f. ist unbegründet: Die Möglichkeit einer Erklärung des indischen Wortes innerhalb des Indischen schließt nicht aus, daß eine parallele, aber nicht mehr nachweisbare, Erklärung auch für das germanische Wort gilt. RGA 1 (1973), 130-132; Mastrelli, C. A. StG 13 (1975), 5-13; Lecouteux, C. Euphorion 75 (1981), 371-378; Peeters, Ch. L. GL 28 (1988), 119; Lloyd/Springer 1 (1988), 152-154; Knobloch, J. SW 14 (1989), 282-284; Röhrich 1 (1991), 75. indogermanisch iz Albatros AlbatrosSmSubstantiv Maskulinum (ein Seevogel) per.peripherer Wortschatz exot.Exotismus (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus nndl. albatros oder ne. albatross über algatross aus span. port. alcatraz. Letztlich vermutlich aus arab. al-GattAs, eigentlich "Taucher; ein Wasservogel, der unterzutauchen pflegt", die Beleglage ist allerdings unsicher. Der Name bezeichnet zunächst einen amerikanischen Seevogel, deshalb hat man auch (vergebens) nach einem Vorbild des Namens in den amerikanischen Sprachen gesucht. Die lautliche Umgestaltung zu -b- wohl im Anschluß an l. (und rom.) albus "weiß", weil diese Vögel ein weißes Gefieder haben. Ebenso nndl. albatros, ne. albatross, nfrz. albatros, nschw. albatross, nisl. albatros. DEO (1982), 43f.; Rey-Debove/Gagnon (1988), 12. englisch arab Albe 1 Albe 1(auch Albel) SfSubstantiv Femininum "Weißfisch" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (13. Jh., Form 17. Jh.), mhd. albel m Entlehnung. Entlehnt aus l. albula, einer Substantivierung von l. albulus "weißlich" (zu l. albus "weiß"), das spätere Albe (17. Jh.) stammt aus einer Substantivierung des Grundworts (l. alba) (oder handelt es sich um eine lautliche Vereinfachung?). S. auch Alb2. Zum gleichen Grundwort gehören Alber und Abele; Albino, Album. lateinisch l Albe 2 Albe 2Sf "Weißpappel" Alber. Alber AlberSmfSubstantiv Maskulinum Substantiv Femininum (auch Albe2 f., Albel f.) "Weißpappel" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (10. Jh.), mhd. alber(boum), ahd. albari, as. albari Entlehnung. Entlehnt aus ml. alburus, Nebenform zu l. albulus "weißlich" mit Anpassung des Suffixes an ahd. -ari; Albe (18. Jh.) aus entsprechendem l. albus, Albel (18. Jh.) aus l. albulus. Ebenso nndl. abeel, ne. abele; Albe1. Meyer-Lübke, W. ALLG 13 (1904), 50f.; Lloyd/Springer 1 (1988), 157f.; Öhmann, E. NPhM 43 (1942), 20f. (Besprechung regionaler Formen). lateinisch l albern albernAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (9. Jh., Bedeutung 12. Jh.), mhd. alwäre, ahd. alawAri "freundlich, gütig" Stammwort. Aus g. *al(l)a-wär-ja- Adj. "freundlich", auch in gt. (Abstraktum) allawerei "volles Vertrauen, Vorbehaltlosigkeit", anord. Olvärr "(gast)freundlich", ae. ealwerlIce Adv. "freundlich". Das Adjektiv ist ein BahuvrIhi-Kompositum "dessen Vertrauen ganz ist, der volles Vertrauen hat" zu einem Wurzelnomen ig. (eur.) *wEr- "Vertrauen", das auch dem Adjektiv wahr zugrundeliegt. Im Frühneuhochdeutschen wird das Wort als Einheit empfunden (deshalb die Inlautentwicklung von lw zu lb und Abschwächung der zweiten Silbe) und nach dem Vorbild des Niederdeutschen mit einem aus den obliquen Kasus stammenden n versehen, wodurch es sich den Materialadjektiven auf -ern angleicht. Die Bedeutung wandelt sich in der gleichen Zeit von "freundlich" zu "harmlos, naiv, dumm" (ähnlich in frz. bonhomme). Verb: (herum-) albern; Abstraktum: Albernheit. Seebold, E. IF 78 (1973), 146-162. deutsch s. wahr Albino AlbinoSmSubstantiv Maskulinum "Lebewesen ohne Pigment in der Haut" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus span. albino (eigentlich "der Weißliche"), einer Ableitung von span. (poet.) albo "weiß", dieses aus l. albus (Albe1). Die Bedeutungsentwicklung von "weiß" zu "farblos, ohne Farbstoff" beginnt in Bezeichnungen wie span. negros albinos für hellhäutige Neger; dann übertragen auf andere Lebewesen ohne Pigment. Ebenso nndl. albino, ne. albino, nfrz. albinos, nschw. albino, nnorw. albino. DF 1 (21995), 351f. span Album AlbumSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. album "Verzeichnis", eigentlich "weiße Tafel (zum Aufschreiben)" zu l. albus "weiß" (Albe1). Zunächst eine Holztafel für öffentliche Bekanntmachungen, die mit Gips geweißt war und mit schwarzer Farbe beschrieben wurde, vgl. das parallele gr. leYkOma "weiße Tafel" zu gr. leykóO "ich weiße", das vielleicht das Vorbild gewesen ist. Dann "Liste, Zusammenstellung", dann "Stamm-, Gedenkbuch" und schließlich "Sammlung (Briefmarken-, Foto-), Bildband". Diese Bedeutungsentwicklung zeigt sich zuerst im Deutschen und wird von dort in andere Sprachen übernommen, die Bedeutung "Langspielplatte, zusammengehörige Platten" aus dem Englischen. Ebenso nndl. album, ne. album, nfrz. album, nschw. album, nisl. albúm. DF 1 (21995), 352-354; Carstensen 1 (1993), 25f. lateinisch l Alchemie AlchemieSf Alchimie. Älchen ÄlchenSn Aal. Alchimie Alchimie(auch Alchemie) SfSubstantiv Femininum "Goldmacherkunst" erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (13. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ml. alchimia (gegebenenfalls über afrz. alkimie), dieses aus span. alquimia, aus arab. al-kImiyá, auch "Stein der Weisen". Täterbezeichnung: Alchimist; Adjektiv: alchimistisch. Ebenso nndl. alchimie, ne. alchemy, nfrz. alchimie, nschw. alkemi, nnorw. alkymi. Das arabische Wort wird verschieden erklärt. Es stammt am ehesten aus gr. chymeía, chEmeía "Beschäftigung mit der Metallumwandlung". Die weitere Herkunft dieses griechischen Wortes ist umstritten. Naheliegend ist der Anschluß an gr. chYma "Metallguß", doch bleibt dabei die Variante mit -E- unerklärt. Ein anderer Erklärungsversuch greift auf ein ägyptisches Wort mit der Bedeutung "schwarz" zurück; Chemie. Lippmann (1919); HWPh 1 (1971), 148-150; Lokotsch (1975), 92; LM 1 (1980), 329-342; Kiesler (1994), 219; DF 1 (21995), 355-358; Tazi (1998), 113f. lateinisch arab Aldermann Aldermann(Altermann, Ältermann [Plural auch -leute]) SmSubstantiv Maskulinum "Ältester, Vorstand" per.peripherer Wortschatz arch. ndd. md.archaisch (13. Jh., Standard 18. Jh.)Stammwort. Regional seit dem 13. Jh. verbreitet, vergleichbar mit ae. ealdorman (seit dem 8. Jh.), afr. aldirmon, mndd. olderman, mndl. ouderman. Wohl eine Bildung mit dem Komparativ-Suffix; die Form entspricht aber vor allem im Englischen nicht dem Komparativ von alt. Weder der Gebrauch als Simplex (ae. ealdor "Fürst", afr. alder "Vater"), noch der Zusammenhang mit Eltern, noch die Zusammensetzung mit -mann sind recht klar, zumal bei den Germanen die Alten nicht als die Führenden galten. Das Wort stirbt in unmittelbarem Gebrauch in der Neuzeit aus, wird aber seit dem 18. Jh. historisierend verwendet (z.T. auf niederdeutsche, z.T. auf englische Verhältnisse bezogen). alt, Eltern. RGA 1 (1973), 135, 6 (1986), 321f. westgermanisch s. alt, s. Mann alert alertAdjAdjektiv "flink, munter" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. alerte "munter, wachsam" (eigentlich à l'erte), dieses aus it. all'erta "auf der Höhe, auf der Hut", zu it. erta "Anhöhe". Die Bedeutungsentwicklung geht aus von "wachsam", von da aus zu "flink" und entsprechenden Bedeutungen. Ebenso nndl. alert, ne. alert, nfrz. alert, nschw. alert. It. erta ist eine Ableitung zu ait. ergere, dieses aus l. erigere "aufrichten", aus l. ex- und regere, dessen Sippe unter regieren behandelt wird. DF 1 (21995), 358f.; Jones (1976), 90; Brunt (1983), 125f. französisch it alfanzen alfanzenVswschwaches Verb "Possen reißen" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (16. Jh.)Hybridbildung. Gebildet aus älterem, heute nicht mehr üblichem al(e)fanz m. "Schwindel, Possen", auch im Sinne von "Vorteil" (dazu alfanzer "Schwindler, Narr", < 14. Jh., und alfanzerei f. "Narretei", 16. Jh.). Entlehnt aus it. all'avanzo "zum Vorteil", zunächst mit Bedeutungsentwicklung zu "übervorteilen". Die Bedeutung "Possen" usw. scheint von einem anderen Wort zu kommen (ahd. gi-ana-venzon "sticheln, höhnen, spotten"?), doch bleiben mehrere Einzelheiten unklar. It. avanzo ist wie frz. avantage "Vorteil" herzuleiten aus der spl. Kombination abante "vor". Hiersche 1 (1986), 54. deutsch it Alge AlgeSfSubstantiv Femininum (Wasserpflanze) std.Standardwortschatz (15. Jh.,) Form 19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. alga "Seegras, Tang", zunächst in lateinischer Form, dann zunächst mit deutschem Plural Algen, dann auch der Singular Alge. Ebenso nndl. alg(e), ne. alga, nfrz. algue, nschw. alg, nnorw. alge. Marzell 1 (1943), 190f. lateinisch l Algebra AlgebraSfSubstantiv Femininum "Lehre von den mathematischen Gleichungen (usw.)" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ml. algebra, das seinerseits auf arab. al-Gabr zurückgeht. Dieses ist Teil des Titels eines Lehrbuchs des arabischen Mathematikers Al-HwArizmI (9. Jh.): "Lehre von den Wiederherstellungen und Vergleichungen", zu arab. Gabara "einrenken, wiederherstellen". Mit der Wiederherstellung ist gemeint, daß ein negativer Wert in einer Gleichung positiv gemacht werden kann, indem man ihn auf die andere Seite bringt. Ebenso nndl. algebra, ne. algebra, nfrz. algèbre, nschw. algebra, nisl. algebra. Schirmer (1912), 3f.; Littmann (1924), 76; HWPh 1 (1971), 150-153; Latham (1972), 47; Lokotsch (1975), 50; Vernet (1984), 139-141; DF 1 (21995), 359-361; Tazi (1998), 131f. lateinisch arab -algie -algieLAffLehnaffixoid (in Namen für Krankheiten in der medizinischen Terminologie) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (-) Beschreibung von Affixen. Z. B. in Neuralgie, in der Bedeutung nicht ganz gleich: Nostalgie, ausgehend von gr. -algía "Schmerz" (z.B. odontalgía "Zahnschmerz") zu gr. álgos n. "Schmerz". Das zugehörige Adjektiv ist -algisch. Cottez (1980), 15. lateinisch gr Algorithmus AlgorithmusSmSubstantiv Maskulinum "Berechnungsverfahren" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (13. Jh., Form 16. Jh.), mhd. algorismus Onomastische Bildung. Entlehnt aus ml. algorismus, das das Rechnen im dekadischen Zahlensystem und dann die Grundrechenarten bezeichnet. Das Wort geht zurück auf den Beinamen Al-HwArizmI ("der Chwaresmier", eine Herkunftsbezeichnung) eines arabischen Mathematikers des 9. Jhs., durch dessen Lehrbuch die (indischen und dann) arabischen Ziffern in Europa allgemein bekannt wurden. Das Original des hier in Frage kommendes Buches ist verschollen, die ml. Übersetzung ist Liber algorismi de practica arismetrice Die Schreibung mit in Anlehnung an gr. arithmós "Zahl". Die Bedeutung ist (seit dem 13. Jh.) zunächst "Rechenkunst" (im Deutschen untergegangen, im Englischen als algorism von algorithm getrennt); die moderne Bedeutung "festgelegter komplexer Rechenvorgang" im Deutschen seit Ende des 19. Jhs. Ebenso ne. algorithm, nfrz. algorithme, nschw. algoritm, nnorw. algoritme. Schirmer (1912), 4; Littmann (1924), 77; HWPh 1 (1971), 153-161; Kunitzsch, P. ADA 94 (1983), 19; Kiesler (1994), 213f.; Tazi (1998), 132-134. lateinisch Name alias aliasPtklPartikel "anders, auch ... genannt" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. aliAs "anders", Adverbialbildung zu l. alius "ein anderer". Ebenso nndl. alias, ne. alias, nfrz. alias, nschw. alias, nnorw. alias. Zu Adverbien von l. alius gehören alias und Alibi; zu dem aus der gleichen Wurzel stammenden l. alter gehören subaltern und über das Französische Altruismus; ferner das Verbum alternieren und das davon abhängige alternativ. DF 1 (21995), 361f. lateinisch l Alibi AlibiSnSubstantiv Neutrum "(Nachweis über den) Aufenthalt an einem anderen Ort" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. In Anlehnung an frz. alibi m. entlehnt aus l. alibI "anderswo", Adverbialbildung zu l. alius "ein anderer". Ebenso nndl. alibi, ne. alibi, nfrz. alibi, nschw. alibi, nnorw. alibi. Zur Sippe von l. alius s. alias. DF 1 (21995), 262-264; Jones (1976), 91; Röhrich 1 (1991), 75; Carstensen 1 (1993), 26f. französisch l Aliment AlimentSnSubstantiv Neutrum "Nahrungsmittel", in der Regel Pl. "Lebensunterhalt, Unterhaltszahlungen" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh., Form 17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. alimentum "Nahrungsmittel" zu l. alere "nähren", zunächst in lateinischer Form, dann endungslos und mit deutschem Plural. Heute meist im Plural für "Unterhaltszahlungen" gebraucht. Ebenso nndl. alimentatie, ne. aliment, nfrz. aliment, ndn. alimentations-. Zur germanischen Verwandtschaft s. alt. Zu l. alere "nähren" gehören außer der Instrumentalbildung Aliment die präfigierte Substantiv-Ableitung Prolet mit späterem Proletarier und als Abstraktum eines abgeleiteten Verbs Koalition; ursprünglich ein PPP. dazu ist l. altus "hoch", zu dem Alt, Altan und vielleicht Altar gehören; über das Französische auch Hautevolee, Hautgout, Hausse und Oboe. DF 1 (21995), 364-367. lateinisch l Alkali AlkaliSnSubstantiv Neutrum "Laugensalz" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. alcali m. (ml. alkali), dieses aus span. álcali m. aus arab. al-qalI, vulgäre Nebenform zu arab. al-qily "Laugensalz" (Pottasche und Soda), zu arab. qalA "im Topf kochen, rösten". Alkali wurde früher durch Auslaugen von Pflanzenasche gewonnen. Deshalb konnten durch das Wort auch andere Stoffe bezeichnet werden, die mit derselben Methode gewonnen wurden. Die Einschränkung auf die moderne chemische Bedeutung durch J. B. van Helmont (17. Jh.). Ebenso nndl. alkali, ne. alkali, nfrz. alcali, nschw. alkali, nisl. alkalí-málmur; Kali, Kalium. Littmann (1924), 86; Weimann, K.-H. DWEB 2 (1963), 386; Latham (1972), 48; Goltz (1972), 234-238; Buntz, H. ASNSL 210 (1973), 324; Lokotsch (1975), 83; Lüschen (1979), 167f.; LM 1 (1980), 416; Barke (1991), 173f.; Tazi (1998), 115f. französisch arab Alkohol AlkoholSmSubstantiv Maskulinum "reiner Weingeist" std.Standardwortschatz (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus span. alcohol "feines Pulver", dieses aus arab. al-kuhl (span.-arab. Aussprache: alkuhúl) "Antimon; daraus hergestelltes Pulver zum Schwärzen der Augenlider, -brauen und -wimpern"; dann allgemein "feines Pulver, etwas Feines, Subtiles". Das Wort geht auf akkad. guHlu zurück, das ein Pulver zum Schwarzfärben der Augenlider bezeichnet (Antimontrisulfid oder Bleisulfid). Im Deutschen zunächst in der Bedeutung "feines Pulver" verwendet, dann (zuerst bei Paracelsus) auch "Feines, Subtiles" und schließlich "Essenz". Man spricht u.a. vom alcohol vini, dem "Geist des Weines" (zunächst Paracelsus, dann in die internationale Terminologie übergehend). Von hier in der Mitte des 19. Jhs. Erweiterung zur Bezeichnung anderer berauschender Getränke. Im 19. Jh. werden weitere "Alkohole" entdeckt (z.B. Methylalkohol), so daß das Wort in fachsprachlichem Gebrauch Klassenbedeutung erhält. Adjektiv: alkoholisch; Weiterbildung: Alkoholismus mit der Täterbezeichnung Alkoholiker. Ebenso nndl. alcohol, ne. alcohol, nfrz. alcool, nschw. alkohol, nisl. alkóhól. Littmann (1924), 76; Weimann, K.-H. DWEB 2 (1963), 386; Goltz (1972), 79f., 238f.; Lokotsch (1975), 98f.; LM 1 (1980), 416f.; DF 1 (21995), 367-371; Tazi (1998), 116-118. arab Alkoven AlkovenSmSubstantiv Maskulinum (Alkove f.) "nischenartiger Schlafraum" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. alcôve f., dieses aus span. alcoba f. "Schlafgemach", aus arab. al-qubba "Gewölbe, Nebenraum (zum Schlafen)", zu arab. qubba "Kuppel, Kuppelbau, Grabkuppel", auch "Zelt". Zunächst die Alkove, dann verändert, vielleicht im Anschluß an Koben oder Ofen. Aus derselben Grundlage ist schon mittelhochdeutsch (Wolfram, 13. Jh.) über afrz. aucube die Form mhd. ekub "eine Art Zelt" entlehnt. Ebenso nndl. alkoof, ne. alcove, nfrz. alcôve, nschw. alkov, nnorw. alkove. DF 1 (21995), 371f.; Lokotsch (1975), 97f.; Brunt (1983), 125; Tazi (1998), 188-189. französisch arab all allAdj/Pron std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. al(l), ahd. al(l), as. al(l) Stammwort. Daneben als Vorderglied von Komposita auch g. *ala- "alles, ganz". Lautlich ist vermutlich von *alna- neben *ala- auszugehen. Am ehesten vergleichen sich osk. allo "ganz" (*al-no-?), air. uile "ganz, jeder" (lautlich mehrdeutig: *ol-jo-, *sol-jo-, beide mit guten Vergleichsmöglichkeiten), mit weiterem Zubehör; lit. aliái "jeder, ganz" hat andere Anschlußmöglichkeiten und ist wohl abzutrennen. Zugrunde liegt offenbar ein Pronominalstamm ig. (weur.) *ol-(/al-) "jener, jenseits", der sicher nur im Italischen, Keltischen und (falls die vorliegende Sippe zugehörig ist) Germanischen bezeugt ist. Zu ihm gehört die Bedeutung "extrem, in höchstem Maße, vollständig, ganz" (vgl. die Bedeutungsentwicklung des zugehörigen l. ultra; ultra-) und damit die germanische Sippe *al(l)- "alles, ganz". Semantisch naheliegend ist ein Anschluß von ig. *al- "anderer, zweiter" (sicher gemeinindogermanisch), doch sind die lautlichen Verhältnisse und die Abgrenzung von ig. *an- "anderer" nicht ausreichend geklärt. - Das Substantiv All n. wird im 17. Jh. als Lehnübersetzung aus l. Universum gewonnen. Die regionale Bedeutung "leer, ausgegangen" (alle werden usw., < 16. Jh., vor allem omd.) beruht wohl auf einem Konstruktionswechsel oder einer Ellipse: Wenn z.B. die Kartoffeln im Keller alle verbraucht sind, dann sind sie alle. Ebenso nndl. al, ne. all, nschw. all, nisl. allur; als2, also, Overall. Kuhberg (1933), 35; Untermann, J. IF 63 (1958), 241-245; Vendryes (1959ff.), U 17f.; Fraenkel, E.: Die baltische Sprachwissenschaft in den Jahren 1938-1940 (Helsinki 1943), 58f.; Lloyd/Springer 1 (1988), 129-131; DWA IV (1955) (zur Verbreitung von alle "leer"). indogermanisch iwo Allasch AllaschSmSubstantiv Maskulinum "Kümmellikör" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Onomastische Bildung. Entlehnt aus russ. alasch. Der Likör ist benannt nach dem lettischen Ort Allazi bei Riga. Ebenso ne. Allasch, nndl. allasch. deutsch Name allbot allbotAdvAdverb "andauernd, immer wieder" per.peripherer Wortschatz wobd. (15. Jh.)Stammwort. Schriftlich gut bezeugt, aber nicht hochsprachlich. Eigentlich "bei jedem Aufgebot", also zunächst "jedesmal", dann auch durativ "andauernd". Röhrich 1 (1991), 513f. deutsch s. all, s. bieten alldieweil alldieweilAdv/Konj "währenddessen, weil" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (12. Jh.)Stammwort. Eigentlich "die (ganze) Zeit" (zu Weile); in der Bedeutung also eine Entsprechung zu während. deutsch s. all, s. Weile alle alleAdj/Pron all. Allee AlleeSfSubstantiv Femininum "von Bäumen gesäumte Straße" std.Standardwortschatz (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. allée "Gang", d.h. "Parkweg", zu frz. aller "gehen". Ebenso nndl. allee, ne. alley, nschw. allé, nnorw. allé. Zur Etymologie von frz. aller s. DEO (1982), 45f. (umstritten, ob zu l. ambulare). Zum gleichen Grundverb gehört Allüren und gegebenenfalls auch ambulant und Präambel. DF 1 (21995), 172f.; Jones (1976), 91f. französisch frz Allegorie AllegorieSfSubstantiv Femininum "sinnbildliche Darstellung" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (14. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. allEgoria, dieses aus gr. allEgoríA, eigentlich "das Anderssagen", aus állos "anderer" und einem Abstraktum zu gr. agoreúein "sagen, sprechen". Die Allegorie gehört zu den Tropen der antiken Rhetorik. Adjektiv: allegorisch. Ebenso nndl. allegorie, ne. allegory, nfrz. allégorie, nschw. allegori, nisl. allegóría. Gr. agoreúein bedeutet eigentlich "in der Öffentlichkeit sagen", es ist abgeleitet von gr. agora "Markt", dieses zu gr. ageírein "(ver-)sammeln", das mit l. grex (gregis) m. "Herde, Schar" entfernt verwandt ist. S. Kategorie und für die lateinische Entsprechung Aggregat; zu gr. állos s. allo-. DF 1 (21995), 373-379; Cottez (1980), 17; Freytag, W. MlJ 20 (1985), 66-102, 21 (1986), 3-33. lateinisch gr allegro allegroPtklPartikel "lebhaft, schnell, heiter" (Tempobezeichnung der Musik) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. allegro, dieses über frühromanische Zwischenstufen aus l. alacer (-cris) "lebhaft, munter, aufgeregt". Ebenso nndl. allegro, ne. allegro, nfrz. allegro, nschw. allegro. DF 1 (21995), 379-381. italienisch it allein alleinAdvAdverb std.Standardwortschatz (12. Jh.), mhd. alein(e) Stammwort. Verstärkung von ahd. ein, wie in ne. alone (zu ne. one "ein") und nndl. alleen (een "ein"). all, ein1. westgermanisch s. all, s. ein alleluja allelujaInterj halleluja. allenthalben allenthalbenAdvAdverb "überall" std.Standardwortschatz alt.veraltet (9. Jh., Form 12. Jh.)Stammwort. Ahd. alahalba ist gebildet aus ala "ganz, all" und halba "Seite"; in adverbialen Wendungen bedeutet es "nach allen Seiten, überall". Wenig später wird das Erstglied flektiert und erhält dabei ein unorganisches -t-. all, -halb. deutsch s. all, s. halb aller- aller-Präfixoid (Verstärkung) std.Standardwortschatz (-)Stammwort. Ursprünglich Genetiv Plural von all, der in zwei Verwendungen fest geworden ist: 1. in adverbialen Wendungen wie allerhand, allerdings, allerlei und lokalen Adverbien wie allerlanden (heute erstarrt); 2. zusammen mit Superlativen als Steigerung (allerschönste = "schönste von allen"), in dieser Funktion noch produktiv. deutsch s. all allerdings allerdingsAdvAdverb std.Standardwortschatz (13. Jh., Form 16. Jh., Bedeutung 18. Jh.)Stammwort. Im 16. Jh. zusammengewachsen aus aller dinge(n), zunächst in der Bedeutung "gänzlich, völlig". Später fällt die Endung ab, worauf ein adverbiales -s antritt; die Bedeutung wird dabei zu einräumendem "(gewiß), freilich". aller-, Ding. deutsch s. all, s. Ding Allergie AllergieSfSubstantiv Femininum "Überempfindlichkeit gegen bestimmte Einwirkungen" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.) Neoklassische Bildung. Von dem österreichischen Mediziner Clemens von Pirquet 1906 vorgeschlagen. Gebildet aus gr. érgon n. "Werk, Wirken, Sache" und gr. allos "anderer" in Analogie zu Energie (wobei der en-érgeia - der wirkenden Kraft der körpereigenen Prozesse - eine all-érgeia gegenübergestellt wird, die die Reaktionen des Körpers auf körperfremde Stoffe bezeichnen soll). Adjektiv: allergisch. Ebenso nndl. allergie, ne. allergy, nfrz. allergie, nschw. allergi, nnorw. allergi. Zur Sippe von gr. érgon s. Energie. Carstensen 1 (1993), 27f.; DF 1 (21995), 381f. griechisch gr allerhand allerhandAdvAdverb std.Standardwortschatz (13. Jh.)Stammwort. Zusammengewachsen aus aller hande "aller Arten", zu Hand in der Bedeutung "Seite" (rechter Hand usw.). deutsch s. all, s. Hand allerlei allerleiAdj/Pron std.Standardwortschatz (13. Jh.)Hybridbildung. aller-. deutsch s. -lei, s. all Allerwelts- Allerwelts-Präfixoid "beliebiges -, irgendwelches -" std.Standardwortschatz (-)Stammwort. Substantivische Komposita mit verstärkendem Welt (mit Fugen-s), das seinerseits durch all verstärkt ist. Die Bildungen beginnen im 16. Jh., werden aber erst im 18., und dann besonders im 19. und 20. Jh. produktiv. Die Bedeutung ist einerseits verstärkend, andererseits abschätzig für "Beliebiges, Irgendwelches". deutsch s. all, s. Welt Allerwertester AllerwertesterSmSubstantiv Maskulinum erw.erweiterter Standardwortschatz stil.stilistisch (15. Jh., Bedeutung 19. Jh.)Stammwort. Zunächst normale superlativische Steigerungsform, im 18. Jh. auch als Anrede geläufig. Seit dem 19. Jh. scherzhaftes Hüllwort für das Gesäß; wohl ähnlich zu verstehen wie der wertvollste Körperteil u.ä. aller-, wert. deutsch s. all, s. wert allesamt allesamtPronPronomen std.Standardwortschatz alt.veraltet (9. Jh.)Stammwort. Schon im Althochdeutschen werden alle und saman(t) "zusammen" miteinander verbunden und werden dann als Einheit aufgefaßt. all, samt. deutsch s. all, s. samt allfällig allfälligAdjAdjektiv "jeweilig, eventuell" per.peripherer Wortschatz obd. (15. Jh.)Stammwort. Ableitung zu der Phrase (auf) alle Fälle, also "in Bezug auf jeden eintretenden Fall". Besonders in der Schweiz gebräuchlich, aber sonst nicht in die Hochsprache aufgenommen. all, Fall. deutsch s. all, s. fallen allgemach allgemachAdvAdverb "allmählich" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (15. Jh.)Stammwort. Wie mndd. al(ge)mak verstärkende Bildung mit all zu gemach, also "bedächtig, gemächlich"; vorwiegend adverbial ("allmählich") gebraucht. deutsch s. all, s. gemach allgemein allgemeinAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (12. Jh.)Stammwort. Verstärkung von gemein in dessen ursprünglicher Bedeutung durch all. Bei der Bedeutungsverschlechterung des Grundworts bleibt die alte Bedeutung bei allgemein. HWPh 1 (1971), 164-192. deutsch s. all, s. gemein Allianz AllianzSfSubstantiv Femininum "Bündnis" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. alliance, einer Ableitung von frz. allier "verbinden", dieses aus l. alligAre, zu l. ligAre "binden" und l. ad- "hinzu". Zum gleichen Grundverb Alliierte "Verbündete". Ebenso nndl. alliantie, ne. alliance, nfrz. alliance, nschw. allians, nnorw. allianse. Zur Sippe von l. ligAre s. legieren. Vgl. das einfache Verb liieren. DF 1 (21995), 382-385; Jones (1976), 93f.; Brunt (1983), 378f. französisch frz Alligator AlligatorSmSubstantiv Maskulinum (Krokodilart) erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. alligator oder ne. alligator, diese zusammengezogen aus span. el lagarto (de los Indios), wörtlich "die Echse der Indianer", aus l. lacerta f. "Eidechse". Die Lautform schwankt in der frühen Zeit der Entlehnung. Ebenso nndl. alligator, ne. alligator, nfrz. alligator, nschw. alligator, nnorw. alligator. Rey-Debove/Gagnon (1988), 13. französisch span Alliierte AlliierteSpl Allianz. Alliteration AlliterationSfSubstantiv Femininum "Stabreim" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.) Neoklassische Bildung. Neo-kl. alliteratio wurde im 16. Jh. von einem italienischen Humanisten gebildet und dann in die Volkssprachen übernommen. Zu l. littera "Buchstabe" und ad- "hinzu". Ebenso nndl. alliteratie, ne. alliteration, nfrz. allitération, nschw. alliteration, nnorw. alliterasjon. Zur Sippe von l. littera s. Letter. Eine Entsprechung ist Stabreim, das allerdings auf das verskonstituierende Auftreten in den altgermanischen Sprachen beschränkt wird. LM 1 (1980), 432-437; Rey-Debove/Gagnon (1988), 14. lateinisch l allmählich allmählichAdvAdverb std.Standardwortschatz (14. Jh.), mhd. almechlich Stammwort. Zur gleichen Grundlage wie gemach. Vgl. älteres allgemach. deutsch s. all, s. gemach Allmende AllmendeSfSubstantiv Femininum "gemeinsamer Grund" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (12. Jh.), mhd. almende, al(ge)meinde, ahd. (ala-)gimeinida (kaum nachweisbar) Stammwort. Offenbar gebildet aus (g.) *ala- (all) und Gemeinde. Vergleichbar ist zunächst afr. elmente "Gemeinde", das aber im Gegensatz zu afr. mente f. "Gemeinde" ein Maskulinum ist; daneben, ebenfalls als Maskulinum, afr. elmetha "Gemeinde", offenbar ohne den grammatischen Wechsel, entsprechend ndd. (aus nordfr.) ellemOtha "Allmend", sowie anord. almenning "gemeinsames Land" (zu dem Wort für "Mann"?). Das Wort bezeichnet wohl von Anfang an die Grundstücke, die der Dorfgemeinschaft gehören; im Deutschen daneben auch die Dorfgemeinschaft selbst. Es liegt wohl letztlich ein einheitliches Wort vor, das auf verschiedene Weise umgestaltet wurde. Ob es als g. *ala-(ga)main-(i)TO(n) anzusetzen ist, läßt sich nicht mit Sicherheit entscheiden. Hofmann, D. It Beaken 25 (1963), 264-269; Schmidt-Wiegand, R.: Mark und Allmende (Marburg 1981); RGA 1 (1973), 173f.; LM 1 (1980), 439f. deutsch s. all, s. Gemeinde allo- allo-Präfixoid "fremd, anders" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (-) Beschreibung von Affixen. Dient in neoklassischen Bildungen als Vorderglied komponierter Adjektive und Substantive und bedeutet dabei "anders" (z.B. Allogamie "Fremdbestäubung" zu allogam im Gegensatz zu autogam "selbstbestäubend"; analog zu monogam, Monogamie "Einehe"). Nachbildung griechischer Komposita mit gr. állo- "anders-, fremd-" (zu gr. állos "anderer") ohne konkretes Vorbild in Entlehnungen aus dem Griechischen. In der linguistischen Fachsprache zur Bezeichnung von Varianten verwendet (Allophon als Variante eines Phonems, zuerst bei B. L. Whorf 1934 und Bloch/Trager, dann analogisch ausgeweitet bei A. Nida 1946: Allomorph als Variante eines Morphems usw.). S. auch Allegorie, Allotria. Cottez (1980), 17. griechisch gr Allod AllodSnSubstantiv Neutrum "freies, uneingeschränktes Vermögen" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (7. Jh.)Stammwort. Germanisches Rechtswort, althochdeutsch im 9. Jh. bezeugt, dann ausgestorben und im 19. Jh. als Terminus der Rechtsgeschichte wieder aufgenommen. Es zeigt zahlreiche Bedeutungsveränderungen, die der Entwicklung der Rechtsvorstellungen folgen, und ist bezeugt in latinisierter Form in andfrk. (malb.) alodis, alodus, später al(l)odium und in wgt. Urkunden als alaudes. Vermutlich gebildet aus (g.) *alla- (all) und g. *auda- "Besitz" in anord. audr, ae. Ead, as. Od, ahd. Ot. Aber auch ein Anschluß an g. *hluta- "Los, Anteil" ist denkbar. Tiefenbach (1973), 97-100; Lloyd/Springer 1 (1988), 165-167; LM 1 (1980), 440f.; DEO (1982), 46f. (alleu); Sousa Costa (1993), 229-235. gemeingermanisch gz (-od), s. all Allopathie AllopathieSfSubstantiv Femininum "Schulmedizin" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.) Neoklassische Bildung. Um 1800 gebildet von S. Hahnemann zur Bezeichnung der Schulmedizin im Gegensatz zu der von ihm vertretenen Homöopathie; aus gr. állos "anderer" und gr. páthos "Leiden", die Bedeutung des Kompositums ist aber nur im Gegensatz zur Bedeutung von Homöopathie durchschaubar. Täterbezeichnung: Allopath; Adjektiv: allopathisch. Ebenso nndl. allopathie, ne. allopathy, nfrz. allopathie, nschw. allopati. griechisch gr Allotria AllotriaSnSubstantiv Neutrum (älter auch Spl) "Unfug" erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus gr. allótria Pl. "fremde, nicht zur Sache gehörige Dinge", Substantivierung zu gr. allótrios "zum fremdartigen gehörig". Bei zielgerichteter Tätigkeit (Lernen, Predigt usw.) gilt das nicht zur Sache Gehörige als "Unfug". allo-, Hallodri. DF 1 (21995), 386f. griechisch gr Allround- Allround-LAffLehnaffixoid "universal" per.peripherer Wortschatz fremd.Erkennbar fremd (-)Entlehnung. Bildet Komposita wie Allround-Athlet, -Sportler usw. Entlehnt aus am.-e. allround "rundum"; im (amerikanischen) Englischen wird allerdings am.-e. allrounder vorgezogen. Carstensen 1 (1993), 29-31; DF 1 (21995), 387f. englisch e Alltag AlltagSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (14. Jh., Form 17. Jh.), spmhd. altac "täglich" (14. Jh.) Stammwort. Zusammenrückung aus all und Tag, vielleicht unter dem Einfluß des Adverbs alltäglich. Substantiviert bedeutet das Wort "jeden Tag (Feiertag wie Werktag)". Im 17. Jh., offenbar durch Verallgemeinerung aus Komposita mit Alltags-, setzt sich die Bedeutung "Werktag" durch, zunächst norddeutsch und in Bezug auf Kleidung. deutsch s. all, s. Tag Allüren AllürenSplSubstantiv Plural (selten auch f.) "auffälliges Benehmen, Gehabe" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. allure f., eigentlich "Gang", im Plural "Benehmen, Art und Weise", einer Ableitung von frz. aller "gehen" (Allee). Ebenso nndl. allures. DF 1 (21995), 388-390. französisch frz Alm AlmSf Alp(e). Almanach AlmanachSmSubstantiv Maskulinum "Kalender, Jahrbuch" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus mndl. almanak, dieses aus span. almanaque und ml. *almanac, *almanach "astronomisches Tafelwerk, Jahrbuch", aus arab. al-manAH, das zwar belegt, aber etymologisch nicht sicher gedeutet ist. Ebenso nndl. almanak, ne. almanac, nfrz. almanach, nschw. almanack(a), nisl. almanak. DF 1 (21995), 390f.; Kunitzsch, P. ADA 94 (1983), 109f.; LM 1 (1980), 445. arab Almer Almer(auch Almut, Almet) SmfSubstantiv Maskulinum Substantiv Femininum "Schrank, Schrein" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. armArium "Schrank, Schrein", eigentlich "Raum für Geräte", zu l. arma "Waffen, Gerätschaften" (Armee), mit einer bereits im Mittellateinischen vorkommenden Dissimilation des ersten r (das gelegentlich auch noch in der deutschen Entlehnung bezeugt ist). Ebenso nfrz. armoire. lateinisch l Almosen AlmosenSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. almuosen, ahd. alamuosan, as. alamosna Entlehnung. Auch anord. Olmusa, ae. älmysse. Entlehnt aus kirchen-l. eleEmosyna f., dieses aus gr. eleEmosYnE f. "Mitleid" (spät auch "Almosen"), einem Abstraktum zu gr. eleemOn "mitleidig", zu gr. éleos m. "Mitleid". Das anlautende /a/ unter Einfluß von früh-rom. *alimosina f., einer Nebenform, die wohl auf sekundärem Anschluß an l. alimOnia f. "Ernährung, Unterhalt" beruht (vgl. Aliment). Die heutige Form geht unter dem Einfluß Luthers auf eine niederdeutsche Lautform (statt des zu erwartenden *Almusen) zurück. Ebenso nndl. aalmoes, ne. alms, nfrz. aumône, nschw. allmosa, nisl. ölmusa. Baist, G. ZDW 12 (1910), 299f.; Siegert (1950), 26; Lloyd/Springer 1 (1988), 142-144; LM 1 (1980), 452f. lateinisch gr Almrausch Almrausch(auch Alprausch) SmSubstantiv Maskulinum "Alpenrose" per.peripherer Wortschatz österr. (16. Jh., Form 18. Jh.)Hybridbildung. Zu Alm (Alp(e)) und (vermutlich) einer Entlehnung aus l. rUscus f., rUscum n. "Mäusedorn". Einfaches Rausch2 schon früh, die Komposita erst wesentlich später bezeugt. Marzell, H. Jahrbuch des Vereins zum Schutze der Alpenpflanzen und -tiere 22 (1957), 44; Hubschmid, J. VR 27 (1968), 337-342 (zu Rausch); Marzell 3 (1977), 1327-1329. deutsch l(-rausch), s. Alpe Aloe AloeSfSubstantiv Femininum "bittere tropische Pflanze" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (13. Jh.), mhd. AlOe n, as. AlOe Entlehnung. Entlehnt aus l. aloE, dieses aus gr. alóE, das zu einem kulturellen Wanderwort des vorderen Orients gehört. Mit diesem Wort ist ein anderes zusammengefallen, das eine wohlriechende Holzart bezeichnet und im Griechischen zunächst als alOth erscheint. Mit dieser Bedeutung ist das Wort bereits im 9. Jh. bezeugt. Ebenso nndl. aloE, ne. aloe, nfrz. aloès, nschw. aloe, nnorw. aloe. Hiersche, R. FS Neumann (1982), 121-128; Lloyd/Springer 1 (1988), 167f.; LM 1 (1980), 453; Lehrnbecher (1995), 159-165. lateinisch gr Alp AlpSm Alb2. Alpdrücken AlpdrückenSn Alb2. Alp(e) Alp(e)SfSubstantiv Femininum "Bergweide" erw.erweiterter Standardwortschatz obd. (10. Jh.), mhd. albe, ahd. alba neben Alm (das aus einer Assimilierung des b/p an das n eines n-Stammes kommt, bezeugt seit dem 14. Jh.) Nicht etymologisierbar. Geht offenbar zurück auf ein vorindogermanisches Wort, zu dem auch der Name der Alpen (sowie Alb und Allgäu) gehört. Als seine Bedeutung wird "Berg" vermutet, wobei in der späteren Geschichte ein Anschluß an l. albus "weiß" (im Hinblick auf den Schnee der Alpen) eine Rolle gespielt haben mag. Ebenso nndl. alpenweide, ne. alp, nfrz. alpe, nschw. alp, nnorw. alpeeng. Hubschmied, J. U. FS Gauchat (Aarau 1926), 438; Bertoldi, V. ZRPh 56 (1926), 183; Hubschmid, J.: Alpenwörter romanischen und vorromanischen Ursprungs (Bern 1951), 8f., 43-47; RGA 1 (1973), 181-189; Ludvik, D. Acta Neophilologica 7 (1974), 43-46; Lloyd/Springer 1 (1988), 155-157; LM 1 (1980), 458-460. west- und nordgermanisch gwn Alphabet AlphabetSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (13. Jh.)Entlehnung. Im Spätmittelhochdeutschen entlehnt aus kirchen-l. alphabEtum, dieses aus gr. alphábEtos m./f., aus gr. álpha und gr. bEta, den Namen der beiden ersten Buchstaben, die von den Griechen mit dem Alphabet über phönizische Vermittlung aus einer semitischen Sprache (vgl. hebr. aleph und hebr. beth) übernommen worden waren. Die Namen der beiden ersten Buchstaben stehen also für die ganze Buchstabenreihe. Adjektiv: alphabetisch. Da man das Alphabet zugleich mit der Kenntnis der Schrift erwirbt, steht es häufig für "des Schreibens kundig", besonders in der Gegensatzbildung Analphabet "jemand, der nicht schreiben kann". Ebenso nndl. alfabet, ne. alphabet, nfrz. alphabet, nschw. alfabet, nnorw. alfabet. Vgl. Abc. DF 1 (21995), 391-199. lateinisch gr Alptraum AlptraumSm Alb2. Alraun AlraunSmSubstantiv Maskulinum (Alraune f.) "magisch gebrauchte, menschenförmige Wurzel" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (11. Jh.), mhd. alrUne, ahd. alrUn(a) Stammwort. Dieses Wort wurde benützt, um den Pflanzennamen l. mandragora m. wiederzugeben. Dieser steht für ein Nachtschattengewächs, dessen Wurzel nach hebräischem und orientalischem Vorbild allerhand Zauberkräfte (Reichtum, Liebeszauber) zugeschrieben wurden. Im germanischen Norden, wo die Mandragoragewächse nicht gedeihen, wurde die Pflanze (teils eingeführt, teils) mit ähnlichen einheimischen Pflanzen (vor allem der Zaunrübe) gleichgesetzt; die zugehörigen abergläubischen Vorstellungen sind wohl alle nicht-germanischen Ursprungs. Je nachdem, ob die Rübe nur zweigespalten (weiblich) oder mit einem weiteren Fortsatz versehen (männlich) war, wurde die Pflanze als männlich oder weiblich angesehen und bekam das entsprechende grammatische Geschlecht. Das Wort selbst wird mit dem Frauennamen ahd. Al(b)rUn, ae. AelfrUn, anord. Alfrún in Verbindung gebracht, der im Vorderglied das Wort Alb, im Hinterglied ein Namenelement, das mit raunen zu tun hat, enthält. Von der Sache her denkbar, aber ganz unsicher. Etwas wahrscheinlicher, aber ebenfalls unverbindlich, ist die Erklärung aus (g.) *ala- (all) und *rUnO "Geheimnis" (raunen), also "großes Geheimnis". Im Hinblick auf die schwer faßbaren Relikte in der Verwandtschaft des Wortes Rune wäre auch ein Ansatz als "die ganz gespaltene" (es ist aber nur die Bedeutung "schneiden" bezeugt) oder "die ganz mit Runzeln bedeckte" (hierfür ist nur die kurzvokalische Lautform bezeugt) denkbar. Starck, A. T.: Der Alraun (Baltimore 1917); RGA 1 (1973), 198; Lloyd/Springer 1 (1988), 168-170; LM 1 (1980), 458-460; Röhrich 1 (1991), 76; Lehrnbecher (1995), 94-154. deutsch d als 1 als 1Konj/PtklPartikel (Vergleichspartikel) std.Standardwortschatz (11. Jh.), mhd. als, alse, alsO "ebenso" Stammwort. Das Wort ist demnach aus also abgeschwächt, wie ne. as, nndl. als. Dückert, J. BGDSL-H 83 (1961), 205-230. deutsch s. all, s. so als 2 als 2AdvAdverb "immer wieder (u.ä.)" per.peripherer Wortschatz wd. md. (13. Jh.)Stammwort. Abgeschwächt aus mhd. allez, Neutrum des Adjektivs all. deutsch s. all Alsem AlsemSmSubstantiv Maskulinum "Wermut" per.peripherer Wortschatz wmd. (10. Jh.)Entlehnung. Das regional beschränkt verbreitete mndl. alsene, ahd. alahsan ist entlehnt aus ml. aloxinum n.; dieses möglicherweise aus gr. alóE oxínEs f. "bittere Aloe". Ebenso nndl. alsem. Lloyd/Springer 1 (1988), 139-141. lateinisch gr ? also alsoAdvAdverb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. alsO, ahd. alsO, mndd. alsO, mndl. alsO Stammwort. Aus all und so zusammengesetzt, damit "ganz so, genau so". Seit dem 13. Jh. auch als Konjunktion verwendet. all, als1, so. Wolfrum, G. BGDSL-H 80 (1958), 33-110. deutsch s. all, s. so Alsterwasser AlsterwasserSnSubstantiv Neutrum "Mischgetränk aus Bier und Limonade" per.peripherer Wortschatz ndd. (20. Jh.)Onomastische Bildung. Scherzhafte Übertragung nach der Farbe (des Hamburger Binnengewässers). Vgl. Radler. Eichhoff, J. FS Martin (1980), 159-163. deutsch Name, s. Wasser alt altAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. alt, ahd. alt, as. ald Stammwort. Aus wg. *alda-, auch in ae. eald, afr. ald; im Nordgermanischen nur Komparativ ellri und Superlativ ellztr (Positiv gamall), im Gotischen j-Stamm alTeis in gleicher Bedeutung (aber krim-gt. alt); vermutlich to-Partizip zu g. *al-a- "wachsen, nähren" in gt. alan "aufwachsen", anord. ala, ae. alan "nähren, aufziehen", aus ig. (eur.) *al- "nähren" in l. alere, air. ailid und Ableitungen in anderen Sprachen. Die Ausgangsbedeutung ist also "gewachsen, erwachsen"; eine parallele Entwicklung liegt bei l. altus "hoch", l. adultus "erwachsen" vor. - Modifikation: ältlich; Präfixableitung: veralten. Ebenso nndl. oud, ne. old. Entlehnungen aus der lateinischen Verwandtschaft unter Aliment und Alt; Alter, Eltern, Welt. Mastrelli, C. A. AGI 46 (1961), 139-147; Seebold (1970), 75-77; Lloyd/Springer 1 (1988), 171-173; Röhrich 1 (1991), 76-78; Becker, H.-J.: Das Feld um alt (Heidelberg 1991); Heidermanns (1993), 97f. west- und nordgermanisch iw Alt AltSmSubstantiv Maskulinum (Singstimme) erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. alto (aus l. vOx alta f. "hohe Stimme"). So wird zunächst eine hohe Männerstimme bezeichnet, deren Rolle später, als auch Frauen Solistenrollen übernehmen konnten, von Frauen gesungen wurde - für Frauen ist die Stimmlage allerdings "tief". Ebenso nndl. alt, ne. alto, nfrz. alto, nschw. alt, nisl. alt. Zur germanischen Entsprechung s. alt. L. altus ist to-Partizip zu l. alere "nähren"; zu dessen Sippe s. Aliment. italienisch it Altan Altan(Betonung auf beiden Silben möglich) SmfSubstantiv Maskulinum Substantiv Femininum "Söller, Balkon" per.peripherer Wortschatz fach. obd.fachsprachlich (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. altana (eigentlich "ein hoher, vorstehender Teil eines Hauses"), zu it. alto "hoch", aus l. altus. Ebenso nschw. altan, nnorw. altan. Zu l. altus s. Alt. Öhmann, E. NPhM 43 (1942), 27; Wis (1955), 91; LM 1 (1980), 460; DF 1 (21995), 404f. italienisch it Altar AltarSmSubstantiv Maskulinum (früher selten auch n.) std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. altäre, altAre, álter, ahd. altAri Entlehnung. Entlehnt aus l. altAre (im Rückgriff darauf auch die neuhochdeutsche Betonung). Ebenso nndl. altaar, ne. altar, nfrz. autel, nschw. altare, nisl. altari. Das lateinische Wort (älter altAria n. Pl.) wurde als "erhöhter Aufsatz" (zu l. altus "hoch") verstanden, doch ist die ursprüngliche Bedeutung wohl "Brandaltar" (zu l. adolEre "verbrennen"). Nach Nagy "dessen Feuer (-*As-) genährt (*alto-) ist". Bei beiden Annahmen geht der erste Bestandteil auf l. alere "nähren" zurück; zu dessen Sippe s. Aliment. BlW 2 (1984), 164-168; RGA 1 (1973), 200-203; Nagy, G. HSCPh 78 (1974), 71-106, bes. 82-88; Lloyd/Springer 1 (1988), 174-176; LM 1 (1980), 461-465. lateinisch l altbacken altbackenAdjPPPartizip std.Standardwortschatz (13. Jh.)Stammwort. Ursprünglich für nicht mehr frisches Brot gebraucht und offenbar im Gegensatz zu mhd. niubachen "frisch gebacken" gebildet (backen). Danach Bedeutungsverallgemeinerung zu "altmodisch" (spöttisch gemeint). deutsch s. alt, s. backen Alter AlterSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. alter, ahd. altar, as. aldar Stammwort. Aus g. *aldra- n. (im Nordischen m., gotisch unbestimmt) "Lebensalter", auch in anord. aldr m., ae. ealdor, afr. alder; gotisch nur in fram-aldrs "bejahrt"; vermutlich tro-Bildung zu g. *al-a- "wachsen, nähren", parallel zu *alda- "alt". Außergermanisch vergleicht sich wohl air. altram(m) "Ernährung, Erziehung". Die Bedeutungsentwicklung geht also offenbar von "Heranwachsen, Altersstufen des Unmündigen" zu den Altersstufen des Menschen allgemein, und dann, in neuerer Zeit, zu "hohes Alter" (im Gegensatz zu "Jugend"). Verb: altern; Abstraktum: Altertum, wozu das Adjektiv altertümlich. Ebenso nndl. ouderdom, nschw. older, nisl. aldur; alt. RGA 1 (1973), 204f. unter Alte, 211-213; Lloyd/Springer 1 (1988), 173f.; LM 1 (1980), 470f. gemeingermanisch s. alt Ältermutter ÄltermutterSf, Ältervater Sm Eltervater. alternativ alternativAdjAdjektiv "zwischen zwei Möglichkeiten die Wahl lassend, eine zweite Möglichkeit bildend" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (15. Jh.)Entlehnung. Zunächst als lateinisches Adverb alternative entlehnt, dann auch als Adjektiv gebraucht. Ausweitung des Gebrauchs unter Einfluß von frz. alternative "abwechselnd, eine andere Möglichkeit bildend", zu frz. alterner "abwechseln", aus l. alternAre, zu l. alter "der andere". Das Verbum ist entlehnt als alternieren "abwechseln", das Abstraktum als Alternative. Die eigentliche Bedeutung ist "Wahl zwischen zwei Möglichkeiten", unter dem Einfluß des Englischen auch: "andere Möglichkeit". In der 2. Hälfte des 20. Jhs. entwickelt das Adjektiv und seine Ableitungen unter dem Einfluß des amerikanischen Englischen die Bedeutung "konkurrierend mit den bestehenden Normen". Ebenso nndl. alternatief, ne. alternativ, nfrz. alternatif, nschw. alternativ, nnorw. alternativ. Zu l. alter "anderer" gehören auch Altruismus und subaltern, zu seiner Parallele l. alius s. alias. DF 1 (21995), 408-414; Müller, G. SD 23 (1979), 70f.; Rey-Debove/Gagnon (1988), 15; Strauß u.a. (1989), 415-423; Carstensen 1 (1993), 32f. lateinisch l altfränkisch altfränkischAdjAdjektiv "altmodisch" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (14. Jh., Bedeutung 15. Jh.)Onomastische Bildung. Umschreibung für "althergebracht, tüchtig, echt" (= in der Art der alten Franken); schon früh aber auch "veraltet, unzeitgemäß". Lüdtke, G., Götze, A. ZDW 7 (1905/06), 15-27; Dünninger, J. FS Schröder (1959), 155-162. deutsch Name, s. alt altklug altklugAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (18. Jh.)Stammwort. Ursprüngliche Bedeutung: "durch Alter (und Erfahrung) klug". Heute nur noch in der ursprünglich ironischen Verwendung, mit der es jungen Leuten, hauptsächlich Kindern, nachgesagt wird. deutsch s. alt, s. klug Altruismus AltruismusSmSubstantiv Maskulinum "selbstlose Denkungsweise" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.) Neoklassische Bildung. Entlehnt aus frz. altruisme, das A. Comte 1830 als Gegenbegriff zu Egoismus einführte - in Anlehnung an frz. autrui "der andere" zu l. alter gebildet. Das -l- stammt also aus dem lateinischen Vorbild, die Endung -ui aus einer französischen Obliquusform. Adjektiv: altruistisch. Ebenso nndl. altruIsme, ne. altruism, nfrz. altruisme, nschw. altruism, nnorw. altruisme. Zu l. alter "anderer" s. alternativ; zu seiner Parallele l. alius "anderer" s. alias. HWPh 1 (1971), 200f.; DF 1 (21995), 414f. französisch l altväterisch altväterischAdjAdjektiv "altmodisch" erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (16. Jh.)Stammwort. Zu Altvater "Vorfahr, Patriarch" (mhd. altvater, ahd. altfater, as. aldfadar bedeuten in erster Linie "Patriarch"; afr. ald(a)feder, ae. ealdfäder "Vorfahr"; anord. alda-fadir ist ein Beiname Odins). Die ironische Bedeutung "altmodisch" ist von Anfang an häufiger als die eigentliche ("altehrwürdig"). deutsch s. alt, s. Vater Altvorder(e)n Altvorder(e)nSplSubstantiv Plural "Vorfahren" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (9. Jh.), mhd. altvorder, ahd. altfordoro m Stammwort. Gebildet aus alt und vorder im Sinne von "früher". Im 18. Jh. veraltet, dann zeitweilig wiederbelebt. Kuhberg (1933), 35f. deutsch s. alt, s. vorder Altweibersommer AltweibersommerSmSubstantiv Maskulinum erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (17. Jh.)Stammwort. Das Wort hat drei Bedeutungen, deren Benennungsmotive und deren Verhältnis zueinander unklar sind: 1) Am schlechtesten bezeugt, aber vielleicht Vorbild für die beiden anderen ist "zweite Jugend bei Frauen" (fast nur mundartlich, selten literarisch seit dem 19. Jh.); als "unzeitig" und "nur kurze Zeit dauernd" aufgefaßt, wie etwa auch das mundartlich verbreitete Wort Altweibertänze zeigt. (Diese Art der verächtlichen Ausdrucksweise ist weit verbreitet, vgl. etwa l. anIlis). Beim Mann spricht man bei der entsprechenden Situation vom Johannistrieb (nach dem bei Holzgewächsen vorkommenden zweiten Austrieb im Juni um den Johannistag herum) mit ganz anderen Konnotationen. 2) "Nachsommer, sommerliche Zeit im Herbst", so seit dem 17. Jh.; auch St. Michaelssommer (29. September), St. Martinssommer (11. November), Allerheiligensommer (1. November) u.ä. benannt. In der älteren Sprache auch Witwensommer, mundartlich (bair.) Ähndlsommer. Vielleicht metaphorisch übertragen aus (1), da "nachzeitig" und "nur kurz dauernd". 3) "Im Herbst (und Frühjahr) in der Luft herumfliegende Spinngewebe", auch Mariengarn, Liebfrauenhaar u.ä. genannt. Es scheint, daß diese Gewebe ursprünglich Sommer, fliegender Sommer u.ä. genannt wurden, und daß dies ein anderes Wort ist als das für die Bezeichnung der Jahreszeit (vgl. das schon im 14. Jh. bezeugte me. gossamer gleicher Bedeutung, das etymologisch unklar ist). Die Erweiterung zu Altweibersommer (seit dem 19. Jh.) vielleicht wegen des zeitlichen Auftretens der Fäden. Die norddeutschen Bezeichnungen Mettken oder Mettkensommer (verhochdeutscht Mädchensommer) gehören wohl zu Made und beziehen sich am ehesten auf das Gespinst der Schmetterlingspuppen und Seidenwürmer. Etymologische Anknüpfungspunkte können sein: (a) l. samara "Ulmensamen" (ursprünglich keltisch?), wenn damit ursprünglich die Samen eines Baumes mit wolligen Früchten gemeint waren; (b) zu dem englischen Wort: l. gossipinum u.ä. für eine Art Baumwolle (Plinius). Lehmann, A.: Altweibersommer (Diss. Berlin 1911, zu Bedeutung 2); Miller, A. HV 16 (1938), 310-316 (zu Bedeutung 3); Röhrich 1 (1991), 78. deutsch s. alt, s. Weib, s. Sommer (?) Aluminium AluminiumSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (19. Jh.) Neoklassische Bildung. Neoklassische Neubildung zu l. alUmen (-minis) "Alaun"; so benannt wegen des Vorkommens von Aluminium in Alaunerde. Seit 1782 (Lavoisier) wurde im Alaun ein Metall vermutet; der Nachweis gelang erst nach 1820. Schon bei der Suche nach dem Metall wurde es bezeichnet: 1786 (de Morveau) aluminia, 1808 (Davy) alumium (nach Silicium usw.), später (1812) Aluminum, das heute noch die Form des amerikanischen Englischen ist. Im gleichen Jahr wurde Aluminium vorgeschlagen, weil dies dem Lateinischen eher gemäß sei. Diese Form setzte sich dann durch, wohl unterstützt von Wörtern wie Magnesium (Magnesia). Ebenso nndl. aluminium, ne. aluminium, nfrz. aluminium, nschw. aluminium, nisl. alúmín; Alaun. Lüschen (1979), 168; Cottez (1980), 17. lateinisch l Amalgam AmalgamSnSubstantiv Neutrum (Quecksilberlegierung) erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ml. amalgama "Gemisch, speziell aus einem Metall und Quecksilber", das auf arab. al-malGam "schmelzende Substanz, Legierung von Metallen und Quecksilber" zurückgeht; dieses stammt seinerseits aus gr. málagma "Erweichungsmittel, weicher Körper, Heilpflaster". Verb: amalgamieren "vermischen". Ebenso nndl. amalgaam, amalgama, ne. amalgam, nfrz. amalgame, nschw. amalgam, nnorw. amalgam. DF 1 (21995), 415-419; Lüschen (1979), 168f.; LM 1 (1980), 508; Tazi (1998), 118-120. lateinisch arab Amaryllis AmaryllisSfSubstantiv Femininum (eine Zierpflanze) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Onomastische Bildung. Eigentlich gräzisierender Name einer Hirtin in Vergils Eklogen; in der Neuzeit übertragen auf die Blume. Ebenso nndl. amaryllis, ne. amaryllis, nfrz. amaryllis, nschw. amaryllis. Name Amateur AmateurSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. amateur in der Bedeutung "Kunstliebhaber", dieses aus l. amAtor "Liebender", Nomen agentis zu l. amAre "lieben, etwas gern tun". Heute nach dem Vorbild des Englischen als Internationalismus besonders im Sinn von "Nicht-Professioneller (vor allem im Sport)" gebraucht; häufig mit dem Nebensinn "Dilettant". Ebenso nndl. amateur, ne. amateur, nfrz. amateur, nschw. amatör, nnorw. amator. DF 1 (21995), 419-423; BlW 2 (1984), 169-171; Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 9 (1986), besonders Kleinknecht, Th. 147-160; Rey-Debove/Gagnon (1988), 16. französisch l Amazone AmazoneSfSubstantiv Femininum "kriegerische/reitende Frau" erw.erweiterter Standardwortschatz bildg.bildungssprachlich (12. Jh., Bedeutung 16. Jh.)Onomastische Bildung. Das (sagenhafte) kriegerische Frauenvolk der Amazonen wird in mittelhochdeutschen Texten schon seit dem ausgehenden 12. Jh. erwähnt. Der Name ist über l. AmazOn aus gr. Amazon übernommen. Später übertragen auf "sich männlich oder kriegerisch gebärdende Frau", besonders "Reiterin". Ebenso nndl. amazone, ne. Amazon, nfrz. amazone, nschw. amason, nnorw. amazone. Die Herkunft des Wortes ist nicht geklärt. Bereits antike Sekundär-Motivationen sehen in dem Wort negierendes gr. a- und gr. (poet.) mazós "Brust" und deuten dies damit, daß diese Frauen sich eine Brust amputiert hätten, um den Bogen besser spannen zu können. LM 1 (1980), 514; DF 1 (21995), 423-427. Name Amber Amber(Ambra) SmSubstantiv Maskulinum "krankhafte Ausscheidung der Gallenblase des Pottwals, als Duftstoff gebraucht" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (13. Jh.)Entlehnung. Über frz. ambre (zu Amber), später auch über it. ambra f. (zu Ambra) entlehnt aus arab. (anbar "Pottwal, dessen Absonderung". Später in den romanischen Sprachen wegen der gleichartigen Gewinnung aus dem Meer und dem ähnlichen Aussehen auch auf den Bernstein übertragen (frz. ambre jaune "Bernstein", ambre gris "Amber"). Ebenso nndl. ambra, amber, ne. ambergris, nfrz. ambre, nschw. ambra, nnorw. ambra. LM 1 (1980), 521; Mazzuoli Porru, G. AION-G 28/29 (1985/86), 421-470; Kiesler (1994), 141; Tazi (1998), 189f. französisch arab ambi- ambi-Präfixoid erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (-) Beschreibung von Affixen. Fügt in neoklassischen Bildungen die Bedeutung "um - herum, von verschiedenen Seiten her" hinzu (z.B. ambivalent "mehrwertig" in Analogie zu äquivalent "gleichwertig"). Entlehnt aus l. amb(i)-. Zur germanischen Verwandtschaft s. bei, zur griechischen s. Amphibie. Cottez (1980), 18f. lateinisch l Ambiente AmbienteSnSubstantiv Neutrum "Umgebung, Atmosphäre" per.peripherer Wortschatz grupp. (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. ambiente; dieses substantiviert aus l. ambiEns (-entis), dem PPräs. von l. ambIre "herumgehen". Gelegentlich wird auch die französische Entsprechung Ambiance verwendet. Ebenso nndl. ambiance, ne. ambient, nfrz. ambiance. S. ambi- und für die Sippe von l. Ire "gehen" Exitus. Piron, M. FS Grevisse (1966), 271-280; DF 1 (21995), 427-429. italienisch it Ambiguität AmbiguitätAdjAdjektiv "Mehrdeutigkeit" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Entlehnung. Wohl unter Einfluß des Französischen entlehnt aus l. ambiguitAs, Abstraktum zu ambiguus "mehrdeutig" zu l. ambigere "uneins sein, schwanken", zu l. ambi- und l. agere (Actum) "treiben, betreiben". Die Entlehnung steht wohl unter dem Einfluß des entsprechenden frz. ambiguIté. Als Terminus in der modernen Sprachwissenschaft verwendet, wo dann auch das zugrundeliegende Adjektiv ambig entlehnt wird. Ebenso ne. ambiguity, nfrz. ambigunté. S. ambi- und zur Sippe von l. agere "treiben" agieren. HWPh 1 (1971), 201-204; Ullrich, W. AB 32 (1989), 121-169; DF 1 (21995), 429-432. lateinisch l ambivalent ambivalentAdjAdjektiv "zwiespältig" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.) Neoklassische Bildung. Zuerst Ambivalenz von E. Bleuler 1911 gebildet für das Nebeneinander von entgegengesetzten Gefühlen, in Analogie zu Äquivalenz "Gleichwertigkeit" (äquivalent), zu l. valEns (-entis) "mächtig, stark", Partizip zu l. valEre "bei Kräften sein"; das Adjektiv seit Freud 1916. Ebenso nndl. ambivalent, ne. ambivalent, nfrz. ambivalent, nschw. ambivalent, nnorw. ambivalent. S. ambi- und für die Sippe von l. valEre "bei Kräften sein" Valenz. HWPh 1 (1971), 204; Cottez (1980), 19; DF 1 (21995), 435-440. lateinisch l Amboß AmboßSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. anebOz, ahd. anabOz, mndd. anebOt m./n. Stammwort Gebildet aus ahd. ana "an" und der Ableitung eines Verbs für "schlagen" g. *baut-a- Vst. in anord. bauta, ae. bEatan, ahd. bOzen Vsw., also eigentlich "Anschlag; Stelle, an der geschlagen wird". Hierzu vermutlich auch l. fUstis "Knüttel", mir. buailid "schlägt". Möglicherweise ist das Wort Amboß eine (vor allem hochdeutsche) Lehnübersetzung von l. incUs "Amboß" (aus l. in- und einer Ableitung von l. cUdere "schlagen"). Parallel gebildet sind nndl. aambeeld (mndl. Anebelte), ne. anvil (ae. anfilt, ahd. anafalz). Boße, bosseln. Seebold (1970), 90f.; RGA 1 (1973), 249-252; Lloyd/Springer 1 (1988), 218f., 224f. deutsch iw Ambra AmbraSm Amber. Ambrosia AmbrosiaSfSubstantiv Femininum "Götternahrung" erw.erweiterter Standardwortschatz bildg.bildungssprachlich (13. Jh., Bedeutung 18. Jh.)Entlehnung. Zunächst als Pflanzenname entlehnt, dann mit der ursprünglichen Bedeutung zunächst in Ableitungen, aus l. ambrosia, dieses aus gr. ambrosía (eigentlich "Unsterblichkeit"), einem Abstraktum zu gr. ámbrotos "unsterblich", zu gr. a- (a-) und gr. brotós "sterblich". Nach der griechischen Mythologie die den Göttern vorbehaltene Nahrung, die Unsterblichkeit bewirkt. Dann Bedeutungserweiterung auf besonders wohlschmeckende Nahrung ("Götterspeise"). Ebenso nndl. ambrosia, ambrozijn, ne. ambrosia, nfrz. ambroisie, nschw. ambrosia. Lateinische Bildungen aus der gleichen Wurzel s. unter morbid. Zur germanischen Verwandtschaft s. Mord. lateinisch gr ambulant ambulantAdjAdjektiv "nicht stationär, wandernd" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. ambulant, dieses aus l. ambulAre "umhergehen" (z.B. auch auf die wandernden Kaiserhöfe oder Gerichte bezogen). Die Ambulanz war ursprünglich ein bewegliches Feldlazarett. Die Bedeutung "Krankenwagen" unter englischem Einfluß. Ebenso nndl. ambulant, ne. ambulant, nfrz. ambulant, ndn. ambulant, nschw. ambulatorisk, nnorw. ambulant. S. Präambel und zu möglichen Weiterbildungen Allee. Schirmer (1911), 10; DF 1 (21995), 440-445; Carstensen 1 (1993), 34. französisch frz Ameise AmeiseSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. Ameize, ahd. Ameiza Stammwort. Aus wg. *ämaitjOn f. "Ameise", auch in ae. ämete, zu *ä "ab, weg" (Ohnmacht) und *mait-a- "schneiden" (Meißel1). Da die germanischen f(jOn)-Stämme aus Materialwörtern Bezeichnungen für Dinge bilden, die aus diesem Material bestehen (Kluge 1926, § 81f.), ist das Wort zu erklären als "die aus Abschnitten Bestehende" (bezogen auf den bei der Ameise extrem deutlichen Kerbtier-Körperbau). Vgl. Insekt zu l. InsecAre "einschneiden", entsprechend gr. éntoma n. Pl. "Insekten" zu gr. témnein "schneiden". Die Annahme der Bezeichnung nach dem Abschneiden von Blatt-Teilen ist weniger wahrscheinlich (da bei einheimischen Arten weniger üblich). Ebenso ne. ant, emmet. Schumacher, Th. DWEB 2 (1963), 301-316; Lloyd/Springer 1 (1988), 203-205; LM 1 (1980), 526; Binz, G. ZDPh 38 (1906), 369-372 (anders). westgermanisch s. Ohnmacht, s. Meißel amen amenPtklPartikel std.Standardwortschatz stil.stilistisch (8. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. AmEn als Schlußformel des christlichen Gebets, dieses aus gr. amen, aus hebr. )AmEn, zu hebr. )Aman "stärken, bekräftigen". Ein Wort der Bekräftigung: "so soll es sein!". Ebenso nndl. amen, ne. amen, nfrz. amen, nschw. amen, nisl. amen. Lokotsch (1975), 6; Röhrich 1 (1991), 78. lateinisch hebr Amethyst AmethystSmSubstantiv Maskulinum (Halbedelstein) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (12. Jh.), mhd. ametiste, amatist Entlehnung. Entlehnt aus afrz. améthyste, dieses aus l. amethystus f., aus gr. améthystos f., zu gr. améthystos "nicht trunken, dem Rausch entgegenwirkend", zu gr. methYein "trunken sein, betört sein" aus a- und gr. méthy n. "Wein, berauschendes Getränk". Wenn die Bezeichnung des Steins nicht auf einer Sekundär-Motivation (eines entlehnten Wortes) beruht, ist er wohl nach seiner Farbe benannt, der Farbe des bis zur Unschädlichkeit verdünnten Rotweins. Aus dem Namen herausgesponnen ist dann der Glaube, daß der Stein Trunkenheit verhindern könne, wenn ihn der Trinkende bei sich trägt. Ebenso nndl. amethist, ne. amethyst, nschw. ametist, nisl. ametyst. Zu gr. méthy "Wein" s. Met. Lüschen (1979), 169f.; LM 1 (1980), 533. französisch gr Ammann AmmannSmSubstantiv Maskulinum "Gemeindevorsteher" per.peripherer Wortschatz schwz. (13. Jh.)Stammwort. Seit mittelhochdeutscher Zeit bezeugte Variante von Amtmann. Die Funktionen waren zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich, so daß keine genaue Bedeutung angegeben werden kann. LM 1 (1980), 562f. deutsch s. Amt, s. Mann Amme AmmeSfSubstantiv Femininum "Frau, die ein (fremdes) Kind nährt" std.Standardwortschatz alt.veraltet (11. Jh.), mhd. amme, ahd. amma, mndl. amme Stammwort. Gehört zu einem weiter verbreiteten Lallwort der Kindersprache für "Mutter", das z.B. auch in anord. amma "Großmutter" und gr. ammá "Mutter, Großmutter", ai. amba "Mutter" erscheint. Ein Ammenmärchen ist eine Geschichte, die nur kleinen Kindern erzählt wird, dann "eine zwar beeindruckende, aber unglaubwürdige Geschichte"; die Ammensprache sind (meist reduplizierende) kindersprachliche Formen (wie Wauwau, Ticktack), die dem Kind von seiner Amme oder seinen Eltern vorgesagt werden. Hebamme. Lloyd/Springer 1 (1988), 205f. indogermanisch iz Ammer AmmerSfSubstantiv Femininum (fachsprachlich auch m.) "eine Vogelart" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (11. Jh.), mhd. amer, ahd. amaro, as. amer Stammwort. Geht wie ae. amore auf die Getreidebezeichnung ahd. amar (-o, -i) "Emmer, Dinkel" (eine in Südwestdeutschland und der Schweiz häufiger, heute aber nur noch wenig angebaute Weizenart; Emmer) zurück; vermutlich ist die Vogelbezeichnung gekürzt aus *amarfogal "Emmer-Vogel" (benannt nach der bevorzugten Nahrung, wie Distelfink und Hänfling). Seit dem 13. Jh. nach der Farbe des Vogels verdeutlicht zu Goldammer. Die regionale Form Emmeritz geht auf die ahd. Koseform amirzo zurück; Emmerling auf ahd. amerinc mit Verdeutlichung des Suffixes -ing zu -ling (Emmeritz, Emmerling). Ebenso ne. yellow-hammer; Emmer. Suolahti (1909), 101-104; von Kralik, D. GGA 176 (1914), 135; Lloyd/Springer 1 (1988), 192-194. westgermanisch s. Emmer Ammern AmmernSplSubstantiv Plural "Funkenasche" per.peripherer Wortschatz wndd. (8. Jh.), mhd. eimere, ahd. eimur(i)a Stammwort. Aus g. *aimuzjOn f. "(Funken)Asche", auch in anord. eimyrja, ae. ämyrgan. Dieses ist ein Kompositum aus g. *aima- in anord. eimr m. "Rauch" und g. *uzjOn f. in anord. ysja f. "Feuer", mit anderem Suffix ahd. usil-, ae. ysel, anord. usli m. "(glühende) Asche, Funken" (zu ig. *eus- "brennen", etwa in l. Urere "brennen", ai. oSati "versengt"); also etwa "Rauch-Asche, Rauch-Glut". Ebenso ne. ember, nschw. dial. eldmörja (mit Ersatz des Erstglieds). Kluge ZVS 26 (1883), 84. west- und nordgermanisch iz Ammoniak AmmoniakSmn "stechend riechende Stickstoff-Verbindung" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh., Form 17. Jh.)Onomastische Bildung. Entlehnt aus l. sAl ammOniacum "Ammonisches Salz" (medizinisch verwendet), aus gr. AmmOniakón hálas n. "Steinsalz", so bezeichnet nach der Ammons-Oase in Ägypten (mit einem Tempel des Gottes Ammon), einem bedeutenden Fundort dieses Salzes. Im Deutschen zunächst noch mit lateinischer Endung für das Salz gebraucht: mit salze armoniaco (H. von Mügeln, arm- ist Nebenform zu amm-); die Gasform wird erst im 18. Jh. beachtet. Eine weitere Stickstoff-Verbindung wird von den Chemikern Ammonium genannt, eine Nebenform des Wortes, die zunächst (15. Jh.) als Bezeichnung für das Harz des Ammonbaumes verwendet wurde (l. AmmOniaci guttae, gr. AmmOniakón). Ebenso nndl. ammoniak, ne. ammonia, nfrz. ammoniac, nschw. ammoniak, nisl. ammoníak. Ruska, J. SHAW 5 (1923). lateinisch Name Ammonshorn AmmonshornSnSubstantiv Neutrum "Versteinerung eines Kopffüßlers" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Onomastische Bildung. Übersetzung der seit Plinius bezeugten Bezeichnung l. ammOnis cornUa "Hörner Ammons" (nach dem ägyptischen Gott Ammon, der unter anderem in der Gestalt eines Widders verehrt wurde). Ebenso nndl. ammonshoren, ne. cornu ammonis, ammonite, nfrz. ammonite, nisl. ammonshorn. Lüschen (1979), 170. deutsch Name, s. Horn Amnestie AmnestieSfSubstantiv Femininum "Begnadigung" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh., Form 17. Jh.)Entlehnung. Zunächst in der Form amnistia (gemäß der damaligen Aussprache des gr. -E-) entlehnt aus l. amnEstia "Vergebung, Vergessen", dieses aus gr. amnEstíA "Vergeßlichkeit, Amnestie", einem Abstraktum zu gr. ámnEstos "ohne Erinnerung", zu gr. mimneskein "(sich) erinnern" (mit sekundär nach anderen Verbalformen eingeschobenem -s-) und gr. a- (a-). Die Amnestie ist ursprünglich ein Verzicht auf gerichtliches Vorgehen zwischen streitenden (Kriegs-)Parteien mit dem Ziel der Versöhnung - insofern ist das "Vergessen des Vergangenen" eine wesentliche Voraussetzung. Verb: amnestieren. Ebenso nndl. amnestie, ne. amnesty, nfrz. amnistie, nschw. amnesti, nnorw. amnesti. Zu einer einfacheren Form der griechischen Verbalwurzel gehört Automat. DF 1 (21995), 457-459. lateinisch gr Amöbe AmöbeSfSubstantiv Femininum "Einzeller, Wechseltierchen" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.) Neoklassische Bildung. Neoklassische Bildung zu gr. amoibe "Veränderung, Wechsel", einer Ableitung von gr. ameíbein "wechseln". So benannt, weil die Einzeller ihre Form wegen der Fließbewegungen des Plasmas ständig verändern. Ebenso nndl. amoebe, ne. am(o)ebia, nfrz. amibe, nschw. amöba, nisl. amaba. Zur germanischen Verwandtschaft s. Meineid. Entfernt verwandt: emigrieren, immigrieren. griechisch gr Amok AmokSmSubstantiv Maskulinum (besonders in Amok laufen "blindwütend herumrennen und Leute ermorden") erw.erweiterter Standardwortschatz exot. ass.Exotismus (17. Jh.)Entlehnung. Malayisches Wort und malayischer Brauch: Die Betreffenden versetzen sich aus Rach- oder Ruhmsucht in Opiumrausch und fallen dann mit dem Kris (Dolch) jeden an, der ihnen in den Weg kommt; dabei rufen sie Amock. Aus Reisebeschreibungen in Deutschland bekannt seit dem 17. Jh. Im 20. Jh. auf europäische Verhältnisse übertragen, aber eher in Form eines Vergleichs. Herkunft und ursprüngliche Bedeutung des malayischen Wortes sind nicht klar. Verdeutlichungen: Amoklauf, -läufer, -laufen. Ebenso nndl. amok, ne. amok, amuck, nfrz. amok, nschw. amok, nnorw. amok. Littmann (1924), 128; Lokotsch (1975), 7; Röhrich 1 (1991), 79. malay amortisieren amortisierenVswschwaches Verb "tilgen, auslöschen" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.) mit Adaptionssuffix. Entlehnt aus frz. amortir "abtöten, abtragen", dieses aus der früh-rom. Präfixableitung *ad-mortIre "zu Tode bringen", zu l. mortuus "tot", dieses zu l. morI "sterben". Die Form des Verbs ist dementsprechend zunächst amortieren, dann aber, im Anschluß an selteneres ml. amortizare, die heutige Form. Die Bedeutung ist zunächst "Schulden nach Plan tilgen, Urkunden löschen", dann auch "Anschaffungskosten durch Abschreibung oder erwirtschafteten Ertrag stufenweise decken". Abstraktum: Amortisation. Ebenso nndl. amortiseren, ne. amortize, nfrz. amortir, nschw. amortera, nnorw. amortisere. Zur germanischen Verwandtschaft s. Mord, zu l. morI "sterben" gehört auch morbid; eine griechische Bildung aus der gleichen Wurzel in Ambrosia. Schirmer (1911), 10f.; DF 1 (21995), 465-469; Brunt (1983), 128. französisch l Ampel AmpelSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (10. Jh.), mhd. ampel, ahd. ampulla, mndd. appolle, mndl. ampulle Entlehnung. Entlehnt aus l. ampulla "kleine Flasche" (als *am-por-la zu l. amphora "zweihenkliger Krug"). Mit dem deutschen Wort wird seit dem Mittelalter das "ewige Licht" in der Kirche bezeichnet, in spätmittelhochdeutscher Zeit im Oberdeutschen auch andere Hängeleuchten. In neuerer Zeit von Lampe1 zurückgedrängt, aber als Verkehrsampel (für die ursprünglich über der Kreuzung hängenden, beleuchteten Verkehrsregler) neu belebt. Das Kompositum wurde dann zu Ampel vereinfacht und bezeichnet heute moderne (im allgemeinen nicht mehr hängende) Verkehrsregler. Ebenso nschw. ampel, nnorw. ampel. Vgl. frz. ampoule "Glühlampe". Die zugrundeliegende Sippe unter Metapher. Amphore, Ampulle. Kuhberg (1933), 36; Lloyd/Springer 1 (1988), 209f. lateinisch l Ampfer AmpferSmSubstantiv Maskulinum per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (10. Jh.), mhd. ampfer, ahd. ampfaro (auch ampfara f.), mndd. amper Stammwort. Bedeutet wie ae. ampre "der Saure" zu dem nur noch in Relikten belegten g. *ampra- Adj. "sauer" (vor allem von pflanzlicher Säure) in anord. apr "scharf, kalt" und älterem nndl. amper "scharf, sauer"; dieses aus ig. *am(e-)ro- "sauer, bitter" in ai. ambla- "sauer" und l. amArus "bitter" (mit -mbr- < -mr-). Sauerampfer. Lloyd/Springer 1 (1988), 207-209; Heidermanns (1993), 99f. indogermanisch iz Amphibie AmphibieSfSubstantiv Femininum "Tier, das sowohl im Wasser als auch auf dem Land lebt" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Zunächst in fremder Form (amphibion n.) entlehnt aus l. amphibion n., dieses aus gr. amphíbios "zwei Leben habend" - in verschiedenen Gebrauchsweisen, aber z.B. auch von Fröschen (mit Leben im Wasser und zu Land), zu gr. bíos m. "Leben" und gr. amphi- "auf beiden Seiten". Adjektiv: amphibisch. Übertragen auf Amphibienfahrzeug, für Fahrzeuge, die sich zu Land und zu Wasser fortbewegen können. Ebenso nndl. amfibie, ne. amphibian, nfrz. amphibie, nschw. amfibie, nnorw. amfibium. Zur Sippe von gr. bíos "Leben" s. Biologie; zu den lateinischen Verwandten von amphi- s. ambi-, zu den germanischen s. bei. Ersatzwort ist Lurch (kaum gebraucht). Cottez (1980), 20 (zu amphi-); DF 1 (21995), 471-475. lateinisch gr Amphitheater AmphitheaterSnSubstantiv Neutrum erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (13. Jh., Form 17. Jh.)Entlehnung. Zunächst in lateinischer Form entlehnt aus l. amphitheAtrum, das seinerseits aus gr. amphithéAtron entlehnt ist. Dieses aus gr. amphi- "auf beiden Seiten" (Amphibie) und gr. théAtron n. "Zuschauerraum" (zu gr. theáomai "ich betrachte"; Theater), also eigentlich "das, bei dem der Zuschauerraum ringsum ist". Ebenso nndl. amfitheater, ne. amphitheatre, nfrz. amphitéâtre, nschw. amfiteater, nnorw. amfiteater. DF 1 (21995), 475-478; Cottez (1980), 20. lateinisch gr Amphore AmphoreSfSubstantiv Femininum (ein in der Antike verwendetes, bauchiges Gefäß mit zwei Henkeln) erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh., Form 18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. amphora, dieses aus gr. amphoreús m., älter amphiphoreús m. (dann haplologisch verkürzt) "Vorratsgefäß mit beidseitigen Henkeln", aus gr. amphi "auf beiden Seiten" und einer Instrumentalbildung zu gr. phérO "trage", also "beidseitiger Träger". Die alte Entlehnung mit der Form ampfer bezeichnet ein Weinmaß; der spätere Exotismus das antike Gefäß. Ebenso nndl. amfora, ne. amphora, nfrz. amphore, nschw. amfora, nnorw. amfora. Zur Sippe von gr. phérein "tragen" s. Metapher; Amphibie, Ampel, Ampulle. Lloyd/Springer 1 (1988), 210-212. lateinisch gr Amplitude AmplitudeSfSubstantiv Femininum "Schwingungsweite" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt und übertragen aus l. amplitUdo (-dinis) "Größe, Weite, Erhabenheit", Abstraktum von l. amplus "umfangreich, geräumig, groß". Ebenso nndl. amplitude, ne. amplitude, nfrz. amplitude, nschw. amplitud. lateinisch l Ampulle AmpulleSfSubstantiv Femininum "Glasröhrchen" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (10. Jh., Form 19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. ampulla, einem Diminutivum zu l. amphora "zweihenkliges Gefäß" (Zwischenstufe *am-por-la). Bei der Diminuierung geht das Benennungsmotiv ("zweihenklig") verloren - die Bedeutung ist nur noch "kleineres Gefäß". Die normale Lautentwicklung führt zu Ampel, die heutige Form beruht auf neuerlichem Rückgriff auf die lateinische Vorform. Eine niederdeutsche Vereinfachung in Pulle. Ebenso nndl. ampul, ne. ampulla, ampoule, nfrz. ampoule, nschw. ampull, nnorw. ampulle. Zur Sippe des zugrundeliegenden gr. phérein "tragen" s. Metapher; Amphore, Ampel, Pulle. Lloyd/Springer 1 (1988), 210-212. lateinisch l amputieren amputierenVswschwaches Verb "operativ abnehmen" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh., Bedeutung 18. Jh.) mit Adaptionssuffix. Entlehnt aus l. amputAre "wegputzen, abschneiden", zu l. putAre "schneiden, reinigen" (zu l. putus "rein, sauber") und l. ambi- "um - herum" (ambi-). Abstraktum: Amputation. Ebenso nndl. amputeren, ne. amputate, nfrz. amputer, nschw. amputera, nnorw. amputere. Zur gleichen Bedeutung von l. putAre "schneiden" gehört Deputat und Disput; daneben steht die Bedeutung "(be)rechnen", zu der als Abstraktum Reputation und als Nomen agentis (über das Englische) Computer gehören. Aus lautlichen Vereinfachungen von Präfigierungen stammen (über die italienische Bankenterminologie) Diskont, Konto, Kontor; putzen. DF 1 (21995), 478-481. lateinisch l Amsel AmselSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. amsel, ahd. amsla, mndd. ams(t)el Stammwort. Führt wie ae. Osle auf ein wg. *amslOn. Weitere Herkunft unklar. Lautähnlich (*mes neben *ames) ist l. merula, das über frz. merle als Merle ins Deutsche entlehnt wurde. Hierzu vielleicht auch kymr. mwyalch(en), falls aus *mesalkA. Ebenso ne. ouzel. Suolahti (1909), 54f.; Otrebski, J. LP 2 (1950), 260; Cop, B. Collectanea Indoeuropaea 1 (Ljubljana 1978), 24f.; Hamp, E.P. IF 87 (1982), 77-79; Hamp, E.P. ZCPh 43 (1989), 196-198; Lloyd/Springer 1 (1988), 212f. westgermanisch iw Amt AmtSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. ambahte, ahd. ambahti, as. ambaht Entlehnung. Vereinigt sich mit gt. andbahti (sekundäre Angleichung an die Vorsilbe and-), anord. embätti und ae. ambiht unter einem g. *ambahtja- n. "Dienst, Amt", das neben g. *ambahtjOn (und *ambahta-) m. "Diener, Gefolgsmann" steht. Dieses ist früh entlehnt aus kelt. ambactos "Höriger, Diener" (aus *ambi "herum" und dem to- Partizip eines mit l. agere [Actum] "treiben, handeln usw." vergleichbaren Verbs, erhalten vielleicht in kymr. amaeth "Landmann, Bauer"). Der Diener, Hörige ist also bezeichnet als "Begleiter, Gefolgsmann" (derjenige, der sich bei seinem Herrn aufhält). Aus der gleichen lateinischen Grundlage stammt auch Ambassadeur. Das Wort gehört mit Reich zusammen zu den wichtigsten frühen Entlehnungen aus dem Keltischen. Adjektiv: amtlich; Verb: amtieren. Ebenso nndl. ambt, nschw. ämbete, nisl. embätti. Zur lateinischen Verwandtschaft s. agieren, zur griechischen Demagoge; Beamte(r). Gottschald, M. ZD 46 (1932), 732f.; HWPh 1 (1971), 210-212; Schmidt-Wiegand (1972), 12-14; RGA 1 (1973), 257-268, 5 (1984), 411; LM 1 (1980), 546-559; Obst (1983), 197-205; Lloyd/Springer 1 (1988), 195f.; Röhrich 1 (1991), 79f.; von Olberg (1991), 204-213. kelt Amtsschimmel AmtsschimmelSmSubstantiv Maskulinum (Symbol für "Bürokratie, Amtssprache") std.Standardwortschatz stil.stilistisch (19. Jh.)Hybridbildung. Symbol für "Bürokratie, Amtssprache", zunächst in Österreich. Etwas älter in der Schweiz den Amtsschimmel reiten im Sinn von "sich die staatlichen Einrichtungen zunutze machen". Vielleicht ist die jüngere Bedeutung aus der älteren entstanden im Sinn von "auf behördlichen Vorschriften o.ä. herumreiten" (im Sinn von "unnötig lange und umständlich darauf beharren"). Das Aufkommen der Redewendung bleibt aber unklar; daß gewisse Amtsboten in der Schweiz beritten waren, reicht kaum zur Erklärung aus. Storfer, A. J.: Wörter und ihre Schicksale. (Berlin 1935/81), 312f.; Hiersche, R. FS Polomé (1988), 269-278; Röhrich 1 (1991), 80. deutsch s. Amt, s. Schimmel Amulett AmulettSnSubstantiv Neutrum "(mit Zauberkräften versehener) Anhänger" std.Standardwortschatz (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. AmUlEtum, dessen Herkunft nicht sicher gedeutet ist. Ebenso nndl. amulet, ne. amulet, nfrz. amulette, nschw. amulett, nnorw. amulett. Gildemeister, J. ZDMG 38 (1884), 140-142; DF 1 (21995), 481f.; LM 1 (1980), 564-566. lateinisch l amüsieren amüsierenVswreflreflexives Verb std.Standardwortschatz (17. Jh.) mit Adaptionssuffix. Entlehnt aus frz. s'amuser gleicher Bedeutung. Adjektiv: amüsant; Abstraktum: Amüsement. Ebenso nndl. amuseren, ne. amuse. Das französische Wort ist eine Präfigierung zu frz. muser "trödeln, sich vergnügen", das wohl von früh-rom. *mUsus "Maul, Schnauze" abgeleitet ist. Auszugehen ist also von "mit offenem Mund dastehen, etwas Verblüffendes betrachten", und dann "seine Kurzweil haben, seine Zeit vertreiben". Ersatzwort ist belustigen. DF 1 (21995), 483-491; Dumonceaux (1975); Jones (1976), 101f.; Brunt (1983), 129-131. französisch frz an anAdv/Präp (als Verbzusatz zur Bezeichnung der Richtung [anlachen], des Handlungsbeginns [anbrennen], der Fortdauer des Ergebnisses [anbinden] u.ä.) std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. ane, ahd. ana, as. an Stammwort. Gehört (mit erweitertem Suffix) zu g. *ana, auch in gt. ana (ebenfalls erweitert), anord. á, ae. on, afr. on, zu ig. *ana in gr. aná "auf, an", avest. ana u.a. Ebenso nndl. aan, ne. on, nschw. o, nisl. á. Henzen (1969), 241-268; Wortbildung 1 (1973) s. Übersicht 144f.; Lloyd/Springer 1 (1988), 213-215. indogermanisch iz an- an-Präfix in Entlehnungen a-. Anachronismus AnachronismusSmSubstantiv Maskulinum "zeitlich falsche Einordnung" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. anachronisme, dieses über das Lateinische aus gr. anachronismós "Zuspätkommen, zeitlich falsche Einordnung", Abstraktum zu gr. anachronízein "sich verspäten, zeitlich oder metrisch falsch einordnen", Präfixableitung mit gr. aná "hinauf, zurück" zu gr. chrónos "Zeit" (Chronik). Adjektiv: anachronistisch. Ebenso nndl. anachronisme, ne. anachronism, nfrz. anachronisme, nschw. anakronism, nnorw. anakronisme. DF 1 (21995), 492-496; Cottez (1980), 21f. französisch gr Anagramm AnagrammSnSubstantiv Neutrum "Wort, das durch Umstellung der Buchstaben eines anderen Wortes gebildet wurde" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh., Form 18. Jh.)Entlehnung. Zunächst in fremder Form entlehnt aus gr. anágramma, anagrammatismós "Buchstabenumstellung", Abstraktum zu gr. anagrammatízein "Buchstaben umstellen"; Präfixableitung mit gr. aná "hinauf, zurück" zu gr. grámma n. "Buchstabe". Ebenso nndl. anagram, ne. anagram, nfrz. anagramme, nschw. anagram, nnorw. anagram. Zur Sippe des zugrundeliegenden gr. gráphein "schreiben, zeichnen" s. Graphik. DF 1 (1913), 32; Cottez (1980), 21f. griechisch gr Analogie AnalogieSfSubstantiv Femininum "Ähnlichkeit" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. analogia, dieses aus gr. analogía "Übereinstimmung, Gleichung, Verhältnis", wie das Adjektiv análogos eine Zusammenbildung von gr. anà lógon "dem Verhältnis entsprechend". Ein Adjektiv tritt in der modernen Wissenschaftssprache erst später (18. Jh.) unter Einfluß von frz. analogue auf. Zu gr. aná "hinauf, zurück" (hier "gemäß") und gr. lógos "Maß, Berechnung, Vernunft usw.", dieses zu gr. légein "zählen, berechnen usw.". Adjektiv: analog(isch). Ebenso nndl. analogie, ne. analogy, nfrz. analogie, nschw. analogi, nnorw. analogi. Zur Sippe von gr. lógos "Rede, Rechnung" s. Logik. DF 1 (21995), 498-503; Leser, E. ZDW 15 (1914), 8f.; Fehling, D.: Varro und die grammatische Lehre von der Analogie (Diss. masch. Kiel 1956); HWPh 1 (1971), 214-229; Christmann, H. H. FS K. Baldinger I (Tübingen 1979), 102-115; Christmann, H. H. FS W. T. Elwert (Wiesbaden 1980), 519-535; LM 1 (1980), 569f.; Irmscher, J. WZUR 37 (1988), 2, 4-6. lateinisch gr Analyse AnalyseSfSubstantiv Femininum "Zergliederung, Untersuchung" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh., Form 18. Jh.)Entlehnung. Zunächst in der Form analysis entlehnt aus ml. analysis, aus gr. análysis, einem Nomen actionis zu gr. analyein "zergliedern, auflösen", zu gr. lyein "lösen" und gr. ana- "hinauf, zurück". Im Griechischen zunächst ein Terminus der mathematischen und philosophischen Methodenlehre (z.B. etwas auf die Bestandteile zurückführen, aus denen es zusammengesetzt ist). In der Neuzeit dann Ausweitung der Bedeutung auf "wissenschaftliche Untersuchung". Die Form Analyse in Anlehnung an frz. analyse. Verb: analysieren; Adjektiv: analytisch; Täterbezeichnung: Analytiker. Auf Teilbereiche spezialisiert sind Analysis (Mathematik), Analytik (Philosophie) und die Täterbezeichnung Analyst (Börse). Ebenso nndl. analyse, ne. analysis, nfrz. analyse, nschw. analys, nnorw. analyse. Zur lateinischen Verwandtschaft s. absolvieren, zur germanischen s. verlieren, zur Sippe von gr. lyein "lösen" gehören noch Paralyse (mit der gleichen Bildung, aber anderem Präfix) und Katalysator (Weiterbildung mit Instrumentalsuffix zu einem entsprechenden Katalyse). DF 1 (21995), 507-513; HWPh 1 (1971), 248; Auroux, S., Kaltz, B. PSG 6 (1986), 7-40; Tonelli, G. AB 7 (1962), 120-139 (zu Analytik). lateinisch gr Anämie AnämieSfSubstantiv Femininum "Blutarmut" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.) Neoklassische Bildung. Neo-klassische Bildung anaemia zu gr. ánaimos "blutlos", zu gr. haima n. "Blut" und negierendem gr. a- (a-). Ebenso nndl. anemie, ne. anaemia, nfrz. anémie, nschw. anemi, nnorw. anemi. Gr. haima "Blut" auch in Leukämie und Hämoglobin. Zur germanischen Verwandtschaft s. Schweiß2. griechisch gr Ananas AnanasSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus port. ananás, dieses aus südamerikanischen Indianersprachen (Tupí, Guaraní), in denen das Wort wohl anáná, náná o.ä. gelautet hat (z.T. mit Differenzierung zwischen der Pflanze und der Frucht). Der eigentliche Ursprung des Wortes ist dunkel. Unter den vielen Kontakten dieses Internationalismus in den europäischen Sprachen dürfte sich der Einfluß des Niederländischen auf Akzentverschiebung und Zuordnung des femininen Genus im Deutschen mit ausgewirkt haben. Das europäische Schluß-s geht auf das Pluralzeichen zurück. Ebenso nndl. ananas, nfrz. ananas, nschw. ananas, nisl. ananas. Littmann (1924), 146; Loewe, R. ZVS 60 (1933), 167-173; Palmer (1939), 23f.; Wis, M. NPhM 66 (1965), 621; Abegg-Mengold (1979), Kap. III. indian Anapäst AnapästSmSubstantiv Maskulinum (ein Versfuß) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. anapaestus, dieses aus gr. anápaistos, zu gr. anapaíein "zurückschlagen", zu gr. paíein "schlagen" und gr. ana- "hinauf, zurück". Bezeichnet damit die Umkehrung des häufigeren Daktylus. Ebenso nndl. anapest, ne. anap(a)est, nfrz. anapeste, nschw. anapest, nnorw. anapest. lateinisch gr Anarchie AnarchieSfSubstantiv Femininum "Gesetzlosigkeit, Chaos" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh., Form 18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ml. anarchia, dieses aus gr. anarchía, einem Abstraktum zu gr. ánarchos "führerlos, zügellos", zu gr. archós m. "Führer" und negierendem gr. an- (a-). Gr. archós ist Nomen agentis zu gr. árchein "führen, herrschen" ("an der Spitze gehen"). Im Griechischen ist Anarchie zunächst Bezeichnung für das Fehlen eines Anführers bzw. Heerführers, dann auch - im Zusammenhang politischer Staatstheorien - für die aus dem Zustand der Herrscherlosigkeit resultierenden Ausschreitungen. Seit dem 17. Jh. vermehrt Gegenstand neuzeitlichen Nachdenkens über die bestehenden Machtverhältnisse. Täterbezeichnung: Anarchist; Adjektiv: anarch(ist)isch. Ebenso nndl. anarchie, ne. anarchy, nfrz. anarchie, nschw. anarki, nnorw. anarki. Zu der Sippe von gr. árchein "führen" gehören zunächst die mit Anarchie parallelen Hierarchie, Oligarchie, Monarch, Patriarch, teils als Komposita mit archós "Führer", teils als Abstrakta zu solchen Bildungen (-arch). Zu dessen Kompositionsform gr. archi- gehören archi-, Archipel, Architekt und die frühen Entlehnungen Erz-, erz- und Arzt. Vermutlich mit Lokativ-Suffix unmittelbar aus dem Verb gebildet ist Archiv. Mit der Bedeutung "(an der Spitze), alt" zu der Nominalbildung gr. arche "Ursprung" das Adjektiv archaisch und Archäologie. DF 1 (21995), 513-521; HWPh 1 (1971), 267-294; Grossmann/Grünberg (1971), 13-35; Grundbegriffe 1 (1972) 49-109; Irrlitz, G. in Welskopf 5 (1981), 191-234; Voser, G.: Anarchismus (Frankfurt/Main 1982); Deleplace, M. DUSP 4 (1987), 3-33; Strauß u.a. (1989), 57-74; Richter (1981), 148 (zu gr. arche). l griechisch Anästhesie AnästhesieSfSubstantiv Femininum "Narkose" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh., Form 19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus gr. anaisthEsía "Mangel an Empfindungen, Unempfindlichkeit (gegenüber Schmerz)", Abstraktum zu dem negierten Verbaladjektiv gr. anaísthEtos "gefühllos" zu gr. aisthánesthai "empfinden, wahrnehmen" (a-). Zunächst in lateinischer Form entlehnt, dann eingedeutscht. Täterbezeichnung: Anästhesist. Ebenso nndl. anesthesie, ne. an(a)esthesia, nfrz. anesthésie, nschw. anestesi; Ästhetik. lateinisch gr Anatomie AnatomieSfSubstantiv Femininum "(Wissenschaft vom) Aufbau des Körpers" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh., Form 18. Jh.)Entlehnung. Im 16. Jh. mit lateinischer Endung entlehnt aus spl. anatomia, dieses weitergebildet aus gr. anatome "Aufschneiden, Zergliedern", einem Abstraktum zu gr. anatémnein "aufschneiden, sezieren", aus gr. témnein "schneiden, zerteilen" und gr. ana- "hinauf, zurück". Täterbezeichnung: Anatom, Adjektiv: anatomisch. Ebenso ne. anatomy, nfrz. anatomie, nndl. anatomie, nschw. anatomi, nnorw. anatomi; Atom, Dichotomie, Fliete. DF 1 (21995), 521-527; LM 1 (1980), 575-577. lateinisch gr anbandeln anbandelnVswschwaches Verb "einen Flirt oder einen Streit anfangen" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (18. Jh.)Stammwort. Aus bairisch-österreichischen Mundarten übernommen. Ausgangsbedeutung: "anzubinden suchen". Genaue Herkunft unklar, vielleicht wie anzetteln ein Ausdruck der Webersprache. Vielleicht auch (Mehl, s.u.) ein Ausdruck der Fechtersprache: "den Degen am Handgelenk festbinden, damit er nicht wegfliegt, wenn er aus der Hand geschlagen wird", symbolisch für den Beginn der Auseinandersetzung. binden. Mehl, E. MS 78 (1968), 50 deutsch s. binden anberaumen anberaumenVswschwaches Verb "ansetzen" std.Standardwortschatz alt.veraltet (7. Jh., Form 16. Jh.)Stammwort. Lautlich unter dem Einfluß von Raum umgestaltet (oder regional schwäbisch zu au entwickelt und verallgemeinert) aus mhd. rAmen "festsetzen", mhd. berAmen "festsetzen", ahd. rAmEn, as. rAmon, rUmon "trachten, streben". Mit gleichem Lautstand wie das Altsächsische (und abweichend vom Deutschen) ae. rOmian "streben", wieder anders afr. ramia "erziehen". Dieses gehört offenbar zu einer (allerdings schlechter bezeugten) Nominalbildung mhd. rAm "Ziel" zu ig. (weur.) *rE- "berechnen, meinen", vor allem in l. rErI. Zur lateinischen Verwandtschaft s. rational. Krogmann, W. ZDPh 78 (1959), 19-39; Schüwer, H. NJ 104 (1981), 87f. deutsch iw anbiedern anbiedernVswreflreflexives Verb "sich plump einschmeicheln" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (18. Jh.)Stammwort. Partikelableitung zu dem bereits ironisch gebrauchten bieder. deutsch s. bieder Anchovis AnchovisSplSubstantiv Plural (Sardellenart) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus nndl. ansjovis und ne. anchovy, diese über romanische Vermittlung (vgl. port. anchova, span. anchoa, nfrz. anchois m.) wohl aus dem Baskischen. Semantisch wäre auch ein Anschluß an gr. aphYE f. "Fischbrut, kleine Fische" (etymologisch unklar) denkbar, doch macht die Lautform Schwierigkeiten. Ebenso nndl. ansjovis, ne. anchovy, nfrz. anchois, nschw. ansjovis, nisl. ansjósa. Georgacas (1978), 275-277; Polomé, E. JIES 11 (1983), 49. englisch bask ? -and -andSuffix (zur Bildung von Personen- und Sachbezeichnungen passivischer Bedeutung, z.B. Habilitand "jmd., der habilitiert werden soll", Multiplikand "Zahl, die multipliziert werden soll") per.peripherer Wortschatz bildg.bildungssprachlich (-) Beschreibung von Affixen. Bei dem Suffix handelt es sich um das lateinische Gerundiv auf -(a)nd(us), das in neoklassischen Bildungen nachgeahmt wird. Die Variante -end hängt von der Stammklasse des zugrundeliegenden lateinischen Verbs ab (Primärverben gegenüber solchen auf -Are). lateinisch l Andacht AndachtSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (10. Jh.), mhd. andAht, ahd. anadAht, mndd. andacht, mndl. aendachte Stammwort. Ein ti-Abstraktum zu denken, präfigiert mit an; also "Denken an etwas, Aufmerksamkeit". Das parallele ahd. AdAht f. "Erinnerung" ist schon seit dem 8. Jh. bezeugt. Seit dem 12. Jh. eingeengt auf das "Denken an Gott" (während nndl. aandacht lediglich "Aufmerksamkeit" bedeutet). Adjektiv: andächtig. HWPh 1 (1971), 295f.; Göttert, K.-H. FS Tschirch (1972), 151-169; Röhrich 1 (1991), 80. deutsch s. denken andante andantePtklPartikel (Tempobezeichnung der Musik) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. andante, dem Partizip zu it. andare "gehen", also eigentlich "gehend, im Schritt". Ebenso nndl. andante, ne. andante, nfrz. andante, nschw. andante, nnorw. andante. DF 1 (21995), 529-531. italienisch it Andenken AndenkenSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (13. Jh., Bedeutung 18. Jh.)Stammwort. In der Bedeutung "Erinnerungszeichen" Lehnbedeutung des 18. Jhs. zu frz. souvenir m. Die ältere Bedeutung "Erinnerung" mit der Variante Angedenken noch in der heute meist ironisch gebrauchten Formel seligen Angedenkens (in dieser Formulierung nach dem Vorbild von kirchen-l. beatae memoriae). deutsch s. denken ander anderAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. ander, ahd. ander, as. Odar Stammwort. Aus g. *anTara- Adj. "ander", auch in gt. anTar, anord. annarr, ae. Oder, afr. Other. Dieses aus ig. *antero- (oder *ontero-) in ai. ántara-, lit. antras "der andere". Gegensatzbildung auf *-tero- zu einem Pronominalstamm, der mit anderem Suffix auch in ai. anyá- "anderer" vorliegt. - In anderen Umständen beruht auf einem alten euphemistischen Gebrauch von ander (vgl. Schulz). Adverb: anders; Verb: ändern. Ebenso nndl. ander, ne. other, nschw. annan, nisl. annar; selbander. Schulz, H. ZDW 10 (1908/09), 157; Debrunner, A. REI 3 (1943), 5-14; Lloyd/Springer 1 (1988), 241f.; Röhrich 1 (1991), 80f. indogermanisch iz anderthalb anderthalbAdvAdverb "eineinhalb" std.Standardwortschatz (8. Jh., Form 14. Jh.)Stammwort. Eigentlich "das zweite halb" zu ander und halb (das -t- aus anderen Ordinalzahlen wie vierthalb). Vgl. ae. oTer healf; umgekehrt anord. hálfr annarr. deutsch s. ander, s. halb anderweit(ig) anderweit(ig)AdvAdverb "anderswo, sonst noch" std.Standardwortschatz alt.veraltet (13. Jh., Form und Bedeutung 17. Jh.)Stammwort. Zu einem mittelhochdeutschen Zahlwortsuffix der Bedeutung "-mal", das auf mhd. weide "Fahrt, Reise" zurückgeführt wird (zu Weide2 "Futter" = "die soundsovielte Fütterung auf dem Weg", anderweide, drIweide usw.). Bei Luther in der Form anderweit "zum zweiten Mal" (mit Auslautverhärtung); dazu die Erweiterung (und Verwendung auch als Adjektiv) in der Kanzleisprache mit Verallgemeinerung der Bedeutung und Bezug auf weit. deutsch s. ander, s. Weide Andreaskreuz AndreaskreuzSnSubstantiv Neutrum "Kreuz mit schräggestellten Balken" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Onomastische Bildung. So benannt, weil an einem solchen der Apostel Andreas gekreuzigt worden sein soll. Das Wort wurde zunächst in Künstlerkreisen üblich. Ebenso nndl. sint-andrieskrius, ne. St. Andrew's cross, nfrz. croix de Saint-André, nschw. andreaskors, nisl. andréskross. deutsch Name, s. Kreuz androgyn androgynAdjAdjektiv "mit männlichen und weiblichen Merkmalen versehen" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Entlehnung. Vermutlich über frz. androgyne entlehnt aus l. androgynus "Zwitterwesen", dieses aus gr. andrógynos, zu gr. aner (andrós) "Mann" und gr. gyne "Frau, weibliches Wesen". Die Entlehnung als Substantiv schon im 16. Jh. wohl unmittelbar aus dem Griechischen. Ebenso nndl. androgyn, ne. androgynous, nfrz. androgyne, nschw. androgyn, nnorw. androgyn. Vgl. Mannweib. Zum ersten Bestandteil s. Androide, zum zweiten Gynäkologie. Schulze, W.: Das androgyne Ideal und der christliche Glaube (Diss. Heidelberg 1940); Cottez (1980), 23; Aurnhammer, A.: Androgynie. Studien zu einem Motiv in der europäischen Literatur (Köln, Wien 1986). lateinisch gr Androide AndroideSmSubstantiv Maskulinum "künstlicher Mensch, ein dem Menschen ähnliches Wesen (in futuristischer Literatur)" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.) Neoklassische Bildung. Neoklassische Bildung zu gr. aner (andrós) "Mann" und dem Suffix -oid. Ein entsprechendes Wort mit der Bedeutung "Drahtpuppe" existierte schon im 19. Jh. Ebenso nndl. androide, ne. android, nfrz. andronde, ndn. android; androgyn. Cottez (1980), 23 (zu andro-). griechisch gr Anekdote AnekdoteSfSubstantiv Femininum "kurze, treffende Erzählung" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. anecdote, dieses aus gr. anékdota, eigentlich "nicht Herausgegebenes" (Pl.), einer Substantivierung (n. Pl.) von gr. anékdotos "nicht herausgegeben", dem PPP. von gr. ekdidónai "herausgeben" und gr. a-, zu gr. didónai "geben, schenken". Unter dem Titel Anekdota ist ein Text des byzantinischen Historikers Prokop (6. Jh.) überliefert, in dem er äußerlich gesehen Klatschgeschichten und (meist negative) Charakterisierungen des Kaisers und seiner Umgebung wiedergibt. In Wirklichkeit handelt es sich um eine nicht nur in der Antike unerhörte Gegendarstellung zu seinen eigenen offiziellen Lobpreisungen auf den Kaiser und den Hof. Der Text ist weder zu Prokops Lebenszeit noch unmittelbar danach veröffentlicht worden, insofern ist der - möglicherweise erst später beigegebene - Titel zutreffend. In der Neuzeit wurden diese Anekdota als prägnant erzählte kurze Episoden aufgefaßt, die das Vorbild und die Bezeichnung für spätere Erzählungen dieser Art abgaben. Ebenso nndl. anekdote, ne. anecdote, nfrz. anecdote, nschw. anekdot, nnorw. anekdote. Zur gleichen Grundlage s. Dosis und vielleicht Dose, zur lateinischen Verwandtschaft s. Datum. DF 1 (21995), 531-535. französisch gr Anemone AnemoneSfSubstantiv Femininum "Buschwindröschen" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. anemOnE, dieses aus gr. anemonE. Wegen der lautlichen Ähnlichkeit zu gr. ánemos m. "Wind" stellen es bereits antike Autoren zu diesem und versuchen, den Bedeutungsunterschied zu überbrücken (z.B. mit der Angabe, die Blüte öffne sich nur beim Wehen des Windes). Auch moderne Erklärungsversuche sind nicht viel überzeugender, so daß der Zusammenhang wohl nur als Sekundärmotivation eines ungeklärten Wortes aufzufassen ist. Diese hat aber auch die Namengebung in anderen Sprachen bestimmt, z.B. bei der deutschen Entsprechung Buschwindröschen. Ebenso nndl. anemoon, ne. anemone, nfrz. anémone, nschw. anemone, nnorw. anemone. DF 1 (1913), 34f. lateinisch gr anerkennen anerkennenVswschwaches Verb "gutheißen" std.Standardwortschatz (16. Jh.)Stammwort. Die spezielle Bedeutung "gutheißen", die bei erkennen besonders im Zusammenhang mit als1 auftritt, wird durch die Verbindung mit an- verdeutlicht - ein Vorbild von l. agnOscere und/oder frz. reconnaître ist nicht ausgeschlossen. Anerkennen tritt schließlich allgemein für diese Bedeutung ein. deutsch s. kennen anfachen anfachenVsw fachen. anfangen anfangenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. anvAhen, ahd. anafAhan Stammwort. In den übrigen westgermanischen Sprachen bedeutet das Partikelverb "anpacken" (mndd. anvangen, mndl. aenvangen, ae. onfOn). Abstraktum: Anfang; Adverb: anfangs, anfänglich; Nomen agentis: Anfänger. deutsch s. fangen anfechten anfechtenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. anevehten, ahd. anafehtan "jemand angreifen" Stammwort. Zu fechten im Sinn von "kämpfen". Heute spezialisiert auf die rechtliche Bedeutung "ein Urteil angreifen, in Frage stellen". Das Abstraktum Anfechtung (11. Jh.) bedeutet eigentlich "Angriff"; heute vorwiegend im religiösen Sinn "Versuchung u.ä.". Appel, H.: Anfechtung und Trost (Leipzig 1938). deutsch s. fechten Anführungszeichen AnführungszeichenSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (18. Jh.)Stammwort. Übersetzt das Fachwort signum citationis der Druckersprache ("Zeichen des Zitierens, Zeichen des Anführens"). Brandt, W., Nail, N. MS 86 (1976), 407-426. deutsch s. führen, s. Zeichen angeben angebenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (13. Jh.), mhd. anegeben Stammwort. Zu geben. Festgelegt auf Sprachliches: "aussagen, verraten, bestimmen, aufschneiden". Dazu Angabe als Abstraktum und Angeber als Nomen agentis. Stärker lexikalisiert das Adjektiv angeblich (18. Jh.) "wie angegeben wird, wie man hört". deutsch s. geben Angebinde AngebindeSnSubstantiv Neutrum per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (17. Jh.)Stammwort. Ursprünglich "Geburtstagsgeschenk", weil dieses an Arm oder Hals gebunden wurde. binden. HWDA 1 (1927), 435; Böhm, F.: Geburtstag und Namenstag (Berlin 1938), 50-74; Röhrich 1 (1991), 81f. deutsch s. binden angegossen angegossenAdjAdjektiv std.Standardwortschatz phras.Phraseologismus (18. Jh.)Stammwort. In paßt wie angegossen u.ä. Bezieht sich auf das genaue Zusammenpassen von Form und Guß. deutsch s. gießen Angel AngelSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. angel, ahd. angul, as. angul m Stammwort. Geht in beiden Bedeutungen ("Fischangel, Türangel") zurück auf g. *angulam. "Haken", auch in anord. Ongull, ae. angel, eine (diminutive?) l-Bildung zu g. *angOn m. "Haken" in ae. ange, ahd. ango. Das Wort bezeichnet also ursprünglich den Haken, erst sekundär das ganze Gerät. Zugrunde liegt ig. *ank- "krümmen, krumm" in ai. áncati "krümmt", gr. ágkistron n. "Widerhaken", l. ancus "gekrümmt" u.a. Falls heth. hink- "sich verneigen" zugehörig ist, ist von ig. *hank- auszugehen. Der Übergang zum Femininum erst spätmittelhochdeutsch. Verb: angeln; Nomen agentis: Angler. Zur Bedeutung "(Tür-)Angel" gehört Angelpunkt "entscheidender Punkt". Anker1. RGA 1 (1973), 282-284; Kieser, O. FS Martin (1980), 219-231; Lloyd/Springer 1 (1988), 250-253; Röhrich 1 (1991), 82f. west- und nordgermanisch iz Angelegenheit AngelegenheitSf, angelegentlich Adj Anliegen. angenehm angenehmAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (9. Jh., Form 15. Jh.), mhd. genäme, annäme, ahd. nAmi Stammwort. Aus g. *-nämja- Adj., auch in gt. anda-nems "angenehm", anord. nämr "gelehrig", Adjektiv der Möglichkeit zu g. *nem-a- "nehmen" (nehmen). Ausgangsbedeutung für das deutsche Wort "annehmbar, was angenommen werden kann". Die Bildung besteht zunächst als Simplex und in Verbindung mit an- oder ge-, erst später als Kombination aus beidem, die sich besonders durch Luthers Gebrauch durchsetzt. Die einfacheren Bildungen sind noch als genehm, Annehmlichkeit(en) und Unannehmlichkeit vorhanden, allerdings meist veraltet. HWPh 1 (1971), 303-307. gemeingermanisch s. nehmen Anger AngerSmSubstantiv Maskulinum "Wiese" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (8. Jh.), mhd. anger, ahd. angar, as. angar Stammwort. Vorauszusetzen ist (g.) *ang-ra- m. "Grasland", zu dem auch anord. -angr (vermutlich "Bucht") in Ortsnamen gehört, sonst im Nordischen anord. eng f. "Wiese" (aus *angjO) u.ä. Außergermanisch vergleichen sich spl. ancrae, angrae f. Pl. "Raum zwischen Bäumen, bepflanzte Uferstreifen" und gr. ágkos "Tal". Weitere Entstehung dunkel; vielleicht als "gekrümmte Fläche" zu der unter Angel behandelten Grundlage. Trier, J.: Anger und Park (Berlin 1968); Bader 3 (1973), 112-119; Tiefenbach, H. in Beck/Denecke/Jankuhn (1980), 299f.; Lloyd/Springer 1 (1988), 247-249; Trier (1963), 23-31 (zur Bedeutung). indogermanisch ix Angesicht AngesichtSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz alt.veraltet (13. Jh.), mhd. angesiht f., as. angisiht f Stammwort. Ursprünglich wohl Verbalabstraktum zu ansehen und dann in der Bedeutung durch Gesicht beeinflußt. Die ursprüngliche Bedeutung ist wohl noch erhalten in angesichts. sehen. Röhrich 1 (1991), 83. deutsch s. sehen Angewende AngewendeSnSubstantiv Neutrum (auch Gewende n. und [so die älteste Form] Anwand f., Anwende f.) "Stelle, an der der Pflug gewendet wird" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (11. Jh., Form 15. Jh.), mhd. anwant, anwande f., ahd. anawanta, anawentI f Stammwort. Zu wenden als Kollektiv und Verbindung mit der Präposition an. deutsch s. wenden Angina AnginaSfSubstantiv Femininum "Halskrankheit" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. angina "Mandelentzündung, Beengung". Ebenso nndl. angina, ne. angina, nfrz. angine, nschw. angina, nnorw. angina. Die Herkunft des lateinischen Wortes ist unklar. Einerseits kann es eine Ableitung zu l. angere "beengen, würgen" sein - aber dann ist die Wortbildung undurchsichtig; andererseits gilt es als entlehnt aus gr. agchónE f. "Erdrosseln, Strick, würgende Angst", doch stimmt dies weder in der Lautform noch in der Bedeutung genau dazu. Rauch (1995), 147. lateinisch l angreifen angreifenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. anegrIfen, ahd. anagrIfan Stammwort. Zu greifen. Zunächst ist die Bedeutung "anfassen, greifen nach", dann "mit etwas in Berührung kommen, anfangen" und schließlich "feindlich entgegentreten". deutsch s. greifen Angst AngstSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. angest, ahd. angust Stammwort. Aus wg. *angusti- f. "Angst", auch in afr. angst. Dieses ist eine (s)ti-Bildung (oder ti-Bildung zu einem s-Stamm) zu ig. *anghu- "eng, bedrängend" (eng). Der s-Stamm liegt vor in ai. ámhas- "Bedrängung, Angst", l. angor m. "Würgen, Angst", l. angustus "eng, schmal" und kslav. Ozosti "Beengung". Sekundär als (prädikatives) Adjektiv angst gebraucht; Adjektiv-Ableitung: ängstlich; Verb: ängstigen. bang(e), eng. Wandruszka, M.: Angst und Mut (Stuttgart 1950); Wandruszka, M. in Bitter, W. (Hrsg.): Angst und Schuld (Stuttgart 1953), 12-19; von Baeyer, W., von Baeyer-Katte, W.: Angst (Frankfurt/Main 1971); HWPh 1 (1971), 310-314; Bergenholtz, H.: Das Wortfeld "Angst" (Stuttgart 1980); Endres, R. FS Matzel (1984), 137-144; Lloyd/Springer 1 (1988), 253-255; Bergenholtz, H., Faets, A.-Th. in Jäger (1988), 56-94; Röhrich 1 (1991), 84; LÄGLOS (1991), 26f. (zur Entlehnung der Sippe in die finnisch-ugrischen Sprachen). indogermanisch iz Angsthase AngsthaseSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz stil.stilistisch (17. Jh.)Stammwort. Vielleicht wie Hasenpanier und Hasenfuß auf das Stereotyp vom furchtsamen Hasen bezogen. In Anbetracht von ndd. Bangbüx(e), das auf eine naheliegende Erfahrung zurückgreift, scheint eine Verwechslung mit (so nicht bezeugtem) *Angsthose nicht ausgeschlossen. deutsch s. Angst, s. Hase anhaben anhaben(in jemandem nichts anhaben können u.ä.) Vswschwaches Verb "antun" std.Standardwortschatz phras.Phraseologismus (13. Jh.), mhd. jemanden anehaben "Hand an jemand legen, sich an ihn halten" Stammwort. Nachträgliche Bedeutung: jemandem etwas anhaben "jemandem etwas antun". Zu haben in der ursprünglicheren Bedeutung "festhalten". Röhrich 1 (1991), 84f. deutsch s. haben anhängig anhängigAdjAdjektiv "schwebend (von Gerichtssachen)" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Stammwort. Das Wort bedeutet zunächst "zusammenhängend mit, einer Person oder Sache anhängend"; dann ist es aber auch Terminus der Gerichtssprache: Ein Verfahren anhängig machen heißt "es einleiten, vorbringen", und dann ist es anhängig ("ein schwebendes Verfahren"). deutsch s. hängen anheben anhebenVststarkes Verb "beginnen" erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (13. Jh.), mhd. aneheben, mndd. anheven, mndl. aenheffen Stammwort. Entsprechend ae. onhebban, anord. hefja. Zu heben; die Bedeutungsveränderung ist verständlich, doch ist nicht klar, von welcher konkreten Situation sie ausgegangen ist. Die nominalen Ableitungen sind in der frühen Zeit besser bezeugt als das Verb selbst. Wolf-Rottkay, W. H. Kratylos 9 (1964), 194 (Parallelen für den Bedeutungsübergang). west- und nordgermanisch s. heben anheim anheim(in anheimstellen, anheimfallen, anheimgeben) AdvAdverb erw.erweiterter Standardwortschatz obs. phras.Phraseologismus(15. Jh.)Stammwort. Der Funktion nach ein verstärktes Richtungsadverb "hin" zu mhd. (obd.) anheim "anwesend"; zu Heim wie daheim. In der Kanzleisprache als stark personenbezogenes Adverb gebraucht. deutsch s. heim anheimeln anheimelnVswschwaches Verb "vertraut wirken" erw.erweiterter Standardwortschatz reg.regional (18. Jh.)Stammwort. Die alemannischen Verbalbildungen auf -eln bedeuten häufig "nach etwas schmecken oder riechen", demgemäß etwa "nach Heimat schmecken". deutsch s. heim anheischig anheischigAdvAdverb std.Standardwortschatz alt. phras.Phraseologismus(8. Jh., Form 14. Jh., Bedeutung 17. Jh.)Stammwort. Heute nur noch in sich anheischig machen "sich verpflichten". In dieser Bedeutung gibt es anheischig "verpflichtet" seit dem 16. Jh. Es ist umgeformt aus mhd. antheizec in Anlehnung an heischen (seit dem 14. Jh.). Weiter mit Suffixwechsel zu ahd. antheizi, mhd. antheize gleicher Bedeutung, as. ant-hêti "fromm", und dieses steht neben ahd. antheiz m. "Gelübde, Versprechen" (vgl. gt. andahait, ae. andet "Bekenntnis"), das zur Wurzel von heißen gehört (s. auch ent-). deutsch s. heischen, s. heißen anhimmeln anhimmelnVswschwaches Verb std.Standardwortschatz stil.stilistisch (19. Jh.)Stammwort. Zu älterem himmeln "einen verklärten Gesichtsausdruck haben (zum Himmel aufschauen)" als "jmd. mit verklärtem Gesicht anschauen". deutsch s. Himmel Anilin AnilinSnSubstantiv Neutrum (ein Farbstoff) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh., Form 19. Jh.) Neoklassische Bildung. Zunächst wird im 18. Jh. aus frz. anil (aus arab. an-nIl "Indigo" über port. anil) ein selten bezeugtes Anil entlehnt. Der Farbstoff war als Indigo (gr. indikón) schon im Altertum bekannt, die arabische Bezeichnung kommt durch die Portugiesen aus Nordafrika. 1840 wird der Farbstoff durch C. Fritsche beschrieben, wobei die Bezeichnung durch das terminologische Suffix -in2 erweitert wird. Für die synthetische Herstellung waren schon zuvor drei Verfahren entwickelt worden, doch haben sich die dafür vorgeschlagenen Bezeichnungen nicht durchgesetzt. Ebenso nndl. aniline, ne. aniline, nfrz. aniline, nschw. anilin, nnorw. anilin. Das arabische Wort stammt letztlich aus pers. nIlA oder ai. nIlI f. "Indigopflanze", ai. nila- "dunkelblau", mit dem auch lila zusammenhängt. Cottez (1980), 25; Kiesler (1994), 251f.; Tazi (1998), 190-192. deutsch arab animalisch animalischAdjAdjektiv "tierisch" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (16. Jh.)Hybridbildung. Gelehrte Bildung zu l. animal "Tier", das zu l. animus "Atem, Seele" gehört. Ebenso nndl. animalisch, nschw. animalisk, nnorw. animalsk; animieren. DF 1 (21995), 547-550; Weimann, K.-H. DWEB 2 (1963), 386; BlW 2 (1984), 230-241, 245-259. deutsch l animieren animierenVswschwaches Verb "anregen" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (16. Jh.) mit Adaptionssuffix. Entlehnt aus frz. animer "anregen", dieses aus l. animAre "beseelen, beleben", zu l. animus, anima "Atem, Seele, Leben". Im eigentlichen Sinn heute durch Erbwörter ersetzt, doch hält sich das Wort und seine Sippe für die modernen (sexuellen) Amüsierbetriebe (Animiermädchen) und die Freizeit-Industrie (Animateur). Im filmtechnischen Bereich Animation im eigentlichen Sinn von "beleben" (z.B. in Zeichentrickfilmen). Ebenso nndl. animeren, ne. animate, nfrz. animer, nschw. animera, nnorw. animere. Dem lateinischen Wort liegt die Wurzel ig. *ane- (wohl *hane-) "atmen" zugrunde; an diese können auch Animosität und inhalieren aus dem Lateinischen, Asthma aus dem Griechischen und ahnden1 aus dem Deutschen angeschlossen werden; animalisch. DF 1 (21995), 550-560; Putscher (1973); Jones, W. J. SN 51 (1979), 248. lateinisch l Animosität AnimositätSfSubstantiv Femininum "Feindseligkeit" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. animosité gleicher Bedeutung und relatinisiert nach l. animOsitAs. Ebenso nndl. animositeit, ne. animosity, nfrz. animosité, nschw. animositet, nnorw. animositet. Das lateinische Wort geht zurück auf l. animus "Geist, Seele, Leben" (animieren) und bedeutet zunächst "Beseeltheit" (Abstraktum zu l. animOsus "beseelt"), bekommt dann aber auch die Bedeutung "Leidenschaftlichkeit" und schließlich "Feindseligkeit". DF 1 (21995), 560-562. französisch l Anis AnisSmSubstantiv Maskulinum "eine Gewürzpflanze" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (13. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. anIsum n., dieses aus gr. ánIson n. (mit dialektalen Varianten), dessen weitere Herkunft nicht geklärt ist. Das griechische Wort bedeutet zunächst sowohl "Anis" als auch "Dill". Das Lateinische nutzt dann die zwei ursprünglichen griechischen Varianten anIsum n. und anEthum n. zur sprachlichen Unterscheidung (l. anEthum n. "Dill"). Ebenso nndl. anijs, ne. anise, nfrz. anis, nschw. anis, nisl. anís. Lloyd/Springer 1 (1988), 257f.; Fincke, H. Gordian 63 (1963), 10-18 (zur Sache); LM 1 (1980), 644. lateinisch gr Anke AnkeSf Enkel2. Anke(n) Anke(n)(durch Butter ersetzt) SmSubstantiv Maskulinum "Butter" per.peripherer Wortschatz wobd. (8. Jh.), mhd. anke, ahd. anko Stammwort. Obwohl nur das Deutsche das Wort bewahrt hat, ist g. *ankwOn m. "Fett, Butter" vorauszusetzen, als Fortsetzer eines ig. (weur.) *ongwen- "Salbe, Fett, Butter" (in verschiedenen Ablautstufen), vgl. l. unguen n. "Fett, Salbe", air. imb "Butter" (*ngwen-) zur Verbalwurzel ig. *ongw- "salben" in ai. anákti, l. unguere u.a. Also ursprünglich "Salbe, Schmiere". Renke. Lloyd/Springer 1 (1988), 263-265. indogermanisch iz Anker 1 Anker 1SmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (12. Jh.), mhd. anker, ahd. ankar Entlehnung. Wie ae. ancor entlehnt aus l. ancora f., das auf gr. ágkyra f. zurückgeht. Dessen Bedeutung ist ursprünglich "Haken" o.ä., da es etymologisch zu der unter Angel behandelten Sippe gehört. Die Germanen übernahmen das lateinische Wort mit der Sache - zuvor hatten sie ihre Schiffe mit Steinen (ahd. senkil, anord. stjóri) festgelegt. Verb: ankern "vor Anker gehen"; Präfixableitung verankern. Ebenso nndl. anker, ne. anchor, nfrz. ancre, ndn. anker, nschw. ankar, nnorw. anker, nisl. akkeri; Angel. RGA 1 (1973), 342f.; Lloyd/Springer 1 (1988), 261-263; LM 1 (1980), 692; Röhrich 1 (1991), 86. lateinisch gr Anker 2 Anker 2SmSubstantiv Maskulinum (Flüssigkeitsmaß) per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus nndl. anker, das wie ne. anker, nschw. ankar(e) aus ml. anc(e)ria f. entlehnt ist. Dieses stammt seinerseits vermutlich aus ahd. hantkar "Handgefäß". Ebenso ne. anker, nschw. ankare, nisl. anker. lateinisch d ankohlen ankohlenVswschwaches Verb "im Scherz belügen" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (19. Jh.)Hybridbildung. Partikelableitung zu Kohl2. deutsch s. Kohl2 ankreiden ankreidenVswschwaches Verb "zum Vorwurf machen" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (15. Jh.)Hybridbildung. Ursprünglich "(als Zeche) anschreiben" (in alter Zeit mit Kreide an einer Tafel), daraus übertragen als "sich vormerken, um sich später dafür zu rächen". deutsch s. Kreide ankurbeln ankurbelnVswschwaches Verb std.Standardwortschatz stil.stilistisch (20. Jh.)Hybridbildung. Zu Kurbel, kurbeln. Die Motoren der frühen Autos mußten mit einer Handkurbel angelassen werden, deshalb übertragen zu "in Gang bringen". deutsch s. Kurbel Anlage AnlageSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (16. Jh.)Stammwort. Zunächst Abstraktum zu anliegen (und anlegen): 1. im Sinne von "Veranlagung" als "Steuer", 2. "Ausführung nach Plan", 3. "Beilage", 4. "Erbanlage", weitgehend bestimmt von den Bedeutungen von l. dispositio. HWPh 1 (1971), 322-325. deutsch s. liegen Anlaß AnlaßSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (15. Jh., Bedeutung 19. Jh.), mhd. an(e)lAz "Ort, von dem das Rennen losgeht" (vgl. z.B. loslassen) Stammwort. Die ursprüngliche Bedeutung wird verallgemeinert zu "Anfang", dann zu "Ursache". Seit dem 19. Jh. auch "Ereignis". Näher an der ursprünglichen Bedeutung sind das Verb anlassen und das Nomen instrumenti Anlasser. HWPh 1 (1971), 325-327. deutsch s. lassen Anliegen AnliegenSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz stil.stilistisch (15. Jh.)Stammwort. Substantivierter Infinitiv (zu es liegt mir an etwas), dazu als Partizip veraltetes angelegen (es sich angelegen sein lassen) mit angelegentlich "nachdrücklich" und Angelegenheit (ursprünglich "Sache, die einem am Herzen liegt"). Mhd. aneligen, ahd. analiggen, mndd. anliggen "jemandes Sache sein, jemanden bedrängen" zu liegen. deutsch s. liegen Anmut AnmutSfSubstantiv Femininum erw.erweiterter Standardwortschatz stil.stilistisch (14. Jh.), mhd. anemuot Stammwort. Ursprünglich Maskulinum mit der Bedeutung "was in den Sinn (Mut) kommt, Verlangen", vermutlich Rückbildung aus anemuoten "begehren", Partikelableitung zu mhd. muot (Mut). Später bezeichnet das Wort nicht mehr eine Empfindung des wahrnehmenden Subjekts, sondern eine Eigenschaft des wahrgenommenen Objekts und kommt damit zur heutigen Bedeutung (vermutlich durch Vermittlung des Adjektivs anmutig). Verb: anmuten. deutsch s. Mut Annalen AnnalenSplSubstantiv Plural "Jahrbücher" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh., Form 18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. (librI) annAlEs, eigentlich "jährliche Bücher", zu l. annAlis "das Jahr bzw. die Jahre betreffend", einer Ableitung von l. annus m. "Jahr"; zunächst als annales entlehnt, dann eingedeutscht. In Wendungen wie in die Annalen eingehen weiter verbreitet. Ebenso nndl. annalen, ne. annals, nfrz. annales, nschw. annaler, nnorw. annaler; anno. Ersatzwort ist Jahrbücher. DF 1 (21995), 564-566. lateinisch l annehmen annehmenVststarkes Verb "an sich nehmen, vermuten, akzeptieren" std.Standardwortschatz (15. Jh.)Stammwort. Zu nehmen. Die Bedeutung "vermuten" offenbar aus "auf sich nehmen, für sich beanspruchen". HWPh 1 (1971), 329-333. deutsch s. nehmen Annehmlichkeit(en) Annehmlichkeit(en)Sf (Pl.) angenehm. annektieren annektierenVswschwaches Verb "sich aneignen" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh., Bedeutung 19. Jh.) mit Adaptionssuffix. Zunächst mit der Bedeutung "anhängen, anknüpfen" entlehnt aus l. adnectere gleicher Bedeutung (aus l. ad- "hinzu" und l. nectere "knüpfen"). Die heute übliche Bedeutung "(ein Staatsgebiet) gewaltsam in Besitz nehmen" wurde zunächst durch ne. annex, nfrz. annexer ausgedrückt und erscheint deshalb auch nhd. teilweise als annexieren. Durchgesetzt hat sich dann (dem lateinischen Vorbild entsprechend) das Verb annektieren und das Substantiv Annexion. Ebenso nndl. annexeren, ne. annex, nfrz. annexer, nschw. annektera, nnorw. annektere; Nexus. DF 1 (21995), 566-570. lateinisch l anno annoPtklPartikel (zur Angabe des Jahresdatums) erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (15. Jh.)Entlehnung. In der Angabe des Jahresdatums in lateinisch geschriebenen Texten steht anno "im Jahre" (zu l. annus "Jahr"). Diese Formulierung wird dann auch in deutsche Texte übernommen - heute ist sie stilistisch markiert. Ausdrücke wie anno dazumal werden verwendet, wenn man sich um die genaue Datumsangabe nicht kümmern will; anno Tobak (Tobak) steht für "uralt". Beides vielleicht als scherzhafte Umgestaltung von anno Domini "im Jahre des Herrn". Ebenso nndl. anno, nnorw. anno; Annalen. Röhrich 1 (1991), 87f. lateinisch l Annonce AnnonceSfSubstantiv Femininum "Inserat" std.Standardwortschatz (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. annonce, einer postverbalen Ableitung von frz. annoncer "öffentlich bekanntgeben, ankündigen", dieses aus l. annUntiAre, zu l. nUntiAre "berichten, melden" und l. ad- "hinzu". Das Verb ist eine Ableitung von l. nUntius m. "Bote, Nachricht". Die eingeschränkte Bedeutung im Deutschen erklärt sich aus der Verwendung im Zeitungswesen, wo man von einer Zeitungsannonce spricht. Unter Wegfall des Bestimmungsworts Zeitung übernimmt dann das Grundwort Annonce die engere Bedeutung des ursprünglichen Kompositums. Verb: annoncieren. Ebenso nndl. annonce, nfrz. annonce, nschw. annons, nnorw. annonse; denunzieren, Nuntius, prononciert. Ersatzwort ist Anzeige. DF 1 (21995), 571-574. französisch frz annullieren annullierenVswschwaches Verb erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.) mit Adaptionssuffix. In der juristischen Fachsprache entlehnt aus spl. anUllAre "für nichtig erklären", einer Präfixableitung zu l. nUllum "nichts" (Null). Ebenso nndl. annuleren, ne. annul, nfrz. annuler, nschw. annullera, nnorw. annullere. DF 1 (21995), 574f. lateinisch l Anode AnodeSfSubstantiv Femininum "Pluspol (beim elektrischen Strom)" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.) Neoklassische Bildung. Der englische Physiker Faraday bezeichnete 1834 die beiden Pole des Elektronenstroms als Anode und Kathode. Anode ist übernommen aus gr. ánodos "Eingang" zu gr. aná "hinauf" und gr. hodós "Weg, Gang". Ebenso nndl. anode, ne. anode, nfrz. anode, nschw. anod, nisl. anóde; Elektrode. Zu den übrigen Komposita mit gr. hodós s. Methode. griechisch gr anomal anomalAdjAdjektiv "unregelmäßig" per.peripherer Wortschatz fremd.Erkennbar fremd (17. Jh., Form 19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus spl. anOmalE Adv., dieses aus gr. anomalos "ungleich" (zu gr. homalós "gleich, eben" und negierendem gr. an-. Zugrunde liegt gr. homós "gleich"). Das Wort ist aber wohl schon früh auf gr. nómos m. "Brauch, Gesetz" bezogen worden und hat sich später mit l. abnormis "von der Norm abweichend" vermischt (abnorm, Norm). In deutschen Texten zunächst als anomalisch. Abstraktum: Anomalie. Ebenso nndl. anomaal, ne. anomalous, nfrz. anomal, nschw. anomal, nnorw. anomal; a-, Norm. DF 1 (21995), 575-578. lateinisch gr anonym anonymAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. anOnymus und frz. anonyme, diese aus gr. anonymos "namenlos, unbekannt", abgeleitet von gr. ónoma, ónyma "Name" und negierendem an- (a-). Abstraktum: Anonymität. Ebenso nndl. anoniem, ne. anonymous, nfrz. anonyme, nschw. anonym, nnorw. anonym. Zur germanischen Verwandtschaft s. Name; homonym, Metonymie, Pseudonym, synonym. DF 1 (21995), 578-584. gr Anorak AnorakSmSubstantiv Maskulinum "wasser- und wetterfeste Jacke" std.Standardwortschatz (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus grönländ. anorak, dessen Herkunft nicht sicher geklärt ist. Ebenso nndl. anorak, ne. anorak, nfrz. anorak, nschw. anorak, nnorw. anorakk. grönl anpflaumen anpflaumenVsw pflaumen. Anrainer AnrainerSmSubstantiv Maskulinum "Nachbar" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Stammwort. Zu anrainen "angrenzen", Partikelableitung zu Rain im Sinne von "Grenze". deutsch s. Rain anranzen anranzenVswschwaches Verb "derb anfahren" erw.erweiterter Standardwortschatz reg. stil.stilistisch(15. Jh.)Stammwort. Wohl eine Bildung auf mhd. -ezzen, das Grundwort ist aber unklar (ranken "brüllen"?). deutsch d anrüchig anrüchigAdjAdjektiv "von zweifelhaftem Ruf" std.Standardwortschatz alt.veraltet (13. Jh., Form 15. Jh.)Stammwort. Aus dem Niederdeutschen als anrüchtig übernommen. Dort ist es zu ruchte "Leumund" gebildet, das (mit Übergang von ft zu cht) mhd. ruoft "Ruf, Leumund" entspricht (rufen). Das niederdeutsche Adjektiv bedeutet zunächst "der einen (üblen) Ruf hat"; es wird dann im hochdeutschen Bereich verallgemeinert und offenbar an riechen angeschlossen, so daß es sein -t- verliert. Gerücht, berüchtigt und ruchbar. deutsch s. rufen ansässig ansässigAdjAdjektiv std.Standardwortschatz stil.stilistisch (15. Jh.)Stammwort. Zu fnhd. ansesz m. "fester Wohnsitz" und ansesse m. "Eingesessener"; diese zu mhd. sez, ahd. sez nm. "Wohnsitz". sitzen, aufsässig. deutsch s. sitzen anschirren anschirrenVsw schirren. anschnauzen anschnauzenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz stil.stilistisch (16. Jh.)Stammwort. Weiter verbreitet als Schnauze, so daß eine Bildung auf -ezzen zu anschnauben (schnauben), anschnaufen (schnaufen) oder anschnauen (zu mhd. snAwen "schwer atmen") angesetzt werden kann. Alle drei (etymologisch zusammengehörigen) Verben sind mit der Bedeutung "jemanden anfahren" bezeugt. deutsch s. schnauben Ansehen AnsehenSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz stil.stilistisch (13. Jh., Bedeutung 16. Jh.)Stammwort. Substantivierter Infinitiv, ausgehend von der Bedeutung "Erscheinung", dann "beachtliche Erscheinung, Wertschätzung (durch andere)". Präfigierung von sehen mit an- (an). Der verbale Infinitiv ist schon seit dem 8. Jh. bezeugt. deutsch s. sehen Ansinnen AnsinnenSnSubstantiv Neutrum erw.erweiterter Standardwortschatz stil.stilistisch (16. Jh.)Stammwort. Substantivierter Infinitiv zu mhd. an einen sinnen "jmd. angehen um etwas" (vielleicht aus der alten Bedeutung von sinnen = "gehen"). Heute meist von einem ungerechtfertigten Begehren gesagt. deutsch s. Sinn Anstalt AnstaltSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (15. Jh.), mhd. anstalt Stammwort. Nach dem Muster der älteren ti-Abstrakta gebildet zu stellen. Entsprechend zu anstellen "anordnen, einrichten" bedeutet das Substantiv u.a. "Anordnung" (vgl. Anstalten treffen) und "Einrichtung" (auch als Gebäude). Präfixableitung: veranstalten. deutsch s. stellen Anstand AnstandSmSubstantiv Maskulinum "gute Sitten" std.Standardwortschatz (17. Jh.)Stammwort. Abstraktbildung zu anstehen im Sinne von "passen, sich schicken"; dieses z.B. von Kleidern gesagt, wie "es steht mir", "es sitzt". Die heutige Bedeutung steht unter dem Einfluß der Ableitung anständig. Die Bedeutung "Zaudern" und dann "Einwand" noch in anstandslos "ohne Einwände" und beanstanden. stehen, Stand. Hoschke, A. Sprachpflege 12 (1963), 40; HWPh 1 (1971), 357f.; Röhrich 1 (1991), 89. deutsch s. Stand anstatt anstattPräpPräposition std.Standardwortschatz (15. Jh.)Stammwort. Zu Statt, also "an der Stelle von". deutsch s. Statt anstellig anstelligAdjAdjektiv "geschickt" erw.erweiterter Standardwortschatz schwz. (18. Jh.)Stammwort. Auf Vorschlag Lavaters durch Schiller in die Hochsprache eingeführt. Zur Bedeutung vgl. "sich zu etwas (geschickt) anstellen". Kluge (1908), 207. deutsch s. stellen anstrengen anstrengen(Simplex heute nicht mehr üblich) Vswschwaches Verb std.Standardwortschatz (13. Jh., Form 15. Jh.), mhd. (ane)strengen, ahd. strengen Stammwort. Ableitung teilweise von streng, teilweise von Strang "Anspannen" mit verschiedenen Bedeutungen, die heute vielfach nicht mehr eindeutig aufgeteilt werden können. Früheste Form angestrengen "gerichtlich belangen". Das Partikelverb anstrengen im Sinn von einen Prozeß anstrengen geht auf die mittelhochdeutsche Bedeutung "dringend bitten, zusetzen, bedrängen" zurück (zu streng im Sinne von "stark, aggressiv"); sich anstrengen ist "sich abmühen (durch Anspannung aller Kräfte und Verzicht auf anderes)" aus mhd. strengen (mit Akkusativ) "einschränken, antreiben" zu streng etwa im Sinn von "unerbittlich". deutsch s. streng -ant -antSuffix (bildet Adjektive) per.peripherer Wortschatz bildg.bildungssprachlich (-) Beschreibung von Affixen. Entspricht dem aktiven Partizip des Präsens lateinischer Verben (l. -Ans/-antis), auch in der Funktion eines Nomen agentis oder instrumenti. Zunächst entlehnt in lateinischen Wörtern und Wörtern romanischer Sprachen - die Adjektive meist aus dem Französischen, häufig in relatinisierter Form (z.B. elegant, galant, prägnant, charmant - Charme), die Substantive vielfach aus dem Lateinischen (z.B. Konsonant), auch mit griechischen Grundlagen (Komödiant, Sympathisant). Häufig in neoklassischen Bildungen (Foliant), teilweise auch in hybriden Bildungen auf deutscher Grundlage (Lieferant). Eine Variante (ursprünglich zu lateinischen Bildungen auf -Ens/-entis) ist -ent. Viele Bildungen auf -ant und -ent sind im Deutschen durchschaubar, auch wenn sie nicht im Deutschen gebildet sind, vor allem die zu Verben auf -ier(en) (dirigieren - Dirigent, gratulieren - Gratulant). Zu den Adjektiven auf -ant gehören die Abstrakta auf -anz bzw. -enz. Wortbildung 2 (1975), 350-352, 3 (1978), 104 und die dort angegebenen Stellen. lateinisch l Antagonismus AntagonismusSmSubstantiv Maskulinum "Gegensätzlichkeit" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.) Weiterbildung aus Entlehnung. Neoklassische Neubildung zu gr. antagOnízesthai "gegen jmd. kämpfen", zu gr. agOnízesthai "kämpfen" und gr. anti-. Nomen agentis: Antagonist (vermutlich Ausgangspunkt der neoklassischen Bildungen: gr. antagonistes "Gegner"). Ebenso nndl. antagonisme, ne. antagonism, nfrz. antagonisme, nschw. antagonisme, nnorw. antagonisme. Weiter zu gr. agon "Kampf, Wettkampf, Versammlung", zu gr. ágein "treiben, führen; schreiten, ziehen, gehen". Zu dessen Sippe s. Demagoge. HWPh 1 (1971), 358f.; DF 1 (21995), 585-590. griechisch gr ante- ante-LAffLehnaffixoid "vor-" erw.erweiterter Standardwortschatz bildg.bildungssprachlich (-) Beschreibung von Affixen. Fügt in neoklassischen Bildungen die Bedeutung "vor" hinzu (ante-diluvianisch "vor-sintflutlich"). Herkunft aus l. ante-, das aus durchsichtigen lateinischen Bildungen übertragen wird. antik. Cottez (1980), 26f. lateinisch l Antenne AntenneSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (15. Jh., Bedeutung 20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. antenna, das von Marconi (1895) als eine der Bezeichnungen für seine drahtlose Sende- und Empfangseinrichtung benutzt wurde (neben ne. aerial, it. aereo u.a. - ohne Bedeutungsdifferenzierung zwischen Sende- und Empfangsantenne; Antenne zuerst gebraucht 1903 in italienischem Kontext). Das Wort bedeutete ursprünglich "Segelstange" (so l. antenna) und war eine Lokalableitung zu l. ante "vor" ("das davor Befindliche, Vorstehende", im Deutschen seit dem 15. Jh.). Im 15. Jh. wurde es in der Übersetzung aristotelischer Schriften (neben häufigerem l. cornU n.) gebraucht, um die Bedeutung "Fühler (von Insekten)" von gr. kéras n. wiederzugeben, das ursprünglich "Horn", dann übertragen auch "Segelstange" und "Fühler" bedeutet (es liegt also eine Lehnbedeutung aus dem Griechischen im spätmittelalterlichen Latein vor); im Deutschen seit dem 19. Jh. Die Bedeutung "Fühler" wurde im Italienischen geläufig; in anderen europäischen Sprachen blieb sie auf den zoologischen Fachwortschatz beschränkt. Die technische Bedeutung geht also auf "Fühler" zurück. Ebenso nndl. antenne, ne. antenna, nfrz. antenne, nschw. antenn, nnorw. antenne; avancieren, Avantgarde. Forssman, B. ZVS 79 (1965), 18-20; Knobloch, J. Lingua 26 (1970/71), 297; Trier (1981), 118-125; DF 1 (21995), 590-592. italienisch l Anthologie AnthologieSfSubstantiv Femininum "Sammlung ausgewählter (Literatur-)Stücke" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus gr. anthología "Blütenlese" (auch als Titel einer Sammlung von Epigrammen), einem Abstraktum zu anthológos "Blüten lesend", zu gr. ánthos n. "Blume, Blüte" und gr. légein "sammeln". Die Blüte steht metaphorisch für "das Beste, das Glanzstück". Die lateinische Entsprechung des Wortes, die gelegentlich auch im Deutschen gebraucht wird, ist Florilegium; die deutsche Entsprechung Blütenlese wird nur selten gebraucht (fast ausschließlich für negative "Glanzstücke"). Ebenso nndl. anthologie, ne. anthology, nfrz. anthologie, nschw. antologi, nnorw. antologi. Zur Sippe des zugrundeliegenden gr. légein "zählen, reden" s. Logik, zum ersten Bestandteil Chrysantheme und Antilope. Cottez (1980), 27; DF 1 (21995), 592-594. griechisch gr Anthrazit AnthrazitSmn "hochwertige Steinkohle; dunkelgrauer Farbton" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. anthracite, dieses im 18. Jh. übernommen aus l. anthracItis f. (eine Art Karfunkel, auch eine Art Kohle), dieses zu gr. ánthrax (-akos) m. "(Glut-) Kohle". (Der Karfunkel ist ein roter Edelstein, der Bedeutungszusammenhang mit Kohle geht über die Glut). Ebenso nndl. antraciet, ne. anthracite, nfrz. anthracite, nschw. antracit, nnorw. antrasitt. Lüschen (1979), 171. französisch gr -anthrop- -anthrop-LAffLehnaffixoid "Mensch" per.peripherer Wortschatz bildg.bildungssprachlich (-) Beschreibung von Affixen. Das griechische Wort für "Mensch" (gr. ánthrOpos) wird sowohl als Vorderglied wie auch als Hinterglied von Komposita in die neulateinische Wissenschaftssprache entlehnt und wird in gewissem Umfang produktiv. Als Vorderglied in der Form anthropo- (z.B. anthropo-morph "in Menschengestalt vorgestellt"), auch in Anthropologie "Betrachtung des Menschen"; als Hinterglied in -anthrop(ie) (z.B. in Philanthrop "Menschenfreund", Abstraktum: Philanthropie). Cottez (1980), 29; Linden, M.: Zum Anthropologiebegriff des 18. Jhs. (Bern 1976); DF 1 (21995), 594-599. griechisch gr anti- anti-Präfixoid (bezeichnet bei Substantiven und Adjektiven einen Gegensatz zu dem im Grundwort Bezeichneten, z.B. Antikörper "Abwehrkörper", Antiheld "ein Nicht-Held", anti-amerikanisch "gegen Amerika eingestellt") std.Standardwortschatz (-) Beschreibung von Affixen. Es wird in ursprünglich griechischen Wörtern ins Deutsche übernommen (z.T. durch lateinische und romanische Vermittlung) und geht auf gr. antí "gegen" zurück. In neoklassischen Bildungen (auch umgangssprachlicher Art) produktiv (vgl. Antibabypille, Antialkoholiker), teilweise unter Einfluß des Englischen. Rey, A. CL 11 (1967), 37-57 (zum Französischen); Wortbildung 3 (1978), 238-241; Cottez (1980), 27f.; Hoppe, G. in Hoppe, G. u.a. (Hrsg.): Deutsche Lehnwortbildung (Tübingen 1987), 171-224; Carstensen 1 (1993), 39-41; DF 1 (21995), 599-606. griechisch gr Antibiotikum AntibiotikumSnSubstantiv Neutrum "Wirkstoff gegen Krankheitserreger" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.) Neoklassische Bildung. Entlehnt aus frz. antibiotique Adj., dieses aus ne. antibiotic, einer Neubildung zu gr. (att.) biOtikós "lebensfähig, zum Leben gehörig" und anti-, weiter zu gr. bíos m. "Leben". So benannt als "ein lebende Erreger abtötendes Mittel". Ebenso nndl. antibioticum, ne. antibiotic, nfrz. antibiotique, nschw. antibiotikum, nnorw. antibiotikum. Zur Sippe von gr. bíos "Leben" s. Biologie. Rey-Debove/Gagnon (1988), 22. französisch gr antik antikAdjAdjektiv std.Standardwortschatz stil.stilistisch (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. antique, dieses aus l. antIquus "vorig, alt", einer Nebenform von l. antIcus "der vordere", abgeleitet von l. ante "vor". Die Bedeutungsentwicklung von "alt" zu "altertümlich, das Altertum betreffend" vollzieht sich in den romanischen Sprachen im Rahmen kunst- und kulturhistorischer Studien. Abstraktum: Antike. Ebenso nndl. antiek, ne. antique, nfrz. antique, nschw. antik, nnorw. antikk; Antiquar. Ersatzwort ist altertümlich, Altertum. DF 1 (21995), 609-615; HWPh 1 (1971), 385-392; BlW 2 (1984), 265-269. französisch l Antilope AntilopeSfSubstantiv Femininum (ein gehörntes Huftier) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. antilope und ndl. antilope, diese aus ne. antelope; als zoologische Bezeichnung war das Wort seit dem 18. Jh. festgelegt. Die weitere Herkunft und das ursprüngliche Bezeichungsmotiv sind nicht sicher geklärt. Das Wort wird als gr. anthólops über Tierbücher (Bestiarien) in die Neuzeit überliefert, wobei Sekundärmotivationen zu gr. ánthos n. "Blume" und gr. óps "Auge" eine Rolle spielen (etwa als "Tier mit den besonders schönen Augen"); es liegt aber wohl ein aus einer unbekannten afrikanischen Sprache entlehntes Wort vor. Ebenso nndl. antilope, ne. antelope, nfrz. antilope, nschw. antilop, nisl. antilópa. LM 1 (1980), 715; Rey-Debove/Gagnon (1988), 23. französisch gr Antimon AntimonSnSubstantiv Neutrum (ein Halbmetall) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh., Form 18. Jh.)Entlehnung. Antimonium ist eine im Mittellatein auftretende Bezeichnung unklarer Herkunft (spgr. anthemonion "Blüte, [Ausgeblühtes"?]) für das im klassischen Latein l. stibium, gr. stíbi oder stímmi genannte Material. Gemeint war der Spießglanz (Antimonit), der als Augenschminke und als Heilmittel verwendet wurde (vgl. hierzu auch Alkohol). Das Metall wurde zunächst für eine Art Blei gehalten; später wurde es auch mit anderen Metallen und Mineralien verwechselt. Nach genaueren Analysen im 18. Jh. wurde die Bezeichnung auf das Element eingeengt (gegenüber dem Spießglanz) und im Deutschen in der endungslosen Form gebraucht. Ebenso nndl. antimoon, ne. antimony, nfrz. antimoine, nschw. antimon, nisl. antímon. Lokotsch (1975), 73 (Nr. 918); Lüschen (1979), 171-173; Barke (1991), 178. lateinisch gr ? Antipathie AntipathieSfSubstantiv Femininum "Abneigung" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (16. Jh., Form 17. Jh.)Entlehnung. Als Gegenbegriff zu dem geläufigeren Sympathie entlehnt aus l. antipathIa, dieses aus gr. antipátheia, einem Abstraktum zu gr. antipathes "entgegengesetzt fühlend u.ä." aus gr. páthos "Gemütsbewegung". Ebenso nndl. antipathie, ne. antipathy, nfrz. antipathie, nschw. antipati, nnorw. antipati. Zu weiteren Verbindungen s. Pathos und anti-. DF 2 (21996), 4-8. lateinisch gr Antipode AntipodeSmSubstantiv Maskulinum "Mensch mit entgegengesetzter Eigenart, Gegenspieler" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh., Bedeutung 18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. antipodes (Pl.), dieses zu gr. antípodes (Pl.), zum Adjektiv antípous (-podos) "gegenfüßig, die Füße umgekehrt habend", zu gr. poús "Fuß" und gr. anti- (Fuß, anti-). Demnach ein "Gegenfüßler", d.h. "jmd., der sich auf der entgegengesetzten Seite der Erde befindet und dem Betrachter deshalb die Füße zuwendet". Von da aus häufiger in übertragener Bedeutung gebraucht. Ebenso nndl. antipode, ne. antipode, nfrz. antipode, nschw. antipod, nnorw. antipode. Zur Sippe von gr. poús "Fuß" s. Podium. DF 2 (21996), 8-11. griechisch gr Antiqua AntiquaSf Antiquität. Antiquar AntiquarSmSubstantiv Maskulinum "Altertumsforscher; Händler mit alten Büchern" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh., Form 18. Jh.)Entlehnung. Im 18. Jh. entlehnt aus l. antIquArius m. "Altertumskenner" zu l. antiquus (antik). Adjektiv: antiquarisch; Lokalbildung: Antiquariat. Ebenso nndl. antiquaar, antiquair, ne. antiquary, nfrz. antiquaire, nschw. antikvarie, nnorw. antikvar; antik, Antiquität. DF 2 (21996), 12-17. lateinisch l Antiquität AntiquitätSfSubstantiv Femininum (meist Pl.) erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. antIquitAtes (Pl. zu l. antIquitAs) "Altertümlichkeiten". Abstraktbildung zu l. antIquus (antik). Zur gleichen Grundlage (über ein praktisch unbezeugtes antiquieren) das Adjektiv antiquiert mit stärker negativer Bedeutung ("überholt"). Die Schrift Antiqua (= Littera antiqua "alte Schrift") ist so benannt, weil das Alphabet der alten Inschriften als Vorbild für die Großbuchstaben diente. Ebenso nndl. antiquiteit, ne. antiques, nfrz. antiquités, nschw. antikvitet, nnorw. antikvitet; antik, Antiquar. DF 2 (21996), 17-24. lateinisch l Antlaßtag AntlaßtagSmSubstantiv Maskulinum "Gründonnerstag" per.peripherer Wortschatz arch. oobd.archaisch (13. Jh.), mhd. antlAztac, zu mhd. antlAz "Sündenerlaß, Ablaß", ahd. antlAz "Aufschub, Vergebung" Stammwort. Eigentlich zu entlassen. Am Gründonnerstag (bair. auch Antlaß-Pfinztag) wurden die öffentlichen Büßer wieder in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen. deutsch s. lassen, s. Tag Antlitz AntlitzSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz alt.veraltet (8. Jh., Form 12. Jh.), mhd. antlitze, ahd. antlizzi Stammwort. Aus vd. *anda-wlit-ja- n. "Gesicht", eigentlich "das Entgegenblickende" (oder "das Aussehen" mit Bedeutungsverengung). Die Formen der anderen germanischen Sprachen zeigen andere Stammbildungen: gt. anda-wleizn (aus vorgermanisch *wl[e]ids-na-?), anord. andlit (n[a]-Stamm), ae. andwlita (n-Stamm), afr. andlete (n-Stamm). Zu g. *anda (ent-) "entgegen" und einer Ableitung von g. *wleit-a- "blicken" in anord. líta, ae. wlItan "sehen, blicken" (mit Ableitungen in den anderen germanischen Sprachen). Dieses ist eine Erweiterung von ig.(weur.) *wel- "sehen" in l. vultus m. "Gesicht, Gesichtsausdruck" und kymr. gwelaf "ich sehe". - Im Deutschen früher bezeugt ist ahd. antluzzi, mhd. antlütze neben ahd. antlutti, mhd. antlütte "Antlitz". Diese gehören zu der Wurzel g. *leud-, ig. *leudh- "wachsen", die unter Lode beschrieben wird. Semantisch mit Antlitz vergleichbar ist von deren Ableitungen vor allem gt. ludja f. "Antlitz" (die Ausgangsbedeutung ist hier also etwa "Gestalt"). Offenbar haben sich im Deutschen zwei gleichbedeutende, aber ursprungsverschiedene Wörter vermischt - die beiden Ausgangspunkte könnten vd. *anda-wlit(j)a- n. und vd. *lud-jO f. oder vd. *anda-lud-ja- n. gewesen sein. Ebenso nschw. anlete, nisl. andlit. Seebold (1970), 563f.; Lloyd/Springer 1 (1988), 280-283; Niederhellmann (1983), 287-290; Hamp, E.P. IF 87 (1982), 79-81 (anders zu g. *wleit-a-: Kontamination von *wel- "sehen" und *weid- "sehen"). deutsch iw antun antunVunrunregelmäßiges Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), ahd. anatuon Stammwort. In den meisten Bedeutungen ("zufügen", "Kleidungsstück anziehen") wohl als tun + an zu verstehen; doch sind die Bedeutungen "ein Leid zufügen" und "bezaubern" mindestens mitbestimmt von and tun zu And(e) "Sehnsucht, Schmerz". ahnden1, entrisch. de Grauwe, L. SGG 21 (1980-81), 255-258. deutsch s. tun Antwort AntwortSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (8. Jh., Form 15. Jh.), mhd. antwürte, antwurt nf., ahd. antwurti n., -I f., as. andwordi n Stammwort. Aus g. *anda-wurd-ja- n. "Antwort", eigentlich "Gegenwort, Entgegnung", auch in gt. andawaurdi, ae. andwyrde, afr. ondwarde. Zu anda- (Antlitz) und Wort. Das Femininum ist in althochdeutscher Zeit eine eigene Bildung, die dann mit dem Neutrum lautlich zusammenfällt. In nachmittelhochdeutscher Zeit setzt sich das feminine Genus dann durch. In derselben Zeit wird die Lautform an das Grundwort angeschlossen (Antwort statt Antwürte). Verb: antworten. Ebenso nndl. antwoord; verantworten. Lloyd/Springer 1 (1988), 288f.; Lühr, R. ZDA 109 (1980), 48-72 (zu dem synonymen Verb ahd. antlingen); Röhrich 1 (1991), 91. gemeingermanisch s. Wort Anwalt AnwaltSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (10. Jh.), mhd. anwalte, ahd. anawalto Stammwort. Wie ae. onwealda Täterbezeichnung zu einem ahd. anawalt, ae. onweald f. "Macht, Gewalt" (zu dessen Stamm Gewalt), also eigentlich "der die Gewalt hat, Bevollmächtigter, Befehlshaber". Sonderfälle: Rechtsanwalt, Staatsanwalt. walten. von Olberg, G. in Schmidt-Wiegand (1985), 70-103. westgermanisch s. walten Anwand AnwandSf, Anwende Sf reg. Angewende. Anwärter AnwärterSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz stil.stilistisch (16. Jh.)Stammwort. Zu mhd. anewarten "erwarten, die Anwartschaft haben", wozu auch das Abstraktum Anwartschaft. Ersatzwort für Aspirant. warten. deutsch s. warten anwenden anwendenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (9. Jh., Bedeutung 16. Jh.), mhd. anewenden "jemandem etwas zuwenden", refl. "auf sich nehmen", ahd. anawenten Stammwort. Zu wenden. Eigentlich "etwas wenden an jemanden (oder etwas)". Indem der Adressat weggelassen wird, bekommt das Verb die Bedeutung "gebrauchen, verwenden, auf etwas beziehen". Soll der Adressat dennoch genannt werden, wird zusätzlich zu oder auf eingefügt (einen Paragraphen auf etwas anwenden, sein Geld zu einem guten Zweck anwenden). wenden. deutsch s. wenden Anwesen AnwesenSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz stil. reg.regional(15. Jh.), fnhd. anewesen Stammwort. Substantivierter Infinitiv von anewesen "anwesend sein" (anwesend), vielleicht Lehnübersetzung zu l. adesse und Gegensatzbildung zu fnhd. abewesen, abewesend. Die Bedeutung ist dem entsprechend zunächst "Anwesenheit, Aufenthalt", wird dann aber im Oberdeutschen verschoben zu "Aufenthaltsort, Grundstück mit Wohnhaus". Wesen, anwesend. deutsch s. Wesen anwesend anwesendAdjPPPartizip std.Standardwortschatz (15. Jh.)Stammwort. Ursprünglich Partizipialbildung zu dem mhd. Verb anewesen mit der Bedeutung "da sein, dabei sein". Das Abstraktum ist zunächst der substantivierte Infinitiv Anwesen, dann die Ableitung Anwesenheit. Wesen, abwesend, Anwesen. HWPh 1 (1971), 428. deutsch s. Wesen -anz -anz(Variante -enz) Suffix (bildet Abstrakta) per.peripherer Wortschatz bildg.bildungssprachlich (-) Beschreibung von Affixen. Ursprünglich lateinische Abstraktbildungen, die formal zum aktiven Partizip des Präsens gehören (PPräs. -Ans/-antis, -Ens/-entis, Abstraktum -antia, -entia), semantisch konnten sie aber unmittelbar vom Verb abhängig sein. Zu den auf die Partizipien zurückgehenden Bildungen -ant; die Formen auf -anz und -enz sind teilweise unmittelbar aus dem Lateinischen, teilweise über das Französische ins Deutsche gekommen und sind dort zwar analysierbar (konkurrieren - Konkurrenz, akzeptieren - Akzeptanz; auch relevant - Relevanz), aber nicht eigentlich produktiv. Francois, A.: La désinence -ance dans le vocabulaire francais (Genève 1950); Wortbildung 2 (1975), 60 und die dort angegebenen Stellen; Cottez (1980), 22. lateinisch l anzetteln anzettelnVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (15. Jh.)Stammwort. Ursprünglich Ausdruck der Webersprache: "die Zettel (Längsfäden) eines Gewebes vorbereiten", dann übertragen für "anstiften", in der Regel im negativen Sinn. Partikelableitung zu Zettel1. Röhrich 1 (1991), 92. deutsch s. Zettel1 anzüglich anzüglichAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (16. Jh.)Stammwort. Zu anziehen in einer älteren Bedeutung "etwas (tadelnd) anführen, etwa vor Gericht". Vgl. die heute nicht mehr übliche Bedeutung von Anzug "Vorwurf, Beschuldigung". Die negative Bedeutung des Wortes hat die positive, nämlich "anziehend, attraktiv", verdrängt. Kainz, F. in Maurer/Rupp 2 (1974/78), 248. deutsch s. ziehen Äon ÄonSmSubstantiv Maskulinum (meist Äonen Pl.) "Weltalter" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. aeOn m., dieses aus gr. aion m./f. "(Lebens)Zeit, Zeit(dauer), Ewigkeit". Ebenso nndl. aeon, ne. (a)eon, nfrz. éon, nschw. eon. Das griechische Wort aus ig. *aiw- entsprechender Bedeutung; ewig. DF 2 (21996), 39f.; Lackeit, C.: AION, Zeit und Ewigkeit (Diss. Königsberg 1916); Siegert (1950), 23; HWPh 1 (1971), 117-119. lateinisch gr Aorta AortaSfSubstantiv Femininum "Hauptschlagader" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ml. aorta, dieses aus gr. aorte, eigentlich "Angebundenes, Sack, Schlauch", dann als medizinischer Terminus für die Bronchien und die Hauptschlagader (weil sie vom Kopf bzw. Hals herunterhängen). Weiter zu gr. (syn)aeírein "zusammenbinden (usw.)". Ebenso nndl. aorta, ne. aorta, nfrz. aorte, nschw. aorta; Arterie. lateinisch gr Apanage ApanageSfSubstantiv Femininum "regelmäßige finanzielle Zuwendung" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus gleichbedeutendem frz. apanage m., dieses aus ml. appanagium n., einer Ableitung von ml. appanare "ausstatten", eigentlich "mit Brot versehen", zu l. pAnis m. "Brot" und l. ad-, speziell gemeint war damit die Abfindung durch den Erstgeborenen beim Erbe. Ebenso nndl. apanage, ne. ap(p)anage, nfrz. apanage, nschw. apanage, nnorw. apanasje; panieren, Pastille. LM 1 (1980), 741; DF 2 (21996), 40-43. französisch l apart apartAdjAdjektiv "besonders, hübsch" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. à part (vgl. it. a parte, ml. ad partem) "auf der Seite", dieses aus l. pars (-rtis) "Seite, Teil, Anteil". Im Deutschen wird es hypostasiert und adverbial, selten auch attributiv verwendet. Die Bedeutung wird (wie etwa bei besonders) zu "besonders, reizvoll" verengt. Ebenso nndl. apart, ne. apart, nschw. apart, nnorw. aparte. Zur Sippe von l. pars "Teil" s. Partei, Apartheid. DF 2 (21996), 43-47. französisch frz Apartheid ApartheidSfSubstantiv Femininum "Bezeichnung der Trennung von Weißen und Schwarzen in Südafrika" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.) Exotismus. Entlehnt aus Afrikaans apartheid, eigentlich "Abgesondertheit", zur ursprünglichen Bedeutung von apart. Im Deutschen ein (internationaler) Exotismus. Ebenso nndl. apartheid, ne. apartheid, nfrz. apartheid, nschw. apartheid, nnorw. apartheid; apart, Partei. DF 2 (21996), 47f. frz Apartment ApartmentSnSubstantiv Neutrum erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Entlehnung. Englische Form von Appartement mit englischer Aussprache. Vorwiegend für kleinere Wohneinheiten (1 Zimmer mit Küche und Bad) gebraucht. Appartement. Carstensen 1 (1993), 43f. englisch frz Apathie ApathieSfSubstantiv Femininum "Teilnahmslosigkeit" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (18. Jh.)Entlehnung. Vermutlich über l. apathIa und frz. apathie entlehnt aus gr. apátheia "Unempfindlichkeit" (speziell als zentraler Begriff der stoischen Philosophie, dann zum Ideal des asketischen Mönchstums). Zu gr. páthos "Gemütsbewegung" und negierendem gr. a- (a-). Adjektiv: apathisch. Ebenso nndl. apathie, ne. apathy, nfrz. apathie, nschw. apati, nnorw. apati. Zur Sippe von gr. páthos "Gemütsbewegung" s. Pathos. DF 2 (21996), 48-52; Siegert (1950), 30; HWPh 1 (1971), 429-433. lateinisch gr aper aperAdjAdjektiv "schneefrei" per.peripherer Wortschatz obd. (11. Jh.), mhd. Aber, ahd. Aber Stammwort. Herkunft unklar. Verlockend, aber lautlich schwer vergleichbar ist das unklare l. aprIcus "offen, sonnenbeschienen". Lloyd/Springer 1 (1988), 16-19 (anders: aus A + ber- "fort-tragend", mit ausführlicher Diskussion der Problemlage und der Deutungsansätze). deutsch iw Apercu ApercuSnSubstantiv Neutrum "prägnante, geistreiche Bemerkung" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. apercu (eigentlich "Übersicht, Einblick"), dem substantivierten Partizip des Präteritums von frz. apercevoir "wahrnehmen" (also "das Wahrgenommene"), aus früh-rom. *appercipere "wahrnehmen", zu l. percipere, eigentlich "einnehmen, bemächtigen", und l. ad- "hinzu", weiter zu l. capere "nehmen, fassen, ergreifen" und l. per-. Ebenso nndl. apercu, ne. apercu, nfrz. apercu, nnorw. apercy. Zur Sippe von l. capere "fangen" s. kapieren. DF 2 (21996), 52f. französisch frz Aperitif AperitifSmSubstantiv Maskulinum "alkoholisches Getränk (zum Anregen des Appetits)" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (16. Jh., Bedeutung 20. Jh.)Entlehnung. Zunächst als Fachwort der Medizin entlehnt mit der Bedeutung "öffnendes, abführendes Heilmittel" aus ml. aper(i)tivus "öffnend", zu l. aperIre "öffnen". Die neue Bedeutung entsteht im Französischen im 19. Jh. und wird im 20. Jh. mit der französischen Lautform übernommen. Ebenso nndl. aperitief, ne. aperitif, nfrz. apéritif, nschw. aperitif, nnorw. aperitiff; Ouvertüre. Weimann, K.-H. DWEB 2 (1963), 386. französisch frz Apfel ApfelSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. apfel, ahd. apful, as. appul (-gre) Stammwort. Aus g. *aplu- m. "Apfel" ("Holzapfel"), auch in krimgt. apel, anord. epli, ae. äppel, afr. appel. Ein ähnliches Wort gleicher Bedeutung im Keltischen (air. ubull usw.), sowie (mit Langvokal) im Baltischen (lit. óbalas usw.) und Slavischen (serb.-kslav. jabluko usw.). Das Wort ist vielleicht nicht-indogermanischer Herkunft, doch kann es auch (nach Adams) als l-Stamm (später zu *ablu- erweitert) ein Erbwort sein, das im Mittelmeergebiet durch das Kulturwort *mAlo- zurückgedrängt wurde. Das alte Wort für den Apfelbaum ist Affolter. Das Wort Apfel wird häufig in Übertragungen auf Bezeichnungen für kugelförmige Gegenstände genommen. Früh bezeugt hierfür ist Augapfel (ahd. [12. Jh.] ougaphul, mndl. ogheappel, ae. eagäppel). Ebenso nndl. appel, ne. apple, nschw. äpple, nisl. epli. Vielleicht lassen sich die indogermanischen und außerindogermanischen Formen auf einen Ansatz *abal-n-, amal-n- zurückführen; Apfelsine. Bertsch (1947), 93-104; Berger, H. MSS 9 (1956), 26; Pokorny, J. GS Kretschmer 2 (1956/57), 83; RGA 1 (1973), 368-372; Hamp, E. P. ZCPh 37 (1979), 158-166; LM 1 (1980), 746f.; Marchese, M. P. Quaderni patavini di linguistica 2 (1980/81), 1-49; BlW 1 (1981), 22f.; Adams, D. Q. IF 90 (1985), 79-82; Gamkrelidze, Th. V. FS Alinei 1 (1986), 91-97; Markey, Th. JIES 16 (1988), 49-68; Lloyd/Springer 1 (1988), 60-63, 298-301; Sims-Williams, N., Hamilton, J.: Documents turco-sogdiens (London 1990), 59f.; Erdal, M. JIES 21 (1993), 27-36; Niederhellmann (1983), 162-164 (zu Augapfel); Röhrich 1 (1991), 112. indogermanisch iwo Apfelsine ApfelsineSfSubstantiv Femininum "Orange" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (18. Jh.)Onomastische Bildung. Entlehnt aus nndl. appelsien (vielleicht gekürzt aus ebenfalls bezeugtem Apel de Sina; Sina ist eine damals geläufige Variante von China) über ndd. Appelsina; neben dem heute üblichen nndl. sinaasappel. Diese sind gebildet nach frz. pomme de Sine m. "Apfel aus China". Die Früchte wurden im 16. Jh. von den Portugiesen aus China eingeführt und wurden mit dieser Bezeichnung auch von den bereits bekannten Bitter-Orangen abgegrenzt, deren Bezeichnung (Orange) vor allem im Süden auf die neuen Früchte übertragen wird. Im Norden und in Mitteldeutschland hielt sich dagegen die verhochdeutschte Form Apfelsine. Die beiden Wörter sind heute Heteronyme ohne Bedeutungsunterschied. Ebenso nndl. sinaasappel, nschw. apelsin, nisl. appelsína. S. Apfel und vgl. zur Sache Orange, Pomeranze. Littmann (1924), 131f. deutsch Name, s. Apfel Aphasie AphasieSfSubstantiv Femininum "(teilweiser) Verlust des Sprechvermögens" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus gr. (poet.) aphasía "Sprachlosigkeit", zu gr. áphatos "unerwähnt, unbekannt" zu gr. phánai "sprechen" und negierendem gr. a-. Ebenso nndl. afasie, ne. aphasia, nfrz. aphasie, nschw. afasi, nnorw. afasi. Zur Sippe von gr. phánai "sprechen" s. Blasphemie. HWPh 1 (1971), 436f. griechisch gr Aphorismus AphorismusSmSubstantiv Maskulinum "prägnanter Sinnspruch" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh., Bedeutung 18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. aphorismus, dieses aus gr. aphorismós "Abgrenzung, Unterscheidung, Lehrsatz", abgeleitet von gr. aphorízein "abgrenzen", zu gr. hóros "Grenze" und gr. apó "weg-". Im Griechischen hat das Wort verschiedene Bedeutungen, von "Abgrenzung" bis "(medizinischer) Lehrsatz" (die Aphorismen sind die unverbunden aneinandergereihten Einsichten über die Natur von Krankheiten bei Hippokrates). In den Volkssprachen bezeichnet es zunächst medizinische Lehrsätze, wird dann verallgemeinert und dann unter dem Einfluß der französischen Literatur neu spezialisiert; in Deutschland wird diese Tradition vor allem von Lichtenberg aufgenommen. Adjektiv: aphoristisch. Ebenso nndl. aforisme, ne. aphorism, nfrz. aphorisme, nschw. aforism, nnorw. aforisme; Horizont. Krüger, H.: Studien über den Aphorismus als philosophische Form (Diss. Frankfurt/Main 1956); Weimann, K.-H. DWEB 2 (1963), 386; Schalk (1966), 1-20; von Stackelberg, J. in Neumann, G. (Hrsg.): Der Aphorismus (Darmstadt 1976), 209-225; HWPh 1 (1971), 437-439; DF 2 (21996), 53-56. lateinisch gr Aphrodisiakum AphrodisiakumSnSubstantiv Neutrum "Mittel zur Anregung des Geschlechtstriebs" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Onomastische Bildung. Neolateinische Substantivierung des Adjektivs gr. aphrodisiakós "sexuell (erregend)". Im Englischen (aphrodisiac) deutlich früher bezeugt als im Deutschen. Bei Plinius (Naturalis historia 37,148) heißt ein nicht näher beschriebener (Edel-)Stein aphrodisiaca, doch kann dies einfach "Stein der Aphrodite" bedeuten und besagt nichts über eine eventuelle sexuelle Kraft. Die griechische ko-Bildung gehört zu gr. aphrodísia "Liebesfreuden" und gr. aphrodisiázO "Geschlechtsverkehr haben", weiter zum Namen der Liebesgöttin Aphrodite. DF 2 (21996), 56-58. griechisch Name Aplomb AplombSmSubstantiv Maskulinum "Sicherheit, Nachdruck, Dreistigkeit" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. aplomb, eigentlich "senkrechte Stellung, Gleichgewicht", einer substantivierten Zusammenrückung von frz. à plomb "senkrecht, im Lot"; frz. plomb "Blei" aus l. plumbum n. Die Bedeutungsverallgemeinerung geht vor allem von der Sprache des Balletts aus, in der mit dem Wort das Abfangen von Bewegungen bezeichnet wird. Ebenso nndl. aplomb, ne. aplomb, nfrz. aplomb, nschw. aplomb, nnorw. aplomb. DF 2 (21996), 58f. französisch frz apodiktisch apodiktischAdjAdjektiv "unumstößlich, nicht zu widerlegen" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh., Form 18. Jh.)Entlehnung. Zunächst in der lateinischen Form apodiktike entlehnt aus ml. apodIcticus "schlüssig beweisend", dann eingedeutscht. Aus gr. apodeiktikós, zu gr. apodeiknYnai "beweisen, vorzeigen, aufweisen", zu gr. deiknYnai "zeigen, vorzeigen, begreiflich machen" und gr. apo- "weg". Ebenso nndl. apodictisch, ne. apodictic, nfrz. apodictique, nnorw. apodiktisk; Paradigma, Police, Syndikat; zur germanischen Verwandtschaft s. zeihen, zur lateinischen diktieren. DF 2 (21996), 59-62. lateinisch gr Apokalypse ApokalypseSfSubstantiv Femininum "Offenbarung über das kommende Weltende, schreckliches Unheil" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (14. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. apocalypsis, dieses aus ntl.-gr. apokálypsis, eigentlich "Enthüllung", zu gr. (ep.) kalYptein "verhüllen" und gr. apo- "weg". Das Wort war und ist vor allem als Bezeichnung der Geheimen Offenbarung im Neuen Testament bekannt. Adjektiv: apokalyptisch. Ebenso nndl. apocalyps(e), ne. apocalypse, nfrz. apocalypse, nschw. apokalyps, nnorw. apokalypse. Siegert (1950), 31; HWPh 1 (1971), 439f.; DF 2 (21996), 62-66. lateinisch gr Apologie ApologieSfSubstantiv Femininum "Verteidigung, Rechtfertigung, Verteidigungsrede vor Gericht" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh., Form 17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. apologia, zunächst in gleicher Form; dieses aus gr. apología, wie gr. apologeisthai "sich herausreden, verteidigen", eigentlich "sich losreden", zu gr. lógos m. "Wort, Rede" und gr. apo- "weg". Bekannt ist das griechische Wort durch die Apologie des Sokrates, dann durch die Apologien der frühen Christen (der Apologeten), die das Christentum gegen die Heiden verteidigten. Nomen agentis: Apologet (deutsche Bildung, wohl nach l. apologeticus); Adjektiv: apologetisch. Ebenso nndl. apologie, ne. apology, apologia, nfrz. apologie, nschw. apologi, nnorw. apologi. Zur Sippe des zugrundeliegenden gr. légein "zählen, reden" s. Logik. HWPh 1 (1971), 446f.; Siegert (1950), 33 (zu Apologet); LM 1 (1980), 774-778; DF 2 (21996), 70-74. lateinisch gr Aporie AporieSfSubstantiv Femininum "Ausweglosigkeit" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus spl. aporia, dieses aus gr. aporía "Ratlosigkeit, Verlegenheit", zu gr. áporos "hilflos, ratlos, unmöglich, unwegsam", zu gr. póros m. "Durchgang, Pfad" und negierendem gr. a- (a-), weiter zu gr. peírein "durchdringen, durchbohren, durchstoßen". Ebenso ne. aporia, nfrz. aporie. Zur germanischen Verwandtschaft s. fahren. HWPh 1 (1971), 447f.; DF 2 (21996), 74f. lateinisch gr Apostel ApostelSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz stil.stilistisch (8. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. apostolus, dieses aus gr. apóstolos "Bote, Gesandter" (zunächst "Aussendung [einer Flotte]"), zu gr. apostéllein "entsenden", zu gr. stéllein "senden" und gr. apo- "weg". Das Wort wird von Luther gegen konkurrierendes Bote und (im Plural) Zwölfboten durchgesetzt. Adjektiv: apostolisch. Ebenso nndl. apostel, ne. apostle, nfrz. apôtre, nschw. apostel, nnorw. apostel. Zur Sippe des zugrundeliegenden gr. stéllein "schicken" s. Stola. Siegert (1950), 34f.; BlW 2 (1984), 269-289; Agnew, F. H. Journal of Biblical Literature 105 (1986), 75-96; Röhrich 1 (1991), 94; Lloyd/Springer 1 (1988), 301f. lateinisch gr Apostroph ApostrophSmSubstantiv Maskulinum "Auslassungszeichen" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh., Form 18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. apostrophus, dieses aus gr. apóstrophos, eigentlich "abgewandt", zu gr. apostréphein "sich abwenden", zu gr. stréphein "wenden, drehen" und gr. apo- "weg". Zunächst in lateinischer und französischer Form (Apostrophe), dann endungslos. Ursprünglich verwendet als Attribut in Wendungen für "ausgelassener Buchstabe", dann "das Weggelassene", schließlich "das Zeichen für etwas, das ausgelassen wurde". Aus der antiken Rhetorik stammen Apostrophe f. "Anrede" und apostrophieren "anreden" (Wegwendung vom Thema und Hinwendung zu einer Person). Ebenso nndl. apostrof, ne. apostrophe, nfrz. apostrophe, nschw. apostrof, nnorw. apostrof; Strophe, Katastrophe. DF 2 (21996), 77-79; Leser, E. ZDW 15 (1914), 36, 94; Cottez (1980), 30f. lateinisch gr Apotheke ApothekeSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (13. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. apothEca "Magazin", dieses aus gr. apothekE, zu gr. apotithénai "weglegen", zu gr. tithénai "legen, stellen, setzen" und gr. apo- "weg". Im Mittelalter wird die allgemeinere Bedeutung "Magazin" verengt auf "Spezereiladen, Apotheke", und schließlich zu "Apotheke" im heutigen Sinn. Die alte Bedeutung bewahren frz. boutique, it. bottega, span. bodega; im Englischen hat sich nur die Berufsbezeichnung apothecary durchgesetzt, das gleichlautende Wort für die Apotheke hat sich nur kurze Zeit gehalten. Täterbezeichnung: Apotheker. Ebenso nndl. apotheek, nschw. apotek, nnorw. apotek. Zur Sippe des zugrundeliegenden gr. tithénai "legen, stellen" s. Theke. S. auch Boutique. DF 2 (21996), 79-83; LM 1 (1980), 794-802; Röhrich 1 (1991), 94. lateinisch gr Apparat ApparatSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (14. Jh., Bedeutung 19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. apparAtus "Zurüstung, Gerätschaft", aus l. apparAre "ausrüsten, beschaffen", zu l. parAre "fertigmachen, einrichten" und l. ad- "hin, zu". Am frühesten im Deutschen bezeugt ist die (noch heute in der Wissenschaft übliche) Bedeutung "Kommentar, Lesarten", dann "Zubehör" und schließlich "Gerätesammlung", die spezielle Bezeichnung von Einzelgeräten erst seit dem 18. Jh. Abstraktum: Apparatur. Apparatschik bezeichnet den Funktionär des Partei-Apparats; es ist ursprünglich in der Sprache der DDR als abwertende Bezeichnung aus russ. apparatCik entlehnt (das russische Suffix -Cik bildet Täterbezeichnungen). Ebenso nndl. apparaat, ne. apparatus, nfrz. appareil, nschw. apparat, nnorw. apparat. Zur Sippe des zugrundeliegenden l. parAre "bereiten" s. parat. DF 2 (21996), 88-99. lateinisch l Appartement Appartement(mit französischer Aussprache) SnSubstantiv Neutrum "Wohnung" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. appartement m., dieses aus it. appartamento m., einer Ableitung von it. appartare "abtrennen", das auf l. pars (-rtis) f. "Teil" zurückgeht (it. a parte, l. ad partem "abgeteilt"). Die englische Entsprechung Apartment (mit englischer Aussprache) gilt für Kleinstwohnungen. Ebenso nndl. appartement, ne. apartment, nfrz. appartement. Zur Sippe des zugrundeliegenden l. pars "Teil" s. Partei; Appartment. DF 2 (21996), 99-101; Jones (1976), 104; Brunt (1983), 132f. französisch it appellieren appellierenVswschwaches Verb "aufrufen, anrufen" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (12. Jh.), mhd. appelliren mit Adaptionssuffix. Entlehnt aus l. appellAre "anrufen, auffordern", Intensivum zu l. pellere "stoßen, treiben" und l. ad- "hin, zu". Bezeugt ist zunächst die juristische Bedeutung "Berufung einlegen", dann - wohl unter dem Einfluß des Französischen - die allgemeinere "aufrufen". Hierzu auch (als aus dem Französischen entlehnte Rückbildung) Appell "militärischer Aufruf, feierlicher Aufruf". Abstraktum: Appellation. Appellativum "Gattungsbegriff" ist eigentlich "das Benannte, das Angeredete". Ebenso ne. appeal, nfrz. appeler, nschw. appellera, nnorw. appelere. Zur Sippe des zugrundeliegenden l. pellere "stoßen" s. Interpellation. DF 2 (21996), 103-109; Brunt (1983), 133; LM 1 (1980), 804f. (zu Appellation). lateinisch l Appetit AppetitSmSubstantiv Maskulinum "Hunger, Verlangen" std.Standardwortschatz (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. appétit "Eßlust" und ml. appetItus cibi "Verlangen nach Speise", diese aus l. appetItus "Verlangen", abgeleitet von l. appetere "verlangen", zu l. petere "begehren (usw.)" und l. ad- "hin, zu". Die Bedeutungsverengung auf ein bestimmtes Verlangen - das nach Speise - vollzieht sich erst allmählich, indem das attribuierende "nach Speise" als selbständiges Wort wegfällt (beginnend in ml. Medizintexten des 12. Jhs, dann im Französischen im 13. Jh., seit dem 16. Jh. treten andere Bezüge zurück). Adjektiv: appetitlich. Ebenso ne. appetite, nfrz. appétit, nschw. aptit, nnorw. appetitt. Zur Sippe von l. petere "begehren" s. Petition. DF 2 (21996), 114-121; LM 1 (1980), 806f.; Baldinger, K. in Neumann, W., Techtmeier, B. (Hrsg.): Bedeutungen und Ideen in Sprachen und Texten (Berlin 1987), 325-343; Röhrich 1 (1991), 94. französisch l applaudieren applaudierenVswschwaches Verb "Beifall spenden" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (16. Jh.) mit Adaptionssuffix. Entlehnt aus l. applaudere und frz. applaudir, zu l. plaudere (plausum) "klatschen" und l. ad- "hin, zu". Abstraktum: Applaus. Ebenso nndl. applaudisseren, ne. applaud, nfrz. applaudir, nschw. applodera, nnorw. applaudere; explodieren, plausibel. DF 2 (21996), 121-123. lateinisch l apportieren apportierenVswschwaches Verb erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh., Bedeutung 18. Jh.) mit Adaptionssuffix. Entlehnt zunächst aus l. apportAre "herbeibringen" in allgemeiner Bedeutung, dann angepaßt an das aus diesem entstandenen frz. apporter als Ausdruck der Jägersprache für das Herbeitragen geschossenen Kleinwilds oder (beim Dressieren) geworfener Gegenstände durch den Hund. Ebenso nndl. apporteren, nfrz. apporter, nschw. apportera, nnorw. apportere. Zur Sippe des zugrundeliegenden l. portAre "tragen" s. transportieren. DF 1 (1913), 45. lateinisch l Apposition AppositionSfSubstantiv Femininum "gleichgeordnete Ergänzung eines Substantivs" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ml. appositio, eigentlich "Zusatz", zu l. appOnere (appositum) "hinstellen, dazusetzen", aus l. ad- "zu, an" und l. pOnere "legen, stellen, setzen". Ebenso nndl. appositie, ne. apposition, nfrz. apposition, nschw. apposition, nnorw. apposisjon. Zu l. pOnere s. komponieren. lateinisch l Appretur AppreturSfSubstantiv Femininum "(Mittel zur) Bearbeitung von Geweben (zum Schutz vor Feuchtigkeit usw.)" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.) Weiterbildung aus Entlehnung. Entlehnt aus frz. apprêt, einer Ableitung von afrz. aprester "vorbereiten, zubereiten", zu l. praestus "gegenwärtig, zur Hand". Das Wort wird zunächst in der französischen Form entlehnt und dann mit einem Abstrakt-Suffix als Ableitung von appretieren verdeutlicht. Ebenso nndl. appretuur, nfrz. apprêt, nschw. appretur, nnorw. appretur. DF 1 (1913), 45f. französisch frz approbieren approbierenVswschwaches Verb "bestätigen, anerkennen" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.) mit Adaptionssuffix. Entlehnt aus l. approbAre "gutheißen, anerkennen" zu l. probAre "erproben, prüfen, untersuchen" und l. ad- "hin, zu", zu l. probus "gut, tüchtig, brav". Heute vor allem in approbiert und Approbation im medizinischen Bereich. probat. DF 2 (21996), 127-131; LM 1 (1980), 810f. lateinisch l Aprikose AprikoseSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (17. Jh.)Entlehnung. Mit hyperkorrektem -e entlehnt aus ndl. abrikoos, dieses aus frz. abricot m. unter Einfluß der Lautform des Plurals, aus span. albaricoque m. und port. albricoque, aus arab. al-barqUq, dieses aus gr. prekókkion n. (mit vielen Lautvarianten), das seinerseits übernommen ist aus l. praecoquum n., einer Variante von l. praecox (Pl. praecocia) "frühreif", zu l. coquere (coctum) "reifen, reifen lassen". Die im 1. Jahrhundert aus China in Italien eingeführte Frucht war der einheimischen Marille im Geschmack überlegen und wurde als persica praecocia "frühreifer Pfirsich" (Frucht, die früher reif ist als der Pfirsich) bezeichnet. Ebenso nndl. abrikoos, ne. apricot, nfrz. abricot, nschw. aprikos, nisl. apríkósa; kulinarisch, Biskuit. Littmann (1924), 81f.; Hasselrot, B. SN 13 (1941), 45-79, 226-252; RGA 1 (1973), 375; Lokotsch (1975), 20f.; Jones, W. J. SN 51 (1979), 249; Kiesler (1994), 156f. arab April AprilSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (12. Jh.), mhd. aprille, ahd. abrello Entlehnung. Das aus l. AprIlis (mensis) entlehnte Wort verdrängt älteres ahd. OstarmAnOd "Ostermonat". Die Herkunft der lateinischen Monatsbezeichnung ist umstritten (vielleicht zu gr. Aphrodite, l. Venus). Ebenso nndl. april, ne. april, nfrz. avril, nschw. april, nisl. apríl. Cortsen, S. P. Glotta 26 (1938), 270-275; Lloyd/Springer 1 (1988), 26-28; Röhrich 1 (1991), 94f. lateinisch l apropos apropos(à propos) PtklPartikel "übrigens" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. à propos "zur (behandelten) Sache, zum richtigen Zeitpunkt kommend", dieses hypostasiert aus frz. à "zu" und frz. propos "Zweck, Anlaß, Vorsatz", einer postverbalen Ableitung von frz. proposer "vornehmen, vorschlagen", dies aus frz. pro- (pro-) und frz. poser "stellen, legen" gebildet nach l. prOpOnere (dass.). In frz. poser scheinen sich spl. pausare "ruhen" und l. pOnere (positum) vermischt zu haben. Ebenso nndl. apropos, nfrz. à propos, nschw. apropo, nnorw. apropos. Zur Sippe von l. pOnere "setzen, stellen" s. komponieren. DF 2 (21996), 137-140; Jones (1976), 542. französisch frz Aquamarin AquamarinSmSubstantiv Maskulinum (Edelstein) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh., Form 18. Jh.)Entlehnung. Neubildung nach dem Vorbild von frz. aigue-marine f. und it. acquamarina f. als l. aqua marIna, zurückgehend auf l. aqua f. "Wasser" und l. marInus "zum Meer gehörig", zu l. mare n. "Meer". Der Edelstein ist somit nach seiner Farbe als "Meerwasser" bezeichnet. Zunächst entlehnt als Aqua marina, dann eingedeutscht. Zu den deutschen Entsprechungen der Bestandteile s. Ach(e) und Meer. Ebenso nndl. aquamarijn, ne. aquamarine, nschw. akvamarin, nisl. akvamarín. Lüschen (1979), 174. italienisch l Aquaplaning AquaplaningSnSubstantiv Neutrum "unkontrolliertes Gleiten von Autos über stehendem Wasser auf Straßen" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. aquaplaning, das eigentlich "Wasserski fahren" bedeutet (zu ne. to plane "gleiten"). Ebenso nndl. aquaplaning, ne. aquaplaning, nfrz. aquaplaning, nschw. akvaplaning, nnorw. akvaplaning; Ach(e), Piano, Plan1. Müller, K. F. SD 16 (1972), 196; Carstensen 1 (1993), 47f. englisch e Aquarell AquarellSnSubstantiv Neutrum "mit Wasserfarben gemaltes Bild" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. acquarella f. (und frz. aquarelle f.), einer hypokoristischen Bildung im Anschluß an l. aquArius "zum Wasser gehörig", zu it. acqua f. "Wasser", das auf l. aqua f. zurückgeht. It. acqua steht hier für colore dell'acqua "Wasserfarbe". Ebenso nndl. aquarel, ne. aquarelle, nfrz. aquarelle, nschw. akvarell, nnorw. akvarell. Zur germanischen Verwandtschaft s. Ach(e). DF 2 (21996), 143f. italienisch it Aquarium AquariumSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (18. Jh.) Neoklassische Bildung. Entlehnt aus ne. aquarium, einer neoklassischen Lokalableitung zu l. aqua f. "Wasser" Ebenso nndl. aquarium, ne. aquarium, nfrz. aquarium, nschw. akvarium, nnorw. akvarium. Zur germanischen Verwandtschaft s. Ach(e). Vgl. Herbarium, Terrarium. DF 2 (21996), 144-146. englisch l Äquator ÄquatorSmSubstantiv Maskulinum "größter Breitenkreis auf der Erde" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. aequAtor, einem Nomen instrumenti zu l. aequAre "gleichmachen" mit l. -tor, weiter zu l. aequus "gleich". Es ist zunächst - im Mittellatein - ein Fachwort der mittelalterlichen Astronomie zur Bezeichnung des Himmelsäquators (d.h. [circulus] aequAtor diEi et noctis "Gleichmacher von Tag und Nacht"), so benannt, weil Tag und Nacht gleich lang sind, wenn die Sonne in dieser Position steht. Dann auch als geographischer Terminus verwendet für den Breitengrad der Erde, auf dem alle Punkte Tag- und Nachtgleichheit aufweisen. Ebenso nndl. equator, ne. equator, nfrz. équateur, nschw. ekvator, nnorw. ekvator. Zur Sippe von l. aequus "gleich" s. äqui-. DF 2 (21996), 146-149; BlW 2 (1984), 55-59, 69-75. lateinisch l äqui- äqui-LAffLehnaffixoid "gleich" erw.erweiterter Standardwortschatz bildg.bildungssprachlich (-) Beschreibung von Affixen. Kompositionsform von l. aequus "gleich", z.B. in äquivalent. Zu der Sippe von l. aequus "gleich" gehören außerdem die Adjektiv-Ableitung aequAlis, die über das Französische zu egal führt, und das abgeleitete Verb aequAre, das früh als eichen entlehnt wird und aus dessen präfigiertem PPP. adäquat herzuleiten ist; Äquator ist ein Nomen agentis zu ihm. lateinisch l äquivalent äquivalentAdjAdjektiv "gleichwertig" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. équivalent und relatinisiert nach ml. aequivalens (-entis), dieses aus l. aequus "gleich" und l. valEns (-entis) "kräfig, vermögend", zu l. valEre "wert sein, bei Kräften sein". Abstraktum: Äquivalenz; Konkretum: Äquivalent. Ebenso nndl. equivalent, ne. equivalent, nfrz. équivalent, nschw. ekvivalent, nnorw. ekvivalent. Zu den beiden Wortsippen s. äqui- und Valenz. DF 2 (21996), 150-154; Jones, W. J. SN 51 (1979), 257. französisch l Ar ArSnSubstantiv Neutrum (auch m.) (ein Flächenmaß) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.) Entlehnung 1868 amtlich übernommen aus frz. are f., das seinerseits auf l. Area f. "(freier) Platz" zurückgeht. Ebenso nndl. are, ne. are, nfrz. are, nschw. ar, nnorw. ar; Areal, Hektar. französisch l -ar 1 -ar 1(Variante -är1) Suffix (zur Bildung von denominalen Zugehörigkeitsadjektiven) per.peripherer Wortschatz bildg.bildungssprachlich (-) Beschreibung von Affixen. Meist entlehnt (und international), aber frei verfügbar. Z. B. illusionär, doktrinär; linear, alveolar. Herkunft aus l. -Arius, die Form -är über dessen französischen Fortsetzer frz. -aire. Wortbildung 3 (1978), 105 und die dort angegebenen Stellen. lateinisch l -ar 2 -ar 2(Variante -är2) Suffix (zur Bildung von Nomina agentis und Instrumentalbezeichnungen) erw.erweiterter Standardwortschatz (-) Beschreibung von Affixen. Immer entlehnt, aber meist ohne weiteres analysierbar. Z.B. Bibliothekar, Revolutionär. Herkunft aus l. -Arius, die Form -är über dessen französischen Fortsetzer frz. -aire. Das Suffix entspricht dem Lehnsuffix -er. Wortbildung 2 (1975), 396f., 356. lateinisch l -ar 3 -ar 3Suffix (zur Bildung von kollektiven Sachbezeichnungen; Glossar, Mobiliar) per.peripherer Wortschatz bildg.bildungssprachlich (-) Beschreibung von Affixen. Herkunft aus l. -Arium. Die Bildungen sind entlehnt, aber meist analysierbar. Die lateinische Form ist beibehalten in Wörtern wie Instrumentarium und in den Lokalableitungen wie Aquarium. Wortbildung 2 (1975), 177. lateinisch l Ära ÄraSfSubstantiv Femininum "Zeitabschnitt, Epoche" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus spl. aera, ein als Singular aufgefaßter ursprünglicher Plural des Neutrums von l. aes (aeris) n. "Erz, Bronze, Kupfer, Geld, Wert" (mit Deklinationswechsel). Pl. aera bezeichnet zunächst den Posten in einer Rechnung; dann bekommt es in Spanien die Bedeutung "Zeitpunkt, Zeitraum" im Rahmen von Datenangaben (vgl. etwa die Entwicklung von Datum). Daraus hat sich der Gebrauch verallgemeinert zu "Epoche, Zeitabschnitt" (z.B. aera Hispanica). Ebenso nndl. era, ne. era, nfrz. ère, nschw. era, nnorw. ära. Zur germanischen Verwandtschaft s. ehern. DF 2 (21996), 154-156; LM 1 (1980), 833. lateinisch l Arabeske ArabeskeSfSubstantiv Femininum "(phantastische) Verzierung" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. arabesque, zu dem Adjektiv frz. arabesque "arabisch". So benannt nach den Verzierungen, die denen der Araber nachgebildet sind, und die im wesentlichen aus vielfältig verschlungenen Laubwerkornamenten bestehen. (Im religiösen Bereich kennt der Islam keine Bilder, so daß die Schriftornamentik hier eine wesentlich größere Rolle spielt als im Christentum). Später auf musikalische und z.T. auch stilistische Verzierungen übertragen. Ebenso nndl. arabesk, ne. arabesque, nfrz. arabesque, nschw. arabesk, nnorw. arabesk. DF 2 (21996), 156159; Littmann (1924), 60; Lokotsch (1975), 8; Tazi (1998), 192. französisch Name Arbeit ArbeitSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. arebeit, ahd. arabeit(i), as. arbed(i) Stammwort. Aus g. *arbaiTi- f. "Mühsal, Arbeit", auch in gt. arbaiTs, anord. erfidi, ae. earfod, afr. arbE(i)d. Das Wort kann ein ti-Abstraktum zu einem Verb auf g. *-ä-ja- sein (eine sonst nicht bezeugte Bildungsweise). Andererseits läßt sich das slavische Wort für Arbeit vergleichen: akslav. rabota "Sklaverei, Knechtschaft u.ä.", das deutlich zu akslav. rabu m. "Knecht, Sklave" gehört; hierzu vielleicht auch arm. arbaneak (< r) "Diener, Gehilfe" (Erbe1, Erbe2). Denkbar ist g. *arb-ä-ja- "Waise sein, Diener sein" und dazu als ti-Bildung g. *arb-äi-Ti-"Mühsal, Arbeit". Verb: arbeiten; Nomen agentis: Arbeiter; Adjektiv: arbeitsam, komponiertes Adjektiv: arbeitslos. Geist, H. Luther-Jahrbuch 1931, 83-113; Götz, H. ASAWL 49 (1957), 119-125; Schneidewind, G. BGDSL-H 81 (1959), 174-187; Krupp, M. Schlüsselwörter 2 (1964), 258-286; HWPh 1 (1971), 480-489; Grundbegriffe 1 (1972), 154-242; Barzel, A.: Der Begriff "Arbeit" in der Philosophie der Gegenwart (Bern 1973); RGA 1 (1973), 383-386; Reiter, N. ZfB 13 (1977), 125-142; Tranquilli, V.: Il concetto di lavoro da Aristotele a Calvino (Milano 1979); Wiedemann, K.: Arbeit und Bürgertum (Heidelberg 1979); LM 1 (1980), 869-883; Anderson, R. R., Goebel, U., Reichmann, O. FS Stutz. Hrsg. A. Ebenbauer (Wien 1984), 1-29; Krause, A. in Brandt, G., Rösler, I. (Hrsg.): Stellenwert und Bewältigung (Berlin 1988), 129-138; Lloyd/Springer 1 (1988), 313-318; Röhrich 1 (1991), 96f. indogermanisch s. Erbe arbiträr arbiträrAdjAdjektiv "nach Ermessen, willkürlich" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. arbitraire, dieses aus l. arbitrArius, zu l. arbiter "Schiedsrichter, Beobachter, Mitwisser, Zeuge". Das Adjektiv überträgt die eigentliche Bedeutung "schiedsrichterlich" auf "Sachverhalte, die nicht von Natur aus in einer bestimmten Weise festgelegt sind, sondern einer Ermessensentscheidung bedürfen"; daraus dann "beliebig, willkürlich". Ebenso nndl. arbitrair, ne. arbitrary, nfrz. arbitraire, nnorw. arbiträr. Coseriu, E. ASNSL 204 (1968), 81-112; Brunt (1983), 135; HWPh 1 (1971), 491-493; BlW 2 (1984), 288-294; DF 2 (21996), 159-161. französisch l -arch -archLAffLehnaffixoid "Herrscher" per.peripherer Wortschatz bildg.bildungssprachlich (-) Beschreibung von Affixen. Das griechische Verb gr. árchein "der erste sein, herrschen" hat als Ableitung gr. archós m. "Führer, Anführer", in Komposita gr. -archEs m. und als Abstraktum -archía, z.B. gr. oligarchía "Herrschaft der Wenigen", gr. oligárchEs "einer der Herrscher einer Oligarchie". Diese zweiten Bestandteile werden in neoklassischen Bildungen als -arch m. und -archie f. für Herrscher- und Herrschaftsbezeichnungen produktiv. Die zugehörige Suffixform -archat (z.B. in Patriarchat) fügt an die Form des Maskulinums ein lateinisches Suffix (-at) und ist somit hybrid. Zur Sippe von gr. árchein s. Anarchie. Cottez (1980), 32f., 36. griechisch gr archaisch archaischAdjAdjektiv "altertümlich" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus spl. archaicus, dieses aus gr. archaIkós, abgeleitet von gr. archaios "alt", einer Ableitung von gr. arche "Ursprung". Am frühesten bezeugt ist Archaismus "altertümliches Wort", dann das Adjektiv, das häufig speziell auf das griechische Altertum bezogen wird. Ebenso nndl. archaIsch, ne. archaic, nfrz. archaIque, nschw. arkaisk, nnorw. arkaisk. Zur Wortsippe des zugrundeliegenden gr. árchein "führen" s. Anarchie. DF 2 (21996), 161-166 HWPh 1 (1971), 495-497. lateinisch gr Archäologie ArchäologieSfSubstantiv Femininum "Altertumsforschung" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus gr. archaiología "Erzählungen aus der alten Geschichte", zu gr. archaios "alt, ursprünglich" und gr. lógos m. "Kunde, Wissenschaft, Vernunft" (ausgehend von Thukydides: Vorgeschichte des peloponnesischen Kriegs). Täterbezeichnung: Archäologe; Adjektiv: archäologisch. Ebenso nndl. archeologie, ne. arch(a)eology, nfrz. archéologie, nschw. arkeologi, nnorw. arkeologi. Weiteres unter Anarchie und -logie. DF 2 (21996), 166-171; Cottez (1980), 33. griechisch gr Arche ArcheSfSubstantiv Femininum erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (9. Jh.), mhd. arche, ahd. arka, archa Entlehnung. Wie gt. arka, anord. Ork, ae. earc(e), afr. erke "Kasten" entlehnt aus l. arca "Verschluß, Kasten". In der Standardsprache nur noch als Bezeichnung für "Noahs Kasten" erhalten, mundartlich noch in anderer Bedeutung. Ebenso nndl. ark(e), ne. ark, nfrz. arche, nschw. ark, nisl. örk. Das lateinische Wort gehört zu l. arcEre "verschließen". Lloyd/Springer 1 (1988), 330f. Zur Entlehnung in die finnisch-ugrischen Sprachen s. LÄGLOS (1991), 33f. lateinisch l archi- archi-Präfix "Erz-" erw.erweiterter Standardwortschatz (-) Beschreibung von Affixen. Zur Präfigierung von Substantiven (und Adjektiven), wobei dem Grundwort die Bedeutung "haupt-, übergeordnet" hinzugefügt wird (z.B. Archidiakon "erster Diakon"). Es handelt sich um die Kompositionsform von gr. archós "Führer", die in Entlehnungen aus dem Griechischen (z.T. in lateinischer und romanischer Vermittlung) ins Deutsche übernommen und aus diesen als Präfix verselbständigt wird. In frühen deutschen Entlehnungen mit der Form Erz-, erz-. Zur Sippe des zugrundeliegenden gr. árchein s. Anarchie. S. auch Arzt. Cottez (1980), 32. griechisch gr Archipel ArchipelSmSubstantiv Maskulinum "eine größere Inselgruppe" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh., Form 19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. arcipelago, zu it. pelago "Gewässer" und arci-, aus l. pelagus n. "Meer", aus gr. pélagos n. Im Italienischen zunächst gebildet im Sinne von "großes Gewässer" als Bezeichnung des ägäischen Meeres; dann verallgemeinert zu "Gewässer mit vielen Inseln" (speziell die Inselwelt zwischen Griechenland und Kleinasien), schließlich "Inselgruppe im Meer". Zunächst Archipelagus, dann nach französischem Vorbild gekürzt zu Archipel. Ebenso nndl. archipel, ne. archipelago, nfrz. archipel, nschw. arkipelag, nnorw. arkipel; archi-. DF 2 (21996), 174-176. italienisch it Architekt ArchitektSmSubstantiv Maskulinum "Baumeister" std.Standardwortschatz (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. architectus, dieses aus gr. architéktOn, einer Zusammensetzung aus gr. archi- "Erz-" und gr. téktOn "Baumeister, Zimmermann", also eigentlich "Oberbaumeister". Zugehöriges Adjektiv architektonisch mit dem Abstraktum Architektonik; auf eine lateinische Hybridbildung geht das Konkretum Architektur zurück. Ebenso nndl. architect, ne. architect, nfrz. architecte, nschw. arkitekt, nnorw. arkitekt. Zur Sippe des ersten Glieds s. archi- und Anarchie, zur Sippe des zweiten Technik für die griechische, Text für die lateinische und Dechse(l) für die germanische Verwandtschaft. Zellmer, E.: Die lateinischen Wörter auf -ura (Frankfurt/Main, 1976); DF 2 (21996), 176-181; Pevsner, N. Speculum 17 (1942), 549-562; HWPh 1 (1971), 502f.; LM 1 (1980), 901. lateinisch gr Archiv ArchivSnSubstantiv Neutrum "Aufbewahrungsort für öffentliche Urkunden und Dokumente" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ml. archIvum, dieses einer Nebenform von l. archIum, das auf gr. archeion "Amtsgebäude" zurückgeht, einer Lokalbildung zu gr. árchein "regieren, herrschen". Eine Täterbezeichnung ist Archivar; Verb: archivieren. Ebenso nndl. archief, ne. archives, nfrz. archives, nschw. arkiv, nnorw. arkiv. Zur Sippe des griechischen Wortes s. Anarchie. DF 2 (21996), 181-185; LM 1 (1980), 907. lateinisch gr Areal ArealSnSubstantiv Neutrum erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus dem Adjektiv ml. arealis "zur Fläche gehörig", zu l. Area "Fläche". Ebenso nndl. areaal, ne. area, nfrz. aire, nschw. areal, nnorw. areal; Ar. DF 2 (21996), 185f. lateinisch l Arena ArenaSfSubstantiv Femininum "Kampfplatz (im Amphitheater)" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. arena und l. arEna, einer Nebenform von l. harEna "Sand, Sandplatz". Der Platz für die Kämpfe war mit Sand bestreut. Ebenso nndl. arena, ne. arena, nfrz. arène, nschw. arena, nnorw. arena. DF 2 (21996), 187-189. italienisch l arg argAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. arc, ahd. ar(a)g Stammwort. Aus g. *arga- Adj. "feig"; das Wort gilt in alter Zeit als schlimmes Schimpfwort und hat ersichtlich eine sexuelle Nebenbedeutung, vermutlich "beim homosexuellen Geschlechtsverkehr die passive Rolle spielend". Bezeugt in anord. argr und ragr (mit tabuisierender Metathese), ae. earg, afr. erg. Zu ig. *ergh- "bespringen, klettern", nur noch bewahrt in heth. ark- "bespringen (sexuell), klettern (auf Bäume)" und in dem gemein-ig. Wort für "Hode" ig. *orghi- (gr. órchis usw.) als "Instrument zum Bespringen". Hierzu einerseits g. *arga- als "Besprungener", andererseits lit. arzùs, erzùs "geil, wollüstig", erzilas "Hengst" als "Bespringender" (nach Watkins zu erklären als Unterschied zwischen aktivem *orghó-s gegenüber passivem *órgho-s). Der Anschluß weiterer Wörter (wie gr. orchéomai "tanzen") kann semantisch plausibel gemacht werden, doch sind bei einem eingehenden Vergleich die Lautformen (verschiedene Tektale) nicht vereinbar. Komposita: Arglist, arglos; Präfixableitung: verargen. Ebenso nndl. erg, nschw. arg, nisl. argur "schlecht", ragur "feig"; ärgern. Anon.: Spuren von Konträrsexualität bei den alten Skandinaviern. Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen 4 (1902), 244-263, besonders 248-250; Beckmann, N. NTF 9 (1920), 103-108; Weisweiler, J. IF 41 (1923), 16-29; Ström, F. Saga och Sed (1972), 27-47; Watkins, C. BSL 70 (1975), 11-26; Arbeitman, Y. Maledicta 1 (1980), 76-78; Sorensen, P. M.: The Unmanly Man (Odense 1983), besonders Kapitel 2; Puhvel, J. FS Risch (1986), 154f.; Gade, K. E. Scandinavian Studies 58 (1986), 124-141; Lloyd/Springer 1 (1988), 321-324; Schwink, F. W. IF 98 (1993), 231-240; Heidermanns (1993), 102f.; Schuhmann, R. FS Neumann (2002), 453-464. Zur Entlehnung in die finnisch-ugrischen Sprachen s. LÄGLOS (1991), 32f. west- und nordgermanisch ix ärgern ärgernVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (11. Jh.), mhd. ergern, ahd. argerOn Stammwort. Formal vom Komparativ zu arg abgeleitetes Verb, also eigentlich "schlechter machen". Eine genauere Bedeutungsanalyse steht noch aus. Abstraktum: Ärger; Adjektiv: ärgerlich; Konkretum: Ärgernis. deutsch s. arg Argument ArgumentSnSubstantiv Neutrum "Beweisgrund" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (14. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. argUmentum, einer Ableitung von l. arguere "beweisen, erhellen". Verb: argumentieren; Abstraktum: Argumentation. Ebenso nndl. argument, ne. argument, nfrz. argument, nschw. argument, nnorw. argument. DF 2 (21996), 189-194; BlW 2 (1984), 298-302. lateinisch l Argusaugen ArgusaugenSplSubstantiv Plural "scharfe Augen" erw.erweiterter Standardwortschatz bildg.bildungssprachlich (17. Jh.)Onomastische Bildung. Argos (l. Argus) war der Name des Riesen, der hundert Augen hatte und von der Göttin Hera als Bewacher der Jo, einer Geliebten des Zeus, eingesetzt wurde. Das Bild wird seit dem 16. Jh. häufiger gebraucht. Die vorliegende Form des Kompositums ist nur deutsch (und aus dem Deutschen entlehnt). Ebenso nndl. argusogen, ne. Argus-eyed, nfrz. yeux d'Argus, nschw. argusögon, nnorw. argusoyne. DF 2 (21996), 194f. deutsch Name, s. Auge Argwohn ArgwohnSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz stil.stilistisch (12. Jh.), mhd. arcwAn, ahd. argwAn Stammwort. Zusammengerückt aus arg und wAn (noch im 13. Jh. auch arger wAn). Die Entwicklung zu O ist in den meisten Mundarten üblich. In dieser Zusammensetzung hat das Wort Wahn seine alte Bedeutung "Vermutung" bewahrt. Verb: argwöhnen; Adjektiv: argwöhnisch. deutsch s. arg, s. Wahn Ariadnefaden AriadnefadenSmSubstantiv Maskulinum "Lösungsweg" erw.erweiterter Standardwortschatz bildg.bildungssprachlich (17. Jh.)Onomastische Bildung. Nach der griechischen Mythologie gibt Ariadne, die Tochter des kretischen Königs Minos, dem athenischen Prinzen Theseus ein Knäuel, das er beim Gang durch das Labyrinth des Minotaurus abrollen läßt, um nach dessen Bezwingung an diesem "Leitfaden" den rettenden Ausgang wiederzufinden. Ebenso nndl. draad van Ariadne, ne. Ariadne's thread, nfrz. fil d'Ariane, ndn. ariadne-traad, nnorw. ariadnetrod. Das Kompositum in dieser Form ist nur deutsch (und aus dem Deutschen entlehnt). Röhrich 2 (1992), 957 (s.v. Leitfaden); DF 2 (21996), 195f. deutsch Name, s. Faden Arie ArieSfSubstantiv Femininum "(Opern)Lied" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. aria "Lied, Melodie", dieses zu afrz. aire "Art und Weise", wobei das Wort eine "Art zu singen" bezeichnet (vgl. d. Weise "Art", Gesangsweise und Weise "Melodie"). Die Verengung zur heutigen Bedeutung "Opernlied" vollzieht sich im 18. Jh. durch die eingeschränkte Verwendung im Zusammenhang der von italienischen Vorbildern geprägten Oper. Ebenso nndl. aria, ne. aria, nfrz. air, aria, nschw. aria, nisl. aría. DF 2 (21996), 196-199; Eggebrecht (1955), 114, 127f. italienisch frz Aristokratie AristokratieSmSubstantiv Maskulinum "Adelsherrschaft" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. aristocratie f. "Adelsherrschaft", dieses aus l. aristocratia f., aus gr. aristokratía f., einem Abstraktum zu einem Kompositum aus gr. áristos "Tüchtigster", dem suppletiven Superlativ zu gr. agathós "tüchtig, trefflich", und gr. krátos "Macht, Gewalt". Im Griechischen bezeichnet das Wort die "Herrschaft der Vornehmsten" - in bewußter Scheidung von der Monarchie einerseits und der Demokratie andererseits. Da aber Adel gleichgesetzt wird mit der sittlich-moralischen Qualifikation des Edlen, kommt es zu der Gleichsetzung von Qualifikation und Abstammung, die das neuzeitliche Wortverständnis prägt. Das Adjektiv aristokratisch wird auch übertragen gebraucht. Täterbezeichnung: Aristokrat. Ebenso nndl. aristocratie, ne. aristocracy, nfrz. aristocratie, nschw. aristokrati, nnorw. aristokrati. Vgl. Adel1. Zum Hinterglied s. Demokratie. DF 2 (21996), 205-217; HWPh 1 (1971), 505-508; Cottez (1980), 35f.; Huber, A. in Welskopf 5 (1981), 78-107. französisch gr Arithmetik ArithmetikSfSubstantiv Femininum "Rechenkunst" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (14. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. arithmEtica, dieses aus gr. arithmEtike (téchnE), zu gr. arithmEtikós "was das Rechnen betrifft", zu gr. arithmein "rechnen, zählen", abgeleitet von gr. arithmós m. "Zahl". Adjektiv: arithmetisch. Ebenso nndl. aritmetica, ne. arithmetic, nfrz. arithmétique, nschw. aritmetik, nnorw. aritmetikk; Logarithmus. Schirmer (1912), 6; HWPh 1 (1971), 515f.; Cottez (1980), 36; DF 2 (21996), 217-221. lateinisch gr -arium -ariumSuffix (zur Bildung von Ortsbezeichnungen, vornehmlich zur Charakterisierung von künstlich geschaffenen Anlagen, z.B. Planetarium "Beobachtungsstation für Himmelskörper") per.peripherer Wortschatz bildg.bildungssprachlich (-) Beschreibung von Affixen. Es wird hauptsächlich in neoklassischen Bildungen verwendet und geht auf das lateinische Lokalsuffix -Arium zurück. -ar3. Cottez (1980), 36. lateinisch l Arkade ArkadeSfSubstantiv Femininum "Bogen", meist Pl. "Bogengang (usw.)" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. arcade (zunächst in der Bedeutung "Laubengang" in der Gartentechnik, dann als "Bogengang" in der Architektur), dieses aus it. arcata (abgeleitet von it. arco m. "Bogen") und ml. arc(u)atum n., beide aus l. arcus m. "Bogen". Ebenso nndl. arcade, ne. arcade, nfrz. arcade, nschw. arkad, nnorw. arkade; Armbrust, Erker, Arkebusier. Ersatzwort ist Bogengang. DF 2 (21996), 221f.; Jones (1976), 106f.; Brunt (1983), 136. französisch l Arkebusier ArkebusierSmSubstantiv Maskulinum "Hakenbüchsen-Schütze" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. arquebusier, zu frz. arquebuse f. "Hakenbüchse". Ebenso nndl. arkebus(s)ier, ne. harquebusier, nschw. hagelbössa. Das französische Wort vermutlich aus nndl. haakbus unter volksetymologischer Anlehnung an l. arcus "Bogen". Die Hakenbüchse hieß so, weil sie beim Schießen auf eine Hakenstange (als Stütze) aufgelegt wurde. LM 1 (1980), 952. französisch ndl arktisch arktischAdjAdjektiv "zur Arktis gehörig, kalt" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. arcticus "nördlich", aus gr. arktikós, eigentlich "zum (Sternbild des) Bären gehörig" (zu gr. árktos m. "Bär, Sternbild des [Großen] Bären"). Dazu die Kunstbildung Arktis (ebenso Antarktis und antarktisch). Die Wörter werden im wesentlichen als Namen und Herkunftsadjektive gebraucht. Ebenso nndl. arctisch, ne. arctic, nfrz. arctique, nschw. arktisk, nisl. arktískur. Das Sternbild heißt ursprünglich "der Wagen" (sumerisch MULGID.DA, entsprechend akkadisch eriq(q)u). Das akkadische Wort ist offenbar bei der Entlehnung ins Griechische mit Sekundärmotivation an gr. árktos angeschlossen worden. Vgl. Szemerényi, O. in 2. Fachtagung. Innsbruck 1962, S. 190. Scherer, A.: Gestirnnamen bei den indogermanischen Völkern (Heidelberg 1953), 131-134. lateinisch gr Arl ArlSfSubstantiv Femininum "Hakenpflug" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (13. Jh.), mhd. arl Entlehnung. Entlehnt aus einer slavischen Sprache (urslav. *ordlo, vgl. sloven. rálo, Cech. rádlo). Die zugehörige Pflugschar heißt ärling, was wohl ebenfalls entlehnt ist (früh-slav. *ordliniku, vgl. allgemein südslav. ralnik). Koren, H.: Pflug und Arl. (Salzburg 1950); Wiesinger, P. in Beumann/Schröder (1985), 164-170; Bayerisch-Österreichisches Wörterbuch. Bd. I Österreich. (Wien 1963 ff.), I, 328f. slav Arlesbaum ArlesbaumSmSubstantiv Maskulinum "Mehlbeerbaum" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (12. Jh.), mhd. arlizboum, ahd. erlizboum Stammwort. Herkunft unklar. Vielleicht eine Weiterbildung zu dem Wort für Erle, da die Blätter der beiden Bäume sich ähnlich sind. deutsch d (Arles-), s. Baum arm armAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. arm, ahd. ar(a)m, as. arm Stammwort. Aus g. *arma- Adj. "vereinsamt, unglücklich" (im Gegensatz zu heil), auch in gt. arms, anord. armr, ae. earm, afr. erm. Herkunft unsicher. Nach einer Annahme gehört das Wort zu ig. *er(e)- "auflösen" in lit. ìrti "sich auflösen, trennen, in Trümmer gehen", akslav. oriti "auflösen", ai. rté "ohne". Morphologisch vergleichbar ist vielleicht ai. árma- "Ruinenstätte" (im Gegensatz zum intakten Dorf); doch wird dies neuerdings auf eine Bedeutung "Brunnen" und eine Lautform *al- zurückgeführt. Semantisch nach wie vor ansprechend ist die Anknüpfung an ig. (eur.) *orbho- "zurückgelassen, verwaist, elend" (Erbe1, Erbe2, Arbeit). Das germanische Wort könnte auf *orbh-mno- mit Assimilation von -bhm- zu -mm- zurückgehen; gr. orphanós "verwaist" auf *orbhmno- (die Zugehörigkeit von anord. aumr - s. Lloyd-Springer - braucht dabei nicht vorausgesetzt zu werden). Modifikationen: ärmlich, armselig; Präfixableitung: verarmen. Ebenso nndl. arm, nschw. arm; Armut. Weisweiler, J. IF 41 (1923), 304-329; Wirth, A. P.: Vor- und Frühgeschichte des Wortes "arm" (Diss. Freiburg 1966); Beck, H., Strunk, K. FS Eggers (1972), 18-41; RGA 1 (1973), 413-417; Boretzky, N. ZfB 13 (1977), 9-19; Reiter, N. ZfB 13 (1977), 125-142; Lloyd/Springer 1 (1988), 333-335; Röhrich 1 (1991), 98f.; Heidermanns (1993), 104f.; EWAia I, 120 (zu ai. árma-); Olsen, S. FS Banta (Göppingen 1988), 75-97 (zum Gebrauch als Suffixoid). Zur Entlehnung in die finnisch-ugrischen Sprachen s. LÄGLOS (1991), 35f.; J. Koivulehto (1991), 26. indogermanisch iz Arm ArmSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. arm, ahd. ar(a)m, as. arm Stammwort. Aus g. *arma- m. "Arm", auch in gt. arms, anord. armr, ae. earm, afr. erm. Dieses aus einem indogermanischen Wort für "Schultergelenk, Arm", das in zwei Ablautformen *are-mo- und *re-mo- auftritt. Ersteres in l. armus "Oberarm, Schulterblatt", akslav. ramo n. "Schulter"; letzteres in ai. Irmá- "Arm", apreuß. irmo f. "Arm". Ableitung von der Verbalwurzel ig. *are- "fügen" in gr. ararískein "zusammenfügen" und Ableitungen in anderen Sprachen. Grundbedeutung von Arm ist also "Gelenk" oder "Körperteil bei dem Gelenk". Vermutlich gleicher Herkunft ist l. arma n. Pl. "Waffen" (Armee), l. ars f. "Kunst" (Artist) und l. artus m. "Gelenk" (Artikel). Präfixableitung: umarmen. Ebenso nndl. arm, ne. arm, nschw. arm, nisl. armur. S. auch Ärmel, Art1, Reim, Ritus. Hamp, E. P. JIES 10 (1982), 187-189; Lloyd/Springer 1 (1988), 331-333; Röhrich 1 (1991), 99f. indogermanisch iz Armada ArmadaSfSubstantiv Femininum "Kriegsflotte; große Zahl" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus span. armada "Kriegsflotte, Kriegsheer", zu l. armAtus "bewaffnet", dem PPP. von l. armAre "ausrüsten, bewaffnen", zu l. arma n. "Gerätschaften, Waffen". Allgemein bekannt geworden als Bezeichnung der von Philipp II. gegen England ausgesandten Flotte. Ebenso nndl. armada, ne. armada, nschw. armada, nnorw. armada. Zur Sippe von l. arma "Waffen" s. Armee. Wis (1955), 93f. span Armatur ArmaturSfSubstantiv Femininum "Bedienungstafel, Ausrüstung" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. armatura und l. armAtUra "Ausrüstung, (Bewaffnung)", einem Kollektivum zu l. armAtus "ausgestattet, bewaffnet", dem PPP. von l. armAre "ausrüsten, bewaffnen", zu l. arma n. "Gerätschaften, Waffen". Ebenso nndl. armatuur, ne. armature, nfrz. armature, nschw. armatur, nnorw. armatur. Zur Sippe von l. arma "Waffen, Gerätschaften" s. Armee. DF 2 (21996), 228-230. italienisch l Armbrust ArmbrustSfSubstantiv Femininum erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (12. Jh.), mhd. ar(m)brust, ar(m)brost n Volksetymologie. Entlehnt aus afrz. arbalestre. Dieses kommt aus l. arcuballista "Bogenschleuder" (zu l. arcus m. "Bogen" und l. ballista "Schleudermaschine", das aus einer Ableitung von gr. bállein "werfen, schleudern" entlehnt ist). Das zweite Glied des deutschen Wortes wird zuerst auf mhd. berust, berost n. (Kollektivum zu rüsten) und erst sekundär (nachdem dieses Wort ungebräuchlich wurde) auf Brust (daher das Femininum) bezogen. Ebenso nfrz. arbalète, nschw. armborst, nnorw. armbrost. Zum Erstglied s. Arkade, Arkebusier und Erker. Zur Sippe des Zweitglieds s. Symbol. LM 1 (1980), 965-969; Schwarz, H. Trier (1981), 21 Anm. 13; Hiersche, R. BN 18 (1983), 262 Anm. 5; Lloyd/Springer 1 (1988), 336f. französisch l Armee ArmeeSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. armée, feminines Partizip des Perfekts zu frz. armer "bewaffnen", dieses aus l. armAre, zu l. arma n. "Gerätschaften, Waffen". Ebenso ne. army, nfrz. armée, nschw. armé, nnorw. armé. Von l. arma "Waffen, Gerätschaften" findet sich ein italienischer Nachfolger verbaut in Alarm, wozu auch Lärm; ein französischer Nachfolger ist verbaut in Gendarm. Das Verb armAre "bewaffnen, ausrüsten" ist entlehnt in armieren, sein PPP. über das Spanische in Armada, über das Französische in Armee; eine Kollektivbildung dazu in Armatur; eine Ortsbezeichnung in Almer. Zur germanischen Verwandtschaft s. Arm, wo auch die entfernteren lateinischen Verwandten genannt sind. DF 2 (21996), 231-237; Jones (1976), 107f.; Röhrich 1 (1991), 100f. französisch frz Ärmel ÄrmelSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (10. Jh.), mhd. ermel, ahd. armilo Stammwort. Ist wie ae. earmella eine Zugehörigkeitsbildung zu Arm in der Form eines Diminutivs. Grundbedeutung also "das, was zum Arm gehört" (vgl. Eichel zu Eiche). Röhrich 1 (1991), 101f. westgermanisch s. Arm armieren armierenVswschwaches Verb "mit Waffen, mit einer Ummantelung, mit Stahl versehen" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.) mit Adaptionssuffix. Entlehnt aus frz. armer, das auf l. armAre zurückgeht. Zu l. arma n. Pl. "Waffen, Gerätschaften", also "mit Waffen oder Gerätschaften versehen, ausrüsten". Zur Sippe des Wortes s. Armee. französisch l Armleuchter ArmleuchterSmSubstantiv Maskulinum "Leuchter mit mehreren Armen" std.Standardwortschatz (18. Jh., Bedeutung 20. Jh.)Stammwort. Das Wort wird in der Gegenwartssprache als Schimpfwort gebraucht, ursprünglich verhüllend für Arschloch (wegen der gleichen Anfangsbuchstaben der Kompositionsglieder). Vgl. ne. shaving cream, sugar, shoot usw. für shit. Christopher, R. Maledicta 3 (1979), 195. deutsch s. Arm, s. leuchten Armut ArmutSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. armuot(e), ahd. armuoti, armuotI f./n., as. armOdi Stammwort. Altes Abstraktum zu arm mit unklarem Suffix. arm. Lloyd/Springer 1 (1988), 338-340. deutsch s. arm Arnika ArnikaSfSubstantiv Femininum (Heilpflanze) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (14. Jh.)Entlehnung. Eine latinisierende Bildung unbekannter Herkunft. Entstellt aus gr. ptarmike "Nieswurz"? Ebenso nndl. arnica, ne. arnica, nfrz. arnica. Marzell 1 (1943), 406; LM 1 (1980), 999. gr ? Aroma AromaSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. arOma "Gewürz", dieses aus gr. árOma, dessen Herkunft ungeklärt ist. Aromata "Duftkräuter, Spezereien" ist eine schon wesentlich frühere Entlehnung aus dem Plural des Wortes - heute nicht mehr üblich. Adjektiv: aromatisch. Ebenso nndl. aroma, ne. aroma, nfrz. arome, arôme, nschw. arom, nnorw. aroma, nisl. arómatískur. DF 2 (21996), 237-240; Schütt, H.-W. in Rapp/Schütt (1987), 255-272. lateinisch gr Arrak Arrak(älter auch Rack) SmSubstantiv Maskulinum "Branntwein aus Reis oder Melasse" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. arak, dieses über das Spanische aus arab. (araq "Dattelschnaps", eigentlich (araq at-tamr "Schweiß der Dattelpalme"; das verkürzte (araq für "starkes alkoholisches Getränk". Das Wort und die Sache ist aber von Ostindien aus nach Europa gekommen. Ebenso nndl. arak, ne. arrack, rack, nfrz. ara(c)k, arac, nschw. arrak, nnorw. arak. Littmann (1924), 81, 84f.; Lokotsch (1975), 9; Tazi (1998), 192f. französisch arab arrangieren arrangierenVswschwaches Verb "in Ordnung bringen, einrichten" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (18. Jh.) mit Adaptionssuffix. Entlehnt aus frz. arranger, zu frz. ranger "reihen" und ad-. Abstraktum: Arrangement. Ebenso nndl. arrangeren, ne. arrange, nfrz. arranger, nschw. arrangera, nnorw. arrangere. Das französische Verb ist eine Ableitung von afrz. renc "bestimmte Reihe, Platz", dieses aus awfrk. *(h)ring "Kreis, Versammlung"; also "an seinen Platz bringen, einreihen"; Rang, rangieren; zur germanischen Verwandtschaft s. Ring. Schirmer (1911), 15f.; Brunt (1983), 442 (zu rangieren); HWPh 1 (1971), 520f.; DF 2 (21996), 240-245. französisch frz Arrest ArrestSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (15. Jh.)Entlehnung. Vermutlich über das Niederländische entlehnt aus afrz. arrest "Beschlagnahme, Festhalten, (später) Haftbefehl, Verhaftung", das eine postverbale Bildung zu afrz. arrester ist (entsprechend früher im Deutschen bezeugt: fnhd. arrestieren [14. Jh.]). Das französische Wort aus l. restAre "zurückbleiben, stillstehen" und l. ad- "hin, zu", zu l. stAre (statum) "stehen" und l. re-. Eine jüngere Entlehnung des französischen Verbs führt zu arretieren (das auch in technischer Bedeutung "blockieren" verwendet wird). Ebenso nndl. arrest, ne. arrest, nfrz. arrêt, nschw. arrest, nnorw. arrest. Zur Sippe des zugrundeliegenden l. stAre "stehen" s. Distanz; zur germanischen Verwandtschaft s. stehen. Schirmer (1911), 16; DF 2 (21996), 245-252. französisch frz arrivieren arrivierenVswschwaches Verb "vorwärtskommen" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (16. Jh.) mit Adaptionssuffix. Entlehnt aus frz. arriver, das über späte lateinische Formen (*adripare) zurückgeht auf eine Präfixableitung zu l. rIpa "Ufer" und l. ad- "hin, zu". In neuerer Zeit ist besonders das Partizip arriviert "erfolgreich, angesehen" gebräuchlich. Ebenso ne. arrive, nfrz. arriver, nnorw. arrivere; Revier. Jones (1976), 112; DF 2 (21996), 254-257. französisch frz arrogant arrogantAdjAdjektiv "überheblich" std.Standardwortschatz (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. arrogant, dieses aus l. arrogAns (-tis), dem PPräs. von l. arrogAre "etwas für sich beanspruchen", also eigentlich "anspruchsvoll, anmaßend"; zu l. rogAre "fragen" und l. ad- "hin, zu". Das Abstraktum Arroganz ist schon früher (14. Jh.) aus dem Lateinischen entlehnt. Ebenso nndl. arrogant, ne. arrogant, nfrz. arrogant, nschw. arrogant, nnorw. arrogant. L. rogAre gehört letztlich zu l. regere "richten"; zu l. rogAre s. interrogativ, Surrogat; zu l. regere s. regieren. DF 2 (21996), 257-260. französisch l Arsch ArschSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz vulg.vulgär (11. Jh., in Komposita 8. Jh.), mhd. ars, ahd. ars(-belli), as. ars(-belli) Stammwort. Aus g. *arsa- m. "Arsch", auch in anord. ars und mit tabuisierender Metathese rass, ae. ears; dieses aus ig. *orso- m. "Hinterteil", auch in heth. arra- (lautlich unklar), gr. órros, arm. or gleicher Bedeutung, wozu als *orsA gr. oura f., air. err (mit wohl sekundärer e-Stufe) "Schwanz" (air. auch "hinterer Teil") gehört. Vermutlich eine Weiterbildung zu (ig.) *oros- n. "Kuppe, Anhöhe" in gr. óros n. "Anhöhe, Berg". Das Wort war offenbar zunächst ein Hüllwort für ein zu erschließendes älteres ig. *ghedos n., Verbalabstraktum zu ig. *ghed- "scheißen". Ebenso nndl. aars, ne. arse, nschw. arsel, nisl. rass. S. auch Mastdarm, verarschen. Lloyd/Springer 1 (1988), 345f.; Röhrich 1 (1991), 102-106; Strunk (1994), 382-384. indogermanisch ix Arsen ArsenSnSubstantiv Neutrum (ein Gift, ein Halbmetall) erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh., Form 19. Jh.)Entlehnung. Als Arsenik entlehnt aus spl. arsenicum, das auf gr. arsenikón (arrenikón) zurückgeht. Bezeichnet wird damit im Deutschen zunächst das weiße Arsenik, während die gelben und roten Schwefelverbindungen Realgar (Rauschgelb) und Auri(pi)gment genannt werden. Das daraus zu isolierende Metall (dessen Natur lange umstritten war und erst seit dem späten 18. Jh. feststeht) wird meist mit dem lateinischen Wort arsenicum benannt; in etymologischen Spekulationen wird auch die Form arsenum gebraucht (18. Jh.). Im 19. Jh. festigt sich die Terminologie zu Arsen (ein Metall) und Arsenik (Oxyde dieses Metalls); doch wird in bezug auf die Verwendung als Gift Arsen auch für die Verbindungen des Metalls gebraucht. Ebenso nndl. arseen, ne. arsenic, nfrz. arsenic, nschw. arsenik, nisl. arseník. Das griechische Wort stammt letztlich aus mpers. *zarnIk "goldfarben" nach der gelben Farbe der Schwefelverbindungen; die lautliche Umgestaltung zu gr. arsenikós "männlich" ist unklar - für eine Sekundärmotivation sind weder die Lautformen noch die Bedeutungen einander nahe genug. Vielleicht hat eine Verwechslung mitgespielt (mpers. zarmAn "der Alte"?). Goltz (1972), 158-160, 239-242; Lüschen (1979), 175; LM 1 (1980), 1051f.; Barke (1991), 180f. lateinisch gr Arsenal ArsenalSnSubstantiv Neutrum "Sammlung, Lager" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. arsenale m. "Zeughaus", dieses aus arab. dAr aS-SinA(a "Fabrik, Werft" (arab. dAr "Haus" und SinA'a "Gewerbe" zu Sana'a "herstellen") mit it. Endung -ale. Bezeichnung vor allem für das Marine-Arsenal in Venedig, in dem auch Waffen hergestellt wurden. Ebenso nndl. arsenaal, ne. arsenal, nfrz. arsenal, nschw. arsenal, nnorw. arsenal. Ersatzwort für die ursprüngliche Bedeutung ist Zeughaus. DF 2 (21996), 260-263; Littmann (1924), 88; Wis (1955), 95f.; Lokotsch (1975), 40; LM 1 (1980), 1052f.; Kiesler (1994), 169f.; Tazi (1998), 251-253. italienisch arab Art 1 Art 1SfSubstantiv Femininum "angeborene Eigentümlichkeit, Natur, Herkunft, Art und Weise" std.Standardwortschatz (12. Jh.), mhd. art m./f., mndd. art f Stammwort. Das Wort kann altererbt sein, doch ist auffällig, daß es in früherer Zeit unbelegt ist und erst später allgemein verbreitet wird. Falls es alt ist, ist im germanischen Bereich zu vergleichen ae. eard (ebenfalls selten), mndl. aert "Lage, Art", anord. einardr "einfach, aufrichtig" ("von einfacher Art"); außergermanisch ist am ehesten ein Wurzelnomen *ar(e)t- "Fügung" (zu dem unter Arm behandelten *are- "fügen") anzusetzen, das auch in anderen Sprachen nur in Relikten und Weiterbildungen vergleichbar ist: gr. árti "gerade, eben", gr. ártios "angemessen, richtig, bereit", gr. artízein "ordnen, einrichten"; arm. ard "soeben, jetzt"; lit. artùs "nahe" u.a. Ein Anschluß an Art2 ist aber nicht ausgeschlossen (vgl. ahd. artOn "wohnen"?). Vermutlich eine Zusammenbildung ist abartig; vermutlich eine Präfixableitung entarten; Partikelableitungen: ab-, ausarten. Ebenso nndl. aard; Arm (dort Verweise auf die Sippe), artig. HWPh 1 (1971), 525-531; LM 1 (1980), 1055f.; Röhrich 1 (1991), 106. west- und nordgermanisch ix Art 2 Art 2SfSubstantiv Femininum (in Zusammensetzungen wie Artacker, Artzaun usw.) per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (12. Jh.), mhd. art "das Ackern, Ackerbau", as. ard "Aufenthaltsort" Stammwort. Aus g. *ardi- f. "das Ackern", auch in anord. Ord, ae. eard (auch "Aufenthaltsort, Heimat" usw.). ti-Abstraktum zu dem alten Verbum für "pflügen" g. *ar-ja- in gt. arjan, ahd. erren; aus ig. (eur.) *are- in l. arAre, mir. airid, lit. árti, akslav. orati, gr. aroun. Seebold (1970), 81-83; Lloyd/Springer 1 (1988), 347-349. west- und nordgermanisch ix Art 3 Art 3SfSubstantiv Femininum (in Wendungen wie Pop Art) "Kunst" per.peripherer Wortschatz fach. phras.Phraseologismus(20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt als Bestandteil (amerikanisch) englischer Bezeichnungen wie ne. Pop Art (aus popular art "volkstümliche Kunst", vielleicht mit bewußter Anspielung auf ne. pop "Knall, Knüller"). Diese Bezeichnungsweise ist im (amerikanischen) Englischen sehr beliebt und hat auch kontinentale Nachahmer, so daß sie als Internationalismus aufgefaßt werden kann. Ebenso nndl. (pop-)art, nfrz. (pop")art, nschw. art. Für die nähere Verwandtschaft s. Artist, für die Gesamtsippe Arm. Strauß u.a. (1989), 577-583; Carstensen 1 (1993), 49f.; BlW 2 (1984), 302-315 (zum lateinischen Grundwort). englisch e Arterie ArterieSfSubstantiv Femininum "Schlagader" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (14. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. artEria, dieses aus gr. artEría, einer Ableitung von gr. (syn)aeírein "anbinden, aufhängen" (aus *aertEr- vereinfacht); also "Aufhängung", konkret "am Kopf hängender Schlauch", dann verallgemeinert. Aus der gleichen Grundlage Aorta. Ebenso nndl. arterie, ne. artery, nfrz. artère, nschw. artär, nnorw. arterie. DF 2 (21996), 266-269. lateinisch gr artig artigAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (13. Jh.), mhd. zunächst mit Umlaut ertec (verneint unartec, unertec) Stammwort. Zu Art1, also eigentlich "von (guter) Art" (zur Bedeutung vgl. etwa typisch zu Typ). Dann in verschiedenen (positiven) Bedeutungen gebraucht; heute auf wenige Sonderfälle beschränkt und bereits etwas altertümlich. Bildungen wie bösartig sind Zusammenbildungen (von böser Art). Mitzka, W. ZDS 26 (1970), 1-8. deutsch s. Art1 Artikel ArtikelSmSubstantiv Maskulinum "Warengattung, Aufsatz, Geschlechtswort" std.Standardwortschatz (13. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. articulus "Glied, Abschnitt", einem Diminutivum zu l. artus "Gelenk, Glied". Das Wort wird zunächst in die Kanzleisprache entlehnt als "Abschnitt eines Vertrags", das sich dann auch zu "Posten einer Warenrechnung" entwickelt, wozu Ende des 17. Jhs. aus frz. article die Bedeutung "Handelsgegenstand, Ware" übernommen wird. Im 17. Jh. schließlich erscheint es als Terminus der Sprachbeschreibung (der Artikel als Gelenkstück syntaktischer Fügungen; das lateinische Wort ist Lehnbedeutung nach gr. árthron, das bei den Stoikern zunächst verschiedene Pronomina bezeichnet und dann auf unterschiedliche Weise festgelegt wird. Die heutige Bedeutung zuerst bei Diogenes Babylonius). Das abgeleitete Verb artikulieren hat die ursprüngliche Bedeutung bewahrt. Ebenso nndl. artikel, ne. article, nfrz. article, nschw. artikel, nnorw. artikkel. Zur germanischen Verwandtschaft s. Arm, wo auch die entferntere lateinische Verwandtschaft genannt wird. Ersatzwort für den grammatischen Terminus ist Geschlechtswort. Schirmer (1911), 16; DF 2 (21996), 269-282. lateinisch l artikulieren artikulierenVswschwaches Verb "(sorgfältig) aussprechen" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.) mit Adaptionssuffix. Entlehnt aus l. articulAre (eigentlich "gliedern"), einer Ableitung von l. articulus "Abschnitt, Teil, Glied" (Artikel). Abstraktum: Artikulation. Ebenso nndl. articuleren, ne. articulate, nfrz. articuler, nschw. artikulera, nnorw. artikulere. Weimann, K.-H. DWEB 2 (1963), 387; HWPh 1 (1971), 535f.; DF 2 (21996), 282-292. lateinisch l Artillerie ArtillerieSfSubstantiv Femininum "Geschütze", (Truppengattung) erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. artillerie "Geschütz", einer Ableitung von afrz. artill(i)er "mit Gerätschaft ausrüsten", dessen Herkunft nicht ganz sicher geklärt ist. Täterbezeichnung: Artillerist. Ebenso nndl. artillerie, ne. artillery, nfrz. artillerie, nschw. artilleri, nnorw. artilleri. Am ehesten stammt das französische Verb aus einem früh-rom. *apticulare zu l. adaptAre "anpassen" oder aus früh-rom. articulAre (artikulieren) im Sinn von "einteilen, zuteilen". DF 2 (21996), 292-299; Horn, W. ASNSL 182 (1943), 51; Jones (1976), 112-114; DEO (1982), 51; LM 1 (1980), 1071. französisch frz Artischocke ArtischockeSfSubstantiv Femininum (eßbare Pflanze) erw.erweiterter Standardwortschatz exot.Exotismus (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus (nord)it. articiocco m., entstellte Variante von it. carciofo, dieses aus aspan. alcarcofa, aus span.-arab. al-HarsUfa, vulgäre Nebenform zu arab. al-HursUfa (alle mit gleicher Bedeutung). Teilweise eingedeutscht zu Erdschocke. Ebenso nndl. artisjok, ne. artichoke, nfrz. artichaut, nschw. ärtskocka, nnorw. artisjokk; Erdschocke. Littmann (1924), 81, 84; Wis (1955), 96; Lokotsch (1975), 66; Kiesler (1994), 212f.; Tazi (1998), 253f. arab Artist ArtistSmSubstantiv Maskulinum "Künstler (der Geschicklichkeitsübungen vorführt)" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (14. Jh., Bedeutung 19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ml. artista, dieses eine Täterbezeichnung zu l. ars (artis) f. "Kunst, Wissenschaft, Geschicklichkeit". Das Wort bezeichnete im Deutschen zunächst den Angehörigen der Fakultät der Freien Künste (also der Philosophischen Fakultät), dann den Künstler. Im 19. Jh. entsteht im Zusammenhang mit Varietés unter Einfluß von frz. artiste die heutige speziellere Bedeutung. Die Einschränkung auf diese ist nur deutsch; in der weiteren Bedeutung ist das Wort ein Internationalismus. Adjektiv: artistisch. Ebenso nndl. artiest, ne. artiste, nfrz. artiste, nschw. artist, nnorw. artist. S. Art3, für die germanische Verwandtschaft und die weiteren Zusammenhänge Arm. Ersatzwort ist Künstler, das aber eine weitere, und z.T. abweichende Bedeutung hat. DF 2 (21996), 299-308; LM 1 (1980), 1072. lateinisch l Arve ArveSfSubstantiv Femininum "Zirbelkiefer" per.peripherer Wortschatz schwz. (17. Jh.)Nicht etymologisierbar. Als arbe, arve belegt. Entstehung dunkel. deutsch d Arznei ArzneiSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (12. Jh.), mhd. arzenIe, erzenIe Hybridbildung. Zu dem Wort Arzt werden früh gebildet ahd. gi-arzAtOn "verarzten, heilen" und ahd. arzAtIe "Heilmittel". Statt dieser Bildung treten auch andere auf, die dem verdrängten älteren Wort (ahd. lAhhinOn "heilen") nachgebildet sind: ahd. giarzinOn "verarzten, heilen", mhd. erzenen, arzen, woraus mhd. arzenIe, nhd. Arznei. Ebenso nndl. artsenij. deutsch s. Arzt Arzt ArztSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. arzAt, arzet, ahd. arzAt Entlehnung. Wurde in vorliterarischer Zeit aus ml. archiater entlehnt (näher an der Ausgangsform mndl. arsatere). Das lateinische Wort stammt aus gr. archiAtrós "Erz-arzt", dem Titel antiker Hofärzte (gr. iAtrós "Arzt", zu gr. iAsthai "heilen", vgl. Psychiater). In frühneuhochdeutscher Zeit wurde der Beruf und die Bezeichnung (gegenüber dem gelehrten Doktor) bis zu "Marktschreier" abgewertet, doch setzte in der Neuzeit eine Neubewertung ein. Adjektiv: ärztlich; Präfixableitung: verarzten. Ebenso nndl. arts. S. archi-, Erz-, Arznei und zum griechischen Grundwort Anarchie. Arnold, R. Sprachkunde (1938), 14-16; Richter, G. BGDSL-H 88 (1967), 258-275; RGA 1 (1973), 440-446; LM 1 (1980), 1098-1101; Niederhellmann (1983), 66-87; Lloyd/Springer 1 (1988), 358-360; Kandler, G. Therapeutische Berichte 29 (1957), 366-375 (zum Benennungsmotiv für "Arzt"). lateinisch gr As AsSnSubstantiv Neutrum "höchste Spielkarte" std.Standardwortschatz (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. as m., wo mit diesem Wort die "Eins" auf Würfeln, Dominosteinen usw. bezeichnet wurde, danach auch die Karte mit dem höchsten Spielwert (da sie nur eine Markierung ihrer Spielfarbe aufwies). Das französische Wort geht zurück auf l. as m., das die kleinste Münze bezeichnete, ursprünglich ein Wort für "Plättchen, Scheibe". In der Bedeutung "Eins auf Würfeln" schon mhd. esse, fnhd. eß, das vermutlich auf die ursprüngliche lateinische Form as (assis) zurückgeht. Die Bedeutung "Persönlichkeit mit außergewöhnlichen Fähigkeiten" teilweise unter englischem Einfluß. Ebenso nndl. aas, ne. ace, nfrz. as. Carstensen 1 (1993), 50f. französisch l Asbest AsbestSmSubstantiv Maskulinum "feuerfester Faserstoff" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (12. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. asbestos, dieses aus gr. ásbestos "unauslöschlich, unzerstörbar", PPP. von gr. sbennYnai "auslöschen" mit negierendem gr. a- (a-). Das Wort bezeichnet im Griechischen den ungelöschten Kalk; der Bezug auf das in Gewebe verarbeitbare, feuerfeste Mineral erst bei Plinius in lateinischer Sprache - möglicherweise auf Grund fehlerhafter Überlieferung. Unser Asbest heißt auf Griechisch amíantos. Ebenso nndl. asbest, ne. asbestos, nfrz. asbeste, nschw. asbest, nnorw. asbest, nisl. asbest. DF 2 (21996), 308-311; Diels, H. ZVS 47 (1916), 203-207; Goltz (1972), 171; Lüschen (1979), 176-178. lateinisch gr Asch 1 Asch 1SmSubstantiv Maskulinum (Gefäß, vgl. Aschkuchen "Gugelhopf, Napfkuchen") per.peripherer Wortschatz md. (13. Jh.), mhd. asch Nicht etymologisierbar. Herkunft unklar; denkbar ist ein Zusammenhang mit Asch2 und mit Esche, etwa in dem Sinn, daß das Boot nach dem Material (Esche), das Gefäß nach dem Boot bezeichnet worden wäre (vgl. dazu etwa Schiff). Aber Eschenholz ist für Boote wenig geeignet, und somit hängt die Etymologie in der Luft. Hildebrandt, R. DWEB 3 (1963), 377. deutsch d Asch 2 Asch 2SmSubstantiv Maskulinum "eine Art Lastschiff" (vgl. Hallasch "Salzschiff") per.peripherer Wortschatz oobd. (8. Jh.), mhd. asch, ahd. ask, as. asc(men) Nicht etymologisierbar. Geht zurück auf g. *aska- m. "Boot", auch in anord. askr, ae. äsc. Die Herkunft des bereits in der Lex Salica bezeugten Wortes ist unklar. RGA 1 (1973), 449f. (Diskussion der Möglichkeiten). west- und nordgermanisch gwn Asche AscheSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. asche, ahd. asca, mndd. asche, andfrk. asca Stammwort. Aus g. *aska- f. "Asche", auch in anord. aska, ae. äsce, neben *azgO f. in gt. azgo (prinzipiell könnte auch das hochdeutsche Wort auf diese Form zurückgehen). G. *aska- ist vermutlich eine Zugehörigkeitsbildung zu ig. *has- "Herd" (Esse), also "das zum Herd (oder Feuer o.ä.) Gehörige", ähnlich wie ai. asa-, heth. hassa- "Asche" eine Vriddhi-Bildung zu der gleichen Grundlage sein dürfte. Die verbale d-Ableitung *haz-d- in gr. ázein "dörren, trocknen" und Cech. hvozdit, aCech. ozditi "Hopfen, Malz darren" ist wohl als "Hitze geben" o.ä. aufzufassen und war früher vermutlich weiter verbreitet. So könnte gt. azgo als *haz-d-ko- unter dem Einfluß dieser Form stehen; vergleichbar ist vielleicht arm. aCiwn. Partikelableitung: einäschern. Ebenso nndl. as, ne. ash(es), nschw. aska, nisl. aska; Esse. LM 1 (1980), 1102; Röhrich 1 (1991), 106f. Zur Entlehnung in die finnisch-ugrischen Sprachen s. LÄGLOS (1991), 7; Koivulehto (1991), 29-32. gemeingermanisch iz Äsche ÄscheSfSubstantiv Femininum "ein Flußfisch" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (9. Jh.), mhd. asche m., ahd. asco m., as. asco Nicht etymologisierbar. Die Umlautform und das Genus kommen in nachmittelhochdeutscher Zeit aus dem Plural. Herkunft unklar. Vielleicht zu Asche. Lloyd/Springer 1 (1988), 367. deutsch d Aschenbrödel Aschenbrödel(Aschenputtel) SnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz alt.veraltet (16. Jh.)Stammwort. Alte Bezeichung für den Küchenjungen. Eigentlich "der, der in der Asche wühlt" (brodeln, buddeln). Heute nur noch als Name einer Märchenfigur bekannt. deutsch s. brodeln, s. buddeln, s. Asche Aschermittwoch AschermittwochSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (14. Jh.)Stammwort. An diesem Tag (Mittwoch nach Fasnacht, Beginn der Fastenzeit) macht der Priester den Gläubigen zum Zeichen ihrer Bußfertigkeit ein Kreuz aus Asche auf die Stirn. Das -er- in der Fuge dieses Wortes hängt mit einer regionalen Pluralform von Asche zusammen. deutsch s. Asche, s. Mittwoch Aschkuchen AschkuchenSm Asch. Aschlauch AschlauchSm Schalotte. Ase AseSmSubstantiv Maskulinum (Gott der nordischen Mythologie) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus anord. áss. Dieses führt mit ae. Os gleicher Bedeutung auf g. *ansu- m. "Gott", dessen weitere Entstehung dunkel ist. Verlockend wäre ein Anschluß an ai. ásura-, avest. ahura- "Bezeichnung einer Götterklasse", auch "Gott" (< *nsu-), weiter ab liegt die Möglichkeit, an heth. Hassu- "König" anzuknüpfen. Im älteren Deutschen in Namen mit Ans-, später auch in entlehnten Namen mit Os-. Ebenso nndl. Ase, ne. (Pl.) Aesir, nschw. as, nisl. Ás. Polomé, E. C. EG 8 (1953), 43; Szemerényi, O. ZVS 73 (1955), 77; RGA 1 (1973), 457f.; Motz, L. IF 89 (1984), 190-195; LM 1 (1980), 1104-1106; Bammesberger, A. BzN 31 (1996), 231-240. Zur Entlehnung des Grundworts in die finnisch-ugrischen Sprachen s. LÄGLOS (1991), 28. anord äsen äsenVswschwaches Verb erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (12. Jh.), mhd. Azen, Ezen Stammwort. Das schwache Verb äsen (älter -ss-, schwz. ätzen) "weiden" (älter "etwas abweiden") ist zu ahd. Az "Futter, Weide" gebildet; älter ist atzen, ahd. (alem.) Azzen "füttern, jmd. speisen", das aber auch mit anderer Lautung bezeugt ist, so daß die Vorform nicht sicher beurteilt werden kann. Vgl. mndd. asen, mndl. asen; Aas, atzen. deutsch s. essen Aser AserSmSubstantiv Maskulinum "Speisesack, Mahlzeit des Jägers" per.peripherer Wortschatz schwz. (14. Jh.)Stammwort. Geschrieben auch Eser, Öser, Oser. Lokativbildung ("Ort, wo das Essen ist", Suffix aus l. -Arium) zu Aas in der Bedeutung "Speise". Dann teilweise verallgemeinert zu "Ranzen" (z.B. Schulaser), teilweise verschoben zu "Inhalt des Speisesacks, Mahlzeit". Aas, essen. Ott, P.: Sprache der Jäger (Frauenfeld 1970), 242-245. deutsch s. essen Asket AsketSmSubstantiv Maskulinum "enthaltsam lebender Mensch" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus gr. askEtes, einem Nomen agentis zu gr. askein "üben, etwas gewissenhaft tun". Die Askese bedeutet im alten Griechenland zunächst die körperliche Ertüchtigung, dann geistige Schulung und Zucht, bei der Selbstbeherrschung und Entsagung teilweise stärker hervortreten. Die christliche, auf Entsagung und teilweise Weltverneinung begründete Askese wird erst im 17. Jh. mit dem Wort Askese bezeichnet. Adjektiv: asketisch; Abstraktum: Askese. Ebenso nndl. asceet, ne. ascetic, nfrz. ascète, nschw. asket, nnorw. asket. Pfister, F. FS Deissmann (1927), 76-81; Siegert (1950), 36; HWPh 1 (1971), 538-543; LM 1 (1980), 1112-1116; DF 2 (21996), 311-320. griechisch gr Aspekt AspektSmSubstantiv Maskulinum "Gesichtspunkt" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. aspectus "Anblick, Ausblick, Hinsehen", einem Nomen actionis zu l. aspicere "hinsehen", zu l. specere "sehen, schauen" und l. ad- "hin, zu". Als Terminus der mittelalterlichen Astronomie hat das Wort zunächst die Bedeutung "Konstellation der Planeten und ihr Einfluß auf irdisches Geschehen", dann "Vorzeichen, Aussicht" und die heutige Bedeutung. Ebenso nndl. aspect, ne. aspect, nfrz. aspect, nschw. aspekt, nnorw. aspekt. Zur Sippe von l. specere "sehen" s. inspizieren. DF 2 (21996), 323-327. lateinisch l Asphalt AsphaltSmSubstantiv Maskulinum "Erdpech" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus spl. asphaltus, dieses aus gr. ásphaltos, einer Partizipial-Ableitung von gr. sphállesthai "beschädigt werden, umgestoßen werden" mit negierendem gr. a- (a-). Es ist das (Binde-)Mittel, das ursprünglich verwendet wird, um Mauern zu festigen, d.h. vor dem Umfallen oder Einreißen zu schützen (vgl. Beton). Ebenso nndl. asfalt, ne. asphalt, nfrz. asphalte, nschw. asfalt, nisl. asfalt. DF 2 (21996), 327-330; Diels, H. ZVS 47 (1916), 207-210; Lüschen (1979), 178. lateinisch gr Aspik AspikSmn "Sülze" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. aspic m. gleicher Bedeutung - ursprünglich aber "Konzentrat aus Fleischsoße, Fond"; übertragen aus der Bezeichnung des ätherischen Öls des Lavendels (lavandula spica, nhd. (großer) Speik), weil es sich in beiden Fällen um wichtige Essenzen handelt. Ebenso ne. aspik, nnorw. aspik. Bertoldi, V. ZRPh 54 (1934), 229f.; DEO (1982), 52f. französisch frz Aspirant AspirantSmSubstantiv Maskulinum "Anwärter, Bewerber" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. aspirant, einer Ableitung von frz. aspirer "sich bewerben, streben nach", aus l. aspIrAre "sich einer Sache oder Person nähern, zu jmd. oder zu etwas zu gelangen suchen"; eigentlich "zuhauchen, zuwenden", zu l. spIrAre "hauchen, atmen" und l. ad- "hin, zu". Die Grundbedeutung zeigt sich in aspirieren "behauchen" und seinem Abstraktum Aspiration, sowie dem substantivierten PPP. Aspirata (-e) "Hauchlaut". Der Bedeutungsübergang von "zuhauchen" zu "streben nach" ist nur noch an der lateinischen Ausgangsbedeutung zu verfolgen, wo das Verb mit Dativ "begünstigen, helfen" bedeutet. Zugrunde liegt die Vorstellung des begünstigenden (und auf ein Ziel ausgerichteten) Windes für das Segelschiff. Ebenso nndl. aspirant, ne. aspirant, nfrz. aspirant, nschw. aspirant, nnorw. aspirant. Zur Sippe von l. spIrAre "atmen" s. konspirieren. Ersatzwort ist Anwärter. DF 2 (21996), 330-336. französisch l Assel Assel(auch atzel, nassel u.a.) SfSubstantiv Femininum, auch m. (lichtscheues Kleintier) erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. asello m. "Assel" zu l. asellus m. "kleiner Esel"; deshalb heißt das Tier auch Maueresel, Eselchen u.ä. Das italienisch-lateinische Wort ist eine Bedeutungsentlehnung aus gr. onískos m. zu gr. ónos m./f. "Esel", formal ein Diminutiv, aber eigentlich eine Zugehörigkeitsbildung. Gr. ónos und onískos bezeichnen auch den Tausendfüßler und ähnliche kleine Tiere, vielleicht wegen der grauen Farbe, oder weil ursprünglich eine auf Eseln schmarotzende Laus gemeint war, dann auch andere Sorten Läuse und schließlich die Tausendfüßler und die (oberflächlich ähnlichen) Asseln. Die Form mit -tz- tritt auch bei dem Wort Esel auf und widerspricht deshalb einer Gleichsetzung nicht. Vgl. l. porcellio m. "Assel", ursprünglich "Schweinelaus" zu l. porcus m. "Schwein". Die italienischen Belege sind nicht früher als die deutschen, so daß hier noch weitere Klärung nötig ist. Esel. Strömberg, R.: Griechische Wortstudien (Göteborg 1944), 10; Pfeifer, W. Philologus 123 (1979), 172f. italienisch l Assessor AssessorSmSubstantiv Maskulinum "Anwärter der höheren Beamtenlaufbahn" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. assessor "Beisitzer bei Gericht", einem Nomen agentis zu l. assidEre "dabeisitzen", zu l. sedEre "sitzen" und l. ad- "hin, zu". Von da dann Weiterentwicklung zu "Richter oder Beamter am Anfang der Laufbahn im höheren Dienst". Ebenso nndl. assessor, ne. assessor, nfrz. assesseur, nschw. assessor, nnorw. assessor. Zur Sippe von l. sedEre "sitzen" s. Residenz; zur germanischen Verwandtschaft s. sitzen. DF 2 (21996), 345-348. lateinisch l assimilieren assimilierenVswschwaches Verb "angleichen" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.) mit Adaptionssuffix. Entlehnt aus l. assimilAre, zu l. simulAre "ähnlich machen, nachbilden" und l. ad- "hin, zu", zu l. similis "ähnlich". Abstraktum: Assimilation (in der Antike rhetorischer Begriff für die Annäherung des Redners an die Meinung der Zuhörer). Ebenso nndl. assimileren, ne. assimilate, nfrz. assimiler, nschw. assimilera, nnorw. assimilere. Zur Sippe von l. similis "ähnlich" s. Faksimile; zur germanischen Verwandtschaft s. zusammen. HWPh 1 (1971), 544-548; Horstmann, A. AB 30 (1986), 7-43; DF 2 (21996), 348-359. lateinisch l Assistent AssistentSmSubstantiv Maskulinum "Helfer, Gehilfe" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.) Neoklassische Bildung. Ursprünglich englische Neubildung zum PPräs. von l. assistere "beistehen", zu l. sistere "(sich) hinstellen" und l. ad- "hin, zu". Verb: assistieren. Ebenso nndl. assistent, ne. assistant, nfrz. assistant, nschw. assistent, nnorw. assistent. Zur Sippe von l. sistere s. existieren; zu dem zugrundeliegenden l. stAre s. Distanz, die deutsche Verwandtschaft unter stehen. DF 2 (21996), 360-363; Jones (1976), 116f.; Rey-Debove/Gagnon (1988), 27. l assoziieren assoziierenVswschwaches Verb "sich verbinden, sich zusammenschließen" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.) mit Adaptionssuffix. Entlehnt aus frz. s'associer, dieses aus l. associAre "vereinigen, verbinden", zu l. sociAre "vereinigen, verbinden" und l. ad- "hin, zu", zu l. socius "Gefährte" (verwandt mit l. sequI "folgen"). Zunächst ein Terminus der Kaufmannssprache (refl., vgl. "Gesellschafter"), dann vor allem ein Wort der Psychologie (trans.) "Gedanken oder Bilder miteinander verbinden, hervorrufen". Abstraktum: Assoziation; Adjektiv (Psychologie): assoziativ. Ebenso nndl. associeren, ne. associate, nfrz. associer, nschw. associera, nnorw. assosiere. Zur Sippe von l. sequI "folgen" s. Konsequenz. Schirmer (1911), 18; DF 2 (21996), 365-376; Markus, D. F.: Die Associationstheorien im XVIII. Jahrhundert (Halle 1901; zu Assoziation [psych.]); HWPh 1 (1971), 548-554; Holenstein, E.: Phänomenologie der Assoziation (Den Haag 1972); Müller (1965; gesellschaftlich). französisch l Ast AstSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. ast, ahd. ast, as. ast Stammwort. Aus g. *asta- m. "Ast", auch in gt. asts (der i-Stamm des Althochdeutschen ist wohl sekundär). Aus ig. (eur.) *ozdo- m. "Ast, Zweig", auch in gr. ózos und arm. ost. Vermutlich aus **o-sd-o- "das, was ansitzt" zu der Wurzel *sed- "sitzen" (es wäre also eigentlich der Astknorren so bezeichnet worden - nach anderer Auffassung "Platz, auf dem sich der Vogel niedersetzt", vgl. Nest). Als Zugehörigkeitsbildung mit Vriddhi noch ae. Ost, mndd. Ost, mndl. oest (aus g. *Osta-) "Astknorren". Umgangssprachlich ist Ast "Knorren" für "Buckel", vgl. sich einen Ast lachen. sitzen. Darms (1978), 236-238; Lloyd/Springer 1 (1988), 373-375; Röhrich 1 (1991), 107f.; Knobloch, J. IF 92 (1987), 29-32; Hamp, E. P. NOWELE 18 (1990), 95f. indogermanisch iz Aster AsterSfSubstantiv Femininum "Sternblume" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Das griechische Wort gr. aster m. "Stern" als Bestandteil von Blumenbezeichnungen wird im 18. Jh. in die lateinisch bestimmte Fachsprache und von da aus ins Deutsche übernommen, zunächst nach griechischem Vorbild als Maskulinum. Ebenso nndl. aster, ne. aster, nfrz. aster, nschw. aster, nisl. astra. Zur germanischen Verwandtschaft s. Stern1; astro-, Astrologie, Astronomie, Desaster. (Kaum gebrauchtes) Ersatzwort ist Sternblume. Ganz (1957), 32f. lateinisch gr Ästhetik ÄsthetikSfSubstantiv Femininum "Lehre von der Schönheit" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.) Neoklassische Bildung. Eine besondere Wissenschaft der Gesetzmäßigkeiten des Schönen wurde 1735 von A. G. Baumgarten gefordert und dann in Vorlesungen und Schriften (1750 Aesthetica in lateinischer Sprache) ausgebaut. Der Vorschlag wurde rasch aufgegriffen und das Wort auch in die Volkssprachen übernommen. Das Wort ist entlehnt aus gr. aisthEtikós "das Wahrnehmbare (gr. aisthEtós) betreffend", zu gr. aisthánesthai "wahrnehmen" (als Grundform wird (ig.) *awis-dh- angesetzt, das auch l. audIre "hören" zugrunde liegen kann). Die Bedeutungskomponente "schön, geschmackvoll", die besonders in ästhetisch und Ästhet hervortritt, ist erst durch diesen terminologischen Gebrauch in die Sippe des griechischen Wortes gekommen (zuvor nur "wahrnehmen, Sinneswahrnehmung"). Ebenso nndl. esthetica, ne. (a)esthetics, nfrz. esthétique, ndn. ästetik, nschw. estetik, nnorw. estetikk. S. Anästhesie, Synästhesie und zur lateinischen Verwandtschaft Audienz, audio-, Auditorium. Gombert, A. ZDW 3 (1902), 164; DF 1 (1913), 56; HWPh 1 (1971), 555-581; LM 1 (1980), 1128f.; Bark, K. in Scholtz, G. (Hrsg.): Interdisziplinarität der Begriffsgeschichte (Hamburg 2000), 55-62 (und Fontius, M. ebd. 63-65). griechisch gr Asthma AsthmaSnSubstantiv Neutrum "Atemnot" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus gr. ásthma, einer morphologisch unklaren Ableitung von ig. *ane- "atmen" (vermutlich *hane-). Adjektiv: asthmatisch; Täterbezeichnung: Asthmatiker. S. zur lateinischen Verwandtschaft animieren und zur germanischen Verwandtschaft ahnden1. Ebenso nndl. astma, ne. asthma, nfrz. asthme, nschw. astma, nisl. asma. DF 2 (21996), 392-394. griechisch gr astro- astro-LAffLehnaffixoid erw.erweiterter Standardwortschatz (-) Beschreibung von Affixen. Das Element geht auf die Kompositionsform von gr. aster "Stern" (und gr. ástron "Gestirn") zurück (z.B. Astronomie "Sternkunde") und wird in neoklassischen Bildungen verbaut, die mit "Stern-" zu tun haben (z.B. Astronaut). Cottez (1980), 40. gr Astrologie AstrologieSfSubstantiv Femininum "Sterndeuterei" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (12. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. astrologia, dieses aus gr. astrología "Sternkunde" zu gr. astrológos "Sternkundiger" zu gr. astro- (astro-) und gr. lógos (-loge). Die griechische Sternkunde ist zunächst eine wissenschaftliche (mathematische) Disziplin, in die dann immer stärker Elemente der Sterndeutung eindringen, die - sofern sie aus dem Orient kommen - auch Astromantie (und ihre Vertreter Chaldäer) genannt werden. Im Mittelalter sind Sternkunde und Sterndeutung praktisch ungeschieden und werden sowohl Astrologie wie Astronomie genannt. Die moderne Unterscheidung in Astronomie "Sternkunde" und Astrologie "Sterndeutung" kommt etwa mit J. Kepler (16./17. Jh.) auf und steht im Zusammenhang mit der Umgestaltung des mittelalterlich-theologischen Weltbildes. Adjektiv: astrologisch; Täterbezeichnung: Astrologe. Ebenso nndl. astrologie, ne. astrology, nfrz. astrologie, nschw. astrologi, nnorw. astrologi; astro-, Astronaut, Astronomie, -loge, -logie. DF 2 (21996), 400-405; HWPh 1 (1971), 584-587; LM 1 (1980), 1135-1145; Hübner, W.: Die Begriffe Astronomie und Astrologie in der Antike (Mainz 1989). lateinisch gr Astronaut AstronautSmSubstantiv Maskulinum "Weltraumfahrer" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.) Neoklassische Bildung. Entlehnt aus am.-e. astronaut im Zusammenhang mit der amerikanischen Weltraumfahrt. Das Wort stammt aus dem Französischen, wo es in Analogie zu aéronaute "Ballonfahrer" gebildet wurde, um denjenigen zu bezeichnen, der sich mit Plänen zur Weltraumfahrt befaßt. Die Bezeichnung bleibt dann für die amerikanischen Weltraumfahrer, während von den Russen Kosmonaut vorgezogen wird. Ebenso nndl. astronaut, ne. astronaut, nfrz. astronaute, nschw. astronaut, nnorw. astronaut; astro-, Nautik. Carstensen 1 (1993), 52f.; DF 2 (21996), 405f. englisch frz Astronomie AstronomieSfSubstantiv Femininum "Sternkunde" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (12. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. astronomia, dieses aus gr. astronomía "Sternkunde" zu gr. astronómos "Sternkundiger" zu gr. astro- (astro-) und gr. nómos (-nom). Das griechische Wort ist später und seltener als gr. astrología und bleibt zunächst auf die wissenschaftliche (mathematische) Seite der Sternkunde beschränkt. Erst im Mittelalter wird unter Astronomie auch "Sterndeuterei" verstanden. Nach J. Kepler werden die beiden Bezeichnungen wie auch die beiden Disziplinen schärfer getrennt. Adjektiv: astronomisch; Täterbezeichnung: Astronom. Ebenso nndl. astronomie, ne. astronomy, nfrz. astronomie, nschw. astronomi, nnorw. astronomi; astro, Astronaut, Astrologie, -nom. HWPh 1 (1971), 588-593; LM 1 (1980), 1145-1153; DF 2 (21996), 407-416 . lateinisch gr Asyl AsylSnSubstantiv Neutrum "Zufluchtstätte" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh., Form 18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. asylum, dieses aus gr. ásylon, zu gr. ásylos "unberaubt, sicher", zu gr. sYlon "Raub, Plünderung" und negierendem gr. a-. In der Antike ist Asyl ein Heiligtum, in dem der Schutzsuchende vor jedem Zugriff sicher ist. Später geht dieses Recht auf christliche Kultstätten über. In dieser Bedeutung (also praktisch als Exotismus) wird das Wort im Deutschen zunächst in seiner lateinischen Form verwendet; dann verallgemeinert zu "Zufluchtsort" und endungslos; ab dem 19. Jh. dann "Heim bzw. Unterkunft für Bedürftige". In der Nachkriegszeit durch das deutsche Asylrecht Rückgriff auf die Ursprungsbedeutung mit - durch die Entwicklung bedingten - neuen Konnotationen (besonders bei der Täterbezeichnung Asylant). Ebenso nndl. asiel, ne. asylum, nfrz. asile, nschw. asyl, nnorw. asyl. DF 2 (21996), 416-422; Siegert (1950), 36f.; Link, J. in Flucht und Asyl. Hrsg. D. Thränhardt, S. Wolken (Freiburg 1988), 50-61; Strauß u.a. (1989), 86-90; LM 1 (1980), 1156-1158; Moter Erichsen, G. Sprok og sprokundervisning 25 (1992), 19f. lateinisch gr -at -atSuffix (mit verschiedenen Funktionen) per.peripherer Wortschatz bildg.bildungssprachlich (-) Beschreibung von Affixen. Vorbild können zunächst Entlehnungen deverbativer maskuliner tu-Stämme zu lateinischen Verben auf -Are gewesen sein (Apparat aus l. apparAtus zu l. apparAre, Ornat aus l. ornAtus zu l. ornAre usw.) - sie sind im Deutschen Maskulina geblieben. Produktiv geworden sind die formal entsprechenden denominativen Ämterbezeichnungen mit dem bereits festgewordenen Suffix l. -Atus (Konsulat zu Konsul, Dekanat zu Dekan usw.) - sie sind im Deutschen Neutra geworden. Auch Substantivierungen aus dem PPP. von Verben auf -Are und die mit ihnen verwandten denominalen Zugehörigkeitsbildungen (maskuline und neutrale to-Stämme) können bei der Entwicklung des Fremdsuffixes eine Rolle gespielt haben (z.B. Reservat, Literat). Produktiv sind im Deutschen außer den Ämterbezeichnungen neutrale Nomina actionis und Nomina acti, sowie damit zusammenhängende Konkret-Bezeichnungen (vor allem zu Verben auf -ier(en)), stark gestützt durch entsprechende Entlehnungen aus dem Französischen (Telefonat, Konzentrat). Hierzu auch das Suffix zur Bezeichnung chemisch-pharmazeutischer Präparate (Barbiturat usw.). Wortbildung 2 (1975), 307f., 417f., 464f. u.ö. lateinisch l Atelier AtelierSnSubstantiv Neutrum "Werkstatt (eines Künstlers)" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. atelier m. "Werkstatt (allgemein)". Die allgemeine Bedeutung tritt im Deutschen nur selten auf, im allgemeinen "Werkstatt eines Malers", dann auch Foto-, Film-, Mode-Atelier usw. Ebenso nndl. atelier, ne. atelier, nfrz. atelier, nschw. ateljé, nnorw. atelier. Das französische Wort aus älterem mfrz. astelier m. "Ort, wo viele Holzspäne sind, Tischlerwerkstatt", zu afrz. astele "Span, Splitter", aus früh-rom. *astella, einer volkssprachlichen Variante zu l. assula "Splitter"; dieses ein Diminutivum zu l. asser m. "Stange, Balken". DF 2 (21996), 426-430. französisch frz Atem AtemSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. Atem, ahd. Atum, as. Adom Stammwort. Aus wg. *äd(u)ma- m. "Hauch, Atem", auch in ae. ädm, afr. Ethma; dieses aus ig. *Etmó- "Atem", auch in ai. Atma "Hauch, Seele" (n-Stamm) und vielleicht air. athach f. "Hauch, Wind". Entstehung dunkel. Luthers Form Odem (mit regional weit verbreitetem Wandel von A zu O und nördlichem d für t) ist auf die religiöse und gehobene Sprache beschränkt geblieben. Verb: atmen. Ebenso nndl. adem. Lloyd/Springer 1 (1988), 391-393; Röhrich 1 (1991), 18. indogermanisch iz Atheismus AtheismusSmSubstantiv Maskulinum erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.) Neoklassische Bildung. Neoklassische Ableitung zu gr. átheos "gottlos, die Staatsgötter leugnend", zu gr. theós "Gott" und negierendem gr. a- (a-). Täterbezeichnung: Atheist; Adjektiv: atheistisch. Ebenso nndl. athensme, ne. atheism, nfrz. athéisme, nschw. ateism, nnorw. ateisme; Enthusiasmus, Theologie. DF 2 (21996), 430-437; HWPh 1 (1971), 595-599; Kern, W. ZKTh 97 (1975), 3-40; Jones, W. J. SN 51 (1979), 249; Bianca, C. AION-SF. 3 (1980), 71-104; Winiarczyk, M. Philologus 128 (1984), 157-183. griechisch gr Äther ÄtherSmSubstantiv Maskulinum "Raum des Himmels, Narkosemittel" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (14. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. aethEr "oberste Luftschicht", dieses aus gr. aither (eigentlich "Leuchtendes"), zu gr. aíthein "brennen, glühen, leuchten". Nach griechischer Vorstellung lag über dem niederen Luftraum (gr. Aer) eine höhere Luftzone, der Äther. Im Äther, dem Wohnsitz der Götter, soll die Luft besonders fein und hell sein. Im 18. Jh. wird das Wort zur Bezeichnung eines Betäubungsmittels verwendet, das flüchtiger als Luft ist (also wie der Äther über dieser schwebt). Im 19. Jh. wird es für das Medium der Licht- und Funkwellen außerhalb des Luftraums in Anspruch genommen. In der Bedeutung stark verselbständigt ist das Adjektiv ätherisch "vergeistigt", technisch "flüchtig (von Ölen)". Ebenso nndl. ether, ne. ether, nfrz. éther, nschw. eter, nnorw. eter. DF 2 (21996), 437-448; Ganz (1957), 28f.; Weimann, K.-H. DWEB 2 (1963), 387; HWPh 1 (1971), 599-601; LM 1 (1980), 1164f. lateinisch gr Athlet AthletSmSubstantiv Maskulinum "Wettkämpfer" std.Standardwortschatz (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. AthlEta, zu gr. AthlEtes, einem Nomen agentis zu gr. Athlein "um einen Preis kämpfen", zu gr. Athlos "Wettkampf" und gr. Athlon n. "Preis". Die heutige Bedeutung "Sportler" unter dem Einfluß des Englischen. Adjektiv: athletisch, Abstraktum: Athletik. Ebenso nndl. atleet, ne. athlete, nfrz. athlète, nschw. atlet, nnorw. atlet; Biathlon. DF 2 (21996), 448-451; Carstensen 1 (1993), 53. lateinisch gr -ation -ationSuffix -tion. Atlas 1 Atlas 1SmSubstantiv Maskulinum "Landkartensammlung" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Onomastische Bildung. Nach dem Titel einer Landkartensammlung von Mercator 1595. Dieser Titel nach dem Titanen Atlas, der nach der griechischen Mythologie das Himmelsgewölbe auf den Schultern trägt (und der auf dem Kartenwerk abgebildet war). Ebenso nndl. atlas, ne. atlas, nfrz. atlas, nschw. atlas, nisl. atlas. DF 2 (21996), 453f.; Littmann (1924), 94. deutsch Name Atlas 2 Atlas 2SmSubstantiv Maskulinum "hochglänzendes Gewebe" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. atlas, dieses aus arab. atlas, eigentlich "glatt, fein". Deutsch auch Rasch, französisch Satin nach dem Namen des chinesischen Exportplatzes Tseu-thung (arab. Zeitun). Ebenso nndl. atlas, nschw. atlas, nnorw. atlas(k). Karabacek, J.: Über einige Benennungen mittelalterlicher Gewebe (Wien 1882), 12 u.ö.; DF 1 (1913), 59; LM 1 (1980), 1173. französisch arab Atmosphäre AtmosphäreSfSubstantiv Femininum "Lufthülle der Erde, Stimmung" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.) Neoklassische Bildung. Neoklassische Bildung zu gr. atmós m. "Dunst" und gr. sphaira "Kugel" zur Bezeichnung des angeblich von Himmelskörpern ausströmenden und sie umgebenden Dunstes. Die übertragene Bedeutung "Umgebung, Stimmung" findet sich ab dem 18. Jh.; die Bezeichnung für die Maßeinheit des (Luft-)Drucks seit dem 19. Jh. Ebenso nndl. atmosfeer, ne. atmosphere, nfrz. atmosphère, nschw. atmosfär, nnorw. atmosfäre; Sphäre. Ersatzwort ist Dunstkreis. DF 2 (21996), 454-460; Cottez (1980), 41. griechisch gr Atoll AtollSnSubstantiv Neutrum "Koralleninsel" per.peripherer Wortschatz exot.Exotismus (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. atoll, das seinerseits aus einheimischen Bezeichnungen wie atollon und atoll für die Malediven übernommen ist. Im Englischen ist das Wort seit dem 16. Jh. als Exotismus bekannt, 1842 wird es von Darwin in die Wissenschaftssprache eingeführt. Ebenso nndl. atol, ne. atoll, nfrz. atoll, nschw. atoll, nnorw. atoll. Das Wort geht wohl auf malayalam aDal "verbindend" zurück; bezieht sich also auf die ringförmige Struktur der Inseln; vgl. singhal. ätul, maledivisch atou. Littmann (1924), 121. englisch maled Atom AtomSnSubstantiv Neutrum "kleinstes Teilchen" std.Standardwortschatz (15. Jh., Form 19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. atomus f., zunächst mit lateinischer Flexion und maskulinem Genus. Das lateinische Wort wiederum ist entlehnt gr. átomos, einer Substantivierung von gr. átomos "unteilbar", abgleitet von einer Ablautstufe von gr. témnein "schneiden" mit negierendem gr. a-. Im 19. Jh. deutsche Flexion und neutrales Genus. - Im Griechischen bezeichnet das Wort zunächst in philosophischen Überlegungen hypothetische Elementarteilchen; mit dem Aufkommen der Naturwissenschaften dann physikalische Fundierung dieses Konzeptes. Die erfolgreiche Kernspaltung im 20. Jh. widerlegt die im ursprünglichen Benennungsmotiv zum Ausdruck kommende Auffassung. Die damit zusammenhängende technische Entwicklung (Atombombe, Atomenergie) macht das Wort zu einem Schlagwort der ideologischen Auseinandersetzung des 20. Jhs. Adjektiv: atomar. Ebenso nndl. atoom, ne. atom, nfrz. atome, nschw. atom, nisl. atóm; Anatomie, Dichotomie, Fliete. DF 2 (21996), 460-478; Mau, J. WZHUB 2 (1952/53), 3, 1-20; Gerlach (1962), 55-59; Heller (1970), 78-100; HWPh 1 (1971), 603; Buchdahl, G. in Rapp/Schütt (1987), 101-129; Strauß u.a. (1989) 430-438; LM 1 (1980), 1174f.; Carstensen 1 (1993), 55-57. lateinisch gr -ator -atorSuffix (zur Bildung von deverbativen Personen- und Sachbezeichnungen, z.B. Illustrator, Ventilator) erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (-) Beschreibung von Affixen. Es wurde in Entlehnungen aus dem Lateinischen ins Deutsche übernommen; sein Ursprung ist l. -tor, häufig -Ator zu Verben auf l. -Are. Die ursprünglichen Varianten treten zwar in Entlehnungen auf, doch ist -Ator die einzige Variante, die auch produktiv geworden ist. Wortbildung 2 (1975), 353f. lateinisch l ätsch ätschInterjInterjektion (Ausdruck für Spott und Schadenfreude) std.Standardwortschatz (17. Jh.)Stammwort. Meist begleitet mit der Geste des "Rübchen-Schabens" - deshalb ist die Lautform wohl lautnachahmend für das Schabegeräusch. Wie das Rübchen-Schaben mit der Schadenfreude zu verbinden ist, bleibt allerdings unklar. deutsch d Attaché AttachéSmSubstantiv Maskulinum "diplomatischer Berater" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. attaché m. (eigentlich "Zugeordneter"), einer Substantivierung des Partizip des Präteritums von frz. attacher "anbinden, zuordnen". Ebenso nndl. attaché, ne. attaché, nfrz. attaché, nschw. attaché, nnorw. attaché. Das französische Verb ist Fortsetzer eines früh-rom. *attacticare, über das PPP. attactus zu l. attingere "berühren, anstoßen" und Entsprechung zu attackieren (Attacke). DF 2 (21996), 479-482; Brunt (1983), 138f.; DEO (1982), 54. französisch frz Attacke AttackeSfSubstantiv Femininum "Angriff" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. attaque, einem Nomen actionis zu frz. attaquer "angreifen". Das Wort ist aus dem Italienischen entlehnt und ist die Entsprechung zu frz. attacher (s. das Vorhergehende), also aus früh-rom. *attacticare. Im 16. Jh. dienen dann italienische Phrasen mit attaccare (z.B. attaccare battaglia "in der Schlacht mitmachen, mitkämpfen") als Vorbild für frz. attaquer in der Bedeutung "angreifen". Verb: attackieren. Ebenso nndl. attaque, ne. attack, nfrz. attaque, nschw. attack, nnorw. attakk. Zur Sippe des zugrundeliegenden l. tangere "berühren" s. Tangente. DF 2 (21996), 482-485; Jones (1976), 118f.; DEO (1982), 54f. französisch frz Attentat AttentatSnSubstantiv Neutrum "Mordanschlag" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh., Bedeutung 19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ml. attentAtum "Versuch", dem substantivierten PPP. von l. attentAre, attem(p)tAre "versuchen, angreifen, antasten", zu l. temptAre, tentAre (temptAtum) "versuchen" und l. ad- "hin, zu". "Versuch" wird dabei verstanden als "Versuch zu einem Verbrechen", auch als der "durchgeführte Versuch". Im 19. Jh. unter Einfluß des entsprechenden frz. attentat m. eingeengt auf den speziellen Fall des politischen Mordversuchs. Attentäter ist im 19. Jh. gebildet (als Reimwort zu Hochverräter) mit volksetymologischer Interpretation von -tat als Kompositionsglied nhd. Tat. Ebenso nfrz. attentat, nschw. attentat, nnorw. attentat; tentativ, Tentakel. DF 2 (21996), 485-489. lateinisch l Attest AttestSnSubstantiv Neutrum "Bescheinigung" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh., Form 18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. attestAtio f., einer Ableitung von l. attestArI "bezeugen, bestätigen", zu l. testArI (testAtus) "bezeugen" und l. ad- "hin, zu", weiter zu l. testis "Zeuge". Zunächst entlehnt in der Form Attestat, dann (wohl unter Einfluß von ne. attest) gekürzt. Verb: attestieren. Ebenso nndl. attest(atie), ne. attestation, attest, nfrz. attestation, nschw. attest, nnorw. attest; protestieren, Testament, testieren. DF 2 (21996), 489-492; Jones, W. J. SN 51 (1979), 249. lateinisch l Ätti Ätti(Diminutiv zu Att(e)) SmSubstantiv Maskulinum "Vater" (auch "Großvater") per.peripherer Wortschatz schwz. (16. Jh.), mhd. atte, ahd. atto "Vater", mndl. ate Stammwort. Diminutiv zu Att(e), mhd. atte, ahd. atto "Vater", mndl. ate (evtl. stammt der Umlaut aber auch aus Flexionsformen). Kindersprachliches Lallwort (vgl. das Ausbleiben der Lautverschiebung), das auch in gt. atta, nordfr. atta (usw.) auftaucht; außergermanisch in heth. atta-, gr. (Vokativ) átta, l. atta, alb. át(eì) "Vater", mit Öffnung der Silbe das Diminutiv akslav. otici; vgl. ai. attA "Mutter" (nicht in Texten belegt). Ähnliche Formen auch in außerindogermanischen Sprachen. Adel. Lloyd/Springer 1 (1988), 385-388; Lühr (1988), 254f.; Friedrich, J. Glotta 23 (1935), 207-210 (zu entsprechenden Lallwörtern); Hermann, E. IF 53 (1935), 97f. (zu l. atta). deutsch iz Attitüde AttitüdeSfSubstantiv Femininum "Haltung", besonders "affektierte Haltung, Einstellung" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. attitude f., das seinerseits aus it. attitudine entlehnt ist. Dessen weitere Herkunft ist mehrdeutig (zu l. aptus "passend" oder Actus "Bewegung" oder Kreuzung aus beiden?). Ebenso ne. attitude, nfrz. attitude, nschw. attityd, nnorw. attityde. DF 2 (21996), 492-494. französisch it Attraktion AttraktionSfSubstantiv Femininum "(Anziehungskraft), zugkräftige Darbietung (im Zirkus)" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (16. Jh., Bedeutung 19. Jh.)Entlehnung. Zunächst fachsprachlich (als "Anziehungskraft") entlehnt aus l. attractio, einem Nomen actionis zu l. attrahere "anziehen", aus l. trahere (tractum) "ziehen" und l. ad- "hin, zu". Dann im 19. Jh. die heute übliche Bedeutung unter Einfluß von ne. attraction, dieses aus frz. attraction "Anziehung", zu derselben Grundlage. Verb: attrahieren; Adjektiv: attraktiv mit Abstraktum Attraktivität. Ebenso nndl. attractie, ne. attraction, nfrz. attraction, nschw. attraktion, nnorw. attraksjon. Zur Sippe des zugrundeliegenden l. trahere s. abstrakt. DF 2 (21996), 494-499; Weimann, K.-H. DWEB 2 (1963), 387f.; Rey-Debove/Gagnon (1988), 28f.; Carstensen 1 (1993), 59. lateinisch l Attrappe AttrappeSfSubstantiv Femininum "Nachbildung" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. attrape "täuschender Gegenstand, Scherzartikel", einer Ableitung von frz. attraper "fangen, fassen, erwischen". Ursprünglich also ein Gegenstand, mit dem man durch Täuschung ein Tier oder einen Menschen fangen will. Ebenso nfrz. attrape, nschw. attrapp, nnorw. attrapp. Das französische Wort ist abgeleitet von frz. trappe "Schlinge, Falle", das auf ein awfrk. *trappa "Falle" zurückgeht; Trapper. DF 2 (21996), 499-502; Jones (1976), 120. französisch frz Attribut AttributSnSubstantiv Neutrum "Beifügung, Eigenschaft" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh., Form 18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. attribUtum, dem substantivierten PPP. von l. attribuere "zuweisen, beifügen", zu l. tribuere (tribUtum) "zuteilen" und l. ad- "hin, zu"; zunächst in lateinischer Form, dann eingedeutscht. Verb: attribuieren; Adjektiv: attributiv. Ebenso nndl. attribuut, ne. attribute, nfrz. attribut, nschw. attribut, nnorw. attributt. Zur Sippe der zugrundeliegenden l. tribus "Bezirk" und l. tribuere "teilen" s. Tribut. Ersatzwort für den grammatischen Terminus ist Beifügung. DF 2 (21996), 502-506; HWPh 1 (1971), 612-614. lateinisch l Atzel AtzelSfSubstantiv Femininum "Elster" per.peripherer Wortschatz wmd. (14. Jh.)Stammwort. Diminutiv zu der auf ahd. agaza, agastra zurückgehenden Form. Elster. deutsch gw atzen atzenVswschwaches Verb "füttern (der Jungvögel durch ihre Eltern)" erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (11. Jh.), mhd. atzen, ahd. (alem.) Azzen "füttern, jmd. speisen", das aber auch mit anderer Lautung bezeugt ist, so daß die Vorform nicht sicher von äsen abgetrennt werden kann Stammwort. Vermutlich ebenfalls von Aas "Speise" abgeleitet. Abstraktum: Atzung. deutsch essen ätzen ätzenVswschwaches Verb "eine Oberfläche mit Säure behandeln" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (9. Jh.), mhd. etzen, ahd. ez(z)en Stammwort. Aus g. *at-eja- "essen machen, beißen lassen", formal gleich auch in gt. fra-atjan "zum Essen austeilen", anord. etja "hetzen, anspornen, reizen, füttern", ae. ettan "abweiden", afr. etta "weiden"; Kausativ zu essen (mit zu erschließender Grundbedeutung "beißen", also zu vergleichen mit beizen). In der Bedeutung "füttern" berührt sich das Wort im Deutschen mit anderen Bildungen (äsen, atzen); es bleibt in der Bedeutung "beißen, ätzen", die im 15. Jh. zu dem Fachwort für das Behandeln von Metall mit Säure wird. gemeingermanisch s. essen au auInterjInterjektion (des Schmerzes)std.Standardwortschatz (11. Jh.), mhd. ou, ouwE, ahd. au Stammwort. Ahd. au neben mhd. o wE. Naturlaut wie l. ai u.a. o, oh. Lloyd/Springer 1 (1988), 393-395. deutsch iwo Au Au(auch Aue) SfSubstantiv Femininum "Flußlandschaft, Flußinsel" erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (10. Jh.), mhd. ouwe, ahd. ouwa "Land am Wasser, Insel" Stammwort. Aus g. *agwijO f. "die zum Wasser gehörige", auch in anord. ey "Insel", ae. Ig "Insel"; Zugehörigkeitsbildung zu g. *ahwO f. "Fluß, Wasser" in gt. aha "Fluß", anord. ó, á "Fluß", ae. Ea, afr. A, E "Wasser, Fluß", as. aha, ahd. aha "Wasser, Flut, Fluß", nhd. Ach(e) besonders in Namen, aus ig. (weur.) *akwA f. (? *ekwA) "Wasser", auch in l. aqua f. "Wasser, Fluß". Sowohl Ach(e) wie Au sind im Deutschen und außerhalb häufig in Gewässer- und Flurnamen (und Namen von gewässernahen Landstücken); als Appellativ ist Ach(e) heute weitgehend ausgestorben, Au(e) ist auf die gehobene, dichterische Sprache beschränkt. Ebenso nndl. landouw "Gefilde", ne. island, nschw. ö, nisl. ey(ja) "Insel"; Ach(e), Eiland. Darms (1978), 25; Lloyd/Springer 1 (1988), 99-103 (zu -ach); Gobber (1995), 131f. west- und nordgermanisch iw Aubergine AubergineSfSubstantiv Femininum (Frucht eines Nachtschattengewächses in Südostasien; Eierfrucht; auch als Farbwort für "rötlich-violett") per.peripherer Wortschatz exot.Exotismus (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. aubergine, dieses aus kat. albergínia, aus arab. al-bAdinGAn, aus pers. bAdingAn, bAdinGAn u.ä. mit Dissimilierung von d-n zu r-n. Ebenso nndl. aubergine, ne. aubergine, nfrz. aubergine, nschw. aubergine, nnorw. aubergine. Turner, R. L.: A Comparative Dictionary of the Indo-Aryan Languages (London 1966), Nr. 9369 und 11503 (zur Verbreitung des nicht-etymologisierbaren Wortes in den indo-arischen Sprachen); Tazi (1998), 193. arab < pers auch auchPtklPartikel std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. ouch, ahd. ouh, as. Ok Stammwort. Geht zurück auf g. *auke "auch" in gt. auk, anord. auk, ae. Eac, afr. Ak; mit abweichender Bedeutung gt. auk "denn", ahd. ouh "aber". Es kommen zwei Etymologien in Frage; unter Umständen sind - erkennbar an den verschiedenen Bedeutungen - zwei Partikeln lautlich zusammengefallen, nämlich ein Imperativ g. *auke "füge hinzu" zu dem starken Verb g. *auk-a- "hinzufügen" (gt. aukan, anord. auka, ae. Eacen Adj.(PPrät.), afr. Aka, as. Okan Adj.(PPrät.), ahd. ouhhan), das auf ig. *aug- "vermehren" (l. augEre usw.) zurückgeht; und eine ig. Partikel *au, etwa in gr. au "wieder, hingegen" mit enklitischem -ge. Zugunsten der ersten Etymologie spricht das durchsichtige ae. Tär-tO-Eacen "außerdem", eigentlich "dazugefügt". Auktion, noch2, wachsen. Seebold (1970), 84f. gemeingermanisch iz Audienz AudienzSfSubstantiv Femininum "Empfang bei einem Höhergestellten" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. audientia "Gehör, Aufmerksamkeit", einem Abstraktum zu l. audIre "hören". Die Bedeutung entwickelt sich an den Fürstenhöfen in Formeln wie Audienz geben oder um eine Audienz bitten von "Gehör" zur "Zeremonie, bei der einem Gehör geschenkt wird". Ebenso nndl. audientie, ne. audience, nfrz. audience, nschw. audiens, nnorw. audiens. S. audio-, Auditorium und aus dem Griechischen Ästhetik. DF 2 (21996), 506-508; Jones (1976), 120f. lateinisch l audio- audio-LAffLehnaffixoid "Hören" erw.erweiterter Standardwortschatz bildg.bildungssprachlich (-) Beschreibung von Affixen. Moderne, im Lateinischen selbst nicht auftretende Kompositionsform für "Hören, akustische Wahrnehmung", die aus dem Verb l. audIre "hören" und seinen Ableitungen herausgesponnen ist. In neoklassischen Bildungen wie audiovisuell, Audiometer usw. S. Audienz, Auditorium und aus dem Griechischen Ästhetik. Cottez (1980), 42; DF 2 (21996), 508-515. lateinisch l Auditorium AuditoriumSnSubstantiv Neutrum "Hörerschaft, Hörsaal" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. audItOrium "Hörsaal", zu l. audItor m. "Hörer", zu l. audIre "hören". Während das Wort in der Grundbedeutung ein heute nicht mehr übliches akademisches Fachwort ist, ist die Verschiebung zu "Publikum eines Vortrags oder einer sonstigen Veranstaltung" verallgemeinert und noch üblich. Ebenso nfrz. auditoire, nndl. auditorium, nschw. auditorium, nnorw. auditorium. S. audio-, Audienz und aus dem Griechischen Ästhetik. DF 2 (21996), 515-519; LM 1 (1980), 1196; Jones (1976), 121 (zu Auditeur). lateinisch l Aue AueSf Au. Auerhahn AuerhahnSmSubstantiv Maskulinum "Männchen des größten Wildhuhns" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (10. Jh.), mhd. Urhan, ahd. Urhano Stammwort. Aus vd. *Ura-hanOn m. "Auerhahn"; das Vorderglied auch als ahd. orre-huon "Auerhenne", fnhd. orrehan, das mit anord. orri "Birkhuhn" vergleichbar ist. Vermutet wird eine Herkunft aus einer Bedeutung "männlich": Die indogermanischen Sprachen haben zwei parallele Wörter für das Männchen von Tieren, einmal *wrs(en)- in ai. vrSán- "Männchen, Hengst", ai. vrSabhá- "Stier", l. verrEs "Eber", lit. versis "(Stier)Kalb"; andererseits *rS- in ai. rSabhá- "Stier", gr. ársEn "männlich". Beide stehen neben Wörtern für "regnen" (und andere Niederschläge) und beruhen wohl auf einer alten metaphorischen Benennung des Geschlechtsverkehrs als "beregnen"; die Bedeutung "männlich" also aus "besamend". Die beiden Sippen sind entweder parallel oder durch unregelmäßige Abwandlung auseinander entstanden. Aus *rs-(o-) (g. *urz[a-]) läßt sich ohne weiteres anord. orri, fnhd. orrehan herleiten Die übrigen Wörter (Auer-) gehen auf g. *Ura- zurück, das in der Bedeutung "regnen" (anord. úr "feiner Regen") nur mit lateinischen Wörtern vergleichbar ist (l. UrInAre "harnen"). In beiden Sprachen kann diese Lautform auf *uwrs-, einer Variante zu dem oben angeführten *wrs- mit der Entwicklung von rs zu rz, dann zu rr mit anschließender Vereinfachung (lateinisch vor dem Akzent, germanisch nach Langvokal) zurückgehen, so daß der Anschluß an die verbreitete indogermanische Sippe gewonnen wird. Lautlich ist die Herleitung also plausibel, doch ist es vom semantischen Standpunkt aus auffällig, daß hier (und nur hier) ein Vogel nur als Männchen bezeichnet wird. Immerhin ist das Balzverhalten des Auerhahns so auffällig, daß eine solche Bezeichnung denkbar wäre. Die entsprechenden Bezeichnungen für die (unscheinbaren) weiblichen Tiere müßten parallel zu Hahn - Henne - Huhn erklärt werden, wo das Benennungsmotiv nur für das männliche Tier gilt, die weiblichen Tiere als ihm zugehörig benannt werden. Auerochse. Suolahti (1909), 248-251; RGA 1 (1973), 476. west- und nordgermanisch iz Auerochse AuerochseSmSubstantiv Maskulinum "Wildrind" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (10. Jh.), mhd. Ur(e), Urochse, ahd. Uro, Urohso Stammwort. Aus g. *UrOn m. "Ur, Auerochse", das in der Variante g. *Ura- auch in ae. Ur, anord. úrr (und vielleicht in der Verdeutlichung Auerochse) auftritt. Das Wort ist auch Bezeichnung der u-Rune. L. Urus und gr. ouros gelten als Lehnwörter aus dem Germanischen. Da hier deutlich das männliche Tier bezeichnet wird, ist die unter Auerhahn dargestellte Herkunft als Wort für "Männchen" plausibel, es wird aber auch Entlehnung aus einer unbekannten Sprache erwogen. Die alte Lautform ist als Ur wiederbelebt worden. Ebenso nndl. oeros; Auerhahn, Ochse, Ur. RGA 1 (1973), 476-479; LM 1 (1980), 1199. west- und nordgermanisch gwn auf aufAdv/Präp std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. Uf, ahd. Uf, as. up Stammwort. Aus g. *up(a) "auf", auch in anord. upp, ae. up, afr. up neben gt. iup (aus *eupa?). Semantisch vergleichbar ist ig. *upo mit ähnlichen lokalen Bedeutungen in ai. úpa und mit s-Anlaut (und gr. s > h) gr. hYpo, hypó und l. sub; vgl. auch heth. upzi "(die Sonne) geht auf". Der Konsonantismus ist unklar: die germanischen Formen müßten entweder von einer Variante mit ig. b ausgehen oder durch Gemination o.ä. die germanische Lautverschiebung vermieden haben. Das germanische Wort zeigt später im Süden Vokaldehnung, im Norden Geminate des Konsonanten. Nach Sommer Lautgebärde *up für eine schnelle, kräftige Bewegung von unten nach oben; iup mit "Artikulationsanlauf". Eine solche Annahme könnte das Ausbleiben der Lautverschiebung rechtfertigen. Normale Reflexe von ig. -p- in oben und über. Ebenso nndl. op, ne. up, nschw. upp, nisl. upp. S. mit g. -p- äufnen, offen und Make-up; mit g. -f-/-b- oben, ob2, über; zu außergermanischen Sprachen s. sub- und hypo-. Frings, Th., Müller, G. FS Sehrt (1968), 83-89; Henzen (1969), 218-240, 274-278; Sommer (1977), 6-11; Mitzka, W. ZDA 93 (1964), 293 (zum Lautlichen); Mitzka, W. NJ 93 (1970), 80-82, Wortbildung 1 (1973), 145f. und die dort angegebenen Stellen. indogermanisch iz aufbäumen aufbäumenVsw bäumen. aufbauschen aufbauschenVsw Bausch. aufbegehren aufbegehrenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz stil.stilistisch (16. Jh., Standard 19. Jh.)Stammwort. Ein ursprünglich schweizerisches Wort (gebildet wie auffordern), das im 19. Jh. in den Standard aufgenommen wird. begehren. deutsch s. begehren aufbrechen aufbrechenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (13. Jh.)Stammwort. Partikelverb zu brechen, das früh übertragen wird auf andere inchoative Tätigkeiten, besonders den Beginn einer Reise oder eines Weges. deutsch s. brechen aufdonnern aufdonnernVsw aufgedonnert. aufdrieseln aufdrieselnVsw aufdröseln. aufdröseln aufdröseln(auch aufdrieseln, auftröseln) Vswschwaches Verb "aufdrehen, entwirren" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (18. Jh.), ndd. triseln "drehen" Stammwort. Vgl. ndd. trisel "Kreisel" zu einem md. triseln. Weiteres unter triezen, aber sonst ist die Herkunft unklar. Das Wort ist durch Goethe verbreitet worden. deutsch d Aufenthalt AufenthaltSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (15. Jh.), fnhd. Ufenthalt Stammwort. Verdeutlichung von gleichbedeutendem enthalt "Unterhalt, Aufenthalt" zu enthalten "stillhalten, zurückhalten, sich aufhalten". deutsch s. halten auffallen auffallenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (18. Jh.)Stammwort. Wenn etwas auffällt ("aufschlägt"), dann erregt es Aufsehen; hieraus die Bedeutungsentwicklung durch Verschiebung des Betrachter-Gesichtspunkts. Hierzu die Adjektive auffallend und auffällig. deutsch s. fallen aufführen aufführenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (13. Jh.), mhd. ufvüeren "hinaufführen", dann auch "aufrichten" Stammwort. Die heutige Bedeutung wohl aus "auf ein Podium führen". deutsch s. führen aufgabeln aufgabelnVswschwaches Verb std.Standardwortschatz stil.stilistisch (17. Jh.)Stammwort. Zunächst "auf die Gabel spießen", dann "entdecken, finden". Der Bedeutungsübergang geht darauf zurück, daß man beim Hineinstechen in einen Laubhaufen o.ä. mit einer Gabel gelegentlich etwas aufspießt, von dem man nicht wußte, daß es da war. deutsch s. Gabel aufgeben aufgebenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (13. Jh.), mhd. Ufgeben Stammwort. Die durchsichtige Bedeutung "übergeben" ist spezialisiert in dem Abstraktum (Haus-)Aufgabe, das Verbum selbst mit seinen Ableitungen in der Bedeutung "aufhören, verzichten". auf, geben. deutsch s. geben Aufgebot AufgebotSnSubstantiv Neutrum "öffentliche Bekanntmachung einer Eheschließung" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Stammwort. Zunächst eine aufgebotene Mannschaft, zu aufgebieten, aufbieten. Dann "Aufforderung zur Anmeldung von Ansprüchen" und schließlich "Bekanntgabe einer beabsichtigten Eheschließung" (d.h. "Aufforderung zur Anmeldung irgendwelcher Ehehindernisse"). LM 1 (1980), 1203-1205. deutsch s. bieten aufgedonnert aufgedonnertAdjPPPartizip "protzig gekleidet" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (19. Jh.)Stammwort. Zu sich aufdonnern, das heute als Finitum nicht mehr üblich ist. Man vermutet eine (scherzhafte) Bildung zu it. donna "Dame", doch kann dies allenfalls im Rahmen eines Wortspiels mitgewirkt haben. Zu Donner etwa im Sinn von "Theaterdonner", d.h. etwas, das im Augenblick starken Eindruck macht, aber letztlich ohne Auswirkungen bleibt. Röhrich 1 (1991), 19. deutsch s. Donner aufgedunsen aufgedunsenAdjPPPartizip std.Standardwortschatz (14. Jh.)Stammwort. Zu einem nicht mehr gebräuchlichen starken Verb aufdinsen "ausdehnen". Dieses zu mhd. dinsen, ahd. thinsan, as. thinsan "ziehen" aus g. *Tens-a Vst. "ziehen", auch in gt. atTinsan "heranziehen". Dieses aus ig. *tens- "ziehen, spannen" in ai. tamsayati "zieht hin und her, schafft herbei", lit. testi "durch Ziehen dehnen, spannen". Eine einfachere Wurzelform ist ig. *ten- (dehnen). Gedöns. Seebold (1970), 514f. deutsch s. dehnen aufgekratzt aufgekratztAdjPPPartizip "ausgelassen" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (16. Jh., Form und Bedeutung 18. Jh.)Stammwort. Ursprünglich Partizip zu aufkratzen "durch Kratzen aufbereiten, neu herrichten" (Stoffe, Kleider, Hüte usw.). Das Aufkratzen von Wolle und Tuch mit Disteln u.ä. ist zunächst ein Teil des Herstellungsvorgangs, wird dann aber auch zum Zweck des Erneuerns durchgeführt. Dann übertragen, etwa im Sinn von "aufpolieren", etwa ein schlechtes (Theater-)Stück aufkratzen, aufgekratzt von "übertrieben gekleidet" usw. Schließlich übertragen auf die Stimmung. auf, kratzen. deutsch s. kratzen aufgelegt aufgelegtAdjPPPartizip std.Standardwortschatz (18. Jh.)Stammwort. Die Bedeutung entspricht frz. disposé, zu dem es vielleicht eine Lehnbedeutung ist. deutsch s. liegen aufgeräumt aufgeräumtAdjPPPartizip "gut aufgelegt" std.Standardwortschatz (16. Jh., Bedeutung 17. Jh.)Stammwort. Partizip zu aufräumen "(ein Zimmer) in Ordnung bringen". Wie bei herausgeputzt ist der Ausdruck für das Sauber-Machen gleichzeitig ein Ausdruck für das Schmücken, vor allem von Personen gesagt. Schon früh übertragen verwendet für "gut aufgelegt". deutsch s. Raum Aufhebens machen Aufhebens machenVswschwaches Verb "reißerisch in den Vordergrund stellen" std.Standardwortschatz stil. phras.Phraseologismus(16. Jh., Bedeutung 17. Jh.)Stammwort. Ursprünglich Ausdruck der Fechtersprache für das zeremonielle Aufheben oder Aufgehebe der Waffen am Anfang des Kampfes (Praeludium); dann teilweise übertragen auf "Anfang", teilweise auf "protziges Gehabe". Das -s ist ursprünglich ein Genetiv. Röhrich 1 (1991), 19. deutsch s. heben aufhören aufhörenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (13. Jh.), mhd. Ufhören; in gleicher Bedeutung auch einfaches mhd. hören Stammwort. Wenn jemand auf etwas sein Augenmerk richtet, dann läßt er zugleich von seiner Tätigkeit ab; das Ablassen ist deshalb ein anderer Aspekt des Aufmerkens; daher die Übertragung. Dem entsprechend ist die absolute Konstruktion und Bedeutung wesentlich früher bezeugt als die transitive (in der Regel mit Präposition mit). deutsch s. hören aufklären aufklärenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (17. Jh.), mndd. upklAren "klar werden, aufhellen" Hybridbildung. Als Wetter-Ausdruck der Seemannssprache wird im 16. Jh. aufklaren in die Hochsprache übernommen; im 17. Jh. stärker der hochdeutschen Wortbildung (und auch dem kausativen Gebrauch "klar machen") angepaßt als aufklären. Heute wird das Verb intransitiv und reflexiv verwendet als Wetterausdruck und in deutlich übertragenem Sinn (sein Gesicht klärt sich auf); transitiv hat es eine wesentliche Rolle gespielt im Sinn von "erklären", dann als Zentralbegriff der Aufklärung (18. Jh.) und neuerdings (20. Jh.) im Sinne von "das Geschlechtsleben darstellen". Nomen agentis: Aufklärer. Ebenso nndl. opklaren, ne. clear up, nschw. klarna (upp), nnorw. oppklare; klar. HWPh 1 (1971), 620-635; Grundbegriffe 1 (1972), 243-342; Bahner, W. in M. Buhr, W. Förster (Hrsg.): Aufklärung - Gesellschaft - Kritik (Berlin 1985), 11-48. deutsch s. klar aufkrempeln aufkrempelnVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (19. Jh.)Stammwort. Eigentlich "die Krempe umschlagen", zunächst vorwiegend von Hüten gesagt, aber auch allgemein (Hemdsärmel usw.). deutsch s. Krempe Auflauf AuflaufSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (13. Jh.), mhd. Uflouf zu mhd. Ufloufen in der Bedeutung "aufgehen, anschwellen" Stammwort. Zunächst als "Volksauflauf". Als Bezeichnung für ein Soufflee seit dem 19. Jh. deutsch s. laufen auflehnen auflehnenVsw, auch Vswreflreflexives Verb std.Standardwortschatz (13. Jh.), mhd. Ufleinen Stammwort. Entwickelt aus "sich aufrichten" die heutige Bedeutung. Zur Form s. lehnen1. deutsch s. lehnen1 aufmöbeln aufmöbelnVswschwaches Verb std.Standardwortschatz stil.stilistisch (19. Jh.)Hybridbildung. Frz. meubler "einrichten" wird zunächst entlehnt als möbeln, wozu aufmöbeln "neu oder besser einrichten", das dann übertragen gebraucht wird. Eine mögliche Bedeutung "alte Möbel auffrischen" ist nicht ausgeschlossen. deutsch s. Möbel aufmüpfig aufmüpfigAdjAdjektiv "aufsässig" erw.erweiterter Standardwortschatz obd. (20. Jh.)Stammwort. Übernommen aus dem Schweizerdeutschen. Oberdeutsche Form von muffig (muffeln2). deutsch d äufnen äufnenVswschwaches Verb "(Kapital) ansammeln" per.peripherer Wortschatz schwz. (16. Jh.), wie mhd. Uf(f)en "erhöhen, ansammeln", fnhd. aufen Stammwort. Ableitung zu auf und wohl sekundäre Variante von aufen. In frühneuhochdeutscher Zeit weiter verbreitet (wobd., wmd.). deutsch s. auf aufoktroyieren aufoktroyierenVswschwaches Verb "aufzwingen" per.peripherer Wortschatz fremd.Erkennbar fremd (17. Jh., Form und Bedeutung 19. Jh.)Hybridbildung. Als oktroyieren "bewilligen, gewähren" entlehnt aus frz. octroyer gleicher Bedeutung (dieses mit Neu-Anschluß an die lateinische Grundlage aus afrz. otroier, dieses aus früh-rom. *auctorizare, Erweiterung aus l. auctOrAre "bestätigen, sich verbürgen" zu l. auctor "Urheber, Gewährsmann"). Die - nur deutsche - spätere Bedeutungsveränderung beruht auf dem Streit um die preußische Verfassung von 1848, die vom König oktroyiert, also "erlassen" wurde. Dies wurde von den Demokraten, die in der oktroyierten Verfassung eine aufgezwungene Verfassung sahen, nicht gebilligt. Diesen Sinn hat das Wort (verstärkt durch auf-) bis heute. Ebenso nndl. octrooi, ne. octroi, nschw. oktroj, nnorw. oktroa. Zur Sippe des zugrundeliegenden l. augEre "vermehren" s. Auktion. deutsch frz(oktroyieren) aufpäppeln aufpäppelnVsw päppeln. aufpassen aufpassenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (16. Jh., Form 17. Jh.)Hybridbildung. Als passen auf etwas entlehnt aus mndl. passen op oder mndd. passen up, dann ohne Objekt, parallel zu ndl. oppassen nhd. aufpassen. Das niederländisch/niederdeutsche Wort ist zwar aus dem Französischen entlehnt (passen), hat aber die Bedeutung "achten auf" ohne das Vorbild entwickelt (offenbar "vorübergehen lassen" > "warten" > "lauern auf"). Die Bedeutung "auf etwas lauern" ist beim Simplex im Deutschen nur regional. Ebenso nndl. oppassen, nschw. passe po, nnorw. passe po. deutsch frz(passen) Aufruhr AufruhrSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (14. Jh., Standard 15. Jh.)Stammwort. Eine im Niederdeutschen beginnende Verstärkung von Ruhr im Sinne von "heftige Erregung" (zu rühren). Zunächst Femininum wie das Grundwort, dann seit dem 16. Jh. Übergang zum Maskulinum (in Analogie zu Aufstand?). Täterbezeichnung: Aufrührer; Adjektiv: aufrührerisch. Ebenso nndl. oproer, ne. uproar; Ruhr, rühren. Bäumer, M. L. MDU 74 (1982), 463-472; LM 1 (1980), 1206f. deutsch s. Ruhr aufsässig aufsässigAdjAdjektiv "widerspenstig" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (16. Jh.)Stammwort. Das Problem mit den Formen auf -sässig besteht darin, daß es sich offenbar um eine alte Formation (ursprünglich -säße) handelt, die aber erst (nach-)mittelhochdeutsch bezeugt ist. Sehr wahrscheinlich sind es regionale Formen, die in früher Zeit nicht erkennbar literarisch geworden sind und sich dann später auf nicht mehr erschließbare Weise ausgebreitet haben. Im vorliegenden Sinn älter und weiter verbreitet ist fnhd. aufsätzig (15. Jh.), das deutlich zu fnhd. aufsaz, mhd. Ufsaz "böse Absichten, Widersetzlichkeit" gehört. Dieses zu mhd. Ufsetzen, am ehesten in der (schlecht und spät bezeugten) Bedeutung "widersetzlich sein" (deutlicher die Hörner aufsetzen, den Kopf aufsetzen). Dazu auch aufsässig, vielleicht nach dem Muster mhd. widersaz - widersäze(c) gebildet. Zugrunde liegt ein altes Adjektiv der Möglichkeit (*sätja-) zu sitzen. sitzen, ansässig. Heidermanns (1993), 479f. deutsch s. sitzen aufschneiden aufschneidenVststarkes Verb "prahlen" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (16. Jh., Bedeutung 17. Jh.)Stammwort. Es bedeutet in alter Zeit "(am Tisch) vorlegen", also "Fleisch usw. aufschneiden". Im 17. Jh. ähnlich wie auftischen übertragen zu "(Unglaubliches) erzählen", mit dem großen Messer aufschneiden "große Reden führen, unglaubliche Geschichten erzählen"; als die Bedeutung "vorlegen" unüblich wird, wird die nähere Bestimmung bei "prahlen" weggelassen. Nomen agentis: Aufschneider. Röhrich 1 (1991), 110f. deutsch s. schneiden aufschwemmen aufschwemmenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz phras.Phraseologismus (16. Jh.)Stammwort. Meist in festen Wendungen wie aufgeschwemmtes Gesicht ("aufgedunsen"). Zu mhd. swemmen "aufgehen lassen" (etwa Teig mit Hefe); ausgehend von "mit Wasser vollsaugen lassen". In dieser Bedeutung kann es sich um eine Ableitung zu Schwamm handeln als "aufgehen wie ein Schwamm", aber zumindest beeinflußt von schwemmen, überschwemmen usw., die als Kausative zu schwimmen gehören. deutsch s. schwimmen Auftrag AuftragSmSubstantiv Maskulinum "Weisung, Bestellung" std.Standardwortschatz (17. Jh.)Stammwort. Zu auftragen "übertragen, übergeben", dann "Weisung erteilen, befehlen". Das Verbum ist heute weithin ersetzt durch beauftragen. tragen. deutsch s. tragen auftröseln auftröselnVsw aufdröseln. aufwarten aufwartenVswschwaches Verb "bedienen" erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (15. Jh.)Stammwort. Eigentlich "auf jmd. achten, für jmd. sorgen". Zu warten in der Bedeutung "achtgeben" (wie etwa in nhd. Warte). deutsch s. warten aufwiegeln aufwiegelnVswschwaches Verb "aufreizen" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (15. Jh.)Stammwort. Ursprünglich nur schweizerisch belegte Iterativbildung zu bewegen2, also ursprünglich: "in vielen kleinen Schritten bewegen". Bei der Übernahme in die Standardsprache vielfach als (fnhd.) aufwickeln umgesetzt. Im 19. Jh. kommt als Gegensatzbildung abwiegeln auf. Nomen agentis: Aufwiegler. deutsch s. Wiege aufziehen aufziehenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (11. Jh.)Stammwort. Bei Uhren deshalb, weil die antreibenden Gewichte der alten Turmuhren in die Höhe gezogen wurden. In der Bedeutung "verspotten" ein Ausdruck der Folter: das Opfer wurde mit beschwerten Füßen hochgewunden - deshalb eigentlich "jmd. quälen", dann abgeschwächt "verspotten" (vgl. triezen). Im 20. Jh. eine Veranstaltung aufziehen, etwa im Sinne von "wie ein Uhrwerk ablaufen lassen". deutsch s. ziehen Augapfel AugapfelSm Apfel. Auge AugeSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. ouge, ahd. ouga, as. Oga Stammwort. Aus g. *augOn n. "Auge", auch in gt. augo, anord. auga, ae. Eage, afr. Age, aus ig. *okw- "Auge" in ai. ákSi-, gr. ósse (Dual), l. oculus m., akslav. oko, lit. akìs f. Vielleicht zu einer Verbalwurzel mit der Bedeutung "sehen". Der Diphthong im Germanischen beruht auf einem (wohl unregelmäßigen) Umsprung des u/w (Bestandteil des Labiovelars kw) wie bei Haupt. Verb: äugen. Ebenso nndl. oog, ne. eye, nschw. öga, nisl. auga; liebäugeln. Röhrich 1 (1991), 112-118; Specht, F. ZVS 62 (1935), 211 (zur Lautform). indogermanisch iz Augentrost AugentrostSmSubstantiv Maskulinum "Euphrasia (ein Halbschmarotzer)" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.), spmhd. ougentrOst, mndd. OgentrOst Stammwort. Heißt so, weil die Pflanze als Augenheilmittel verwendet wurde. Nicht auszuschließen ist allerdings, daß der Name einfach "ein Trost für die Augen, hübsch anzusehen" bedeutet, und daß die Annahme der Heilkraft aus dem Namen herausgesponnen ist. Ähnliches gilt, falls unter den Augen die gelben Flecke auf den Blütenblättern zu verstehen sind. Übernommen in nndl. ogentroost, nschw. ögontröst. Marzell 2 (1972), 389-392. deutsch s. Auge, s. Trost Augiasstall AugiasstallSmSubstantiv Maskulinum "Ort mit großer Unordnung, üble Verhältnisse" erw.erweiterter Standardwortschatz bildg.bildungssprachlich (18. Jh.)Onomastische Bildung. Übernommen aus dem Griechischen (gr. Augeíos boustasía über l. cloacae Augeae), wo es auf eine altgriechische Sage um Herkules zurückgeht, der die Aufgabe hatte, den seit 30 Jahren nicht mehr ausgemisteten Stall des Königs Augeías zu säubern. Schon in antiker Zeit als Bild verwendet, um gehäufte Mißstände zu bezeichnen. Ebenso nndl. Augiasstal, ne. Augean stables, nfrz. écuries d'Augias, nschw. augiasstall, nnorw. augiasstall. Röhrich 1 (1991), 118, 2 (21996), 519-521. deutsch Name, s. Stall Augstein AugsteinSm Bernstein. August AugustSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. ougest, ahd. augusto, mndd. owest, au(g)st, mndl. oust Entlehnung. Entlehnt aus l. (mEnsis) Augustus. Von den Römern so benannt zu Ehren des Kaisers Octavian, der den Namen Augustus (eigentlich "der Erhabene") als Beinamen trug (to-Bildung zu einem s-Stamm). Entlehnung und Verbreitung der lateinischen Bezeichnung erfolgte in juristischen Texten. Die assimilierte Lautform wurde im 18. Jh. wieder an das Lateinische angepaßt. Ebenso ne. august, nfrz. août, nschw. augusti, nisl. ágúst. Zur Sippe von l. augEre "vermehren" s. Auktion. DF 1 (1913), 62. lateinisch l Auktion AuktionSfSubstantiv Femininum "Versteigerung" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. auctio (-Onis), einem Nomen actionis zu l. augEre (auctum) "vermehren, steigern". Die technische Bedeutung erst beim Substantiv. Ebenso nndl. auctie, ne. auction, nschw. auktion, nnorw. auksjon. Zu l. augEre "vermehren" gehören Auktion als Abstraktum und August als adjektivische to-Weiterbildung zu einem s-Stamm. Die übrigen Verwandten gehen auf das Nomen agentis auctor zurück: Autor und autorisieren; über das Französische aufoktroyieren, semantisch weiterentwickelt Autorität und dazu das Adjektiv autoritär; zur germanischen Verwandtschaft s. auch und wachsen. Ersatzwort ist Versteigerung. DF 2 (21996), 521-523. lateinisch l Aula AulaSfSubstantiv Femininum "Festsaal"per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. aula "Atrium, Halle", dieses aus gr. aule "Hof, Halle". Entlehnt zur Bezeichnung der Festsäle von Gymnasien und Universitäten. Ebenso nndl. aula, nschw. aula, nnorw. aula. DF 2 (21996), 523-525. lateinisch gr Aura AuraSfSubstantiv Femininum "Ausstrahlung" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh., Bedeutung 19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. aura "Lufthauch, Lichtglanz, Dunst", dieses aus gr. aúra "Luft, Hauch", in dieser Bedeutung zunächst auch deutsch. Das Wort wurde in der antiken Medizin benutzt, um die Vorahnung für einen epileptischen Anfall zu bezeichnen, dann wurde es von verschiedenen esoterischen Gruppierungen übernommen. In der Kabbala wird damit ein Dunstkreis bezeichnet, der den Menschen bis zum Jüngsten Gericht umgibt, dann die wahrnehmbare Ausstrahlung eines Menschen. Seit dem 19. Jh. in philosophische und psychologische Konzepte einbezogen. Ebenso nndl. aura, ne. aura, nfrz. aura, nschw. aura, nnorw. aura. HWPh 1 (1971), 652f.; DF 2 (21996), 525-529. lateinisch gr Aurikel AurikelSfSubstantiv Femininum "Bergschlüsselblume" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.) Neoklassische Bildung. Die Bergschlüsselblume wird wegen ihrer Form mundartlich auch Bärenöhrlein genannt. Aus dem gleichen Grund bekommt sie in der biologischen Fachsprache die Bezeichnung ml. auricula "Öhrchen", die zuvor schon für verschiedene Pflanzensorten üblich war; in der volkssprachlichen Verwendung ohne die lateinische Endung. Das Wort zu l. auris "Ohr" (Ohr). Ebenso nndl. aurikel, ne. auricula, bear's ear, nfrz. auricule, oreille d'ours, nschw. aurikel, nnorw. aurikkel. lateinisch l aus ausAdv/Präp std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. Uz, ahd. Uz, as. Ut Stammwort. Aus g. *ut(a) "aus" in gt. Ut, anord. út, ae. Ut, afr. Ut, mit Vokaldehnung zu ig. *ud- mit ähnlichen lokalen Bedeutungen, z.B. in ai. úd- "empor, hinaus". Das Wort ist Adverb; Präposition nur im Westgermanischen. Zu einer Variante (wohl aus ig. *ud-s-) er-. Ebenso nndl. uit, ne. out, nschw. ut, nisl. út; außen, außer, er-, Fallout, k.o., Layout. Henzen (1969), 133-178; Wortbildung 1 (1973), 146 und die dort angegebenen Stellen; Röhrich 1 (1991), 118f. indogermanisch iz ausbaden ausbadenVswschwaches Verb "die Folgen tragen" std.Standardwortschatz stil. phras.Phraseologismus(15. Jh., Bedeutung 17. Jh.)Stammwort. Die Wendung etwas ausbaden müssen in der heutigen Bedeutung ist erst seit dem 17. Jh. sicher bezeugt. Die Ausgangsbedeutung ist unklar. Zu bedenken ist zunächst die Parallelität von etwas ausfressen/auslöffeln müssen. So wie dort der Zusammenhang im Grunde in der Angabe von Grund und Konsequenz besteht (was man sich eingebrockt hat, muß man ausfressen), so gibt es auch bei Fischart (16. Jh.) der einmal einsteigt, der muß das Bad außbaden oder doch zahlen. Dies würde sich auf das Schema "was man begonnen hat, muß man durchführen" beziehen, und andere Merkmale (wie die Beteiligung anderer) könnten durch sekundäre Abwandlung hinzugekommen sein; ausbaden bedeutet in diesem Zusammenhang "zu Ende baden, das Bad bis zum Ende durchführen" (daß dabei zusätzlich an das Ausschütten, oder Reinigen, oder Bezahlen gedacht wurde, ist möglich, aber nicht notwendig). Älter ist neben der eigentlichen Bedeutung "zu Ende baden" das verallgemeinerte ausgebadet sein "zu Ende sein, ruiniert sein" und das transitive jemanden ausbaden "(finanziell) ausnehmen, ruinieren", das wohl wie ausziehen zu verstehen ist. Bad. Röhrich 1 (1991), 131f.; Niekerken, W. FS Pretzel (1963), 372f. (anders). deutsch s. Bad ausbaldowern ausbaldowernVsw baldowern. ausbeuten ausbeutenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (16. Jh.)Stammwort. Partikelableitung zu Beute1, zunächst im eigentlichen Sinn "Kriegsbeute machen", dann auch "die Beute verteilen"; daraus "Gewinn ziehen" und die Übertragung auf den Gewinn von Naturschätzen u.ä. Hierzu das Abstraktum Ausbeute, während Ausbeutung meist (nach dem Vorbild von frz. exploitation, ne. exploitation) festgelegt wird auf die Ausnützung von Arbeitskräften. deutsch s. Beute1 Ausbund AusbundSmSubstantiv Maskulinum "Inbegriff, Muster" std.Standardwortschatz alt. phras.Phraseologismus(15. Jh.)Stammwort. Vermutlich bezieht sich das Wort auf einen Brauch der Kaufleute, Warenproben "aus den Bünden" zu nehmen, um sie als Schauende, Schaustück o.ä. obenauf zu binden. Da hierzu die besseren Stücke genommen wurden, entwickelt Ausbund die Bedeutung "das beste von allen Stücken, etwas ungewöhnlich Gutes". Das Wort ist allerdings fast ausschließlich übertragen bezeugt, und wo es sich auf Waren bezieht, ist der Zusammenhang nicht deutlich genug, um das Benennungsmotiv erkennen zu lassen. Formal handelt es sich um ein exozentrisches Kompositum: "das, was aus dem Bund herausgenommen ist, was außerhalb liegt". Heute fast nur noch ironisch gebraucht. Röhrich 1 (1991), 119. deutsch s. binden ausfällig ausfälligAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (19. Jh.)Stammwort. Zu ausfallen (fallen) im Sinn von "einen Ausfall machen, angreifen". deutsch s. fallen ausflippen ausflippenVswschwaches Verb "durchdrehen, sich der bürgerlichen Gesellschaft entziehen, sich der Drogenszene zuwenden" erw.erweiterter Standardwortschatz grupp. (20. Jh.)Hybridbildung. In der Gegenwartssprache entlehnt aus ne. to flip out, das das gleiche bedeuten kann (eigentlich "wegschnipsen"). Ebenso nndl. flippen, ne. flip out, ndn. flippe ud, nnorw. flippe ut; Flipper. Carstensen 1 (1993), 61-63. deutsch e(flippen) Ausflucht AusfluchtSfSubstantiv Femininum (meist Substantiv Plural) std.Standardwortschatz (15. Jh.)Stammwort. Die heutige Bedeutung geht zurück auf rechtssprachliche Wendungen ("Einrede, Anrufung eines höheren Gerichts" als "Vorwand bei der Verteidigung", vgl. Ausweg, doch wird bei Ausflucht von vorneherein das Merkmal des Vortäuschens unterstellt). Zu fliehen und Flucht1. deutsch s. fliehen Ausflug AusflugSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (13. Jh.), mhd. uzvluc Stammwort. Zunächst nur vom Ausfliegen der Vögel gesagt, dann (seit Luther) übertragen auf Menschen, spezialisiert auf "Wanderung, kleinere Reise" im 17. Jh., daneben regional Ausflucht. deutsch s. fliegen ausführen ausführenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (10. Jh.), mhd. uzvüeren, ahd. uzfuoren "hinausführen" Stammwort. Dann "zu Ende führen" und damit die heutige Bedeutung. Entsprechend die Ableitung ausführlich (15. Jh.). deutsch s. führen ausgefallen ausgefallenAdjPPPartizip "ungewöhnlich" std.Standardwortschatz (20. Jh.)Stammwort. Zu ausfallen (fallen) im Sinn von "unterbleiben". deutsch s. fallen ausgefuchst ausgefuchstAdjPPPartizip std.Standardwortschatz stil.stilistisch (19. Jh.)Stammwort. Vermutlich steigernde Bildung zu eingefuchst "als Fuchs eingewiesen" (aus der Studentensprache). Zu aus- in der Bedeutung "bis zum Ende". Da das Wort ursprünglich auch eine obszöne Bedeutung haben kann (ausgefuchste Hure), ist auch ein Anschluß an regionales fuchsen "beschlafen" denkbar. deutsch d ausgekocht ausgekochtAdjPPPartizip std.Standardwortschatz stil.stilistisch (16. Jh., Bedeutung 19. Jh.)Hybridbildung. Zu auskochen "durch Kochen reinigen (z.B. Fleisch von Fett)" mit ähnlichem Bedeutungswandel wie raffiniert. Gaunersprachliches kochem "gescheit" kann mit eingewirkt haben (auskochemen "ausmachen, geheim beraten" ist bezeugt). Ebenso nndl. uitgekookt; kochen. Röll, W. AIGK VII, 5 (1986), 59f. deutsch s. kochen ausgelassen ausgelassenAdjPPPartizip "übertrieben fröhlich" std.Standardwortschatz (16. Jh.)Stammwort. Zu auslassen in der Bedeutung "freilassen, nicht zurückhalten"; zunächst allgemein als "hemmungslos, unbändig", dann zur heutigen Bedeutung spezialisiert. deutsch s. lassen ausgemergelt ausgemergeltAdjPPPartizip std.Standardwortschatz (15. Jh.)Stammwort. Partizip eines seltener belegten schwachen Verbs ausmergeln, auch abmergeln. Vermutlich wird damit ursprünglich das Verfahren bezeichnet, Äcker mit Mergel kurzfristig aufzuwerten, wodurch sie aber stärker ausgelaugt werden (vgl. die Bauernregel Mergel macht reiche Väter und arme Söhne). Das Wort wird auch (und zwar schon früher) für andere Formen des Auslaugens und Abmagerns verwendet und dabei an Mark1 im Sinne von "das Mark ausziehen" angeschlossen; bei der Verwendung zur Bezeichnung eines abgemagerten Körpers auch (in der medizinischen Fachsprache) an l. marcor "Schlaffheit", l. marcidus "welk". Einzelheiten der Entstehung und Entwicklung unklar. Mergel. Liebich, B. BGDSL 23 (1898), 223; Singer, S. ZDW 3 (1902), 223; Götze, A. ZDW 10 (1908/09), 49-56. deutsch s. Mergel ausgepicht ausgepichtAdjPPPartizip "durchtrieben" erw.erweiterter Standardwortschatz stil.stilistisch (18. Jh.)Hybridbildung. Eigentlich "mit Pech ausgeschmiert" (um dicht zu machen, von einem Faß u.ä.), dann übertragen ein ausgepichter Magen, d.h. "einer, der viel verträgt" und dann weiter verallgemeinert. deutsch s. Pech auskneifen auskneifenVswschwaches Verb "ausreißen" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (19. Jh.)Stammwort. Übernommen aus ndd. UtknIpen (auch knIpen gAn) "sich aus der Klemme (knIp) befreien, weglaufen". Später zunächst in der Studentensprache "sich heimlich davonmachen". deutsch s. kneifen Auskunft AuskunftSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (15. Jh., Bedeutung 18. Jh.)Stammwort. Zunächst in der Bedeutung "Ausweg" (zu auskommen, herauskommen) bezeugt; dann über Auskunft geben "einen Ausweg nennen" zur heutigen Bedeutung. kommen. deutsch s. kommen ausladend ausladendAdjPPPartizip "ausgebreitet (von Ästen u.a.)" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (18. Jh.)Stammwort. Ursprünglich niederdeutsch. Die Nominalableitung auslade, ausladung "vorspringender Teil eines Bauwerks" ist früher (< 16. Jh.) bezeugt. Zu Lode, also vom üppigen Wachstum junger Sprößlinge gesagt und sekundär an laden1 angeglichen. Niekerken, W. FS Pretzel (1963), 373. deutsch s. Lode, s. laden auslaugen auslaugenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (17. Jh.)Stammwort. Zunächst mit einer Lauge, später auch mit Wasser "etwas aus einer Substanz herauslösen" (Salz aus Asche, Kupfer aus gerösteten Kupfererzen). Die Substanz, der das gewünschte Material entzogen wurde, ist dann wertlos, deshalb die übertragene Bedeutung und das Partizip ausgelaugt. deutsch s. Lauge ausmarchen ausmarchenVswschwaches Verb "(Rechte) gegeneinander abgrenzen" per.peripherer Wortschatz schwz. (15. Jh., Ableitung schon früher), fnhd. ausmarken "abgrenzen" Stammwort. Zu Mark2. deutsch s. Mark1 ausmerzen ausmerzenVswschwaches Verb "die zur Zucht nicht tauglichen Schafe ausscheiden" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Nicht etymologisierbar. Das Wort wird auf März bezogen, von der Vorstellung ausgehend, daß die Schafherden im Frühjahr verkleinert werden. Falls dieser Zusammenhang sekundär ist, ist die Herkunft des Wortes unklar. Gerlach, R. Blätter für deutsche Landesgeschichte 90 (1953), 175 (zu merten "ausscheiden am Martinstag"); Neubauer, R. ZVV 13 (1903), 100-102 (als *merkezen "markieren" zu merken [bair.] Schafe merken); Röhrich 1 (1991), 120. deutsch d Auspizien AuspizienSnpl "Aussichten" erw.erweiterter Standardwortschatz bildg.bildungssprachlich (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. auspicium n. "Vogelschau" (aus *avi-spek-io-m zu l. avis "Vogel" und l. specere "sehen"; zu dessen Sippe s. inspizieren). Ebenso nndl. auspiciEn, ne. auspices, nfrz. auspices, nschw. auspicier, nnorw. auspisier. DF 2 (21996), 529-531. lateinisch l auspowern auspowernVswschwaches Verb "ausbeuten bis zur völligen Erschöpfung" erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (19. Jh.). Partikelableitung zu nhd. power "armselig, ärmlich", dieses aus frz. pauvre, aus l. pauper. Heute wird das Wort im allgemeinen auf ne. power "Kraft" bezogen (etwa als "entkräften"). Ebenso ne. impoverish, nfrz. appauvrir. deutsch frz ausrotten ausrottenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (15. Jh.)Stammwort. Früher auch ausrutten, ausreuten, ausreiten; es ist die ursprüngliche oberdeutsche Entsprechung zu dem aus dem Niederdeutschen stammenden roden. Die Bedeutung ist also "mit der Wurzel entfernen". deutsch s. roden Aussatz AussatzSmSubstantiv Maskulinum "Lepra" erw.erweiterter Standardwortschatz obs. fach.fachsprachlich(13. Jh.), mhd. Uzsaz, Uzsetze Stammwort. Rückgebildet aus mhd. Uzsetze neben der Ablautvariante ahd. UzsAz(e)o "Aussätziger" (8. Jh.), eigentlich "einer, der außen sitzt", weil die Leprakranken sich von den menschlichen Siedlungen absondern mußten. Das ältere Wort für "Aussatz" ist ahd. misalsuht "Mieselsucht" zu l. misellus "der Arme, Elende". Adjektiv: aussätzig. aus, sitzen. Osdahl-Holmberg, M. NM 26 (1970), 32-41; RGA 1 (1973), 505-508; Rauch (1995), 105f. deutsch s. sitzen ausschlagen ausschlagenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. Uzslahen, ahd. Uzslahan, as. utslahan Stammwort. Partikelverb zu schlagen mit aus. Neben der eigentlichen Bedeutung "herausschlagen" und der Übertragung "ablehnen" entwickeln sich aus einer intransitiven Bedeutung wie "sich irgendwohin richten, etwas irgendwohin kommen lassen" die Bedeutungen "(Sprossen, Knospen) hervorbringen" (übertragen von Hautkrankheiten, vgl. [Haut-]Ausschlag); "sich nach einer bestimmten Richtung bewegen (vom Zünglein an der Waage usw.)" - hierzu den Ausschlag geben. Röhrich 1 (1991), 121; Rauch (1995), 106, 152 (zu Ausschlag). deutsch s. schlagen Ausschuß AusschußSmSubstantiv Maskulinum "ausgeschiedene Teile der Produktion" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Stammwort. Zu ausschießen in der heute nur noch regional üblichen Bedeutung "ausscheiden, aussondern", die auf schießen "werfen" zurückgeht. Mit anderer Bedeutungsentwicklung aus der gleichen Grundlage die Bedeutung "Kommission". deutsch s. schießen außen außenAdvAdverb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. Uzen, ahd. Uz(z)ana, as. Utan Stammwort. Zu g. *Uta-n- "außen" in gt. Utana "von außen", anord. útan, ae. utan(e), Uton; aus der unter aus behandelten Grundlage ig. *ud- "hinaus" mit verschiedenen Suffixen für lokale Adverbien. Ebenso nschw. utan, nisl. utan. gemeingermanisch iz Außenseiter AußenseiterSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (20. Jh.)Stammwort. Lehnübersetzung zu ne. outsider ("der außerhalb Liegende"), ursprünglich als Bezeichnung eines Pferdes, das beim Rennen als chancenlos gilt. Das englische Wort wird im 19. Jh. entlehnt und dann (weitgehend) ersetzt. Stiven (1936), 82, 98; Carstensen 1 (1993), 64. deutsch s. außen, s. Seite außer außerAdv/Konj std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. Uzer, ahd. Uz(z)ar, as. -Utar Stammwort. Aus g. *Utar-, auch in anord. útar, ae. Ute, Ut(t)or, afr. Uter; aus der unter aus behandelten Grundlage ig. *ud- "heraus". Adjektiv: äußer(er), Superlativ: äußerst; hierzu: äußerlich, außerhalb. west- und nordgermanisch s. außen äußern äußernVswschwaches Verb std.Standardwortschatz stil.stilistisch (11. Jh., Form 14. Jh.)Stammwort. Zu aus und außer werden seit spätalthochdeutscher Zeit Verben gebildet; frühest-bezeugt ist ahd. UzOn "verwerfen", refl. + Gen. "verzichten auf", also im Grunde "nach außen tun". In mittelhochdeutscher Zeit Uzen, Uzenen u.ä. und daneben auch Uzern, das eher eine verdeutlichende Anpassung als eine Neubildung ist (vgl. mndd. uten, uteren, mndl. uten). Die Bedeutung dieser Verben ist zunächst ziemlich allgemein, z.T. erhalten in entäußern, veräußern. Das Simplex heute (wie nndl. uiten, ne. utter) auf "erwähnen" beschränkt. Abstraktum: Äußerung. deutsch s. außen ausstaffieren ausstaffierenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz stil.stilistisch (16. Jh.)Hybridbildung. Übernommen aus ndd. utstafferen (u.ä.), das über mndl. stoffEren auf afrz. estofer zurückgeht; dieses gehört zu dem unter Stoff behandelten Substantiv; also ursprünglich: "mit Stoff ausstatten, ausschmücken". Ebenso nndl. stofferen, nschw. utstoffera, nnorw. utstaffere; Staffage, Stoff. deutsch s. Stoff Ausstand AusstandSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (15. Jh., Bedeutung 19. Jh.)Stammwort. In älterer Zeit als Abstraktum und Konkretum von ausstehen in verschiedenen Bedeutungen bezeugt; speziell auch oberdeutsches Wort für "Fehlen beim Dienst" zu ausstehen "(beim Dienst) fehlen". Ende des 19. Jh. wird das Wort aus der Bergmannssprache aufgegriffen, um das aus ne. strike entlehnte Streik zu ersetzen; es hat sich aber nur teilweise durchgesetzt. Steinecke, V. ZSV 9 (1894), 106. deutsch s. Stand ausstatten ausstattenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz stil.stilistisch (16. Jh.)Stammwort. Zu früherem stat(t)en "zu etwas verhelfen", eigentlich "zu etwas Gelegenheit geben", zu Statt "Stelle, Gelegenheit". abstatten, erstatten. deutsch s. Statt ausstechen ausstechenVststarkes Verb "übertreffen" std.Standardwortschatz (17. Jh.), fnhd. uzstechen, as. utsteken Stammwort. Aus stechen und aus. Die übertragene Bedeutung bezieht sich wohl auf das Turnierwesen (das Stechen), bei dem der Sieger den Unterlegenen aus dem Sattel stach. Röhrich 1 (1991), 123f. deutsch s. stechen ausstehen ausstehenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (14. Jh.)Stammwort. Zunächst in verschiedenen Bedeutungen gebraucht, die heute nicht mehr üblich sind ("wegbleiben" - vgl. aber Ausstand); dann "fällig sein" und schließlich (16. Jh.) "ertragen" (vgl. durchstehen u.ä.). deutsch s. stehen Aussteuer AussteuerSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz alt.veraltet (16. Jh.)Stammwort. Rückbildung zu aussteuern "ausstatten", d.h. mit einer Steuer1, einem Zuschuß, versehen. Schmidt-Wiegand, R. in Hildebrandt/Knoop (1986), 134. deutsch d Auster AusterSfSubstantiv Femininum erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (8. Jh., Standard 16. Jh.)Entlehnung. Zuerst in ahd. aostorscala "Austernschale" bezeugt, dann aber wohl erst im 16. Jh. aus ndd. Uster richtig entlehnt, das über das Niederländische auf afrz. oistre und auf l. ostrea und l. ostreum n. zurückgeht. Dieses stammt aus gr. óstreion n. "Auster", das aus einem Stamm *ostr- "harte Schale" zu ig. *os(t)- "Knochen" (in l. os "Knochen" usw.) gebildet ist. Ebenso nndl. oester, ne. oyster, nfrz. huître, nschw. ostron, nisl. ostra. RGA 1 (1973), 509-512; Lloyd/Springer 1 (1988), 295-297. lateinisch gr austreten austretenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (15. Jh., Bedeutung 19. Jh.)Stammwort. Im intransitiven Gebrauch erhält das Verb frühneuhochdeutsch vor allem in der Heeressprache die Bedeutung "aus einer Gruppe heraus-/ hervor-/ wegtreten". Daraus übertragen im 19. Jh. "aus einem Verein usw. austreten" und "seine Notdurft verrichten" (dieses wie älteres abtreten; Abtritt). deutsch s. treten ausweiden ausweidenVswschwaches Verb "die Eingeweide herausnehmen" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Stammwort. Zu dem unter Eingeweide behandelten Wort. deutsch s. Eingeweide auswendig auswendigAdjAdjektiv std.Standardwortschatz phras.Phraseologismus (13. Jh., Bedeutung 16. Jh.)Stammwort. Zu wenden und aus zunächst in der Bedeutung "äußerlich, nach außen gewandt". Seit dem 16. Jh. in der Verbindung mit wissen, lernen (u.ä.) als "bereits beim äußeren Anblick kennen". deutsch s. wenden Autarkie AutarkieSfSubstantiv Femininum "wirtschaftliche Unabhängigkeit" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus gr. autárkeia, einer Ableitung von gr. arkein "genügen, ausreichen" und gr. auto- "selbst" (auto-), also "Selbstgenügsamkeit". Adjektiv: autark. Ebenso nndl. autarkie, ne. autarchy, nfrz. autarcie, nschw. autarki, nnorw. autarki. HWPh 1 (1971), 686-691; Grundbegriffe 1 (1972), 377-381; DF 2 (21996), 531-536. griechisch gr authentisch authentischAdjAdjektiv "maßgeblich, echt" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. authenticus, dieses aus gr. authentikós "zuverlässig, richtig", einer Ableitung von gr. authéntEs "Urheber". Ebenso nndl. authentiek, ne. authentic, nfrz. authentique, nschw. autentisk, nnorw. autentisk. Das griechische Wort besteht sicher aus gr. autós "selbst" (auto-) und einem nicht eindeutig bestimmbaren zweiten Bestandteil - er kann ein Nomen agentis auf gr. -tEs zu einer vollstufigen Bildung zu gr. hanYein "zustandebringen, vollbringen" sein, also "Selbstvollbringer". Es bedeutet aber auch "Mörder", so daß eine Einmischung einer zweiten Wurzel nicht ausgeschlossen ist. Wandruszka, M. ZfSL 66 (1956), 68-80 (= KS 77-90); DF 2 (21996), 536-542; Kretschmer, P. Glotta 3 (1912), 289-293, ebd. 4 (1913), 340; Jones, W. J. SN 51 (1979), 249; HWPh 1 (1971), 692f. lateinisch gr Auto AutoSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (20. Jh.) Kunstbildung. Kopfwort von Automobil "Kraftfahrzeug" (zuerst als Vorderglied von Komposita, seit 1913), wie das Vollwort (Automobil) nach etwas früherem französischem Vorbild (1910). Ebenso nndl. auto, ne. (amerik.) auto, nfrz. auto, nschw. bil, nisl. bíll. DF 2 (21996), 543-548. französisch l auto- auto-(Variante aut-) Präfixoid (zur Komposition von Substantiven und Adjektiven, wobei dem Grundwort die Bedeutung "selbst, aus eigener Kraft" hinzugefügt wird, z.B. Automobil "selbstbewegendes Fahrzeug", Autonomie "selbständig") erw.erweiterter Standardwortschatz bildg.bildungssprachlich (-) Beschreibung von Affixen. Vor Vokalen fällt in griechischen Wörtern das -o aus (Autarkie), ebenso vor h, das dann mit dem Auslaut des ersten Gliedes verschmilzt (authentisch - im Griechischen ist -th- ein einfacher Laut). Das Element wird in griechischen Wörtern ins Deutsche übernommen und in neoklassischen Bildungen verwendet. Seine Herkunft ist gr. autós "selbst". Autarkie, authentisch, Auto, Autodidakt, Autogramm, Automat, Autonomie. Wortbildung 3 (1978), 228; Cottez (1980), 43f.; DF 2 (21996), 548-561. griechisch gr Autodafé AutodaféSnSubstantiv Neutrum "Verbrennung von Schriften", eigentlich "feierliche Hinrichtung von Ketzern" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus port. auto da fé m., eigentlich "Akt des Glaubens" (= l. Actus fidEI m.). Zunächst Bezeichnung der öffentlichen Verkündigung eines Urteils der Inquisition; dann übertragen auf dessen Vollstreckung. Ebenso nndl. auto-da-fé, ne. auto-da-fé, nfrz. autodafé, nschw. autodafé, nnorw. autodafé. DF 2 (21996), 565-567. port Autodidakt AutodidaktSmSubstantiv Maskulinum "der sich selbst sein Wissen beigebracht hat" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh., Form 18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus gr. autodidaktós Adj., das aus gr. autós "selbst" (auto-) und gr. didaktós "gelehrt, Lehrer" zusammengesetzt ist. Dieses ist PPP. zu gr. didáskein "lehren" (didaktisch). Ebenso nndl. autodidact, ne. autodidact, nfrz. autodidacte, nschw. autodidakt, nnorw. autodidakt. DF 2 (21996), 567-569. griechisch gr autogen autogenAdjAdjektiv "eigenständig" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus gr. autogenes "von sich selbst entstanden", einem exozentrischen Adjektiv aus gr. autós "selbst" (auto-) und gr. génos "Geschlecht, Herkunft" (-gen), also "dessen Herkunft selbständig ist". Zunächst nach englischem Vorbild für technische Vorgänge (autogenes Schweißen), dann seit 1928 autogenes Training (u.a.). Für die Sippe von gr. génos "Geschlecht" s. homogen und -gen. Ebenso nndl. autogeen, ne. autogenous, nfrz. autogène, ndn. autogen, nnorw. autogen. DF 2 (21996), 569f. griechisch gr Autogramm AutogrammSnSubstantiv Neutrum "eigenhändige Unterschrift" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.) Neoklassische Bildung. Neoklassische Neubildung zu gr. autós "selbst" (auto-) und gr. grámma n. "Schriftzeichen, Schreiben". Zur Sippe des zugrundeliegenden gr. gráphein "schreiben" s. Graphik. Ebenso nndl. autogram, ne. autograph, nfrz. autographe, nschw. autograf, nnorw. autograf. DF 2 (21996), 571. deutsch gr Automat AutomatSmSubstantiv Maskulinum erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. automatus, automatos Adj. "aus eigenem Antrieb handelnd, freiwillig", n. "Maschine, die sich selbst bewegt", zu gr. autómatos "aus eigenem Antrieb, von selbst geschehend", zu gr. autós "selbst" (auto-) und dem selbständig nicht auftretenden Partizip der Wurzel ig. *men- "denken, wollen" (*mn-to-), vgl. gr. mémona "im Sinn haben, gedenken, streben", gr. ménos "Geist, Kraft, Drang". Adjektiv: automatisch; Verb: automatisieren. Ebenso nndl. automaat, ne. automat(ic machine), nfrz. automate, nschw. automat, nnorw. automat. Zur lateinischen Verwandtschaft s. mental und monieren; zur germanischen mahnen; Amnestie, Manie, Mentor. DF 2 (21996), 567-588; HWPh 1 (1971), 695-697; Diels (1920), 57-70 (zur Sachgeschichte). lateinisch gr Automobil AutomobilSnSubstantiv Neutrum erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (19. Jh.) Neoklassische Bildung. Entlehnt (ungefähr 1885) aus frz. automobile, einer neoklassischen Zusammensetzung aus gr. autós "selbst" (auto-) und l. mObilis "beweglich" (also eine Hybridbildung, wohl in Analogie zu dem früheren frz. locomobile). Frz. voiture automobile bezeichnete zunächst eine Art Straßenbahn auf Schienen, durch Preßluft betrieben (belegt seit 1875). Die Bezeichnung der Kraftfahrzeuge war zu Beginn ihrer Entwicklung noch uneinheitlich: am.-e. zunächst vor allem horseless carriage "Wagen ohne Pferde" u.a. Automobile ist dann amerikanisch geblieben, nicht aber englisch. Das deutsche Wort zunächst als Femininum entlehnt, dann zum Neutrum übergegangen und durch das Kurzwort Auto weitgehend ersetzt. Ebenso nndl. automobiel, ne. (amerik.) autombile, nfrz. automobile, nschw. (automo)bil, nisl. bíll. Zu der Sippe des zugrundeliegenden l. movEre "bewegen" s. Promotion. DF 2 (21996), 588-595; Lerch, E. SN 12 (1939/40), 210-236; Lipski, P. W. ASp 39 (1964), 176-187; Nail, N. Sprache und Literatur 52 (1983), 30-33. französisch l Autonomie AutonomieSfSubstantiv Femininum "Unabhängigkeit" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus gr. autonomía, aus gr. autónomos "unabhängig, selbständig", dieses aus gr. autós "selbst" (auto-) und gr. nómos "Gesetz", also "nach eigenem Gesetz". Adjektiv: autonom. Ebenso nndl. autonomie, ne. autonomy, nfrz. autonomie, nschw. autonom, nnorw. autonom; -nom. DF 2 (21996), 595-604; HWPh 1 (1971), 701-719; Strauß u.a. (1989), 90-93. griechisch gr Autor AutorSmSubstantiv Maskulinum "Verfasser" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. auctor (bzw. seiner Schreibvariante l. autor) "Urheber, Gründer", einem Nomen agentis zu l. augEre (auctum) "vermehren, fördern". In den Volkssprachen bald eingeengt auf "Verfasser, Schriftsteller". Ebenso nndl. auteur, ne. author, nfrz. auteur, nschw. auktor. Zur Sippe des zugrundeliegenden l. augEre "vermehren" s. Auktion. Ersatzwort ist Verfasser. DF 2 (21996), 606-612; HWPh 1 (1971), 721-723; BlW 3 (1988), 16-29. lateinisch l autorisieren autorisierenVswschwaches Verb "ermächtigen" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (16. Jh.) mit Adaptionssuffix. Über frz. autoriser entlehnt aus ml. auctorizAre "ermächtigen, bestätigen" ("mit dem Recht des Autors ausstatten"). Ebenso nndl. autoriseren, ne. authorize, nfrz. autoriser, nschw. auktorisera, nnorw. autorisere; Autor, Auktion. DF 2 (21996), 612-615. lateinisch l autoritär autoritärAdjAdjektiv "bedingungslose Unterwerfung unter die Autorität verlangend" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (19. Jh.) Neoklassische Bildung. Nach dem Vorbild von frz. autoritaire zu Autorität gebildet. Besonders mit seinem Gegenstück antiautoritär zu einem Schlagwort der Nachkriegszeit geworden. Ebenso nndl. autoritair, ne. authoritarian, nfrz. autoritaire, nnorw. autoritär; Autor, Auktion. Strauß u.a. (1989), 93-97; DF 2 (21996), 616-618. französisch l Autorität AutoritätSfSubstantiv Femininum "Ansehen" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (14. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. au(c)tOritAs "Gültigkeit, Glaubwürdigkeit", zu l. auctor m. "Urheber, Gründer" (Autor, autorisieren), also "Ansehen des Urhebers". Adjektiv: autoritativ. Ebenso nndl. autoriteit, ne. authority, nfrz. autorité, nschw. auktoritet, nnorw. autoritet; Autor, Auktion, autoritär. Heinze, R. Hermes 60 (1925), 248-366; Fürst, F.: Die Bedeutung der auctoritas (Diss. Marburg 1934); HWPh 1 (1971), 724-733; Rabe, H.: Autorität (Konstanz 1972); Grundbegriffe 1 (1972), 383-406; BlW 3 (1988), 30-65; DF 2 (21996), 619-626. lateinisch l avancieren avancierenVswschwaches Verb "aufsteigen, vorwärtskommen" per.peripherer Wortschatz fremd.Erkennbar fremd (17. Jh.) mit Adaptionssuffix. Entlehnt aus frz. avancer, dieses über spätlateinische Zwischenstufen zu l. ab-ante "vor etwas weg", zu l. ante "vor, vorn" und l. ab- "von, weg". Die ursprüngliche Bedeutung ist "vorrücken" (im militärischen Sinn). Ebenso ne. advance, nfrz. avancer, nschw. avancera, nnorw. avansere; Antenne, Avantgarde. Schirmer (1911), 25; DF 2 (21996), 627-631; Jones (1976), 122; Brunt (1983), 140f. französisch frz Avantgarde AvantgardeSfSubstantiv Femininum "Vorkämpfer" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. avantgarde, dieses aus frz. avant "vor" (l. ab-ante) und frz. garde m. "Bewachung, Wache" (Garde), also eigentlich "Vorhut". Das militärische Wort wird dann übertragen verwendet als "Vorkämpfer (einer bestimmten Strömung o.ä.)", während es im ursprünglichen Sinn durch Vorhut, Spähtrupp usw. ersetzt wird. Adjektiv: avantgardistisch. Ebenso nndl. avant-garde, ne. avant-garde, vanguard, nfrz. avant-garde, nschw. avantgarde, nnorw. avantgarde; Antenne, avancieren, Garde. Ersatzwort ist Vorhut. DF 2 (21996), 631-637; Jones (1976), 124f.; Marino, A. Cahiers roumains d'études littéraires 1 (1978), 55-80; Böhringer, H. AB 22 (1978), 90-114; Strauß u.a. (1989), 645; Carstensen 1 (1993), 70f. französisch frz Aversion AversionSfSubstantiv Femininum "Abneigung" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. aversion, dieses aus l. Aversio (-Onis) (eigentlich "Abwenden"), einer Ableitung von l. Avertere "abwenden", zu l. vertere (versum) "wenden, drehen" und l. ab- "von, weg". Ebenso nndl. aversie, ne. aversion, nfrz. aversion, nschw. aversion, nnorw. aversjon. Zur Sippe des zugrundeliegenden l. vertere "wenden" s. konvertieren. DF 2 (21996), 638f.; Brunt (1983), 141. französisch l Avocado AvocadoSfSubstantiv Femininum (die eßbare Frucht eines südamerikanischen Baumes) per.peripherer Wortschatz exot.Exotismus (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus gleichbedeutend älterem span. avocado m. (d.h. Advokat, heute abogado), einer volksetymologischen Umbenennung von Nahuatl ahuacatl, aus dem auch modern span. aguacate "Avocado" neu entlehnt ist. Ebenso nndl. avocado, ne. avocado, nfrz. avocat, nschw. avokado, nnorw. avokado. nahuatl Axiom AxiomSnSubstantiv Neutrum "Grundsatz" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh., Form 18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus gleichbedeutend l. axiOma, dieses aus gr. axíOma, einer Ableitung von gr. áxios "würdig, wert", zunächst in lateinischer Form, dann endungslos. So benannt nach der Auffassung, daß diese Lehrsätze von allen anerkannt und von niemandem angezweifelt werden. Erst später entwickelt sich aus den "geschätzten Grundsätzen" eine wissenschaftliche Axiomatik. Ebenso nndl. axioma, ne. axiom, nfrz. axiome, nschw. axiom, nnorw. aksiom. Gr. áxios gehört zu gr. ágein "führen, treiben" im Sinn von "die Waagschale niederziehen", also "gewichtig". S. Demagoge und für die lateinischen Verwandten agieren. Schirmer (1912), 8; HWPh 1 (1971), 737-748; DF 2 (21996), 638-644. lateinisch gr Axt AxtSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. ackes, ahd. ackus, as. akus Nicht etymologisierbar. Aus g. *akwesjO f. "Axt", auch in gt. aqizi, anord. ox, ae. öcse, afr. axa. Das -t ist sekundär angetreten; das k ist vor w westgermanisch geminiert. Vergleichbar sind l. ascia und gr. axinE ähnlicher Bedeutung. Es könnte ig. *aK- "spitz, scharf" als Grundwort vorausgesetzt werden, doch ist das Wort eher eine Entlehnung aus einer vorindogermanischen Sprache. Ebenso nndl. aaks, ne. axe, nschw. yxa, nisl. öx(i). Schirokauer, A. MLQ 4 (1943), 21-25; RGA 1 (1973), 534-562; Benware, W. A. BGDSL-T 101 (1979), 333f.; Röhrich 1 (1991), 125; Lloyd/Springer 1 (1988), 44; Weber-Keller (1990), 32-35. gemeingermanisch ix ? Azeton Azeton(auch Aceton) SnSubstantiv Neutrum (ein Lösungsmittel) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.) Neoklassische Bildung. Neoklassische Bildung mit dem Terminologie-Element -on der Chemie zu l. acEtum n. "Essig" (nach dem säuerlichen Geruch). Ebenso nndl. aceton, ne. acetone, nfrz. acétone, nschw. aceton, nnorw. aceton; Essig. lateinisch l azur azurAdjAdjektiv "himmelblau" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. azur "azurblau, Lasurstein", dieses aus (ml. azurum "himmelblau, Lasurstein" und) span. azul "blau", (vermutlich über eine Zwischenstufe *lAzUrd) aus arab. lAzaward, lAzuward "Lasurstein", fachsprachlich auch "blau wie Lasurstein", aus pers. lAzuwärd. Bei der Entlehnung wurde das l- als vermeintlicher Artikel weggelassen. Die mittellateinische Form mit -r steht offenbar unter dem Einfluß von lasur, der blauen Malerfarbe, die teilweise aus Lapis Lazuli (Lasurstein) hergestellt wurde (bezeugt seit dem 8. Jh.). Dieses Wort scheint über mittelgr. lazUrion direkt auf das persische Wort zurückzugehen. Die Form azur zeigt also wegen des fehlenden l- spanischen, und wegen des -r griechisch-lateinischen Einfluß. Ebenso nndl. azuur, ne. azure, nfrz. azur, nschw. azurblo, nisl. asúrblá; Lapislazuli, Lasur. Littmann (1924), 90f.; Lokotsch (1975), 104; Kiesler (1994), 225; DF 2 (21996), 644f.; Tazi (1998), 146-148 und 194. französisch pers B Baas BaasSmSubstantiv Maskulinum "Meister, Herr" per.peripherer Wortschatz ndd. (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus nndl. baas, mndl. baes. Vor allem in der Sprache der Seeleute gebräuchlich. Entstehung dunkel. Die Herleitung aus mhd. baz "besser" wäre vom semantischen Standpunkt aus mit Rücksicht auf l. magister, nfrz. supérieur, schwed. bästemann usw. befriedigend; doch setzt sie eine Wanderung von Süden nach Norden voraus, die nicht sehr wahrscheinlich ist. Ebenso nndl. baas, ne. boss, nschw. bas, nnorw. bas; Boß1. Törnqvist, N.: KVNS 76 (1969), 61-63. ndl babbeln babbelnVsw pappeln. Babuschen BabuschenSplSubstantiv Plural "Hausschuhe" per.peripherer Wortschatz nordd. omd. (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. babouche f., das letztlich auf pers. pApUs "Fußbekleidung" (aus pers. pA "Fuß" und pers. pUsIdän "bedecken") zurückgeht. Die norddeutsche Form Puschen ist wohl von poln. papuc (gleicher Herkunft) beeinflußt. DF 1 (1913), 68f.; Dozy, R.: Dictionnaire detaillé des noms des vêtements chez les arabes (Beirut 1843), 50-53. französisch pers Baby BabySnSubstantiv Neutrum "Säugling" std.Standardwortschatz (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. baby, einer Koseform zu ne. babe, das sicher ein Lallwort ist (pappeln, babbeln). Die Entlehnung dieses Wortes ist wohl durch das Prestige englischer Kindermädchen zur Zeit der Entlehnung bedingt. Erst in jüngster Zeit ist aus dem amerikanischen Englischen entlehnt das damit zusammengesetzte Babysitter (zu ne. sit "sitzen"). Nachträglich auch nach englischem Vorbild "Liebling" (besonders für Mädchen). Teilweise zu einem Bildungselement für "klein" geworden (Baby-Kassette usw.). Ebenso nndl. baby, nfrz. bébé, nschw. baby, nnorw. baby. DF 3 (21997), 1-3; Rey-Debove/Gagnon (1988), 35-37; Carstensen 1 (1993), 73-77. englisch e Bach BachSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bach m/f., ahd. bah, as. beki Stammwort. Aus wg. *baki- m. "Bach", auch in ae. bece, afr. -bitze, neben dem (vielleicht ursprünglicheren) ja-Stamm *bakja- m. in anord. bekkr. Regional, besonders in Gewässernamen, auch Femininum. Entstehung dunkel. Wenn air. búal "Wasser" auf (ig.) *bhog-lA zurückgeht, kann es vergleichbar sein. Vgl. auch ae. brOk "Bach" (Bruch2), zu dem es mit Ablaut und Ausfall des r zwischen Labial und Tektal (vgl. sprechen und ne. to speak) gehören kann. Ebenso nndl. beek, nschw. bäck. Krahe, H. BN 1 (1949/50), 32-34; Rooth 3 (1983), 5-49; Röhrich 1 (1991), 127; Peeters, C. IF 77 (1972), 212-214 (zur Morphologie); Lloyd/Springer 1 (1988), 427-429 (anders); Philipp, O. ZDM 1 (1906), 373-379, 2 (1907), 1-18, 210-217, 3 (1908), 55-64, 333-345 (zum Femininum, auch bei Namen). west- und nordgermanisch iw Bache BacheSfSubstantiv Femininum "(wildes) Mutterschwein" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Stammwort. Üblicherweise wird das Wort auf einen Ausdruck für "Schinken, Speckseite" zurückgeführt: ahd. bahho (8. Jh.), mndl. bake "Rücken, Speckseite" (hieraus afrz. ne. bacon "Speck"); vgl. mundartlich Bachen "Speckseite" und vielleicht weiter zu g. *baka- n. "Rücken" (Backbord). Da das Wort ausschließlich das wilde Schwein (mit Frischlingen) bezeichnet, ist aber eher daran zu denken, daß es sich um eine Zugehörigkeitsbildung zu mndl. big, bik, bag usw. "Ferkel" handelt (vgl. ne. pig) - dieses wohl ein lautmalendes Wort. Also wohl vd. *bak-On f. "das zu den Ferkeln (Frischlingen) gehörige (Tier)". Damit läßt sich auch eine Parallele zu ne. bitch "Hündin" herstellen. Der Lautstand der Wörter ist naturgemäß unfest. Backe2. Lloyd/Springer 1 (1988), 417f. deutsch gw Bachstelze BachstelzeSfSubstantiv Femininum erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Stammwort. Eigentlich "die im Bach stelzt". Bach kann sich darauf beziehen, daß sich der Vogel gern am Wasser aufhält; doch ist stelzen in der heutigen Bedeutung für seine Bewegungen untypisch. Vermutlich handelt es sich um eine Umdeutung: Der Vogel wird meist nach seinen charakteristischen Bewegungen bezeichnet als "der mit dem Schwanz wippt" (vgl. mundartlich Wippstert, ne. wagtail usw.); stelz- könnte für Sterz "Schwanz" stehen (entweder mit einer auch sonst beobachtbaren Lautentwicklung, oder sekundär umgedeutet; auch ein paralleles Wort für "Schwanz" kommt in Frage [vgl. nisl. stél "Schwanz eines Vogels"] aus *stelu-). Dann wäre der Vogel entweder nur als "Schwanz (der sich am Bach aufhält)" bezeichnet worden (vgl. auch älteres ahd. wazzar-stelza [10. Jh.]) oder es handelt sich um Klammerformen ("Bach-[Wipp-]Schwanz"). Vgl. nndl. kwikstaart, ne. wagtail; Stelze. Suolahti (1909), 87-94; Freitag, F., ZM 13 (1937), 157-174; Ranke, K. BGDSL 62 (1938), 286-317; Baumann, H.-H.: Sekundäre Motivationen bei romanischen Tierbezeichnungen. Diss. Bonn 1967, Kap. 4; Lloyd/Springer 1 (1988), 511-513; Hermodsson, L. SN 64 (1992), 89f. deutsch s. Bach, s. Stelze ? Back BackSfSubstantiv Femininum "tiefe, hölzerne Schüssel" per.peripherer Wortschatz ndd. (20. Jh.)Nicht etymologisierbar. Vgl. ne. back "Gefäß", nndl. bak "Trog"; vielleicht alte Entlehnung aus gall. *bacca "Wassergefäß", das allerdings in der vorauszusetzenden Form mit dieser Bedeutung nicht belegt ist. Es gibt aber bacchia als Bezeichnung für ein Gefäß bei Isidor, und es ist denkbar, daß die Gruppe (zu der auch Bassin und Becken gehören) letztlich von Bacchus (Gott des Weins) abgeleitet ist und ursprünglich Gefäße zur Aufbewahrung oder zum Ausschenken von Wein bezeichnet. DEO (1982), 59. westgermanisch gw Backbord BackbordSnSubstantiv Neutrum "linke Schiffsseite" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Stammwort. Aus mndd. bacbort (nndl. bakboord, ae. bäcbord), eigentlich "Bord im Rücken" (s. Bord2 und vgl. g. *baka- n. "Rücken" in anord. bak, ae. bäc, afr. bek, as. bak, ahd. bah; Backe2). In alter Zeit war das Steuer auf der rechten Seite des Schiffes, so daß die linke hinter dem Rücken des Steuermanns lag. Ebenso nndl. bakboord. Vgl. Steuerbord; Bache, Comeback, Feedback. westgermanisch gwn (Back-), s. Bord2 Backe 1 Backe 1(Backen) SmfSubstantiv Maskulinum Substantiv Femininum "Wange" std.Standardwortschatz (12. Jh.), mhd. backe m., ahd. backo m. "Backe, Kinnlade", as. bacco in der Zusammensetzung kinnibacco (ahd. chinnibahho, kinnibahho) "Kinnbacken" Stammwort. Wenn unmittelbar mit dem gr. Glossenwort phagónes "Kinnbacken" zu vergleichen, liegt voreinzelsprachl. *bhagn-/-en- voraus; weitere Herkunft unklar (kaum zu gr. phágO "ich esse", das dann eher von "kauen" oder "verschlingen" ausgeht, üblich ist nur der Aorist éphagon). Lautlich verdächtig ähnlich, aber nicht unmittelbar zu vergleichen ist l. bucca f. "aufgeblasene Backe". Vielleicht handelt es sich in beiden Fällen um Lautgebärden für die aufgeblasenen Backen und das Geräusch, das dann beim Öffnen der Lippen entsteht. Ahd. auch braccho, kinnibraccho. Backpfeife. Much, R. ZDW 2 (1902), 283; Cohen, G. CoE 1,1 (1971), 2; Lloyd/Springer 1 (1988), 421-423; Lühr (1988), 224f.; Röhrich 1 (1991), 127. deutsch ix Backe 2 Backe 2SfSubstantiv Femininum (in Arschbacken, Hinterbacken Pl.) std.Standardwortschatz stil.stilistisch (15. Jh.), fnhd. backe Stammwort. Wird als übertragene Verwendung von Backe1 aufgefaßt, und möglicherweise ist das Wort auch so zu erklären. Der übliche Anschluß an g. *baka- n. "Rücken" (Backbord) und ahd. bahho "Speckseite" (Bache) ist aus lautlichen und semantischen Gründen zumindest bei einer unmittelbaren Verknüpfung ausgeschlossen. Wenn das Wort tatsächlich alt und von Backe1 unabhängig ist, gehört es zu g. *brOka- "Hinterteil", übertragen "Hose" (vgl. frz. culotte "Hose" zu frz. cul m. "Hinterteil"), das mindestens im Altenglischen eine Nebenform mit Geminate und Vokalkürze hat (ae. bracc-). Das r kann zwischen Labial und Tektal ausgefallen sein (vgl. nhd. sprechen und ne. to speak). Bruch3. Much, R. ZDW 2 (1902), 283; Lühr (1988), 224f. deutsch iw ? backen backenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (9. Jh., brOtbeckila "Brotbäckerin" 8. Jh.), mhd. backen, ahd. backan, bahhan Stammwort. Aus g. *bak-a- (mit vermutlich sekundärer Nebenform *bakk-a-) "backen", auch in ae. bacan, sonst in Ableitungen (anord. baka Vsw. "braten, backen, kneten"; as. gibák "Gebäck" oder "gebacken"). Mit abweichendem Vokalismus vergleichbar ist gr. phogO "ich röste, brate", das auch n-Präsentien aufweist, die die germanische Geminate erklären könnten. Vielleicht hierher auch l. focus "Feuerstätte, Herd" (mit abweichendem Auslaut). Vermutlich gehören diese Wörter mit unregelmäßigem Ausfall von r nach Labial zu einer lautmalenden Sippe (ig.) *bhreg-/*bhr(e)g- in ai. bhrjjáti "röstet" (ebenfalls mit Geminate), wozu apreuß. aubirgo "Garkoch" und l. fertum, al. ferctum "Opferkuchen"; mit i und u "verstärkt" in l. frIgEre "rösten, dörren" und gr. phrYgO "ich röste, dörre, brate". Lautmalereien dieser Art sind auch brutzeln, prasseln u.ä. Ein solcher Ansatz würde auch die Geminate leichter erklären. Nomen agentis: Bäcker; Kollektivum: Gebäck. Ebenso nndl. bakken, ne. bake, nschw. baka, nisl. baka; altbacken, Backfisch, Backstein, Batzen, Beck, hausbacken. Seebold (1970), 87f.; RGA 1 (1973), 573-576; Lloyd/Springer 1 (1988), 419-421; Braun, W. in Dückert (1976), 55-119 (zum Nomen agentis Bäcker); LM 1 (1980), 1325-1327; Röhrich 1 (1991), 127. indogermanisch iz Backfisch BackfischSmSubstantiv Maskulinum erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (16. Jh.)Stammwort. Zunächst für junge Studenten, dann für halbwüchsige Mädchen gebraucht. Junge Fische, die schon zu groß sind, um wieder ins Wasser geworfen zu werden, eignen sich nur zum Backen oder Braten - deshalb könnte es sich einfach um ein Bild für "halbwüchsig" handeln. Vermutlich aber eigentlich eine Verballhornung von ml. baccalarius (niedrigster akademischer Grad) und danach erst "halbwüchsiges Mädchen". Zu beachten ist, daß neben frz. bachelier "junger Mann" (baccalarius) das Femininum bachelette "junges Mädchen" steht. Kabeljau. Eickhoff, R. ZDV 14 (1900), 213f., 470f.; Teetz, F. ZDV 14 (1900), 662; DEO (1982), 60f.; Röhrich 1 (1991), 128f. deutsch s. backen, s. Fisch Backpfeife BackpfeifeSfSubstantiv Femininum "Ohrfeige" erw.erweiterter Standardwortschatz nordd. (19. Jh.)Stammwort. Die zugrundeliegende Vorstellung ist unklar; vielleicht "Schlag, der an den Backen pfeift", oder Umdeutung einer Entsprechung zu Ohrfeige? deutsch s. Backe1, s. pfeifen Backstein BacksteinSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz reg.regional (17. Jh.)Stammwort. Ein gebrannter ("gebackener") Ziegelstein, zu backen. deutsch s. backen, s. Stein Bad BadSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bat (-des), ahd. bad, as. bath Stammwort. Aus g. *baTa- n. "Bad", auch in anord. bad "Dampfbad", ae. bäT, afr. be(i)th. Vermutlich to-Bildung zu bähen "erwärmen", doch ist die Bildung kaum unabhängig von dem Mittelmeerwort *bal- "(warmes) Bad" in gr. balaneion usw. (nach Brondal über das Etruskische entlehnt). In Ortsnamen bezeichnet das Wort Heilquellen wie Wildbad. Der Plural in Wiesbaden usw. unter Einfluß von l. aquae f. Pl. Jirlow zeigt an nordischen und oberdeutschen Mundartbelegen, daß baden ursprünglich "erhitzen" bedeutete (auch "Flachs dörren" u.ä.). Dies legt die Annahme nahe, daß es sich ursprünglich um ein Verb für "erhitzen", auch "ein Dampfbad nehmen" handelte, das nachträglich von dem Mittelmeerwort semantisch beeinflußt wurde. Für die Form des Substantivs schlagen Bjorvand/Lindeman *bhe-oto- (entsprechend zu gt. liuhaT "Licht") vor. Verb: baden. Ebenso nndl. bad, ne. bath, nschw. bad, nisl. bad; ausbaden, Bader. Brondal (1917), 183-185 = (1948), 190-192; Jirlow (1926), 73f.; RGA 1 (1973), 579-589; Lloyd/Springer 1 (1988), 423f.; LM 1 (1980), 1331-1336; Röhrich 1 (1991), 129-133; Bjorvand/Lindeman (2000), 53. west- und nordgermanisch gwn Bader BaderSmSubstantiv Maskulinum per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (14. Jh.), mhd. badäre, as. batheri Stammwort. Ist ursprünglich der Besitzer einer Badestube, der die Badenden bedient, sie auch zur Ader läßt, schröpft, ihnen die Haare schneidet usw. Danach allgemein für "Heilgehilfe" und "Frisör". Bad. LM 1 (1980), 1339f. deutsch s. baden Badminton BadmintonSnSubstantiv Neutrum (ein wettkampfmäßiges Federballspiel) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. badminton, so bezeichnet nach Badminton House, dem Landsitz des Duke of Beaufort in Gloucestershire, wo das aus Indien stammende Spiel zuerst nach festen Regeln durchgeführt wurde. Ebenso nndl. badminton, nfrz. badminton, nschw. badminton, nisl. badminton. Rey-Debove/Gagnon (1988), 41f.; Carstensen 1 (1993), 81. englisch e Bafel BafelSmSubstantiv Maskulinum "dummes Zeug" per.peripherer Wortschatz fremd.Erkennbar fremd (19. Jh.)Nicht etymologisierbar. Angeblich aus hebr. babel, bafel "minderwertige Ware". Das Wort ist aber (mit verschiedenen Vokalen) gemein-oberdeutsch. Vielleicht zu Pöbel mit einer Bedeutungsentwicklung von "gemeines Volk" zu "minderwertig". Die Bedeutung "minderwertiges Gras" u.ä. geht zurück auf früh-rom. *bovale "Heimweide (der Rinder)", das dann das Gras nach dem 2. Schnitt bezeichnete. Wolf (1985), 39f.; Mätzler (1968), 36; Krefeld, Th. Montfort 45 (1993), 38f. deutsch d baff baffAdjAdjektiv (nur in der Wendung baff sein "verblüfft, sprachlos sein") std.Standardwortschatz phras.Phraseologismus (17. Jh.)Stammwort. Wohl aus der Interjektion paff, mit der plötzliche Schüsse u.ä. wiedergegeben werden; ein Übergang zu dem modernen Ausdruck ist aber weder syntaktisch noch semantisch klar nachvollziehbar. Denkbar (nicht nachweisbar) ist, daß die Interjektion auch für "Luft ablassen" galt und die Wendung entsprechend zu verstehen ist (vgl. jemand die Luft ablassen, mir bleibt die Luft weg u.ä.). Vgl. nndl. paf staan gleicher Bedeutung. Röhrich 1 (1991), 133f. deutsch d Bäffchen BäffchenSn Beffchen. Bagage BagageSfSubstantiv Femininum "Gesindel" std.Standardwortschatz vulg.vulgär (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. bagage m. "Troß", einem Kollektivum zu frz. bagues Pl. "Gepäck" (Singular wohl "Sack" o.ä.). Die (nur deutsche) Bedeutungsverschlechterung zu "Gesindel" beruht darauf, daß der Troß bei den kämpfenden Truppen nicht sehr geachtet war (und sich dort auch allerlei Schmarotzer aufhielten; vgl. Pack und Troß). Die Bedeutung "Gepäck" auch bei der französischen Ableitung ist vom Englischen bestimmt. Ebenso nndl. bagage, ne. baggage, nschw. bagage, nnorw. bagasje. Das französische Wort könnte letztlich auf anord. baggi m. "Bündel" zurückgehen, doch ist seine Verbreitung einer solchen Annahme nicht günstig. Der Rückgriff auf l. vacua, eigentlich "der freie Raum" ist von hierher gesehen befriedigender, macht aber semantische Schwierigkeiten. DF 3 (21997), 13f.; Jones (1976), 128f.; DEO (1982), 64; Rey-Debove/Gagnon (1988), 42. französisch frz Bagatelle BagatelleSfSubstantiv Femininum "Kleinigkeit" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. bagatelle, dieses aus it. bagatella, einem Diminutivum zu l. bAca "Beere". Von "kleine Beere" aus verallgemeinert zu "eine Kleinigkeit" (vgl. den Gebrauch von ne. peanuts und mhd. niht ein ber "gar nichts"). Verb: bagatellisieren. Ebenso nndl. bagatel, ne. bagatelle, nschw. bagatell, nnorw. bagatell. DF 3 (21997), 14-16; Jones, W. J. SN 51 (1979), 249; Brunt (1983), 144. französisch it baggern baggernVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus nndl. baggeren "eine Fahrtrinne ausbaggern", das zu nndl. bagger "Schlamm" gehört, also eigentlich "entschlammen"; dann verallgemeinert zu "Erdreich maschinell abräumen". Bagger ist eine deutsche Rückbildung aus dem Verb (zunächst "Werkzeug zum baggern; Arbeiter, der baggert"), auch eine Haplologie (statt *Baggerer) ist denkbar; als Bezeichnung der zum Abräumen von Erde verwendeten Maschine vielleicht zugleich eine Verkürzung aus nndl. baggermachine. Ebenso nndl. baggeren. Das im Germanischen isolierte niederländische Wort ist vielleicht urverwandt mit russ. bagnó "niedere, sumpfige Stelle". van Wijk, N. IF 24 (1909), 231f.; Lühr (1988), 292f. ndl Baguette BaguetteSnSubstantiv Neutrum "Stangenweißbrot" per.peripherer Wortschatz exot.Exotismus (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. baguette f. (eigentlich "Stange, Leiste"), dieses aus it. bacchetta f. "Stock, Stab", einem Diminutivum zu it. bacchio m. "Stab", aus l. baculum (spl. baculus m.). Ebenso nndl. baguette, nschw. baguette, nnorw. bagett; Bakel, Bazille, Bakterie, Debakel. französisch frz bähen bähenVswschwaches Verb "durch Umschläge wärmen, Brot rösten" per.peripherer Wortschatz arch. obd.archaisch (8. Jh.), mhd. bähen, bäjen, ahd. bAen "erwärmen" Stammwort. Vermutlich mit unregelmäßigem Ausfall des r nach Labial zu g. *brä-, voreinzelsprachl. *gwhrE- "wärmen", das in akslav. grEti "wärmen" bezeugt ist. Vgl. auch braten und brüten sowie Bad. Zum Zusammenhang mit finnisch-ugrischen Wörtern s. Koivulehto (1991), 55f. deutsch io Bahn BahnSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (12. Jh.), mhd. ban(e), mndl. bane auf Stammwort. Das Wort fehlt der ältesten Zeit. Offenbar handelt es sich um einen technischen Ausdruck, der außerhalb des Germanischen ebenfalls mit technischen Wörtern zu vergleichen ist: Mit der Bedeutung "Schlagfläche des Hammers" vergleicht sich ai. ghaná- "Hammer"; mit der Bedeutung "Gestirnbahn, Tuchbahn, gebahnter Weg" vergleicht sich russ. dial. gon "Strecke, die von einem Pflüger ohne zu wenden gepflügt werden kann" usw., kymr. gwanaf "Schwaden; das beim Dachdecken mit Stroh ohne Verschieben der Leiter erreichbare Stück". Vorauszusetzen ist demnach vd. *banO f. "Fläche" (in speziellen Zusammenhängen), ig. *gwhono- "Schlag" (ebenfalls in speziellen Zusammenhängen) zu ig. *gwhen- "schlagen" in ai. hanti, heth. kuenzi, gr. theínein, lit. genEti, akslav. zeti, air. gonim, l. of-fen-do. - In der Bedeutung "Eisenbahn" aus dem vollen Wort (Eisenbahn) gekürzt. - Verb: bahnen; Inchoativum: anbahnen (nur noch übertragen verwendet für "in die Wege leiten"); zu der Wendung eine Bahn brechen heute in übertragener Bedeutung bahnbrechend. Ebenso nndl. baan; Bahnhof, Bahnsteig. Eichhoff (1968), 42-44; Lloyd/Springer 1 (1988), 460-462 (zu ahd. bano m. "Scharfrichter, Mörder, Untergang, Verderben, Tod", das zu einer Wurzel mit der Bedeutung "schlagen" gehört); Seebold, E. BGDSL-T 112 (1990), 310f.; Röhrich 1 (1991), 134; Krüger (1979), 110-117 (zu [Eisen-]Bahn). deutsch iz Bahnhof BahnhofSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (19. Jh.)Stammwort. Gekürzt aus Eisenbahnhof, dieses aus Eisenbahn und Hof in der Bedeutung "größerer Komplex von Wirtschafts-Gebäuden". Bahn, Hof. Krüger (1979), 126-130; Röhrich 1 (1991), 134. deutsch s. Bahn, s. Hof Bahnsteig BahnsteigSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (19. Jh.)Stammwort. Als Ersatzwort für Perron analog zu Bürgersteig eingeführt. Bahn, Bürgersteig, Steig. Pfaff (1933), 18; Krüger (1979), 25. deutsch s. Bahn, s. Steig Bahre BahreSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bAre, ahd. bAra, as. bAra Stammwort. Aus wg. *bärO f. "Bahre", auch in ae. bär, afr. bere. Dehnstufige Instrumentalbildung zu g. *ber-a- "tragen" (gebären); also eigentlich "das, womit getragen wird". Die Bedeutung wird dann weiterentwickelt zu "Leichenbahre", wozu die Partikelableitung aufbahren; die alte Bedeutung in Tragbahre u.ä. Ebenso nndl. baar, ne. bier. Cox (1967), 50-55; Lloyd/Springer 1 (1988), 469f.; LM 1 (1980), 1349f. westgermanisch iz Bai BaiSfSubstantiv Femininum "Meeresbucht" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh., Standard 17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus nndl. baai zunächst zu mndd. (sand)baie, dann in die Standardsprache. Das Wort kommt von frz. baie, das am ehesten zu frz. bayer "gähnen, klaffen, den Mund aufmachen" gehört (wie Mündung u.ä.). Die übliche Herleitung aus dem Namen des französischen Ortes La Baie (über span. bahía) läßt sich nicht ausreichend stützen. Ebenso nndl. baai, ne. bay, nfrz. baie. Metzeltin, M. VR 26 (1967), 249-276; Pfister (1980), 84-90; DEO (1982), 65f. frz Baiser BaiserSnSubstantiv Neutrum "Meringe" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.) Scheinentlehnung. (Vermutlich Schein-)Entlehnung zu frz. baiser m. "Kuß", dieses aus älterem frz. baisier, dem substantivierten Infinitiv von afrz. baisier "küssen", aus l. bAsiAre. Das Gebäck ist nach seiner Zartheit und Süße so benannt (vgl. Negerkuß - etwas Ähnliches mit Schokolade-Überzug). Das richtige französische Wort dafür ist meringue (Meringe); doch ist nicht völlig sicher, ob baiser in dieser Bedeutung nicht auch in Frankreich zeitweise üblich war. DF 1 (1913), 70. französisch frz Baisse BaisseSfSubstantiv Femininum "Tiefstand der Wertpapiere" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. baisse, zu frz. baisser "senken", zu ml. bassus "niedrig, flach". Ebenso nndl. baisse, nschw. baisse, nnorw. baisse. DF 3 (21997), 16-18. französisch frz Bajadere BajadereSfSubstantiv Femininum "indische Tempeltänzerin" per.peripherer Wortschatz exot.Exotismus (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. bayadère, dieses aus port. bailadeira, einem Nomen agentis zu port. bailar "tanzen", aus spl. ballAre. Ebenso nndl. bajadère, ne. bayadere, nfrz. bayadère, nschw. bajadär; Ball2. Littmann (1924), 126; Richter, E. in: Volkstum und Kultur der Romanen 5 (1932), 1-20; Lokotsch (1975), 123; DF 3 (21997), 19f. französisch port Bajazzo BajazzoSmSubstantiv Maskulinum "Spaßmacher" per.peripherer Wortschatz exot.Exotismus (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus obit. pajazzo, pajasso, it. pagliaccio "Narr, Hanswurst, Spaßmacher", eigentlich "Strohsack", da diese Figuren eine weite Bekleidung aus grobem Stoff trugen, die Ähnlichkeit mit Strohsäcken aufwies (zu venez. paia, it. paglia "Stroh"). Regionale deutsche Form Bajass. Ebenso nndl. paljas, nfrz. pailasse, nschw. pajas, nnorw. bajas. DF 3 (21997), 70. italienisch it Bajonett BajonettSnSubstantiv Neutrum "eine auf Gewehre aufgesetzte Stichwaffe" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. baIonnette f.; so benannt nach dem ursprünglichen Herstellungsort Bayonne in Frankreich. Der dabei übliche Verschluß wird als Bajonett-Verschluß auch auf andere Bereiche übertragen. Ebenso nndl. bajonet, ne. bayonet, nschw. bajonett, nnorw. bajonett. Ersatzwort ist Seitengewehr. DF 3 (21997), 20-22; Brunt (1983), 144f. französisch frz Bake BakeSfSubstantiv Femininum "Verkehrszeichen auf See und bei Bahnübergängen" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Stammwort. Ins Hochdeutsche übernommen aus mndd. bake "Leuchtfeuer", das seinerseits auf afr. baken, beken beruht. Dieses setzt wg. *baukna- n. "Zeichen" fort (ae. bEacen, as. bOkan, ahd. bouhhan). Ererbt ist daraus das Bodenseewort Bauche "Boje". Das außergermanisch sonst nicht vergleichbare Wort könnte auf eine wen-Ableitung der Wurzel ig. *bhA- "leuchten" zurückgehen, vgl. ai. vi-bhavan "strahlend, leuchtend", wobei von einem g. *bauwn mit Übergang von w zu k auszugehen wäre (vgl. den Lautwandel bei Zeichen). Modéer, I. NB 31 (1943), 131-149 (zu l. bUcIna "Trompetensignal"); RGA 2 (1976), 1f.; Schmidt-Wiegand (1978), 92-103; Hamp, E. P. CoE 15,5 (1955), 9f.; Faltings, V. F.: Nordfriesische Grabhügelnamen (Odense 1996), 15-17. deutsch iz Bakel BakelSmSubstantiv Maskulinum "Schulstock", auch "Spazierstock" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. baculum n. (spl. baculus m.) "Stab". Baguette. lateinisch l Bakschisch BakschischSnSubstantiv Neutrum "Geldgeschenk (als Gegenleistung für eine Gefälligkeit)" per.peripherer Wortschatz exot.Exotismus (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus pers. baHsIs "Geschenk" (vielleicht über eine andere europäische Sprache). Ebenso ne. baksheesh, nfrz. bakchich. DF 3 (21997), 24f. pers Bakterie BakterieSfSubstantiv Femininum "einzelliges Lebewesen" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Bei der genaueren Untersuchung und Beschreibung der Einzeller wurde die stäbchenförmige Ausprägung mit l. bactErium n. "Stöckchen, Stäbchen" benannt, dieses aus gr. baktEría, auch bakterion n. Ursprünglich Neutrum, dann wegen der überwiegenden Verwendung im Plural zum Femininum geworden. Hierzu das Adjektiv bakteriell und die Wissenschaftsbezeichnung Bakteriologie. Ebenso nndl. bacterie, ne. bacterium, nfrz. bactérie, nschw. bakterie, nisl. baktería; Baguette, Bazille. DF 2III (1997), 25-28. lateinisch gr Balalaika BalalaikaSfSubstantiv Femininum (ein dreisaitiges russisches Instrument) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus russ. balalájka. Vermutlich zu einem lautnachahmenden russischen Verb (vgl. etwa russ. balabólit" "schwatzen"). Ebenso nndl. balaleika, ne. balalaika, nfrz. balalanka, nschw. balalajka, nnorw. balalaika. russ Balance BalanceSfSubstantiv Femininum "Gleichgewicht" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. balance, dieses mit unregelmäßiger Vokalentwicklung über ein vorauszusetzendes früh-rom. *bilancia "Waage" aus dem spl. Adjektiv bilanx "zwei Schalen besitzend" zu l. lanx (lancis) "(Waag-)Schale" und l. bi- "zwei" (bi-). Der Wortanfang bal- statt bil- kann auf Sekundärmotivation beruhen, etwa nach spl. ballAre "tanzen, bewegen" (Balance wird gerne im Zusammenhang mit Seiltanz gebraucht, vgl. besonders balancieren und Balancierstange). Die Balance ist also eigentlich das ausgeglichene Gewicht der beiden Waagschalen. Ebenso nndl. balans, ne. balance, nschw. balans, nnorw. balanse; Bilanz. Ersatzwort ist Gleichgewicht. DF 3 (21997), 28-33; Jones (1976), 132f.; Brunt (1983), 145-147. französisch frz balbieren balbieren(regional und in festen Wendungen wie über den Löffel balbieren) Vswschwaches Verb per.peripherer Wortschatz arch. phras.Phraseologismus(16. Jh.) Weiterbildung aus Entlehnung. Eigentlich barbieren zu Barbier mit Dissimilation des ersten r. Einen Löffel schob man früher alten, zahnlosen Männern in den Mund, um sie besser rasieren zu können. Deshalb über den Löffel balbieren "rücksichtslos (oder pauschal) behandeln", dann auch "übervorteilen". Röhrich 2 (1992), 973. lateinisch l bald baldAdvAdverb std.Standardwortschatz (9. Jh., baldlihho und beldi 8. Jh.), mhd. balde, ahd. baldo Stammwort. Adjektiv-Adverb zu g. *balTa- "kühn", auch in gt. balT-, anord. ballr, ae. beald, as. bald, ahd. bald. Der Bedeutungsübergang geht über "kühn, eifrig" zu "schnell" und dann zur heutigen Bedeutung. In seiner ursprünglichen Bedeutung spielt das Wort eine Rolle als Namenselement (Balduin, Willibald usw.). Seine weitere Herkunft ist unklar. Mit abweichendem Auslaut (Suffix oder Wurzelerweiterung) ist vergleichbar air. balc "stark, mächtig", kymr. balch "kühn", doch ist das damit vorausgesetzte ig. *bhal- seiner Lautstruktur nach auffällig und nicht weiter vergleichbar. Adjektiv: baldig; Substantiv: (phras.) Bälde. Ebenso nndl. boud, ne. bold, nschw. bold, ne. ballur. Lloyd/Springer 1 (1988), 434-436; Heidermanns (1993), 115f. deutsch iw Baldachin BaldachinSmSubstantiv Maskulinum "prunkvolle Überdachung" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (14. Jh.)Entlehnung. Zunächst im 14. Jh. als mhd. baldekIn entlehnt aus it. baldacchino, einer Ableitung von it. Baldacco, der italienischen Form des Namens der Stadt Bagdad (arab. baGdAdi "aus BaGdAd"). Bezeichnung für kostbare golddurchwirkte (Seiden-)Stoffe, die aus dieser Stadt kommen, dann (nach dem Vorbild einer orientalischen Sprache) metonymisch übertragen auf den häufig aus diesem Stoff gefertigten Traghimmel. Das Wort ist dann ungebräuchlich geworden und im 17. Jh. erneut aus dem Italienischen entlehnt worden. Die frühere Schreibvariante Baldequin beruht auf dem Einfluß von frz. baldaquin. Ebenso nndl. baldakijn, ne. baldachin, nfrz. baldaquin, nschw. baldakin, nnorw. baldakin. DF 3 (21997), 34f.; Littmann (1924), 93; Latham (1972), 58f.; Lokotsch (1975), 15; Höfler, M. ZRPh 83 (1967), 47f.; Höfler, M. (1967), 98f.; LM 1 (1980), 1362; Tazi (1998), 254f. italienisch arab baldowern baldowern(ausbaldowern) Vswschwaches Verb "herausbekommen, auskundschaften" per.peripherer Wortschatz grupp. (19. Jh.)Entlehnung. Aus rotw. baldowern, dieses aus rotw. Baldower, wjidd. Baldower m. "Auskundschafter, Angeber, Anführer bei Diebesunternehmen"; aus hebr. ba(al-dAbAr "Herr des Wortes, der Sache". Diese Wendung wird gebraucht, wenn man jemanden nicht bei seinem Namen nennen will (also etwa "der Betreffende"). Wolf (1985), 41; Röhrich 1 (1991), 134. hebr Baldrian BaldrianSmSubstantiv Maskulinum "eine Pflanze, aus der ein Beruhigungsmittel gewonnen wird" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Entlehnung. Als baldriAn, waldrian entlehnt aus ml. valeriana f., dessen weitere Herkunft nicht sicher geklärt ist. Der Einschub des -d- ist unklar; der Genuswechsel wohl nach der Ähnlichkeit mit Männernamen. Ebenso nndl. valeriaan, ne. valerian, nfrz. valériane, ndn. baldrian, nnorw. baldrian. Lloyd/Springer 1 (1988), 437f.; LM 1 (1980), 1365f. lateinisch ? Balg BalgSmSubstantiv Maskulinum erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (9. Jh., belgilin und balgbrust 8. Jh.), mhd. balc, ahd. balg, as. balg Stammwort. Aus g. *balgi- m. "Balg" in gt. balgs, anord. belgr, ae. belg. Die Bedeutung ist "Schlauch, Sack, abgezogene Tierhaut". Das Wort ist einerseits vergleichbar mit außergermanischen Wörtern der Bedeutung "Kissen, Polster" (Polster), z.B. avest. barezis n. "Kissen, Polster", andererseits mit air. bolg "Sack" (spl. bulga "Wassersack"), das neben gr. molgós m. "Ledersack" (ahd. malacha "Ledertasche") steht; schließlich könnte es eine Ableitung aus dem germanischen starken Verb *belg-a- "schwellen, zürnen" sein. Wahrscheinlich handelt es sich bei Balg, dem irischen und dem griechischen Wort, um ein lautlich nicht sicher faßbares Wanderwort, das mit dem starken Verb ursprünglich nichts zu tun hat. Zu diesem gehören dafür vielleicht die Wörter für "Polster". - Balg wird auch metonymisch in der Bedeutung "Leib" gebraucht, dann auch für Personen, besonders häufig für (unartige) Kinder. Ebenso nndl. balg, ne. belly "Bauch", bellows "Blasebalg", nschw. bälg; Wechselbalg, katzbalgen, Budget, Bulge2. Vendryes, J. BSL 41 (1941), 134-139; Hubschmid (1955), 88; Seebold (1970), 99-101; Lloyd/Springer 1 (1988), 438-440; Röhrich 1 (1991), 134f. gemeingermanisch gz balgen balgenVswreflreflexives Verb "sich raufen" std.Standardwortschatz alt.veraltet (15. Jh.)Stammwort. Zu Balg im Sinne von "(abgezogene) Haut". Vgl. etwa einem das Fell gerben, sich in die Haare geraten usw. katzbalgen. deutsch s. Bald Balken BalkenSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. balke, ahd. balko, balc(h)o, as. balko Stammwort. Aus wg. *balkOn m. "Balken", auch in ae. balca, afr. balka. Daneben ein u-Stamm in anord. bOlkr und ein n-Stamm von der e-Stufe in anord. bjalki. Am nächsten stehen außerhalb des Germanischen lit. balzíena f., balzíenas "Querstange", russ. (dial.) bólozno n. "dickes Brett" und, mit zweisilbiger Grundlage *bhleg- und Nasalierung, gr. phálanx "Baumstamm, Walze, Balken" (und vielleicht l. sufflAmen n. "Bremsklotz", falls aus *sub-flag-(s)men). Es handelt sich um eine verbreitete Sippe für Wörter der Bedeutung "Balken, Stamm usw." mit ungewöhnlich starkem Ablaut. Falls l. fulcIre "stützen" dazugehört (*bhlK-jo-, also mit abweichendem Tektal), dürfte dieses die Ausgangsbedeutung zeigen. Kollektivum: Gebälk. Ebenso nndl. balk, ne. balk, nschw. bjälke, nisl. bjelki; Balkon, Block, Bohle, Planke, Phalanx. Lloyd/Springer 1 (1988), 440-443; Lloyd, A. L. AJGLL 1 (1989), 53-66; Röhrich 1 (1991), 135f. indogermanisch ix Balkon BalkonSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. balcon, dieses aus it. balcone, einem Augmentativum zu it. balco "(Balken)Gerüst". Ebenso nndl. balkon, ne. balcony, nschw. balkong, nnorw. balkong. Das italienische Wort galt seither als aus dem Langobardischen entlehnt, vgl. ahd. balko "Balken"; doch rechnen neuere Untersuchungen (Korth) mit einem früh-rom. *pAlica, einer Ableitung aus l. pAlus "Pfahl". Wieder anders Kahane: Das Wort ist germanisch und die Bedeutung ursprünglich (wie oberdeutsch) "Fensterladen", von dem zum Balkon führenden Fenster; Balken. DF 3 (21997), 35-37; Öhmann, E. NPhM 44 (1943), 14; Lokotsch (1975), 17; Brunt (1983), 147f.; Korth, U.: Die Wortfamilie von balcon im Französischen und Romanischen, in Joppich-Hagemann/Korth (1973), 146-280; Kahane, H. und R. Romance Philology 30 (1976/77), 565-573; LM 1 (1980), 1381f.; LEI G I, 1 (2000), 127-169. it Ball 1 Ball 1SmSubstantiv Maskulinum "Kugel, Spielgerät" std.Standardwortschatz (9. Jh., ein unsicherer Beleg schon 8. Jh.), mhd. bal, ahd. bal Stammwort. Aus g. *ballu- m. "Ball, Kugel", auch in anord. bOllr "Kugel" und der Ableitung ae. bealluc "Hode". Daneben steht ein n-Stamm gleicher Bedeutung, der erst im Neuhochdeutschen in der Bedeutung differenziert wird (Ballen). Am nächsten vergleichbar ist l. follis m. "Blasebalg, Luftball, Luftkissen", zu einer Wurzel ig. *bhel-, die mehrere Bezeichnungen für aufgeblasene oder aufgeschwollene oder ausgestopfte Gegenstände liefert. Letztlich zu einer Lautgebärde für die aufgeblasenen Backen, wie unter Bausch dargestellt. Das Ballspiel stammt mit seiner Bezeichnung aus dem Französischen (frz. bal, aus it. palla, aus langobard. *balla), vgl. Athis und Prophilias (ed. Grimm, C* 94f.): dit spil was geheizin bal in rOmischer zungin. Gespielt wird zunächst mit ausgestopften Lederbällen (ebd. 85f.: ein linde hUt, ubir ein weich hAr gesUt, als ein kUle alsOs grOz; disin handeweichin klOz, den wurfin sie ein andir), seit dem 15. Jh. von Oberitalien ausgehend mit luftgefüllten Hohlbällen. Noch im 15. Jh. werden auch größere zusammengesetzte Bälle gefertigt, die wegen ihrer Größe und Schwere it. pallone heißen (Ballon). Ebenso nndl. bal, ne. ball, nschw. boll; Ballen, Ballon, Bille, Biller, Bolle, Bulge1, Bulle1, Polster. RGA 2 (1976), 11-13; Gillmeister, H. Stadion 7 (1981), 19-51; Gillmeister, H. Stadion 10 (1984), 77-94; Gillmeister, H. Stadion 10 (1984), 31-40; Lloyd/Springer 1 (1988), 430f.; Röhrich 1 (1991), 136; Dolch, M. Stadion 7 (1981), 53-92. indogermanisch iw Ball 2 Ball 2SmSubstantiv Maskulinum "Tanzfest" std.Standardwortschatz (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. bal, einer Ableitung von frz. baller "tanzen", dieses aus l. ballAre. Vergleichbar ist gr. ballízein "tanzen", doch ist die Annahme, daß l. ballAre daraus entlehnt ist, wegen der abweichenden Stammbildung nicht unproblematisch. Ebenso nndl. bal, ne. ball, nschw. bal, nisl. ball. Zu der Sippe des zugrundeliegenden gr. bállein "werfen" s. Symbol; Bajadere, Ballade, Ballerina, Ballett, Ballen. DF 3 (21997), 37-39; Paesens, H. RMPh 90 (1941), 146-156; Radermacher, L. RMPh 91 (1942), 52-58; Mehl, E. MS 76 (1966), 307-311; Jones (1976), 131; Brunt (1983), 145. französisch frz Ballade BalladeSfSubstantiv Femininum "erzählendes Gedicht" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh., Bedeutung 18. Jh.)Entlehnung. Das Wort wurde zunächst mit der Bedeutung "Tanzlied" entlehnt aus frz. balade "Tanzlied" (letztlich aprov. balada aus aprov. balar "tanzen", aus l. ballAre; Ball2). Die Lautform wird beibehalten, als das Wort mit der Bedeutung "volkstümliches erzählendes Lied" aus ne. ballad neu entlehnt wird. Die Bedeutungsentwicklung im Englischen beruht darauf, daß in den Tanzliedern gern dramatische Geschichten wiedergegeben wurden. Ebenso nndl. ballade, ne. ballad, nschw. ballad, nisl. ballada. DF 3 (21997), 39-44; Ganz (1957), 34; Jones (1976), 133; LM 1 (1980), 1383-1387. französisch frz Ballast Ballast(auf beiden Silben betonbar) SmSubstantiv Maskulinum "zur Beschwerung mitgeführtes Gewicht, unnützes Gewicht, Überflüssiges" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (14. Jh., Standard 17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus mndl. ballast "das Gleichgewicht von Schiffen sicherndes Gewicht (in Form von Sandsäcken)". Das Wort ist nicht sicher erklärt. Man vermutet im zweiten Bestandteil -last die Entsprechung zu nhd. Last, da die frühe Entlehnung ins Französische last, lest lautet; der erste Bestandteil wird sowohl mit bar "rein, bloß" in Verbindung gebracht (d.h. "eine Last um der Last willen") als auch mit nndl. bal- "schlecht" (d.h. "die Last ohne Handelswert"). Vielleicht liegt in nschw. barlast (eigentlich "bloße Last") die ursprüngliche Form vor. Ebenso nndl. ballast, ne. ballast, nfrz. ballast, nschw. barlast, nnorw. balast. DF 3 (21997), 44-47. g ? Ballen BallenSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (11. Jh., Form 15. Jh.), mhd. balle, ahd. ballo Stammwort. Ist zunächst eine morphologische Variante zu dem stark flektierten Ball1. Es wird dann differenziert zu "Hand- und Fußballen", später auch zu "Zusammengepacktes, Warenballen"; letzteres unter Einfluß von frz. balle, das zumindest nicht ausschließlich germanischer Herkunft ist (vielleicht zu l. ballAre "tanzen" als "Festgetretenes, Festgestampftes"). Die Einzelheiten der Entwicklung sind aber nicht klar. Im 15. Jh. wird das n im Nominativ fest. DEO (1982), 70. deutsch iw Ballerina BallerinaSfSubstantiv Femininum "Solotänzerin (beim Ballett)" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. ballerina "Tänzerin", einer Ableitung von it. ballare "tanzen". Von Bedeutung ist besonders die erste Solotänzerin, die Primaballerina. Ebenso nndl. ballerina, ne. ballerina, nfrz. ballerine; Ball2. DF 3 (21997), 48f. italienisch it ballern ballernVswschwaches Verb "dumpf knallen" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (17. Jh.)Stammwort. Lautmalend wie mndd. balderen gleicher Bedeutung. Dann umgangssprachlich für "(herum-)schießen", und Ballermann m. für "Schußwaffe", besonders "Revolver". deutsch d Ballett BallettSnSubstantiv Neutrum "künstlerische Tanzdarbietung" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. balletto m. (und frz. ballet m.), einer Diminutivbildung zu it. ballo m. "Tanz", zu it. ballare "tanzen", dieses aus l. ballAre. Ebenso nndl. ballet, ne. ballet, nschw. balett, nisl. ballett; Ball2. DF 3 (21997), 49-52; Jones (1976), 133f. it frz Ballon BallonSmSubstantiv Maskulinum "kugelförmiges Gefäß, Luftfahrzeug" std.Standardwortschatz (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. ballon, dieses aus it. pallone "großer Ball", einem Augmentativum zu it. palla, balla f. "Kugel". Die Bedeutung "Luftfahrgerät" ist bezeugt seit 1783. Ebenso nndl. ballon, ne. balloon, nfrz. ballon, nschw. ballong, nnorw. ballong; Ball1. DF 3 (21997), 55-60; Stubelius (1960), 110-125; Zastrow, D.: Entstehung und Ausbildung des französischen Vokabulars der Luftfahrt mit Fahrzeugen leichter als Luft (Tübingen 1963), 85-96; Röhrich 1 (1991), 138. französisch it Balsam BalsamSmSubstantiv Maskulinum "ein Linderungsmittel" erw.erweiterter Standardwortschatz exot. ass.Exotismus (11. Jh.), mhd. balsame, ahd. balsamo Entlehnung. Entlehnt aus l. balsamum n. "Balsamstrauch, Balsamharz", dieses aus gr. bálsamon n., aus hebr. bAsam. Die ursprüngliche südarabische Form hatte ein laterales s, was die Wiedergabe als ls erklärt. Zu einer Verbalwurzel, die "angenehm duften, angenehm sein" bedeutet. Partikelableitung: einbalsamieren. Ebenso nndl. balsem, ne. balsam, balm, nfrz. baume, nschw. balsam, nisl. balsam. Littmann (1924), 17; Lokotsch (1975), 25; Cottez (1980), 48; LM 1 (1980), 1389; Müller, W. W. in Lendle (1986), 84; Lloyd/Springer 1 (1988), 445-447; DF 3 (21997), 60-65. lateinisch hebr Balustrade BalustradeSfSubstantiv Femininum "säulenverziertes Geländer" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. balustrade, dieses aus it. balaustrata, einer Ableitung von it. balaustro m. "Geländerdocke" (fachsprachlich entlehnt als Baluster), eigentlich "Granatapfelblüte" (wegen der ähnlichen Form), aus l. balaustium n. "Granatapfel", aus gr. balaústion n. Ebenso nndl. balustrade, ne. balustrade, nschw. balustrad, nnorw. balustrade. DF 3 (21997), 65-67; Brunt (1983), 148. französisch it Balz Balz(neben balz auch falz und pfalz) SfSubstantiv Femininum "Paarungsverhalten der Vögel, die zur Zeit der Paarung stattfindende Jagd" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (14. Jh.)Nicht etymologisierbar. Die Herkunft des Wortes ist ganz unklar, der Wechsel des Anlauts rätselhaft. Nach Vennemann aus l. ballatio "Tanz", das allerdings praktisch nur bei einem Autor bezeugt ist. Webinger, A. ZV 7 (1935), 160f.; Röhrich 1 (1991), 138; Vennemann, Th. Sprachwissenschaft 26 (2001), 425-431. deutsch d Bambule Bambule(in Bambule machen) SfSubstantiv Femininum "krawallartiger Protest von Häftlingen" per.peripherer Wortschatz grupp. phras.Phraseologismus(20. Jh.)Entlehnung. In der Gegenwartssprache entlehnt aus frz. bamboula "Rummel", eigentlich Bezeichnung einer afrikanischen Trommel und eines Tanzes zu deren Klängen (aus einer Bantusprache). französisch bantu Bambus BambusSmSubstantiv Maskulinum "tropisches Rohrgras" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus nndl. bamboe, dieses (vermutlich über das Portugiesische) aus südindischen Dialekten bambu, mambu u.ä. Das -s über das Niederländische aus der portugiesischen Pluralform. Ebenso ne. bamboo, nfrz. bambou, nschw. bambu, nisl. bambus. Littmann (1924), 129; Lokotsch (1975), 18. ind Bammel BammelSmSubstantiv Maskulinum "Angst" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (19. Jh.)Stammwort. Wohl als "Herzklopfen" zu bammeln "hin- und herschwanken" (von etwas Aufgehängtem). Dieses tritt seinerseits in mehreren Lautvarianten auf (baumeln, pampeln usw.) und ist deshalb wohl eine lautmalerische Bildung. Im 17. Jh. ist bammen für den Ton der Glocken bezeugt. Wolf (1985), 43 (Versuch einer Herleitung aus dem Westjiddischen); Röhrich 1 (1991), 138. deutsch d banal banalAdjAdjektiv "nichtssagend" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. banal, einer Ableitung aus afrz. ban "Gerichtsbezirk", dieses aus awfrk. ban "Bann" (Bann). Das Adjektiv wird zunächst zur Bezeichnung von Dingen verwendet, die den Personen, die in einem bestimmten Bezirk leben, gemeinsam gehören. Aus "gemeinsam, gemeinnützig" wird dann "normal" mit der Bedeutungsverschlechterung hin zu "nichtssagend". Abstraktum: Banalität. Ebenso nndl. banaal, ne. banal, nschw. banal, nnorw. banal. DF 3 (21997), 67-71. französisch frz Banane BananeSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus port. banana, dieses aus einer Mundart Guineas. Der Bananenstecker heißt so, weil er wegen seiner federnden Kontaktflächen die Form einer Banane (ohne die Krümmung) hat. Unter einer Bananenrepublik versteht man einen Staat mit unsicheren politischen Zuständen (nach südamerikanischen Staaten, die ständig von Putschen bedroht werden und bei denen andererseits Bananen einen Hauptwirtschaftszweig ausmachen; Lehnübersetzung von am.-e. banana republic). Ebenso nndl. banaan, ne. banana, nfrz. banane, nschw. banan, nisl. banani. Littmann (1924), 88, 130, 152; Loewe, R. ZVS 61 (1933), 112-114; Wis, M. NPhM 59 (1958), 1-34; 61 (1960), 58-62; 66 (1965), 621; Lokotsch (1975), 18; Röhrich 1 (1991), 138; Carstensen 1 (1993), 83f. indian Banause BanauseSmSubstantiv Maskulinum "Mensch mit mangelhaftem Verständnis für Kunst usw." per.peripherer Wortschatz fremd.Erkennbar fremd (18. Jh.)Entlehnung. In Übersetzungen aus dem Griechischen entlehnt aus gr. bánausos "Handwerker" mit der Nebenbedeutung "Spießbürger" und in diesem Sinn dann auch in literarischen Kreisen verwendet. DF 3 (21997), 71-75; Arnold, R. F. ZDW 5 (1903/04), 257-262; Arnold, R. F. ZDW 8 (1906/07), 2f.; Rössler, D. in Welskopf 3 (1981), 203-205, 226-231; Simon, M. in Welskopf 5 (1981), 280-290. griechisch gr Band 1 Band 1SmSubstantiv Maskulinum "Buch" std.Standardwortschatz (17. Jh.)Stammwort. Zu binden in der Bedeutung "einbinden", also "das Eingebundene". Einband. deutsch s. binden Band 2 Band 2SnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bant, ahd. bant, as. band Stammwort. Aus g. *banda- n. "Band, Fessel", auch in anord. band. Instrumentalbildung zu binden. Übertragen in Bandwurm; in moderner Zeit häufig für Tonband oder sonstige elektronische Datenträger. Ebenso nndl. band, nisl. band, nschw. band. west- und nordgermanisch s. binden Band 3 [bänd] Band 3 SfSubstantiv Femininum "Musikgruppe" per.peripherer Wortschatz grupp. (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. band, dieses aus frz. bande "Schar, Trupp". Ebenso nndl. band, nschw. band, nnorw. band; DF 3 (21997), 75f. englisch e Bandage BandageSfSubstantiv Femininum "fester Schnür- bzw. Stützverband" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. bandage, einer Ableitung von frz. bander "verbinden", zu frz. bande "Binde", das aus dem Germanischen stammt (binden). Die harten Bandagen sind die Vorläufer der Boxhandschuhe; hart waren sie bei Wettkämpfen, weich beim Training. Verb: bandagieren. Ebenso nndl. bandage, ne. bandage, nschw. bandage, nnorw. bandasje. DF 3 (21997), 76-79. französisch frz Bande 1 Bande 1SfSubstantiv Femininum "Schar" std.Standardwortschatz (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. bande "Trupp, Schar", zunächst für Soldaten, Musikanten u.ä. Das französische Wort bedeutet ursprünglich "Fähnlein" und ist entlehnt aus dem Germanischen (gt. bandwa "Zeichen" usw.). Im Deutschen sinkt die Bedeutung zu "Diebes- und Räuberbande" (möglicherweise unter dem Einfluß von Bandit). Ebenso nndl. bende, ne. band, nschw. band, nnorw. bande; Banner. DF 3 (21997), 79-81. französisch g Bande 2 Bande 2SfSubstantiv Femininum "seitliche Einfassung" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. bande "Streifen, Band", das letztlich auf ein zu binden gehöriges germanisches Wort zurückgeht. Ebenso nndl. band. DF 3 (21997), 81f. französisch frz Banderole BanderoleSfSubstantiv Femininum "Streifband" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. banderole, das seinerseits aus it. banderuola "Fähnlein" kommt, einem Diminutiv zu it. bandiera "Fahne" (Banner). Das französische Wort bedeutet eigentlich "Fähnlein, Wimpel", dann auch "Spruchband, Transparent" und schließlich "Streifband" (wohl unter dem Einfluß von bande; Bande2). Die deutsche Entlehnung ist heute auf diese letzte Bedeutung beschränkt. Ebenso nndl. banderol, ne. banderol(e), nschw. banderoll. DF 3 (21997), 82f. französisch it bändigen bändigenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (16. Jh.)Stammwort. Abgeleitet aus mhd. bendec "an die Leine gelegt" (zu Band, und damit zu binden). Zunächst von Hunden gesagt (ein Hund ist bändig, wenn er sich an der Leine führen läßt), dann übertragen. unbändig. deutsch s. binden Bandit BanditSmSubstantiv Maskulinum "Verbrecher" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. bandito, dem substantivierten PPP. von it. bandire "verbannen", das aus dem Germanischen entlehnt ist (s. Bann, lautlich wohl unter dem Einfluß des Wortes für "Fähnlein, Trupp"; Bande1, Banner), also eigentlich "der Verbannte". Sekundär ist das Wort mit Bande1 verknüpft worden. Ebenso nndl. bandiet, ne. bandit, nfrz. bandit, nschw. bandit, nnorw. banditt. DF 3 (21997), 84-88; Eppert (1963), 63f. italienisch it Bandscheibe BandscheibeSfSubstantiv Femininum "Knorpel zwischen den Wirbeln" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Stammwort. Zu erwarten wäre als Bedeutung "ein Band (Ligament) in Form einer Scheibe" - der Bildung nach ist das Wort aber eher aufzufassen als "Scheibe in der Funktion eines Bandes". deutsch s. binden, s. Scheibe bang(e) bang(e)AdjAdjektiv std.Standardwortschatz reg.regional (13. Jh.), mhd. bange Stammwort. Aus ahd. be- und ahd. ango "ängstlich" (zu der Grundlage von Angst) zusammengewachsen. Verb: bangen; Abstraktum: Bange. S. auch eng. deutsch iz Bangbüx(e) Bangbüx(e)(Bangbux(e)) SfSubstantiv Femininum "Angsthase" per.peripherer Wortschatz ndd. (19. Jh.)Stammwort. Eigentlich "Angsthose" (Buxe), da sich nach der Volksweisheit die Angst vor allem in der Hose bemerkbar macht (vgl. Schiß u.ä.). Angsthase. deutsch s. bange, s. Buxe Bangert BangertSmSubstantiv Maskulinum "Obstgarten" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (11. Jh., Form 16. Jh.)Stammwort. Aus der monophthongierten mhd. Form bAm "Baum" und ahd. gart(o) zusammengewachsen. Vgl. ahd. boumgarto. Die assimilierte Form seit dem 16. Jh. Vgl. Wingert. deutsch s. Baum, s. Garten Banjo BanjoSnSubstantiv Neutrum (ein amerikanisches Saiteninstrument) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. banjo, dessen Herkunft unsicher ist. Ebenso nndl. banjo, nfrz. banjo, nschw. banjo, nisl. banjó. Man rechnet wegen älterem banjor mit einer unregelmäßigen Lautentwicklung aus ne. bandore (= ein gitarrenähnliches Saiteninstrument), aus span. bandurria f., bandola f. und port. bandola f., bandolim m., aus l. pandUra f., pandUrium "dreisaitiges Musikinstrument", doch gibt es noch ältere Formen ohne -r, die an Wörter afrikanischer Sprachen anklingen (senegambisch bania). Vielleicht altes afrikanisches Wort, evtl. gleicher Herkunft, das sekundär an ne. bandore angeglichen wurde. Rey-Debove/Gagnon (1988), 45f. englisch ? Bank 1 Bank 1SfSubstantiv Femininum "Sitzgelegenheit" std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. banc, ahd. bank, as. bank Stammwort. Aus g. *banki- m. "Bank", auch in anord. bekkr, ae. benc, afr. benk, bank, bonk. Daneben steht der n-Stamm anord. bakki "Erhöhung", ae. hObanca "Bettstelle". Das Femininum ist erst mittelhochdeutsch und vielleicht altenglisch. Entstehung unklar. Vielleicht als "Kante" (gemeint waren ursprünglich die um den Saal herumlaufenden Bänke) aus g. *branka- mit Ausdrängung des -r-, doch ist mit dieser Bedeutung sonst nur ablautendes (me., ne., mndl., nndl.) brink bezeugt. - Auf die lange Bank schieben ist in der Variante in die lange Truhe spielen seit dem 15. Jh. bezeugt. Die Wendung spielt auf die Verwahrung von Gerichtsakten in Truhen an, wobei sich lang1 wohl nicht auf die Truhe oder Bank bezieht, sondern bereits übertragen auf den Zeitraum gemeint ist. Ebenso nndl. bank, ne. bench, nisl. bekkur. Schmidt, L. Antaios 12,1 (1971), 85-103; RGA 2 (1976), 33f.; Lloyd/Springer 1 (1988), 456-458; LM 1 (1980), 1408f.; Schmidt-Wiegand (1991), 295f.; Röhrich 1 (1991), 140-144. west- und nordgermanisch gwn Bank 2 Bank 2SfSubstantiv Femininum "Geldinstitut" std.Standardwortschatz (13. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. banco m., banca f. (eigentlich "Tisch"). Zugrunde liegt ahd. bank (Bank1). Gemeint ist der "Tisch des Geldwechslers", dann allgemeiner "Institution des Geldhandels". Das Kompositum Banknote kommt aus dem Englischen, wie auch der Gebrauch des Wortes im Sinne von "Sammelstelle, Magazin" (Datenbank, Blutbank usw.). Banknoten waren ursprünglich Quittungen für Edelmetalleinlagen in England und den Niederlanden (17. Jh.). Die Quittungen konnten dann statt des Edelmetalls selbst in Zahlung gegeben werden. Später wurden die Banken von der Verpflichtung zur Einlösung befreit, so daß daraus das Papiergeld entstand. Täterbezeichnung: Bankier. Ebenso nndl. bank, ne. bank, nfrz. banque, nschw. bank, nisl. banki. DF 3 (21997), 88-96; Brunt (1983), 149; Ganz (1957), 35 (zu Banker); LM 1 (1980), 1410-1414; Rey-Debove/Gagnon (1988), 46f.; Höfer, A. PSG 5 (1986), 27-60 (zu Bankier); Carstensen 1 (1993), 86-88; North (1994), Kap. 4 (zu Banknote). italienisch it Bänkelsänger BänkelsängerSmSubstantiv Maskulinum "Moritatensänger" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Stammwort. Vielleicht in Anlehnung an it. cantambanco gebildet, um die Sänger zu bezeichnen, die auf den Jahrmärkten usw. die neuesten (meist schauerlichen) Begebenheiten als Lieder vortrugen, wobei sie auf einer Bank standen und ein vorgezeigtes Bild ausdeuteten. Das Diminutiv Bänkel ist ostmitteldeutsch. Die heutige abschätzige Bedeutung ist von den häufigen Parodien dieser Liedform beeinflußt. Bank1, singen. Naumann, H. ZVV 30/31 (1921), 1-21 (zur Sachgeschichte). deutsch s. Bank1, s. singen Bankert BankertSmSubstantiv Maskulinum "uneheliches Kind" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (15. Jh.), mhd. banchart Stammwort. Zusammensetzung aus Bank1 und dem Namenelement -hart (Gebhart, Reinhart), eigentlich also "das auf der (Schlaf-)Bank (der Magd, und nicht im Ehebett) gezeugte Kind" (Bank1). Daß sich -hart als zweites Element (gegenüber ähnlichen Bildungen wie Bänkling, Bankkind) durchgesetzt hat, beruht wohl auf dem lautlichen Gleichklang mit Bastard. deutsch d (-hart), s. Bank1 Bankett 1 Bankett 1SnSubstantiv Neutrum "Festmahl" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. banchetto m. "Festmahl", einer Diminutivbildung zu it. banco m. "Tisch" (Bank1). Verschiedene Bedeutungsentwicklungen sind hier denkbar. Plausibel erscheint, daß zunächst eine Bedeutungsverschiebung von "Tisch" auf "Essen" stattgefunden hat (vgl. d. »Mittagstisch«), wozu dann die hypokoristische Bildung als Bezeichnung eines feinen, besonderen Essens kam; schließlich Erweiterung zu "Festmahl". Oder Bezeichnung eines Mahls, bei dem Serviertischchen gebraucht wurden? (so Pfeifer 1993, 95). Ebenso nndl. banket, ne. banquet, nfrz. banquet, nschw. bankett, nnorw. bankett. DF 3 (21997), 96-100. italienisch it Bankett 2 Bankett 2SnSubstantiv Neutrum (auch Bankette f.) "Randstreifen einer Straße" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.) Entlehnung. Entlehnt aus frz. banquette, einer Ableitung von normannisch-frz. banc "Aufwurf an einem Graben, Umfassung aus aufgeworfener Erde" (zu anord. bakki "Erhöhung"; Bank1). Ebenso nndl. banket, ne. banquette; Bank1. DF 3 (21997), 100-102. französisch frz Bankrott BankrottSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (15. Jh.) Entlehnung. Entlehnt aus it. banca rotta f. (eigentlich "zerstörte Bank"); it. rotta aus l. ruptus "zerbrochen, zerstört", dem PPP. von l. rumpere "zerbrechen" und banca wie in Bank2. Bei Zahlungsunfähigkeit wurde der Tisch des Händlers zerschlagen. Ebenso nndl. bankroet, ne. bankruptcy, nfrz. banqeroute, nschw. bankrutt, nnorw. bankerott; Bank2, abrupt. DF 3 (21997), 107-114; Müller, C. ZDW 3 (1902), 251; LM 1 (1980), 1409f.; Schirmer (1911), 27; Röhrich 1 (1991), 144. italienisch it Bann BannSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz alt.veraltet (9. Jh., latinisiert seit dem 7. Jh.), mhd. ban, ahd. ban, as. ban Stammwort. Aus g. *banna- m. "Aufgebot, Befehl, Bann", auch in afr. ban(n), bon, anord. bann (n.) "Verbot", ae. geban(n). Abstraktum zu g. *bann-a- Vst. "aufbieten, gebieten". Dieses beruht vermutlich auf einem Nasalpräsens (*bhe-nw- o.ä.) zu eur. *bhA- "(feierlich) sprechen" in l. fArI "sprechen" (vgl. fAs "göttliches Recht"), russ. obaváti "bezaubern, beschwören", gr. phEmí "ich sage, behaupte, befehle". Moderne Bedeutungen ("Handelsverbot") unter dem Einfluß des Englischen. Verb: bannen, verbannen. Ebenso nndl. ban, ne. ban, nschw. bann, nisl. bann. Zu der Sippe der griechischen Entsprechung s. Blasphemie, zu der lateinischen s. diffamieren; banal, Bandit. Wießner, H.: Twing und Bann (Baden 1935); Seebold (1970), 88-90; RGA, 2 (1976), 34-44; Tiefenbach (1973), 18-21; Lloyd/Springer 1 (1988), 453-456; LM 1 (1980), 1414-1418; Sousa-Costa (1993), 53-123; Carstensen 1 (1993), 88f. west- und nordgermanisch ix Banner BannerSnSubstantiv Neutrum "Fahne" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (12. Jh.), mhd. banier(e), dann dem deutschen Lautstand angepaßt Entlehnung. Das mittelhochdeutsche Wort ist entlehnt aus frz. bannière f. "Heerfahne", das seinerseits eine Weiterbildung zu einer Entlehnung aus dem Germanischen ist (gt. bandwa "Zeichen" und seine Verwandtschaft) unter dem lautlichen Einfluß der Entsprechung zu Bann. Die nicht eingedeutschte Form Banier, seit dem 15. Jh. auch Panier2, bleibt regional (z.B. bei Luther), ist heute aber veraltet. Ebenso nndl. banier, ne. banner, nschw. baner, nnorw. banner; Bande1, Hasenpanier. DF 2 (1942), 305f. (zu Panier); LM 1 (1980), 1419. französisch frz Bannware BannwareSf Konterbande. Banse BanseSfSubstantiv Femininum (auch m.) "(Korn)Scheuer, Stapelplatz für Holz, Kohle u.ä." per.peripherer Wortschatz md. ndd. (17. Jh.)Stammwort. In der älteren Sprache nicht bezeugt, aber offensichtlich bereits germanisches Wort, vgl. gt. bansts "Scheuer", anord. báss "Stand im Kuhstall", ae. bOs(i)g "Stall, Heuplatz über dem Stall". Vermutlich eine Bezeichnung für aus leichtem Flechtwerk bestehende Nebengebäude; deshalb ist ein Anschluß an binden denkbar (g. *band-s-). deutsch s. binden ? bar barAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (10. Jh.), mhd. bar, ahd. bar, as. bar Stammwort. Aus g. *baza- Adj. "bar, bloß", auch in anord. berr, ae. bär, afr. ber aus ig. (eur.) *bhoso- "bar, bloß", auch in lit. bAsas, aruss. bosu "barfüßig", arm. bok "barfuß" (aus *bhoso-gwo-?) und erweitert in gr. psIlós "nackt, kahl". Zu einem schlecht faßbaren Verbum ig. *bhes-, psA- [*bhsA-] "reiben, abreiben", auch "kauen"; Ausgangsbedeutung also "abgerieben, blank" mit Bedeutungsübergang zu "bloß" wie bei nhd. blank und in derselben Wortfamilie etwa bei gr. psEnós "kahlköpfig" (Glossenwort). - Die Verwendung in bezug auf Geld ist schon mittelhochdeutsch und später sehr häufig; gemeint ist wohl "offen vor Augen liegend, vor den Augen aufgezählt". Hierzu auch Barschaft u.ä. Zur Grundbedeutung barfuß, barhaupt u.ä. Ebenso nndl. bar, ne. bare, nschw. bar, nisl. ber; Berserker, Besen. Richter, G. in Dückert (1976), 173-214; Hamp, E. P. REA 20 (1986/87), 35f.; Lloyd/Springer 1 (1988), 465f.; Röhrich 1 (1991), 144; Heidermanns (1993), 121. indogermanisch ix Bar BarSfSubstantiv Femininum "(Nacht)Lokal" std.Standardwortschatz (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. bar, dieses aus afrz. barre "Balken, Stange, Schranke". Eigentlich Bezeichnung einer Schranke (Barre), die den Gastraum vom Schankraum trennt, dann Tisch an dieser Stelle, mit Gelegenheit zum Trinken (im Stehen oder auf hohen Hockern). Dann die ganze Trinkstube (in dieser Bedeutung evtl. aus ne. bar-room gekürzt). In allen diesen Bedeutungen ins Deutsche übernommen, ebenso in modernen Ausweitungen auf Verkaufs- und Ausgabestellen von anderen Dingen (Milchbar, Plattenbar). Ebenso nndl. bar, ne. bar, nfrz. bar, nschw. bar, nisl. bar. Rey-Debove/Gagnon (1988), 47; Carstensen 1 (1993), 89-91; DF 3 (21997), 117-120. englisch e -bar -barSuffix (zur Bildung passiver Adjektive der Möglichkeit) std.Standardwortschatz (-), mhd. -bäre, ahd. -bAri Stammwort. Heute nur noch Adjektivsuffix, früher selbständiges Wort. Mhd. -bäre, ahd. -bAri gehen, wie ae. -bäre, zurück auf ein Adjektiv der Möglichkeit g. *bär-ja- zu g. *ber-a- "tragen", also "tragend, fruchtbar" (vgl. mhd. unbäre "unfruchtbar"). gebären. Flury, R.: Struktur und Bedeutungsgeschichte des Adjektiv-Suffixes -bar (Diss. Zürich 1964); Wortbildung 3 (1978), 106 und die dort angegebenen Stellen; Lloyd/Springer 1 (1988), 472-474; Heidermanns (1993), 124f. westgermanisch iz Bär 1 Bär 1SmSubstantiv Maskulinum "Bär" std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. ber, ahd. pero, bEr, mndl. bere Stammwort. Aus g. *berOn/-n- m. "Bär", auch in anord. bjOrn (u-Stamm), ae. bera. Die nur germanische Bezeichnung geht entweder auf ein älteres Wort für "braun" zurück (lit. bEras "braun") oder setzt (mit Übergang von *ghw- zu g. *b-) älteres *ghwer- "wildes Tier" fort (mit Dehnstufe gr. ther, akslav. zvEri, lit. zvErìs; ohne diese l. ferus "wild"). - Die Bezeichnung eines Sternbilds als Bär folgt der antiken Tradition (arktisch). Bei einen Bären aufbinden liegt wohl eine falsche Umsetzung eines niederdeutschen Wortes für "Traglast" vor (zu g. *ber-a- "tragen"; gebären, Bahre). Der Vergleich von Lügen und Traglasten ist auch sonst üblich (vgl. etwa einem die Hucke vollügen). Ebenso nndl. beer, ne. bear, nschw. björn, nisl. björn; braun, Biber. Gaidoz, H., Rolland, E. Mélusine 2 (1884/85), 30-38 (Namen des Sternbilds); Havers, W.: Neuere Literatur zum Sprachtabu (Wien 1946), 35-37; RGA 2 (1976), 45-48; Lloyd/Springer 1 (1988), 563-565; LM 1 (1980), 1431f.; Röhrich 1 (1991), 144-147; Niekerken, W. KVNS 50 (1937), Sonderheft, S. 26f. (zu einen Bären aufbinden). west- und nordgermanisch ix Bär 2 Bär 2SmSubstantiv Maskulinum "Zuchteber" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (11. Jh.), mhd. bEre, as. bEr(swIn) "Eber", mndl. bEre Stammwort. Aus wg. *baiza- m. "Eber", auch in ae. bAr. Wenn so zunächst der wilde Eber bezeichnet wurde, kann voreinzelsprachl. *bhoids-o- "der Schreckliche" (lit. baisas "Schreckgespenst, schreckliche Erscheinung") zu (ig.) *bhoidos- "Schrecken" (vgl. lit. baisà f. "Schrecken", l. foedus "häßlich") zugrundeliegen. Hamp zieht kymr. baedd "Eber" als *bhejedo- heran. Ebenso nndl. beer, ne. boar. Gabriel (1989); Lloyd/Springer 1 (1988), 542 (anders); Hamp, E. P. NOWELE 20 (1992), 65. westgermanisch iz Baraber BaraberSmSubstantiv Maskulinum "(italienischer) Bauarbeiter" per.peripherer Wortschatz österr. (20. Jh.) Weiterbildung aus Entlehnung. Vermutlich zu it. barabba "Nichtsnutz, Rowdy" (nach dem biblischen Namen Barrabas). Mätzler (1968), 77. italienisch it Baracke BarackeSfSubstantiv Femininum "Behelfsunterkunft" std.Standardwortschatz (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. baraque "Feldhütte" und it. baracca, beide aus span. barraca. Das Wort bezeichnet zunächst eine Soldatenunterkunft. Ebenso nndl. barak, ne. barrack, nschw. barak, nnorw. barakke. Die weitere Herkunft ist nicht sicher geklärt. Eine Herkunft aus der Entsprechung zu Barre ist im Hinblick darauf, daß es sich wohl zunächst um Holzgerüste gehandelt hat, nicht ausgeschlossen. DF 3 (21997), 121-123; Jones (1976), 139f.; DEO (1982), 73f. span Barbar BarbarSmSubstantiv Maskulinum "Rohling" std.Standardwortschatz (13. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. barbarus, dieses aus gr. bárbaros "ausländisch, roh". Das griechische Wort bezeichnete ursprünglich diejenigen, die nicht griechisch sprachen - es ist offenbar eine reduplizierte Lautnachahmung (heute sagt man etwa Rhabarber, um "Volksgemurmel" zu simulieren); ähnlich ai. barbara- "stammelnd". Später wurde das Wort auch verwendet, um Griechen zu bezeichnen, die schlecht Attisch sprachen. Das Wort wird dann von den Römern und schließlich von den Volkssprachen übernommen und angepaßt; dabei auch in seiner Bedeutung ausgeweitet (einerseits "grausam", andererseits "sprachwidrig"). Im Deutschen wird das Wort zunächst mit Anfangsbetonung gesprochen (wie noch in dem Namen Barbara erhalten), dann wird es an die französische Betonung angepaßt. Adjektiv: barbarisch; Abstraktum: Barbarei. Ebenso nndl. barbaar, ne. barbarian, nfrz. barbare, nschw. barbar, nnorw. barbar; brav, bravo, Rhabarber, Bulldogge. DF 3 (21997), 123-149; Schäfer, K. Monatsschrift für Höhere Schulen 35 (1936), 261-268; Funck, B. in Welskopf 4 (1981), 26-51; Braun, W. in Welskopf 5 (1981), 137-168; RGA 2 (1976), 49f.; Lévy, E. Ktema 9 (1984/87), 5-14; Michel, P. PSG 8 (1988), 7-49; BlW 3 (1988), 91-101; LM 1 (1980), 1434-1436; Borst, A.: Barbaren. Geschichte eines europäischen Schlagwortes. In: ders.: Barbaren, Ketzer und Artisten (München, Zürich 1988), 19-31; Rugullis, S.: Die Barbaren in den spätrömischen Gesetzen (Frankfurt 1992). lateinisch gr Barbe BarbeSfSubstantiv Femininum (Flußfisch) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (12. Jh.), mhd. barbe m./f., ahd. barbo m Entlehnung. Entlehnt aus l. barbus m., das seinerseits eine Zugehörigkeitsbildung zu l. barba "Bart" ist (nach den Barteln "Bartfäden" dieser Fische). Ebenso nndl. barbeel, ne. barbel, nfrz. barbeau, nschw. barbfisk; Barbier. Lloyd/Springer 1 (1988), 470f. lateinisch l Barbecue BarbecueSnSubstantiv Neutrum "Grillfest, Bratrost" per.peripherer Wortschatz fremd.Erkennbar fremd (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. barbecue, dieses aus span. barbacoa, barbacuá f. "im Erdloch zubereiteter Braten", ursprünglich: "Lager aus Weiden- oder Lianengeflecht", das auf ein indianisches Wort (Taino) zurückgeht. Ebenso nndl. barbecue, nfrz. barbecue, nnorw. barbecue. Rey-Debove/Gagnon (1988), 47f.; Carstensen 1 (1993), 91. englisch span bärbeißig bärbeißigAdjAdjektiv erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (18. Jh.)Stammwort. Nach Bärenbeißer, einer Bezeichnung der Boxer (Hunderasse), die ursprünglich zur Tierhatz gezüchtet wurden. Das Adjektiv spielt auf den unfreundlich wirkenden Gesichtsausdruck dieser Tiere an. deutsch s. Bär, s. beißen Barbier BarbierSmSubstantiv Maskulinum per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (14. Jh., Form 15. Jh.), mhd. barbierer Entlehnung. Ist mit dem Verb barbieren entlehnt aus afrz. barbier "Friseur", dieses aus ml. barberius, einer Ableitung von l. barba f. "Bart". Die an das Französische angeglichene Kurzform wird erst im folgenden Jahrhundert üblich. Ebenso nndl. barbier, ne. barber, nfrz. barbier, nschw. barberare, nnorw. barber; balbieren, Barbe, Bart. LM 1 (1980), 1444f.; Röhrich 1 (1991), 147f.; DF 3 (21997), 149-154. französisch l Barchent BarchentSmn "auf einer Seite aufgerauhter Baumwollflanell" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (12. Jh.), mhd. barchant, barchAt, barchet, barragAn, barkAn m Entlehnung. Ist entlehnt aus ml. barrachanus m., barrachanum n. "grober Wollstoff", dieses aus span. barragán m., aus arab. barrakAn (dass., sowie auch ein Gewand daraus). Im Deutschen bezeichnet das Wort zunächst einen groben Wollstoff aus Ziegen- und Kamelhaar, dann ein Mischgewebe aus Baumwolle und Leinen, in der neueren Zeit ein aufgerauhtes Köpergewebe aus Baumwolle. Ebenso nndl. barchent, ne. barracan, nschw. parkum. Rosenquist (1942), 428-436; DF 3 (21997), 154-156; Kiesler (1994), 157f.; Tazi (1998), 195. lateinisch arab Barde BardeSmSubstantiv Maskulinum "(keltischer) Sänger" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. barde oder l. bardus, das seinerseits aus einem keltischen Wort entlehnt ist. Zunächst in der eigentlichen Bedeutung gebraucht, dann im Zuge der Ossian-Begeisterung verallgemeinert und auch (durch Anschluß des bei Tacitus erwähnten barditus "Schlachtgesang", Bardiet) für "Sänger der Germanen" gebraucht. Ebenso nndl. bard(e), ne. bard, nschw. bard, nnorw. barde. Kuhberg (1933), 37f.; Stiven (1936), 29; LM 1 (1980), 1456f.; DF 3 (21997), 156-159. kelt Bardiet BardietSnSubstantiv Neutrum "Schlachtgesang" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (17. Jh., Form 18. Jh.)Entlehnung. Bei Tacitus Germania 3 wird der Schildgesang der Germanen bei Beginn des Kampfes barditus genannt (andere Handschriften haben baritus). Dieses Wort ist ungeklärt. Klopstock nimmt es auf, indem er es als eine Ableitung von Barde auffaßt (was sprachgeschichtlich kaum richtig ist). Die lateinische Form und Anpassungen aus ihr sind schon früher in deutschen Texten bezeugt. RGA 2 (1976), 52f. lateinisch l Bärendienst BärendienstSmSubstantiv Maskulinum "in guter Absicht ausgeführte Handlung, die dem Begünstigten aber schadet" erw.erweiterter Standardwortschatz bildg.bildungssprachlich (19. Jh.)Stammwort. Nach einer verbreiteten Fabel, die z.B. auch bei La Fontaine (L'ours et l'amateur des jardins VIII, X) dargestellt ist. In ihr erschlägt ein Bär eine Fliege auf der Nasenspitze des schlafenden Freundes (oder wirft einen Stein nach ihr) und drückt dabei dem Freund den Schädel ein. deutsch s. Bär, s. Dienst Bärendreck BärendreckSmSubstantiv Maskulinum "eingekochter Süßholzsaft, Lakritze" erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (19. Jh.)Stammwort. Ein zunächst schweizerisches Wort. Das Benennungsmotiv ist unklar - vielleicht wegen der starken Süße als "(Dreck) für die - Süßes liebenden - Bären". Zu beachten ist die Bedeutung "Einkochrückstand" bei Dreck. deutsch s. Bär, s. Dreck Bärenhäuter BärenhäuterSmSubstantiv Maskulinum "nichtswürdiger Mensch" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (17. Jh.)Stammwort. Gebildet zu dem Ausdruck auf der Bärenhaut liegen für "faul sein" (mit Bezug auf die Landsknechte, dann auch auf Studenten). Der Ausdruck selbst ist von den Humanisten im Anschluß an Tacitus, Germania 15 geprägt, wonach die Germanen in Friedenszeiten faulenzten. Die Ausgestaltung des Bildes ist wohl angeregt durch den Bericht derselben Quelle, wonach sich die Germanen in Felle wilder Tiere kleideten. Röhrich 1 (1991), 148-151; Niekerken, W. FS Pretzel (1963), 373f. (anders). deutsch s. Bär, s. Haut Barett BarettSnSubstantiv Neutrum "schirmlose Kopfbedeckung" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (14. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. baretta, beretta, wie frz. béret abgeleitet aus l. birrus m. "Überwurf, Mantel". Das Wort ist schon in alter Zeit mit gr. pyrrós "feuerrot" gleichgesetzt worden - daher noch Birett für die (rote) Kopfbedeckung katholischer Geistlicher. Die Herkunft des Grundworts ist umstritten - in Frage kommt ein gallisches Wort für ein Kleidungsstück oder die Herleitung aus einem Farbwort für "dunkel, rot" zur Bezeichnung grober Stoffe. Ebenso nndl. baret, ne. beret, nfrz. béret, nschw. barett, nnorw. barett; Büro. DF 3 (21997), 159-162; Gamillscheg (1969), 88; Meier (1975), 215 (zu l. vitta "Kopfbinde"); DEO (1982), 99; LM 1 (1980), 1459f.; LM 2 (1983), 213. italienisch it Barg Barg(auch Barch) SmSubstantiv Maskulinum "verschnittener Eber" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (10. Jh.), mhd. barc, ahd. barug, as. bar(u)g Stammwort. Aus g. *baruga- m. "verschnittener Eber", auch in anord. bOrgr, ae. bearg; Nebenform mit Schwundstufe in ae. -borg und mndd. borch. Vergleichbar sind slavische Wörter, etwa russ. bórov "verschnittener Eber" (wohl nicht aus dem Germanischen entlehnt) aus (ig.) *bhoru-o- neben dem durch das Germanische vorausgesetzten (ig.) *bhoru-ko-. Die slavischen Wörter können auch "Kleinvieh u.ä." bedeuten, so daß die Ausgangsbedeutung unklar ist. Falls von "verschnitten" auszugehen ist, kann an ig. *bher- "schneiden u.a." angeknüpft werden (zu diesem s. bohren). Ebenso ne. (dial.) barrow. Trier (1952), 87f.; Stiles, P. Anglia 101 (1983), 22-24; Lloyd/Springer 1 (1988), 493-495. west- und nordgermanisch io Bariton BaritonSmSubstantiv Maskulinum "Singstimme zwischen Tenor und Baß" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh., Form 18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. baritono "Halbbaß", zu it. baritono "mit tiefer Stimme", dieses aus gr. barYtonos, zu gr. barYs "schwer, tief" und gr. tónos "Spannung, Ton" (Ton2). Zuerst in latinisierter Form als Barytonus, dann endungslos. Zum Vorderglied s. noch Barometer und die lateinische Entsprechung in gravitätisch. Ebenso nndl. bariton, ne. baritone, nfrz. baryton, nschw. baryton, nisl. barYton. DF 3 (21997), 162-165. italienisch it Barium BariumSnSubstantiv Neutrum (ein Erdalkali-Metall) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.) Neoklassische Bildung. Die deutschen Bergleute gaben einem schweren, neben Erzen gefundenen Mineral den Namen Schwerspat (Spat1). Die Schweden Scheele und Gahn isolierten daraus um 1774 eine bis dahin unbekannte Erde, die von Scheele Schwerspat-Erde genannt wurde; später nannte man sie auch terra ponderosa oder Schwererde. Der Franzose G. de Morveau nannte sie 1779 Baryt (zu gr. barys "schwer"), und als man im 19. Jh. den Baryt als Oxyd eines Metalls erkannte, nannte man dieses (zunächst in England) Baryum. Ebenso nndl. barium, ne. barium, nfrz. baryum, nschw. barium, nisl. barín. Cottez (1980), 48; Rey-Debove/Gagnon (1988), 50. englisch gr Barkarole BarkaroleSfSubstantiv Femininum "Lied der Gondolieri" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. barcarola, einer Ableitung von it. barcarolo m. "Gondoliere", zu it. barca "kleines Schiff", aus l. barca. Ebenso nndl. barcarolle, ne. barcarol(le), nfrz. barcarolle, nschw. barkaroll, nnorw. barkarole; Barke. DF 3 (21997), 165f. italienisch it Barkasse BarkasseSfSubstantiv Femininum "Motorboot" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. barcasse, dieses aus span. barcaza, einer Augmentativbildung zu span. barca "Boot, Kahn". Ebenso nndl. barkas, nschw. barkass, nnorw. barkas(s); Barke. DF 3 (21997), 166f. französisch span Barke BarkeSfSubstantiv Femininum "kleineres Schiff ohne Mast" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (12. Jh.), mhd. barke Entlehnung. Ist entlehnt aus mndl. barke "kleines Küstenschiff", das über romanische Zwischenstufen (mfrz. barque) zurückgeht auf spl. barca. Ebenso nndl. bark, ne.(poet.) barque, nfrz. barque, nschw. bark, nnorw. bark. Das vorauszusetzende lateinische Wort gilt als Erweiterung (*barica) zu gr. bAris "ägyptischer Nachen; eine Art Floß", einem ägyptischen Wort der Nilschiffahrt. Die romanischen Formen scheinen aber eher auf früh-rom. *barica neben *barrica zu weisen, das wohl zu früh-rom. barra "Stange" gehört (Barre); Barkarole, Barkasse. Katz, P. IF 57 (1940), 264; Öhmann, E. NPhM 41 (1940), 145f.; Lokotsch (1975), 168; Jones (1976), 140; DEO (1982), 80f.; Lloyd/Springer 1 (1988), 474-476; DF 3 (21997), 167-170. l < gr Bärlapp BärlappSmSubstantiv Maskulinum "eine Farnart [lycopodium]" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Stammwort. Als "Bärentatze" (zu ahd. lappo "Ruderschaufel", also "flacher, großer Gegenstand", vermutlich weiter zu Lappen) wird die Pflanze wegen ihrer lappigen Blattform bezeichnet; ähnlich die jüngere l. Benennung lycopodium n. (wörtlich "Wolfsfuß", wonach ne. wolf's claw). Wüst (1956), 74. deutsch ix (-lapp), s. Bär Bärme BärmeSfSubstantiv Femininum "Bierhefe" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Stammwort. Übernommen aus ndd. barme. Dieses geht auf wg. *berma-/On m. "Hefe" in ae. beorm(a), mndd. berm, barm zurück, das mit l. fermentum n. "Sauerteig, Ferment" unmittelbar zu vergleichen ist (*bhermen-). Vermutlich als "Mittel zum Heben" zu g. *ber-a-, ig. *bher- "tragen, heben". Ebenso ne. barm. Vgl. Hefe zu heben; Ferment, gebären. westgermanisch iz barmherzig barmherzigAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (8. Jh.,) Form 11. Jh.), mhd. barmherzec, ahd. armherzi Stammwort. Ist Lehnübersetzung von l. misericors (zu l. miser "arm, elend" und l. cor (cordis) "Herz"), also "der ein Herz für die Armen hat"; vgl. entsprechendes gt. arma-hairts und ae. earm-heort. Das b- stammt von erbarmen. HWPh 1 (1970), 754f.; Beck, H. ZDPh 98 (1979)SH, 109-129; LM 1 (1980), 1471-1473. gemeingermanisch s. arm, s. Herz Barn BarnSmSubstantiv Maskulinum "Krippe, Heustock" per.peripherer Wortschatz obd. md. (8. Jh.), mhd. barn (barm, baren), ahd. barn Stammwort. Ist vergleichbar mit ae. beren "Scheuer", neben dem bere-ärn u.a. steht. Im Englischen scheint das Wort für "Gerste" (ae. bere) zugrundezuliegen; doch hat dies im Deutschen keine Entsprechung. Auch Anschluß an g. *ber-a- "tragen" (gebären) ist denkbar. Im einzelnen unklar. Lloyd/Springer 1 (1988), 482f.; Trier (1952), 84f. (vergleicht Wörter für "Korb" und weist darauf hin, daß Krippen häufig geflochten waren). westgermanisch iz ? barock barockAdjAdjektiv "verschnörkelt, überladen", als Substantiv ein Kunststil des 18. Jhs. erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. baroque "bizarr, grotesk", das unter anderem auch auf Kunstwerke angewandt werden kann. Im Deutschen hat J. Burckhardt seit 1855 das Wort dazu verwandt, die auf die Renaissance folgende Kunstperiode zu bezeichnen, und diese Terminologie ist dann international geworden. Das französische Wort bezeichnet ursprünglich eine unregelmäßige Perle, es ist entlehnt aus port. barroco, dessen Herkunft nicht sicher geklärt ist. Offenbar ist das Wort dann im Französischen beeinflußt worden durch den Namen des Syllogismus baroco, der in der Renaissance als Spottwort für scholastische Argumentationsweise benutzt worden war, und hat so seine abschätzige Bedeutung entwickelt. Ebenso nndl. barok, ne. baroque, nschw. barock, nnorw. barokk. DF 3 (21997), 170-176; Kurz, Lettere italiane 12 (1960), 414-444; Lokotsch (1975), 30; Lurati, O. VR 34 (1975), 63-93; Jaumann, H. AB 20 (1976), 17-41; DEO (1982), 80. französisch frz Barometer BarometerSmn "Luftdruckmesser" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.) Neoklassische Bildung. Neubildung des englischen Chemikers R. Boyle (1665) aus gr. báros n. "Schwere, Druck", zu gr. barYs "schwer" und gr. métron n. "Maß, Maßstab". Das Prinzip des Gerätes selbst wurde von E. Torricelli 1644 beschrieben; entsprechende Instrumente wurden zunächst Torricellische Röhre genannt. Ebenso nndl. barometer, ne. barometer, nfrz. baromètre, nschw. barometer, nnorw. barometer. S. Bariton, Barium, zu den lateinischen Entsprechungen gravitätisch und Metrik. DF 3 (21997), 176f.; Ganz (1957), 36f.; Cottez (1980), 48. griechisch gr Baron BaronSmSubstantiv Maskulinum "Freiherr" erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (12. Jh.)Entlehnung. Zunächst ist mhd. barUn entlehnt aus frz. baron (eigentlich "freier Mann, Lehensmann", meist von höherem Rang). Das Wort ist dann im Deutschen ausgestorben, und im späten 15. Jh. erneut als Adelstitel entlehnt worden. Femininum: Baronin; dazu diminutiv Baronesse. Ebenso nndl. baron, ne. baron, nschw. baron, nisl. barón. Die Herkunft des französischen Wortes ist umstritten. Seine früheste Bezeugung im 6./7. Jh. weist auf "Söldner, Lehensmann". Man hat dahinter ein germanisches Wort gesucht, ohne ein klares Vorbild ausmachen zu können. Neuerdings wird ein Anschluß an l. vAro, bAro "grobschlächtige Person" zu l. vArus "verwachsen, x-beinig" versucht. "Grobschlächtig" hätte zunächst eine Bezeichnung germanischer Söldner sein können, die mit deren sozialem Aufstieg zu einem Ehrennamen wurde. DF 3 (21997), 178-182; Ganz (1957), 37; Schmidt-Wiegand (1972), 27f.; DEO (1982), 79f.; LM 1 (1980), 1476-1484; von Olberg (1991), 97-105. französisch frz Barras BarrasSmSubstantiv Maskulinum "Militärdienst" erw.erweiterter Standardwortschatz grupp. (19. Jh., Bedeutung 20. Jh.)Entlehnung. Seit napoleonischer Zeit, zunächst für das Militärbrot, dann (ähnlich wie bei Kommiß) auf alles Militärische ausgeweitet. Zu wjidd. baras "Fladenbrot". Kügler, H. NPhZ 4 (1952), 135f. und 265f.; Wolf (1985), 44f. jidd. Barre BarreSfSubstantiv Femininum "Schranke", danach "Sandbank, Untiefe" (als "Hindernis, Absperrung") per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (13. Jh.), mhd. barre Entlehnung. Entlehnt aus afrz. barre "(Quer-)Stange"; dieses aus vor-rom. barra "Querbalken". Ebenso ne. bar, nfrz. barre, ndn. barre, nnorw. (alt.) barre. Eine Herkunft dieses Wortes aus l. vArus "entgegengesetzt", spl. vAra "quer" ist erwägenswert. Zu einer Entlehnung auf anderem Weg vgl. Bar. S. auch Barren, Barriere, Barrikade, Embargo. Suolahti, H. NPhM 17 (1915), 117; Mehl, E. MS (1962), 52-54; Meier (1975), 213-215 (zu l. vitta); DEO (1982), 81f. französisch kelt ? Barrel BarrelSnSubstantiv Neutrum (ein Hohlmaß, besonders für Erdöl, 159 Liter) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. barrel (eigentlich "Holzgefäß"), dieses aus afrz. baril, dessen weitere Herkunft nicht sicher geklärt ist. Öhmann, E. NM 59 (1958), 225f.; Carstensen 1 (1993), 92f. englisch frz Barren BarrenSmSubstantiv Maskulinum "Gußstück aus Metall" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.) Weiterbildung aus Entlehnung. Das gleiche Wort wie Barre, der Form nach rückgebildet aus dem Plural, speziell um die Handelsform von Edelmetallen (als "Stange") zu bezeichnen. Seit Jahn auch Name eines Turngeräts (mit zwei Stangen). Ebenso ne. bar, nfrz. barre, nschw. barr, nnorw. barre. RGA 2 (1976), 60-71; LM 1 (1980), 1487; Mehl, E. MS 72 (1962), 52-54 (der Name des Turngeräts als eine Abkürzung für *Barrenschwingel). französisch frz Barriere BarriereSfSubstantiv Femininum "Absperrung" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. barrière, einem Kollektivum zu frz. barre "Stange". Ebenso nndl. barrière, ne. barrier, nschw. barriär, nnorw. barriere; Barre. DF 3 (21997), 182-185; Jones (1976), 140f. französisch frz Barrikade BarrikadeSfSubstantiv Femininum "Straßensperre" std.Standardwortschatz (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. barricade, dieses aus it. barricata, einer Ableitung von it. barricare "versperren, verrammeln", zu vor-rom. barra "sperriger Balken" (Barre). Präfixableitung: verbarrikadieren. Ebenso nndl. barricade, ne. barricade, nfrz. barricade, nschw. barrikad, nnorw. barrikade. DF 3 (21997), 185-188; Gombert, A. ZDW 3 (1902), 165f.; Jones (1976), 140; DEO (1982), 82; Röhrich 1 (1991), 151. französisch it barsch barschAdjAdjektiv std.Standardwortschatz reg.regional (16. Jh.)Stammwort. Aus dem Niederdeutschen übernommen, wo es aber nicht viel früher bezeugt ist. Vermutlich wie der Fischname Barsch als "borstig" zu erklären (vgl. widerborstig). Als vd. *bars-ka- Adj. "borstig" wohl eine Erweiterung zu g. *barz-a- "starr aufgerichtet" in ahd. bar(r), anord. barr "feurig, heftig". Heidermanns (1993), 117. deutsch gwn Barsch BarschSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (11. Jh.), mhd. bars, ahd. bars, as. bars Stammwort. Aus wg. *barsa- m. "Barsch", auch in ae. bärs; Nebenformen sind ahd. bersih, mhd. bersich, alem. berschi u.ä. (*barsiha-) und aschw. ag(h)borre, ndn. aborre (*ag- "spitzig" und *burzOn-). Zugrunde liegt ig. *bhres/bhares- "Spitze" (zu diesem Bart, Borste und Bürste), also *bhárs-o- "der mit Stacheln Versehene" (nach der stacheligen Rückenflosse dieser Fische). Ebenso nndl. baars, ne. bass(e). RGA 2 (1976), 71-73; Lloyd/Springer 1 (1988), 486-488 (zu den nordischen Wörtern S. 70-72). west- und nordgermanisch iz Bart BartSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bart, ahd. bart, as. bard Stammwort. Aus wg. *barda-, auch in ae. beard, afr. berd. Aus ig. (w/oeur.) *bhardh-, älter vermutlich *bharz-dh-, auch in l. barba f. (Anlaut unregelmäßig), lit. barzdà f., akslav. brada f. "Bart", zu ig. *bhres/bhares "Spitze, Borste", also etwa "der Borsten Setzende". Von der gleichen Grundlage auch barsch, Barsch, Borste und Bürste; eine ähnliche Bildung auf -dh-, aber mit Schwundstufe der ersten Silbe in air. brot "Stachel", kymr. brathu "stechen", ahd. brart, brort "Spitze, Rand". Das zugrundeliegende Verb ist unter bohren behandelt. Ebenso nndl. baard, ne. beard; Barbier, Barte2, Hellebarde, Schembart. Trier (1963), 188-191; Lloyd/Springer 1 (1988), 488-490; LM 1 (1980), 1490f.; Röhrich 1 (1991), 151-155; Niekerken, W. FS Pretzel (1963), 374f. (zu der Bart ist ab). indogermanisch iz Barte 1 Barte 1SfSubstantiv Femininum "Breitbeil" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (11. Jh.), mhd. barte "Streitaxt", ahd. barta, as. barda Stammwort. Zugehörigkeitsbildung zu Bart, also "die Bärtige", wie anord. skeggja "Hellebarde" zu anord. skegg "Bart". Hellebarde. Lloyd/Springer 1 (1988), 490-492; Weber-Keller (1990), 38. deutsch iz Barte 2 Barte 2SfSubstantiv Femininum (meist im Plural gebraucht) "Walzähne" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Stammwort. Wohl regional niederdeutsch oder niederländisch entstanden und eigentlich aus dem Plural von Bart (nndl. baarden) rückgebildet. Die (nicht in einer Reihe stehenden) Zähne werden als Bart bezeichnet. deutsch iz Barteln BartelnSpl Barbe. Basalt BasaltSmSubstantiv Maskulinum "Ergußgestein" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. basaltEs, einer Verschreibung von l. basanitEs "Probierstein, sehr harter Stein, (wahrscheinlich: Basalt)", aus gr. basanítEs líthos, aus älterem gr. básanos, das möglicherweise ägyptischen Ursprungs ist. Nach Kammerzell: bsn.t.j "Gestein, aus dem der Grabstichel besteht". Ebenso nndl. bazalt, ne. basalt, nfrz. basalte, nschw. basalt, nisl. basalt. Lüschen (1979), 181; Kammerzell, F. FS Cherubim (Frankfurt/Main 2001), 119-124. lateinisch gr Basar BasarSmSubstantiv Maskulinum "(orientalischer) Markt, Wohltätigkeitsveranstaltung" std.Standardwortschatz exot. ass.Exotismus (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. bazar, dieses aus pers. bAzAr "öffentlicher Markt". Nach französischem Vorbild auch für "Wohltätigkeitsverkäufe u.ä." (18. Jh.). Ebenso nndl. bazaar, ne. baza(a)r, nschw. basar, nisl. basar. DF 3 (21997), 188-190; Schirmer (1911), 29; Littmann (1924), 110f.; Benveniste (1969/1993), 101; Lokotsch (1975), 23. französisch pers Base 1 Base 1SfSubstantiv Femininum "Kusine" erw.erweiterter Standardwortschatz obs. obd.obsolet (9. Jh.), mhd. base, ahd. basa Stammwort. Ursprünglich "Schwester des Vaters", dann im 15. Jh. ausgeweitet zu "Tante", danach auch "Nichte" (selten) und (wohl ausgehend vom Diminutiv) "Kusine" (häufig), auch allgemein "entfernte weibliche Verwandte"; in der Hochsprache Entsprechung zu Kusine. Nebenform ahd. wasa, as. wasa. Die Herkunft des nur deutschen Wortes ist dunkel. Falls ml. barbas m. "Vatersbruder" als ursprünglich langobardisches Wort vergleichbar ist, kann von vd. *bazwOn ausgegangen werden. In der indogermanischen Grundsprache gab es offenbar kein Wort für "Kusine" - die so Verwandten wurden "Schwestern" genannt (gegebenenfalls mit einer zusätzlichen Spezifikation). Zur Bedeutungsentwicklung vgl. Vetter. Risch, E. MH 1944-1947, 117f.; Müller (1979), 75-78; Ruipérez (1984), 19-28; Lloyd/Springer 1 (1988), 495-497; Jones (1990), 139-146. deutsch d Base 2 Base 2SfSubstantiv Femininum (chemische Verbindung) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.) Weiterbildung aus Entlehnung. Rückbildung aus dem Plural von Basis; also eigentlich "Grundlage", d.h. Grundlage der Neutralisation von Säure (und Base). DF 1 (1913), 78f. lateinisch gr Basilika BasilikaSfSubstantiv Femininum (Kirchentyp) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus spl. basilica, dieses aus l. basilica "Prachtbau", aus gr. basilike (stoá) "königliche Halle", zu gr. basilikós "königlich", zu gr. basileús m. "König, Fürst, Herrscher". Im Lateinischen ist zunächst eine Markt- und Gerichtshalle gemeint, dann Übergang auf das christliche Gotteshaus im allgemeinen Sinn von "Kirche", so daß es auch die Christengemeinde bezeichnen kann. Ebenso nndl. basiliek, ne. basilica, nfrz. basilique, nschw. basilik, nisl. basilíka; Basilikum, Basilisk. Siegert (1950), 38; LM 1 (1980), 1526f.; DF 3 (21997), 190-192. lateinisch gr Basilikum BasilikumSnSubstantiv Neutrum (Gewürzkraut) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (14. Jh., Form 20. Jh.), mhd. basIlie, basilig m./f. Entlehnung Ist entlehnt aus ml. basilicum, aus gr. basilikón (phytón) (eigentlich "das Königliche") zu gr. basilikós, zu gr. basileús m. "König, Fürst, Herrscher" (die Nebenform mhd. basilie usw. aus gleichbedeutendem l. basilia, gr. basileía). So bezeichnet nach dem edlen Duft. Das Wort bleibt in eingedeutschter Form Basilie (teilweise sekundär motiviert zu Braunsilge); relatinisiert im 20. Jh. Ebenso nndl. basilicum, ne. basilie, nfrz. basilic, nschw. basilika; Basilika, Basilisk. Bertoldi, V. ZRPh 54 (1934), 229f.; Lloyd/Springer 1 (1988), 497f.; LM 1 (1980), 1526. lateinisch gr Basilisk BasiliskSmSubstantiv Maskulinum "ein Fabelwesen mit tödlichem Blick" per.peripherer Wortschatz exot.Exotismus (14. Jh.), mhd. basiliske Entlehnung. Ist entlehnt aus l. basiliscus, dieses aus gr. basilískos (eigentlich "kleiner König"), zu gr. basileús "König". Im Altertum ein reines Fabelwesen (schlangenförmig, mit weißen Flecken als Königszeichen auf dem Kopf und tödlichem Biß, Atem und Blick); als solches (halb Drache, halb Hahn, aus mißgebildeten Hühnereiern von Schlangen, Kröten usw. ausgebrütet, mit tödlichem Blick) lebt es im Mittelalter weiter. Mit dem gleichen Wort werden aber auch reale Tiere bezeichnet; vor allem eine Eidechsenart mit einem kleinen Hornfortsatz, der mit einer Krone verglichen wurde. Ebenso nndl. basilisk, ne. basilisk, nfrz. basilic, nschw. basilisk, nnorw. basilisk; Basilika, Basilikum. Bertoldi, V. ZRPh 54 (1934), 229f.; LM 1 (1980), 1529f.; Röhrich 1 (1991), 157; DF 3 (21997), 192-194. lateinisch gr Basis BasisSfSubstantiv Femininum "Grundlage" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. basis, dieses aus gr. básis (eigentlich "Schritt, Gang"), einer Ableitung von gr. baínein "gehen". (Zur Bedeutungsentwicklung vgl. nhd. treten - Tritt im Sinne von "fester Untergrund, Stelle auf die man treten kann, Stufe"). Verb: basieren. Ebenso nndl. basis, ne. base, basis, nfrz. base, nschw. bas, nnorw. basis, (mil.) base. Zur germanischen Verwandtschaft s. kommen, zur lateinischen intervenieren; Akrobat, Diabetes. DF 3 (21997), 194-201; Gombert, A. ZDW 3 (1902), 167-169; Schirmer (1911), 29; Schirmer (1912), 8; Jones (1976), 141. lateinisch gr baß baß(Adv des Komparativs besser) AdvAdverb per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (9. Jh.), mhd. baz, ahd. baz, as. bat Stammwort. Aus g. *batiz, auch in anord. betr, ae. bet, afr. bet. Mit Schwundstufe des Komparativsuffixes gebildet; später durch den normalen Komparativ ersetzt. besser, Buße, fürbaß, Baas. west- und nordgermanisch iz Baß BaßSmSubstantiv Maskulinum "tiefste Singstimme" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. basso (ml. bassus "niedrig") als "tiefe (niedrige) Stimme". Im Sinne von "tiefes Streichinstrument" gekürzt aus Baßgeige. Ebenso nndl. bas, ne. bass, nfrz. basse, nschw. bas, nisl. bassi. DF 3 (21997), 202-205; Eggebrecht (1955), 68f.; Lloyd/Springer 1 (1988), 503-505. italienisch it Bassin BassinSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. bassin m., aus früh-rom. *bacin(i)um, aus gall. *bacca "Wassergefäß", dessen Herkunft nicht sicher geklärt ist. Bezeugt ist (einmal) bei Gregor von Tours ml. bacchinon, vielleicht entlehnt aus gr. (Hesych-Glosse) bákinon "eine Art Gefäß". Vielleicht letztlich eine Ableitung aus Bacchus (Gott des Weins) und damit ein Gefäß zur Aufbewahrung oder zum Ausschenken des Weins. Ebenso nndl. bassin, ne. basin, nschw. bassäng, nnorw. basseng; Back, Becken. DF 3 (21997), 205f.; Brunt (1983), 151f.; DEO (1982), 83. französisch frz Bast BastSmSubstantiv Maskulinum erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (11. Jh.), mhd. bast, ahd. bast, as. bast Stammwort. Aus g. *basta- m. "Bast (innere Schicht der Pflanzenrinde), Bastseil", auch in anord. bast, ae. bäst. Hierzu als Vriddhi-Bildung mhd. buost "Bastseil". Entstehung dunkel. Da Wörter für "Bast" meist zu Bedeutungen wie "schälen, nackt u.ä." gehören (vgl. etwa l. liber), kommt ein Zusammenhang mit bar in Frage. Die Beurteilungsgrundlage ist aber nicht ausreichend. Nach Koivulehto benannt nach der Art der Gewinnung (nach dem Einweichen ausgeschabt) als "Ausgeschabtes" zu der unter Besen und bar vorausgesetzten Wurzel (ig.) *bhes- "schaben, reiben". Nach Jacobson und Szemerényi entlehnt. Ebenso nndl. bast, ne. bast, nschw. bast, nisl. bast (n.); basteln, Besen. Johansson, K. F. IF 19 (1906), 121; Abegg, E. IF 46 (1928), 267; Jacobson, H. ZDA 66 (1929), 271-246, besonders 232-244; Szemerényi, O. ZVS 71 (1954), 199-217, besonders 210-213; Meid, W. IF 69 (1964), 231f.; Darms (1978), 257-264; Koivulehto, J. FS Schmitt (1988), 252-255; Lloyd/Springer 1 (1988), 500-502; Röhrich 1 (1991), 157f.; Dick, E. S. FS Szemerényi (1993), 307-340. west- und nordgermanisch gwn basta bastaPtklPartikel "Schluß!" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. basta "es ist genug", dieses aus früh-rom. *bastare "genug sein". Ebenso nndl. basta, nschw. basta, nnorw. basta. Die Herkunft des romanischen Verbs ist umstritten. Vielleicht aus früh-rom. *basitare "die Grundlage von etwas sein" zu spl. basis "Grundlage". DF 3 (21997), 79; DEO (1982), 83f.; Knobloch, J. FS Meid (1989), 103-105; Röhrich 1 (1991), 158. italienisch it Bastard BastardSmSubstantiv Maskulinum "uneheliches Kind, Mischling" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (13. Jh.), mhd. bast(h)art Entlehnung. Entlehnt aus afrz. bastard (neben fils de bast) "anerkannter Sohn eines Adeligen und einer nicht mit diesem verheirateten Frau oder einer verheirateten Frau niedrigeren Standes" (ursprünglich wertfreier Gebrauch z.B. als Selbstbezeichnung bei Wilhelm dem Eroberer). Herkunft umstritten. Semantisch am wahrscheinlichsten ist eine (belegbare) Ausgangsbedeutung "wilder Schößling" (d.h. ein aus dem Wurzelstock wachsendes Wildreis eines veredelten Baumes). Zugrunde liegt eine Wortsippe, die in nfrz. bâton "Stock" und bâtir "bauen" fortgesetzt ist, über deren Herkunft die Meinungen aber weit auseinandergehen (s. auch basta). Das Suffix ist wohl ursprünglich germanisch (-hard als Namenelement). Ebenso nndl. bastaard, basterd, ne. bastard, nfrz. bâtard, nschw. bastard, nisl. bastardur. Vgl. Bankert. Wolf, L. ZRPh 81 (1965), 310-324; DEO (1982), 86f.; Knobloch, J. LBa 27 (1984), 57-60 (anders: ossetisch "Kind des Packs"), auch MS 105 (1995), 142; Dick, E. S. FS Szemerényi (1993), 307-340; DF 3 (21997), 207-212. französisch frz Bastei BasteiSf Bastion. basteln bastelnVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (15. Jh.)Stammwort. Zunächst "mangelhaft zurechtmachen u.ä.", auch in der Form bästeln. Herkunft nicht ausreichend klar. Wahrscheinlich zu mhd. besten "schnüren, binden" als "etwas notdürftig zusammenbinden" (statt es fachgerecht zu reparieren). Dieses zu Bast in der Bedeutung "Seil, Schnur". deutsch gwn ? Bastion BastionSfSubstantiv Femininum "Bollwerk" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. bastion m., dieses aus it. bastione m., einem Augmentativum zu it. bastia "Bollwerk", aus afrz. bastie "Gebäude", einer Ableitung von afrz. bastir "bauen". Das Grundwort ist entlehnt als Bastei (14. Jh.). Ebenso nndl. bastion, ne. bastion, nschw. bastion, nnorw. bastion. DF 3 (21997), 212-217; Jones (1976), 141f.; Öhmann, E. NPhM 43 (1942), 27 (zu Bastei). französisch it Bastonade BastonadeSfSubstantiv Femininum "orientalische Prügelstrafe (auf die Fußsohlen)" per.peripherer Wortschatz exot.Exotismus (19. Jh.)Entlehnung. Über frz. bastonnade entlehnt aus it. bastonata "Stockhieb" zu it. bastonare "prügeln" aus it. bastone m. "Stock". Ebenso nndl. bastonnade, ne. bastinado, nschw. bastonad. DF 1 (1913), 80. französisch it Bataillon BataillonSnSubstantiv Neutrum "Truppenabteilung" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. bataillon m., dieses aus it. battaglione m., einem Augmentativum zu it. battaglia f. "Schlachttruppe", aus spl. battuAlia f. "Fechtübungen mit Stöcken", zu spl. battuere "schlagen, klopfen". Das französische Wort ersetzt früheres nhd. Fähnlein. Ebenso nndl. bataljon, ne. battalion, nschw. bataljon, nnorw. bataljon; Batterie, Debatte, Kombattant, Rabatt. DF 3 (21997), 217-220; Jones (1976), 143f. französisch it Batate BatateSfSubstantiv Femininum "Süßkartoffel" per.peripherer Wortschatz md. (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus span. patata (vgl. ne. potato "Kartoffel"). Das Wort stammt aus einer südamerikanischen Indianersprache (Aruak-Mundart von Haiti). Es hat sich (als Wort für "Kartoffel") bei uns hochsprachlich nicht durchgesetzt, hält sich aber in Mundarten Thüringens, Hessens und Frankens. Ebenso nndl. bataat, ne. potato, nfrz. patate, nschw. batat. Abegg-Mengold (1979), 152-163. indian Batenke BatenkeSfSubstantiv Femininum (eine Schlüsselblumenart) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. (stachys) bEtOnica, der gelehrten Bezeichnung unbekannter Herkunft für Betonie (einer weiteren Variante aus derselben Grundlage). Marzell 4 (1943/79), 461; Diedrichs (1952), 34-41 (nach Plinius 25, 46 aus gall. vettonica, nach dem Volksstamm der Vettonen); Lloyd/Springer 1 (1988), 571f. (zu Betonie). lateinisch l Batik BatikSfSubstantiv Femininum (eine Färbemethode für Gewebe; so gefärbtes Gewebe) per.peripherer Wortschatz exot.Exotismus (19. Jh.)Entlehnung. Über niederländische Vermittlung entlehnt aus javan. batik "gesprenkelt" (mal. "Punkt, Strich"). Ebenso nndl. batik, ne. batik, nfrz. bat(t)ik, nschw. batik, nnorw. batikk. Kahlo, G. MS (1961), 32. javan Batist BatistSmSubstantiv Maskulinum "feines Gewebe" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. batiste f. Ältere Form batiche, batisse, sekundär an den Namen Baptist angeglichen. Bildung mit einem auf l. -Aticus zurückgehenden Suffix aus frz. battre, in dessen technischer Bedeutung in der Web-Industrie ("walken"). Ebenso nndl. batist, ne. batiste, nschw. batist, nnorw. batist. DF 3 (21997), 220f.; Höfler, M. ZRPh 80 (1964), 455-464. französisch frz Batterie BatterieSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. batterie, einem Kollektivum zu frz. battre "schlagen", dieses aus spl. battuere. Das französische Wort bedeutet zunächst "Schlagen", dann (> "Gefecht" > "Gefechtseinheit") als frz. batterie d'artillerie "Reihe der Geschütze", erweitert schließlich zu "in einer Reihe aufgestellte Gegenstände". Die Bedeutung "Stromspeicher" wird im 18. Jh. aus dem Englischen übernommen. Ebenso nndl. batterij, ne. battery, nschw. batteri, nnorw. batteri; Bataillon. DF 3 (21997), 221-225; Jones (1976), 145; Carstensen 1 (1993), 96. französisch frz Batzen BatzenSmSubstantiv Maskulinum "Klumpen", "ein Geldstück" erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (16. Jh.)Stammwort. Für "Klumpen, dickes Stück" zu dem schwachen Verb batzen "zusammenkleben, zusammenhängen" (wohl eine Intensivbildung *backezzen zu backen). Das Wort wird dann auf die im 15. Jh. in Bern und Salzburg geprägten Dickpfennige bezogen; deshalb heute noch in der Schweiz für ein kleines Geldstück. Butzen, patzen. Luschin-Ebengreuth, A. Numismatische Zeitschrift 12 (1880), 379-396; LM 1 (1980), 1552f.; Röhrich 1 (1991), 158. deutsch ix batzig batzigAdj patzig. Bau BauSm bauen. Bauch BauchSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (11. Jh., uuasbucho "ein gefundener verstümmelter Rumpf" 8. Jh.), mhd. bUch, ahd. bUh Stammwort. Aus g. *bUka- m. "Bauch", auch in anord. búkr, ae. bUc, afr. bUk, bUch. Das Wort geht zurück auf eine Wurzel mit verschiedenen anlautenden Labialen, mit der dicke, bauchige Gegenstände bezeichnet werden (vgl. russ. púzo n. "Bauch, Wanst"); vermutlich ursprünglich eine Lautgebärde für die aufgeblasenen (und daher dicken) Backen, vgl. die Zusammenstellung unter Bausch. Partikelableitung: (aus)bauchen; Adjektiv: bauchig; Adverb: bäuchlings. Übertragen für "Unterteil, Vorderteil", z.B. in Bauchlandung. Der Bauchredner, bei dem eine Stimme anscheinend aus dem Bauch kommt, hat seine Bezeichnung nach l. ventriloquus, gr. eggastrí-mantis "der aus dem Bauch weissagt". Ebenso nndl. buik, nschw. buk, nisl. búkur. Röhrich 1 (1991), 159. west- und nordgermanisch gwn Bauche 1 Bauche 1Sf Bake. Bauche 2 Bauche 2Sf "Waschlauge" bauchen. bauchen bauchen(auch bäuchen) Vswschwaches Verb "in heißer Lauge einweichen" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (16. Jh.), fnhd. bUchen, biuchen Nicht etymologisierbar. Auch me. bouken. Das Wort gilt als von Bauche2 "Waschlauge" abgeleitet und wird zu Buche gestellt, da die Lauge ursprünglich aus Buchenasche hergestellt wurde, doch sind die lautlichen Zusammenhänge unklar. Eine entsprechende romanische Sippe für "(mit Lauge) waschen" (frz. buée) galt seither als aus dem Germanischen entlehnt. Da neuerdings für diese von l. *bUca-, *bUcAre ausgegangen wird, ist umgekehrt für das germanische Wort eine frühe Entlehnung aus dem Lateinischen nicht ausgeschlossen. RGA 4 (1981), 57f.; RGA 18 (2001), 138; DEO (1982), 166 (l. *bUcAre "die Wäsche übergießen" zu l. bUca [Variante zu bucca] "Krug, Schlauch - Waschzuber"). deutsch d bauchpinseln bauchpinseln(auch gebauchkitzelt, gebauchstreichelt, auch bauchbepinseln) Vswschwaches Verb (sich gebauchpinselt fühlen u.ä. "sich geschmeichelt fühlen") std.Standardwortschatz stil. phras.Phraseologismus(20. Jh.)Stammwort. Die Ausdrücke sind sicher Vergröberungen einer ursprünglichen Wendung. Sie können sich auf die Art beziehen, in der Tiere, etwa Katzen, zutraulich gemacht werden; denkbar ist aber auch ein Ausgangspunkt wie den Küenzel streichen "jemandem schmeicheln" (nach Schmeller/Frommann, S. 1268, zu Küenzel/n "Fettansatz unter dem Kinn"); vgl. auch die nahestehenden Wendungen den Kauz streichen "schmeicheln" nach DWb V, 369f. oder fuchsschwänzen "schmeicheln". deutsch s. Bauch, s. Pinsel Baude BaudeSfSubstantiv Femininum "Berghütte" per.peripherer Wortschatz omd. (15. Jh.)Stammwort. Ursprünglich "Hirtenhütte im Riesengebirge" (jetzt eher "Hotel" an entsprechender Stelle), aus einer Variante vd. *bUTO- zu vd. *bOTO- in Bude; Cech. bouda ist aus diesem entlehnt. Auf entsprechender Lautstufe mit Vokalkürze steht lit. bùtas m. "Haus". Schier, B. GS Foerste (1970), 181f. deutsch iz bauen bauenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.)Stammwort. In der heute vorherrschenden Bedeutung "(ein Haus) bauen" ist das Wort jung (spätmittelhochdeutsch) und wohl eine Ableitung zu Bau (mhd. bU, ahd. bU, ae. bU "Wohnung, Haus"), die sich mit älteren, gleichlautenden Verben vermischt hat. Diese älteren Verben sind nicht mehr auseinanderzuhalten. Beteiligt ist sicher ein starkes Verb, das aber nur im Altnordischen noch als solches erhalten ist (anord. búa); sonst gibt es starke Präsensformen (gotisch, altenglisch, altsächsisch, althochdeutsch) und ein starkes Partizip (altenglisch, mittelhochdeutsch) mit unklaren Präteritalformen im Althochdeutschen, sowie schwache Verben aller Stammklassen. Die Hauptbedeutung der Formen der alten Sprachen ist "wohnen", wodurch sich das Verb, für das als Ausgangsform etwa g. *bOwwa- anzusetzen ist, als dehnstufige Bildung zu ig. *bhewe- "werden, sein" erweist. Es ist bezeugt in l. fuI "ich war" (u.a.), den außerpräsentischen Formen des Verbum substantivum im Keltischen, lit. bUti "sein, werden", akslav. byti "sein, werden", gr. phYO "ich bringe hervor, zeuge", gr. phYomai "ich werde, wachse", ai. bhávati "er wird, er ist" (s. auch bin). Die (lautlich ebenfalls schwierigen) germanischen Formen sind: gt. bauan, anord. búa, ae. bUan, as. bUan, ahd. bUwan, bUwen. Die transitive Bedeutung "bereiten, (ein Feld) bebauen" gehörte ursprünglich wohl zu einer anderen Bildung von derselben Grundlage. Konkretum: Bau mit zahlreichen Zusammensetzungen. Ebenso nndl. bouwen, nschw. bo "wohnen", nisl. búa "Landwirtschaft betreiben". Für die lateinischen Entsprechungen s. Futur und für die griechischen Physik; Bauer1, Bauer2, Bauten, baufällig, Bude, Gebäude. Seebold (1970), 124-128. gemeingermanisch iz Bauer 1 Bauer 1SmSubstantiv Maskulinum (auch n.) "Vogelkäfig" erw.erweiterter Standardwortschatz fach. fachsprachlich(8. Jh.), mhd. bUr, ahd. bUr n. (auch m.?) Stammwort. Ursprünglich mit weiterer Bedeutung "Haus, Kammer", später auf "Vogelkäfig (u.ä.)" eingeengt. Aus g. *bUra- m./n. "(kleines) Haus", auch in anord. búr n., ae. bUr n. Eine wohl nur germanische Bildung zu dem unter bauen behandelten Verb für "wohnen"; doch klingt die Hesych-Glosse bYrion "Haus, Zimmer" an (das Wort ist vielleicht messapisch). Ebenso ne. bower, nschw. bur, nisl. búr "Vorratskammer"; bauen, Bauer2, Nachbar. Krahe, H. IF 47 (1929), 326 und 57 (1939), 116f. west- und nordgermanisch iz Bauer 2 Bauer 2SmSubstantiv Maskulinum "Landmann" std.Standardwortschatz (9. Jh.), zu den Formen s.u., as. gibUr Stammwort. In dem Wort sind wohl mehrere Bildungen zusammengeflossen: 1. Mhd. gebUr(e), ahd. gibUr, as. gibUr (neben obd. gibUro); 2. mhd. bUre m(n); 3. ahd. bUari; die Hauptform ist (1) aus wg. *ga-bUra- m. "Mitbewohner (der Dorfgemeinschaft)". Eigentlich eine Bildung wie Geselle, also "einer, der im gleichen bUr "Wohnort" wohnt". Die Bedeutung "Landmann" als Berufsbezeichnung und Standesbezeichnung ist jünger, wobei ihre Ausbildung (Nomen agentis auf -er?) im einzelnen unklar ist. Die Verwendung des Wortes im Schach- und Kartenspiel folgt der dort auftretenden (bruchstückhaften) Standesordnung. Neben den deutschen Wörtern auch ae. gebUr, doch zeigt das (Alt-)Englische mit land-bUend daneben auch die Bildung (aus der gleichen Grundlage), die für die nordischen Sprachen charakteristisch ist (anord. bóndi). Femininum: Bäuerin; Adjektiv: bäuerlich, übertragen bäurisch. Ebenso nndl. boer, buur; bauen, Bauer1, Nachbar. Ludvik, D. Acta Neophilologica 5 (1972), 83-85; Grundbegriffe 1 (1972), 407-439; RGA 2 (1976), 99-107; RGA 3 (1978), 216-221; Wenskus, R., Jankuhn, H., Grinda, K. (Hrsg.): Wort und Begriff "Bauer" (Göttingen 1975); Huber, A. in Dückert (1976), 17-54; Brandsch, J.: Bezeichnungen für Bauern und Hofgesinde im Althochdeutschen (Berlin 1987); Kristensen, A. K. G. Mediaeval Scandinavia 12 (1988), 76-106; LM 1 (1980), 1563-1604; Röhrich 1 (1991), 159f. westgermanisch iz Bauernfänger BauernfängerSmSubstantiv Maskulinum "plumper Betrüger" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (19. Jh.)Stammwort. In der Berliner Diebessprache gebildet. Bauer dabei im Sinn von "Dummkopf, Tölpel". deutsch s. Bauer, s. fangen Bauer(n)wetzel Bauer(n)wetzelSm Ziegenpeter. baufällig baufälligAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (14. Jh.)Stammwort. Aufbau unklar. Vielleicht zu einem mhd. *bU-(ge)velle "Ruine"; belegt ist aber nur mhd. hUsgevelle in dieser Bedeutung. deutsch s. bauen, s. fallen Baum BaumSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. boum, ahd. boum, as. bOm Nicht etymologisierbar. Aus wg. *bauma- m. "Baum, Balken", auch in ae. bEam "Baum, Balken", afr. bAm (zur Bedeutung "Balken" vgl. Schlagbaum, Weberbaum). Daneben steht *bagma- gleicher Bedeutung in gt. bagms, aschw. bakn und - auf *bazma- zurückgehend - anord. badmr. Die Möglichkeit der Verbindung dieser Lautformen und damit die Etymologie des Wortes ist umstritten und unklar. Falls die Wörter auf die gleiche Grundform zurückgehen (was nicht von vorneherein sicher ist), kommt eigentlich nur (g.) **baw-ma- neben **bau-ma- in Frage, mit Entwicklung von g aus w in der Umgebung vor silbischem Nasal. Das Problem solcher silbischer Nasale, die in den Einzelsprachen als unsilbische Nasale vertreten sind, taucht auch bei Zeichen und Bake auf; in gt. bagms wäre das w außerdem durch g und nicht durch k vertreten (allerdings in abweichender Lautumgebung). Unter dieser Voraussetzung kann das Wort an die Wurzel ig. *bhewe- "wachsen (usw.)" (bauen) angeschlossen werden, vgl. etwa gr. phYma n. "Gewächs". Nach Kuiper aus einer Substratsprache entlehnt (*bhabhma-). Ebenso nndl. boom, ne. beam; bäumen, Baumwolle, Schlagbaum. Cox (1967), 55-61 (zur Bedeutung "Sarg"); Peeters, Ch. ZVS 88 (1974), 129-133; Lehmann (1986), 55f. (zieht einen Ansatz mit Laryngal vor); Hamp, E. P. FS Fisiak. Ed. D. Kastovsky & A. Szwedek. Berlin 1 (1986), 345f. (aus g. *bargma-); Röhrich 1 (1991), 161f.; Kuiper, F. B. J. NOWELE 25 (1995), 63-88. Zum Zusammenhang mit den finnisch-ugrischen Sprachen s. Koivulehto (1991), 56-59. gemeingermanisch gz baumeln baumelnVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (17. Jh.)Stammwort. Wohl regionale (ostmitteldeutsche) Variante des ebenfalls regionalen bammeln (s. auch Bammel, Bembel, Pummel). Am ehesten als Lautbild aufzufassen. Wenn vom Hängen und Schwingen der Glocken auszugehen ist, könnte eine Lautnachahmung zugrundeliegen. deutsch d bäumen bäumenVswschwaches Verb (meist sich aufbäumen "sich aufrichten") per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (15. Jh.)Stammwort. Wohl "sich am Baum aufrichten" (sonst auch "auf den Baum klettern" von Tieren). Vermutlich ein altes Jägerwort, dessen alte Bedeutung nicht mehr erschlossen werden kann; evtl. ursprünglich vom Bären gesagt, der sich aufrichtet, um auf einen Baum zu steigen. Ebenso ne. beam. Porzig, W.: Das Wunder der Sprache (München 1950), 231f. deutsch s. Baum Baumwolle BaumwolleSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (12. Jh.), mhd. boumwolle, regional auch assimiliert bouwol (vgl. schwz. bouwele) Stammwort. Diese (in der frühesten Zeit durch die Araber aus Indien eingeführte) Faser gleicht der Wolle, ist aber nicht von Schafen, sondern von Bäumen (genauer: Sträuchern, gossypium herbaceum). Das Bestimmungswort Baum wurde vielleicht im Anschluß an Herodot 3, 106 gewählt, wonach in Indien Wolle, die die Schafwolle an Schönheit und Güte übertrifft und aus der die Inder ihre Kleidung herstellen, auf Bäumen wächst. Vgl. Kattun. LM 1 (1980), 1669. deutsch s. Baum, s. Wolle Bausback BausbackSm Pausbacken, Bausch. Bausch Bausch(dazu bauschen, bausen "aufschwellen", aufbauschen "übertreiben") SmSubstantiv Maskulinum "Ausfaltung von Stoff, lockerer Knäuel (Watte usw.), Wulst" per.peripherer Wortschatz arch. phras.Phraseologismus(11. Jh.), mhd. bUsch (selten), auch mit -s, ahd. bUsc Stammwort. Diesen und ähnlichen Wörtern liegt eine Lautgebärde für "die Luft aus den aufgeblasenen Backen ausstoßen" zugrunde, etwa *phu- für "aufblasen - sprengen - platzen" und mit einem bilabialen Reibelaut *fu- (o.ä.) für das anhaltende Blasen. Daraus einerseits Bedeutungen wie "blasen", andererseits "aufgeblasen, dick, geschwollen". Da die Lautungen einerseits immer wieder als Lautgebärde erneuert, andererseits aber auch lautgesetzlich weiterentwickelt werden können und da die Einzelsprachen durch ihren unterschiedlichen Lautbestand die Lautgebärde verschieden erfassen, fallen die vergleichbaren Wörter stark auseinander (und entsprechend unsicher ist die Zusammenstellung). Zudem sind die meisten Wörter erst spät belegt, was aber nicht notwendigerweise heißt, daß sie jung sind - im allgemeinen sind es familiäre und umgangssprachliche Wörter, die nicht ohne weiteres in literarische Texte aufgenommen (und deshalb auch nicht überliefert) werden. Einen zu Bausch passenden Lautstand zeigen außerhalb des Germanischen etwa russ. búchnuti "(an)schwellen" und gr. phYsa f. "Blasebalg, Blase". Zum lautmalerischen Ursprung vgl. noch ai. phutkaroti "phu machen, (verächtlich) zischen u.a.". In diesen Zusammenhang können gestellt werden: mit der Bedeutung "blasen" pusten, pfusen, fauchen und Bö; mit der Bedeutung "aufgeblasen" Pausbacken, bauschen und Pocke; mit der Bedeutung "dick, geschwollen" Bauch, Backe1 (l. bucca) und Beule. Die Wurzel ig. *bheue- "wachsen usw." (bauen) gehört vermutlich ebenfalls hierhier; in welchem Umfang die Sippe lautgesetzlich überliefertes und morphologisch regelmäßiges Material und lautmalerisch beeinflußte Bildungen enthält, läßt sich schwer bestimmen. - Die Redensart in Bausch und Bogen (wozu auch pauschal) ist etymologisch nicht eindeutig geklärt. Zu beachten ist zunächst, daß Bausch, Baus in der älteren Sprache auch "Armvoll, Handvoll u.ä." bedeutet, also eine ungezählte und ungewogene Menge. Hierzu nach der Bause "geschätzt, nicht gewogen" und weiter (vielleicht unter dem Einfluß von in Saus und Braus) auch "mit vollen Händen". Der Bestandteil Bogen bleibt dabei ungeklärt. Die Erklärungsversuche von DWB I, 1198 (es ist vom Grundstückskauf auszugehen, wobei Bausch nach außen gewölbte, Bogen nach innen gewölbte Flächen sind) und von Kluge (171957) (nach H. H. Bockwitz: Kulturgeschichte des Papiers [Stettin 1935], 62: ein Bausch Papier sind 181 Bogen) scheitern daran, daß eine entsprechend frühe fachsprachliche Verwendung nicht nachweisbar ist. Beuschel, Beutel, blähen, Bö, Butzen, erbosen, Puff2. Hubschmid, J. VR 29 (1970), 282-302; Röhrich 1 (1991), 163f. deutsch d Bäuschel BäuschelSmn "schwerer Hammer" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Stammwort. Instrumentalbildung zu mhd. biuschen, bUschen "schlagen, klopfen". Weiter verbreitet ist mit dieser Bedeutung eine Lautform g. *baut-a- Vst. "schlagen, stoßen" (Amboß und vgl. ae. bytl n./m.? "Hammer"), der lautliche Zusammenhang ist aber nicht klar (aus *baut-ska-?). deutsch gw Bautastein BautasteinSmSubstantiv Maskulinum per.peripherer Wortschatz exot.Exotismus (20. Jh.)Entlehnung. Ein ursprünglich nur in isländischen Texten überliefertes Wort (anord. bautarsteinn, auch bautadarsteinn) für den skandinavischen Brauch, zu Ehren bestimmter Toten große Steine (in der Regel schriftlose, aber auch Bild- und Runensteine) an die Straße zu setzen. Die Etymologie ist unklar; am wahrscheinlichsten ist die Annahme, daß das Wort ursprünglich *brautarsteinn, d.h. "Stein an der Straße" (zu anord. braut f. "Weg, Straße") lautete und das -r- in der Überlieferung verloren ging (wie häufig in Anlautgruppen mit Labial + r). Ebenso nndl. bautasteen, nschw. bautasten, nisl. bauta(r)steinn. RGA 2 (1976), 112f.; LM 1 (1980), 1689. anord Bauten BautenSplSubstantiv Plural std.Standardwortschatz stil.stilistisch (18. Jh.), mndd. buwete n. "Gebäude" (zu bauen) Stammwort. Dringt als regionales Wort (ndd. bUte) in die Verwaltungssprache von Brandenburg und besonders Berlin und bekommt im Laufe des 18. Jhs. im Norddeutschen die Funktion des Plurals zu Bau. Um 1800 in die Hochsprache aufgenommen (wohl um die lautlich unbequemen Formen Baue, Bäue zu vermeiden). deutsch iz Bauxit BauxitSmSubstantiv Maskulinum "Aluminium-Rohstoff" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.). Benannt nach dem ersten Fundort Les Baux. Ebenso nndl. bauxiet, ne. bauxite, nfrz. bauxite, nschw. bauxit, nnorw. bauxitt. Lüschen (1979), 182. Name baxen baxenVswschwaches Verb "ringend schlagen" per.peripherer Wortschatz arch. ndd.archaisch (18. Jh.)Stammwort, einen baks "Backenstreich, Schlag" geben. Variante zu dem aus dem Englischen stammenden boxen. Ebenso ndn. bakse, nnorw. bakse. deutsch d Bazar BazarSm Basar. Bazille BazilleSfSubstantiv Femininum (auch Bazillus m.) "Stäbchenbakterie" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Eingeführt für "eine stäbchenförmige Unterart der Bakterien", zu spl. bacillum n., bacillus m. "Stäbchen", das als Diminutivum zu spl. baculus m., baculum n. "Stab" gehört. Ebenso nndl. bacil, ne. bacillus, nfrz. bacille, nschw. bacill, nnorw. basill; Baguette, Bakterie. DF 3 (21997), 225f. lateinisch l be- be-Präfix std.Standardwortschatz, mhd. be-, ahd. bi-, as. bi- Stammwort. Aus g. *bi-, auch in gt. bi-, ae. be-, afr. bi-. Entstanden aus der Vorform der Partikel bei. In verkürzter Form festgeworden ist das Präfix in erbarmen, bleiben, binnen und bang(e). In nominalen Formen ist in der älteren Sprache noch die betonte, aber nicht notwendigerweise gelängte Form bI- bezeugt; Relikte dieser Betonungsweise noch in bieder und (nicht mehr erkennbar) in Beicht(e). Die Funktion des Präfixes war ursprünglich rein örtlich (ahd. bifallan "hinfallen") und wurde dann verallgemeinert zu einer Verstärkung (bedecken) und zur Transitivierung ursprünglich intransitiver Verben (beleuchten). Außerdem tritt be- in Präfixableitungen vom Typ bekleiden zu Kleid ("mit Kleidern versehen") auf. Ebenso Nndl. be-, ne. be-. Hittmair, A.: Die Partikel be- (Diss. Wien 1882); Bogner, A.: Die Verbalvorsilbe bi- (Diss. Hamburg 1933); Haessler, L.: Old High German "biteilen" and "biskerien" (Philadelphia 1935); Wortbildung 1 (1973), 146 und an den dort angegebenen Stellen. indogermanisch iz Beamte(r) Beamte(r)(mit Adjektiv-Flexion) SmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (14. Jh.)Hybridbildung. Kontrahiert aus Beamteter, der Substantivierung eines partizipialen Adjektivs zu beamten, weiter zu Amt. LM 1 (1980), 1720f.; Grundbegriffe 7 (1992), 1-96. deutsch E(kelt) beanstanden beanstandenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (19. Jh.)Stammwort. Gebildet als Präfix-Ableitung zu Anstand in dessen Bedeutung "Zaudern, Stillstand" mit den Nebenbedeutungen "Bedingung" und "Einwand"; also etwa "Einwände machen". deutsch s. Stand beben bebenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. biben, ahd. bibEn, as. bibOn Stammwort. Aus g. *bib-ä- (neben -O-) Vsw. "beben", auch in anord. bifa, ae. bifian, afr. beva. Zugrunde liegt ersichtlich eine reduplizierte Präsensbildung, als deren Grundlage ig. *bheie- "sich fürchten" angesehen wird. Dieses wird bezeugt durch ai. bháyate, akslav. bojati se und lit. bijótis gleicher Bedeutung. Die hochsprachliche Form mit -e- stammt über Luther aus dem Niederdeutschen (mndd. beven). Im Oberdeutschen dafür (mhd.) bidemen aus derselben Grundlage. Eine mundartliche Intensivbildung ist bibbern. Zur Reduplikation (wohl nicht morphologisch, sondern expressiv) vgl. zittern. Präfigierung: erbeben; Substantivierung: (Erd-)Beben. Ebenso nndl. beven. Kluge, F. ZVS 26 (1883), 85f.; Sievers, E. IF 43 (1925), 174; Mezger, F. ZVS 72 (1955), 127; Wackernagel, J. ZVS 41 (1907), 305-309 (ablehnend). west- und nordgermanisch iz Becher BecherSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (11. Jh.), mhd. becher, ahd. behhari, as. bikeri Entlehnung. Entlehnt aus ml. bicarium n., älter bacarium n. "Weingefäß, Wassergefäß, Becher" unklarer Herkunft. Aus dem Niederdeutschen sind entlehnt lett. bikeris und anord. bikarr (aus diesem me. biker, ne. beaker). Aus einer romanischen Nebenform (afrz. pichier) stammt ne. pitcher "Krug". Verb: bechern. Ebenso nndl. beker, ne. beaker, nschw. bägare, nisl. bikar; Becken, Back. Sehwers, J. ZVS 54 (1927), 167; Lloyd/Springer 1 (1988), 507f.; LM 1 (1980), 1771-1773; FEW I, 362; Gamillscheg (1969), 18 (die spätlateinische Beleglage ist im einzelnen undurchsichtig); DEO (1982), 59 (wohl zu Bacchus [Gott des Weins] als "Weingefäß"). lateinisch l becircen becircenVswschwaches Verb "betören" std.Standardwortschatz bildg.bildungssprachlich (20. Jh.). Präfixableitung nach den Verführungskünsten der griechischen Zauberin Circe (gr. KirkE). Die deutsche Aussprache folgt der spätlateinischen. Röhrich 1 (1991), 164; DF 3 (21997), 230. deutsch Name Beck BeckSmSubstantiv Maskulinum "Bäcker" per.peripherer Wortschatz obd. md. (12. Jh.), mhd. becke, ahd. (-)becko Stammwort. Nomen agentis (*bak-jOn) zu g. *bak-a- "backen" (backen). Erst neuhochdeutsch ersetzt durch die systematische Neubildung Bäcker; außer in den Mundarten noch als Familienname erhalten. Vgl. Pfister. deutsch ix Becken BeckenSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (10. Jh.), mhd. becke(n), ahd. becki(n) Entlehnung. Entlehnt aus ml. bac(c)in(i)um n. "Wassergefäß"; dieses ist eine Ableitung zu gall. bacca f. gleicher Bedeutung. Ebenso nndl. bekken; Bassin, Becher, Pickelhaube. Hildebrandt, R., DWEB 3 (1963), 358f.; Lloyd/Springer 1 (1988), 508f. lateinisch kelt ? Beckmesser BeckmesserSmSubstantiv Maskulinum "kleinlicher Kritiker" erw.erweiterter Standardwortschatz bildg.bildungssprachlich (19. Jh.)Onomastische Bildung. Nach der gleichnamigen Gestalt, einem kleinlichen Preisrichter, in Wagners Meistersingern. Röhrich 1 (1991), 164. Name bedenken bedenkenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bedenken, ahd. bithenken, as. bithenkian Stammwort. Präfigierung zu denken, auch in ae. beTencan, afr. bithenzia, gt. biTagkjan; die Bedeutung "beschenken" aus "sich gedanklich jemandem zuwenden" (vgl. mit etwas an jemanden denken). Zur eigentlichen Bedeutung auch das Substantiv Bedenken mit den Adjektiven bedenklich und bedenkenlos; parallel dazu Bedacht und bedächtig. denken. gemeingermanisch bedeppert bedeppertAdjAdjektiv "ratlos, betroffen" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (19. Jh.)Stammwort. Die Abgrenzung von ähnlichen Wörtern ist schwer, z.B. von Betöberung im Sinn von "Betäubung" bei Grimmelshausen (17. Jh.). Anschluß an schwach bezeugtes mhd. beteben, ahd. beteben, beteppen "unterdrücken, ruhig machen" ist möglich. Die heutige Bedeutung wird wohl mit mundartlich zerdeppern "zerschlagen" (zu Tepper "Töpfer"?) in Verbindung gebracht, mit einem ähnlichen Bild wie ndd. bekloppt, eigentlich "beklopft", also "angeschlagen". Röhrich 1 (1991), 164. deutsch d bedingen 1 bedingen 1Vswschwaches Verb "zur Folge haben" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (13. Jh.), mhd. bedingen, verstärkt aus einfachem dingen, ahd. t(h)ingOn, dingOn (Ding) Stammwort. Die ursprüngliche Bedeutung ist "aushandeln, vereinbaren" (bedingen2), daraus "verursachen, zur Folge haben". Unter dem Einfluß von Bedingung (ursprünglich "Vereinbartes", dann "Voraussetzung, Kondition") auch "erfordern, zur Bedingung haben". Hierzu auch unbedingt "ohne Voraussetzung, ohne Vorbehalt" und bedingungslos. deutsch s. Ding bedingen 2 bedingen 2(auch sich ausbedingen) Vststarkes Verb "zur Bedingung machen" std.Standardwortschatz alt.veraltet (13. Jh., Form 17. Jh.)Stammwort. Ursprungsgleich mit bedingen1, mit Beibehaltung der älteren Bedeutung; dann, ausgehend vom Niederdeutschen, seit dem 17. Jh. sekundär starke Flexion (besonders das Partizip ausbedungen). Ding, bedingen1. HWPh 1 (1970), 762-765; LM 1 (1980), 1782f. deutsch s. Ding bedürfen bedürfenVprprPräteritopräsens std.Standardwortschatz stil.stilistisch (8. Jh.), mhd. bedurfen, ahd. bithurfan, mndd. bedörven Stammwort. Präfigierung zu dürfen mit dessen alter Bedeutung "nötig haben", während sich das einfache Verb zu einem Modalverb weiterentwickelt hat. Abstraktum: Bedürfnis und Bedarf; Adjektiv: bedürftig. HWPh 1 (1971), 765-771; Grundbegriffe 1 (1972), 440-489. deutsch s. dürfen beeinträchtigen beeinträchtigenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (17. Jh.)Stammwort. Zu fnhd. eintragen "hindern, schaden" nebst Eintrag und (möglicherweise sekundär) Eintracht "Hindernis, Schaden", vermutlich maskulin (im Gegensatz zu dem heute noch üblichen Eintracht f. "Übereinstimmung") gehört beeinträchtigen "hindern, schaden", das über die Kanzleisprache in die allgemeine Sprache eindringt. Die Bedeutungsentwicklung von eintragen vermutlich vom Eintragen des Fadens in die Kette beim Weben ("querschießen"). deutsch s. tragen Beelzebub BeelzebubSmSubstantiv Maskulinum "der oberste Teufel" erw.erweiterter Standardwortschatz bildg.bildungssprachlich (8. Jh.)Onomastische Bildung. Mit den Bibelübersetzungen (seit dem Tatian) entlehnt aus hebr. ba(al-zevUv, -l. Der Name findet sich nur in christlichen Texten und ist vielleicht zu erklären als hebr. ba(al-zevUl "Herr der (himmlischen) Wohnung" = "Herr der Dämonen", möglicherweise ein Schimpfwort der Juden für Jesus. Der heutige Gebrauch, vor allem in der Wendung den Teufel durch Beelzebub austreiben, geht zurück auf Mt. 12,24, wo die Pharisäer Jesus vorwerfen, er treibe die bösen Geister durch Beelzebub aus. Die Erklärung der Stelle ist aber, wie die Erklärung des Namens, wegen der Unsicherheit der Namensform umstritten. Ebenso nndl. Beelzebub, ne. Beelzebub, nnorw. Beelzebub. Tantsch, W. ZDPh 75 (1956), 337-347 (Variante Beelzebock); Gaston, L. Theologische Zeitschrift 18 (1962), 247-255; Baldinger, K.: Zum Einfluß der Sprache auf die Vorstellungen des Menschen (Heidelberg 1973), 9f.; Haag, H.: Teufelsglaube (Tübingen 1974), 294-303. lateinisch Name Beere BeereSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (8. Jh., Form 16. Jh.), mhd. ber f./n., ahd. beri n., as. -beri n Stammwort. Das Femininum ist offenbar im Frühneuhochdeutschen aus dem Norden eingedrungen, vgl. mndd. bere f., mndl. (dial.) bere f., ae. berige f. "Beere" (jOn-Stamm). Älter ist das Neutrum g. *baz-ja- n. in anord. ber, as. (wIn)-beri, ahd. beri n., mhd. ber f./n., neben der Form ohne grammatischen Wechsel *bas-ja- n. in gt. (weina-)basi, mndl. bes(e), mndd. beseke (Diminutiv); hierzu auch ndd. (dial.) Besing "Beere, Heidelbeere". Herkunft unklar. Die übliche Herleitung aus einem Wort für "rot" (ae. basu "purpurn" und das ganz unsichere mir. basc "rot, Scharlach") ist so wenig zu sichern wie die aus einem Wort für "Strauch, Rute" (nnorw. [dial.] bas[e] m. "Strauch, Unterholz"). Zu beachten ist, daß allgemeine Wörter für "Beere" (gegenüber "Frucht" usw.) nicht häufig sind, und daß l. bAca, bacca "Beere" aus einem Substrat stammt. Falls mit g. *b- aus ig. *gwh- gerechnet wird, kann g. *bas- auf (ig.) *(o)gwhos- zurückgeführt werden. Zu vergleichen wäre einerseits lit. úoga "Beere" (*OgwhA), akslav. vin-jaga "Weinrebe" (*ogwhA), akslav. agoda "Beere" (*ogwhod-A), l. Uva "Traube" (*ogwhA), andererseits ai. ghásati "ißt, verzehrt", ai. ghAsá- m. "Futter", l. fEnum "Heu" (*gwhes-no-), gr. ópson "Zukost" (*ogwhs-o-, das o- kann allerdings auch Präfix sein), gr. psOmós "Brocken, Bissen" (gr. psEn "reiben" und ai. psAti "kaut" wären dann von dieser Sippe abzutrennen). Auszugehen wäre dabei wohl von ig. *ogwh- "Essen, Bissen", dazu das Wort für "Beere" wohl im Sinne von "Zukost" oder "Eßbares". Parallel dazu eine verbale s-Erweiterung "essen, verzehren". Das Germanische hätte bei dieser Annahme eine für die Wurzel typische Bedeutung in die Erweiterung übernommen. Ebenso nndl. bes, ne. berry, nschw. bär, nisl. ber. RGA 2 (1976), 132-139; Lloyd/Springer 1 (1988), 560f.; LM 1 (1980), 1783-1785; Röhrich 1 (1991), 165; Heidermanns (1993), 118. gemeingermanisch iz Beet Beet(obd. auch Bett) SnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (10. Jh.), mhd. bette, ahd. bettilI(n) Stammwort. Das Wort ist ursprünglich identisch mit Bett; doch sind die Bedeutungen "Beet" und "Bett" im 16. Jh. ausgehend vom Mitteldeutschen auf verschiedene Lautvarianten verteilt worden: Die Form Bett setzt dabei den Lautstand des Genetivs mit Konsonantengemination fort (bette-s), die Form Beet den ursprünglichen Lautstand des Nominativs und Akkusativs (beti). Die übertragene Bedeutung "Beet", die auch im Niederländischen und Englischen auftritt, ist ursprünglich "Pflanzenstandort"; auszugehen ist also von der Bedeutung "Lager, Grundlage". Ebenso nndl. bed, ne. bed, nisl. bed (entlehnt). Hubschmid, J. FS Schröpfer (1991), S. 235 (anders). gemeingermanisch gz Beete BeeteSf Bete. befangen befangenAdjPPPartizip std.Standardwortschatz (8. Jh.,) Bedeutung 18. Jh.), mhd. bevAhen, ahd. bifAhan Stammwort. Zu dem starken Verb befangen, mhd. bevAhen, ahd. bifAhan. Die Bedeutung des Partizips war ursprünglich "gefangen, verwickelt, begrenzt" (8. Jh. unbifanganlih "unbegreiflich"), dann übertragen "beeinträchtigt, beeinflußt" und wurde in der Zeit der Klassik einerseits auf "verschüchtert", andererseits auf "voreingenommen" festgelegt. Hierzu als Verneinung unbefangen; Abstraktum: Befangenheit, in neuerer Zeit als juristischer Terminus häufiger. Ebenso nndl. bevangen. deutsch s. fangen befehlen befehlenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bevelhen, ahd. bifel(a)han. Stammwort. Wie ae. befeolan, afr. bifela Präfigierung zu g. *felh-a- Vst., dies auch in gt. filhan, anord. fela, ae. feolan, afr. -fela. Die Bedeutung ist bei intransitivem Gebrauch (nur im Altenglischen belegt) "(ein-)sinken, (ein-)dringen"; für den transitiven Gebrauch läßt sich "senken, drängen" erschließen; bezeugt ist einerseits (ausgehend von "versenken") "verbergen, begraben" (gotisch, altnordisch, westgermanisch in Relikten bei präfigierten Formen), andererseits (nur präfigiert, und zwar gotisch mit ana-, westgermanisch mit bi-) "empfehlen, anvertrauen, befehlen" (vgl. in jemanden dringen, auf etwas dringen). Die Bedeutung "befehlen, gebieten" taucht zunächst nur vereinzelt auf, setzt sich dann aber bei der Entwicklung zum Neuhochdeutschen durch. Das einfache Verb stirbt im Deutschen nach der althochdeutschen Zeit aus. Außergermanisch ohne klare Vergleichsmöglichkeit. Das wurzelschließende -h ist sicher nur germanisch und vergleicht sich mit dem -h des in der Bedeutung entsprechenden *Trenh-a- (dringen). In der nach Ablösung dieser Erweiterung übrig bleibenden einfacheren Form ig. (eur.) *pel- vergleichen sich mit der Bedeutung "begraben" l. sepelIre (umbr. pels-) "begraben", mir. (unsicher) eillged, eillgheadh "Begräbnis"; ausgehend von "verbergen" wohl auch air. to-ell- "stehlen" (*pel-n-, nur im Perfekt, bei einem Verbalstamm, in dem verschiedene Quellen zusammengeflossen sind); mit der Bedeutung "empfehlen usw." am ehesten l. appellAre "anreden, anrufen, anregen" (auch com-, interpellAre), vielleicht auch gr. apeiléO "ich gebe an, drohe" und lett. peLt "schmähen, verleumden". Am wenigsten deutlich sind die Verknüpfungsmöglichkeiten für die Ausgangsbedeutung. In Frage kommen (alle aus *pel-n-) l. pellere trans. "stampfen, klopfen, schlagen, fortstoßen, forttreiben, beeindrucken (u.a.)", air. ad-ella "besuchen, sich nähern, berühren", gr. pílnamai trans./intrans. "ich nähere mich", nebst gr. pélas "nahe" (Wörter für "nahe" gehen nicht selten auf "angepreßt, angedrängt" zurück, vgl. etwa frz. près "nahe", das zu l. pressE Adv. "gepreßt, gedrückt" gehört). Abstraktum: Befehl. Ebenso nndl. bevelen, nschw. dial. fjäla, nisl. fela. S. empfehlen, Beispiel und für das Vergleichsmaterial appellieren. Wüst (1956), 90-96; HWPh 1 (1970), 774f.; Seebold (1970), 191-193; Vennemann (1998), 257f. westgermanisch ix Beffchen BeffchenSnSubstantiv Neutrum "Predigerkragen" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Aus dem Niederdeutschen übernommen (für früheres Überschlägchen). Diminutiv zu mndd. beve, beffe "Chorhut und Chorrock des Prälaten", mndl. beffe "Kragen", das seinerseits aus ml. biffa f., der Bezeichnung einer Tuchart, und afrz. biffe "gestreifter Stoff" stammt. Zur Bedeutungsentwicklung vgl. Kappe und Mütze. Ebenso nndl. bef, befje. l befinden befindenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bevinden, ahd. bifindan, as. bifindan, afr. bifinda Stammwort. Präfigierung zu finden mit der durchsichtigen Bedeutung "beurteilen" und im Reflexivum mit der weiter abliegenden Bedeutung "sich finden, da sein". Abstraktum zur transitiven Konstruktion: Befund; Adjektiv zur reflexiven: befindlich. Ebenso nndl. bevinden; finden. deutsch s. finden beflissen beflissenAdjPPPartizip "eifrig" erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (17. Jh.)Stammwort. Partizip zu altem sich befleißen "sich bemühen" (8. Jh.), das heute ausgestorben (bzw. zu sich befleißigen erweitert) ist. Fleiß, geflissentlich. deutsch s. Fleiß befördern befördernVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (18. Jh.)Stammwort. Ursprünglich neben gleichbedeutendem bevordern und befürdern. Präfixableitung zu vorder oder Präfigierung von fördern im Sinn von "voranbringen" ("helfen", "transportieren") und als Ersatz für avancieren im 19. Jh. "aufrücken lassen". deutsch s. vorder befriedigen befriedigenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (12. Jh., Form 15. Jh.)Stammwort. Erweiterung von älterem mhd. bevriden, eigentlich "einfrieden, schützen". Das Wort gerät immer stärker unter den Einfluß von zufrieden und bedeutet heute "zufriedenstellen". deutsch s. Friede befugt befugtAdjPPPartizip std.Standardwortschatz stil.stilistisch (16. Jh.)Stammwort. Wie das Abstraktum Befugnis gebildet zu einem nicht mehr üblichen Verb fnhd. sich bevUgen "berechtigen" (in Resten noch: was befugt dich dazu?), vor allem niederdeutsch. Zu fügen und Fug, also eigentlich "passend machen". Heute vor allem in Unbefugten ist der Zutritt verboten. Unfug. deutsch s. Fug befürworten befürwortenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz stil.stilistisch (19. Jh.)Stammwort. Kanzleisprachliche Bildung zu Fürwort im Sinne von "Empfehlung" (vgl. etwa Fürbitte). Dieses zu ein Wort für jemand einlegen. deutsch s. Wort begabt begabtAdjPPPartizip std.Standardwortschatz (13. Jh.), mhd. begAben "ausstatten, beschenken" Stammwort. Ursprünglich konkret gemeint (etwa: "zur Hochzeit ausgestattet"), abgeleitet von Gabe f. Durch die Mystiker wird das Wort im 14. Jh. eingeschränkt auf spirituelle und intellektuelle Ausstattung (das Partizip wohl als Bedeutungsentlehnung aus l. dOtAtus) und entwickelt sich dann zu einem Ausdruck für "talentiert" (vgl. frz. doué, ne. gifted). Das Substantiv Begabung (zunächst "Schenkung") folgt dieser Bedeutungsentwicklung im 18. Jh. HWPh 1 (1970), 775f. deutsch s. geben begatten begattenVswreflreflexives Verb erw.erweiterter Standardwortschatz stil.stilistisch (17. Jh.)Stammwort. In der heutigen Bedeutung wohl zu Gatte als Euphemismus gebildet. Ein älteres, lautgleiches Wortes ist kaum unmittelbar zu verbinden. deutsch s. Gatte begeben begebenVstrefl std.Standardwortschatz stil.stilistisch (10. Jh.), mhd. begeben Stammwort. Bedeutet ursprünglich "sich hingeben, sich entäußern" (nicht-reflexiv "verlassen, aufgeben") und wird im Mittelhochdeutschen speziell gebraucht für "sich ins Kloster begeben". Später verblaßt die Ausgangsbedeutung, und das Wort bedeutet nur noch "sich irgendwohin begeben", mit unpersönlichem Subjekt auch "sich ereignen", mit Genetiv (heute obsolet) noch nahe an der älteren Bedeutung "auf etwas verzichten". deutsch s. geben begehen begehenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. begAn, begEn, ahd. bigAn, bigEn Stammwort. Eigentlich "entlanggehen" und von da aus "besichtigen" und "feiern". deutsch s. gehen begehren begehrenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (13. Jh.), mhd. begern, begirn Stammwort. Präfigierung zu älterem mhd. ger(e)n, ahd. gerEn, gerOn "begehren", das seinerseits von ahd. mhd. ger "begierig" abgeleitet ist. Zur weiteren Verwandtschaft s. gern und Gier. Zum Zeitwort die Rückbildung Begehr (mhd.) und die Ableitung begehrlich. Zu der Variante mhd. begirn gehört das Abstraktum Begierde. Gier, gern, aufbegehren. HWPh 1 (1970), 776-780. deutsch s. gern Begeisterung BegeisterungSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (17. Jh.)Stammwort. Abstraktum zu der wenig früheren Präfix-Ableitung begeistern "beleben" zu Geist gebildet, ursprünglich neben begeisten. Das Abstraktum Begeisterung ist in seiner Bedeutung offenbar von Enthusiasmus beeinflußt worden, das Verbum von inspirieren (Inspiration). deutsch s. Geist beginnen beginnenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. beginnen, ahd. biginnan, as. biginnan Stammwort. Präfigierung zu dem nur präfigiert auftretenden Verbalstamm g. *-genn-a- "beginnen", auch in gt. duginnan, ae. beginnan, onginnan, afr. biginna, bijenna. Die außergermanischen Vergleichsmöglichkeiten sind unsicher, da das Verb nur präfigiert vorkommt und sich deshalb die Ausgangsbedeutung nicht sicher bestimmen läßt. Mit Rücksicht auf gleichbedeutendes an-fangen, etwas an-packen, l. incipere usw. ist aber eine Grundbedeutung "fassen, packen" wahrscheinlich, die bei einer Verbalwurzel ig. (eur.) *ghed-, in der Regel mit doppelter Nasalierung (*ghend-n-), bezeugt ist. In diesem Fall vergleichen sich l. prehendere "ergreifen, fassen" und gr. chandánO "ich fasse, umfasse"; vielleicht auch air. ro-geinn "Platz finden, umschlossen sein", kymr. genni "enthalten sein". Abstraktum: Beginn. Ebenso nndl. beginnen, ne. begin. Für das lateinische Vergleichsmaterial s. Repressalie; vergessen. Seebold (1970), 224f. westgermanisch ix beglaubigen beglaubigenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (14. Jh., Form 16. Jh.)Stammwort. Erweiterung von älterem beglauben, wohl eine Präfixableitung zu Glaube (glauben), also "zum Glauben bringen, im Glauben bestärken". deutsch s. glauben begleiten begleitenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (14. Jh.)Stammwort. Wird im 14. Jh. als Ableitung be-geleiten "das Geleit geben" zu mhd. geleit(e) n. "Geleite, Begleitung" gebildet (leiten). Das Wort ist im Niederländischen in dieser Form erhalten (begeleiden), während es im Neuhochdeutschen lautlich vereinfacht wird. In der Bedeutung setzt begeleiten älteres beleiten und geleiten fort. deutsch s. leiten begnügen begnügenVswreflreflexives Verb std.Standardwortschatz (14. Jh.), mhd. begenüegen Stammwort. Ist abgeleitet von genug mit Ausfall des -e- des zweiten Präfixes. Wortgeschichtlich ersetzt die Form früheres mhd. benüegen und genüegen. deutsch s. genug Begonie BegonieSfSubstantiv Femininum "eine in tropischen und subtropischen Gebieten beheimatete Pflanze" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Onomastische Bildung. Entlehnt aus gleichbedeutend frz. bégonia m., so benannt nach Bégon, einem Gouverneur von Sto. Domingo und Förderer der Botanik. Ebenso nndl. begonia, ne. begonia, nschw. begonia, nisl. begónía. französisch Name begöschen begöschenVswschwaches Verb "beschwichtigen" per.peripherer Wortschatz ndd. (20. Jh.)Stammwort. Umgesetzt aus begösken zu göske "Gänschen" (nach den Zischlauten bei der Beruhigung kleiner Kinder). Gössel. deutsch iz begreifen begreifenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. begrIfen, ahd. bigrIfan Stammwort. Bedeutet zunächst konkret "ergreifen, umgreifen", ebenso mhd. begrif "Umfang, Bezirk". Die übertragene Verwendung des Verbs im Sinne von "verstehen" beginnt bereits in althochdeutscher Zeit (z.T. im Anschluß an l. com-prehendere), später auch die des Substantivs im Sinn von "Vorstellung". In der Aufklärung wird Begriff auf "Allgemeinvorstellung" (zur Übersetzung von Idee) eingeengt. Die Wendung in etwas begriffen sein bedeutet ursprünglich "ertappt werden bei etwas"; im Anschluß an die verallgemeinerte Verwendung dieses Ausdrucks seit dem 18. Jh. auch im Begriff sein zu tun "gerade etwas tun". Adjektive: begreiflich, begrifflich. Die konkrete Bedeutung noch in inbegriffen. Ebenso nndl. begrijpen, begrip. Schwartz, R. L.: Der Begriff des Begriffs in der philosophischen Lexikographie (München 1983) (zur Ideengeschichte); HWPh 1 (1970), 780-787; LM 1 (1980), 1808-1810; Röhrich 1 (1991), 166; Vater, H. Sprachreport 16 (2000), 10-13. deutsch s. greifen begriffsstutzig begriffsstutzigAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (19. Jh.)Stammwort. Als "beim Begreifen stutzen, einen Begriff nicht erfassen" zu stutzen. deutsch s. greifen, s. stutzen behäbig behäbigAdjAdjektiv std.Standardwortschatz stil.stilistisch (19. Jh.)Stammwort. Seit spätmittelhochdeutscher Zeit gibt es zu gehaben, behaben (8. Jh., haben, heben) im Sinne von "festhalten, zusammenhalten" ja-stämmige Adjektive gehebe, behebe "zusammenhaltend, dicht schließend (von Gefäßen), geizig". Diese Adjektive werden häufig mit -ig erweitert, und mit dieser Form kommt behäbig in der Zeit der Klassik (Goethe) in die Hochsprache, wird dabei allerdings von einem anderen habig "wohlhabend" (das von die Habe abgeleitet ist) in der Bedeutung beeinflußt. Durch den Gebrauch hat sich die Bedeutung dann zu "wohlbeleibt, behaglich" weiterverschoben. Die unerweiterte Form lebt weiter in schwäb. b'häb "knapp, geizig". Abstraktum: Behäbigkeit. Heidermanns (1993), 263. deutsch ix behaftet behaftetAdjPPPartizip std.Standardwortschatz stil. phras.Phraseologismus(15. Jh.)Stammwort. Nur noch in mit etwas behaftet, älter mhd. behaft, ahd. bihaft, eigentlich Partizip zu ahd. biheften "binden, fesseln, umschließen". Haft, heften. deutsch s. Haft behagen behagenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz stil.stilistisch (13. Jh.), mhd. behagen, as. bihagon Stammwort. Aus g. *hag-O- Vsw. "gefallen, passen", auch in anord. hagar "es trifft sich, ziemt sich", ae. gehagian "sich bequemen, bereit sein", afr. hagia "behagen". Alle einzelsprachlichen Formen sind spät und z.T. spärlich bezeugt. Im Deutschen hat sich das Wort offenbar vom Niederdeutschen her ausgebreitet. Alter a/O-Ablaut in der altnordischen Wortfamilie (anord. hógr "bequem") läßt ein Primärverb als Ausgangspunkt der germanischen Sippe vermuten, zu dem mhd. behagen "behaglich", ahd. kehagin "genährt" das Partizip sein könnte. Eine ältere Bedeutung "können, vermögen" zeigt sich in ae. onhagian, das damit eine Brücke bildet zu ai. saknóti "kann, vermag", ig. *Kak-, wohl auch (mit abweichendem Anlaut) in lit. kàkti "irgendwohin gelangen, genügen, ausreichen", lit. kánkinti "jmd. etwas zur Genüge liefern, hinreichend mit etwas versehen". Die Bedeutungsverhältnisse im einzelnen sind unklar. Adjektiv behaglich. Ebenso nndl. behagen. Seebold (1970), 245f.; Heidermanns (1993), 264f. Zur möglichen Entlehnung ins Finnische s. LÄGLOS (1991), 123. west- und nordgermanisch iz behaupten behauptenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (14. Jh.)Stammwort. Die heutige Bedeutung "versichern" (besonders gegenüber jmd., der das Gesagte nicht glauben will) geht zurück auf eine ältere "etwas durchsetzen, etwas verteidigen" (heute noch in der Wendung sich gegen etwas behaupten), vor allem als Ausdruck der Rechtssprache (bezeugt seit dem 14. Jh.). Vermutlich zu Haupt im Sinne von "Herr", also "sich als Herr (über etwas) erweisen". Abstraktum: Behauptung. HWPh 1 (1970), 816. deutsch iz beheben behebenVststarkes Verb "beseitigen" std.Standardwortschatz (12. Jh., Bedeutung 20. Jh.)Stammwort. Regional auch in anderen Bedeutungen ("behalten, behaupten" usw.) und von älterem behaben schwer zu trennen. Mit verstärkendem Präfix be- zu heben (vgl. aufheben). deutsch s. heben behelligen behelligenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz stil.stilistisch (16. Jh.)Stammwort. Die heutige Bedeutung "belästigen" geht zurück auf älteres "plagen". In dieser Bedeutung ist das Wort (wie das einfache helligen) aus dem Adjektiv hellig "müde, matt" abgeleitet (also eigentlich "ermatten, ermüden", trans.). Das nur regional seit spätmittelhochdeutscher Zeit auftretende Adjektiv ist seinerseits eine Erweiterung aus dem ebenfalls beschränkt verbreiteten hahl, hähl, hel(l) "trocken, mager, dürr", mndl. hael; Relikte dieses Adjektivs auch in anderen germanischen Sprachen, vor allem in anord. halläri "Mißernte, Hungersnot" (zu anord. ár "Jahr") und ae. (selten) hell-heort "verzagt" ("schwachherzig"). Zu erschließen ist etwa g. *halli- Adj. "dürr, vertrocknet" (aus voreinzelsprachl. *kolz-i-?); vergleichbar ist lett. kàlst "vertrocknen" und mit s mobile im Anlaut gr. skéllomai "ich vertrockne, verdorre", nebst gr. skeletós "Mumie, Skelett". Hallig, schal, Skelett. Heidermanns (1993), 275; Grazi, V. FS Carlo Alberto Mastrelli (Pisa 1985), 201-210. deutsch ix behende behendeAdjAdjektiv erw.erweiterter Standardwortschatz stil.stilistisch (12. Jh.), mhd. behende "geschickt, flink" Stammwort. Ist zusammengerückt aus bi hende "bei der Hand". Ähnlich abhanden, vorhanden und - aus anderer Grundlage - zufrieden. Abstraktum einer nicht mehr üblichen Adjektiv-Modifikation: Behendigkeit. deutsch s. Hand Behörde BehördeSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (17. Jh.)Stammwort. Gebildet aus ndd. behören im Sinne von "zu etwas gehören" und damit eher niederdeutschem Wortgebrauch entsprechend. Die ursprüngliche Bedeutung noch in Zubehör. Die heutige Bedeutung "Amtsstelle" ersetzt früheres behörigen Orts und meint demnach die "zugehörige Amtsstelle". hören, gehören. deutsch s. hören Behuf BehufSmSubstantiv Maskulinum In der Wendung zu diesem Behuf "zu diesem Zweck" und in der erstarrten Genetiv-Form behufs "zwecks". erw.erweiterter Standardwortschatz obs. phras.Phraseologismus(13. Jh.), mhd. behuof, mndd. behOf Stammwort. In der alten Sprache nicht bezeugt, wohl aber in ae. behOf, afr. behOf n. "Zweck, Nutzen" (vgl. anord. hóf n. "Maß, Art und Weise"). Das hierfür vorauszusetzende präfigierte Verb beheben ist wesentlich schlechter und nicht in passenden Bedeutungen belegt. Auch ist die Dehnstufe bei diesem Bildungstyp unüblich. Die Einzelheiten der Bildung bleiben deshalb unklar. Ebenso nndl. behoeve, ne. behoof; heben. Heidermanns (1993), 287f. westgermanisch ix behum(p)sen behum(p)senVswschwaches Verb "hereinlegen" per.peripherer Wortschatz omd. (20. Jh.)Stammwort. Zu mundartlichem hum(p)sen "stehlen", das wohl zu humpeln usw. gehört, vgl. hümpler "Stümper, Pfuscher" (16. Jh.). deutsch d bei beiAdv/Präp std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bI, ahd. bI, as. bI Stammwort. Aus g. *bi (mit Möglichkeit der Dehnung), auch in gt. bi, ae. bI, afr. bI. Als Verbalpräfix regelmäßig unbetont und später abgeschwächt (gt. bi-, anord. in Relikten b-, ae. be-, afr. as. bi-, ahd. bi-). Die Bedeutung ist "nahe, bei", im Gotischen "um - herum". Letzteres erlaubt eine Anknüpfung an ig. *ambhi, *mbhi "um - herum, auf beiden Seiten" (um, ambi-), wobei angenommen werden muß, daß im Germanischen die erste Silbe abfallen konnte (was bei einem Wort mit so extremen Betonungsunterschieden nicht ausgeschlossen ist). Eine Herkunft der Bedeutung "nahe" aus einer anderen Bildung (ig. *api?) ist nicht ausgeschlossen. Ebenso nndl. bij, ne. by; Beicht(e), Biwak, bleiben. Wortbildung 1 (1973), 191f.; Hamp, E. P. in W. P. Lehmann, Hewitt, J. H. (Hrsg.): Language Typology (Amsterdam/Philadelphia 1991), 105-110; Kiesewetter, J. BEDS 10 (1991), 133-175; Griepentrog, W. HS 104 (1991), 12230. gemeingermanisch iz Beicht(e) Beicht(e)SfSubstantiv Femininum erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (8. Jh.), mhd. bIhte, ahd. bijiht, bigiht, as. bigihto m Stammwort. Verbalabstraktum zu ahd. bijehan, as. (bi)gehan "bekennen" zu g. *jeh-a- Vst. "sprechen, versichern". Als solches eine Bau-Entsprechung, möglicherweise sogar Lehnübersetzung zu l. cOnfessio gleicher Bedeutung neben l. cOnfitErI "bekennen"; dieses nach gr. exomologéO "bekennen" (in Bezug auf das öffentlichen Sündenbekenntnis). Der Ansatz einer älteren Bedeutung "Aussage vor Gericht" (was eine Lehnübersetzung ausschließen würde) ist nicht ausreichend zu sichern. Das Grundwort noch in l. iocus "Scherz", und vielleicht in ai. yAcati "fragt, bittet". Verb: beichten; Täterbezeichnung: Beichtiger (veraltet), Beichtvater. Ebenso nndl. biecht; genieren. Sommer, F. WS 7 (1921), 102-106; Siegert (1950), 39; Seebold (1970), 286f. deutsch iz beide beideAdjNumNumerale std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. beide, bEde, ahd. beide, bEde, as. bEd, bEdea Stammwort. Geht zurück auf eine Wortgruppe aus einem kollektiven Zahlwort, das in gt. bai, *bos, ba bezeugt ist, und dem bestimmten Artikel (bzw. demonstrativen Pronomen), z.B. in gt. ba To skipa "beide (die) Schiffe". Das Altnordische hat im Genetiv noch die einfachen Formen, sonst (NPl. bádir) Formen, die aus der Zusammenrückung stammen; das Altenglische hat einfache Formen, die stark an das parallele Zahlwort für "zwei" angeglichen sind (besonders deutlich im NPl. bEgen zu twEgen "zwei"), ne. both, me. bothe ist aus dem Altnordischen entlehnt. Das Altfriesische (bethe) hat wie das Altsächsische und Althochdeutsche nur noch die zusammengerückten (und danach vereinfachten) Formen. Die Lautung -E- im Althochdeutschen stammt vom Zahlwort für "zwei" (zwEne). Zugrunde liegt diesem kollektiven Zahlwort eine Formation, die aus ig. *-bh- + Endung (teilweise erkennbaren Dualendungen) besteht, wobei aber außerhalb des Germanischen Lautungen vorangehen, die untereinander nicht vereinbar sind: Auf (ig.) *ambhO weisen gr. ámphO und l. ambO; auf a/o/e- weisen lit. abù und akslav. oba; das Altindische hat ubháu, dessen lautliche Deutung höchst umstritten ist. Möglicherweise war das Wort ursprünglich enklitisch und hat dabei die erste Silbe verschiedenen Auslauten vorangehender Wörter angepaßt. Ebenso nndl. beide, ne. both (entlehnt), nschw. boda, nisl. bádir; ob1, um. Jasanoff, J. H. BSL 71 (1976), 123-131; Bader, F. Verbum 2 (1979), 150; Lloyd/Springer 1 (1988), 513-515; Ross/Berns (1992), 571-575. west- und nordgermanisch iz Beiderwand BeiderwandSmfn "auf beiden Seiten gleich aussehendes Gewebe aus Leinen und Wolle" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Stammwort. Zu mhd. want n. "Seite", besonders "Tuchseite" (vgl. die Umdeutungen bei Gewand und Leinwand). Die Bezeichnung besagt also "das Beidseitige" (vgl. mhd. beiderwentliche "gleichbedeutend"); also zu wenden. Stosch, J. ZDW 11 (1909), 1-4; Meisinger, O. ZDW 11 (1909), 307. deutsch s. wenden beiern beiernVswschwaches Verb "mit dem Klöppel an die Glocke schlagen" per.peripherer Wortschatz wmd. (16. Jh., Standard 18. Jh.)Entlehnung. Übernommen aus mndl. beieren gleicher Bedeutung, älter beiaerden. Ebenso nndl. beieren. Neben dem Verb mndl. beiaert "Glockenspiel". Zugrunde liegt wohl afrz. baier "anschlagen (von den Hunden), läuten (von Glocken)". Der auslautende Dental muß nicht unbedingt auf einem Suffix beruhen, sondern könnte auch zugewachsen sein. Kern, J. H. ZDW 14 (1912), 214-217; Gailliard, E. VM 2 (1913), 300-308 und 688f.; Bursch, H. Semantische Hefte 4 (1981), 110-116; Bursch, H. Bonner Geschichtsblätter 37 (1985/88), 305-356. frz Beifall BeifallSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (15. Jh.)Stammwort. Zunächst überwiegend im Norden bezeugt für "Unterstützung, Hilfe" vor allem vor Gericht und in politischen Auseinandersetzungen. Das Wort gehört zu fallen im Sinn von "jmd. zufallen"; mit entsprechender Bedeutung wird zunächst auch Zufall benutzt (heute nicht mehr üblich), in entgegengesetzter Bedeutung Abfall (von jemandem). Das entsprechende Verb beifallen ist selten bezeugt und heute nicht mehr üblich. Beifall wird in jüngerer Zeit allgemein als Ersatzwort für Applaus (applaudieren) verwendet. In entsprechender Bedeutung das Adjektiv beifällig. HWPh 1 (1970), 818. deutsch s. fallen Beifuß BeifußSmSubstantiv Maskulinum "Artemisia vulgaris" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (8. Jh., Form 13. Jh.), mhd. bIbOz, fnhd. peipus (und ähnliches in einigen Mundartformen), ahd. pIpOz, mndd. bibot Nicht etymologisierbar. Lautlich könnte dies eine Zusammensetzung aus bei und der auch in Amboß enthaltenen Ableitung zu g. *baut-a- "schlagen" sein, doch bleibt das Benennungsmotiv und damit auch die Verknüpfung unklar. Das Wort ist im Westfälischen des 13. Jhs. umgedeutet worden zu bIvOt "Bei-Fuß", sehr wahrscheinlich in Anlehnung an den antiken Glauben, daß angebundener Beifuß vor Müdigkeit auf der Reise schütze (Plinius Nat. hist. 26, 150, sekundär wohl aufgefaßt als "ans Bein gebunden"). Danach mndl. bivoet, mndd. ndd. bifot und seit dem 14. Jh. auch fnhd. bivuoz, nhd. Beifuß. Ebenso nndl. bijvoet. Karg-Gasterstädt, E. BGDSL 62 (1938), 55-59; Marzell 1 (1943), 434f.; LM 1 (1980), 1820; Dahlberg, T. NM 22 (1966), 105-114 (für die Etymologie ist vielleicht mhd. wurpOz "Wurzelwerk" wichtig); Sauerhoff (2001), 86f. deutsch d beige beigeAdjAdjektiv "sandfarben" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. beige "sandfarben; (bei Wolle:) ungefärbt, roh". Ebenso nndl. beige, ne. beige, nschw. beige, nnorw. beige. Das französische Wort bezeichnet ursprünglich gemischte Farben oder gemischte Gewebe (Wolle und Baumwolle); deshalb vermutlich aus l. bijugus, bIgus "zusammengespannt, doppelt". DEO (1982), 96. französisch frz Beige BeigeSfSubstantiv Femininum "Stapel" per.peripherer Wortschatz obd. (9. Jh.), mhd. bIge, ahd. bIga f. (auch bIgo m.) "Stapel, Haufen (von Holz, Garben usw.)" Stammwort. Hierzu spmhd. bIgen, nhd. (obd.) beigen "aufstapeln". Herkunft unklar. Vielleicht wie gr. phitrós "Klotz, Holzscheit" eine Ableitung zu der Wurzel ig. (eur.) *bheie- "schlagen, hauen" (Beil), also "das Gespaltene" oder "Gefällte", wozu das germanische Wort ein Kollektivum sein müßte. Kaspers, W. ZDA 82 (1948/50), 303; Rooth, E. AASF B 84 (1954), 45 Anm. deutsch ix Beil BeilSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (9. Jh., witubil 8. Jh.), mhd. bIl(e), bIhel, ahd. bIhal, mndd. bIl, byl Stammwort. Ein nur deutsches und niederländisches Wort, das von einem gleichbedeutenden keltischen Wort kaum zu trennen ist: air. bíail, biáil m., kymr. bwyall, bw(y)ell "Axt". Die keltischen Wörter führen auf (ig.) *bhijalis f. zurück, die germanischen auf (ig.) *bhIklo- n.; vielleicht ist aber unter Ansatz eines *bije-tlo- zu vermitteln, obwohl die Lautentwicklung auf beiden Seiten nicht völlig klar ist. Falls dieser Ansatz zutrifft, handelt es sich um eine Instrumentalbildung zu der Verbalwurzel *bheie- "schlagen, spalten, schneiden" in l. (Glosse) perfines. perfringas, air. benaid "schlägt, schlägt ab, erschlägt usw.", akslav. biti "schlagen, stoßen", zu der unser Verb beißen eine Erweiterung bildet. Eine Entlehnung aus einer dritten Sprache ist aber nicht ausgeschlossen. Ebenso nndl. bijl. Karstien, C. ZVS 65 (1938), 154-161; Mohr, W. ZVS 65 (1938), 161f.; Pisani, V. ZVS 67 (1942), 226f.; Blaisdell, F. W., Shetter, W. Z. BGDSL-T 80 (1958), 404-412; Götz, H. BGDSL-H 81 (1959), 188-191; Foerste, W. FS Trier (1964), 115f.; RGA 2 (1976), 154-162; Weber-Keller (1990), 32-35; Röhrich 1 (1991), 166. indogermanisch iwo beiläufig beiläufigAdjAdjektiv "nebenbei", auch "unwichtig" (österr.) std.Standardwortschatz stil.stilistisch (16. Jh.)Stammwort. Aus bei und laufen als "nebenherlaufend, im Vorübergehen". deutsch s. laufen beilegen beilegenVswschwaches Verb "schlichten" std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bIlegen, ahd. bileggen Stammwort. Die Bedeutung geht aus von "zudecken, auf etwas darauflegen". deutsch s. liegen beileibe beileibeAdvAdverb erw.erweiterter Standardwortschatz stil.stilistisch (16. Jh.)Stammwort. Die Beteuerung geht aus von Leib in der Bedeutung "Leben", also etwa "bei meinem Leben". deutsch s. Leib Beilke BeilkeSf Billard. Bein BeinSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bein, ahd. bein, as. bEn Stammwort. Aus g. *baina- n. "Knochen", auch in anord. bein, ae. bAn, afr. bEn; im Gotischen ist ein Wort mit dieser Bedeutung nicht belegt. Germanischer Ersatz für das alte indogermanische Wort für "Knochen", das in gr. ostéon, l. os u.a. vorliegt. Es wurde wohl aufgegeben wegen der Homonymie zwischen g. *asta- "Ast" und dem im Germanischen zu erwartenden **asta- "Knochen". Die Herkunft des neuen Worts ist unklar. Man kann es auf anord. beinn Adj. "gerade" zurückführen, in der Annahme, daß ursprünglich die geraden Röhrenknochen gemeint waren, doch ist dieses Adjektiv nur nordgermanisch und seinerseits nicht anschließbar. Oder g. *baina- (ig. *bhei-no-) "abgeschlagen" (in Bezug auf Schlachttiere) oder als "Astknorren"? Oder (ig.) *bhoje-n- und verwandt mit l. fInis "Ende, Grenze"? Die heute vorherrschende Bedeutung "untere Extremität" ist erst im Deutschen entwickelt worden. Adjektive: beinern, beinig; Kollektiv: Gebein. Ebenso nndl. been, ne. bone, nschw. ben, nisl. bein. Silfwerbrand (1958), 116-186 (entlehnt aus einem keltischen Wort für "Horn, [Elfen-]Bein"); Markey, Th. L. NOWELE 2 (1983), 93-107; Hamp, E. P. NOWELE 6 (1985), 67-70; Lloyd/Springer 1 (1988), 515f.; Bammesberger, A. HS 103 (1990), 264-268; Röhrich 1 (1991), 167-169; Heidermanns (1993), 113; Hinderling, R. FS Goossens (1996), 559-566. west- und nordgermanisch gwn beinahe beinaheAdvAdverb std.Standardwortschatz (16. Jh.), mhd. bI nAch, ahd. bI nAh Stammwort. Kombination von zwei Elementen, die für sich alleine ebenfalls "beinahe, fast" bedeuten können (bei viertausend bei Luther, ein Vergleich ward nahe zustande gebracht bei Goethe). Häufig wird die Verbindung erst in frühneuhochdeutscher Zeit, wobei sie vielfach auf dem zweiten Bestandteil betont wurde. Die Getrennt-Schreibungen hören im 18. Jh. auf. Ebenso nndl. bijna; bei, nah(e). deutsch s. nahe Beinheil BeinheilSn Beinwell. Beinwell BeinwellSmSubstantiv Maskulinum "Symphytum officinale" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (12. Jh.), mhd. beinwelle, ahd. beinwella, beinwalla (Ablaut oder Umlauthinderung?), mndd. benwell Stammwort. Der Pflanze wird heilende Kraft bei Knochenbrüchen zugeschrieben, vgl. die gleichbedeutenden gr. sYmphyton n., eigentlich "Zusammenwachsen", l. cOnsolida f. eigentlich "Befestigung, Verdickung", nhd. Beinheil. Der zweite Bestandteil gehört zu älterem wellen, obd. wallen (auch über-) "zusammenwachsen (von Rinde, Knochenbrüchen usw.)". Das Wort wird in der alten Medizin von vielen Körpervorgängen gebraucht (etwa im Sinn von "in Bewegung sein"), so daß es wohl aus wallen1 mit nicht völlig klarer Bedeutungsentwicklung entstanden ist. Dasselbe Element im Vorderglied s. unter Wallwurz. DWB XIII, 1280; Marzell 4 (1979), 536-544; Lloyd/Springer 1 (1988), 520f.; LM 1 (1980), 1823. deutsch d (-well), s. Bein Beisasse Beisasse(auch Beisaß) SmSubstantiv Maskulinum "Stadtbewohner ohne Grundbesitz (im Mittelalter)" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (14. Jh.)Stammwort. Zur Bildung und zum zweiten Element vgl. Insasse. LM 1 (1990), 1824f. deutsch s. sitzen Beisel BeiselSnSubstantiv Neutrum "Kneipe" per.peripherer Wortschatz österr. (20. Jh.) Weiterbildung aus Entlehnung. Wie Beiz(e) entlehnt aus rotw. und wjidd. bajis "Haus"; dieses aus hebr. baji%--t "Haus". Ebenso nndl. bajes "Gefängnis". Tatzreiter, H. Studia Neerlandica. Hrsg. St. Predota (Breslau 1992), 469-476. hebr Beispiel BeispielSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (12. Jh., Form 15. Jh.), mhd. bIspel, andfrk. bIspil "Gleichnis, Redensart" Stammwort. Ebenso ae. bispell, eigentlich "das dazu Erzählte", zusammengesetzt aus bei und g. *spella- n. "überlieferte Geschichte, Mythos" in gt. spill, anord. spjall (meist Pl.), ae. spell, as. spel, ahd. spel, das sich bei gleicher Lautform (*spel-) nur mit arm. ara-spel "Sage, Sprichwort" vergleicht; weiter vielleicht mit s mobile zu den unter befehlen aufgeführten Verwandten von l. appellAre. Der Vokalismus ist seit spätmittelhochdeutscher Zeit sekundär an Spiel angeglichen worden (vgl. Kirchspiel). Die heutige Bedeutung "Beispiel, Muster, Vorbild" beruht auf einer Lehnbedeutung von l. exemplum, das u.a. "Gleichnis" und "Vorbild, Muster" bedeutet. Adjektive: beispielhaft, beispiellos. appellieren, Gospel. Schröder, E. ZDA 37 (1893), 241-268; HWPh 1 (1970), 818-823; Röhrich 1 (1991), 169f. deutsch gw beißen beißenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bIzen, ahd. bIz(z)an, as. bItan Stammwort. Aus g. *beit-a- Vst. "beißen", auch in gt. beitan, anord. bíta, ae. bItan, afr. bIta; dieses aus ig. *bheid- "spalten, trennen", auch in ai. bhinátti "zerstört, erschlägt", gr. pheídomai "ich schone (ich lasse ab von)" (semantisch abliegend), l. findere "spalten, trennen". Für die unerweiterte Wurzel ig. *bheie- sind die zugehörigen Formen unter Beil aufgeführt. Abstraktum: Biß; Kollektiv: Gebiß; Adjektiv: bissig; Konkretum: Bissen. Ebenso nndl. bijten, ne. bite, nschw. bita, nisl. bíta; Bein, beizen, bißchen, bitter, bitzeln, Imbiß. Seebold (1970), 96-99; Röhrich 1 (1991), 170. indogermanisch iz Beißker BeißkerSm Peitzker. Beiswind BeiswindSm Bise. Beitel Beitel(meist Stechbeitel, auch -beutel) SmSubstantiv Maskulinum "Holzmeißel, Stemmeisen" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Stammwort. Das Wort geht mit einiger Sicherheit auf die Wurzel *bheie- "schlagen, spalten, schneiden" (Beil) zurück und könnte zu dieser eine instrumentale tlo-Bildung (g. *bI-dla-) sein; die Lautentwicklung solcher dl-Bildungen ist aber unklar. Das semantisch entsprechende mhd. beißel "Stichel, Meißel" ist wohl aus der erweiterten Verbalwurzel gebildet (beißen). Die Unsicherheit in der Auffassung als Beitel oder Beutel dürfte darauf hinweisen, daß noch ein anderes Wort eingewirkt hat, nämlich ndd. bötel (u.ä.), das aber nicht das gleiche bedeutet: ein bötel ist ein Schlagwerkzeug. Das niederdeutsche Wort entspricht einem wg. *bautila- m. "Schlegel" zu g. *baut-a- "schlagen" (Amboß), vgl. ae. bytla "Hammer", ahd. steinbOzil "Steinklopfer", mhd. bOzel "Prügel" (s. auch Beutheie). Die Wortgeschichte bleibt im einzelnen unklar. deutsch iz Beitscher, Beitzker Beitscher, BeitzkerSm Peitzker. Beiz(e) Beiz(e)SfSubstantiv Femininum "Kneipe" erw.erweiterter Standardwortschatz wobd. (15. Jh., Standard 20. Jh.)Entlehnung. Wie Beisel entlehnt aus rotw. und wjidd. bajis "Haus"; dieses aus hebr. bajit "Haus". Das Wort ist mit der Bedeutung "Haus" in allen deutschen Hausierersprachen üblich; "Wirtshaus" nur im Südwesten. hebr beizen beizenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (10. Jh.)Stammwort. Die Bedeutungen der Wörter, die dieser Lautform entsprechen können, fallen weit auseinander. Hier werden nur diejenigen berücksichtigt, die für das Neuhochdeutsche vorauszusetzen sind, nämlich 1) "mit Beize behandeln", auch intr. "ätzen", mhd. beizen, abgeleitet von Beize, mhd. beize, ahd. beiza "Beize, Lauge, Alaun", eigentlich "die Beißende", vgl. ahd. beiz(i)stein "Alaun"; 2) "mit Greifvögeln jagen", früher auch "mit Hunden jagen", ahd. beizen, mhd. beizen; wegen der Konstruktion (man beizt nicht den Falken, sondern man beizt mit dem Falken das Wild) wohl kein Kausativum ("beißen machen"), sondern ein Faktitivum zu einer Vorstufe von mhd. beize "Beizjagd". Beides zu beißen. Segelcke (1969), 237-240 (zu 2); Reuter (1906), 5-10; RGA 2 (1976), 163-173; Lloyd/Springer 1 (1988), 524-526; LM 1 (1980), 1825-1829 (zur Beizjagd). deutsch iz bekannt bekanntAdjPPPartizip std.Standardwortschatz (13. Jh.)Stammwort. Ursprünglich Partizip zu bekennen "(er)kennen"; dann kann das Partizip zusammen mit werden und sein das Verb ersetzen; kausativ bekannt machen. Heute haben sich finites Verb und Partizip semantisch voneinander getrennt. Hierher als Weiterbildung bekanntlich, das sich aus der Kanzleisprache verbreitet hat. Substantivierung: Bekannter; wozu das Abstraktum (das auch als Konkretum gebraucht wird) Bekanntschaft. kennen, bekennen. Leumann, M. IF 45 (1927), 111f.; Erben, J. FS Besch (1993), 111-12. deutsch s. kennen bekehren bekehrenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz stil.stilistisch (8. Jh.), mhd. bekEren, ahd. bikEren Stammwort. Lehnübersetzung von l. convertere "umdrehen, bekehren". Heute auf religiöse Zusammenhänge beschränkt. Abstraktum: Bekehrung. HWPh 1 (1970), 825f.; LM 1 (1980), 1830f. deutsch s. kehren bekennen bekennenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bekennen, ahd. bikennen Stammwort. Bedeutet ursprünglich "(er)kennen" (bekannt), hat aber in der Rechtssprache die Funktion von "bekannt machen" übernommen (es ist also semantisch vom Partizip abhängig). Der Ausdruck wird früh auch in der Kirchensprache verwendet und erhält durch die Mystiker seine besondere Prägung. Nomen agentis: Bekenner; Abstraktum: Bekenntnis. kennen, bekannt. HWPh 1 (1970), 826-828. deutsch s. kennen beklommen beklommenAdjPPPartizip std.Standardwortschatz (15. Jh., Form 18. Jh.)Stammwort. Partizip zu einem nicht mehr gebräuchlichen starken Verb mhd. beklimmen "beklemmen, umklammern", zunächst als beklummen, dann Verschiebung des Vokals entsprechend den Partizipien dieser Ablautreihe. Das starke Verb klimmen hatte nebeneinander die Bedeutungen "steigen, klimmen" und "klemmen", die zweite Bedeutung wird nachträglich auf die schwach flektierende Ableitung klemmen konzentriert; das starke Verb wird auf die erste festgelegt; beklommen ist ein Relikt der allgemeineren Bedeutung des starken Verbs (mit Übertragung von der körperlichen Enge auf die seelische Beengung). Abstrakta: Beklemmung, Beklommenheit. deutsch s. klemmen bekloppt beklopptAdjAdjektiv "töricht" std.Standardwortschatz vulg.vulgär (20. Jh.)Stammwort. Niederdeutsches Partizip "(längere Zeit) beklopft", zu der Entsprechung von (be)klopfen (klopfen). Röhrich 1 (1991), 171. deutsch s. klopfen bekommen bekommenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bekomen, ahd. biqueman Stammwort. Präfigierung des starken Verbs kommen mit breit gefächerter Bedeutung, zu der im Althochdeutschen auch "zu etwas kommen, zuteil werden" gehört. Hieraus die Bedeutung "erhalten", die heute vorherrscht. Auf eine andere Bedeutungsschattierung geht etwas bekommt mir "etwas ist mir zuträglich" zurück, wozu in neuerer Zeit das Adjektiv bekömmlich gebildet wurde. Ebenso nndl. bekomen; bequem. deutsch s. kommen belämmert belämmertAdjPP belemmern. belangen belangenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (11. Jh.), mhd. b(e)langen, ahd. belangEn Stammwort. Präfixbildung zu langEn (langen). Im Althochdeutschen bedeuten beide Verben (ausgehend von "ausstrecken, ergreifen") "verlangen, sich sehnen" (mit Akkusativ der Person und Genetiv der Sache); dieser Gebrauch ist noch in obd. (vor allem schwz.) blangen (ich blange "ich sehne mich") erhalten. Erst mittelhochdeutsch bezeugt ist die vom gleichen Ausgangspunkt ausgehende Bedeutung "sich erstrecken, ausreichen, betreffen", wofür heute meist anbelangen steht; vergleichbar sind nndl. aanbelangen und ne. belong "gehören zu". Ferner gehört hierzu die Rückbildung nhd. Belang "Wichtigkeit, Interesse", die im 18. Jh. aus der Kanzleisprache übernommen wurde. Hierzu auch das Adjektiv belanglos. Erst frühneuhochdeutsch ist beim transitiven Verb die Bedeutung "jmd. um etwas angehen, jmd. vor Gericht ziehen". Sie geht auf die konkrete Bedeutung "ergreifen" zurück. deutsch s. langen Belche BelcheSfSubstantiv Femininum "Bleßhuhn" per.peripherer Wortschatz obd. (11. Jh.), mhd. belche, ahd. belihha Stammwort. Ein nur deutsches Wort, das aber sehr alt sein muß, da es sich mit l. fulica (auch fulix) unter Ansatz eines (ig.) *bholik(a) fast genau vergleichen läßt (g. -k-, ahd. -hh- setzt eigentlich ig. -g- voraus). Morphologisch stärker abweichend, aber gleichbedeutend, ist gr. phalErís. Zugrunde liegt eine Bezeichnung für Tiere mit weißem Fleck auf der Stirn oder dem Kopf (wie etwa bei nhd. Blesse); vgl. etwa noch alb. balE "Tier (meistens Schaf oder Ziege) mit weißem Fleck auf der Stirn", lit. bAlas, gr. phalós "weißfleckig", mit E-Vokalismus akslav. bElu "weiß". blaß, Blesse. Springer, O. FS Hönigswald (Tübingen 1987), 375-383; Lloyd/Springer 1 (1988), 431-434, 530f. indogermanisch ix belegen belegenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.)Stammwort. Zunächst "auf etwas legen", dann übertragen, etwa mit einem Eid belegen "beschwören" und schließlich im heute vorwiegenden Sinn "beweisen" mit Beleg m., wobei vielleicht beilegen und Beilage (d.h. Beifügung von Beweismitteln) die Bedeutung mitbestimmt haben. legen, Belegschaft. deutsch s. liegen Belegschaft BelegschaftSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (19. Jh.)Stammwort. Zu belegen im speziellen Sinn von "(ein Bergwerk) mit Bergleuten versehen". Die Belegschaft ist demgemäß zunächst "die Gesamtheit der Bergarbeiter in einem Bergwerk", dann verallgemeinert auf beliebige Betriebe. deutsch s. liegen beleidigen beleidigenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (14. Jh.), mhd. beleidegen, Verstärkung zu mhd. leidegen, leidigen, ahd. -leidIgOn, leidegOn, leidogOn "verletzen, betrüben" zu leideg, leidig "verletzt, betrübt", also eigentlich "ein Leid antun" Stammwort. Über das Adjektiv leidig zu Leid. LM 1 (1980), 1837f. deutsch s. Leid belemmern belemmernVswschwaches Verb "belästigen", besonders belemmert AdjPP "betreten", "scheußlich" (von Sachen) per.peripherer Wortschatz ndd. (17. Jh.)Stammwort. Aus dem Niederdeutschen verbreitetes Frequentativum (mndd. belemmeren) zu belemen "lähmen" (lahm). Vor allem das Partizip wird häufig an Lamm angeschlossen, deshalb auch die Schreibung belämmert und die erkennbare Bedeutungsverschiebung dieser Form. Ebenso nndl. belemmeren "behindern". deutsch io belfern belfernVswschwaches Verb erw.erweiterter Standardwortschatz stil.stilistisch (16. Jh.)Stammwort. Ausdruck für ein besonderes Bellen, das nach Region verschieden ist ("winselnd", "rauh, mißtönig" u.ä.), obd. belfzen; sonst auch belfen und (lautlich weiter abliegend) bäffen. Wohl lautmalende Ausdrücke in Anlehnung an bellen. deutsch d belieben beliebenVswschwaches Verb erw.erweiterter Standardwortschatz stil.stilistisch (15. Jh.), mndd. belEven, mndl. believen Stammwort. Präfigierung zu lieben (so noch erkennbar in beliebt, unbeliebt, Beliebtheit), dann Weiterentwicklung der Bedeutung zu "gutheißen, beschließen, geruhen" u.ä. Hierzu Belieben und beliebig. deutsch s. lieb Belladonna BelladonnaSfSubstantiv Femininum "Tollkirsche, aus der Tollkirsche gewonnene Arznei" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. belladonna (eigentlich "schöne Frau"), einer Sekundärmotivation zu ml. bladona, blandonia "Königskerze, Nachtschatten", das wohl gallischen Ursprungs ist. Semantische Basis der Nachdeutung ist die Verarbeitung der Tollkirsche in Schönheitsmitteln (vor allem solche, die eine Vergrößerung der Pupillen bewirkten). Ebenso nndl. belladonna, ne. belladonna, nfrz. belladonne, nschw. belladonna, nnorw. belladonna. Zur Verwandtschaft von it. donna s. Dame1. Marzell 1 (1943), 516-523. italienisch it bellen bellenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bellen Vst., ahd. bellan (nur Präsensbelege) Stammwort. In erster Linie vom Bellen des Hundes gesagt, andere Gebrauchsweisen lassen sich als übertragene Verwendungen auffassen. Das lautlich vergleichbare ae. bellan (ebenfalls nur Präsensbelege) bedeutet allgemein "brüllen" (vom Löwen, Eber usw.), und mit dieser allgemeineren Bedeutung sind auch nordgermanische Wörter mit einfachem l vergleichbar (anord. beli "das Brüllen", belja "brüllen"). Schallwörter mit einer Grundlage (ig.) *bhel/bhlE sind häufiger (vgl. etwa l. flEre "weinen" und mhd. bläjen "blöken"), bellen kann in diesen Umkreis gehören. Es ist aber nicht völlig auszuschließen, daß es zu einem anderen bellan "treffen, prallen, stoßen" gehört, das hauptsächlich in ahd. widarbellan "zurückspringen" bezeugt ist (vgl. etwa anschlagen vom Hund, oder ausstoßen von einem Schrei u.ä.; hierzu afrz. baier "anschlagen vom Hund, läuten von den Glocken" unter beiern). Kollektives Abstraktum: Gebell. S. auch belfern, blaffen, bölken. Glombik-Hujer, H. DWEB 5 (1968), 167-171; Seebold (1970), 101f.; Lloyd/Springer 1 (1988), 533-535. west- und nordgermanisch iw Belletrist BelletristSmSubstantiv Maskulinum "Autor unterhaltender Literatur" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Gebildet zu frz. belles lettres Pl. "schöne Literatur", älter "schöne Wissenschaften"; frz. belle "schön" aus l. bellus und frz. lettre "Buchstabe, Schrift; Literatur" aus l. littera f. Die "schönen Wissenschaften" waren Grammatik, Rhetorik und Poesie; Belletrist(ik) bezieht sich jedoch nur auf unterhaltende ("schöngeistige") Literatur. Ebenso nndl. bellettrist, ne. belletrist, nschw. belletrist; Letter. DF 3 (21997), 237-243; Brunt (1983), 153; Strauß u.a. (1989), 583-585. französisch frz belzen belzenVsw pelzen. bemänteln bemäntelnVswschwaches Verb erw.erweiterter Standardwortschatz stil.stilistisch (16. Jh.)Hybridbildung. Eigentlich "mit dem Mantel der christlichen Nächstenliebe zudecken" (kirchen-l. pallio ChrIstiAnae dIlEctiOnis tegere), in den Streitschriften der Reformationszeit abgewertet zu "beschönigen". Ebenso nschw. bemantla; Deckmantel. deutsch E(l) Bembel BembelSmSubstantiv Maskulinum "Glockenschwengel", übertragen "Krug für Apfelwein" per.peripherer Wortschatz wmd. (19. Jh.)Stammwort. In der eigentlichen Bedeutung zu regionalem bampeln "baumeln" (baumeln); die Bedeutungsübertragung nach der Form des Krugs. S. auch Pummel. deutsch d Bemme BemmeSfSubstantiv Femininum "Butterbrot" per.peripherer Wortschatz omd. ndd. (16. Jh.)Entlehnung. Vermutlich entlehnt aus sorb. pomazka "Butterschnitte" (zu sorb. pomazac "beschmieren" aus po "auf" und der Entsprechung zu akslav. mazati "schmieren"). Das Wort wird zunächst zu Bemmchen umgeformt und dann dazu eine Normalform Bemme, -pomme, -bamme u.ä. gebildet. Panzer, F. FS Kluge (1926), 99-108; von Polenz, P. DWEB 2 (1963), 275-279; Bielfeldt (1965), 44; Eichler (1965), 23-27 (gegen eine Entlehnung [eher zu omd. bammen, bampen "essen"]); Eichler, E., Weber, H. ZS 11 (1966), 231-237. sorb bemoost bemoostAdjPPPartizip erw.erweiterter Standardwortschatz grupp. (17. Jh.)Stammwort. Baumstämme und Steine, die lange an der selben Stelle bleiben, setzen Moos an; deshalb sagt man auch von Menschen, die lange an derselben Stelle bleiben, daß sie Moos angesetzt haben. Die spezielle Verwendung im Deutschen kommt aus der Studentensprache: ein bemoostes Haupt ist "ein älterer Herr" oder "ein Student mit vielen Semestern". Verstärkt wurde der Gebrauch dieser Wendung durch ein Lustspiel gleichen Titels von R. Benedix (19. Jh.). Röhrich 1 (1991), 172. deutsch s. Moos benauen benauenVswschwaches Verb "in die Enge treiben", besonders benaut AdjPP "kleinlaut" per.peripherer Wortschatz ndd. (17. Jh.)Stammwort. Übernommen aus ndd. benouwen, das hd. genau entspricht. Seebold (1970), 123f. deutsch gwn Bendel BendelSmn "Schnur, Schnürsenkel" std.Standardwortschatz reg.regional (11. Jh.), mhd. bendel m., ahd. bentil m., mndd. bendel Stammwort. Alte Diminutivbildung zu Band2 mit dem älteren maskulinen Genus. Die alten Diminutive waren nicht durchgängig neutral, sondern folgten dem Genus ihres Grundworts. Vgl. anord. bendill; binden. deutsch s. binden benedeien benedeienVswschwaches Verb "segnen" erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (12. Jh.), mhd. benedIen, benedIgen Entlehnung. Entlehnt aus it. benedire, das auf l. benedIcere "wohl reden, segnen" zurückgeht. Ebenso nndl. benedijen, nfrz. bénir. Zur Sippe des zugrundeliegenden l. dIcere "sagen" s. diktieren. Röhrich 1 (1991), 172. italienisch l Benefiz BenefizSnSubstantiv Neutrum (Benefizvorstellung f.) "Vorstellung zugunsten eines Künstlers oder eines wohltätigen Zwecks" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus der frz. Wendung au bénéfice de "zugunsten von" (aus l. beneficium n. "Gunst, Verdienst, Beistand"). Ebenso ne. benefit, nndl. benefiet, nschw. benefice, nnorw. benefice. Zur Sippe des zugrundeliegenden l. facere "tun, machen" s. infizieren. DF 3 (21997), 244-248; RGA 2 (1976), 233-237; LM 1 (1980), 1904-1907; BlW 3 (1988) (zu l. beneficium), 132-138 (zum älteren Begriff des Benefiziums). französisch frz benehmen benehmenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. benemen, ahd. bineman Stammwort. In der alten Bedeutung "wegnehmen" auf bestimmte Wendungen beschränkt (etwas benimmt uns die Aussicht). Jung und seiner Herkunft nach unklar ist sich mit jemandem benehmen (ins Benehmen setzen) "besprechen, verständigen" (wohl aus der Kanzleisprache und nach Adelung niederdeutsch) und (damit wohl zusammenhängend) sich benehmen "sich aufführen". Einfluß von frz. se (s'y) prendre, bei dem die Bedeutungsentwicklung deutlicher ist, kann erwogen werden. Dazu umgangssprachlich Benimm m., Hypostasierung des Imperativs Benimm dich! nehmen, benommen, unbenommen. deutsch s. nehmen Bengel BengelSmSubstantiv Maskulinum "ungezogener Junge", obd. auch "Knüppel, Stange" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (13. Jh., Bedeutung 16. Jh.), mhd. bengel "Knüppel, Stange", mndl. bengel "Knüppel, Stange" Stammwort. Wie Schlegel zu schlagen ist dieses abgeleitet von einer Entsprechung zu ndd. bangen (neben ne. to bang, anord. banga) "klopfen, schlagen". Die Übertragung auf Menschen stellt diese (ähnlich wie bei Flegel) als Menschen, die mit einem groben Bengel hantieren, und deshalb als "grob" dar. Nicht ausgeschlossen ist aber auch die Übertragung auf "männliches Glied" und dann "männliche Person" (wie bei Stift1 usw.). Ebenso nndl. bengel. deutsch gwn Benne BenneSfSubstantiv Femininum "Wagenkasten, Schubkarren" per.peripherer Wortschatz schwz. (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus gall. benna, vielleicht über frz. benne "zweirädriger Karren mit geflochtenem Korb", vgl. kymr. ben "Fuhrwerk", vermutlich aus einer mit unserem binden vergleichbaren Grundlage (etwa als *bhendhnA), also "das Geflochtene". Aus der gleichen Wortsippe entlehnt sind ae. binn f. "Kasten, Korb, Krippe", ne. bin "Kasten, Tonne", nndl. ben "Korb". Ein hierzu gehöriges benne "Futterraufe" haben niederländische Siedler des 12. Jhs. aus Südbrabant in die Mark Brandenburg gebracht. Ebenso nndl. ben. Hagen, A. M. Taal en Tongval 21 (1969), 169-176. kelt benommen benommenAdjPPPartizip std.Standardwortschatz (19. Jh.)Stammwort. Ursprünglich Partizip zu benehmen im Sinn von "gänzlich wegnehmen" (es benimmt mir den Atem u.ä.); offenbar ist ein Objekt wie die Sinne ausgelassen. deutsch s. nehmen benzen benzenVswschwaches Verb "inständig bitten, tadeln" per.peripherer Wortschatz oobd. (15. Jh.)Hybridbildung. Vermutlich deutsche Intensivbildung auf -z(en) zu einer Entlehnung aus it. penare "Pein zufügen". Pein. Knobloch, J. FS Rosenfeld (1989), 488; Beck, H. FS Besch (Berlin 1993), 517-522. deutsch E(it) Benzin BenzinSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (19. Jh.) Neoklassische Bildung. Der deutsche Chemiker Mitscherlich nennt 1833 einen von ihm durch Destillation der Benzoesäure dargestellten Kohlenwasserstoff Benzin, das J. von Liebig durch Benzol ersetzt (Endung nach Alkohol). Danach werden die beiden Bezeichnungen differenziert: Benzin steht für das aus Erdöl destillierte, als Treibstoff verwendete Kohlenwasserstoff-Gemisch, Benzol für den einfachen aromatischen Kohlenwasserstoff. Die ursprünglich namengebende Benzoe-Säure wird aus dem Benzoe-Harz (Harz des Benzoe-Baumes) gewonnen. Benzoe ist die latinisierte Form von span. benjuí, katalan. benjuí, nfrz. benzoin. Das Wort ist in Katalonien, wo das als Weihrauch dienende Harz aus der Levante eingeführt wurde, aus arab. lubAn GAwI (eigentlich "javanischer Weihrauch") umgestaltet worden, indem die erste Silbe mit dem katalanischen Artikel verwechselt und deshalb weggelassen wurde. Das Harz kommt eigentlich aus Sumatra - bei der arabischen Bezeichnung scheint also eine Verwechslung vorzuliegen. Ebenso nndl. benzine, ne. benzine "Waschbenzin", nfrz. benzine "Benzol", nschw. bensin, nisl. bensín. Das ursprünglich südarabische Wort libAn "milchfarbenes Weihrauchharz" gehört zu der Wurzel lbn "weiß". Littmann (1924), 86; Lokotsch (1975), 106; Cottez (1980), 50; Kiesler (1994), 147; DF 3 (21997), 248-251; Tazi (1998), 255f. deutsch span < arab Benzol, Benzoe Benzol, BenzoeBenzin. beobachten beobachtenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (17. Jh.)Stammwort. Präfixableitung zu Obacht neben der selteneren einfachen Ableitung obachten. Gibt in größerem Umfang l. observAre, nfrz. observer wieder. deutsch s. Acht2 beordern beordernVsw Order. bequem bequemAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. bequäme, ahd. biquAmi "passend, schicklich" Stammwort. Ähnlich ae. gecwEme "annehmbar, gefällig" und anord. hald-kvämr "vorteilhaft, nützlich"; afr. *kEme "schön, hübsch". Dehnstufiges Adjektiv der Möglichkeit (g. *-kwämja-) zu der Vorform von bekommen mit der alten Bedeutung "zuträglich sein (u.ä.)", also "was zuträglich sein kann" (vgl. l. conveniens). Die naheliegende Weiterentwicklung zu dem heutigen "angenehm usw." ist jung. Abstraktum: Bequemlichkeit; Verb: bequemen (refl.). Ebenso nndl. bekwaam; kommen. Weisweiler, J. IF 53 (1935), 55; Orhammar, N. R. PhF 1988 (1989), 111-113; Heidermanns (1993), 350 und 353f. west- und nordgermanisch s. kommen berappen berappenVswschwaches Verb "bezahlen" erw.erweiterter Standardwortschatz stil.stilistisch (19. Jh.)Stammwort. Das Wort ist aus der Studentensprache in die Hochsprache gelangt; dorthin kam es offenbar aus schwäbischen Krämersprachen, also Ausprägungen des Rotwelschen. Die weitere Herkunft ist unklar: Sowohl gegen die Ableitung von der Scheidemünze Rappen wie auch gegen Anknüpfungen an das Jiddische und Hebräische können starke Bedenken geltend gemacht werden. Nach Wolf aus berabbeln, dieses aus berebbeln, beribbeln zu Rebbes "Zins, Gewinn, Ertrag". Nach Buttenwieser aus hebr. jerappE "(Heilung) bezahlen" umgeformt (vgl. Exod. 21,19). Buttenwieser, M. ZD 36 (1922), 181-183; Birnbaum, S. A. ZDPh 74 (1955), 249; Wolf (1985), 264; Röhrich 1 (1991), 172. deutsch d Berberitze BerberitzeSfSubstantiv Femininum "Sauerdorn, Berberis vulgaris" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ml. berberis m./f. (auch barberis m./f.) aus arab. barbris, aus berber. ambarbAris unbekannter Herkunft. Einheimische Namen für den Strauch und die Beere sind mhd. sUrach m. u.ä. (nach dem sauren Geschmack der Blätter und der Beeren; -ach ist ein Kollektivsuffix bei Pflanzennamen), nndl. zuurbes m. ("Sauerbeere", auch Sauerdorn - die Blätter und Zweige tragen Dornen). Ebenso nndl. berberis, ne. barberry, nfrz. berbéris, nschw. berberis, nnorw. berberiss. Marzell 1 (1943), 568-579; Latham (1972), 62f.; LM 1 (1980), 1931; Tazi (1998), 93f. lateinisch arab Bereich BereichSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (18. Jh.)Stammwort. Rückgebildet aus mhd. bereichen, mndl. bereiken "reichen bis, sich erstrecken" (reichen). Das Wort übernimmt die allgemeine Bedeutung des älteren Reich und schränkt dieses ein auf "Herrschaftsbereich". Die Auseinandersetzung zwischen den beiden Wörtern führt zu Vermischungen im Genus und in der Aussprache (in Mundarten, die mhd. ei und I noch unterscheiden). von Polenz, P. ZDPh 76 (1957), 80-94; Griepentrog, W. HS 104 (1991), 12842. deutsch s. Reich bereit bereitAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (12. Jh.), mhd. bereit(e), mndd. berEde, bereide, mndl. bereet, bereiden Stammwort. Zur Bedeutung des adverbiellen bereits vgl. ne. already zu ready. Abstraktum: Bereitschaft; Kompositum: bereitwillig. bereiten. deutsch iwo bereiten bereitenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (12. Jh.), mhd. bereiten, mndd. berEden, bereiden, mndl. bereden, bereiden Stammwort. Diese Wortfamilie ist wegen der ungünstigen Beleglage und der Vermischung lautgleicher und -ähnlicher Wurzeln nicht mehr genau abzugrenzen. Vorauszusetzen ist ein Verb mit der Bedeutung "ordnen (u.a.)" g. *raid-eja-, häufig auch mit ga- präfigiert, in gt. (ga)raidjan "anordnen", anord. greida, ae. (ge)rädan, mndl. (ge)reiden, (ge)re(e)den, mhd. (ge)reiten. Daneben stehen die Adjektive gt. garaiTs (garaids) "angeordnet", anord. greidr "bei der Hand, geradewegs (usw.)", anord. reidr "bereit", ae. (ge)räde "bereit (usw.)", afr. rEd(e) "fertig", mndl. (ge)re(e)de, (ge)reide, mhd. (ge)reit(e). Wohl erst unter dem Einfluß dieser Adjektive tritt bei den Verben auch die Bedeutung "bereit machen, zubereiten" auf. Im Althochdeutschen ist nur ebanreiti "in derselben Lage befindlich" neben Formen mit ant- (antreitI "Ordnung, Reihe u.a.") bezeugt; später werden im kontinentalgermanischen Bereich vor allem Präfigierungen mit be- üblich, zu denen die heutigen Formen gehören. Außergermanisch ist am nächsten vergleichbar lett. rist "ordnen", lett. riedu "ich ordne" mit lett. raids "fertig, bereit", lit. raidùs "bereit, schnell"; air. réid "eben, leicht, bereit", kymr. rhwydd "leicht, schnell, frei". Zugrunde liegt offenbar eine Erweiterung (ig.) *(a)reidh- zu der Wurzel *are- "fügen", die unter Arm aufgeführt wird. Eventuell kann auch gr. arithmós "Zahl, Zählung" näher angeschlossen werden. Ebenso nndl. bereid, bereiden, ne. ready, nschw. greja "erledigen", nisl. reidubúinn; Reede, ruhmredig. Lloyd/Springer 1 (1988), 283-285; Heidermanns (1993), 433f. deutsch s. bereit Berg BergSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. berc, ahd. berg, as. berg Stammwort. Aus g. *berga- m. "Berg", auch in anord. bjarg n., berg n. "Felsen, Felswand", ae. beorg, afr. berch, birg und gt. in der Weiterbildung bairgahei "Gebirge"; aus ig. *bhergh- "Höhe" (vermutlich ein ablautendes Wurzelnomen), auch in avest. *barezah- n. "Höhe, Berg", arm. (erkn-a-) berj "himmelhoch", akslav. brEgu "Ufer, Abhang" (in anderen slavischen Sprachen auch "Hügel"), mir. bri(g) "Hügel, Berg" (schwundstufig). Der Wurzelauslaut des altkirchenslavischen und des avestischen Wortes stimmen dabei nicht zusammen. Wegen der besonderen Bedeutung des altkirchenslavischen Wortes ist wohl keine Entlehnung (etwa aus dem Germanischen) anzunehmen, sondern das auch sonst zu beobachtende Verhalten des Slavischen wie eine Kentum-Sprache. Mit Hochstufe wie im Germanischen, aber in der Bedeutung weiter abliegend, ist kymr. bera "Haufen (von Stroh, Heu o. dgl.)". Diese Substantive gehören zu einem Verb mit der Bedeutung "sich erheben, wachsen" in heth. parkija- "sich erheben, hoch werden, wachsen", toch. AB pärk- "aufgehen", avest. barezaiia- "aufwachsen lassen" (Kausativ). Daneben Adjektive in der Bedeutung "hoch" in heth. parku-, avest. barez-, arm. barjr und in der Partizipialbildung (*bhrghont-) ai. brhánt-, der im Westen Namen entsprechen: in germanischer Lautform die Burgunden, zusammen mit Bornholm (anord. Burgundarhólmr), in keltischer Lautform der Stammesname Brigantes, der Stadtname Bregenz und der Frauenname Brigitte ("die Erhabene"). Adjektiv: bergig. Ebenso nndl. berg, ne. barrow, nschw. berg, nisl. bjarg n., berg n.; Burg, Gebirge. Schatz, J. FS Kluge (1926), 122-131; LM 1 (1980), 1943-1945; Lloyd/Springer 1 (1988), 553f.; Röhrich 1 (1991), 173-175; Güntert (1932), 30f. (als Lehnwort erklärt). west- und nordgermanisch iz Berg- Berg-Aff (in Bergbau m., Bergwerk n., Bergmann m. usw.) std.Standardwortschatz (14. Jh.)Stammwort. Diese Bezeichnungen beruhen darauf, daß der bei uns älteste Untertagebau in Stollen betrieben wurde, die man in die Berghänge hineingrub. Die Bezeichnungen wurden beibehalten, als der Untertagebau auch auf das Flachland ausgedehnt wurde. RGA 2 (1976), 245-267; LM 1 (1980), 1946-1952. deutsch s. Berg Bergamotte BergamotteSfSubstantiv Femininum (eine Birnenart) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. bergamote; dieses aus it. bergamotta. Das italienische Wort ist in Anlehnung an den Ortsnamen Bergamo umgebildet aus türk. beg armudu "Herrenbirne", zu türk. beg, heute bey (Adelstitel). Ebenso nndl. bergamot, ne. bergamot, nschw. bergamott, nnorw. bergamott. Brunt (1983), 154. französisch it < türk bergen bergenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bergen, ahd. bergan, (gi-)bergan, as. gibergan Stammwort. Aus g. *berg-a- Vst. "bergen", auch in gt. bairgan, anord. biarga, ae. beorgan, nwfr. bergje. Aus einer sonst nur im Baltoslavischen bezeugten Verbalwurzel (ig.) *bhergh- "bewahren", auch in lit. (reg.) bìrginti "sparen" und akslav. nebrEsti "außer Acht lassen, mißachten", russ. beréC" "hüten, bewahren, schonen, sparen". Weitere Anknüpfungsmöglichkeiten sind unsicher; auch der Bedeutungszusammenhang innerhalb der Sippe (vgl. borgen) ist nicht ausreichend geklärt. Präfigierung: verbergen. Ebenso nndl. bergen, nschw. bärga, nisl. bjarga. S. Bürge, Herberge - in der Sekundärmotivation wird auch ein Zusammenhang mit Burg hergestellt. Seebold (1970), 106f.; RGA 2 (1976), 277-284; Lloyd/Springer 1 (1988), 554-556. indogermanisch io Bergfried BergfriedSmSubstantiv Maskulinum "fester Turm" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (12. Jh.), mhd. ber(c)vrit, bervride mit der älteren Bedeutung "hölzernes Turmgerüst, das an die Mauern einer belagerten Stadt geschoben wird" Volksetymologie. Ähnliche Ausdrücke mit ähnlichen Bedeutungen in anderen mittelalterlichen Sprachen (etwa ml. berfredum n., belfredus, berfredus usw. afrz. berfroi). Das Wort ist also durch Sekundärmotivation an Berg und Friede(n) (oder einfrieden) angeschlossen worden, seine Herkunft ist unklar. Lautlich anklingend und etymologisch klar wäre das von Götze angeführte mgr. *pYrgos phorEtos "Tragturm von Elefanten" (zu gr. phérein "tragen"), das aber nicht belegt zu sein scheint. (Bezeugt ist gr. pYrgos in der Bedeutung "Tragturm, Belagerungsturm"). Ebenso ne. belfry. Zur Sippe von gr. phérein "tragen" s. Metapher. Götze, A. BGDSL 59 (1935), 316f.; Lloyd/Springer 1 (1988), 556-558; LM 1 (1980), 1840 (Belfried). ? Beriberi BeriberiSfSubstantiv Femininum (Vitamin-Mangelkrankheit, die die Europäer im 16. Jh. auf Ceylon kennenlernten) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Singhal. beri bedeutet "Schwäche", die Verdoppelung verstärkt den Inhalt (also "große Schwäche"). Ebenso nndl. beriberi, ne. beriberi, nfrz. béribéri, nschw. beriberi, nisl. beri-beri. Littmann (1924), 125f. singhal berichten berichtenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (11. Jh.), mhd. berihten Stammwort. Bedeutet zunächst "richtig machen" (dafür heute berichtigen), dann allgemein "in Ordnung bringen". In übertragener Bedeutung wird es im Sinn von "belehren" verwendet: jemanden über eine Sache berichten (vgl. unterrichten). Später abgeschwächt zu "mitteilen, wiedergeben". Rückbildung: Bericht. Ebenso nndl. berichten; richten, recht. deutsch s. richten Berline BerlineSfSubstantiv Femininum "voll durchgefederter Reisewagen" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (17. Jh.). Angeblich von einem Baumeister des Kurfürsten von Brandenburg hergestellt; der Wagentyp scheint aber zuerst in Frankreich hergestellt worden zu sein. Danach in Anlehnung an den Stadtnamen frz. berline und danach d. Berline. Später ersetzt durch den Landauer. Ebenso ne. Berline. DF 1 (1913), 83; Brunt (1983), 154; Kugler, G. J. in Treue (1986), 236-250. französisch Name Berliner 1 Berliner 1SmSubstantiv Maskulinum "Felleisen der Handwerksburschen" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (19. Jh.). Aus dem Rotwelschen. Vielleicht handelt es sich um eine Umdeutung von l. pellInus Adj. "aus Fell" (zu l. pellis f. "Fell"). Im Kontrast dazu werden dann gebildet: Charlottenburger "Umhängetasche" und Potsdamer "kleines Reisebündel" nach Stadtteilen von Berlin. Wolf (1985), 50. Name Berliner 2 Berliner 2SmSubstantiv Maskulinum "Schmalzgebäck" std.Standardwortschatz (19. Jh.). Gekürzt aus Berliner Pfannkuchen (Krapfen, Ballen). deutsch Name Berlocke Berlocke(meist Pl., auch Brelocke) SfSubstantiv Femininum "Uhrenanhängsel" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. breloque, zu dem berloque eine seltenere regionale Nebenform ist, "zierliche Kleinigkeit, Schmuck", unklarer Herkunft. Ebenso nndl. breloque, nschw. berlock. DF 1 (1913), 83; DEO (1982), 100, 153. französisch frz Bernhardiner BernhardinerSmSubstantiv Maskulinum (Hunderasse, Lawinenhund) erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.). Nach dem Hospiz St. Bernhard in der Schweiz, in dem diese Hunde seit dem 17. Jh. als Lawinenhunde ausgebildet wurden. Name Bernstein BernsteinSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (13. Jh., Standard 18. Jh.)Stammwort. Übernommen aus mndd. bern(e)stein, barnstEn "brennbarer Stein" zu bernen "brennen" (aus brennen durch Umsprung des r entstanden); die echt hochdeutsche Form Brennstein ist vereinzelt bezeugt. Das entsprechende anord. Wort brennisteinn bedeutet "Schwefel". Zu der teilweise konkurrierenden und im Hochdeutschen älteren Bezeichnung Agstein (Augstein, Agetstein u.a.), die auf l. achAtEs zurückgeht und eigentlich "Achat, Gewichtstein, Magnetstein" bedeutet, siehe Meineke. Bernstein ist als fossiles Harz brennbar und unterscheidet sich damit von anderen Steinen. Vgl. zur Sache: Glas, Magnet und elektrisch. RGA 2 (1976), 288-298; Lüschen (1979), 185f.; LM 1 (1980), 2008-2012; Meineke (1984), 24-26, 67-74; Mazzuoli Porru, G. AION-G 28/29 (1985/86), 421-470 (zu Ambra). west- und nordgermanisch iz (Bern-), s. Stein Berserker BerserkerSmSubstantiv Maskulinum per.peripherer Wortschatz exot.Exotismus (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus anord. berserkr, Bezeichnung eines Kriegers, der in Ekstase mit übermenschlicher Kraft kämpft und nach Volksmeinung unverwundbar ist. Das Wort gehört zu anord. serkr "Gewand, Waffenrock, Tierfell", das Vorderglied ist weniger klar; aber da berserkr in der nordischen Überlieferung mit ulf-hedinn "Wolfswams" (als Bezeichnung solcher Krieger) in Kontrast gesetzt wird, dürfte das Vorderglied das Wort für "Bär" sein (obwohl dies im Altnordischen bjOrn lautet). Anders Kuhn und McCone, die das Vorderglied zu berr "nackt" (bar) stellen und "mit bloßem Hemd bekleidet" ansetzen (oder "dessen Hemd Nacktheit ist" = "nackt"?). Ebenso nndl. Berserker, ne. berserk(er), nfrz. berserk, nschw. bärsärk, nisl. berserkur. Noreen, E. ANF 48 (1932), 242-254; von See, K. ZDW 17 (1961), 129-135; Kuhn, H. FS 2 (1968), 218-227; RGA 2 (1976), 298-304; LM 1 (1980), 2019-2020; McCone, K. R. in Meid (1987), 106; DF 3 (21997), 251-254. anord bersten berstenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (9. Jh., int-, ir- 8. Jh.), mhd. bresten, ahd. brestan, as. brestan Stammwort. Aus g. *brest-a- Vst. "bersten", auch in anord. bresta, ae. berstan, afr. bersta; höchstwahrscheinlich eine st-Weiterbildung zu g. *brek-a- "brechen" oder eine unabhängige Bildung aus der gleichen Wurzel. Die Varianten berst- und brest- wechseln einander im Laufe der Geschichte ab; die heutige Form ist durch den Gebrauch Luthers fest geworden. Die andere Variante hat sich in Gebresten "Mängel, Krankheit" (süddeutsch) gehalten. Ebenso nndl. barsten, ne. burst, nschw. brista, nisl. bresta; prasseln. Seebold (1970), 139. west- und nordgermanisch iz Bertram BertramSmSubstantiv Maskulinum "Anacyclus pyrethrum", eine Heilpflanze, mit der aus den Mittelmeerländern stammenden Abart Deutscher Bertram per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (11. Jh.), mhd. ber(h)tram, ahd. berhtram Entlehnung. Entlehnt aus dem Griechischen und umgeformt. Die in der Heilkunde verwendeten Wurzeln der Pflanze schmecken brennend, daher der Name gr. pYrethron n. (zu gr. pYr n. "Feuer"), übersetzt in nndl. vuurwortel "Feuerwurzel". Bei der Übernahme wird das Wort an den Personennamen Berhtram, Bertram lautlich angeglichen. Ebenso nschw. bertram, nnorw. bertram; Pyromane. Marzell 1 (1943), 251f.; LM 1 (1980), 2039; Lloyd/Springer 1 (1988), 559f. lateinisch gr berüchtigt berüchtigtAdjPPPartizip std.Standardwortschatz (16. Jh.)Stammwort. Ursprünglich Partizip zu dem heute untergegangenen berüchtigen "ins Gerede bringen", erweitert aus älterem berüchten, das aus mndd. beruchten, berochten entlehnt wurde (bzw. gebildet aus mndd. rüchtig "ruchbar"). Es bedeutet ursprünglich "das Gerüft/Geschrei (erstes Stadium der Anklage) über jmd. erheben" und zeigt mit -cht- aus -ft- (zu rufen) niederdeutsche/niederländische Lautform. Zur gleichen Sippe gehören anrüchig, Gerücht und ruchbar. deutsch s. anrüchig berücken berückenVswschwaches Verb "den Kopf verdrehen" erw.erweiterter Standardwortschatz stil.stilistisch (16. Jh.)Stammwort. Aus der Sprache des Fisch- und Vogelfangs: "ruckartig ein Netz über das zu fangende Tier werfen", damit "überlisten, hereinlegen"; dann übertragen gebraucht, vor allem für Liebesbetörungen. deutsch s. Ruck Beruf BerufSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (17. Jh.)Stammwort. Ableitung von berufen im geistlichen Sinn ("Berufung"): Gott läßt seinen Ruf an die Menschen ergehen. So wird Beruf verwendet wie das ntl.-gr. klEsis f., l. vocAtio f. Luther gebraucht (nach 1. Kor. 7,20 und dem Vorbild der Mystiker) das Wort auch im weltlichen Sinn für "Amt, Stand" und führt so zur heutigen Bedeutung; doch zeigt sich die besondere Herkunft noch heute an den besonderen Verwendungen des Wortes. - Auf den Gebrauch des Verbs in der Rechtssprache verweist sich auf etwas oder jemanden berufen; jemanden berufen bedeutet dort zunächst "vor Gericht laden", bei der Berufung lädt man sich gewissermaßen selbst vor Gericht, nach auf steht dabei die Berufungsinstanz (ich berufe mich auf den Kaiser "ich appelliere an den Kaiser"). Ein dritter Gebrauch von berufen geht zurück auf die Vorstellung, daß Geister durch die Nennung ihres Namens herbeigerufen werden; im weiteren Sinn, daß die Nennung eines Unglücks usw. dieses herbeiruft. Hierher gehört der Gebrauch von unberufen zur Abwendung dieser Möglichkeit. Adjektiv: beruflich. rufen. Paulus, N. Historisches Jahrbuch 32 (1911), 725-755; Historisches Jahrbuch 45 (1925), 308-316; Holl, K. SPAW 1924, XXIX-LVII; Siegert (1950), 39-41; HWPh 1 (1970), 833-835; Grundbegriffe 1 (1972), 490-507; Röhrich 1 (1991), 177. deutsch s. rufen Beryll BeryllSmSubstantiv Maskulinum (Halbedelstein) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (12. Jh.), mhd. berille, barille Entlehnung. Entlehnt aus l. bEryllus (und afrz. beril); dieses aus gr. beryllos, und dieses wiederum aus prAkrit verulia- (pAli veluriya-, sanskritisiert váiDUrya-), das wohl auf den dravidischen Ortsnamen VElur zurückgeht. Die weitere Entwicklung s. unter Brille. Ebenso nndl. beril, ne. beryl, nfrz. béryl, béril, nnorw. beryll. Master, A. BSOAS 11 (1943-46), 304-307; Leumann, M. Glotta 32 (1953), 2156; Lüschen (1979), 186. lateinisch gr Beryllium BerylliumSnSubstantiv Neutrum (ein Leichtmetall) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.) Neoklassische Bildung. Der französische Chemiker Vauquelin isolierte 1798 aus dem Beryllmineral eine Erde, die die Herausgeber der Annales de chimie glucine, Glycinium nannten (zu gr. glykYs "süß"), da sie süß schmeckte; die deutschen Chemiker nannten sie dagegen Beryllerde. Der deutsche Chemiker Wöhler versuchte 1828, das zugrundeliegende Metall zu isolieren. Er nannte es Beryllium, sonst wurde es auch Glycium oder Glycinum genannt. Ebenso nndl. beryllium, ne. beryllium, nfrz. béryllium, nschw. beryllium. deutsch gr beschaffen beschaffenAdjPPPartizip std.Standardwortschatz (15. Jh.)Stammwort. Zu einem heute nicht mehr üblichen mhd. beschaffen Vst. "(er-)schaffen" (vgl. ahd. biscaffOn Vsw. "gestalten, bilden" 8. Jh.). Das Partizip ist mit der Bedeutung "geartet" übriggeblieben; hierzu seit dem 17. Jh. Beschaffenheit "Art, Zusammensetzung". deutsch s. schaffen beschäftigen beschäftigenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (17. Jh.)Stammwort. Präfix-Ableitung zu mhd. scheftig, scheftec "tätig" (zu schaffen "arbeiten"). Die t-Ableitung auch in Geschäft. deutsch s. schaffen beschälen beschälenVswschwaches Verb "(ein Tier) decken" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Stammwort. Zu mhd. schel(e), ahd. scelo "Zuchthengst", also "mit dem Zuchthengst belegen". Nomen agentis: Beschäler. Schälhengst. deutsch iw beschatten beschattenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (20. Jh.), in der übertragenen Bedeutung "jmd. heimlich bewachen", also "wie ein Schatten folgen", seit den zwanziger Jahren des 20. Jhs. bezeugt. Stammwortdeutsch s. Schatten bescheiden bescheidenVststarkes Verb erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (12. Jh.)Stammwort. Mhd. bescheiden Vst. hat zwei Bedeutungen: 1) "jmd. etwas zuweisen, bestimmen" (vgl. etwa entscheiden); hierzu noch Wendungen wie mir ist beschieden. 2) "jmd. über etwas belehren" (vgl. etwa mitteilen), heute noch in kanzleisprachlichen Wendungen wie jemanden abschlägig bescheiden. Hierzu Bescheid m. und das reflexive sich bescheiden, ursprünglich "sich belehren lassen, zur Einsicht kommen", dann "sich begnügen". Zu dieser Bedeutung gehört das Partizip bescheiden (mit älterer Ablautform). Es steht mit der Ableitung Bescheidenheit unter dem Bedeutungseinfluß von l. discrEtio, nfrz. discrétion. scheiden. Berg, K. Würzburger Prosastudien I (München 1968), 16-80; HWPh 1 (1970), 837f.; Röhrich 1 (1991), 177. deutsch s. scheiden bescheißen bescheißenVststarkes Verb std.Standardwortschatz vulg.vulgär (11. Jh., Bedeutung 14. Jh.), mhd. beschIzen, ahd. biskIzan "verkoten, besudeln" Stammwort. Präfigierungen zu scheißen. Der Übergang der Bedeutung zu "betrügen" ist wohl zu erklären über das Partizip beschissen in der Bedeutung "unangenehm, unerträglich", dann das Verb im Sinne von "jemanden in eine unangenehme Lage bringen". Hierzu schon spmhd. Beschiß m. Röhrich 3 (1992), 1313. deutsch s. scheißen bescheren bescherenVswschwaches Verb "zu Weihnachten schenken" std.Standardwortschatz (17. Jh.)Stammwort. Aus mhd. beschern mit allgemeinerer Bedeutung "zuteilen, zumessen" (von Gott und Schicksal). Die besondere Bedeutung des heutigen Wortes erklärt sich aus der Auffassung, daß die Weihnachtsgeschenke Gaben des Christkinds seien. Das mittelhochdeutsche Wort ist eine Präfixbildung zu wg. *skar-ija- "(zu-)teilen" in ae. scirian, ahd. scerian, scerren zu wg. *skarO f. "Teil" in ae. scearu, afr. skere. scheren1. Haessler, L.: OHG. Biteilen and Biskerien (Diss. Chicago. Philadelphia 1935); Röhrich 1 (1991), 177. deutsch gw bescheuert bescheuertAdjPPPartizip "nicht recht bei Verstand", von Sachen "unerfreulich" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (20. Jh.)Stammwort. Vermutlich von scheuern im Sinn von "prügeln" ausgegangen. Vgl. bekloppt u.ä. deutsch s. scheuern beschickern beschickernVswschwaches Verb "sich betrinken", meist im Partizip beschickert "betrunken, angetrunken" per.peripherer Wortschatz grupp. (19. Jh.) Weiterbildung aus Entlehnung. Aus dem Rotwelschen zu schicker. rotw Beschlag BeschlagSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (15. Jh., Verb 8. Jh.)Stammwort. In der eigentlichen Bedeutung ist Beschlag ein Metallstück, das zum Schutz oder zur Verzierung auf Holz u.ä. befestigt wird - zu mhd. beslahen, ahd. bislahan "durch Schlagen mit etwas versehen, überziehen". Hierzu auch ein Pferd beschlagen, und da ein gut beschlagenes Pferd ein gut vorbereitetes Pferd ist, bekommt das Partizip beschlagen die Bedeutung "bewandert, gut vorbereitet" (evtl. auch aus ein Faß beschlagen "mit Reifen versehen"). Dann bedeutet das Verb mit einer nicht völlig klaren Bedeutungsentwicklung (vermutlich im Sinn von "die Hand auf etwas legen") "hemmen, hindern" (einen Wagen beschlagen) und dann weiter "etwas konfiszieren, einziehen"; hierzu Beschlag (in Beschlag nehmen), Beschlagnahme usw. Röhrich 1 (1991), 178. deutsch s. schlagen beschließen beschließenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. besliezen, ahd. bisliozan Stammwort. Die Ausgangsbedeutung "abschließen" ist heute veraltet (noch in Beschließerin obs.). Aus ihr entwickelt sich schon mittelhochdeutsch die Bedeutung "beenden" und "zum Schluß kommen, entscheiden". Abstraktum: Beschluß. deutsch s. schließen beschränkt beschränktAdjPPPartizip std.Standardwortschatz (9. Jh., Bedeutung 18. Jh.), mhd. beschrenken, ahd. biskrenken Stammwort. Zunächst in der eigentlichen Bedeutung "mit Schranken umgeben, durch Schranken zurückhalten", dann übertragen als "einengen, in Grenzen halten, (sich) begnügen" (Schranke, schränken). Hierzu das Partizip beschränkt "engstirnig". deutsch s. Schranke beschummeln beschummelnVswschwaches Verb "betrügen" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (18. Jh.)Stammwort. Wird als jüdisches Wort bezeichnet, es läßt sich aber im Westjiddischen nicht nachweisen. Herkunft umstritten. Die älteste Bedeutung von schummeln ist vielleicht "handeln". Althaus, H. P. ZM 30 (1963/64), 66-69; Foerste, W. NW 4 (1964), 79 (zu ndd. schummeln "scheuern, schrubben" aus "sich schnell hin- und herbewegen", das andererseits zu "betrügen" wird). deutsch d beschuppen beschuppenVswschwaches Verb "betrügen" per.peripherer Wortschatz grupp. (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus dem Rotwelschen. Wahrscheinlich handelt es sich ursprünglich um ein Wort für "heftig stoßen" (vgl. Schubs "Stoß" zu schieben), das zu "übertölpeln, betrügen" weiterentwickelt wurde. Wolf (1985), 302. ? beschweren beschwerenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.,) Bedeutung 14. Jh.)Stammwort. Das Wort ist in der ursprünglichen Bedeutung "belasten" noch heute gebräuchlich. Daneben reflexives sich beschweren seit dem 14. Jh. mit der Bedeutung "sich als beschwert, bedrückt darstellen, sich beklagen". Entsprechend wandelt Beschwerde seine Bedeutung von "Bedrückung" zu "Klage". Adjektiv: beschwerlich. deutsch s. schwer beschwichtigen beschwichtigenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (17. Jh.)Stammwort. Übernommen aus ndd. beswichtigen, erweitert aus beswichten "zum Schweigen bringen". Es entspricht mit niederdeutsch/niederländischem Übergang von -ft- zu -ht- dem mhd. (be-)swiften, ahd. giswiftEn, einer morphologisch unklaren Bildung zu gt. sweiban "ablassen, aufhören". Auffällig ähnlich ist messap. sípta "das Schweigen" (aus *sw-). Krahe, H. IF 47 (1929), 327; Heidermanns (1993), 581. deutsch iw besebeln besebelnVswschwaches Verb "betrügen" per.peripherer Wortschatz grupp. (16. Jh., Bedeutung 19. Jh.)Entlehnung. Verwendet als Entsprechung zu nhd. bescheißen; aus rotw. sefeln "scheißen" zu rotw. Sefel "Kot, Mist" und damit ein vulgäres Wort. Wolf (1985), 307. rotw beseitigen beseitigenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (19. Jh.)Stammwort. Aus dem Oberdeutschen in die Hochsprache übernommen. Das Wort geht zurück auf das mhd. Adverb besIte "beiseite, auf der Seite" und bedeutet damit zunächst "auf die Seite stellen". deutsch s. Seite Besemer Besemer(auch Desem(er)) SmSubstantiv Maskulinum "Handschnellwaage mit nur einer Schale und verschiebbarem Gewicht" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (13. Jh., Standard 18. Jh.)Entlehnung. Ursprünglich niederdeutsches Wort, das im 13. Jh. (wie anord. bismari gleicher Bedeutung) aus russ. bezmén entlehnt wurde. Das russische Wort geht vermutlich auf türk. batman zurück, das ein Gewichts- und Hohlmaß von etwa 10 kg bezeichnet. Ebenso nschw. besman, nisl. bismari. Wick (1939), 19; Bielfeldt (1965), 11. türk Besen BesenSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bes(e)m(e), ahd. bes(a)mo, as. besmo Stammwort. Aus wg. *besmOn- m. "Besen", auch in ae. besma, afr. besma. Instrumentalbildung "Feger, Kehrer" zu einer Wurzel (ig.) *bhes- "fegen, reinigen", die in dieser Form nicht faßbar ist. Vergleichbar ist vor allem die Erweiterung *psE (aus **bhsE-) in gr. psáO "ich reibe, wische", gr. perípsEma n. "Kehricht" u.a. (vgl. auch die unter bar behandelten Wörter). Ebenso nndl. bezem, ne. besom; bar, Bast. Koivulehto, J. FS Schmitt (1988), 246-252; Lloyd/Springer 1 (1988), 567f.; Röhrich 1 (1991), 179-181. westgermanisch ix besessen besessenAdjPPPartizip "fanatisch" std.Standardwortschatz (9. Jh., Bedeutung 14. Jh.)Stammwort. In der lexikalisierten Bedeutung von besessen ist das Partizip von besitzen gekürzt aus vom Teufel besessen, d.h. ursprünglich "vom Teufel bewohnt, vom Teufel in Beschlag genommen" (oder von unreinen Geistern). Später verallgemeinert. Röhrich 1 (1991), 182. deutsch s. sitzen Besing BesingSm Beere. besitzen besitzenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. besitzen, ahd. bisizzen Stammwort. Zunächst "in Besitz nehmen". Gemeint ist dabei Grund und Boden, auf dem man tatsächlich sitzt (oder sich setzt). Danach Verallgemeinerung zum heutigen Sinn, erst seit dem 16. Jh. häufiger. Konkreta: Besitz, Besitzung, Besitztum. sitzen, besessen. HWPh 1 (1970), 846-848; LM 1 (1980), 2064-2069 (zu Besitz); Röhrich 1 (1991), 182f. deutsch s. sitzen besonders besondersAdvAdverb std.Standardwortschatz (15. Jh.), mhd. besunder Stammwort. Zusammenrückung aus unbetontem mhd. bI und mhd. sunder (sondern1), also "abgesondert, vorzüglich"; seit frühneuhochdeutscher Zeit mit adverbialem -s (wie bei Adverbien, die aus Genetivformen stammen). Gleichzeitig kann die Zusammenrückung auch als Adjektiv besonder gebraucht werden. deutsch s. sondern besorgen besorgenVswschwaches Verb "Sorge tragen für etwas", "etwas beschaffen", umgangssprachlich auch "stehlen" std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. besorgen, ahd. bisorgEn Stammwort. Zunächst in allgemeiner Bedeutung, dann meist eingeengt. Die Ausgangsbedeutung noch am deutlichsten im Partizip besorgt "mit Sorge erfüllt" erhalten. deutsch s. Sorge besser besserAdjKomp (das zugehörige Adverb baß ist veraltet; Superlativ best) std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bezzer, best/bezzist, baz, ahd. bezziro, bezzisto, baz, as. betara, betst/best/bezt, bat/bet Stammwort. Aus g. *batiz-On, *batist-a-, *batiz, auch in gt. batiza, batista, anord. betri; beztr/baztr, betr; ae. bet(e)ra, bet(e)st, bet; afr. beter/betr, best, bet. Der Suppletivismus ist bei den Adjektiven für "gut" weit verbreitet; weniger klar sind die Verknüpfungsmöglichkeiten. Unter dem Ansatz einer Wurzel ig. *bhad- oder *bhod- läßt sich die ro-Bildung ai. bhadrá- "glücklich, erfreulich" heranziehen (die aber lautlich mehrdeutig ist); vielleicht auch (bei Annahme eines Konsonantenumsprungs) akslav. dobru "gut". Im Germanischen ist die Wortsippe mit mehreren Bildungen vertreten, von denen sich nur Buße bis heute gehalten hat. Verben: (ver)bessern; Abstraktum: (Ver)besserung. Ebenso nndl. beter, best, ne. better, best, nschw. bättre, bäst, nisl. betri, beztur, betur; baß, Bestseller, Buße. Pisani, V. Studi Mastrelli (Pisa 1985), 375f.; Hamp, E. P. IIJ 30 (1987), 175; Röhrich 1 (1991), 183-185; Heidermanns (1993), 118f. gemeingermanisch iz Bestallung BestallungSfSubstantiv Femininum "Einsetzung in ein Amt" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.), mhd. bestallt Stammwort. Das mhd. Wort ist die alte Partizipialform von bestellen, die sich in der Bedeutung "in ein Amt eingesetzt, für ein Amt bestellt" in der Hochsprache hält. In Anlehnung an dieses Partizip wird auch das Abstraktum als Bestallung und das Verb zu bestallen umgebildet (bleibt aber außerhalb des Partizips selten). Die Ablösung vom Normalparadigma kann für das 15. Jh. angesetzt werden. deutsch s. stellen bestätigen bestätigenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (13. Jh.), mhd. bestätigen Stammwort. Präfix-Ableitung zu mhd. stätec "fest, beständig" (also "fest machen") - gegebenenfalls eine Ableitung von bestätec. Das Adjektiv wird heute stetig geschrieben (stet), es gehört letztlich zu stehen. Abstraktum: Bestätigung. Heidermanns (1993), 548f. deutsch iz bestatten bestattenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (11. Jh., Bedeutung 12. Jh.), mhd. bestaten, ahd. bistaten Stammwort. Ist eine Verstärkung des einfachen staten "an einen Ort bringen, festlegen" (zu Statt). Das Wort wird dann verhüllend für "ins Grab legen" gebraucht. Abstraktum: Bestattung. deutsch iz bestechen bestechenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (15. Jh.), fnhd. bestechen Stammwort. Hat mehrere Bedeutungen, von denen eine "prüfen" ist (in etwas hineinstechen, um den Inhalt oder die Qualität des Inhalts zu prüfen, z.B. Entnahme von Proben aus Teerfässern). Davon hängt die Verwendung mit Akkusativ der Person ab im Sinn von "jemandem auf den Zahn fühlen". Danach mit Geschenken bestechen "mit Geschenken ausprobieren, ob der Betreffende zu beeinflussen ist". Dabei geht es darum, dem Betreffenden etwas zukommen zu lassen, um ihn günstig zu stimmen (nicht um einen Handel, also nicht darum, daß man ihn für eine bestimmte Gegenleistung "kauft"). Daraus ist die heutige Bedeutung verallgemeinert. Schon von Anfang an kann auch einfaches stechen diese Bedeutung haben (was heute nicht mehr üblich ist). In den gleichen Zusammenhang gehört die Bedeutung "für sich einnehmen" (seit dem 18. Jh.) - zu vergleichen sind aber auch Wendungen wie in die Augen stechen; stechen. Abstraktum in der Hauptbedeutung: Bestechung; Adjektiv: bestechlich, in der Nebenbedeutung bestechend. deutsch s. stechen Besteck BesteckSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (16. Jh.)Stammwort. Ursprünglich ein Futteral, in das Werkzeuge u.ä. gesteckt werden, dann der zusammengehörige Satz der Werkzeuge u.ä. selbst. Heute eingeengt auf das Tischbesteck (und auf fachsprachlichen Gebrauch). LM 1 (1980), 2071. deutsch s. stecken bestellen bestellenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. bestellen, ahd. bistellen "besetzen, umstellen, anordnen" Stammwort. Von der zuletzt genannten Bedeutung aus dann das heutige "in Auftrag geben", wie das unter Bestallung behandelte "in ein Amt einsetzen". deutsch s. stecken Bestie BestieSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (14. Jh., Form 15. Jh.), mhd. zunächst in lateinischer Form (bestIA) Entlehnung. Entlehnt aus l. bEstia "Tier, wildes Tier", dann der deutschen Flexion angepaßt. Vor allem in den Ableitungen bestialisch, Bestialität übertragen gebraucht für "unmenschlich". Eine stärker assimilierte Form ist Biest2. Ebenso nndl. beest, ne. beast, nfrz. bête, nschw. best, nnorw. best; Biest2. Öhmann, E. ZDW 18 (1962), 96-99; Brennecke, D. NSt 5 (1976), 113-145; DF 3 (21997), 254-268. lateinisch l bestimmen bestimmenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (15. Jh.), mhd. bestimmen Stammwort. Ursprünglich "durch seine Stimme auswählen, festlegen", dann allgemein "anordnen". In der philosophischen Fachsprache des 18. Jhs. entwickelt sich die Bedeutung "definieren". Abstraktum: Bestimmung; Adjektiv (PPrät.): bestimmt. HWPh 1 (1970), 850-859; LM 1 (1980), 2080f. deutsch s. Stimme bestricken bestrickenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bestricken, ahd. bistricken bedeutet u.a. "mit einem Strick, mit Stricken fangen" Stammwort. Zunächst wohl als Ausdruck der Jägersprache. Schon mittelhochdeutsch wird es zum gängigen Ausdruck für "durch Liebreiz für sich einnehmen". Vgl. berücken. deutsch s. stricken Bestseller BestsellerSmSubstantiv Maskulinum "etwas, das sich sehr gut verkauft" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. bestseller, einem Kompositum aus ne. best (besser), dem suppletiven Superlativ von ne. good "gut", und ne. seller, einer Ableitung von ne. sell "verkaufen", das auf g. *saljan zurückgeht. Die Ableitung in Form eines Nomen agentis hat hier eine stärker passive Bedeutung. Ebenso nndl. best-seller, ne. bestseller, nfrz. best-seller, nschw. bestseller, nnorw. bestseller. Rey-Debove/Gagnon (1988), 59f.; Carstensen 1 (1993), 110-113; DF 3 (21997), 268f. englisch e bestürzen bestürzenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (9. Jh., Bedeutung 13. Jh.), mhd. bestürzen, ahd. bisturzen Stammwort. Ist eigentlich ein verstärktes "stürzen, umwerfen, zusammenwerfen, umdrehen". Dann auf innere Zustände übertragen, etwa als "jmd. verwirren, durcheinanderbringen"; zunächst auch von freudigen Anlässen gesagt, dann auf "erschrecken" eingeengt. Vor allem in Partizipien (bestürzend, bestürzt) und Ableitungen (Bestürzung) üblich. deutsch s. stürzen besuchen besuchenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (11. Jh., Bedeutung 17. Jh.), mhd. besuochen, ahd. besuohhen "untersuchen, versuchen, befragen u.ä." Stammwort. Die Bedeutung, auf die der heutige Gebrauch zurückgeht, ist "jmd. aufsuchen" mit verschiedenen Bedeutungsspezialisierungen. In nach-mittelhochdeutscher Zeit eingeengt auf "Verwandte, Freunde aufsuchen". Röhrich 1 (1991), 85f. deutsch s. suchen Bete Bete(auch Beete) SfSubstantiv Femininum (meist rote Bete "rote Rübe") erw.erweiterter Standardwortschatz wndd. (17. Jh.)Entlehnung. Übernommen aus dem Niederdeutschen. Das Wort ist eine alte Entlehnung aus l. bEta "Bete, Mangold". Die ebenfalls frühen hochdeutschen Entlehnungen haben sich nur regional (als Beißkohl, Bießkohl für "Mangold" u.ä.) gehalten. Ebenso nndl. biet, ne. beet, nfrz. bette, nschw. beta, nnorw. bete. Karg-Gasterstädt, E. BGDSL 62 (1938), 159f.; RGA 2 (1976), 314-316; Cottez (1980), 51; Baader, Th. BGDSL 62 (1938), 159f. (zu den Lautformen), 63 (1939), 117-119. lateinisch l beten betenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. beten, ahd. betOn, as. bedon Stammwort. Der christliche Begriff des Betens wurde von den Germanen bei der Übernahme des Christentums meist in einer Art Lehnbedeutung aus l. OrAre "bitten, beten" durch Wörter für "bitten" wiedergegeben. Zu diesen gehört auch beten, das von g. *bed-O f. "Bitte", dann auch "Gebet" abgeleitet ist (dieses in gt. bida, ae. bedu, afr. bede, as. beda, ahd. beta). Nomen agentis: Beter; Partikelverb: anbeten, dazu das Abstraktum Anbetung. Gebet. Wißmann (1932), 92-102; Röhrich 1 (1991), 186. deutsch s. bitten beteuern beteuernVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (15. Jh., Form 17. Jh.)Stammwort. Für "eidlich einschätzen, festsetzen", zunächst den Wert einer Sache (deshalb zu teuer), dann die Wahrheit einer Aussage betreffend. Das Substantiv Beteuerung ist wesentlich früher bezeugt als das Verb; vielleicht ist es die ältere Bildung. deutsch s. teuer Beton BetonSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. béton, dieses aus l. bitUmen n."Erdharz, Bergteer". Direkt aus dem Lateinischen stammt das Wort Bitumen. Verb: betonieren. Ebenso nndl. beton, nschw. betong, nnorw. betong. Röhrich 1 (1991), 186; DF 3 (21997), 269-274. französisch frz betören betörenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (12. Jh., Bedeutung 16. Jh.), mhd. betören Stammwort. Eigentlich "zum Toren machen, äffen" (Tor1), dann übertragen zu "bezaubern". deutsch s. Tor1 betrachten betrachtenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.,) Bedeutung 15. Jh.), mhd. betrahten, ahd. bitrahtOn, bitrahten Hybridbildung. Verstärkung des einfachen trachten und bedeutet zunächst wie dieses "erwägen". In frühneuhochdeutscher Zeit kommt es als "beim Anschauen erwägen" zu der heutigen Bedeutung. Das Substantiv Betracht (in Betracht ziehen usw.) bewahrt noch die ältere Bedeutung; das Adverb (und Adjektiv) beträchtlich entwickelt sich aus "mit Überlegung" zu allgemeinerem "erheblich". Das Abstraktum Betrachtung bezieht sich stärker auf das innerliche Betrachten. Ebenso nschw. betrakta, nnorw. betrakte. HWPh 1 (1970), 859f.; LM 1 (1980), 2085-2087. deutsch E(l) betragen betragenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (12. Jh.)Stammwort. Die Bedeutungsentwicklung ist im Ganzen unklar. Im Zusammenhang mit Summen und Maßen aus mhd. betragen Vst. "zusammentragen, vergleichen, rechnen", einer Präfigierung von tragen; im Sinne von "sich benehmen" aus mhd. betragen Vsw. "seinen Unterhalt haben, sich mit etwas begnügen", dann "mit jmd. auskommen" zu der heutigen Bedeutung (das schwache Verb übernimmt dabei immer mehr Formen von dem lautgleichen starken). Ein Teil der Bedeutungen gehört vielleicht nicht zu tragen Vst., sondern zu as. tregan "leid sein, betrüben" über eine Bedeutung "Sorge". Im einzelnen noch klärungsbedürftig. deutsch s. tragen betreten betretenAdjPPPartizip "verlegen" std.Standardwortschatz (16. Jh.)Stammwort. Vermutlich zu der Nebenbedeutung "überraschen, ertappen" von betreten Vst. deutsch s. treten Betrieb BetriebSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (16. Jh., Bedeutung 19. Jh.)Stammwort. Wie das Grundverb betreiben aus dem Niederländisch/Niederdeutschen in die Hochsprache gelangt und zunächst einfaches Abstraktum ("Betreiben, Wirken, Tätigkeit"). Dann wird es zum Konkretum für "geschäftliches Unternehmen". Adjektiv: betriebsam. HWPh 1 (1970), 860f.; Röhrich 1 (1991), 186. deutsch s. treiben Bett BettSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bett(e), ahd. betti, as. bed(di) Nicht etymologisierbar. Aus g. *badja- n. "Bett", auch in gt. badi, anord. bedr m. ("Polster, Federbett"), ae. bed, afr. bed. Herkunft unklar. Air. lepaid f., das neben "Bett" auch "Schlafzimmer, Zufluchtsort" bedeutet, weist am ehesten auf eine Vorform (ig.) *bhotjó-. Zu beachten ist auch das zweite Glied von gr. krábbatos m. "(niedriges) Ruhebett", dessen Herkunft ungeklärt ist. Die traditionelle Erklärung von Bett als "Schlafgrube" (zu l. fodere "graben") ist von der Sache her unhaltbar. Eine ursprüngliche Bedeutung "Boden" ist dagegen wahrscheinlich - sie führt aber kaum auf ig. *bhedh- "graben" zurück. Die Folge Labial - Dental bei verschiedenen Artikulationsarten ist in diesem Bedeutungsbereich auffällig (bhot- oder bhodh-, ngr. pátos "Boden, Sohle, Bett usw." aus pat-, ne. pad "Kissen, Pfote, Bett" aus bodh oder bot). Handelt es sich ursprünglich um Lautnachahmungen ("stampfen"?, "tappen"?), die zu "gestampfter Boden" führen und dann weiterentwickelt werden oder um Entlehnungen aus einer Substratsprache? - Bett und Beet sind ursprünglich dasselbe Wort - die beiden Bedeutungen sind dann auf verschiedene Lautvarianten verteilt worden. - Das Bett steht symbolisch auch für "Krankheit", deshalb bettlägerig u.ä. - Verb: betten. Ebenso nndl. bed, ne. bed, nschw. bädd; Beet. Foerste, W. NW 2 (1961), 21-64; RGA 2 (1976), 316-320; Knobloch, J. SW 5 (1980), 180; LM 1 (1980), 2087; Maher, J. P. JIES 9 (1981), 341-347; Lloyd/Springer 1 (1988), 572-574; Röhrich 1 (1991), 186f.; Hubschmid, J. FS Schröpfer (1991), S. 225-263; Meier, H. Vox Romanica 10 (1948/49), 73-86 (zu den Benennungsmotiven für "Bett"). Zur Entlehnung ins Finnische: Koivulehto, J. BGDSL-T 103 (1981), 199-203. gemeingermanisch gz Bettel BettelSmSubstantiv Maskulinum "minderwertiges Zeug", meist in der Fügung jemandem den Bettel vor die Füße werfen "seine Mitarbeit aufkündigen" erw.erweiterter Standardwortschatz grupp. phras.Phraseologismus(17. Jh.)Stammwort. Rückbildung aus betteln, wohl mit dem ursprünglichen Sinn "Ertrag des Bettelns". Röhrich 1 (1991), 187f. deutsch s. betteln betteln bettelnVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. betelen, ahd. betalOn Stammwort. Wörter dieser Bedeutung sind in der Regel von Wörtern für "Bettler" abgeleitet, das deutsche Wort muß also eine Rückbildung sein zu Bettler, mhd. beteläre, ahd. betalAri (oder auf die gleiche Grundlage zurückgehen). Mit dieser Täterbezeichnung hängen zusammen gt. bidagwa "Bettler" und ae. bedecian "betteln". Semantisch ist wie bei l. mendIcus "Bettler" zu l. mendum "Fehler, Gebrechen" oder bei gr. ptOchós "Bettler" zu gr. ptOma "Fall, Unglück", gr. ptossO "ich gehe zusammengekauert (o.ä.)" ein Ausdruck für einen unglücklichen Zustand als Grundlage zu erwarten. Ein solcher könnte in lit. bEdà, akslav. bEda "Not, Sorge, Kummer" vorliegen, doch sind diese (dehnstufigen) Formen wegen Zusammenfalls verschiedener Wurzeln mehrdeutig. Der Anschluß von Bettler und betteln an bitten ist wohl sekundär, doch ist zu beachten, daß air. foigde, faigde "Bettelei" (ig. *upo-gwhedh-jA) und air. foigdech "Bettler" zu eben dieser Wurzel gehört. Ebenso nndl. bedelen, bedelaar. RGA 2 (1976), 316. deutsch io Betthupferl BetthupferlSnSubstantiv Neutrum "Süßigkeit, die die Kinder bekommen, um ihnen das Zu-Bett-Gehen zu versüßen" erw.erweiterter Standardwortschatz obd. (19. Jh.)Stammwort. Betthupfer ist zunächst eine Scherzbezeichnung für "Floh"; dann wohl übertragen als "etwas, das man unerwartet im Bett findet". deutsch s. Bett, s. hüpfen betucht betuchtAdjAdjektiv "begütert" erw.erweiterter Standardwortschatz grupp. (17. Jh.)Entlehnung. Unmittelbar aus dem Westjiddischen entlehnt, und zwar liegt das hebr. Partizip bAtuah "sicher sein, vertrauensvoll" zugrunde, das in Händlerkreisen auf einen finanziell sicheren, also wohlhabenden Partner angewandt werden kann. Die Lautung wird über wjidd. betUche "sicher" an die deutsche Partizipialform angepaßt. Im Rotwelschen erscheint das Wort erst später in der Form betuach und bedeutet dort "still, vorsichtig, zuversichtlich". Wolf (1985), 51. hebr betulich betulichAdjAdjektiv std.Standardwortschatz stil.stilistisch (18. Jh.)Stammwort. Zu sich betun "sich geschäftig zeigen" (eigentlich "abschließen, fertigmachen", zu tun). deutsch s. tun beugen beugenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (11. Jh.), mhd. böugen, ahd. bougen, as. bOgian "biegen" Stammwort. Aus g. *baug-eja- Vsw. "beugen", auch in anord. beygja, ae. bigan, afr. beia (die Deutung von gt. usbaugjan "ausfegen" ist umstritten), Kausativ zu biegen, also "biegen machen". Beugung als grammatischer Terminus ist eine Lehnbedeutung von l. dEclInAtio. Präfigierung: verbeugen. Ebenso nndl. buigen, ne. bow, nschw. böja, nisl. beygja. S. auch vorbeugen. Pfaff (1933), 19. gemeingermanisch s. biegen Beule BeuleSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (9. Jh., bulislac 8. Jh.), mhd. biule, ahd. bUl(l)a, bUilla, as. bUla Stammwort. Aus wg. *bUljO(n) f. "Beule", auch in ae. byl(e), afr. bEl, beil. Daneben eine Reihe von lautlich und semantisch ähnlichen Bildungen. Zu der zugrundeliegenden Lautgebärde s. Bausch. Niederhellmann (1983), 218-221. westgermanisch gw Beunde BeundeSfSubstantiv Femininum (ursprünglich "umzäunte Hauswiese". Kommt heute vor allem mundartlich und in zahlreichen Flurnamen vor) per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (8. Jh.), mhd. biunt(e), biunde, ahd. biunta Stammwort. Die Entsprechung mndd. bivank weist darauf hin, daß die Ausgangsbedeutung wohl "Umzäuntes" war (zu bei und wenden im Sinne von "flechten, Palisadenzäune anbringen"). Vgl. Bitze. Bader 3 (1973), 105-112, 98-104; Bauer, R. BON 16 (1979), 23-33; Tiefenbach, H. in Beck/Denecke/Jankuhn (1980), 294-298; LM 2 (1983), 8; Törnqvist, N. NJ 76 (1953), 25-37 (anders); Lloyd/Springer 1 (1988), 451-453 (zu ahd. bameth). deutsch iz Beuschel BeuschelSnSubstantiv Neutrum "Speise aus Tierinnereien" per.peripherer Wortschatz oobd. (16. Jh., Bedeutung 19. Jh.)Stammwort. Die vorhergehende Bedeutung ist "Herz, Lunge, Milz und Leber" (obere Eingeweide eines geschlachteten Tieres), besonders auch Eingeweide von Fischen. Diminutiv zu Bausch. Das Wort bedeutet in der frühesten Bezeugung Teile von Kleidern, also etwa "Wulst", und ist in einer derartigen Bedeutung auf die Innereien angewandt worden. deutsch s. Bausch Beute 1 Beute 1SfSubstantiv Femininum "Kriegsbeute" std.Standardwortschatz (14. Jh.), mhd. biute "Beute, Verteilung" Entlehnung. Übernommen aus mndd. bU(i)te "Tausch, Verteilung, Beute", das eine Ableitung von bUten "tauschen, verteilen, Beute machen" ist. Die Wörter sind seit dem 14. Jh. bezeugt und schon kurz darauf als Entlehnung in den Nachbarsprachen nachweisbar (frz. butin, butiner). Die Beute wird also zunächst als "das (bei einem Kriegs- oder Raubzug) zur Verteilung Kommende" aufgefaßt, erst später als "das Weggenommene, Eroberte". Weitere Herkunft unklar. Am ehesten kommen für einen Vergleich in Frage kymr. budd "Gewinn, Beute, Reichtum", air. búaid n. "Sieg, Vorteil" (aus ig. *bhoud-), die aber ihrerseits isoliert sind. Eine frühe Entlehnung aus dem Keltischen ist nicht völlig auszuschließen. Präfixableitung: erbeuten; s. auch ausbeuten. Ebenso nndl. buit, ne. booty, nfrz. butin, nschw. byte, nnorw. bytte; Freibeuter. RGA 2 (1976), 323-331. kelt ? Beute 2 Beute 2SfSubstantiv Femininum "Backbrett", "Waldbienenstock" arch. per.peripherer Wortschatz wmd. (8. Jh.)Stammwort. Trotz der frühen Bezeugung ist weder die Herkunft noch die Geschichte ausreichend klar. Bezeugt ist einerseits ahd. biot m., as. biod "Tisch, Opfertisch" aus g. *beuda- m. "Tisch", auch in gt. biuTs m., anord. bjód n., ae. bEod; andererseits ahd. biuta "Bienenstock", teig- "Backtrog", mhd. biute "Backtrog, Bienenkorb". Bieten. Karg-Gasterstädt, E. BGDSL 61 (1937), 245f. (zu but- "Holzklotz"), weiteres in den Mundartwörterbüchern. gemeingermanisch gz Beutel BeutelSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. biutel n./m., ahd. bUtil, as. bUdil Stammwort. Führen zurück auf vd. *bUdila- m. "Beutel". Außerhalb vergleichen sich Wörter mit weit auseinanderfallender Bedeutung, die auf *budd- (eine expressive Lautform) zurückführen: nisl. -budda "Geldbeutel" (jung), schwed. (dial.) bodd "Kopf", me. budde n., ne. bud "Knospe". Da ein Zusammenhang wahrscheinlich ist, dürfte Beutel ursprünglich "das in einem Tuch Zusammengebundene (etwa: Geld)" gewesen sein, die expressiven Wörter haben dann eine Bedeutung wie "Knopf", bezeichnen also etwas dickes Rundes. Sie gehören wohl zu der unter Bausch beschriebenen Lautgebärde. Beutel ist auch ein Mehlsieb (ein auf diese Weise zusammengebundenes Tuch ist die einfachste Form eines Siebs) - daher gebeutelt "durcheinandergeschüttelt". Ein Beutelschneider ist eigentlich jemand, der Geld stiehlt, indem er den am Gürtel getragenen Beutel aufschlitzt - heute für jemanden gebraucht, der Wucherpreise verlangt. Ebenso nisl. budda "Geldbeutel"; Windbeutel. LM 2 (1983), 10; Röhrich 1 (1991), 189f. deutsch gwn Beutheie Beutheie(auch Pochheie) SfSubstantiv Femininum "Böttcherschlegel" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Stammwort. Zu mhd. hei(e), ahd. heia "Schlegel, Holzhammer", zu mndl. heien, wfr. heien "schlagen, rammen", das vielleicht mit l. caedere "hauen, schlagen" zusammengehört. Das Vorderglied vermutlich zu einer Gefäßbezeichnung, die mit Beute2 zusammenhängt. Poch- gehört ersichtlich zu pochen; doch dürfte dies kein Grund sein, Beut- an g. *baut-a- "schlagen" (Amboß, Beitel) mit niederdeutscher Lautform anzuschließen. Zur lateinischen Verwandtschaft s. dezidiert; Heide1, Heister. Braun, F. FS Cordes (1976), 42-55. deutsch iw (-heie), s. Beute2 bevor bevorKonjKonjunktion std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bevor, ahd. bifora, as. biforan Stammwort. Sind wie ae. beforan Adverbien mit der Bedeutung "davor" (örtlich), "vorher, zuvor" (zeitlich) aus be- (be-, bei) und vor. In Sätzen, bei denen bevor Adverb ist, das durch E "ehe" wiederaufgenommen wird, entwickelt sich in frühneuhochdeutscher Zeit seine Funktion als Konjunktion. westgermanisch s. vor bewähren bewährenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (12. Jh.), mhd. bewären Stammwort. Ist eine Präfixableitung von wahr und bedeutet demnach zunächst "als wahr erweisen". Heute meist im reflexiven Gebrauch mit der Bedeutung "sich als brauchbar erweisen". Kein Zusammenhang mit währen und gewähren. deutsch s. wahr bewältigen bewältigenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (14. Jh.)Stammwort. Präfixableitung zu mhd. waltec, weltec "gewaltig" zu walten. Die Bedeutung ist zunächst "in seine Gewalt bringen, eine Sache beherrschen", dann "mit etwas fertig werden". deutsch s. walten bewandert bewandertAdjPPPartizip std.Standardwortschatz (16. Jh.)Stammwort. Zu einer Präfigierung von wandern. Einerseits in der zu erwartenden passiven Bedeutung bezeugt (ein viel bewanderter Weg), andererseits, und heute fast ausschließlich, im Sinne des Perfekts oder Zustandspassivs (er ist in etwas bewandert). Letzteres wohl nach dem Vorbild von erfahren. deutsch s. wandern Bewandtnis BewandtnisSf bewenden. bewegen 1 bewegen 1Vststarkes Verb "jmd. zu etwas veranlassen" std.Standardwortschatz alt.veraltet (8. Jh.), mhd. bewegen, ahd. biwegan Stammwort. Präfigierung zu ahd. wegan, g. *weg-a- "wiegen, bewegen", das unter wiegen1 behandelt ist und zu dem auch wägen gehört; bewegen hat heute ein schwaches Präsens, denn die alte Vokalqualität setzt Umlaut-a fort (wägen setzt den e-Vokalismus [1. Sg. und Pl.] des Präsens unter Einfluß des Substantivs Waage fort, wiegen den i-Vokalismus [2./3. Sg.]). Die Bedeutung des Simplex ist im Ahd. "wiegen, wägen", auch "erwägen" und "bedrücken, schwer sein", im Zentrum der Bedeutung steht ersichtlich das Wiegen mit der Waage. Die Präfigierung variiert lediglich diese Ausgangsbedeutung, und die Überlieferung zeigt deshalb ein gewisses Schwanken in der Bedeutung, zumal starkes und schwaches Verb beim Simplex nicht mehr auseinandergehalten werden. In der Neuzeit wird diese auf "veranlassen zu" (das eigentlich zu den Bedeutungen des schwachen Verbs gehört) eingeschränkt, weil alle anderen Bedeutungen auf andere Verben festgelegt werden (z.B. auf erwägen). Das Verb bleibt damit bestehen, wird aber in seinem Anwendungsbereich zurückgedrängt. Ebenso nndl. bewegen Vst. bewegen2. Seebold (1970), 542-544; Stieglbauer-Schwarz (2001), Kap. 13. deutsch iz bewegen 2 bewegen 2Vswschwaches Verb "die Lage verändern, jemanden rühren" std.Standardwortschatz (12. Jh.), mhd. bewegen Stammwort. Das präfigierte schwache Verb bewegen hat von Anfang an die Bedeutung "die Lage verändern" wie das einfache schwache Verb; daneben auch "innerlich bewegen", "veranlassen zu" und "sich entschließen" (refl.). Es ist daher eher eine Präfigierung des Simplex vom schwachen Verb als eine Ableitung des präfigierten starken Verbs. Von Anfang an verschwimmt der Gegensatz zum Simplex. Spätestens seit dem 16. Jh. übernimmt bewegen die Funktion des einfachen wegen Vsw. Abstraktum: Bewegung; Adjektiv: beweglich. S. bewegen1, Leuwagen, unentwegt und die unter wiegen2 genannte Sippe. HWPh 1 (1970), 863-882; LM 2 (1983), 24-28; Heller (1970), 144-162; Stieglbauer-Schwarz (2001), Kap. 13. deutsch iz beweisen beweisenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (13. Jh., Form 15. Jh.), mhd. bewIsen Vsw., mndd. bewisen Vsw. Stammwort Die starken Formen beginnen im 15. Jh. und setzen sich dann durch. Evtl. hat dabei ein älteres -wIzan "anrechnen" mitgeholfen (auch in der Bedeutung?). Das Wort bedeutet mit persönlichem Objekt ursprünglich "anweisen, zurechtweisen, belehren" zu weisen; später mit Akkusativ der Sache "nachweisen, zeigen", in der Rechtssprache - ausgehend vom Vorzeigen von Beweismitteln - "zwingend nachweisen". Von dort aus gelangt es in die Wissenschaftssprache. Als Substantiv hierzu gilt zunächst mhd. bewIsunge; seit dem 16. Jh. wird es ersetzt durch Beweis, eine Rückbildung aus dem schwachen Verb. Ebenso nndl. bewijzen, bewijs. HWPh 1 (1970), 882-888; RGA 2 (1976), 483-487; LM 2 (1983), 28-31. deutsch s. weisen bewenden bewendenVswschwaches Verb erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (9. Jh.), mhd. bewenden, ahd. biwenten Stammwort. Präfigierung zu wenden. Das Wort bedeutet ursprünglich "hinwenden", auch "anwenden, verwenden". Hierzu die heute idiomatisierte Wendung es dabei bewenden lassen (d.h. "auf sich beruhen lassen"); ähnlich mit substantiviertem Infinitiv sein Bewenden haben "auf sich beruhen bleiben" und als Ableitung aus dem alten Partizip bewandt (ähnlich wie verwandt im Sinn von "angeboren, zugehörig" gebraucht) die Bewandtnis "Beschaffenheit". deutsch s. winden bewerkstelligen bewerkstelligenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (17. Jh.), mhd. ze werke stellen "zur Ausführung bringen" Stammwort. Über ein Adjektiv werkstellig (in Fügungen wie werkstellig machen) wird das Präfixverb abgeleitet (selten auch ein Simplex werkstelligen). deutsch s. Werk, s. stellen bewußt bewußtAdjPPPartizip std.Standardwortschatz (15. Jh.), fnhd. bewissen, mndd. beweten Stammwort. Das Verb mit der Bedeutung "wissen, sich zurechtfinden" ist spärlich bezeugt, ebenso sein Partizip bewist. Dieses entwickelt sich (wie bei gewußt zu wissen) im Mitteldeutschen zu bewußt und setzt sich in dieser Form durch Luthers Einfluß durch. Das Partizip wird später in der reflexiven Formel sich einer Sache bewußt sein im Sinne von "wissen, sich klar darüber sein" gebraucht und spielt dann zusammen mit der Ableitung Bewußtsein in der philosophischen und psychologischen Fachsprache (Selbstbewußtsein) eine bedeutende Rolle. Adjektive: unbewußt, bewußtlos. Ebenso nndl. bewust, bewustzijn; wissen. Grau, K. J.: Die Entwicklung des Bewußtseinsbegriffs im 17. und 18. Jh. (Halle/Saale 1916); Lindemann, R.: Conscience (Jena & Leipzig 1938); HWPh 1 (1970), 888-900; LM 2 (1983), 32-33. deutsch s. wissen bezichtigen bezichtigenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz stil.stilistisch (16. Jh.)Stammwort. Zu dem Substantiv Bezicht "Beschuldigung" und dem dazugehörigen Adjektiv bezichtec "beschuldigt". Bezicht ist ein ti-Abstraktum zu mhd. bezIhen Vst., ahd. bizIhan Vst. "zeihen, beschuldigen" (zeihen). deutsch s. zeihen beziehen beziehenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. beziehen, ahd. biziohan Stammwort. Präfigierung mit verschiedenen Bedeutungen, von denen die heute wichtigste auf "zusammenziehen, eine Verbindung herstellen" zurückgeht. Abstraktum: Beziehung, hierzu beziehungsweise, älter beziehlicher Weise. Abstraktum (und Konkretum): Bezug mit bezüglich. ziehen. HWPh 1 (1970), 909f. deutsch s. ziehen Bezirk BezirkSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (15. Jh.), mhd. zirc, zirk(e) "Umfang, Umkreis", ahd. zirc, "Umfang, Umkreis" Hybridbildung. Zu der alten Entlehnung aus l. circus "Kreis" wird spätmittelhochdeutsch eine Präfixableitung bezirken "Umfang bestimmen" gebildet, unter deren Einfluß das einfache zirk zu Bezirk erweitert wird. Von "Kreis, Umkreis" ausgehend, wird es auf "Verwaltungsgebiet, zugehöriges Gebiet" eingeschränkt. zirka, Zirkel, Zirkus. deutsch E(l) bi- bi-LAffLehnaffixoid "zwei, doppelt" erw.erweiterter Standardwortschatz bildg.bildungssprachlich (-)Entlehnung. Erscheint z.B. in bivalent "zweiwertig" und Billion "eine Million Millionen". Es wird zunächst in lateinischen Wörtern ins Deutsche entlehnt und geht auf l. bi(s) "zweimal", eine Nebenform zu l. di-, zurück. Dann häufig in neoklassischen Bildungen, auch hybrider Art (schon alt etwa Bigamie). Diplom. Zur lateinischen Verwandtschaft s. Duo, zur griechischen di- und zur germanischen zwie- und zwei. Wortbildung 3 (1978), 249; Cottez (1980), 51; DF 3 (21997), 274-280. lateinisch l Biathlon BiathlonSnSubstantiv Neutrum "Kombination aus Skilanglauf und Scheibenschießen" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.) Neoklassische Bildung. Moderne Bildung parallel zu früherem Pentathlon "Fünfkampf", das auf ein altgriechisches Wort gleicher Bedeutung (gr. péntathlon) zurückgeht. Ebenso nndl. biathlon, ne. biathlon, nfrz. biathlon; bi-, Athlet. griechisch gr bibbern bibbernVswschwaches Verb "zittern" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (18. Jh.)Stammwort. Zu einer Lautgebärde für "zittern", zu der auch beben gehört. puppern. deutsch d Bibel BibelSfSubstantiv Femininum "die Heilige Schrift" std.Standardwortschatz (13. Jh.), mhd. biblie, bibel Entlehnung. Entlehnt aus kirchen-l. biblia "die Heiligen Bücher", dieses aus dem Plural von gr. biblíon n. "Buch", zu gr. bYblos, bíblos "Papyrusbast", aus BYblos, dem Namen einer phönizischen Stadt, aus der dieses Schreibmaterial vornehmlich eingeführt wurde. Adjektiv: biblisch. Ebenso nndl. bijbel, ne. bible, nfrz. bible, nschw. bibel, nisl. biblía; Bibliographie, Bibliothek, Fibel. Littmann (1924), 9; RGA 2 (1976), 487-499; LM 2 (1983), 40-75; DF 3 (21997), 280-285. lateinisch gr Biber BiberSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (10. Jh., bibarhunt 8. Jh.), mhd. biber, ahd. bibar, as. bibar Stammwort. Aus g. *bebru- m. "Biber", auch in anord. bjórr, ae. beofer, dieses aus ig. *bhebhru- (auch andere Stammbildungen) m. "Biber", auch in avest. baßra-, kslav. bebru, bobru, lit. bEbras, l. fiber. Die lautliche Entsprechung im Altindischen ist babhrú- Adj. "rotbraun", m. als Bezeichnung einer Ichneumon-Art. Falls dieses Wort zugehörig ist, wäre dadurch erwiesen, daß der Biber nach seiner Farbe bezeichnet wurde (s. auch braun und Bär1 - oder ist braun = "biberfarbig"?). Biber taucht in zahlreichen Ortsnamen auf (Biberach usw.); in Pflanzennamen wie Biberklee ist aber Fieber gemeint, das eine Variante mit anlautendem b- haben kann. Biber "Baumwollgewebe, Bett-Tuch" geht auf eine Übertragung zurück: verglichen wurde das kurzgeschorene Biberfell. Ebenso nndl. bever, ne. beaver, nschw. bäver (entlehnt), nisl. bjór, bifur; Bibergeil. RGA 2 (1976), 499-502; LM 2 (1983), 106-107. indogermanisch iz Bibergeil BibergeilSnSubstantiv Neutrum "Duftdrüse des Bibers und der in ihr enthaltene Duftstoff" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (14. Jh.), mhd. bibergeil Stammwort. Zu mhd. geil(e) "Hoden", weil man die Duftdrüsen für die Hoden des Bibers hielt. Biber, geil. LM 2 (1983), 18. deutsch io (-geil), s. Biber Bibernelle BibernelleSf Pimpernelle. Bibliographie BibliographieSfSubstantiv Femininum "Literaturverzeichnis" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. In Frankreich im 17. Jh. entstandener Internationalismus, der formal gr. bibliographía "Schreiben von Büchern" zu gr. bibliográphos "(Ab-)Schreiber von Büchern" entspricht. Zu gr. biblíon "Buch" (Bibel) und gr. gráphein "schreiben" (Graphik). Adjektiv: bibliographisch. Ebenso nndl. bibliografi, ne. bibliography, nfrz. bibliographie, nschw. bibliografi, nnorw. bibliografi. Blum, R. Archiv für Geschichte des Buchwesens 10 (1970), 1009-1246; Cottez (1980), 51; DF 3 (21997), 285-287. französisch gr Bibliothek BibliothekSfSubstantiv Femininum "Bücherei" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus gleichbedeutend l. bibliothEca, dieses aus gr. bibliothekE, zu gr. biblíon n. "Buch" (Bibel), und gr. thekE "Gestell, Abstellplatz". Gemeint ist zunächst ein Büchersaal. Täterbezeichnung: Bibliothekar. Ebenso nndl. biblotheek, nfrz. bibliothèque, nschw. bibliotek, nnorw. bibliotek; Bibel, Theke. Ersatzwort ist Bücherei. DF 3 (21997), 288-294; RGA 2 (1976), 502-510; Cottez (1980), 51; LM 2 (1983), 113-125, 111-112 (zu Bibliothekar). lateinisch gr Bickbeere BickbeereSfSubstantiv Femininum "Heidelbeere" per.peripherer Wortschatz ndd. (16. Jh., Standard 20. Jh.), mndd. bickbere Stammwort. Vielleicht als "Pechbeere" aufzufassen, im Hinblick auf die Farbe. Der Anlaut (eigentlich p-) müßte dann dem des zweiten Bestandteils angeglichen worden sein. Dahlberg, T. SN 16 (1943/44), 270-276. deutsch d (Bick-), s. Beere Bickel BickelSm Pickel1. biderb biderbAdj bieder. Bidet BidetSnSubstantiv Neutrum "niedriges Waschbecken (zum Reinigen des Afters und der Genitalien)" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Entlehnung. Im Neuhochdeutschen zusammen mit der Sache entlehnt aus gleichbedeutend frz. bidet m. Dieses bedeutet ursprünglich "Pferdchen" (wohl zu mfrz. bider "trotten"), weil man rittlings darauf sitzt. Ebenso nndl. bidet, ne. bidet, nschw. bidé, nnorw. bidet. DEO (1982), 106f, 108-111 (zur weiteren Etymologie). französisch frz bieder biederAdjAdjektiv std.Standardwortschatz alt.veraltet (8. Jh., Standard 19. Jh.), mhd. biderbe, ahd. bitherbi, mndd. bederve Stammwort. Geht zurück auf eine im einzelnen unklare Ableitung von bedürfen mit der Bedeutung "dem Bedürfnis entsprechend, brauchbar", auf Personen bezogen "brav, wacker" (mit betontem Erstglied). Das Adjektiv starb praktisch ganz aus und wurde im 18. Jh. wiederbelebt. Durchgängig erhalten blieb Biedermann "Ehrenmann", heute nur noch ironisch gebraucht. Abstraktum: Biederkeit. anbiedern, unbedarft. Kuhberg (1933), 40f.; Stammler (1954), 148-154; Heidermanns (1993), 614; Sorgenfrei, G. Sprachpflege 29 (1980), 132f. (zu Biedermann). deutsch iz Biedermeier BiedermeierSnSubstantiv Neutrum (Stilbezeichnung) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Onomastische Bildung. Das Wort ist wie Kraftmeier, Stoffhuber usw. als sprechender Name gebildet, zunächst für einen fingierten Schulmeister (1853 von L. Eichrodt unter dem Pseudonym Rudolf Rodt). Noch im gleichen Jahr wurde der Name auf Gedichte übertragen, die Eichrodts Freund A. Kußmaul in Übernahme, Umarbeitung und Nachahmung von Gedichten des Schulmeister F. S. Sauter in Umlauf brachte und an deren Bearbeitung sich Eichrodt beteiligte. Veröffentlicht wurden sie in loser Folge 1855 in den Fliegenden Blättern unter dem Namen Eichrodts, der sie auch 1869 unter dem Titel Biedermaiers Liebeslust in einem Sammelband veröffentlichte, ohne dabei die Beteiligung seines Freundes zu erwähnen. Ein späterer Streit über die Urheberschaft der Gedichte führte dann zu irrtümlichen Annahmen über den "Erfinder" des Wortes. Der Name wurde durch die Fliegenden Blätter sehr populär zur Bezeichnung eines sich selbst genügsamen, aber auch selbstgefälligen Kleinbürgers. Zur Zeit der beginnenden Auseinandersetzung um die Stilrichtungen der ersten Hälfte des 19. Jhs. (etwa seit 1880) bezog man sich auf die Zeit der "Restauration" häufiger mit den Ausdrücken Biedermännerei oder Biedermeier (-maier). Fest wurde der Ausdruck Biedermeier dann (kurz vor der Jahrhundertwende) zur Bezeichnung des Möbelstils von 1815-1848 und schließlich auch der (Musik, Kunst und) Literatur dieser Zeit. Ebenso nndl. biedermeier, nschw. biedermeierstil. Sengle, F.: Biedermeierzeit I (Stuttgart 1971), 121-123 u.ö.; Hjortso, L. AB 21 (1977), 120-132; Seidensticker-Schauenburg, Ch.: Der wirkliche Herr Biedermeier (Lahr 1992). Name biegen biegenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. biegen, ahd. biogan Stammwort. Aus g. *beug-a- Vst. "biegen", auch in gt. biugan, anord. bjúga (Präsens nicht belegt), mit der Variante bUg- im Präsens: ae. bUgan und wohl auch as. bUgan (Präsens nicht belegt, aber mndd. bUgen, mndl. bUghen). Dieses hat keine genaue Vergleichsmöglichkeit. Semantisch am nächsten kommt eine Variante ig. *bheug- (statt *bheugh- wie durch das Germanische vorausgesetzt) in ai. bhujáti "biegt, krümmt"; mit gleichem Lautstand tritt die Bedeutung "fliehen" auf, die als "sich abwenden" zugehörig sein kann: l. fugere "fliehen", gr. pheúgO "ich fliehe" und vielleicht lit. bUgti "erschrecken". Abstraktum: Biegung; Adjektiv: biegsam. Ebenso nndl. buigen, ne. bow, nschw. buga. Zu Entlehnungen aus der lateinischen Verwandtschaft s. Refugium; beugen, Bogen, Bucht, bücken, Bügel, Gebück. Seebold (1970), 110f. gemeingermanisch iz Biene BieneSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bin(e), bIn, ahd. bIna f., bini n., as. bina n Nicht etymologisierbar. Aus vd. *bi-n-i- n. "Biene" neben Formen mit Dehnung und neben g. *bi(j)On n. "Biene" in anord. bY n., ae. bEo, as. bIa, ahd. bIa zu ig. (w/oeur.) *bhi- "Biene", auch in akslav. biCela (*bhikelA), lit. bìtE und mit e-Vokalismus air. bech (*bhekos). Weitere Herkunft unklar. Entlehnt aus einer Sprache, die sich in entsprechenden Wörtern des Altägyptischen spiegelt nach Gamkrelidze/Ivanov und Vennemann. Dazu Bienenkorb, vielleicht umgeformt aus mhd. binenkar n., ahd. binikar n. (zu Kar "Gefäß"); Bienenstock ist eigentlich ein Baumstamm als Behausung der Waldbienen. Ebenso nndl. bij, ne. bee, nschw. bi, nisl. bYfluga. Vgl. Imme und Zeidler. Müller-Graupa, E. Glotta 18 (1930), 132-137; Törnqvist, N. SN 17 (1945), 200-203; Schier, B.: Der Bienenstand in Mitteleuropa (Leipzig 1939) (zur Sache); RGA 2 (1976), 514-529; LM 2 (1983), 128-135; Röhrich 1 (1991), 190-193; Gamkrelidze, Th. V., Ivanov, V. V.: Indo-European and Indo-Europeans (Berlin 1995, russische Fassung 1983), 524; Vennemann, Th. Sprachwissenschaft 23 (1998), 471-487. deutsch iwo, ägypt. ? Bienenstich BienenstichSmSubstantiv Maskulinum "Gebäck mit Puddingfüllung" std.Standardwortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Stammwort. Herkunft unklar. Mit -stich kann eine gestockte Masse bezeichnet sein (vgl. Eierstich), aber das Vorderglied bleibt unklar (vielleicht weil die Bienen durch die Füllung angezogen werden). deutsch s. Biene, s. stechen Bier BierSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. bier, ahd. bior, as. bior Stammwort. Aus wg. *beura- n. "Bier", auch in ae. bEor, afr. biar, bier (anord. bjórr m. ist vermutlich aus dem Altenglischen entlehnt). Vor allem kontinentalgermanisches Wort, während im Norden Ol (*alut-) gilt, im Englischen stehen beide nebeneinander. Bei Konkurrenz beider Bezeichnungen gilt Bier als das vornehmere Getränk gegenüber Ale (dabei ist Bier mit Honig bereitet, die spätere Bedeutung unter deutschem Einfluß). Die Herkunft des Wortes ist unsicher, und es gibt dementsprechend mehrere Erklärungsmöglichkeiten. Am wahrscheinlichsten ist ein Zusammenhang mit der Wurzel für brauen, bei der neben der Vollstufe der zweiten Silbe (*bhreu-) auch eine Vollstufe der ersten Silbe (*bherw-) gut bezeugt ist; allerdings zeigen die einschlägigen Getränkebezeichnungen Vollstufe der zweiten Silbe, z.B. gr. (thrak.) brYtos m. "Gerstenbier", l. dEfrutum "Most" (*bhru-to-). In einem solchen *bherwo- müßte das w umgesprungen sein (vgl. Auge und Haupt). Denkbar ist aber auch ein näherer Zusammenhang mit einem germanischen Wort für "Gerste, Getreide" (*bewwa- in anord. bygg usw.). Ebenso nndl. bier, ne. beer. S. auch Kindelbier. Holthausen, F. IF 60 (1952), 280, (der Ansatz *breu-ra- zu brauen mit Dissimilation ist weniger wahrscheinlich); Lindquist (1955), 29f. (denkt an Entlehnung aus spl. biber f. "Getränk" (auch "Bier") zu l. bibere "trinken". Vgl. außerdem: Heyne (1899/1903), II, 341; Fell, Ch. E. LSE 8 (1975), 76-95; RGA 2 (1976), 533-537; Mehlber, L. JGGB (1980/81), 49-83 (zu Bier), 32-40 (zu Ale); LM 2 (1983), 135-140; Röhrich 1 (1991), 193-195. westgermanisch ix Biese BieseSfSubstantiv Femininum "Ziernaht" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.), mhd. biese "Binse", mndd. bese, mndl. biese Entlehnung. Das hochdeutsche Wort ist aus dem Niederdeutschen oder Niederländischen entlehnt; dort berührt es sich mit dem Wort Binse, mit dem es aber nicht verwandt ist. Weitere Herkunft unklar. Vielleicht rückgebildet aus frz. bisette "Besatz" - dies gehört aber wohl zu mndl. bisetten "besetzen". Ebenso nndl. bies, ndn. bise. Dittmaier, H. ZDA 89 (1959), 37-40; Rooth 2 (1981), 22-29; DEO (1982), 121; Miedema, H. T. H. Naamkunde 20 (1988), 60-65. ? Biest 1 Biest 1SmSubstantiv Maskulinum (Biestmilch f.) "erste Milch einer Kuh nach dem Kalben" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (9. Jh.), mhd. biest, ahd. biost, as. biost Stammwort. Aus wg. *beusta-, auch in ae. bEost (und biesting). Auf eine Parallelform *breusta- führen anord. ábrystur f. Pl. "Getränk aus Biestmilch", fnhd. briester. Die beiden Formen sind kaum unabhängig voneinander; es kann aber sowohl sein, daß r in dieser Stellung geschwunden ist (vgl. nhd. sprechen - ne. to speak), wie auch, daß ursprüngliches *beust- an die Wörter Brust oder Brieschen angeglichen worden ist. Eine Etymologie wird dadurch sehr unsicher. Auch die Lautähnlichkeit von gleichbedeutenden gr. pyós und ai. pIyUSa- mahnt zur Vorsicht, bis die Herkunft des Benennungsmotivs eindeutig geklärt ist. westgermanisch gw Biest 2 Biest 2SnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz vulg.vulgär (16. Jh.)Entlehnung. Über das Westmitteldeutsche in die Hochsprache gekommen. Übernommen aus mndl. beest, das aus afrz. beste entlehnt ist. Dieses aus l. bestia f. "(wildes) Tier". Ebenso nndl. beest, ne. beast, nfrz. bête, nschw. best, nnorw. best, beist; Bestie. Öhmann, E. ZDW 18 (1962), 69-99. l bieten bietenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bieten, ahd. biotan, as. biodan Stammwort. Aus g. *beud-a- Vst. "bieten", auch in gt. -biudan, anord. bjóda, ae. bEodan, afr. biada, bieda, dieses aus ig. *bheudh- mit weit auseinanderfallenden Bedeutungen, die sich etwa auf "zum Bewußtsein bringen - sich bewußt werden - zum Bewußtsein kommen" zurückführen lassen: ai. bódhati "wacht, beobachtet, versteht", gr. peúthomai "ich erfahre, erfrage", aktiv "ich teile mit", akslav. vuz-bunOti "wach werden", akslav. budEti "wachen", lit. bùsti "erwachen", air. -bo(i)nd mit ad- "verbünden, erklären", air. odbo(i)nd "absagen, verweigern". Der Übergang zu den germanischen Bedeutungen läßt sich nicht genau präzisieren; vermutlich haben hier Präfigierungen und Partikelverben mitgewirkt. Präfigierungen: ent-, er- mit Ehrerbietung, ge- mit Gebieter, gebieterisch, Gebiet und Gebot, ver- mit Verbot; Partikelverben: an- mit Angebot, auf- mit Aufbietung und Aufgebot; dar- mit Darbietung. Ebenso nndl. bieden, ne. bid, nschw. bjuda, nisl. bjóda; Bote, botmäßig, Büttel, Gebiet, unbotmäßig. Frisk (1966), 21-23; Seebold (1970), 108-110; Watkins, C. in Meid (1987), 308-311; Zutt, H. FS Steger (1994), 17-32. indogermanisch iz Bieten Bieten(auch Vorderbieten, Hinterbieten) SmSubstantiv Maskulinum "Vorderteil des Schiffs" per.peripherer Wortschatz schwz. (16. Jh.)Stammwort. Falls ursprünglich "Brett", dann zu dem unter Beute2 dargestellten germanischen Wort für "Tisch, Brett". deutsch gz Bigamie BigamieSfSubstantiv Femininum "Doppelehe" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus gleichbedeutendem ml. bigamia (und frz. bigamie), dieses aus kirchen-l. bigamus "zweimal verheiratet", aus gr. dígamos mit Ersatz des Vorderglieds durch l. bi-; weiter zu gr. gamein "heiraten". Täterbezeichnung: Bigamist. Ebenso nndl. bigamie, ne. bigamy, nschw. bigami, nnorw. bigami. DF 3 (21997), 295-297; LM 2 (1983), 141. lateinisch gr bigott bigottAdjAdjektiv "übertrieben fromm, frömmelnd" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus gleichbedeutend frz. bigot, dessen Herkunft nicht geklärt ist. Volksetymologisch kommt es zu einer Assoziation der zweiten Silbe mit Gott. Aber auch ein ursprünglicher Anschluß an dieses Wort über jidd. begotisch "fromm" ist nicht ausgeschlossen. Abstraktum: Bigotterie. Ebenso nndl. bigot, ne. bigoted, bigot, nschw. bigott, nnorw. bigott. DF 3 (21997), 297-299; Best, O. F. Die neueren Sprachen 18 (1969), 497-502; DEO (1982), 108-112; Röhrich 1 (1991), 195. französisch ? Bijouterie BijouterieSfSubstantiv Femininum "Modeschmuck, Schmuck-Geschäft" per.peripherer Wortschatz fremd.Erkennbar fremd (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. bijouterie. Dieses zu frz. bijou "Schmuckstück, Juwel". Ebenso nndl. bijouterie, nschw. bijouterier, nnorw. bijouteri. Das französische Wort ist eine dialektale Variante zu frz. biseau "Kante, Fase, Facette", bezeichnet also den geschliffenen Edelstein. DEO (1982), 113; DF 3 (21997), 299-301. französisch frz Bikini BikiniSmSubstantiv Maskulinum "zweiteiliger Badeanzug" std.Standardwortschatz (20. Jh.)Onomastische Bildung. Entlehnt aus gleichbedeutendem frz. bikini. Dies ist eigentlich der Name eines Atolls der Gruppe der Marschall-Inseln, das wegen der von den USA 1946-1958 dort durchgeführten Atomversuche weltweit bekannt war. Der spezielle Typ des zweiteiligen Badeanzugs wurde von seinem Schöpfer Louis Reard 1946, vier Tage nach der ersten dortigen Atombomben-Zündung, der Öffentlichkeit vorgestellt und nach dem Bikini-Atoll benannt - offenbar mit den Assoziationen "Südsee" und "Explosion". Nachträglich wurde das Wort (scherzhaft) analysiert und parallel dazu (nach amerikanischem Vorbild) Monokini für die Badehose ohne Oberteil gebildet. Ebenso nndl. bikini, ne. bikini, nschw. bikini, nisl. bíkini. Rey-Debove/Gagnon (1988), 62. französisch Name Bilanz BilanzSfSubstantiv Femininum "Endabrechnung, Abwägung von Positivem und Negativem" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus gleichbedeutend it. bilancia, dieses aus l. bilanx (-ncis) "ausgeglichen", zu l. lIbra bilanx "Waage mit zwei Waagschalen" (l. lanx "Waagschale"). Verb: bilanzieren. Ebenso nndl. balans, ne. balance, nfrz. bilan, balance, nschw. balans, nnorw. balanse; Balance. Schirmer (1911), 33f.; DF 3 (21997), 301-305. italienisch l Bilch BilchSmSubstantiv Maskulinum "Siebenschläfer, Haselmaus" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (11. Jh.), mhd. bilch(mUs), ahd. bilih Entlehnung. Entlehnt aus poln. pilch (vorauszusetzen akslav. *pilchu) gleicher Bedeutung. Das slavische Wort ist verwandt mit lit. pele f. "Maus" zu lit. pìlkas "grau". Es ist also wohl zunächst die Maus als "die Graue" bezeichnet, dann der Siebenschläfer und die Haselmaus als "Maus". Vgl. Siebenschläfer. Wick (1939), 19f.; Bielfeldt (1965), 54. poln Bild BildSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bilde, ahd. bilidi (obd. auch bilodi, biladi), as. bilidi Stammwort. Die älteste Bedeutung ist "Vorbild, Muster", erst später überwiegt "Abbild". Das Wort ist nur kontinentalgermanisch, spät-anord. biläti usw. sind aus dem Niederdeutschen entlehnt und sekundär an läti "Benehmen" angeglichen worden. Zugehörig sind weiter ahd. unbilidi "Unförmigkeit", mhd. unbilde "das Maßlose, das Unrechte" und mndd. wIc(h)belde, wIkbelderecht "Dorfrecht" (o.ä.); weiter mhd. unbil Adj. "ungemäß, ungerecht", mndd. billich, bil(li)k, mhd. billich "passend, angemessen", weiteres ist unsicher. Der Sippe liegt offenbar ein nicht bezeugtes Substantiv *bil zugrunde, dessen Bedeutung "Form", besonders "richtige Form" gewesen sein kann. Dazu wäre bilidi eine Kollektivbildung nach üblichem Typ; die Bedeutung wäre in diesem Fall nur verstärkend, weshalb auch die Weiterbildung wohl das Grundwort verdrängt hat. Eine denkbare Vergleichsmöglichkeit hierzu wäre l. fIlum n. "Gestalt" (Entsprechung zu l. fOrma f.); die beiden Wörter könnten weiter auf die Erweiterung ig. *bhwi- zu *bhue- "sein" (in l. fIo "ich entstehe, werde erzeugt", g. *bi-, s. unter bin) oder auf ig. *bhie- "schlagen, spalten" (beißen), parallel zu gr. tYpos m. "Stoß, Umriß, Gestalt" zu gr. tYptO "stoße, schlage", zurückgehen. Diese Annahme setzt allerdings voraus, daß l. fIlum n. "Gestalt" nicht mehr etymologisch an l. fIlum n. "Faden" angeschlossen wird. - Im Bilde sein und ins Bild setzen sind abhängig von sich ein Bild von etwas machen und wurden offenbar zuerst im Rahmen militärischer Planungen und Manöver üblich. Mehrere Präfigierungen und Zusammensetzungen: Eben-, Ab- (Rückbildung), Vor-, Ur-; Kollektivum: Gebilde; Konkretum: Bildnis; Adjektiv: bildlich. Ebenso nndl. beeld; bilden, billig, Mannsbild, Unbill, Unbilden, Weibsbild, Weichbild. Wolf, A. ">UUO 1930; Schröbler, I., Karg-Gasterstädt, E. BGDSL 66 (1942), 291-308; Nündel, E. WW 13 (1963), 141-147; Foerste, W. FS Trier (1964), 112-145; Kaspers, W. ZDS 20 (1964), 178-192; HWPh 1 (1970), 913-921; LM 2 (1983), 145-149; Röhrich 1 (1991), 195f. deutsch iz ? bilden bildenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. bilden, ahd. bilidOn "gestalten, Form geben", dann auch "abbilden, nacheifern" Stammwort. Abgeleitet von (ahd.) bilidi in seinen verschiedenen Bedeutungen (Bild). Die Wortsippe spielt dann in der Mystik eine große Rolle (vgl. etwa sich einbilden) und liefert im 18. Jh. einen der zentralen pädagogischen Begriffe mit Bildung, gebildet usw. (womit zunächst die Formung der Jugend gemeint ist). Partikelverben (und Abstrakta auf -ung): ab-, aus-, ein- mit eingebildet; Nomen agentis: Bildner; Adjektiv: bildsam. einbilden. Rauhut, F. GRM 34 (1953), 81-91; Dohmen, G.: Bildung und Schule (Weinheim 1964); Rauhut, F./Schaarschmidt, I.: Beiträge zur Geschichte des Bildungsbegriffs (Weinheim 1965); Lichtenstein, E. AB 12 (1968), 7-29; HWPh 1 (1970), 921-937; Grundbegriffe 1 (1972), 508-551; Cocalis, S. L. MoH 70 (1978), 399-414; Röhrich 1 (1991), 196. deutsch s. Bild Bilge BilgeSfSubstantiv Femininum "Kielraum, in dem sich Leckwasser sammelt" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. bilge, das seinerseits aus frz. bouge (älter boulge) stammt. englisch e Billard BillardSnSubstantiv Neutrum (ein Spiel, bei dem Kugeln mit einem Stab in Bewegung gesetzt werden) erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. billard m. (verkürzt aus jeu de billard m. "Billardspiel"), aus afrz. billart "Stab zum Kugelspiel", zu frz. bille f. "Holzstab". Beim Billard-Spiel mußten ursprünglich Kugeln durch Tore gestoßen werden; deshalb hat bei der Bezeichnung vielleicht auch das mit frz. billard verwandte Verb frz. biller "im Zickzack laufen" eine Rolle gespielt. Ebenso nndl. biljart, ne. billiard, nschw. biljard, nnorw. biljard. DF 1 (1913), 85; Jones (1976), 147f.; DEO (1982), 114f. französisch frz Bille BilleSfSubstantiv Femininum "Hinterbacken" per.peripherer Wortschatz ndd. (17. Jh.), ahd. arsbelli (Ablautvariante 8. Jh.), as. arsbelli (Ablautvariante), mndd. (ars)bille, mndl. ersbille Stammwort. Aus vd. *beljO/baljO zu einer Wurzel (ig.) *bhel-, die Bezeichnungen für Wülste, Gegenstände mit Rundungen usw. liefert. Zu dieser Ball1, Biller. Ebenso nndl. bil. Foerste, FS Trier (1964), 140. deutsch ix Biller BillerSplSubstantiv Plural "Zahnfleisch" per.peripherer Wortschatz arch. obd.archaisch (9. Jh.), mhd. biler(n), ahd. bilarn, mndd. billre Stammwort. In nördlicheren Mundarten auch ablautend Baller u.ä. Vermutlich zu den Wörtern der Wurzel *bhel-, die Wörter für "Wulst, Gegenstände mit Rundungen u.ä." liefert. Bille, Ball1. Schwyzer, E. ZVS 57 (1930), 265-274; Foerste, W. FS Trier (1964), 141; Kaspers, W. ZDS 20 (1964), 91-97, 178-192. deutsch ix Billett BillettSnSubstantiv Neutrum "Fahrkarte" erw.erweiterter Standardwortschatz obs. österr. schwz.obsolet (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt zunächst aus frz. billet (de logement) m. "Quartierschein (für Soldaten)", dann folgt die Entlehnung der Bedeutungsverzweigung des französischen Wortes; später eingeengt auf "Fahrkarte" und in Deutschland dann amtlich durch Fahrkarte ersetzt. Ebenso nndl. biljet, ne. billet, nschw. biljett, nnorw. billett; Boiler, Bouillon, Bowling, Bulette, Bulle2, Bulletin. DF 3 (21997), 307-310; Jones (1976), 148; Krüger (1979), 162f.; Brunt (1983), 155f.; DEO (1982), 116 (anders). Das französische Wort aus afrz. billette "Zollzeichen", aus älterem afrz. bullette "Beglaubigungsschein", aus l. bulla f. "Siegelkapsel (usw.)", also eigentlich "das durch Siegel Beglaubigte". Der Vokalwechsel von /u/ zu /i/ beruht auf einer Assoziation mit frz. bille f. "Kugel". frz Billiarde BilliardeSf Billion. billig billigAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (11. Jh.), mhd. billich, ahd. billIh, mndd. bil(li)k, billich "angemessen, passend" Stammwort. Ableitung (mit abgeschwächtem Kompositionsglied, -lich) von dem erschlossenen Substantiv *bil "Form, richtige Form" (Bild), deshalb "passend, angemessen". Die heutige Bedeutung geht auf die Fügung billige Preise zurück, die eigentlich "angemessene Preise" sind, dann aber als "niedrige Preise" verstanden werden. In dieser Bedeutung wird wohlfeil durch billig verdrängt. Das negative unbillig bewahrt die alte Bedeutung noch besser. Heute ist billig bereits auf dem Weg zu einer abschätzigen Bedeutung (billiger Schund). Verb: (zu-, miß-)billigen. Ebenso nndl. billijk. S. Bild und die dort angegebene Literatur. HWPh 1 (1970), 939-943; RGA 2 (1976), 607-612. deutsch iw Billion BillionSfSubstantiv Femininum "eine Million Millionen (1012)" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.) Neoklassische Bildung. Im 18. Jh. entlehnt aus frz. billion m., einer Wortfabrikation aus frz. million m. "Million" und bi- (Million und bi-), wobei "zwei" hier die doppelte Setzung der Million meint (auch Bimillion wurde kurze Zeit verwendet). Entsprechend Billiarde (1018) zu Milliarde (109). In Frankreich wird Billion dann umgedeutet zu "tausend Millionen" (= nhd. Milliarde); wie heute auch im Russischen und im amerikanischen Englischen. Ebenso nndl. biljoen, ne. billion, nschw. billion, biljon, nisl. bil(l)jón. DF 1 (1913), 85. französisch l Bilme BilmeSf Bilsenkraut. Bilsenkraut BilsenkrautSnSubstantiv Neutrum "Hyoscyamus niger" (Heil- und Giftpflanze) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (10. Jh., Form 14. Jh.), mhd. bilse f., ahd. bil(i)sa f., mndd. bilse f., mndl. bilse f., belse f., belsencruut . Die vordeutschen Formen führen zurück auf *bheles-, vergleichen sich zunächst mit span. belesa, velesa, aprov. belsa "Bilsenkraut" und können auch mit kymr. bela, bele "Bilsenkraut" zusammengebracht werden werden. Die Verbreitung erklärt sich entweder (weniger wahrscheinlich) durch Entlehnung der romanischen Formen aus einem gotischen Wort oder (mit größerer Sicherheit) als keltische Substratwörter im Romanischen und Germanischen. Daneben stehen ae. belene f., be(o)lone f., as. bilena f., dn. bylne, die außergermanisch vergleichbar sind mit russ. belená f. (usw.), serbo-kr. bùnika (usw.) "Bilsenkraut", jeweils von den Ablautstufen *bhel-no-, bhl-no-; romanische Wörter, die auf *belenio- zurückführen, können eine keltische Entsprechung zeigen, die auch in dem Götternamen kelt. Belenos gesucht werden kann. In diesem Fall kann ein ererbtes germanisches Wort vorliegen. Die weitere Variante nschw. bolmört, nhd. Bilme f. u.a. hat keine außergermanische Entsprechung. Das Bilsenkraut spielte in der Antike sowohl als Gift wie auch als halluzinogenes Mittel (Narkose, Weissagung) eine wesentliche Rolle. Mit Rücksicht auf die Bedeutung "verwirren" bei der Verbalwurzel *bhlendh- (blind) kann es mit dieser verbunden werden (was allerdings auch nicht über das europäische Sprachgebiet hinausführt oder eine einfachere Wurzelform erweist). Verlockend ist es, die Substratform *blandonia, dann auch *bladonia (Belladonna), die neben anderen Pflanzen auch die auf gleiche Weise giftige Tollkirsche bezeichnet, mit diesem Ansatz in Verbindung zu bringen. - Die verdeutlichende Komposition mit Kraut1 wird seit dem 14. Jh. regelmäßig. Ebenso nndl. bilzenkruid. Kretschmer, P. Glotta 14 (1925), 96f.; Marzell 2 (1972), 925-936; Foerste, W. FS Trier (1964), 142; RGA 3 (1978), 2-4; LM 2 (1983), 194-195; Schrijver, P. ZCPh 51 (1998), 17-45. deutsch iwo (Bilsen), s. Kraut Bilwis BilwisSmfSubstantiv Maskulinum Substantiv Femininum "bestimmter Kobold" per.peripherer Wortschatz obd. md. (12. Jh.), mhd. bilwiz, bilwIz m./f./n., mndd. bel(le)wit(te), mndl. belewitte Stammwort. Formal entspricht ae. bilewit Adj. "gütig, milde". Zu dem altenglischen Adjektiv stimmt, daß der Kobold offenbar ursprünglich gutmütig war, sein Bild dann aber in der späteren Zeit verschlechtert wurde (besonders zu einem schädlichen Korndämon). Ein Anschluß an *bil (die Grundlage von Bild) und *wita- (Witz) ist nicht ausgeschlossen - die Ausgangsbedeutung müßte dann etwa "von rechtem Sinn" gewesen sein, aber alle weiteren Vermutungen scheitern am Mangel ausreichend klarer Zeugnisse. Wolf, A. UUO 1930, 114-153; Deboy, W.: Der Bilwis (Diss. masch. Marburg 1954); Foerste, W. FS Trier (1964), 127f.; Lecouteux, C. Euphorion 82 (1988), 238-250; Knobloch, J. FS Rosenfeld (1989), 489-491; Röhrich 1 (1991), 196f. westgermanisch gw bimmeln bimmelnVswschwaches Verb std.Standardwortschatz stil.stilistisch (17. Jh.), mndd. bimmeln Stammwort. Lautmalend für den Klang kleiner Glocken (bim) gegenüber dem bam oder bum der großen. deutsch d bimsen bimsenVswschwaches Verb per.peripherer Wortschatz stil.stilistisch (15. Jh.)Stammwort. Die Ausgangsbedeutung ist "(mit Bimsstein) abreiben, scheuern, putzen"; danach umgangssprachlich "prügeln" (vgl. scheuern u.ä.), "drillen" (vgl. schleifen1 u.ä.) und schließlich "beschlafen" (angeregt durch bumsen, aber "scheuern, reiben" ist ebenfalls ein passender Ausgangspunkt). Bims. Röhrich 1 (1991), 197f. deutsch d Bims (Bimsstein) Bims (Bimsstein)SmSubstantiv Maskulinum erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (9. Jh., Form 16. Jh.), mhd. bumez, bimz, ahd. pumiz Hybridbildung. Entlehnt aus l. pUmex (-micis), dieses ohne s mobile zu l. spUma f. "Schaum" (wegen der porösen Beschaffenheit dieses Steins). Parallele Entlehnungen führen zu ae. pumicstAn, mndd. pomes, mndl. pomse, nndl. puimsteen. Die verdeutlichende Komposition wird im Deutschen erst spät fest. Ebenso nndl. puimsteen, ne. pumice, nfrz. ponce, nschw. pim(p)sten, nnorw. pimpstein. Goltz (1972), 162f.; Lüschen (1979), 188; LM 2 (1983), 195. deutsch E(l) bin binVunrunregelmäßiges Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bin, ahd. bim, as. bium, afr. bim Stammwort. Die Formen des Verbums sein sind nicht nur suppletiv (s. ist, sein2 und Wesen für die unvermischten Formen), sondern teilweise auch aus verschiedenen Grundlagen verschmolzen: 1. Sg. Präs. bin und 2. Sg. Präs. bist sind kontaminiert aus der alten Wurzel ig. *es- "sein", 1. Sg. *es-mi (gt. im, anord. em, ae. eom; heth. esmi, ai. ásmi, gr. eimí, akslav. jesmi, alit. esmì, air. am), 2. Sg. *es-si, esi (gt. is, anord. es, ae. eart; heth. essi, ai. ási, gr. ei, akslav. jesi, lit. esì, air. at, it) und der Erweiterung *bhei- aus *bhwei- zu der Wurzel *bhewe- "sein". Diese Erweiterung bildet ein volles Paradigma im Altenglischen, außerhalb des Germanischen in l. fio "werde, geschehe", dem "consuetudinal present" (Verlaufsform des Präsens) des Verbum substantivum im Keltischen (air. biid usw.) und besonderen Formen in den baltischen und slavischen Sprachen. Im Gotischen als Relikt die Konjunktion bijandz-uT-Tan "zugleich aber auch" (formal ein Partizip Präsens). Während diese beiden Paradigmen im Altenglischen getrennt nebeneinanderstehen, sind sie im Althochdeutschen (bim, bis, Pl. birum, birut), Altsächsischen (bium, bis) und Altfriesischen (bim/bin, 2. Sg. unbezeugt) in einigen Präsensformen kontaminiert worden und existieren außerhalb dieser kontaminierten Formen nicht mehr. bauen, ist, sein2, Wesen. Jost, K.: beon und wesan (Heidelberg 1909) (zur Abgrenzung der beiden Verben im Altenglischen); Seebold (1970), 112-115; Lühr, R. in Untermann, J., Brogyanyi, B. (Hrsg.): Das Germanische (Amsterdam 1984), 25-90. westgermanisch iz binär binärAdjAdjektiv "zwei Einheiten enthaltend" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. In der modernen Wissenschaftssprache entlehnt aus l. bInArius "zweifach" zu l. bInus "je zwei". bi- und zwei, sowie Bit. Ebenso nndl. binair, ne. binary, nfrz. binaire, nschw. binär, nnorw. binär. Cottez (1980), 52; DF 3 (21997)310f. lateinisch l binden bindenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. binden, ahd. bintan, as. bindan Stammwort. Aus g. *bend-a- "binden" auch in gt. bindan, anord. binda, ae. bindan, afr. binda; dieses aus ig. *bhendh- "binden", auch in ai. badhnati "bindet", in den anderen Sprachen nur Ableitungen: gr. peisma "Schiffstau", lit. bendras "Genosse", mir. bann "Band, Verschluß", l. offendix "Kinnband, um die Kopfbedeckung der Priester zu halten". Präfigierungen: ent-, ver- mit Verband. Ebenso nndl. binden, ne. bind, nschw. binda, nisl. binda; anbandeln, Angebinde, Band1, Band2, Bandage, Bendel, Bund. Seebold (1970), 102-104; Röhrich 1 (1991), 198. indogermanisch iz binnen binnenPräpPräposition std.Standardwortschatz (12. Jh.)Stammwort. Mittel- und niederdeutsche Form (mndl. mndd. binnen, bin; auch ae. binnan, afr. binna, binnia), die älteres mhd. innen als Präposition verdrängt. Heute in der Standardsprache nur noch zeitlich verwendet; die räumliche Bedeutung in Komposita wie Binnenland usw. Die Form entstand aus einer Zusammenrückung von be und innen, wobei der Vokal des ersten Glieds verloren ging. Ebenso nndl. binnen. westgermanisch iz Binokel BinokelSnSubstantiv Neutrum "Brille, Fernglas" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. binocle m., dieses aus neo-kl. binoculus m., zu l. bini "je zwei, doppelt" und l. oculus m. "Auge"; eigentlich "zweiäugig" im Gegensatz zu dem "einäugigen" Monokel. Ebenso nndl. binocle, ne. binocular. DF 3 (21997), 312. französisch l Binse BinseSfSubstantiv Femininum (Sumpfpflanze) erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (8. Jh., Form 12. Jh.), mhd. bin(e)z m./f., ahd. binuz m., as. binut m Stammwort. Aus wg. *binut(a)- (oder *ben-) m. "Binse", auch in ae. beonet- (nur in Eigennamen). Daneben mhd. biese, mndd. bese, nfr. bUs. Herkunft unklar. Das Femininum ist wohl rückgebildet aus dem Plural. In die Binsen gehen sagte man ursprünglich wohl vom angeschossenen und flüchtenden Federwild, dann allgemein für "verloren gehen". Ebenso nndl. bies, ne. bentgrass; Biese. Dittmaier, H. ZDA 89 (1959), 37-40; Rooth 2 (1981), 22-29; Röhrich 1 (1991), 198. westgermanisch gw Binsenwahrheit Binsenwahrheit(Binsenweisheit) SfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (19. Jh.)Stammwort. Bezeugt seit dem 19. Jh.; das Benennungsmotiv ist nicht ganz klar. Vermutlich im Anschluß an l. quaerere in scirpo nOdum "in der Binse einen Knoten suchen" = "sich unnötige Mühe machen" (weil die Binse keine Knoten hat); also etwa "eine Weisheit, die man nicht suchen muß, die offen zutage liegt". Röhrich 1 (1991), 199. deutsch s. Binse, s. wahr bio- bio-LAffLehnaffixoid "Leben, (Natur)" (z.B. Biographie "Schrift über das Leben einer Person"); "naturbelassen" (z.B. Bio-Äpfel). std.Standardwortschatz (-) Beschreibung von Affixen. Das Element geht auf gr. bíos "Leben" zurück und wurde zunächst in Wörtern griechischer Herkunft ins Deutsche entlehnt. Häufigere Verwendung in neoklassischen Bildungen; in der Gegenwartssprache stark herangezogen, um naturbelassene, umweltfreundliche Verfahren und Produkte zu bezeichnen. Die Bezeichnungsweise entstand als Abkürzung von (und dann aber mit Abgrenzung gegen) Richtungen wie dem biologisch-dynamischen Landbau. Zur Verwandtschaft des griechischen Worts s. Biologie. Cottez (1980), 52; Strauß u.a. (1989), 438-466; Carstensen 1 (1993), 123-125; DF 3 (21997), 312-326. lateinisch gr Biographie BiographieSfSubstantiv Femininum "Lebensbeschreibung" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.) Neoklassische Bildung. Neoklassische Bildung aus bio- "Leben" und -graph "Schreiber" mit dem Suffix -ie; vielleicht unter Rückgriff auf seltenes gr. biographía "Lebensbeschreibung". Täterbezeichnung: Biograph; Adjektiv: biographisch; Kompositum: Autobiographie. Ebenso nndl. biografie, ne. biography, nfrz. biographie, nschw. biografi, nnorw. biografi. DF 3 (21997), 327-330; Cottez (1980), 52; LM 2 (1983), 199-212. lateinisch gr Biologie BiologieSfSubstantiv Femininum "Lehre vom Lebenden" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Neoklassische Bildung aus bio- "Leben" und dem Affix -logie zur Bezeichnung von Wissenschaften. Im Griechischen bedeutet das mit der Täterbezeichnung baugleiche Kompositum biológos "Schauspieler" (einer der das Leben darstellt) - es hat mit dem späteren Wort offensichtlich nichts zu tun. Täterbezeichnung: Biologe; Adjektiv: biologisch. Ebenso nndl. biologie, ne. biology, nfrz. biologie, nschw. biologi, nnorw. biologi. Gr. bíos "Leben" ist ein o-stämmiges Abstraktum zu gr. béomai "ich lebe" aus der Wurzel ig. *gweie- "leben", deren germanische Verwandte unter keck, die lateinischen unter vital dargestellt sind. Die Kompositionsform ist bio-, womit Biographie, Biologie, Biotop u.a. gebildet sind. Als Hinterglied erscheint das Wort in Amphibie und Mikrobe, auf eine Abstraktbildung geht Symbiose zurück; zu einer adjektivischen Weiterbildung gehört Antibiotikum. Mit abweichender Vertretung des Labiovelars in anderer Lautumgebung Hygiene (Abstraktum zu einem komponierten Adjektiv) und mit weiter abweichendem Vokalismus das Vorderglied von Zoologie. HWPh 1 (1970), 943f.; Cottez (1980), 52; DF 3 (21997), 331-336. lateinisch gr Biotop BiotopSmn "bestimmter Lebensraum, Gartenteich" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.) Neoklassische Bildung. 1908 von dem Biologen F. Dahl gebildet, um einen durch verschiedene zusammenwirkende Verhältnisse bestimmten Lebensraum für Pflanzen, Tiere (und Menschen) zu bezeichnen (aus bio- und gr. tópos m. "Ort", Topos). Wird dann in der Diskussion um den Umweltschutz zu einem "brisanten Wort", und im praktischen Gebrauch bis zu "Gartenteich" verharmlost. Ebenso nndl. biotoop, ne. biotope, nfrz. biotope, nschw. biotop, nnorw. biotop. HWPh 1 (1970), 951f.; Strauß u.a. (1989), 446-450. griechisch gr Birett BirettSn Barett. Birke BirkeSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (9. Jh., birkin adj. 8. Jh.), mhd. birke, obd. birche, ahd. birka, as. birka Stammwort. Aus g. *berk-jo/*berkO f. "Birke", auch in anord. bjOrk, ae. beorc, dieses aus ig. *bherego- (mit Ablaut) "Birke" in ai. bhUrjá- m. (mit R), russ. berEza, lit. bérzas m., und evtl. l. fraxinus "Esche". Falls nicht ein altes Lehnwort vorliegt, kann der Baumname zu der ig. Wurzel *bhereg- "glänzen" gehören, da die helle Rinde zu den auffälligsten Merkmalen des Baumes gehört. Ebenso nndl. berk, nschw. björk, nisl. birki. Suolahti (1909), 251-253; RGA 3 (1978), 28f. indogermanisch iz Birkhuhn BirkhuhnSnSubstantiv Neutrum (ein Wildhuhn) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (11. Jh.), mhd. birkhuon, ahd. birchuon Stammwort. Es heißt so, weil es in Birkenwaldungen angetroffen wird und sich von den Knospen der Birke nährt. deutsch s. Birke, s. Huhn Birne BirneSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (11. Jh., pirpaum 8. Jh., Form 17. Jh.), mhd. bir(e), ahd. bira, pira Entlehnung. Entlehnt aus l. pira f., pirum n. "Birne". Das lateinische Wort wird mit der Sache entlehnt, d.h. mit der Kenntnis der Gartenbirne. Wie die schon zuvor vorhandenen Holzbirnen benannt wurden, ist nicht überliefert. Das lateinische Wort ist seinerseits aus einem vorindogermanischen Mittelmeerwort entlehnt. Das spätere n ist aus dem Plural und anderen Kasusformen der schwachen Flexion verallgemeinert, auch das auslautende -e hängt mit dieser Entwicklung zusammen). Ebenso nndl. peer, ne. pear, nfrz. poire, (die nordischen Wörter sind aus dem Altenglischen entlehnt: nschw. päron, nisl. pera). Hoops (1905), 541f.; Frings (1932), 152; Bertsch (1947), 104-108; RGA 3 (1978), 29-32; LM 2 (1983), 225; Röhrich 1 (1991), 199f. lateinisch l < Substrat birschen birschenVsw pirschen. bis bisKonj/Präp std.Standardwortschatz (12. Jh.), mhd. biz Stammwort. Ist offenbar aus mhd. bI und mhd. ze (bei und zu) zusammengewachsen und paßte seine Lautform (Verlust des e, Aussprache des z) der Stellung vor vokalisch anlautenden Präpositionen (bis auf usw.) an. Frings, Th., Schieb, G. FS Öhmann (1954), 429-462; Schieb, G. BGDSL-H 81 (1959), 1-77. deutsch s. bei, s. zu Bisam BisamSmSubstantiv Maskulinum "Moschus" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (9. Jh.), mhd. bisem, ahd. bisamo Entlehnung. Ist entlehnt aus ml. bisamum n., dieses aus hebr. bOsäm, bäsäm. Das Wort wird übertragen auf verschiedene Wohlgerüche und stark riechende Tiere. (Die Bisamratte ist zoologisch gesehen eine Wühlmaus). Ebenso nndl. bisam, nschw. bisam, nisl. bísamrotta. Littmann (1924), 17; Lokotsch (1975), 25. lateinisch hebr Bischof BischofSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bischof, ahd. biscof, as. biskop, biscop Entlehnung. Geht zurück auf eine außerhalb des Gotischen gemeingermanische Entlehnung aus l. episcopus "Bischof" aus gr. epískopos "Aufseher", zu gr. skopein "sehen". Durch romanische Vermittlung wird dabei das p zu b (Ansätze schon im Vulgärgriechischen), und anlautendes e schwindet. So auch in anord. biskup, byskup, ae. bisceop, afr. biskop; dagegen geht das gt. aipiskaupus unmittelbar auf das griechische Wort zurück. Adjektiv: bischöflich. Ebenso nndl. bisschop, ne. bishop, nschw. biskop, bisp, nisl. biskup. Zu der Sippe des zugrundeliegenden gr. sképtesthai s. Skepsis; Bistum. Siegert (1950), 42f.; Kretschmer, P. Glotta 31 (1951), 103f.; Knapp, F. P. Sprache 19 (1973), 180-197; RGA 3 (1978), 35-40; Rotsaert, M.-L. SW 2 (1977), 181-216; LM 2 (1983), 228-238. lateinisch gr Bise BiseSfSubstantiv Femininum "Nordostwind" per.peripherer Wortschatz schwz. (11. Jh.), mhd. bIse, ahd. bIsa, as. biosa Nicht etymologisierbar. Führen zurück auf vd. *bisO f. "Nordostwind, Wirbelwind" (für den Vokal ist Länge und Kürze bezeugt, Länge etwa in fnhd. Beiswind, die Lemmaform entspricht der heute in der Schweiz üblichen). Herkunft unklar. Ein Zusammenhang mit ahd. bisOn, mhd. bisen "zügellos sein, umherrennen (wie von Bremsen geplagtes Vieh)" ist denkbar, aber nicht ausreichend wahrscheinlich zu machen. Zu Brise mit Ausfall des r? Oder lautmalend (für "pfeifen")? Ebenso nndl. (dial.) bijs, nfrz. bise. Wehrle, H. ZDW 9 (1907), 164-166; Törnqvist, N. KVNS 77 (1970), 22f.; DEO (1982), 121. deutsch ? Biskotte BiskotteSfSubstantiv Femininum "Löffelbiskuit" per.peripherer Wortschatz österr. (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. biscotto, der Entsprechung zu Biskuit. Früher allgemeiner, dann durch die französische Form Biskuit verdrängt. Ebenso nfrz. biscotte; Biskuit. italienisch it Biskuit BiskuitSmSubstantiv Maskulinum (Feingebäck) std.Standardwortschatz (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. biscuit, dieses aus l. bis coctus (pAnis) "zweimal Gebackenes (Brot)", aus l. bis "zwei, zweimal" und l. coquere (coctum) "backen, kochen". So benannt, da das Gebäck nach dem Backen noch leicht geröstet wird. Eine ältere Entsprechung ist biscott, Biskotte. Ebenso nndl. biscuit, ne. biscuit, nschw. biskvi, nisl. biskví. Vgl. Zwieback; kulinarisch, Aprikose, Biskotte. DF 1 (1913), 86; Öhmann, E. NPhM 44 (1943), 13f.; Jones (1976), 149; Cottez (1980), 51 (zum Element bis-). französisch frz bislang bislangAdvAdverb "bis heute" std.Standardwortschatz ndd. (16. Jh.)Stammwort. Gekürzt aus älterem bissolang. deutsch s. bis, s. lang Bison BisonSnSubstantiv Neutrum (ein Büffel) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Die germanische Bezeichnung des Wisents wird als bIson ins Lateinische entlehnt. Von dort aus wird das Wort als zusammenfassende Bezeichnung für den europäischen Wisent und den nordamerikanischen Wildbüffel übernommen. (Zoologisch ist der Bison mit dem Büffel nicht nahe verwandt). Ebenso nndl. bizon, ne. bison, nfrz. bison, nschw. bison, nnorw. bisonokse. lateinisch l bißchen bißchenAdj/Pron std.Standardwortschatz (16. Jh.)Stammwort. Eigentlich "ein kleiner Bissen" (und dementsprechend mit verschiedenen regionalen Diminutivformen verwendet), z.B. in ein Bißchen Brot "ein kleiner Bissen Brot". Im 17./18. Jh. verallgemeinert zu "ein wenig", also z.B. auch ein bißchen Eisen, Holz usw. deutsch s. beißen Bißgurre Bißgurre(Bißgurn) SfSubstantiv Femininum per.peripherer Wortschatz reg.regional (16. Jh.)Stammwort. Das Wort scheint eine Nachdeutung des Fischnamens Peitzker zu sein - eigentlich Gurre = "alte Stute". Dann scherzhaft übertragen auf ein "zänkisches (bissiges) Weib". deutsch d bist bistVunr bin. Bistro BistroSnSubstantiv Neutrum "einfaches (Wein)Lokal" per.peripherer Wortschatz fremd.Erkennbar fremd (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. bistro m. im Zuge der Vorliebe für regionale gastronomische Einrichtungen. Ebenso nndl. bistro, ne. bistro, nfrz. bistro, nschw. bistro, nnorw. bistro. Die Herkunft des französischen Wortes ist unklar. Vielleicht mit Suffix-Änderung zu frz. bistrouille "gepanschter Wein" (und "Ort, wo solcher Wein verkauft wird"?). DEO (1982), 124. französisch frz Bistum BistumSnSubstantiv Neutrum erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (9. Jh., Form 12. Jh.), mhd. bis(ch)tuom, ahd. biscoftuom m./n. Hybridbildung Das Wort ist also aus *Bischoftum gekürzt und lautlich angepaßt. Ebenso nndl. bisdom, nschw. biskopsdömme, nnorw. bispedomme, nisl. biskupsdämi. LM 2 (1983), 251-253. deutsch E(gr) bisweilen bisweilenAdvAdverb "zuweilen" erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (16. Jh.)Stammwort. Das Wort ist mit keiner Bedeutung von bis in Zusammenhang zu bringen. Es löst mhd. bI wIlen (noch bei Luther beiweilen) und ze wIlen (nhd. zuweilen) ab und ist vielleicht eine Kreuzung aus beiden (bI ze wIlen, vgl. die Entstehung von bis). deutsch s. beißen, s. Weile Bit BitSnSubstantiv Neutrum "Binärzeichen" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. bit, einem Kunstwort ("blending") aus ne. binary digit "binäre Zahl". E. binary geht (wie auch nhd. binär) zurück auf l. bInArius "zwei enthaltend", zu l. bInus "je zwei"; ne. digit "Ziffer, Zahl" basiert auf l. digitus "(der zum Zählen benutzte) Finger". Ein Bit ist eine Informationseinheit, die genau zwei Zustände einnehmen kann (z.B. ja - nein). Als Einheit für den Informationsgehalt wird das gleiche Kunstwort aufgefaßt als Abkürzung von basic indissoluble unit. In diesem Fall wird das Wort klein geschrieben (bit). Ebenso nndl. bit, ne. bit, nfrz. bit, nschw. bit, nnorw. bit; binär, digital. Rey-Debove/Gagnon (1988), 64; Carstensen 1 (1993), 126f. englisch e bitten bittenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bitten, ahd. bitten, as. biddian Stammwort. Aus g. *bed-ja- Vst. "bitten", auch in gt. bidjan, anord. bidja, ae. biddan, afr. bidda, bidia. Das germanische Verb entspricht in allen lautlichen und morphologischen Einzelheiten (auch in der ganz ungewöhnlichen e-Stufe eines j-Präsens) air. guidid "bittet", gr. (Glosse) théssesthai "bitten" und avest. jaidiiemi "bitte, erfrage" aus ig. *gwhedh- "bitten". Morphologisch abweichend, aber lautlich entsprechend sind die westslavischen Verben Cech. zádati, poln. Zadac "bitten" (dagegen sind die bedeutungsähnlichen Verben für "dürsten, ersehnen" in akslav. zedati "dürsten, Verlangen haben, ersehnen", akslav. zedEti "Verlangen haben, begehren"; lit. geidáuti, geidáuju "ich wünsche, begehre"; gr. póthos m. "Verlangen, Sehnsucht, Liebe" wohl eher Metathesen von ig. *dhegwh- "brennen"). Da die außergermanischen Formen auf einen Anlaut *gwh zurückführen, ist diese Gleichung einer der stärksten Hinweise darauf, daß ig. *gwh im germanischen Anlaut zu b- geworden ist. Hierzu die Höflichkeitsformel bitte; das Abstraktum Bitte, die Präfigierung mit ver-, das Partikelverb mit ab-, und die Komposita Bittschrift und Bittsteller. Ebenso nndl. bidden, ne. bid, nschw. (veraltet) bedja, nisl. bidja; beten, Gebet, Pedell. Seebold (1970), 91-93; Seebold, E. in Mayrhofer/Peters/Pfeiffer (1980), 479-482; Röhrich 1 (1991), 201f.; Seebold, E. BGDSL 122 (2000), 478-481. Zur möglichen Entlehnung in die finnisch-ugrischen Sprachen: J. Koivulehto (1991), 24. indogermanisch iz bitter bitterAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bitter, ahd. bittar, as. bittar Stammwort. Aus g. *bit-ra- Adj. "bitter", auch in anord. bitr, ae. biter neben dem hochstufigen *bait-ra- gleicher Bedeutung in gt. baitrs und *baiska- (aus *bait-ska-) in anord. beiskr. Sämtliche Formen zu der Verbalwurzel g. *beit-a- "beißen", also ursprünglich "beißend". Vor r ist die hochdeutsche Lautverschiebung unterblieben. Abstrakta: Bitterkeit, Bitternis; Präfixableitungen: erbittern, verbittern mit den Abstrakta auf -ung. Ebenso nndl. bitter, ne. bitter, nschw. bitter, nisl. bitur. Röhrich 1 (1991), 202; Heidermanns (1993), 126. gemeingermanisch iz Bittersüß BittersüßSn Jelängerjelieber. Bitumen BitumenSnSubstantiv Neutrum "Erdpech" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. bitUmen "Erdharz". Ebenso nndl. bitumen, ne. bitumen, nfrz. bitume, nschw. bitumen. Das lateinische Wort gehört wohl zu dem Wort für "Harz", das in Kitt erhalten ist, hat aber einen untypischen Lautstand; Beton. Lüschen (1979), 189. lateinisch l Bitze BitzeSfSubstantiv Femininum "Baumgarten, Grasgarten" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (10. Jh.), mhd. bíziune, bizUne n., ahd. bízUni n., bizUna f Stammwort. Also "eingezäuntes Grundstück" zu bei und Zaun. Vgl. Beunde. deutsch iw bitzeln bitzelnVswschwaches Verb "prickeln" per.peripherer Wortschatz obd. wmd. (15. Jh.)Stammwort. Diminuierende Bildung zu beißen. deutsch s. beißen Biwak BiwakSnSubstantiv Neutrum "Nachtlager im Freien" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. bivouac m., dieses aus ndd. bi-wachte (ndl. bijwacht) "Beiwache, Hilfswache". Da die Beiwache nicht wie die Hauptwache in einem festen Bau, sondern im Freien postiert ist, kommt die Bedeutungskomponente "im Freien" hinzu. Diese wird allmählich dominant und drängt das ursprüngliche Benennungsmotiv des Wachehaltens zurück. Verb: biwakieren. Ebenso nndl. bivak, ne. bivouac, nschw. bivack, nnorw. bivuakk. DF 3 (21997), 336-338. französisch frz bizarr bizarrAdjAdjektiv "absonderlich, wunderlich" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. bizarre, dieses aus it. bizzarro, ursprünglich "zornig, launenhaft", einer Ableitung von obit. bizza "üble Laune, Jähzorn", das möglicherweise entlehnt ist aus ahd. bAga "Streit". Semantisch hat wohl ein nfrz. bigarre "querliegend" mitgewirkt. Ebenso nndl. bizar, ne. bizarre, nschw. bisarr, nnorw. bisarr. Schalk, F. FS Wartburg (1958), 655-679; Schalk (1966), 21-59; Rohlfs, G. ZRPh 80 (1964), 120-126; Gamillscheg, E. FS Grevisse (1966), 118f.; Bursch, H. RF 86 (1974), 447-450; DEO (1982), 125; DF 3 (21997), 338-341. französisch it Bizeps BizepsSmSubstantiv Maskulinum "der zweiköpfige Oberarmmuskel" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Anpassung von l. biceps "doppelköpfig", zu l. caput n. "Kopf, Haupt" und l. bis "zwei". So benannt nach dem doppelten Ansatz an der Schulter. Zu den auf l. caput "Haupt" zurückgehenden Wörtern. Ebenso nndl. biceps, ne. biceps, nfrz. biceps, nschw. biceps; Chef. lateinisch l Blabla BlablaSnSubstantiv Neutrum "leeres (gesellschaftliches) Gerede" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (14. Jh.)Stammwort. Eine auch im Französischen und Englischen mit gleicher Bedeutung auftauchende Lautnachahmung. Vgl. plappern, l. blatAre "plappern", anord. bladr "Unsinn". Liberman, A. GL 30 (1990), 100-102; Röhrich 1 (1991), 202; Carstensen 1 (1993), 127. deutsch d Blache BlacheSf Plane. Blachfeld BlachfeldSnSubstantiv Neutrum "flaches Feld, Ebene" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (15. Jh.)Stammwort. Bei Luther neben blaches Feld, das möglicherweise erst aus dem Kompositum zurückgewonnen ist. Auf Grund der Beleglage ist wohl von *Flachfeld mit Dissimilierung des ersten f gegen das zweite auszugehen, unter Umständen hat zusätzlich ein Wort wie Blache (s. unter Plane) eingewirkt. Falls urverwandt mit lit. blAkas "gleich, eben", müßte es sich in Flurnamen gehalten haben; anders wäre sein späteres Auftreten nicht zu erklären. Stammler (1954), 131f. deutsch io ?, s. Feld blaffen blaffenVswschwaches Verb "kurz bellen" erw.erweiterter Standardwortschatz reg.regional (15. Jh.), mndd. blaffen Stammwort. Lautmalerische Bildung aus dem Umkreis von bellen. Ebenso nndl. blaffen; belfern. deutsch d Blagen BlagenSplSubstantiv Plural (Blag m./n.) "Kinder", "Kind" per.peripherer Wortschatz wndd. (20. Jh.), nndl. blaag Stammwort. Herkunft unklar. Ebenso nndl. blaag. deutsch d Blahe BlaheSf Plane. blähen blähenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (10. Jh., ziblaan 8. Jh.), mhd. bläjen, ahd. blAen, blAjen Stammwort. Aus wg. *blä-ja- Vst., das aber einzelsprachlich schwaches Verb wird, "blähen, blasen", auch in ae. blAwan "blasen", afr. onblA "einhauchen". Außergermanisch vergleicht sich l. flAre "blasen", das A (vielleicht le) aufweist. Lautgebärde, ähnlich wie die unter Bausch besprochene. Eine Erweiterung dazu ist blasen. Abstraktum: Blähung; Partikelverb: aufblähen. Ebenso ne. blow. S. auch Blatt, Blatter. Seebold (1970), 117f. indogermanisch iw blaken blakenVswschwaches Verb "brennen, rußen, qualmen" per.peripherer Wortschatz ndd. (19. Jh.)Stammwort. Übernommen aus dem Niederdeutschen (mndd. blaken, mndl. blaken) und trotz der erst späten Bezeugung ein altes Wort. Außergermanisch vergleichen sich unter einem Ansatz ig. *bhleg- "brennen" toch. AB pälk- "brennen, leuchten", gr. phlégO "ich brenne, leuchte", auch trans., l. flagrAre "brennen, lodern", nebst l. flamma "Flamme" aus *flag-ma. Für das Germanische wäre ein starkes Verb **blek-a- vorauszusetzen, das aber nicht bezeugt ist, *blak-O- kann zu ihm ein Intensivum sein. Ebenso nndl. blaken. S. phlegmatisch zu Entlehnungen aus der griechischen Verwandtschaft, blecken und blitzen zu der Schwierigkeit der Abgrenzung gegenüber *bleik-a- "schimmern". deutsch iz blamieren blamierenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (17. Jh.) mit Adaptionssuffix. Entlehnt aus frz. blâmer "tadeln", mit unregelmäßiger Lautentwicklung aus spl. blastemare, aus l. blasphEmAre "(Gott) lästern, tadeln", aus gr. blasphEmein, das mit gr. phánai "reden, sagen" verwandt ist. Das Wort wird im Deutschen zunächst vor allem in der Bedeutung "beschimpfen, schmähen" gebraucht; in der Sprache der Studentenverbindungen wandelt sich die Bedeutung (zu "bloßstellen"), als das Wort häufig bei Vergehen gegen den Ehrenkodex verwendet wird. Abstraktum: Blamage (ohne französisches Vorbild); Adjektiv: blamabel; Verb: blamieren. Ebenso nndl. blameren, ne. blame, nschw. blamera, nnorw. blamere. Zu der Sippe von gr. phánai "reden" s. Blasphemie. DF 3 (21997), 344-349; Jones (1976), 150f.; Brunt (1983), 157. französisch frz blangen blangenVsw belangen. blank blankAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (10. Jh.), mhd. blank, ahd. blanc, mndd. blank Stammwort. Führen auf vd. *blanka- Adj. "glänzend, weiß, hell" zurück. Damit vergleicht sich zunächst (als Pferdefarbe) anord. blakkr "fahl", aber auch "braun", ae. blanca "Schimmel", so daß wohl ein g. *blanka- "weiß" anzusetzen ist (zumal ein solches Wort durch die romanischen Entlehnungen frz. blanc, it. bianco vorausgesetzt wird); die Bedeutungsabgrenzung macht aber stellenweise Schwierigkeiten. Die neuhochdeutsche Bedeutung "bloß, bar" geht wohl auf Wendungen wie blankes Schwert "gezogenes Schwert" zurück, das ursprünglich "blitzendes Schwert" geheißen haben kann, aber als "bloßes Schwert" zu verstehen war. Lautlich und semantisch gehört blank zu blinken, doch ist dieses Verb wesentlich später und schlechter bezeugt. Zu Wörtern mit ähnlicher Lautform und Bedeutung gehören noch blaken, blecken, bleich und blitzen. Ebenso nndl. blank, nschw. black; Blankett, blanko. Schwentner (1915), 37-39; Röhrich 1 (1991), 202; Heidermanns (1993), 129f. west- und nordgermanisch iw Blankett BlankettSnSubstantiv Neutrum "unterschriebenes, aber nicht vollständig ausgefülltes Schriftstück" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (16. Jh.) Scheinentlehnung. Französisierende Neubildung nach dem Vorbild von frz. carte blanche. Ebenso nndl. blanket, nschw. blankett, nnorw. blankett; blanko. DF 3 (21997), 350-353; LM 2 (1983), 263. französisch frz blanko blankoAdjAdjektiv "unliniert, unausgefüllt" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Entlehnung. Im 17. Jh. entlehnt aus it. (in) bianco (eigentlich "in weiß"), wobei die Form an nhd. blank angeglichen wird, aus dessen Vorform es wohl entlehnt ist. Ebenso nndl. blanco, ne. in blank, nfrz. en blanc, nschw. blanko, nnorw. blanko. S. auch Blankett. DF 3 (21997), 350-353. italienisch it Blankscheit BlankscheitSnSubstantiv Neutrum "Fischbein im Mieder" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (18. Jh.) Volksetymologie. Umgedeutet aus frz. planchette f., eigentlich "Plättchen, Brettchen". französisch frz Blankvers BlankversSmSubstantiv Maskulinum "reimlose Jamben" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. blank verse "reiner (d.h. reimloser) Vers". Ebenso nndl. blank vers, nfrz. vers blanc, nschw. blankvers; blank, Vers. DF 1 (1913), 87f.; Ganz (1957), 40. englisch e blasen blasenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. blAsen, ahd. blAsan, mndd. blasen, mndl. blasen Stammwort. Aus g. *bläs-a- Vst. "blasen", auch in gt. -blesan, anord. blása. Dieses ist eine nur germanische Erweiterung der Wurzel (ig.) *bhlE-, die unter blähen dargestellt ist. Hierzu als "Aufgeblasenes, Aufblasbares" nhd. Blase, mhd. blAse, ahd. blAsa f. nndl. blaas. Ebenso nndl. blazen, nschw. blosa, nisl. blása. Seebold (1970), 120; Röhrich 1 (1991), 203-205. gemeingermanisch iw blasiert blasiertAdjAdjektiv "dünkelhaft, überheblich" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (18. Jh.) Weiterbildung aus Entlehnung. Entlehnt aus frz. blasé "abgestumpft, gleichgültig", dem Adj. (PPrät.) zu frz. blaser "abstumpfen", dessen Herkunft nicht sicher geklärt ist. Ursprünglich ein wissenschaftlicher Fachausdruck zur Bezeichnung übersättigter Flüssigkeiten; dann übertragen auf die Alkoholaufnahme im menschlichen Körper und deren Wirkung auf die körperliche Verfassung, woraus sich die Bedeutung "gleichgültig, abgestumpft" ergibt. Unter Verlust des ursprünglichen Benennungsmotivs Bedeutungsverengung von "gleichgültig, uninteressiert" hin zu "uninteressiert aus Überheblichkeit", schließlich "hochnäsig". Ebenso nndl. geblaseerd, ne. blasé, nschw. blaserad, nnorw. blasert. DF 3 (21997), 353-356. französisch frz blasonnieren blasonnierenVswschwaches Verb "ein Wappen mit Malereien schmücken" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (14. Jh.), spmhd. blasenieren, blesenieren mit Adaptionssuffix. Spmhd. blasenieren, blesenieren ist entlehnt aus afrz. blasonner "Wappen malen", zu afrz. blason "Schild, Wappen am Schild", dessen weitere Herkunft nicht sicher geklärt ist. Ebenso nndl. blazoeneren, ne. blazon. LM 2 (1983), 267. französisch frz Blasphemie BlasphemieSfSubstantiv Femininum "(Gottes)Lästerung" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. blasphEmia, dieses aus gr. blasphEmía, einem Abstraktum zu gr. blasphEmein "lästern, schmähen", das zu gr. phánai "reden, sagen" gehört. Das Vorderglied ist unklar. Adjektiv: blasphemisch. Ebenso nndl. blasfemie, ne. blasphemy, nfrz. blasphème, nschw. blasfemi, nnorw. blasfemi. Auf Abstrakta zu gr. phánai "sagen" gehen einerseits Blasphemie und Euphemismus, andererseits Aphasie zurück, ein Nomen agentis ist Prophet; blamieren geht über das Französische auf das Grundwort von Blasphemie zurück. Zu den germanischen Entsprechungen s. Bann. DF 3 (21997), 356-359. lateinisch gr blaß blaßAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (13. Jh.), mhd. blas (selten, auch in abliegenden Bedeutungen, die möglicherweise nicht hierhergehören), ahd. blas ros "Pferd mit Blesse", as. blas "weiß" Stammwort. Aus vd. *blasa- neben der etwas weiter verbreiteten j-Ableitung in Blesse. Eine nur germanische Erweiterung zu ig. *bhel- "weiß" (besonders als Tierfarbe und für weiße Flecken auf Tieren). Modifikation: bläßlich; Abstraktum: Blässe; Präfigierungen mit er- und ver-. Belche. Schwentner (1915), 43f.; Röhrich 1 (1991), 205; Heidermanns (1993), 130. deutsch iwo Blatt BlattSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. blat, ahd. blat, as. blad Stammwort. Aus g. *blada- n. "Blatt", auch in anord. blad, ae. bläd, afr. bled (im Gotischen steht für den Plural das Wort Laub). Dieses läßt sich mit anderen indogermanischen Wörtern für "Blatt" vergleichen, die auf *bhel- zurückführen: toch. A pält, gr. phYllon (mit unregelmäßiger Vertretung der Schwundstufe), l. folium, mir. bileóc. Weitere Verknüpfungen sind unklar; vermutlich aus "sprossen, hervorbrechen", dann näher zu blühen und vielleicht zu der unter blähen behandelten Lautgebärde für "blasen, schwellen, platzen". - Das Wort steht in zahlreichen übertragenen Verwendungen für flache Gegenstände. Dabei geht auf die Bedeutung "Schulterblatt" zurück das Blatt beim Schalenwild (Körpergegend um das Schulterblatt herum), auf "Blatt Papier" kein Blatt vor den Mund nehmen (bei den Schauspielern: nicht das Blatt vor den Mund halten, um zu verdecken, wer spricht), auf den Stoß Blätter (beim Buch, beim Kartenspiel usw.) blättern im Sinn von "in dünne Schichten zerfallen", sowie die Bezeichnung Blättermagen für den dritten Magen der Wiederkäuer (wegen der Schichten der Magenhautgebilde) und Blätterteig. Die Wendung das Blatt hat sich gewendet ist nicht ausreichend geklärt. Ebenso nndl. blad, nschw. blad, nisl. blad. Zur lateinischen Verwandtschaft s. Folie. Kügler, H. MS 54 (1939), 35; Röhrich 1 (1991), 205-209. west- und nordgermanisch iz Blatter BlatterSfSubstantiv Femininum per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (8. Jh.), mhd. blAtere, ahd. blAt(a)ra, as. blAdara Stammwort. Aus wg. *blädrOn f. "Blase, Pocke", auch in ae. blädre, einer Instrumentalbildung auf ig. *-tro- (im Germanischen auch zu femininen n-Stämmen umgebildet) zu der unter blähen behandelten Wortsippe. Also eigentlich "Mittel zum Aufblasen" (etwa eine Schweinsblase), und dann übertragen auf Blasen auf der Haut. Ebenso nndl. blaar, ne. bladder. Rauch (1995), 110-117. westgermanisch iw blau blauAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. blA(wes), ahd. blAo, blAw-, as. blAo Stammwort. Aus g. *bläwa- Adj. "blau", auch in anord. blár "dunkelblau, dunkel", ae. bläwen, afr. blaw. Semantisch steht diesem am nächsten kymr. blawr "grau, grau-blau" (aus *bhlO-ro-), während das formal ähnlichere l. flAvus "goldgelb, blond" (*bhlA-wo- neben *bhlE-wo- als Vorstufe für das germanische Wort) in der Bedeutung stärker abweicht. Zu einer Gruppe von westeuropäischen Farbwörtern aus einer Grundlage (ig.) *bhel- mit im einzelnen unklaren Zusammenhängen. - Das Wort tritt in mehreren übertragenen Verwendungen auf, die nur teilweise erklärt werden können. Die Bedeutung "betrunken" stammt wohl aus "blau vor den Augen", "blau sehen" u.ä. (wofür wir heute schwarz sagen), bezeichnet also das Schwindelgefühl des Betrunkenen. - Blaues Blut ist eine Übersetzung aus span. sangre azul als Kennzeichen für (reinen) Adel. Der Ausdruck ist ursprünglich aber eine spöttische Bezeichnung, variierend mit "besonders rotes Blut". Der ursprüngliche Ausdruck für "reines, adeliges Blut" war gotisches Blut, das dann außer Gebrauch kam, worauf das ursprünglich spöttische blaues Blut an seine Stelle trat. - Die Ausdrücke blauer Montag und blau machen gehen auf den Brauch zurück, den Handwerksgesellen den Montag frei zu geben (die Bezeichnung als blauer Montag seit 1550). Blau war er wegen der Kirchenfarbe der damit verbundenen Quatember-Gedächtnismessen für verstorbene Mitglieder. Die Zahl der blauen Montage war fast zu allen Zeiten heftig umkämpft; deshalb war auch vielerorts verboten, zusätzliche blaue Montage zu machen, worauf die heutige Bedeutung "einen (unberechtigten) freien Tag einlegen" samt der verkürzten Formulierung blau machen zurückgeht. - Der blaue Brief bezieht sich auf die blaue Farbe der amtlichen Schreiben früherer Zeit - heute in der Regel "Kündigungsschreiben" oder "Mitteilung der Schule, daß das Kind nicht in die nächste Klasse versetzt wird". Ebenso nndl. blauw, ne. blue (über das Französische), nschw. blo, nisl. blár. Schwentner (1915), 69-74; Sofer, J. Glotta 18 (1930), 125f.; Woll, D.: Neue Beiträge zur romanischen Etymologie 10 (1975), 342-367; Röhrich 1 (1991), 209f.; RGA 8,1/2 (1991), 209f.; Heidermanns (1993), 135; Heisig, K. MS 90 (1980), 181-184 (anders zu blaues Blut); Wanzeck, Ch. (York 2002), 130-344. indogermanisch iw blauäugig blauäugigAdjAdjektiv "naiv" erw.erweiterter Standardwortschatz stil.stilistisch (19. Jh.)Stammwort. Der romantische Heldentyp mit blonden Haaren und blauen Augen wird in nach-romantischer Zeit kritischer betrachtet, und so spricht etwa Thomas Mann (Tonio Kröger 1903) "von den zwar liebenswerten, aber vor allem auch geistlosen Vertretern dieser blonden und blauäugigen Normalität". Aus solchen kritischen Bemerkungen heraus entsteht in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Verwendung von blauäugig für "naiv". Rölleke, H. WW 33 (1983), 273f.; Röhrich 1 (1991), 210f. deutsch s. blau, s. Auge Blaubart BlaubartSmSubstantiv Maskulinum "Frauenmörder" erw.erweiterter Standardwortschatz bildg.bildungssprachlich (18. Jh.)Stammwort. Nach dem französischen Märchen vom Ritter Barbe Bleue, der den Gehorsam seiner Frauen auf die Probe stellt und sie tötet, wenn sie die Probe nicht bestanden haben. Bei dem Namen scheint es sich um eine Nachdeutung von barbeu zu handeln, das seinerseits aus einer frühen Entsprechung zu Werwolf stammt. Picherit, J.-L. NPhM 89 (1988), 374-377. deutsch s. blau, s. Bart Blaubuch BlaubuchSnSubstantiv Neutrum "fürs Parlament gedruckte Darlegung der Außenpolitik mit Beifügung der wesentlichen Aktenstücke" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Stammwort. Nach ne. blue book (weil im englischen Parlament diese Akten blau, d.h. in der Farbe des königlichen Wappens, eingebunden wurden; die Außenpolitik war ein Privileg des Königs). In Deutschland im Reichstag aufgenommen und danach Gelb-, Rot-, Weißbuch gebildet (Stiven 1936, 49 zitiert aus den Protokollen des Reichstags 1869 "... der Sitte fast aller anderen europäischen Länder zu folgen und dem Reichstage künftig eine Darlegung der auswärtigen Politik ... zugehen zu lassen ... mit Beifügung der wesentlichen ... Aktenstücke, welche unter dem Namen Blaubücher in England und neuerdings in den verschiedensten Regenbogenfarben in allen Ländern bis zur Türkei hin üblich geworden" sind). Für die Sache wird heute Weißbuch gesagt, allgemein spricht man von Farbbüchern (Farbbuch). Wanzeck (2002), 150-155. deutsch s. blau, s. Buch bläuen bläuenVsw bleuen. Blausäure BlausäureSfSubstantiv Femininum erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Stammwort. Stark giftige Säure, die zuerst 1782 von C. Scheele aus Berliner Blau gewonnen wurde und deshalb zunächst Berliner-Blau-Säure genannt wurde. Dann gekürzt. deutsch s. blau, s. Säure Blaustrumpf BlaustrumpfSmSubstantiv Maskulinum abwertend für "intellektuelle Frau, die auf die als typisch weiblich geltenden Eigenschaften keinen Wert legt" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Stammwort. Lehnübersetzung von ne. blue-stocking. Die Herkunftslegenden, die diesen Wortgebrauch erklären sollen, können in der vorgebrachten Form nicht richtig sein; die nachweisbaren Elemente reichen aber zu einer umfassenden Deutung nicht aus. Erwiesen ist, daß in dem schöngeistigen Salon der Lady Montague (und in anderen Salons) ein dort gern gesehener Gast namens (Mr.) Stillingfleet mit blauen Strümpfen in Verbindung gebracht wurde (diese waren als Teil der Arbeitskleidung in einer Gesellschaft nicht angemessen). Weiter scheint ein philosophischer Gesprächskreis in diesem Zirkel mit Stillingfleets blauen Strümpfen in Verbindung gebracht worden zu sein, und Mitglieder dieses Zirkels (vor allem Fanny Burney und Hannah More) scheinen das Wort blue stocking als eine Art Markenzeichen schriftstellerisch tätiger junger Damen der Gesellschaft (eine damals noch durchaus verpönte Konstellation) gebraucht zu haben. Ob sie sich nur blue stockings nannten oder tatsächlich auch blaue Strümpfe trugen, ist unklar. Auf jeden Fall wurde dieser Akt der gesellschaftlichen Emanzipation mit der Bezeichnung als Blaustrumpf verbunden. Danach blue-stocking, Blaustrumpf für "gelehrte Frau", in Deutschland schon Ende des 18. Jhs. - Ein älteres Blaustrumpf (17. Jh.) meinte die Polizeidiener (wegen ihrer blauen Strümpfe); dieser Ausdruck war hauptsächlich bei den Hallischen und Leipziger Studenten üblich. Myers, S. H., Studies in 18th. Century Culture 15 (1986), 279-288; Wanzeck (2002), 322-340. deutsch s. Blau, s. Strumpf Blech BlechSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. blech, ahd. bleh, mndd. blik, mndl. blic Stammwort. Aus vd. *blika- n. "dünne Metallscheibe". Vermutlich eine Ableitung aus g. *bleik-a- "glänzen" (bleichen), also ursprünglich "Glanz, Glänzendes". In früher Zeit handelt es sich vor allem um Goldblech, deshalb auch im Gebrauch für Geld und Schmuck. Der Gebrauch in der Gaunersprache seit dem 15. Jh. (Blech "kleine Münze", dann auch "Geld") ist aber eher ironisch als ein Rückgriff auf diese alten Verhältnisse; dazu in der Studentensprache des 18. Jh. blechen "bezahlen". In der neueren Zeit ist Blech aus Eisen oder Aluminium, deshalb erheblich weniger wert und damit Bezeichnung für etwas nicht Solides; dann auch übertragen "Unsinn". Blechmusik ist "Blasmusik", weil die Blasinstrumente vorwiegend aus Blech bestehen. Adjektiv: blechern. Ebenso nndl. blik. RGA 3 (1978), 63-72; Wolf (1985), 56; LM 2 (1983), 269-270; Röhrich 1 (1991), 212. deutsch io blecken bleckenVswschwaches Verb (heute fast nur noch in "die Zähne blecken) std.Standardwortschatz phras.Phraseologismus (8. Jh.), mhd. blecken "aufblitzen lassen, durchscheinen lassen, entblößen", ahd. blecken "aufblitzen, glänzen" Stammwort. Aus vd. *blekk-ä- "aufblitzen (lassen)", ähnlich ae. blIcettan "glänzen", ahd. bleckazzen "glitzern". Die genaue lautliche Bestimmung der Wörter dieser Bedeutung mit e/i-Vokalismus ist schwierig, weil zwei Grundlagen in Frage kommen: einmal g. *blek- (blaken) und zum andern g. *bleik-a- (bleichen). Die beiden Sippen sind bedeutungsähnlich und gehen vermutlich auch auf die gleiche Wurzel zurück (ig. *bhel-, einerseits zu *bhl-eg-, andererseits zu *bhl-ei-g- erweitert). Semantisch ist blecken in beiden Fällen gleich zu erklären - die Intensiv-Gemination verweist auf den Ausdruck für einen kurzen, intensiven Vorgang, also etwa "aufblitzen". Glombik-Hujer, H. DWEB 5 (1968), 64f. westgermanisch gw Blei 1 Blei 1SnSubstantiv Neutrum (Schwermetall) std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. blI(wes) m./n., ahd. blIo, blIwo, as. blI Nicht etymologisierbar. Aus g. *blIwa- n. "Blei", auch in anord. blY (aber ae. lEad; Lot). Das Wort ist am ehesten entlehnt aus einer nicht-indogermanischen Sprache, die auch gr. mólybdos, mólibos m. "Blei" (und vielleicht l. plumbum "Blei") geliefert hat: Aus *mlib- hätte sich g. *blib- oder *bliw- ergeben können, so daß sich gr. mólibos m. und g. *blIwa- lautlich ausreichend nahe stehen. Bei einer Metallbezeichnung liegt die Annahme der Entlehnung ohnehin nahe. Adjektiv: bleiern. Ebenso nschw. bly, nisl. blY. Vgl. Lot, Plombe, Mennige; Bleistift. Senn, A. JEGP 32 (1933), 509; Lengmark, S. MoS 47 (1953), 63-71; Lippmann (1919), 574-577; Lüschen (1979), 190; RGA 3 (1978), 72-75; LM 2 (1983), 270-274; Röhrich 1 (1991), 212f. west- und nordgermanisch gwn Blei 2 Blei 2SmSubstantiv Maskulinum (Blei(h)e f.) "Abramis brama" (Brachse) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Stammwort. Übernommen aus dem Niederdeutschen (die hochdeutsche Form ist Blicke), mndd. blei(g), bleger, bleyer, mndl. blei aus wg. *blajjOn, auch in ae. bläge. Weitere Herkunft unklar; in Anbetracht dessen, daß es sich um einen Weißfisch handelt, ist eine Erweiterung zu (ig.) *bhel- "weiß" (Belche und Blesse) nicht ausgeschlossen. Ebenso nndl. blei, ne. blay, bley. westgermanisch iwo bleiben bleibenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. b(e)lIben, ahd. (bi)lIban, as.(bi)lIban Stammwort. Aus g. *bi-leib-a- Vst. "bleiben", auch in anord. blífa (entlehnt, nur in späten christlichen Texten bezeugt), ae. belIfan, afr. b(i)lIva, belIva (gt. nur eine umstrittene Einzelform bilaif). Der Auslaut zeigt grammatischen Wechsel, wie der Vergleich mit gt. aflifnan "übrig bleiben" erweist; es ist also (ig.) *leip- vorauszusetzen. Eine Wortsippe mit diesem Lautstand gibt es für die Bedeutung "beschmieren, kleben", das mit "bleiben" als "hängen bleiben, kleben bleiben" verbunden werden kann. Ai. limpáti "beschmiert, salbt", toch. AB lip- "übrig bleiben", akslav. prilEpiti "kleben", lit. lìpti "kleben", gr. vielleicht aleíphO "ich schmiere, salbe" (wenn sekundär aspiriert gegenüber gr. lípos n. "Fett"). Dieses aus einer einfacheren Wurzel *lei- "schmieren", die etwa in l. linere vorliegt. Präfigierungen: ver-, unter-; Abstraktum: Verbleib; Konkretum: Bleibe, Überbleibsel; Adjektiv (PPrät.): Hinterbliebener. Ebenso nndl. blijven, nschw. bli(va). S. leben, Leber, Leim und die zweiten Bestandteile von elf und zwölf. Seebold (1970), 326f.; Röhrich 1 (1991), 213. gemeingermanisch iz bleich bleichAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bleich, ahd. bleih, as. blEk Stammwort. Aus g. *blaika- Adj. "gelblich glänzend", auch in anord. bleikr, ae. blAc; die Bedeutung "blaß" tritt vor allem im Deutschen hervor. Mit der entsprechenden Lautform gibt es im Germanischen Wörter aus dem Bedeutungsbereich "blaß" und solche mit "glänzen, leuchten" (s. *bleik-a- unter bleichen). Letztlich gehen diese Bedeutungen aber sicher auf den gleichen Ausgangspunkt zurück. Zu "bleich" gehören etwa anord. blikna "erblassen" und außergermanisch lit. blYksti "bleich werden". Die andere Bedeutung unter bleichen. Ebenso nndl. bleek, ne. black "schwarz" aus "glänzend", nschw. blek, nisl. bleikur; Bleichert. Schwentner (1915), 39-43; Heidermanns (1993), 127f. west- und nordgermanisch io bleichen bleichen(erbleichen, verbleichen) Vststarkes Verb std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. blIchen, ahd. blIhhan, as. blIkan Stammwort. Aus g. *bleik-a- Vst. "glänzen, schimmern", auch in anord. blíkja, ae. blIcan, afr. bleka. Die Bedeutung ist im Deutschen durch bleich "blaß" beeinflußt worden, so daß semantisch die abgeleitete Bedeutung "bleich werden", aber mit starker Flexion, vorliegt. Das Faktitivum bleichen "bleich, hell machen" ist ein schwaches Verb. Ebenso nndl. blijken "sich herausstellen", nisl. blika; Blech, blecken, bleich, Bleichert. Seebold (1970), 118-120; LM 2 (1983), 274 (zu Bleiche). west- und nordgermanisch io Bleichert BleichertSmSubstantiv Maskulinum "hellroter Wein" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Stammwort. Aus bleich und dem Namenelement -hart. deutsch s. bleich, s. -hart Bleistift BleistiftSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (17. Jh.)Stammwort. Im 17. Jh. wurde in England (Cumberland) eine Graphitgrube entdeckt, die einen so feinen Graphit lieferte, daß man damit schreiben konnte. Die Art des Materials wurde nicht erkannt - man hielt es für Bleierz und nannte es Bleiweiß oder englisches Blei, auch Wasserblei, sogar schwarzes Bleiweiß; in England selbst blacklead (das Material ist glänzend, färbt aber schwarz ab; im deutschen Bereich galt Bleiweiß allgemein für Bleierze und -mineralien). Die Schreibstifte nannte man im Deutschen Reißblei, Schreibblei oder Wasserblei; dann auch Bleistifte oder Bleiweißstifte. Noch die Einrichtung einer Fabrik für diese Schreibgeräte durch F. Staedtler 1662 in Nürnberg gilt dem Bleiweißsteftmachen. Der Nachweis, daß das Material Graphit (zu gr. gráphein "schreiben") in Wirklichkeit eine Kohlenstoff-Modifikation ist, kam zu spät (1789), um die Bezeichnung noch ändern zu können - es blieb bei Bleistift, das entweder zu (englisches) Blei gebildet oder eine Klammerform aus Bleiweißstift ist. Blei1, Graphit. Röhrich 1 (1991), 213. deutsch s. Blei, s. Stift Bleiweiß BleiweißSnSubstantiv Neutrum 1. "Bleicarbonat" (weißes Weißblei), 2. "Graphit" (schwarzes Weißblei) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Stammwort. Das Bleicarbonat ist ein weißes Pulver, das als Bestandteil von Farben hohe Deckkraft hat, daher die Bezeichnung. Das Benennungsmotiv von 2 beruht auf der ursprünglichen Annahme, daß es sich bei dem Material um ein Bleierz handelt. Auffälligerweise wurde es in England blacklead, in Deutschland Bleiweiß genannt (Bleistift). Ebenso nndl. loodwit, ne. white lead, nschw. blywitt, nnorw. blyhvitt; Blei1. deutsch s. Blei, s. weiß Blende 1 Blende 1SfSubstantiv Femininum "Gestein, das metallisch aussieht" (z.B. Zinkblende) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Stammwort. Zu blenden im Sinn von "täuschen". Später Sammelbegriff für einige halbmetallisch aussehende Gesteine geringer Härte. Lüschen (1979), 191. deutsch s. blind Blende 2 Blende 2Sf "Abdeckvorrichtung" blenden. blenden blendenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. blenden, ahd. blenten, mndd. blenden, blinden Stammwort. Aus wg. *blandija- Vsw. "blenden", auch in ae. blendan, afr. blenda, blinda, Faktitivum zu blind mit auffälligem Ablaut. Vielleicht liegt deshalb eher (wie lit. blisti "trübe werden, sich verfinstern" nahelegt) ein Kausativum zu einem im Germanischen nicht mehr erhaltenen starken Verb **blend-a- "sich verfinstern" vor, zu dem blind eine e-stufige Ableitung wäre. Hierzu als Ableitung Blende2 "Abdeckvorrichtung"; zu diesem abblenden, dann auch einblenden. Zur Grundbedeutung blendend und verblenden. westgermanisch s. blind Blendling BlendlingSmSubstantiv Maskulinum "Mischling" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Stammwort. Wie anord. blendingr eine Herkunftsbildung zu dem schwachen Verb nhd. blenden "mischen" neben dem starken Verb g. *bland-a- "mischen" in gt. blandan, anord. blanda, ae. blandan, as. PPrät. giblandan, ahd. blantan. Dies vergleicht sich vor allem mit lit. blesti, blAsti "Essen mit Mehl anrühren". Von "mischen" zu "trüben" zu "verfinstern" läßt sich der Zusammenhang mit blind erklären. Seebold (1970), 115-117. deutsch s. blind Blesse BlesseSfSubstantiv Femininum "weißer Fleck (auf der Stirn), Haustier mit einem solchen Fleck" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Stammwort. Zu blaß. Weiße Flecken bezeichnen auch mhd. blasse, ahd. blas(ros), mndd. bles(se), anord. blesi (m.) und blesóttr (Adj.). Die e-Formen beruhen am ehesten auf einer j-haltigen Nominalableitung. Daneben mit grammatischem Wechsel mndd. blare, mndl. blaar. blaß, Belche. Heidermanns (1993), 130. west- und nordgermanisch iw blessieren blessierenVswschwaches Verb "verwunden" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (17. Jh.) mit Adaptionssuffix. Entlehnt aus frz. blesser, dessen weitere Herkunft nicht sicher geklärt ist. Abstraktum: Blessur. Ebenso nndl. blesseren, nschw. blessera, nnorw. blessere. DF 3 (21997), 359-362. französisch frz bleuen bleuenVswschwaches Verb "schlagen" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (8. Jh.), mhd. bliuwen Vst., ahd. bliuwan Vst., as. Utbliuwan (nur Präs.) Stammwort. Aus g. *bleww-a- "schlagen" Vst., auch in gt. bliggwan. In neuerer Zeit zu blau gezogen (grün und blau schlagen) und zu einem schwachen Verb geworden. Die Sippe hat außergermanisch keine genaue Vergleichsmöglichkeit. Eine Ableitung ist Bleuel, mhd. bliuwel, ahd. bliuwil "Mörserkeule, Schlegel zum Brechen der Flachsstengel", hierzu in neuerer Zeit Pleuelstange. Präfigierung mit ver-; Partikelverb mit ein-. Seebold (1970), 120f.; Lloyd, A. L. AJGLL 1 (1989), 53-66. gemeingermanisch gz Blick BlickSmSubstantiv Maskulinum, blicken Vsw std.Standardwortschatz (10. Jh.)Stammwort. Unter blecken ist auf die Wortsippe hingewiesen, die auf g. *blekk-/blikk- mit Intensiv-Gemination beruht, und die sowohl an *bleik-a- "glänzen" wie auch an **blek-a- "leuchten" angeschlossen werden kann. Als Bedeutung ergibt sich erst seit mittelhochdeutscher Zeit "aufleuchten, aufblitzen", später auch übertragen auf den schnellen Blick des Auges. Kompositum: Augenblick. blecken, blaken, Blech, bleichen, blitzen. Röhrich 1 (1991), 213-214. deutsch iw blind blindAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. blind, ahd. blint, as. blind Stammwort. Aus g. *blinda-, älter *blenda- Adj. "blind", auch in gt. blinds, anord. blindr, ae. blind, afr. blind. Ein e-stufiges Adjektiv, als dessen Grundlage vielleicht ein starkes Verb **blend-a- anzusetzen ist (s. unter blenden). Vergleichbar ist vor allem lit. blestis, blAstis, blesti "trübe, dunkel werden, sich verfinstern"; blind wäre demnach "finster, verfinstert". Zu der litauischen Sippe gehört blesti, blAsti "Essen mit Mehl anrühren", das seinerseits mit g. *bland-a- "mischen" verwandt ist (Blendling). Die Bedeutung "trübe, finster werden" geht also offenbar auf die Bezeichnung der Veränderung beim Einrühren in klare Flüssigkeiten zurück. Adverb: blindlings. Ebenso nndl. blind, ne. blind, nschw. blind, nisl. blindur. LM 2 (1983), 279-280; Röhrich 1 (1991), 215f.; Heidermanns (1993), 133f. gemeingermanisch io Blinddarm BlinddarmSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (16. Jh.)Stammwort. Frühneuhochdeutsche Lehnübersetzung von l. cOlon (oder intestInum) caecum n., das seinerseits aus gr. typhlón énteron übersetzt ist. Blind (blind) hat hier wie in anderen Wendungen die Bedeutung "ohne Ausgang". deutsch s. blind, s. Darm Blindschleiche BlindschleicheSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (9. Jh., Form 12. Jh.), mhd. blintslIche, ahd. blint(o)slIh(ho), as. blindslIco Stammwort. Zunächst Maskulinum, dann wohl in Angleichung an Schlange Femininum. Da die Blindschleiche ihre Augen mit Lidern schließen kann, hielt man sie von jeher für blind. Deshalb schon gr. typhlon (u.ä.) zu gr. typhlós "blind", l. caecilia zu l. caecus "blind"; und so entstand auch - vielleicht in Anlehnung an das lateinische Wort - das deutsche. Der zweite Bestandteil des Wortes gehört möglicherweise nicht ursprünglich zu schleichen, da verwandte Formen kein -k- zeigen: ne. slow-worm, ae. sláw-wyrm; nnorw. slo, ormslo usw. - andererseits lit. slíekas "Regenwurm, Schnecke". Entweder sind alle diese Formen von schleichen, Blindschleiche abzutrennen; oder es liegt g. *sleihw- voraus, und die seither üblichen Zusammenstellungen in der Wortsippe schleichen müssen revidiert werden; oder schließlich haben die Wörter für Blindschleiche nichts mit schleichen zu tun und gehen auf (ig.) *sloiw-On/n "Wurm, Schlange" zurück (mit Entwicklung von w zu k vor silbischem n, das aber nicht in allen Formen auftritt). deutsch s. blind, s. schleichen blinken blinkenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (15. Jh.)Stammwort. Übernommen aus dem Niederdeutschen (mndd. blenken, blinken, mndl. blinken); hierzu sicher blank. Nächstverwandt in der Bedeutung und Lautform ist g. *bleik-a- "glänzen", und die morphologisch einfachste Verknüpfung wäre die Annahme eines Nasalpräsens **bli-n-k-a mit Ablautentgleisung. Morphologisch schwieriger, aber semantisch günstiger wäre ein Anschluß an (g.) *blek- (s. unter blaken). Allerdings ist die späte Bezeugung für diese Verknüpfungen nicht günstig, deshalb nicht ausreichend klar. Nach Lühr im Ndl. und Ndd. aus dem Umlaut von a entstanden, als Ableitung von blank. Nomen instrumenti: Blinker. Ebenso nndl. blinken Vst., ne. blink. S. auch blinzeln, flink. Stammler (1954), 216-220; Lühr (1988), 96f. deutsch iwo blinzeln blinzelnVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (13. Jh.), spmhd. blinzeln, auch blinzen Stammwort. Die in bairisch-österreichischen Mundarten auftretende Form blinkitzen macht blinken als Grundlage wahrscheinlich (also *blink-atja-) und dann eine wohl als iterativ aufzufassende l-Bildung. deutsch d blitzen blitzenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bliczen, ahd. bleckazzen, bleckezzen Stammwort. Zu dem unter blecken aufgeführten Verb mit der Bedeutung "aufblitzen (lassen)" gehört auch die Erweiterung auf g. *-atja- und teils e-, teils i-Vokalismus. Die Bedeutung ist "glitzern" u.ä., doch ist sicher schon in verhältnismäßig alter Zeit auch "blitzen" (von der Naturerscheinung) vorauszusetzen. Das Substantiv Blitz, mhd. blitze, blicze ist dazu eine Rückbildung. In dieser Bedeutung steht von den beiden in Frage kommenden verbalen Grundlagen g. *blek- näher, weil auch l. fulgur "Blitz" (aus ig. *bhlg-) zu dieser Wurzelform gehört. - Blitz- tritt gelegentlich als Verstärkungswort auf (blitzsauber usw.). abblitzen. Förster, Ch.: Deutsche Wortgeographie von Naturerscheinungen. Synonyme für blitzen und hageln. (Diss. Marburg 1957); LM 2 (1983), 280; Röhrich 1 (1991), 219. deutsch iwo Blocher BlocherSm Blocker. Block BlockSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (11. Jh.), mhd. bloc, bloch, nhd. obd. Bloch, ahd. bloh, bloc "Klotz, Bohle" Stammwort. Vermutlich handelt es sich um eine Form mit expressiver Gemination neben einer Form mit einfachem Auslaut. Seit dem 17. Jh. setzt sich die (auch zum Niederdeutschen stimmende) geminierte Form durch. Das Wort gehört am ehesten zu Balken und könnte eine Zugehörigkeitsbildung zu diesem sein: g. *belkOn/balkOn und *blukna- (aus ig. *bhlegn-ó-). Unmittelbar zu vergleichen kann sein russ. (dial.) bólozno n. "dickes Brett". - Die Blockflöte ist nach dem in das Mundstück eingelassenen Block benannt. Ebenso nndl. blok. Lloyd, A. L. AJGLL 1 (1989), 53-66; Röhrich 1 (1991), 219f. deutsch ix Blocker Blocker(auch Blocher) SmSubstantiv Maskulinum "Bürste mit Stiel zum Bohnern" per.peripherer Wortschatz obd. (20. Jh.)Stammwort. Zu blochen, blocken "bohnern" zu Bloch, Block "Holzblock" (nach der Beschwerung der Bürsten, mit der ein stärkerer Druck auf den Boden erzielt werden sollte). deutsch s. Block blockieren blockierenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (17. Jh.) mit Adaptionssuffix. Entlehnt aus frz. bloquer (zunächst: "mit einem Fort versehen"), einer Ableitung von frz. blocus "Festungsfort", dieses aus mndl. bloc-hUs "Verteidigungsstellung aus Balken", unter Rückgriff auf frz. bloc "Klotz" (aus mndl. bloc). Aus der Sperrung von Straßen und Durchgangswegen verallgemeinert zu "sperren". Abstraktum: Blockade. Ebenso nndl. blokkeren, ne. block, nschw. blockera, nnorw. blokkere; Block, Blockstelle. DF 3 (21997), 362-374; Jones (1976), 152f.; Brunt (1983), 160; LM 2 (1983), 280-281. französisch frz Blockstelle BlockstelleSfSubstantiv Femininum "Stellwerk" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Hybridbildung. Die Blockstelle dient zum blockieren eines Geleises, ist also aus blockieren rückgebildet. deutsch s. Block, s. stellen blöde blödeAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. blöde "gebrechlich, zaghaft", ahd. blOdi, as. blOd(i) Stammwort. Aus g. *blauTa, blauTja- (vermutlich ursprünglich u-Stamm) Adj. "schwach, zaghaft", auch in anord. blaudr, ae. blEaT; gt. vielleicht in blauTjan "abschaffen". Außergermanisch ist am ähnlichsten gr. phlauros "schlecht, geringfügig, ärmlich" (ig./vor-gr. *bhlau-ro-); weitere Herkunft unklar. Im 17. Jh. wird dazu gebildet blödsinnig "geistig behindert", worauf blöde ebenfalls in dieses Bedeutungsfeld hineingezogen wird. Blödsinn m. ist eine Rückbildung des 18. Jhs. zu blödsinnig. Verb: blödeln; Präfixableitungen: entblöden, verblöden. Ebenso nndl. bloodaard "Feigling", nschw. blödig; bloß. Ruppel (1911), 19f.; Lühr (1988), 267f.; Stanitzek, G.: Blödigkeit (Tübingen 1989); Röhrich 1 (1991), 221; Heidermanns (1993), 131f. west- und nordgermanisch ix blöken blökenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (16. Jh.)Stammwort. Übernommen aus ndd. blöken, bleken, mndd. bleken. Daneben fnhd. blöcken, blecken, das sich nicht gehalten hat. Lautnachahmende Bildung, die nicht notwendigerweise den Lautgesetzen unterworfen ist; entsprechende Bildungen gleicher Bedeutung sind gr. blEchAsthai, russ. (alt) blekati, alb. blegErónj und etwas abweichend ae. blätan, ne. bleat, nndl. blaten. Zu ähnlichen Bildungen s. plärren. Linke, G. ASNSL 172 (1937), 64f.; Glombik-Hujer, H. DWEB 5 (1968), 144-146. deutsch ix blond blondAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (13. Jh., Standard 17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. blond gleicher Bedeutung. Im 13. Jh. üblich im Zusammenhang mit (Tristan und) Isolde, wo es praktisch Namensbestandteil ist; als Adjektiv erst im 17. Jh. üblich. Täterbezeichnung (Femininum): Blondine; Verb: blondieren. Ebenso nndl. blond, ne. blond(e), nschw. blond, nnorw. blond. DF 3 (21997), 374-380; Tilander, G. FS Meier (München 1971), 545-547; Brunt (1983), 160; Woll, D.: Neue Beiträge zur romanischen Etymologie 10 (1975), 342-367; DEO (1982), 127. Die Herkunft des französischen Wortes ist nicht zweifelsfrei geklärt. Nicht auszuschließen ist eine germanische Herkunft (blau - ohne genaues Vorbild), da germanische Farbbezeichnungen gerne entlehnt wurden. Einleuchtender, aber formal schwierig ist eine Rückführung auf l. flAvus "blond" mit einem auch sonst in Farbwörtern auftretenden Suffix l. -undus. frz bloß bloßAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (12. Jh.), mhd. blOz, mndd. blOt, mndl. bloot Stammwort. Aus g. *blauta- Adj. "bloß (u.a.)", auch in anord. blautr "zart, schwach, naß", ae. blEat "armselig". Lautlich würde entsprechen ein gr. phlydáO "ich triefe" mit gr. phlydarós "weich, matschig". Das würde die altnordische Nebenbedeutung erklären, aber kaum zu "entblößt" führen. Unter Umständen sind hier zwei verschiedene Wörter zusammengeflossen; vgl. das bedeutungsähnliche blöde und nhd. (reg.) blutt "bloß, unbekleidet", die lautlich nicht ohne weiteres zu bloß passen. Die Zusammenhänge bedürfen noch der genaueren Aufklärung. Die Wendung sich eine Blöße geben "eine schwache Stelle zeigen" ist ein Ausdruck der Fechtersprache. Präfixableitung: entblößen; Zusammenrückung: bloßstellen. Ebenso nndl. bloot, nschw. blöt, nisl. blautur "naß". Lühr (1988), 267f.; Röhrich 1 (1991), 221; Heidermanns (1993), 130f. west- und nordgermanisch ix blubbern blubbernVswschwaches Verb "Blasen aufsteigen lassen" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (20. Jh.)Stammwort. Lautmalerisch. deutsch d Blue Jeans Blue JeansSpl blau, Jeans. Bluff Bluff[bluf, blöf] SmSubstantiv Maskulinum "Täuschung" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. bluff, dessen Herkunft nicht zweifelsfrei geklärt ist. Ausgangspunkt für die Entlehnung ist wohl das Kartenspiel Poker, bei dem der Bluff zur Spielpraxis gehört. Dann Verallgemeinerung der Bedeutung. Verb: bluffen. Ebenso nndl. bluf, nfrz. bluff, nschw. bluff, nnorw. bloff; verblüffen. Rey-Debove/Gagnon (1988), 71; DF 3 (21997), 381-383. englisch e blühen blühenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. blüejen, ahd. bluoen, as. blOian Stammwort. Aus wg. *blO-(j)a- Vst. "blühen", auch in ae. blOwan Vst. (die auf Langvokal auslautenden "Verba pura" sind im Deutschen allgemein von der starken in die schwache Flexion übergegangen). Dieses aus ig. (weur.) *bhlO- "blühen", auch in l. flOs (-Oris) "Blume, Blüte" und mir. bláth "Blüte"; falls das Wort Blatt zugehörig ist, ergeben sich weitere Vergleichsmöglichkeiten. Wenn von einer Bedeutung "sprossen, hervorbrechen" auszugehen ist, kann die Wortsippe an die unter blähen besprochene Lautgebärde für "blasen, schwellen, platzen" angeschlossen werden. Präfigierungen mit er-, ver-; Partikelverb mit auf-. Ebenso nndl. bloeien, ne. blow; Blatt, Blume, Blüte, Blust. Seebold (1970), 122; Koivulehto, J, BGDSL-T 103 (1981), 258f. westgermanisch iw Blümchenkaffee BlümchenkaffeeSmSubstantiv Maskulinum "sehr dünner Bohnenkaffee" (besonders in Sachsen gesagt) per.peripherer Wortschatz omd. (18. Jh.)Hybridbildung. Angeblich, weil man bei ihm das Blumenmuster auf dem Grund der Tasse sehen konnte. Röhrich 1 (1991), 222. deutsch s. blühen, s. Kaffee Blume BlumeSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bluome m./f., ahd. bluoma f., bluomo m., as. blOmo m Stammwort. Aus g. *blOmOn m. "Blume, Blüte", auch in gt. blOma, anord. blóm n., blómi m., afr. blAm (ae. blOma bedeutet "Metallmasse" und ist wohl nicht zugehörig); partizipähnliche Ableitung "das Blühende" aus g. *blO-a- "blühen" (s. blühen). Parallele Ableitungen sind ae. blOstm(a) m. (ne. blossom) und ae. bläd f. S. auch Blüte und Blust. - Die Blume des Weins ist dessen Duft (und Geschmack) - wie der einer Blume (vgl. frz. bouquet m.), Lehnbedeutung zu l. flOs "Blume" und "Duft des Weins". - Die Blume im Bierglas ist der hochstehende Schaum (der wie eine Blume aufblüht), möglicherweise nach dem Vorbild von l. flOs (-Oris) m. "Schaum des Weins". Durch die Blume oder verblümt wird etwas nur andeutungsweise gesagt; ursprünglich wohl durch Redeblumen, d.h. in zierlicher, geschmückter Ausdrucksweise. Gegenteil: unverblümt. Adjektive: blumig, geblümt. Ebenso nndl. bloem, ne. bloom (entlehnt aus dem Altnordischen), nschw. blom(ma), nisl. blóm. Röhrich 1 (1991), 222f. gemeingermanisch iw Blumenkohl BlumenkohlSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (16. Jh.)Hybridbildung. Lehnübersetzung mit Umkehrung der Glieder zu it. cavolfiore (zu it. cavolo "Kohl" und it. fiore "Blume"). Daneben auch Entlehnung des italienischen Worts, die sich heute noch in österr. Karfiol hält. deutsch E(l) blümerant blümerantAdjAdjektiv "flau, unwohl" erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (17. Jh.) Volksetymologie. Entlehnt aus frz. bleumourant "mattblau", eigentlich "sterbendes Blau". Die heute noch übliche Verwendung mir wird ganz blümerant zumute ist eine umschreibende Abwandlung von mir wird blau (statt dessen heute: schwarz) vor den Augen. Röhrich 1 (1991), 223. französisch frz Blunze Blunze(auch Blunzen) SfSubstantiv Femininum "dicke Blutwurst" per.peripherer Wortschatz obd. (16. Jh.)Stammwort. Zu mhd. blunsen "aufblähen, aufblasen". Wohl lautmalerisch vom Geräusch, das schwerfällige Körper beim Fallen machen. Vgl. pflatsch, plumpsen u.ä. deutsch d Bluse BluseSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. blouse, dessen Herkunft nicht sicher geklärt ist. Ebenso nndl. blouse, ne. blouse, nschw. blus, nisl. blússa. Vielleicht kommt das frz. Wort mit dialektaler Form des Suffixes aus früh-rom. *bullosa "kugelförmig" als spöttische Bezeichnung bäuerlicher Kleidung (oder zu bulla = pulla "Trauergewand", eigentlich "das Dunkle"?). DF 3 (21997), 385-387; Lokotsch (1975), 132; DEO (1982), 127f. französisch frz Blust BlustSmSubstantiv Maskulinum "Blüte" per.peripherer Wortschatz arch. wobd.archaisch (13. Jh.), mhd. bluost Stammwort. Besondere Ableitung zu g. *blO-a- "blühen; ähnlich ae. blOstm(a). Es handelt sich hier wohl um germanische st-Bildungen, es ist aber nicht ausgeschlossen, daß letztlich ein näherer Zusammenhang zu der s-Erweiterung in l. flOs (-Oris) vorliegt. Blume, blühen, Blüte. deutsch iw Blut BlutSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bluot, ahd. bluot, as. blOd Stammwort. Aus g. *blOda- n. "Blut" (mit grammatischem Wechsel, der im Gotischen zurückgenommen ist), auch in gt. bloT, anord. blód, ae. blOd, afr. blOd. Ein nur germanisches Wort, das die alten indogermanischen Wörter für "Blut" (vertreten durch l. aser und l. cruor m.) ersetzt hat. Vermutlich ein Beiwort (oder Hüllwort?) zu diesen, wohl zu *bhel- "schwellen" - "platzen" - "fließen" (l. fluere "fließen" usw.) als das, was den Körper straff hält und bei Verwundungen hervorquillt. Einzelheiten bleiben aber unklar. Nhd. blut- wird als Verstärkungselement gebraucht (blutjung, blutarm). (Gleiches) Blut steht sinnbildlich für enge Verwandtschaft oder sonstige Zusammengehörigkeit. Verb: bluten; Adjektiv: blutig; übertragen für "rot" (Blutbuche), "Mord" (Blutrache), direkte Verwandtschaft (blutsverwandt). Ebenso nndl. bloed, ne. blood, nschw. blod, nisl. blód. S. auch Geblüt. Kroes, H. W. J. GRM 36 (1955), 347; Silfwerbrand (1958), 81-115; RGA 3 (1978), 77-80; Hamp, E. P. FLH 1 (1980), 389-392; Grazi, V. AGI 67 (1982), 1-37; Guerrieri, A. M. Sangue e Antropologia biblica nella patristica. Hrsg. F. Vattioni, Roma 2 (1982), 907-934; Del Zotto, C., Sangue e Antropologia nella letteratura cristiana. Hrsg. F. Vattioni, Roma 3 (1983), 1375-1420; LM 2 (1983), 288-289; Röhrich 1 (1991), 223-225. gemeingermanisch gz Blüte BlüteSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (9. Jh., Form 12. Jh.), mhd. bluot, ahd. bluot Stammwort. Aus wg. *blO-di- f. "Blüte", auch in ae. bläd. Ein ti-Abstraktum zu g. *blO-a- "blühen", also eigentlich "das Blühen". Die neuhochdeutsche Lautform (mit -e) ist bereits in mittelhochdeutscher Zeit aus dem Plural Blüten rückgebildet in Anlehnung an Pflanze u.ä. (und vielleicht um der Homonymie mit Blut zu entgehen). blühen, Blume, Blust. Röhrich 1 (1991), 225f. westgermanisch s. blühen Blutegel BlutegelSm Egel. blutrünstig blutrünstigAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (13. Jh.), mhd. bluotrunstec (u.ä.) Stammwort. Abgeleitet aus mhd. bluotrunst, ahd. bluotruns(t). Die Formen des zweiten Bestandteils fallen weit auseinander, und auch die Bedeutungen sind - obwohl es sich um einen Rechtsterminus handelt - widersprüchlich: sowohl "Wunde mit fließendem Blut", wie auch "Wunde, bei der kein Blut fließt"; das Adjektiv bedeutet zunächst "eine solche Wunde habend", wird dann aber seit dem 16. Jh. (bei lautlichen Varianten schon früher) zu "blutig" und dann zu "blutgierig" umgedeutet. In der Standardsprache erscheint diese letzte Bedeutung erst im 20. Jh. Da weder die ältere Form noch die ältere Bedeutung präzisiert werden können, ist die übliche Herleitung unsicher: Zu Blut und einer alten Ableitung von g. *renn-a- "rinnen": ahd. runs, runsa, runst "Strömung, Wasserlauf". Denkbar ist auch ein Anschluß an älteres Runse "Riß, Kerbe" als "Wunde, die lediglich ein Riß ist, aus dem (wenig) Blut fließt"; schwere Wunden werden in den Rechtstexten anders benannt. Runse, rinnen. Niederhellmann (1983), 229-233. deutsch d (-runst), s. Blut Bö BöSfSubstantiv Femininum "Windstoß" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Stammwort. Übernommen aus nndl. bui. Gehört wohl zu der unter Bausch dargestellten Lautgebärde für "blasen". deutsch d Boa BoaSfSubstantiv Femininum "Schlange, Halspelz" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. boa, das zunächst "Wasserschlange" bedeutet und dann auf die südamerikanischen Riesenschlangen übertragen wird. Das Wort ist unklarer Herkunft. Die Bedeutung "Halspelz, Federboa" ist im 19. Jh. aus dem Französischen entlehnt, wo sie im Rahmen einer modischen Bezeichnung aus dem Schlangenwort übertragen wurde. Ebenso nndl. boa, ne. boa, nfrz. boa, nschw. boa, boa-orm, nnorw. boa, nisl. boaslanga. DF 1 (1913), 89f. lateinisch ? Bob BobSmSubstantiv Maskulinum (ein Sportschlitten) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. bob(sled) oder bob(sleigh), das ursprünglich im amerikanischen Englischen zwei aneinandergehängte Schlitten bezeichnete, mit denen Baumstämme transportiert wurden; ein bob war ursprünglich einer der beiden Schlitten, zunächst wohl nur der hintere, der damit entweder vom Verb aus als der "hochschnellende" (ne. to bob "sich ruckartig bewegen") oder vom Substantiv aus (bob u.a. "Pendel" und ähnliche angehängte Teile) als der "angehängte" bezeichnet wurde. Das Hinterglied ist ein niederländisches Wort, wobei sled über das Englische aus mndl. slede (vgl. Schlitten) entlehnt wurde; sleigh beruht auf der niederländischen Nebenform slee, die über die niederländische Kolonie in Nordamerika dort gebräuchlich wurde. Zu dem aus diesem Langholzschlitten entwickelten Sportgerät wurde zunächst bob-sled gesagt, später allgemein zu bob gekürzt. Ebenso nndl. bobslee, nfrz. bob(sleigh), nschw. bobb, nnorw. bobsleigh. Rey-Debove/Gagnon (1988), 73; Gillmeister, H. in Triet, M. (Hrsg.): 100 Jahre Bobsport (Basel 1990), 16-26. englisch e Boccia BocciaSnSubstantiv Neutrum (ein Spiel mit faustgroßen Kugeln) per.peripherer Wortschatz exot.Exotismus (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. boccia f. (eigentlich "runder Körper, Kugel"), dessen weitere Herkunft nicht sicher geklärt ist. Ebenso nndl. boccia, ne. boccie, nschw. boccia, nnorw. boccia. italienisch it Bock BockSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. boc, ahd. boc, as. boc, buc , mndd. buk, bok, mndl. buk, bok Stammwort. Aus g. *bukka- m. "Bock", auch in anord. bukkr, bokkr, ae. bucca (n-Stamm, neben bucc "Rehbock"). Den gleichen Lautstand (expressive Gemination) zeigen die keltischen Wörter air. boc(c), kymr. bwc(h); eine Entlehnung ist deshalb nicht ausgeschlossen (wenn auch aus sachlichen Gründen nicht wahrscheinlich). Ohne Geminate, aber mit Vokallänge, entspricht avest. bUza- und mit abweichender Bedeutung arm. bowc "Lamm". Weitere Herkunft unklar. Brondal zieht it. becco "Bock" heran und vermutet Entlehnung aus dem Etruskischen; sowie Entlehnung des avestischen Wortes und anderer Wörter aus einer diesem vorausliegenden (kaukasischen) Sprachform. - Übertragen ist Bock ein vierbeiniges Gestell, danach auch der Kutscherbock (16. Jh.). - Einen Bock schießen für älteres einen Fehler schießen und damit auch Bock für "Fehler": In den Schützengilden des 16. Jhs. wurde ein Fehlschuß Bock genannt, wie noch heute beim Kegeln ein Fehlwurf ein Pudel. - Den Bock zum Gärtner machen ist eine Variante von scherzhaften Warnungen vor Handlungen, die man nicht tun sollte (wie die Katze nach Bratwürsten schicken, den Wolf über die Schafe setzen usw.), dann Verallgemeinerung im Gebrauch. - In der Jugendsprache ist Bock, ausgehend von Redewendungen wie geil wie ein Bock, zu einem Ausdruck für "Lust, Appetit" geworden. Ebenso nndl. bok, ne. buck, nschw. bock; Bückling2, verbocken. Brondal 1917, 179f. = 1948, 187-189; Janzén, A. Göteborgs Högskolas Orsskrift 43 (1937); DEO (1982), 137f.; LM 2 (1983), 303-304; Röhrich 1 (1991), 226-228. indogermanisch iz Bockbier BockbierSnSubstantiv Neutrum (gekürzt Bock m./n., auch Doppelbock m./n. usw.) "ein Starkbier" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh., Form 19. Jh.)Onomastische Bildung. Früher Oambock oder Ambock (in München). Gemeint war ursprünglich das Einbecker Bier, das berühmte Exportbier der niedersächsischen Stadt Einbeck. Bock beruht auf der Kürzung einer regionalen Variante dieses Namens. Mehlber, L. JGGB (1980/81), 111-117; Plümer, E. HG 99 (1981), 10-32. deutsch Name, s. Bier bocken bockenVswschwaches Verb "sich sperren" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (19. Jh.)Stammwort. Zu Bock als "steifbeinig dastehen und sich sperren wie ein Bock". Adjektiv: bockig. deutsch s. Bock Bocksbeutel BocksbeutelSmSubstantiv Maskulinum "besonders geformte Flaschen für Frankenwein" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Stammwort. Scherzhafter Vergleich mit dem Hodensack des Bocks (zunächst in der Form Bocksbeutelchen). deutsch s. Bock, s. Beutel Bockshorn Bockshorn(in der Redensart "jemanden ins Bockshorn jagen") SnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz phras.Phraseologismus (16. Jh.)Stammwort. Bezeugt seit S. Brant und M. Luther in verschiedenen Wendungen. Herkunft unklar, da eine Erklärung aus regionalen Verhältnissen die weite Verbreitung glaubhaft machen müßte. Übersicht über die Vorschläge bei Röhrich. Hartnacke, W. NPhM 13 (1942), 227f.; Heinermann, Th. BGDSL 67 (1944), 248-269; Greciano, G. Proverbium 7 (1984), 63-79; Röhrich 1 (1991), 228-232. deutsch s. Bock, s. Horn Bockwurst BockwurstSfSubstantiv Femininum (eine Brühwurst) erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Stammwort. Eine Wurst, die zum Bockbier gegessen wurde, also Klammerform aus *Bockbier-Wurst. deutsch s. Bock(bier), s. Wurst Boden BodenSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. bodem, boden, ahd. bodam, as. bodom Stammwort. Aus vd. *buTma- m. "Boden", während die außerdeutschen Sprachen auf g. *butma- zurückgehen (anord. botn, ae. botm). Auszugehen ist offenbar von einem ig. *bhudh-men- in ai. budhná- m. "Boden, Grund, Wurzel" (mit Erleichterung von -mno-), gr. pythmen m. "Boden eines Gefäßes, des Meeres, Wurzel"; ferner, wohl mit Umsprung des -n-, l. fundus m. "Boden", mir. bonn m. "Sohle, Grundlage". Die Verschiedenheit des dentalen Auslauts kann auf verschiedene Assimilation an den Nasal zurückgehen. Herkunft der Wurzel und damit die weitere Erklärung unklar. Die Bedeutung "Stockwerk" und dann besonders "Dachstock" ist speziell deutsch. - Der Bodensee hat seinen Namen seit der Karolingerzeit von der kaiserlichen Pfalz Bodman. Zu dieser s. RGA 3 (1978), 125-129; vgl. A. Borst in Der Bodensee. Hrsg. H. Maurer (Sigmaringen 1982), 495-529. Adjektiv: bodenlos; Kompositum: bodenständig. Ebenso nndl. bodem, ne. bottom, nschw. botten, nisl. botn. Zur lateinischen Verwandtschaft s. Fundament; Bodmerei, buddeln. Schlemmer (1971), 143-149; Lühr (1988), 340f.; Hamp, E. FS Bailey (1990), 447-450; Röhrich 1 (1991), 232-234. indogermanisch iz Bodmerei BodmereiSfSubstantiv Femininum "Schiffsbeleihung" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Stammwort. Aus mndd. (ver)bod(d)emen "den Boden eines Schiffs, Schiff und Ladung, beleihen" und dem zugehörigen mndd. bodemrije. Ebenso nndl. bodemerij; Boden. LM 2 (1983), 307. deutsch iz Bofist Bofist(Bovist) SmSubstantiv Maskulinum "eine Pilzart" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.), fnhd. vohenvist "Füchsinnenfurz" Stammwort. Zu mhd. vohe "Füchsin" (Fähe) und mhd. vist "Furz" (Fist). Der Anlaut wird gegen den Anlaut des zweiten Gliedes mitteldeutsch und niederdeutsch dissimiliert; die entstehende Form wird teils sekundär motiviert (zu Pfauen-, Buben-Fist), teils für ein Fremdwort angesehen. Dem Hinterglied entspricht mit gleicher Bedeutung genau gr. pézis "Bofist". Allgemeiner ist die Bezeichnung "Wolfsfurz" in gr. lykóperdon (so auch die botanische Bezeichnung dieses Pilzes), nndl. wolfsveest, nfrz. vesse-de-loupe u.a. Die Benennung bezieht sich auf die bei Berührung des alten Pilzes ausstäubenden Sporen. Forssman, B. MSS 29 (1971), 47-70. deutsch ix (fist), s. Fähe Bogen BogenSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. boge, ahd. bogo, as. -bogo Stammwort. Aus g. *bug-On m. "Bogen", auch in anord. bogi, ae. afr. boga; eine Instrumentalbildung zu g. *beug-a- "biegen" (biegen). Außergermanisch vergleichbar ist mir. fidbocc "Holzbogen" (mit expressiver Gemination oder assimiliertem Auslaut). - Ein Bogen Papier sind ursprünglich die aus einem Stück zusammengefalteten ("zusammengebogenen") Blätter. Ebenso nndl. boog, ne. bow, nschw. boge, nisl. bogi. S. noch Bausch zu der Redensart in Bausch und Bogen. RGA 3 (1978), 157-165, 171f.; Wortmann, F. NW 15 (1975), 85-97; LM 2 (1983), 317-324; Röhrich 1 (1991), 234; Relleke (1980), 73-75, 177 (zur Bedeutung "Geigenbogen" [seit dem Mittelhochdeutschen]). west- und nordgermanisch s. biegen Bohème BohèmeSfSubstantiv Femininum "ungezwungenes Künstlermilieu" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus gleichbedeutend frz. bohème, dieses aus ml. bohemus "böhmisch, Böhme". Als Herkunftsbezeichnung ("die Leute aus Böhmen") hat es bereits im Mittellateinischen auch die Bedeutung "Zigeuner". In bewußter "Entbürgerlichung" des Künstlerlebens kommt es dann zu der Assoziation von Künstlerleben und Zigeuner- und Vagabundenleben, die die heute geläufige Bedeutung entstehen läßt. Zentrum für diese Vorstellung ist das Pariser Quartier Latin; für die Verbreitung in Deutschland war Puccinis Oper La Bohème von Bedeutung. Ebenso nndl. bohème, ne. Bohemian, nschw. bohemliv, nnorw. bohem. DF 3 (21997), 391-393; Kreuzer, H. DVLG (Sonderheft) 38 (1964), 170-207; Jones (1976), 153f.; HWPh 1 (1970), 952f.; Röhrich 1 (1991), 234f. französisch frz Bohle BohleSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (15. Jh.), mhd. bole, mndd. bol(l)e "Planke", mndl. bol "Baumstamm" Stammwort. Aus vd. *bulOn f. "Bohle, Baumstamm"; vergleichbar ist anord. bolr, bulr m. (a-Stamm) "Baumstamm". An sich könnte hier die unerweiterte Grundlage des Wortes für Balken vorliegen, doch ist eine solche Annahme bei so spät und schlecht bezeugten Wörtern nicht wahrscheinlich. Vielleicht einfach Lautmalerei für schwere Gegenstände. Vielleicht aber auch zu mhd. bolen, ahd. bolen "rollen, wälzen" (Böller), dessen Herkunft aber auch nicht klarer ist. Bollwerk. RGA 3 (1978), 174-183. deutsch d Bohne BohneSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bOne, ahd. bOna, as. bOna Nicht etymologisierbar. Aus g. *baunO f. "Bohne", auch in anord. baun, ae. bEan, afr. bAne. Gemeint sind zunächst die Saubohne und die Bohnenkerne, die Gartenbohne ("grüne Bohne") ist erst später aus Amerika eingeführt worden. Außergermanisch vergleicht sich l. faba, russ. bob m. und apreuß. babo, die auf (ig.) *bhabhA führen, sowie (aus *bha-ko/A) alb. báthE "Saubohne" und gr. phakós m. "Linse". Mit diesen läßt sich der germanische Diphthong nur unter der Annahme einer Dissimilierung **babnO zu *baunO vereinigen; sie ist nicht ausgeschlossen, aber ohne Parallele. Zu bedenken ist außerdem die Möglichkeit, daß es sich um Entlehnungen aus einer nicht-indogermanischen Sprache handelt, da die Bohne nirgends eine Wildfrucht ist. Ebenso nndl. boon, ne. bean, nschw. böna, nisl. baun. Bertsch (1947), 156-165; RGA 3 (1978), 183-189; Röhrich 1 (1991), 235-237; Kuiper, F. B. J. NOWELE 25, 79f. west- und nordgermanisch ix ? Bohnenlied BohnenliedSnSubstantiv Neutrum (es geht übers Bohnenlied "es ist unerhört") per.peripherer Wortschatz phras.Phraseologismus (15. Jh.)Stammwort. Das damit gemeinte Lied ist bekannt - es schildert Verkehrtheiten und Albernheiten und hat den Kehrreim Nu gang mir aus den Bohnen "Laß mich jetzt in Ruhe". Auf Lieder mit Bohnen wird aber auch schon im 13. Jh. angespielt. Böhme, F. M.: Altdeutsches Liederbuch (Leipzig 1877), 435 (Text); Vgl. außerdem Kopp, A. ZVS 27 (1917), 35-49, 167f.; Röhrich 1 (1991), 237f. deutsch s. Bohne, s. Lied bohnern bohnern(bohnen) Vswschwaches Verb "den Boden wachsen" erw.erweiterter Standardwortschatz ndd. (18. Jh.)Stammwort. Zu mndd. bonen "blank reiben", das mit mndl. (uut)boenen auf wg. *bOn-O- Vsw. "blank reiben, glänzen", auch in ae. bOnian, führt. Außergermanisch vergleicht sich air. bán "weiß, glänzend"; ein weiterer Anschluß ist an eine Wurzelform *bhA- "leuchten, glänzen" (ai. bhati "leuchtet, scheint") möglich. Kompositum: Bohnerwachs. westgermanisch iz bohren bohrenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (10. Jh., duruhboron 8. Jh.), mhd. born, ahd. borOn, as. boron Stammwort. Aus g. *bur-O- Vsw. "bohren", auch in anord. bora, ae. bOrian; außergermanisch vergleicht sich am genauesten l. forAre "bohren" (wohl von einer Vollstufe), darüber hinaus weit verbreitet Wörter auf einer Grundlage (ig.) *bher- zur Bezeichnung von Arbeiten mit scharfen Werkzeugen. Die besondere Stammbildung in den germanischen und lateinischen Wörtern ist entweder intensiv-deverbal oder denominativ (am ehesten zu einem Wort für "Loch"). Nomen instrumenti: Bohrer. Ebenso nndl. boren, ne. bore, nschw. borra, nisl. bora; verbohrt. RGA 3 (1978), 189-205. west- und nordgermanisch iw Boiler BoilerSmSubstantiv Maskulinum "Gerät zur Bereitung von heißem Wasser" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. boiler, einem Nomen instrumenti zu ne. boil "kochen, erhitzen", aus afrz. bolir, aus l. bullIre (eigentlich "Blasen werfen"), einer Ableitung von l. bulla f. "Wasserblase (usw.)", zunächst in der Bedeutung "Dampfkessel", dann auch als Bezeichnung für kleinere und einfachere Geräte. Ebenso nndl. boiler; Bulle2. Carstensen 1 (1993), 146f. englisch e Boje BojeSfSubstantiv Femininum (ein verankerter Schwimmkörper als Markierung) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh., Standard 18. Jh.)Entlehnung. Übernommen von mndl. boye, dessen Herkunft umstritten ist. Ebenso nndl. boei, ne. buoy, nfrz. bouée, nschw. boj, nnorw. boye. Modéer, I. NB 31 (1943), 131-149. ? -bold -boldSuffix erw.erweiterter Standardwortschatz alt. veraltet(-)Stammwort. Zunächst Namenelement in Namen auf -bald (vgl. etwa Sigibald "Sebaldus") und gleichzusetzen mit dem Adj. bald "kühn". Schon früh (mittelhochdeutsch) dient dieses Namenglied auch zur Schaffung von charakterisierenden Appellativen. Zunächst etwa Hetzbold als Name eines Jagdhundes, dann allgemein "Jagdhund". Dann schon mittelhochdeutsch Trunkenbold und Wankelbold. Vielleicht war das Hinterglied zur Zeit der ersten Bildungen noch durchsichtig, vgl. Maul-Held, nschw. dryckes-kämpe "Trunkenbold" (zu Kämpe) u.a. Die Vertretung durch -o- ist regional. Wortbildung 2 (1975), 349f. deutsch iw Bolero BoleroSmSubstantiv Maskulinum (ein rhythmischer spanischer Tanz) per.peripherer Wortschatz exot.Exotismus (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus gleichbedeutend span. bolero, dessen weitere Herkunft unsicher ist. Ebenso nndl. bolero, ne. bolero, nfrz. boléro, nschw. bolero, nnorw. bolero. span bölken bölkenVswschwaches Verb "brüllen (vor allem von Rindern)" per.peripherer Wortschatz ndd. wmd. (16. Jh.)Stammwort. Das Wort gehört zu einer Reihe von niederdeutschen Schallwörtern, wie mndd. belken, bolken, mndl. belken, nndl. balken (vom Esel), md. bülken, nndl. bulken "brüllen, muhen, blöken". Lautnachahmende Bildungen von der Grundlage von bellen mit germanischem k-Suffix. Hauschild, O. ZDW 12 (1910), 34. deutsch d Bolle Bolle(Bölle schwz.) SfSubstantiv Femininum "Zwiebel" per.peripherer Wortschatz städt. (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt und gekürzt aus it. cipolla (Zwiebel) in Anlehnung an älteres mhd. bolle "runder Körper", z.B. auch "Knospe". Ebenso nndl. bol; Ball1. italienisch it Böller BöllerSmSubstantiv Maskulinum "kleiner Mörser, Knallkörper" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.), spmhd. pöler Stammwort. Zunächst "Schleudermaschine", dann "kleines Geschütz (zum Salutschießen)", zu mhd. boln "drehen, schleudern", ahd. bolOn "drehen, rollen, wälzen", dessen weitere Herkunft unklar ist. Bohle. deutsch d bollern bollernVsw bullern. Bollwerk BollwerkSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz alt.veraltet (14. Jh.), fnhd. bolwerk, mndd. bolwerk, mndl. bolwerc "Schutzbau (Werk) aus Bohlen" Stammwort. Heute nur noch als technischer Terminus und übertragen (als "Schutzwall gegen") verwendet. Aus dem Niederländischen auch ins Französische entlehnt als boulevard m., das alsbald seine Bedeutung wandelt zu "breite Ringstraße" (die sich auf, bzw. vor, den Bollwerken ausbilden konnte). In der Bedeutung "breite Straße" dann ins Deutsche zurückentlehnt. Ebenso nndl. bolwerc; Bohle. Stammler (1954), 194-198; Jones (1976), 157f. deutsch s. Bohle, s. Werk Bolschewik BolschewikSmSubstantiv Maskulinum "radikaler (russischer) Sozialist" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Entlehnung. Die russische sozialistische Partei spaltete sich 1903 in den Mehrheitsflügel der Bolschewiken (zu russ. bol'sche "größer, mehr") und den Minderheitsflügel der Menschewiken. Die Bolschewiken setzen sich in der Folgezeit durch und bestimmen dann (offiziell nicht mehr unter diesem Namen) die Politik der Sowjet-Union. Dadurch wird Bolschewismus neben Kommunismus für mehrere Jahrzehnte zum Feindbild der westlichen Politik. Adjektiv: bolschewistisch. Ebenso nndl. bolsjewiek, ne. Bolshevik, nfrz. bolchevik, nschw. bolsjevik, nisl. bolsévíki. Grossmann/Grünberg (1971), 36-87; DF 3 (21997), 394-401. russ bolzen bolzenVswschwaches Verb "kraftvoll, aber planlos, Fußball spielen; raufen" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (20. Jh.)Hybridbildung. Zu Bolzen. Das Schießen mit Bolzen und auch in der Technik das Einpressen von Bolzen ist ein wuchtiger und schneller Vorgang - davon ist wohl das Bild genommen. Möglicherweise parallel zu holzen, das ursprünglich beim Hockey gesagt wurde, aufgekommen. deutsch s. Bolzen Bolzen BolzenSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (10. Jh.), mhd. bolz(e), ahd. bolz(o), mndd. bolte(n), mndl. bolte, boute Entlehnung. Führen auf einen n-Stamm; ahd. mhd. bolz, ae. bolt wie anord. boltr auf einen a-Stamm. Beide Formen sind entlehnt aus früh-rom. *(cada-)bultjo "Bolzen, Pfeil" aus l. catapulta f. "Wurfmaschine, Wurfgeschoß" aus gr. katapéltEs "Schleudermaschine". Ebenso nndl. bout, ne. bolt, nschw. bult, nisl. bolti; bolzen, Katapult. Brüch, J. ZDA 73 (1936), 75-86; Lloyd, A. L. AJGLL 1 (1989), 53-66; Röhrich 1 (1991), 239f. gr Bombast BombastSmSubstantiv Maskulinum "Schwulst, Redeschwall" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. bombast, das zunächst "Baumwolle" bedeutet, dann "ein Kleidungsstück, das mit Baumwolle ausgestopft ist", und schließlich eine Redeweise, die mit unnötigem Schwulst "ausgestopft" ist. Das englische Wort ist eine Variante (mit sekundär angetretenem t) von älterem ne. bombace, dieses aus afrz. bombasin "Baumwolle; baumwollene Wattierung", aus ml. bombax (-acis) "Baumwolle", aus älterem l. bombyx (-ycis) m./f. ("Kokon der Seidenraupe, Seidenraupe, Seide"), aus gr. bómbyx; dieses ist wohl orientalischer Herkunft. Adjektiv: bombastisch. Ebenso nndl. bombast, nschw. bombasm, nnorw. bombast. DF 3 (21997), 407-410; Ganz (1957), 42f. englisch e Bombe BombeSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. bombe, dieses aus it. bomba, aus l. bombus m. "dumpfes Geräusch", aus gr. bómbos m., für das man lautnachahmenden Ursprung annimmt. Bombardement und bombardieren gehen auf frz. bombarde "schweres Belagerungsgeschütz", eigentlich "(Stein-)Schleudermaschine" zurück, eine Ableitung von frz. bombe. Als erstes Element dient bomben- mehrfach zur Verstärkung, wobei die verschiedenen Bildungen möglicherweise unterschiedlich zu beurteilen sind. Für die älteste Wendung, bombenfest (18. Jh.), ist eine falsche Umsetzung aus ndd. boomfast, also eigentlich "fest wie ein Baum" nicht ausgeschlossen, und bombensicher (mit Ton auf beiden Kompositionsgliedern) ist möglicherweise im Anschluß daran gebildet; bombensicher (mit Ton auf dem Erstglied) "so sicher, daß es durch keine Bombe zerstört werden kann" ist wohl erst später. Ein Bombenerfolg ist wohl "ein Erfolg, der einschlägt wie eine Bombe". Vielleicht im Anschluß daran bombig "großartig". Täterbezeichnung: Bomber; Verb (meist präfigiert): zer-, verbomben. Ebenso nndl. bom, ne. bomb, nschw. bomb, nisl. bomba. DF 3 (21997), 401-407, 410-417; Niekerken, W. KVNS 50 (1937) SH, 28; Jones (1976), 154f.; Brunt (1983), 161f.; LM 2 (1983), 389-390; Röhrich 1 (1991), 240. französisch it Bommel BommelSmfSubstantiv Maskulinum Substantiv Femininum "Troddel, Quaste" std.Standardwortschatz reg.regional (20. Jh.)Stammwort. Zu bummeln in der Bedeutung "(wie ein Glockenschwengel) hin- und herschwanken". Vgl. baumeln. S. bommeln in dieser Bedeutung bei Adelung. deutsch d Bon BonSmSubstantiv Maskulinum "Gutschein" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. bon, einer Substantivierung von frz. bon "gut", dieses aus l. bonus. Gemeint ist zunächst eine Zahlungsanweisung, die vom Schuldner "gutgeheißen" wird. Dann Bedeutungsausweitung, heute etwa für "Kassenzettel". Ebenso nndl. bon, nschw. bong, nnorw. bong; Bonbon, bongen, Bonmot, Bonus. DF 3 (21997), 417-421; BlW 3 (1988), 147-165 (zum Grundwort). französisch frz Bonbon BonbonSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus gleichbedeutend frz. bonbon m., einer kindersprachlichen Form (substantivierte Reduplikationsform) des französischen Adjektivs bon "gut", dieses aus l. bonus "gut". Kollektivum: Bonbonniere. Ebenso nndl. bonbon, ne. bonbon, nnorw. bonbon; Bon. DF 3 (21997), 423-425. französisch frz bongen bongenVswschwaches Verb erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Hybridbildung. Das Verb bongen "einen Bon ausstellen" entsteht in dieser Lautform aufgrund der Aussprache mit auslautendem velarem Nasal. Heute vielfach übertragen verwendet (gebongt "in Ordnung, erledigt"), wohl ausgehend von der Weitergabe der Bestellung an die Küche mit einem Bon im Restaurant. deutsch E(frz) Bönhase BönhaseSmSubstantiv Maskulinum per.peripherer Wortschatz nordd. (15. Jh.)Stammwort. Alte niederdeutsche Scherzbezeichnung für die Katze ("Bühnenhase" zu Bühne "Dachraum", entsprechend anderenorts Dachhase), die im 15. Jh. (wohl wiederum scherzhaft) auf unzünftige Handwerker, vor allem Schneider, übertragen wird (weil sie heimlich in abgelegenen Räumen arbeiten). Walther, C. ZDW 8 (1906/07), 191-199; LM 2 (1983), 411-412; Röhrich 1 (1991), 239; Schroeder, K. Stader Archiv 5 (1915), 67-69 (anders). deutsch s. Bühne, s. Hase Bonmot BonmotSnSubstantiv Neutrum "treffende, geistreiche Bemerkung" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. bon mot "witzige Bemerkung", eigentlich "gutes Wort". Ebenso nndl. bon-mot, ne. (bon) mot, nnorw. bonmot. DF 3 (21997), 426f.; Schirmer (1911), 35; Brunt (1983), 162f. französisch frz Bonus BonusSmSubstantiv Maskulinum "(Schadenfreiheits-)Rabatt" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Über das Englische entlehnt aus l. bonus "gut" (s. Bon), Gegensatz ("Aufschlag") ist Malus. Die besondere Bedeutung hat sich wohl im Börsenslang entwickelt. Ebenso nndl. bonus, nschw. bonus, nnorw. bonus, nisl. bónus. Schirmer (1911), 36. englisch l Bonze BonzeSmSubstantiv Maskulinum "buddhistischer Priester, abwertende Bezeichnung eines (finanziell) bessergestellten Funktionärs" erw.erweiterter Standardwortschatz grupp. (16. Jh., Bedeutung 18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. bonze, dieses aus port. bonzo "buddhistischer Priester", aus jap. bOzu n. "Priester". Es bezeichnet zunächst als Exotismus den buddhistischen Priester in China und Japan, dann wird es auf bigotte Geistliche beliebigen Bekenntnisses übertragen. In der Arbeiterbewegung wird es zum Spottwort für verständnislose, auf den eigenen Vorteil bedachte, hochstehende Funktionäre (der Grund für die Übertragung liegt in der ideologischen Unbeweglichkeit), auch allgemein für Hochgestellte und Reiche (z.B. Parteibonze). Variante: Bonzier. Ebenso nndl. bonze, ne. bonze. Lokotsch (1975), 27; DF 3 (21997), 428-431. jap Boom BoomSmSubstantiv Maskulinum "Aufschwung" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. boom, dieses wohl zu ne. boom "sich plötzlich - unter beträchtlicher Geräuschentwicklung - sehr heftig fortbewegen", das wohl lautnachahmenden Ursprungs ist. Ebenso nndl. boom, nfrz. boom, nschw. boom, nnorw. boom. Rey-Debove/Gagnon (1988), 77; Carstensen 1 (1993), 149-151; DF 3 (21997), 431-433. englisch e Boot BootSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (15. Jh.)Stammwort. Ein Boot ist vor allem das Beiboot zu einem größeren Schiff. Das Wort ist aus der niederdeutschen Seemannssprache übernommen, mndd. bOt, mndl. boot, diese aus me. bOt, ae. bAt m./f. Neben diesem anord. bátr m., mit dem es (wegen der Lautentsprechungen) nicht urverwandt sein kann. Es fragt sich deshalb, ob das Altenglische aus dem Altnordischen entlehnt hat oder umgekehrt (das Wort ist weder in den ältesten nordischen, noch in den ältesten englischen Texten belegt). Wegen der kultur- und sprachgeschichtlichen Verhältnisse ist wohl anzunehmen, daß das nordische Wort den Ausgangspunkt bildet. Ein seltenes und poetisches anord. beit "Schiff" (das mit dem altenglischen Wort urverwandt sein könnte und damit für dies als Ursprung sprechen könnte) fällt demgegenüber nicht ins Gewicht, weil es ohne weiteres eine postverbale Bildung zu anord. beita "kreuzen" sein kann. Mndl. beitel "kleines Boot" kann auf Umsetzung aus *bAtel (das zu frz. bateau wird) beruhen. Herkunft unklar. Die Partikelableitung ausbooten bedeutet zunächst "mit dem Boot an Land bringen", heute nur noch übertragen "jemanden (aus einer Funktion) ausschalten". Wolf-Rottkay, W. H. Anglia 71 (1952/53), 140-147; Wüst, W. Anglia 73 (1955), 262-275; Rogby, O. It Beaken 25 (1963), 302-305; RGA 3 (1978), 233-291; LM 2 (1983), 443; Röhrich 1 (1991), 240-242. west- und nordgermanisch gwn Bor BorSnSubstantiv Neutrum (chemisches Element) erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.) Neoklassische Bildung. Das Element Bor wurde 1808 als Radikal der Boraxsäure entdeckt und mit einer Kürzung (Kopfwort) aus Borax benannt. Die Borsalbe wird aus Vaseline und Borsäure hergestellt. Öhmann, E. NPhM 57 (1956), 107f.; Lüschen (1979), 192. lateinisch arab Borax BoraxSmSubstantiv Maskulinum "borsaures Natrium" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.), fnhd. borros, buras Entlehnung. Entlehnt als borros u.ä. aus ml. borax f./n. Dieses geht über arab. bUraq, bauraq auf pers. bUräh zurück. Später wird erneut auf die mittellateinische Form zurückgegriffen und die angepaßte Form aufgegeben. Das Wort bezeichnet ursprünglich verschiedenes: Alkalikarbonate, Salpeter, Malachit, Steinsalz, ein Lötmittel; im 17. Jh. festgelegt auf Natriumtetraborat. Ebenso nndl. borax, ne. borax, nfrz. borax, nschw. borax, nisl. bórax. Goltz (1972), 248-250; Lüschen (1979), 192; Cottez (1980), 54; Tazi (1998), 120f. lateinisch arab Bord 1 Bord 1SnSubstantiv Neutrum "Wandbrett" erw.erweiterter Standardwortschatz ndd. (16. Jh.), as. bord m., mndd. bort, mndl. bord Stammwort. Niederdeutsches Wort, das g. *burda- n. "Brett" entspricht, auch in gt. fotu-baurd "Fußbank", anord. bord, ae. bord, afr. bord; auch ahd. bort, mhd. bort, die aber keine Fortsetzer haben. Dieses Wort steht im Ablaut zu Brett. Ebenso nndl. bord, ne. board, nschw. bord, nisl. bord; Bord2, Bordell. Niedballa (2001). deutsch gz Bord 2 Bord 2SmSubstantiv Maskulinum "oberster Rand des Schiffes", meist übertragen (an Bord usw.) erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (13. Jh.), as. bord n Stammwort. Niederdeutsch/niederländischer Ausdruck der Seemannssprache, der auch in Gegenden, in denen er lautlich abgewandelt erscheinen sollte, diese Lautform behält. Bezeugt in anord. bord n., ae. bord, afr. bord, ahd. bort n. Die Etymologie ist nicht eindeutig, da mehrere Herleitungsmöglichkeiten bestehen; unter Umständen haben die verschiedenen Quellen zusammengewirkt: 1. Da der Bord ursprünglich aus aufgesetzten Brettern bestand, kann Herkunftsgleichheit mit Bord1 "Brett" angenommen werden. Wahrscheinlicher ist aber 2.: Für das Wort bord besteht weithin die allgemeinere Bedeutung "Rand, Kante, Einfassung u.ä.", die (da es sich um den Rand des Schiffes handelt) ebenfalls zugrundeliegen kann. In diesem Fall liegt aber ein anderes Wort vor, das seinerseits lautlich nicht völlig klar ist: Es handelt sich um Bildungen zu *bar/bur- und *br-; da ahd. brort, ae. brord bezeugt ist, kann ahd. bort usw. durch Dissimilation aus brort entstanden sein - ein einfaches *bor-d- ist aber nicht ausgeschlossen. Zur Bedeutung "Rand" vgl. noch Bord3 und Borte. Röhrich 1 (1991), 242; Niedballa (2001). deutsch gwn Bord 3 Bord 3SnSubstantiv Neutrum "Uferböschung, begrenzender Abhang" per.peripherer Wortschatz arch. schwz.archaisch (9. Jh.), mhd. bort, ahd. bort "Rand" Stammwort. Zu Bord2. Hierzu auch Bordstein. Borte, bordieren. deutsch gwn Börde BördeSfSubstantiv Femininum "fruchtbare Niederung, besonders in der norddeutschen Tiefebene" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (14. Jh.)Stammwort. Aus mndd. borde "ein der Stadt(kirche) zins- oder steuerpflichtiges Landgebiet", dann "Gerichtsbezirk, Landschaft", heute vor allem in Landschaftsbezeichnungen wie Magdeburger Börde, zu ndd. bören "(Steuern) erheben". Althochdeutsch entspricht giburida f. "was einem zukommt". Vgl. gebühren. DRW II(1932-35), 408; Schröder, E. NJ 65/66 (1939/40), 33f. deutsch s. Gebühr Bordell BordellSnSubstantiv Neutrum "Haus für gewerbsmäßige Prostitution" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (14. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus mndl. bordeel, dieses aus frz. bordel m. und it. bordello m., die in der eigentlichen Bedeutung "kleine (Bretter-)Hütte" vermutlich auf ein germanisches Wort zurückgehen (Bord1). Es handelt sich demnach um eine euphemistische Diminutivbildung. Ebenso ne. brothel, nfrz. bordel, nschw. bordell, nnorw. bordell. Jones, W. J. SN 51 (1979), 249; Zimmermann, M. GL 1979, 52f.; 3 (21997), 433f.; Niedballa (2001), 187-190. frz < g bordieren bordierenVswschwaches Verb "einfassen, besetzen" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (16. Jh.) mit Adaptionssuffix. Entlehnt aus frz. border gleicher Bedeutung, zu frz. bord "Rand, Besatz", das seinerseits aus einem westfränkischen Wort stammt, das zu Bord3 oder zu Borte gehört. Hierzu als Konkretum Bordüre. Ebenso nndl. boorden, ne. border. DF 3 (21997), 434-436; Jones (1976), 156f.; Niedballa (2001), 369. französisch frz < g borgen borgenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. borgen, ahd. borgEn, mndd. borgen, mndl. borgen Stammwort. Aus wg. *burg-E- Vsw., auch in ae. borgian. Als älteste Bedeutungen stehen fest "schonen" und "etwas erlassen", dann erst "borgen, leihen" und "Bürge sein". Der Bedeutungsübergang ist unklar. S. Bürge, mit dem das Wort ersichtlich zusammenhängt. Das Abstraktum Borg (heute nur noch in auf Borg) ist bereits alt (10. Jh.). Röhrich 1 (1991), 242f. westgermanisch gw Borke BorkeSfSubstantiv Femininum "Rinde" erw.erweiterter Standardwortschatz ndd. (17. Jh.), mndd. borke, mndl. bark Stammwort. Übernommen aus dem Niederdeutschen. Verwandt ist anord. bOrkr m. "Rinde", so daß wohl g. *barku- m. erschlossen werden kann - im Niederdeutsch/Niederländischen ist das Wort zum Femininum umgeformt worden. Wenn die Bedeutung ursprünglich "Rinde" war, dann ist es auf Grund seiner Verbreitung wohl ein älteres Wort, das sich im Niederdeutsch/Niederländischen als Relikt erhalten hat. Sonstige Herkunft unklar. Der Borkenkäfer ist ein verbreiteter Schädling, der diesen Namen auch in Gebieten trägt, in denen Rinde gesagt wird. Petersson, H. IF 23 (1908/09), 403. west- und nordgermanisch gwn Born BornSm Brunnen. borniert borniertAdjAdjektiv "engstirnig" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (18. Jh.) Weiterbildung aus Entlehnung. Mit Suffixanpassung entlehnt aus frz. borné, dem Adj. (PPrät.) zu frz. borner "beschränken"; eigentlich "eingegrenzt, beschränkt", einer Ableitung von frz. borne "Grenzstein", dessen Herkunft nicht sicher geklärt ist. Ebenso nndl. geborneerd, ne. borné, nschw. bornerad, nnorw. bornert; abonnieren. DF 3 (21997), 436f. französisch frz Borretsch BorretschSmSubstantiv Maskulinum "Borago officinalis, Gurkenkraut" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.), spmhd. boretsch Entlehnung. Über romanische Zwischenstufen (etwa. frz. bourrache) entlehnt aus ml. bor(r)ago. Als Ausgangspunkt für das lateinische Wort gilt arab. abU (araq "Vater des Schweißes", weil Borretsch als schweißtreibendes Mittel verwendet wurde, oder arab. abU hurAs "Vater der Rauhheit" wegen der auffällig rauhen Blätter (eine derartige arabische Fügung ist als Name dieser Pflanze nicht bezeugt). Ebenso ne. borage, nfrz. bourrache. Latham (1972), 63; LM 2 (1983), 466-467; Tazi (1998), 95f. arab Börse 1 Börse 1SfSubstantiv Femininum "Geldbeutel" std.Standardwortschatz reg.regional (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus nndl. beurs, das seinerseits auf ml. bursa "Geldbeutel" zurückgeht. Ebenso ne. purse, nfrz. bourse, nschw. börs; Börse2, Bursch, Bursche. DF 3 (21997), 441; Jones (1976), 158; Röhrich 1 (1991), 243. l Börse 2 Börse 2SfSubstantiv Femininum "Handelsplatz" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus nndl. beurs, das das "Börsengebäude" in Antwerpen bezeichnet. Dieser Name wird zurückgeführt auf das Brügger Kaufleutegeschlecht van de burse (weil sie als Kaufleute drei Börsen = Geldbeutel, im Wappen führten). Lateinische Belege in Frankreich und Brabant zeigen aber, daß einschlägige Gebrauchsweisen des Wortes schon erheblich älter sind. So wird ml. bursa "Geldbeutel" früh zu einem Ausdruck für "gängige Währung" und für "Geldwechsel"; dann für "Ort, an dem der Geldwechsel stattfindet" und dann weiter verallgemeinert. Täterbezeichnung: Börsianer. Ebenso ne. purse, nfrz. Bourse, nschw. börs, nnorw. bors; Börse1. DF 3 (21997), 437-440; DEO (1982), 145f.; LM 2 (1983), 467; Röhrich 1 (1991), 243. l Borste BorsteSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (11. Jh.), mhd. borste neben borst m./n., ahd. borst, burst m./n., borsta, bursta, as. bursta Stammwort. Aus vd. *burst- m./f./n. "Borste". Daneben mit noch anderen Stammbildungen ae. byrst f./n., bryst, anord. burst. Zu ig. *bhrs/bhares- "Spitze, Borste", das unter Bart behandelt ist; weiter wohl zu der unter bohren behandelten Grundlage. S. außer diesem noch Barsch und Bürste. Ähnliche t-Bildungen wie in g. *burst- auch in l. fAstIgium n. "Gipfel" und ai. bhrStí- "Spitze". Adjektiv: borstig. Ebenso ne. bristle, nschw. borst; Bord2, widerborstig. Röhrich 1 (1991), 243. west- und nordgermanisch iz Borte BorteSfSubstantiv Femininum erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (10. Jh.), mhd. borte m., ahd. borto m Stammwort. Wg. *burdOn f. "Rand, Borte", auch in ae. borda m., ist die n-stämmige Nebenform zu dem unter Bord2 und Bord3 behandelten Wort für "Rand", das früh schon "Randbesatz, Band" bedeutet. Vermutlich ist die systematische Verteilung *burda- "Rand" und *burdOn "Randbesatz", doch gehen die belegten Formen durcheinander. RGA 3 (1978), 322; Niedballa (2001). westgermanisch gw Böschung BöschungSfSubstantiv Femininum "künstlich hergestellter, gleichmäßiger Abhang" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Stammwort. Ursprünglich ein Ausdruck des Deich- und Festungsbaus. Die vorauszusetzende Grundlage böschen "einen Deich- oder Wallabhang mit Reisigbündeln ausfüttern" ist erst später bezeugt. Das Wort gehört offenbar zu einer regionalen Form von Busch, wohl nach einem der verwendeten Materialien (Reisigbündel). Kranemann, N. MS 71 (1961), 328-333; Trier (1981), 84-88; Hiersche, R. BN 18 (1983), 273-275. deutsch s. Busch böse böseAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (10. Jh.), mhd. böse, bOse, ahd. bOsi Stammwort. Aus vd. *bausja- "böse, gering, schlecht". Die lautlich vergleichbaren Wörter sind semantisch zu verschieden für eine Rekonstruktion, so daß die Herkunft unklar bleibt. Modifikation: boshaft; Abstraktum: Bosheit. Ebenso nndl. boos; erbosen. Heidermanns (1993), 120f. deutsch d Boskett BoskettSnSubstantiv Neutrum "Gebüsch" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. bosquet m. "Wäldchen", dieses aus it. boschetto m., einem Diminutivum zu it. bosco m. "Wald", für das gallischer Ursprung angenommen wird. Ebenso nndl. bosje, ne. boscet, bosquet, boscage, nschw. buskage, nnorw. buskas. DF 3 (21997), 441f. französisch it Boß 1 Boß 1SmSubstantiv Maskulinum "Chef" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus gleichbedeutend ne. boss, dieses aus mndl. baas "Herr, Meister". Ebenso nndl. boss, ne. boss, nfrz. boss, nschw. boss ("Bonze"), nnorw. boss; Baas. Rey-Debove/Gagnon (1988), 79f.; Röhrich 1 (1991), 243f.; Carstensen 1 (1993), 156-158; DF 3 (21997), 442f. englisch e Boß 2 Boß 2Sm "Halbstiefel" Botten. Boße BoßeSmSubstantiv Maskulinum "Bund Flachs" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (9. Jh.), mhd. bOze, ahd. bOzo (auch -a f.), mndd. bote Stammwort. Aus vd. *baut-On m. "Bündel Flachs", vielleicht zu g. *baut-a- "schlagen" (Amboß), vgl. ein Stoß Papier, ein Schlag Essen u.ä., oder "so viel Flachs, wie auf einmal gebossen wird"? Dahlberg, T.: Mittelhochdeutsch WurpOz "radix", bOze "Flachsbündel", boz "Stoß" (Göteborg 1955). deutsch iw bosseln bosselnVswschwaches Verb "an einer kleinen Arbeit eifrig herummachen, basteln" per.peripherer Wortschatz stil.stilistisch (15. Jh.)Stammwort. Neben Bossel-Arbeit "Kleinarbeit". Vielleicht als "an etwas herumklopfen" letztlich zu bossen "schlagen" (Amboß), aber die Bedeutungszusammenhänge sind noch nicht genügend erhellt. Bossel ist eigentlich der Flachs- und Wäschebleuel, in hochdeutscher Form allerdings selten bezeugt, hochdeutsch ist für das Verb dagegen die Bedeutung "kegeln". Jirlow (1926), 110-113; Röhrich 1 (1991), 244. deutsch d Botanik BotanikSfSubstantiv Femininum "Lehre von den Pflanzen" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus neo-kl. botanica "Heilkräuterkunde", dieses nach gr. botanikós "pflanzlich, die Heilkräuter betreffend", einer Ableitung von gr. botánE "Weide, Futter, Kraut". Täterbezeichnung: Botaniker; Adjektiv: botanisch. Ebenso nndl. botanie, ne. botany, nfrz. botanique, nschw. botanik, nnorw. botanikk. DF 3 (21997), 443-447; Cottez (1980), 55. lateinisch gr Bote BoteSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bote, ahd. boto, as. bodo Stammwort. Aus g. *bud-On m. "Bote", auch in anord. bodi, ae. boda, afr. boda; Nomen agentis zu g. *beuda- Vst. "bieten" (s. bieten), also "derjenige, der entbietet oder aufbietet". Auch Botschaft, ahd. botascaf(t), ae. bodscipe ist gemein-westgermanisch und kann deshalb schon alt sein. Das Wort bedeutet seit dem 15. Jh. auch "Gesandter" (Verwendung des Abstraktums als Nomen agentis); es wurde dann durch frz. ambassadeur verdrängt, das dann im 18. Jh., von Wien ausgehend, durch die jüngere Form Botschafter offiziell ersetzt wurde. Präfigierung: Vorbote. Röhrich 1 (1991), 244-247. west- und nordgermanisch iz botmäßig botmäßigAdjAdjektiv "untergeben", heute praktisch nur noch unbotmäßig in übertragener Bedeutung ("aufsässig") erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (14. Jh.)Stammwort. Zu spmhd. botmäzec "dem Gebot gemäß" zu (Ge)bot, bieten und gemäß. deutsch s. bieten, s. mäßig Böttcher BöttcherSmSubstantiv Maskulinum "Küfer" erw.erweiterter Standardwortschatz ndd. omd. (13. Jh.), spmhd. botecher, mndd. bodeker, bodiker u.ä Hybridbildung. Da Bottich ein ursprünglich oberdeutsches Wort ist, Böttcher aber aus dem Niederdeutschen kommt, kann Böttcher nicht unmittelbar aus Bottich abgeleitet sein; es ist vielmehr eine niederdeutsche Form der Täterbezeichnungen auf -ker zu Bütte, mndd. bode(ne) (vgl. omd. Büttner). Bütte. Osdahl-Holmberg, M.: Studien zu den niederdeutschen Handwerksbezeichnungen des Mittelalters (Lund, Kopenhagen 1950), 163-188; Müller, G. BGDSL-H 83 (1961), 288-293; LM 2 (1983), 490-492; Witte, U. in Schmidt-Wiegand (1985), 123-145. deutsch E(l) Botten BottenSplSubstantiv Plural "warme, bequeme Reiseschuhe, Hausschuhe", "schwere Stiefel" per.peripherer Wortschatz md. wobd. (14. Jh.)Entlehnung. Eine häufigere Nebenform ist spmhd. botschu, nhd. (dial.) Botze, Botsche (aus einer Zusammensetzung mit nhd. -schuh). Aus frz. botte f. gleicher Bedeutung (auch ins Englische entlehnt als boot). Dagegen scheint obd. Boß2 "Halbstiefel" auf eine andere Grundlage zurückzugehen (zu Boss "Stoß", s. Amboß - solche Stiefel werden "angestoßen" = "angezogen"). Spenter, A. NJ 97 (1974), 95-97; Dahlberg, T.: Mittelhochdeutsch WurpOz "radix", bOze "Flachsbündel", boz "Stoß" (Göteborg 1955); DEO (1982), 137; Osdahl-Holmberg, M. FS Rosenfeld (1989), 469-486. französisch frz Bottich BottichSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. botige, boting, botech(e) m./f., ahd. botega f Entlehnung. Ist sicher aus dem romanischen Bereich entlehnt, doch macht die Bestimmung der genauen Vorform Schwierigkeiten. In Frage kommt eine Kurzform von l. apothEca f. aus mgr. apothekE f. (Apotheke), doch ist für dieses Wort die nächststehende Bedeutung "Weinkeller", und spl. but(t)is "Faß", das aber keine gleichartige tektale Erweiterung zeigt. Eine Mischung aus beiden Quellen ist nicht ausgeschlossen. Das Wort Bottich ist zunächst nur oberdeutsch. Es hat später sein maskulines Genus wohl von dem lautähnlichen, aber ursprungsverschiedenen ahd. botah m. "Körper" bezogen. Bütte, Theke. Götze, A. NJKA 41 (1918), 130; Hubschmid (1955), 66-70; Alanne, E. NPhM 56 (1955), 202f.; Müller, G. BGDSL-H 83 (1961), 288-293; RGA 3 (1978), 330-332. lateinisch gr Boudoir BoudoirSnSubstantiv Neutrum "eleganter, intimer Raum der vornehmen Damen" per.peripherer Wortschatz fremd.Erkennbar fremd (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. boudoir m., einer Lokativbildung zu frz. bouder "schmollen, schlecht gelaunt sein", das wohl aus dem Galloromanischen stammt. So bezeichnet als der Raum, in den sich die Dame zurückziehen kann, wenn ihr nicht nach Gesellschaft zumute ist (Schmollwinkel ist ursprünglich ein Ersatzwort dazu). Ebenso nndl. boudoir, ne. boudoir, nschw. budoar, nnorw. budoar. DF 3 (21997), 447-449. französisch frz Bouillon BouillonSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. bouillon m., einer Ableitung von frz. bouillir "sieden", dieses aus l. bullIre (eigentlich "Blasen werfen"), zu l. bulla "Blase (usw.)". Das deutsche Wort erscheint als Femininum, wohl im Anschluß an Suppe oder Brühe (brühen). Ebenso nndl. bouillon, ne. bouillon, nschw. buljong, nnorw. buljong; Bulle2. DF 1 (1913), 94; Brunt (1983), 165. französisch frz Boulevard BoulevardSmSubstantiv Maskulinum "breite Straße" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. boulevard m., das seinerseits aus ndl. bolwerk (Bollwerk) entlehnt ist. Es handelt sich um die breiten Straßen an der Stelle früherer Festungswälle, besonders in Paris. Ebenso nndl. boulevard, ne. boulevard, nschw. boulevard, nnorw. bulevard. DF 3 (21997), 449-452. französisch frz Boulevard-Blatt Boulevard-Blatt(entsprechend Boulevard-Presse) SnSubstantiv Neutrum "Sensationszeitung" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (19. Jh.)Hybridbildung. Bezeichnung für die Zeitungen, die sofort nach Erscheinen auf den großen Straßen der Großstädte verkauft wurden, und die in der Regel sehr reißerisch aufgemacht waren. Ebenso nndl. boulevardblad, nfrz. feuille boulevardière, nnorw. bulevardblad. deutsch E(frz) Bourgeois BourgeoisSmSubstantiv Maskulinum "wohlhabender Bürger" per.peripherer Wortschatz grupp. (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. bourgeois, einer Ableitung von frz. bourg "befestigte Siedlung". Zunächst Bezeichnung des freien Staatsbürgers; dann immer stärkere Hervorhebung der wirtschaftlichen Situation (dabei dann Abgrenzung von frz. citoyen), schließlich immer mehr "Mitglied der besitzenden Klasse". Seit Saint-Simon in Frankreich als Gegenbegriff zu prolétaire "Proletarier" gebraucht; daher dann in revolutionären Kreisen die Abwertung des Wortes, die im Deutschen allgemein wird. Abstraktum: Bourgeoisie. Ebenso nndl. bourgeois, ne. bourgeois, nschw. bourgeoisie, nisl. burgeis. Zur germanischen Verwandtschaft s. Burg. Arnold, R. F. ZDW 8 (1906/07), 3; DF 3 (21997), 452-462; di Corcia, J. Journal of Modern History 50 (1978), 207-233; Militz, H. M. "Bürger" im Französischen (Berlin 1979); HWPh 1 (1970), 962-966; Grundbegriffe 1 (1972), 713-722; Fetscher, I. in Christianity and the Bourgeoisie. Ed. J. B. Metz (New York 1979), 3-14; Rétat, P. PSG 9 (1988), 75-105. französisch frz Bouteille BouteilleSfSubstantiv Femininum "Flasche" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. bouteille, dieses aus ml. buticula, einem Diminutivum zu ml. but(t)is "Faß". Die Herkunft des lateinischen Grundworts ist umstritten. Ebenso nndl. bottelen "Flaschen abfüllen", ne. bottle, nschw. butelj, nnorw. butelje; Bütte, Buddel, Butler. DEO (1982), 148. französisch frz Boutique BoutiqueSfSubstantiv Femininum "kleines (Mode-)Geschäft" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. boutique, dieses über das Lateinische aus mgr. apothekE "Speicher, Magazin" (Apotheke). Es bedeutet im 16. Jh. "Lokal, in dem ein Beruf ausgeübt wird", dann spezieller "Kramladen". Diese Bedeutung wird ins Deutsche übernommen; sie verschlechtert sich dann aber zu "schlechtes Haus, Bude"; (insbesondere:) "schlechte Gastwirtschaft". Die heutige Bedeutung beruht auf einer jungen abermaligen Entlehnung aus dem Französischen. Die älteren Bedeutungen sind erhalten in der älteren Form Budike. Ebenso nndl. boetiek, ne. boutique, nschw. butik, nnorw. butikk; Theke. Schlicker, M. SD 18 (1974), 178f.; Jones (1976), 159; DF 3 (21997), 462-464. französisch frz Bovist BovistSm Bofist. Bowle BowleSfSubstantiv Femininum (ein alkoholisches Getränk mit Früchten) erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. bowl "Napf, (Punsch-)Schale". Zunächst entlehnt in der Bedeutung "Gefäß für Mischgetränke"; ab 1850 metonymisch übertragen auf ein bestimmtes, in solchen Gefäßen serviertes Getränk. Ebenso nndl. bowl, nfrz. bol, nschw. bol, nnorw. bolle. DF 1 (1913), 94f.; Ganz (1957), 43f. englisch e Bowling BowlingSnSubstantiv Neutrum (amerikanisches Kegelspiel) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus am.-e. bowling, einer Ableitung von ne. bowl "schieben, rollen", zu ne. bowl "Kugel", dieses aus frz. boule f., aus l. bulla f. "Aufschwellung, Blase" (usw.). Ebenso nndl. bowling, nfrz. bowling, nschw. bowling, nnorw. bowling; Bulle2. Rey-Debove/Gagnon (1988) 83; Carstensen 1 (1993), 159. englisch e Box BoxSfSubstantiv Femininum "Schachtel, kleiner Raum" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. box "Behältnis, Unterstand", dieses wie nhd. Büchse aus l. puxis "Behältnis". Ebenso nndl. box, nfrz. box, nschw. box, nisl. box. Rey-Debove/Gagnon (1988), 84; Carstensen 1 (1993), 159-161; DF 3 (21997), 464-468. englisch e boxen boxenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. box, dessen Herkunft nicht geklärt ist. Anfänglich auch in der Form baxen. Ebenso nndl. boksen, nfrz. boxer, nschw. boxa, nisl. boxa; Boxer. DF 3 (21997), 468-472; Erämetsä, E. NPhM 59 (1958), 36; Rey-Debove/Gagnon (1988), 85f.; Carstensen 1 (1993), 162f. englisch e Boxer BoxerSmSubstantiv Maskulinum (eine Hunderasse) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Hybridbildung. Boxer ist zunächst ein Faustkämpfer (zu boxen); das Wort wird dann von deutschen Züchtern als Bezeichnung einer Hunderasse gewählt, um Eigenschaften wie Kampfgeist u.ä. zu suggerieren. deutsch s. boxen Boxkalf BoxkalfSnSubstantiv Neutrum "chromgegerbtes, feinnarbiges Kalbsleder" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. box calf. Das (Kalbs-)Leder wurde so benannt nach dem Londoner "bootmaker" Joseph Box; zudem liegt ein wortspielerischer Bezug des Namens auf die rechteckige (kästchenförmige) Narbung des Leders vor. Ebenso nndl. boxcalf, nfrz. box(calf), nschw. boxkalv, nnorw. bokskalv. Rey-Debove/Gagnon (1988), 84f. englisch e Boykott BoykottSmSubstantiv Maskulinum "Ächtung" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Onomastische Bildung. Entlehnt aus ne. boycott, das auf einen Eigennamen zurückgeht: Der Güterverwalter Charles Boycott wurde von der irischen Landliga wegen seiner Härte gegen die Pächter geächtet, und niemand wollte mehr für ihn arbeiten, so daß er schließlich zur Auswanderung gezwungen wurde. Daraus das Verb to boycott "ächten" (boykottieren), und zu diesem wieder das Substantiv boycott "Ächtung". Das Verb dann allgemein für "jemanden schneiden". Ebenso nndl. boycot, nfrz. boycottage, nschw. bojkott, nnorw. boikott. DF 3 (21997), 472-476; LM 2 (1983), 525-526; Rey-Debove/Gagnon (1988), 88f.; Röhrich 1 (1991), 247f. englisch Name brabbeln brabbelnVswschwaches Verb "vor sich hinreden" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (18. Jh.), mndd. brabbelen Stammwort. Ursprünglich wohl lautmalend. Vgl. babbeln, pappeln und blabla. deutsch d Brache BracheSfSubstantiv Femininum "unbestelltes Land" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (8. Jh.), mhd. brAche, ahd. brAhha, mndd. brAke, mndl. brAke Stammwort. Aus vd. *bräk-O f. "Brache" (Ruhezeit in der Dreifelderwirtschaft). Da das Wort kaum von kymr. braenar, branar, brynar, air. branar "Brache" zu trennen ist, ist ein Anschluß an g. *brek-a- "brechen", der zur Not semantisch glaubhaft gemacht werden könnte, nicht ratsam. Im Keltischen liegt *brag-no- oder *mrag-no- voraus, so daß der gemeinsame Ausgangspunkt *bhrag- oder *mrag- sein könnte. Am ehesten zu der unter morsch behandelten Grundlage, so daß von "morsch werdendes Land" auszugehen wäre. Brachmonat ist das alte Wort für den Juni, ahd. brAhmAnOd. Aus der Wendung mhd. in brAche ligen "in Brache liegen" wird nhd. brachliegen, das häufig übertragen gebraucht wird ("ungenutzt bleiben"). Ebenso nndl. braak(akker). Kutzelnigg, A. MS 82 (1972), 173; LM 2 (1983), 536-537. deutsch iw brachial brachialAdjAdjektiv "den Arm betreffend, handgreiflich" per.peripherer Wortschatz fremd. phras.Phraseologismus(19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. brachiAlis "zum Arm gehörig", zu l. brac(c)hium "Arm", aus gr. brachíOn "Oberarm, Arm". Deutsch eigentlich nur in Brachialgewalt und brachiale Gewalt "rohe Gewalt". Ebenso nndl. brachiaal, ne. brachial, nfrz. brachial; Bratsche, Brezel, Pratze. Cottez (1980), 56; DF 3 (21997), 476-478. lateinisch gr Brachsen BrachsenSmSubstantiv Maskulinum (Brachse f., Brasse(n) f./(m.)) (ein Karpfenfisch) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (12. Jh.), mhd. brahsem m., ahd. brahsa f., brachsmo m., brachsma f., mndd. brassem, daneben as. bresmia f. (aus *brehs- oder *brahsimo) Stammwort. Aus vd. *brahs-mOn f. (und andere Stammbildungen) "Brachsen"; nschw. braxen ist wohl urverwandt, und damit ist das Wort von ursprünglich weiterer Verbreitung. Lautlich läßt sich an ein schlecht bezeugtes Verb für "glänzen, leuchten" anknüpfen: mhd. brehen, anord. brjá (falls gt. braha augins "Augenblick" dazugehört, aus g. *brehw-), da der Brachsen ja ein Weißfisch ist. Es wäre dann also von *brah(w)s-mOn- "der Glänzende" auszugehen. evtl. von ig. *mrokws-mOn-, vgl. etwa kymr. brithyll "Forelle" < *mrkwtilo-). Ebenso nndl. brasem, ne. bream (entlehnt aus frz. brème, das aus der deutschen Sippe stammt), nschw. braxen. Boutkan, D. ABÄG 51 (1999), 5-22 (anders: Substratwort). deutsch iwo Brack BrackSnSubstantiv Neutrum "Ausschuß" (bracken Vsw. "ausmerzen") per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (14. Jh.)Stammwort. Zunächst als Wörter des norddeutschen Handels bezeugt: Lautvarianten zu Wrack und wracken. Kutzelnigg, A. MS 82 (1972), 169-181. deutsch s. Wrack Bracke BrackeSmSubstantiv Maskulinum "Spürhund" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (13. Jh.), mhd. bracke, ahd. bracko, mndd. bracke, mndl. bracke Nicht etymologisierbar. Falls ererbt, aus vd. *brakkOn, das - mit expressiver Gemination oder -kn-Assimilierung - zu l. fragrAre, mhd. brähen "riechen" gestellt werden kann (wenn von "Spürhund" auszugehen ist). Da aber gleichbedeutende it. bracco, nfrz. braque aus einem vorauszusetzenden früh-rom. *per-agicAre "aufstöbern, hetzen, treiben" hergeleitet werden können, ist zu erwägen, ob die germanischen Wörter nicht aus den romanischen entlehnt sind. Ebenso nndl. brak. Zur Herkunft der Verben vgl. Seebold in Mayrhofer/Peters/Pfeiffer (1980), 482; Flair. Palander (1899), 38f.; Lühr (1988), 225f.; Bursch, H. RJ 30 (1979), 59-62; LM 2 (1983), 537-538. deutsch d Brackwasser BrackwasserSnSubstantiv Neutrum "Gemisch von Süß- und Salzwasser" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Stammwort. Wie nndl. brakwater zu mndl. brak "salzig" (ne. brackish, d. brackig). Zu ig. *mrog- in der unter morsch behandelten Sippe, mit der auch abgestandene und faulige Flüssigkeiten bezeichnet werden. Zu dieser Lautform paßt gr. (Hesych) brágos "Flußaue". Eine Auslautvariante hierzu in gr. bréchO "nässe, überflute", broche f. "Regen, Bewässerung, Überschwemmung". Schwer zu beurteilen ist gr. bráchea n. Pl. "seichte Stellen" (hierher oder zu gr. brachYs "kurz"?). Bruch2, Brühl, morsch. Kutzelnigg, A. MS 82 (1972), 173. deutsch ix Brägen Brägen(Bregen) SmSubstantiv Maskulinum "Hirn von Schlachttieren" erw.erweiterter Standardwortschatz ndd. (18. Jh.)Stammwort. Übernommen aus mndd. bregen, bragen n., mndl. bragen aus wg. *bragno- m. "Hirn", auch in ae. brägen, afr. brein, brIn n. Wohl zu vergleichen mit gr. brechmós m. "Vorderhaupt, Oberschädel", kymr. breithell, brithell "Gehirn" (aus *brg-t-), so daß voreinzelsprachl. *mregh- als Ausgangspunkt anzusetzen ist (Anlaut!). Auffällig ist die lautliche und semantische Nähe zu ig. *mozg- "Mark, Gehirn" (Mark1), doch sind die beiden Sippen lautgesetzlich nicht zusammenzubringen. Ebenso nndl. brein, ne. brain. Lühr (1988), 332f. (anders). westgermanisch ix Bramarbas BramarbasSmSubstantiv Maskulinum "Prahlhans", häufig bramarbasieren Vsw. "großtun" per.peripherer Wortschatz fremd.Erkennbar fremd (18. Jh.)Onomastische Bildung. Titelfigur in einer Satire von B. Mencke 1710 und von dort aus, hauptsächlich durch Gottsched, in allgemeinerem Sinn verwendet. Der Name ist wohl in Anlehnung an span. bramar "schreien" oder nndl. brammen "prahlen" (17. Jh.) gebildet. Ebenso ndn. Bramarbas. DF 3 (21997), 480-482. Name Branche BrancheSfSubstantiv Femininum "Abteilung, Zweig" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. branche "Zweig", dieses aus l. branca "Pfote u.a.". Wörter für "Zweig, Ast" und für "Arm, Finger" sind mehrfach parallel. Ebenso nndl. branche, ne. branch, nschw. branch, nnorw. bransje. DF 3 (21997), 482-484; Schirmer (1911), 37; LM 2 (1983), 549. französisch frz Brand BrandSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. brant, ahd. brant, as. brand Stammwort. Aus g. *branda- m. "Brand", auch in anord. brandr "brennendes Holzscheit", ae. brond, afr. brand, brond. Eine to-Bildung (evtl. aus älterem tu) zu g. *brenn-a- Vst. "brennen" (brennen). Die nordische Bedeutung "Teil des Vorderschiffs" ist sicher nicht zugehörig; ob die Bedeutung "Schwert" (zu der die häufigen Personennamen auf -brand gehören) einschlägig ist, ist nicht sicher; -brand in Ortsnamen weist dagegen auf Brandrodung hin. Nhd. brand- wird auch als Verstärkungswort benutzt (brandneu - vielleicht unter englischem Einfluß). Ebenso nndl. brand, ne. brand, nschw. brand. LM 2 (1983), 549-550; Carstensen 1 (1993), 169. west- und nordgermanisch s. brennen Brandbrief BrandbriefSmSubstantiv Maskulinum "dringlicher Brief" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Hybridbildung. Entsprechende Wörter treten zu verschiedenen Zeiten mit verschiedenen Bedeutungen auf. Auf den heutigen Gebrauch haben wohl eingewirkt: 1) ein niederdeutsches Wort, seit dem 16. Jh. bezeugt, "Schreiben, wodurch das Abbrennen von Haus und Hof angedroht wird" (parallel zu Fehdebrief), und 2) ein süddeutsches Wort, seit dem 17. Jh. bezeugt, "obrigkeitliche Verfügung, die zum Sammeln von Gaben für Brandgeschädigte berechtigt". Eigentlich üblich geworden ist das Wort aber aus der Studentensprache (18. Jh.): "Brief an die Eltern, in dem um Geld gebeten wird, da man "abgebrannt" sei" (um dies zu verdeutlichen, sei der Brief auch angebrannt worden). Wieviele verschiedene Ausgangspunkte für dieses Wort anzusetzen sind, und wie sie sich gegenseitig beeinflußt haben, ist noch nicht ausreichend untersucht. Ebenso nndl. brandbrief. Röhrich 1 (1991), 248. deutsch s. brennen, s. Brief brandmarken brandmarkenVswschwaches Verb "anprangern" std.Standardwortschatz (14. Jh., Bedeutung 18. Jh.)Stammwort. Wie Brandmal und Brand allein bedeutet fnhd. brandmark "das Tieren, Geräten usw. eingebrannte Eigentumszeichen", dann "das einem Verbrecher eingebrannte Zeichen". Von hier aus übertragen verwendet. RGA 3 (1978), 401f.; LM 2 (1983), 566-567; Röhrich 1 (1991), 248. deutsch s. brennen, s. Marke Brandschatzung BrandschatzungSfSubstantiv Femininum (und daraus rückgebildet brandschatzen Vsw.) "eine Geldzahlung o.ä. (Schatzung) erpressen durch die Drohung des Niederbrennens einer Stadt o.ä." erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (14. Jh.)Stammwort. Dann verallgemeinert zu "niederbrennen und plündern". deutsch s. brennen, s. Schatz Brandsohle BrandsohleSfSubstantiv Femininum "innere Schuhsohle" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Stammwort. Aus dünnem, schlechterem Leder gefertigt. Evtl. ursprünglich: "das Stück Leder, das das Brandzeichen eines Tieres trägt". Ebenso nndl. brandzool. deutsch s. brennen, s. Sohle Brandung BrandungSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (18. Jh., älter Branding)Entlehnung. Entlehnt aus nndl. branding. Dieses zu branden (etwa "wie ein Brand andringen", auch d. [an]branden) aus brennen unter dem Einfluß von Brand. Ebenso nschw. bränning, nnorw. brenning. ndl Brandy BrandySmSubstantiv Maskulinum "Weinbrand" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt (aber eigentlich nur in Zusammenhängen, die Englisches und Amerikanisches betreffen, gebraucht) aus ne. brandy, einer Kurzform von ne. brandwine, brandewine, aus ndl. brandewijn (eigentlich "gebrannter Wein"). Ebenso nfrz. brandy, nnorw. brandy; Branntwein, brennen. Ganz (1957), 46; Rey-Debove/Gagnon (1988), 92. englisch e Branntwein BranntweinSmSubstantiv Maskulinum erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (13. Jh.), spmhd. brantwIn Stammwort. Eigentlich "gebrannter Wein" zu brennen im Sinn von "destillieren" und Wein. Ursprünglich auch mit Flexion des ersten Gliedes (Akkusativ Brandtenwein bei Schiller). Entlehnt zu nndl. brandewijn und von dort zu ne. brandy. Ebenso nschw. brännvin, nisl. brennivín. S. auch Weinbrand. deutsch s. brennen, s. Wein Brasse(n) Brasse(n)Sf(m) Brachsen. Brät BrätSnSubstantiv Neutrum "feingehacktes mageres Kalb- oder Schweinefleisch" per.peripherer Wortschatz wobd. (9. Jh., diohbrato 8. Jh.; Form 17. Jh.), mhd. brAte, ahd. brAto, as. brAdo Stammwort. Das gleiche Wort wie Braten in der ursprünglichen Bedeutung "schieres Fleisch". Woher der Umlaut kommt, ist nicht ganz klar: einerseits ist -brät die Kompositionsform von Braten (dem Typ nach ein alter ja-Stamm, vgl. Wildbret), andererseits kann es Kollektivum (mhd. gebräte) sein, und schließlich kann es aus einem im 17. Jh. bezeugten Plural bräter (der allerdings auch erst zu solchen Formen gebildet sein kann) rückgebildet sein. west- und nordgermanisch s. Braten braten bratenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. brAten, ahd. brAtan, as. Prät. -brEd Stammwort. Aus wg. *bräda- Vst. "braten", auch in ae. brädan, afr. brEda. Vergleichbar sind nordische Wörter mit der Bedeutung "schmelzen": aschw. bradhin "geschmolzen", anord. bräda "schmelzen" Vsw. Da die gemeinsame Bedeutung offenbar "erhitzen" ist, liegt ein Zusammenhang mit der Wurzel von brennen näher als der sonst angenommene mit Brühe. Zu der unter brennen angesetzten Wurzel ig. *gwher- "brennen" müßte dann eine langvokalische Erweiterung mit dentalem Auslaut *gwhrEt/dh angesetzt werden. Diese kann vorliegen in air. grís "Hitze, Feuer, Glut" (*gwhrEd-s-, der Lautstand ist aber unsicher; zum Auslaut vgl. air. grísaid "macht erröten" mit kymr. gwrido "erröten lassen"). Auch l. fretAle "Bratpfanne" kann unmittelbar dazugehören, besonders wenn der Wurzelvokal lang ist. Es wäre dann ig. (weur.) *gwhrEt- "erhitzen" anzusetzen. Ebenso nndl. braden; Braten, brüten. Seebold (1970), 128f. westgermanisch iz Braten BratenSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. brAte, ahd. brAto, as. brAdo Stammwort. Ein ursprünglich von dem starken Verb braten ganz unabhängiges Wort mit der Bedeutung "schieres Fleisch ohne Speck und Knochen", das erst auf Grund der Lautgleichheit sekundär dem Verbum angeglichen wurde und heute als ein Konkretum zu diesem gelten kann. Vorauszusetzen ist g. *bräda-/On/-O "Fleischstück", auch in anord. brád f. "Fleisch", ae. lende-bräd "Lende". Von der alten Bedeutung hält sich noch obd. Brät "feingehacktes mageres Kalb- oder Schweinefleisch" und - mit abweichender Schreibung - Wildbret. Außergermanisch vergleicht sich lediglich mir. broth "Fleisch", sonst ist die Herkunft unklar. Röhrich 1 (1991), 249. west- und nordgermanisch iw Bratenrock BratenrockSmSubstantiv Maskulinum "eine Art Gehrock" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (17. Jh.)Stammwort. Wohl als "das Kleidungsstück, in dem man zum Essen (Braten) geht". Vgl. ne. roastmeat clothes. deutsch s. Braten, s. Rock Bratsche BratscheSfSubstantiv Femininum "ein Streichinstrument" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. viola da braccio, dessen Bestimmungswort zurückgeht auf l. brac(c)hium n. "Arm". Als "Armgeige" steht das Instrument im Gegensatz zur "Kniegeige", der viola da gamba "Gambe". Im Deutschen erscheint es zunächst als Bratschgeige. Ebenso ndn. bratsch, nnorw. bratsj. Vgl. Gambe; brachial. DF 3 (21997), 484-486. italienisch it Bratwurst BratwurstSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (12. Jh.)Stammwort. Heute verstanden als "gebratene oder zu bratende Wurst", aber ursprünglich "eine mit magerem Fleisch gefüllte Wurst" (Brät). Doppelte Herkunft des Wortes ist in diesem Fall allerdings nicht auszuschließen. deutsch s. braten, s. Wurst brauchen brauchenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. brUchen, ahd. brUhhan, brUhhen, as. brUkan "genießen, sich erfreuen" Stammwort. Aus g. *brUk-a- Vst. intr. "gebrauchen", auch in gt. brUkjan, ae. brUcan, afr. brUka. Das Wort ist nur im Altenglischen eindeutig als starkes Verb belegt; in den übrigen westgermanischen Sprachen gibt es nur ein starkes Präsens, das später meist schwache Präteritalformen hat; im Nordischen fehlt es, im Gotischen ist es ein schwaches Verb. Die Bedeutung ist "brauchen, gebrauchen, verbrauchen". Außergermanisch lassen sich unter einer Grundform ig. *bhrug- mit formalen Schönheitsfehlern ein lateinisches und ein altindisches Verb vergleichen: l. fruor, frUctus sum "ich genieße, erfreue mich an etwas, habe den Nießbrauch" (Auslaut unklar), ai. bhunákti "genießt, benützt, verzehrt" (unter der Annahme, daß das Nasalinfix das r ausgedrängt hat). Ausgangsbedeutung ist also "genießen (Früchte, Ernte, Speise und Trank)". Die heutige Bedeutung von brauchen entwickelt sich im 17. Jh. in verneinten Sätzen ("etwas nicht verwenden" = "etwas nicht nötig haben"); das sachliche Objekt tritt dabei in den Akkusativ (statt in den Genetiv). Das abgeleitete (erst frühneuhochdeutsch gebräuchliche) Substantiv Brauch wandelt seine Bedeutung von "Verwendung" zu "Sitte", wohl ausgehend von Wendungen wie rechter Brauch, unser Brauch usw. Entsprechend Brauchtum. Präfigierungen mit ge-, miß-, ver-; Adjektiv: brauchbar. Ebenso nndl. gebruiken, ne. brook, nschw. bruka, nisl. brúka. Zur lateinischen Verwandtschaft s. frugal. Seebold (1970), 140f.; LM 2 (1983), 580-582. indogermanisch Braue BraueSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. brA(wen), ahd. brAwa, as. brAha, brAwa Stammwort. Aus g. *brägwO f. "Braue, Wimper", auch in anord. brá "Wimper", ae. bräw, afr. brE n., mit Ablaut und ohne grammatischen Wechsel gt. in braha augins "im Augenblick", Konkretbildung zu einem Verb zum Ausdruck schneller Bewegungen, besonders des Auges, g. (erweitert) *bregd-a- "zücken, zucken" (anord. bregda, ae. bregdan, afr. breida, brIda, ahd. brettan), aus ig. *mrekw- in lit. mérkti "die Augen schließen, blinzeln" (mit anderer Vokalisierung). Das Wort Braue bedeutet zunächst "Wimper", und zwar wird eine obere und eine untere Braue (u.ä.) unterschieden (Wimper). Danach verdrängt es das alte Wort für "Braue, Haarbogen über den Augen", ig. *bhrU-, erhalten in anord. brún, ae. brU und im Deutschen in dialektalen Fortsetzern eines nicht belegten mhd. *brU, *brUn, und tritt (schon althochdeutsch) in dessen Bedeutung ein. Ebenso nndl. wenkbrauw, ne. brow, nisl. brá. Dal, I. NTS 9 (1938), 219-230; Dolch, M. ZM 20 (1951/52), 146f.; Seebold (1970), 129-132; Kutzelnigg, A. MS 83 (1973), 135-142 (anders). gemeingermanisch io brauen brauenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (13. Jh.), mhd. briuwen, brUwen, mndd. bruwen, bruen, browen Vst./Vsw., mndl. brouwen Stammwort. Aus g. *breww-a- Vst. "brauen", auch in aschw. bryggia, ae. brEowan, afr. briUwa; dieses aus ig. *bhru-/bherw- "wallen, sieden", auch "brauen". Dem Germanischen stehen am nächsten l. dEfrUtum "gekochter Most", mir. bruithid "kocht" (zu mir. bruth "Glut", kymr. brwd "das Brauen; so viel Bier, wie auf einmal gebraut wird"), gr. ap-é-phry-sen (Glosse) "braute, sott", thrak. brYtos "Gerstengetränk"; von der anderen Wurzelstufe vor allem l. fervEre (al. [poet.] fervere) "sieden" und mir. berbaid "kocht". Nomen agentis: Brauer mit der Lokalableitung Brauerei; Kollektivum: Gebräu. Ebenso nndl. brouwen, ne. brew, nschw. brygga, nisl. brugga. S. auch Bier, brausen, brodeln, Braut2, Brunnen, Brot, brühen. Seebold (1970), 143f.; Mehlber, L. JGGB 1983, 11-17; Mehlber, L. JGGB 1982, 178-186 (zu den wichtigsten Ableitungen). west- und nordgermanisch ix braun braunAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (9. Jh., wormbrun 8. Jh.), mhd. brUn, ahd. brUn, as. brUn Stammwort. Aus g. *brUna- Adj. "braun", auch in anord. brúnn, ae. brUn, afr. brUn; dieses aus ig. (eur.) *bhrUno- "braun", auch in gr. phrYnos m., phrYnE f. "Kröte, Frosch" (wenn nach der Farbe als "Brauner" benannt). Eine einfachere (reduplizierte) Wurzelform liegt vor in ai. babhrú- "braun" (zu der vermutlich das Wort Biber gehört); noch einfacher (ig.) *bher- in lit. bEras "braun" (Bär1). - Braun in der alten Bedeutung "violett" beruht auf einer Entlehnung aus l. prUnum "Pflaume" zur Bezeichnung der Farbe dieser Frucht (ahd. brUn, mhd. brUn). - Die Formel braune Nacht (seit der Barockzeit) beruht auf romanischen Vorbildern (frz. nuit brune usw.), Bräune als Krankheitsname ("Diphtherie, Angina") bezieht sich auf die braunrote Verfärbung der Schleimhäute bei den betroffenen Kranken. Modifikation: bräunlich; Faktitivum: bräunen. Ebenso nndl. bruin, ne. brown, nschw. brun, nisl. brúnn; brünett. Götze, A. ZDW 12 (1910), 200-206; Schwentner (1915), 56-59; Borinski, K. SBAW (1918), Nr. X; Borinski, K. SBAW (1920), Nr. I; Vietor, K. ZDPh 63 (1938), 284-298; Dal, I. NTS 9 (1938), 219-230; Öhman, S.: Wortinhalt und Weltbild (Stockholm 1951), 137-142; Röhrich 1 (1991), 250; RGA 8 (1991), 210; Heidermanns (1993), 143; Rauch (1995), 80f., 135, 146f. (zu Bräune). indogermanisch iz Braunsilge BraunsilgeSf Basilikum. Brausche BrauscheSfSubstantiv Femininum "Beule auf der Stirn" per.peripherer Wortschatz omd. (13. Jh.), mhd. brUsche Stammwort. Eine Bildung aus einer Grundlage, die ae. brysan "stoßen, schürfen" (ne. bruise) entspricht. deutsch gw Brause BrauseSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (17. Jh.)Stammwort. Zu (auf)brausen (brausen), zunächst in der Bedeutung "Dusche", dann als "Limonade" (20. Jh.). deutsch d brausen brausenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (13. Jh.), mhd. brUsen, mndd. brUsen Stammwort. In der Bedeutung "schäumen, sieden" dürfte das Wort aus dem Umkreis von brauen stammen. Die Bedeutung "stürmen" kann damit zusammenhängen, aber auch auf einer unabhängigen Lautmalerei beruhen. Hierher auch in Saus und Braus (mhd. brUs "Brausen, Lärmen"). Ebenso nndl. bruisen. S. auch Braut2. deutsch ix Braut 1 Braut 1SfSubstantiv Femininum "junge Frau am Hochzeitstag, Verlobte" std.Standardwortschatz (9. Jh., in Komposita 8. Jh.), mhd. brUt, ahd. brUt, as. brUd Stammwort. Aus g. *brUdi- f. "junge Frau am Tag ihrer Hochzeit" (später auch "Verlobte"), auch in gt. brUTs (ohne grammatischen Wechsel), anord. brúdr, ae. bryd, afr. breid. Semantisch muß das Wort ursprünglich bedeutet haben "eine Frau, die (ihrem Mann am Tag ihrer Hochzeit) ihre Jungfräulichkeit geopfert hat und damit zu seiner "rechtmäßigen Gattin" geworden ist". Nur dieser Ansatz, der in naturrechtlichen Vorstellungen einer Reihe von indogermanischen Völkern seine Begründung findet, kann die verschiedenen Bedeutungen in den Einzelsprachen, die von "Jungfrau" bis "(längst verheiratete) rechtmäßige Gattin" reichen, erklären. Als Ausgangsbedeutung ist bei einem solchen Befund in der Regel "Jungfrau" anzusetzen. Formal ist von ig. *mr-U-t(i)- auszugehen, das in dieser Form nicht vergleichbar ist. Auf der Grundlage *mr- vergleichen sich l. marItus "beweibt, verheiratet" und lit. martì "Braut". Vermutlich gehen die Wörter auf eine Bedeutung "Junge - Mädchen" und diese auf eine adjektivische Bedeutung "jung, frisch" zurück, die etwa in ahd. muruwi "zart, frisch" vertreten ist. Adjektiv: bräutlich. Ebenso nndl. bruid, ne. bride, nschw. brud, nisl. brúdur; Bräutigam, Brautlauf. Braune, W. BGDSL 32 (1907), 30-55 (vgl. ebenda S. 6-9 und 559-562); Krogmann, W. Glotta 20 (1932), 175-180; Krogmann, W. WS 16 (1934), 80-90; Thieme, P. ZVS 78 (1963), 161-248; Kuen, H. FS Gamillscheg (München 1968), 291-303; Szemerényi (1977), 82-84; Röhrich 1 (1991), 250f.; Seebold, E. FS Polomé 2 (1992), 444-456. gemeingermanisch iwo Braut 2 Braut 2Sf Windsbraut. Bräutigam BräutigamSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. briutego(u)me, bruitegume, ahd. brUtigomo, as. brUdigumo Stammwort. Aus g. *brUdi-gumOn m. "Bräutigam", auch in anord. brúdgumi, ae. brydguma (dagegen: gt. bruT-faTs mit einer Entsprechung zu ai. páti- "Herr" im Hinterglied). Das zweite Element ist das heute im Deutschen ausgestorbene alte Wort für "Mann, Mensch" in gt. guma, anord. gumi, ae. guma, ahd. gomo, vergleichbar mit l. homo, alit. zmuO "Mann, Mensch" zu dem alten Wort für "Erde" (ig. *ghdem-, älter ig. *dheghom), also eigentlich "Irdischer". Ebenso nndl. bruidegom, ne. bridegroom (sekundär an groom angeglichen), nschw. brudgum, nisl. brúdgumi. Zur lateinischen Verwandtschaft s. Humus; Braut1, Mann. Schmidt, P. ZDA 51 (1909), 280-287; Dolfini, G. RIL 105 (1971), 330- 338; Peeters, Ch. ZVS 90 (1977), 8f. west- und nordgermanisch iz (-gam), s. Braut Brautlauf BrautlaufSmSubstantiv Maskulinum "Hochzeit" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (8. Jh.), mhd. brUtlouf(t) m./f./n., ahd. brUt(h)louft m./f., as. brUdlOht, brUdhlOft Stammwort. Aus g. *brUdi-hlaupa- m. "Hochzeit, Brautlauf", auch in anord. brúdhlaup, brudlaup, brullaup n., ae. brydhlOp (aus dem Altnordischen entlehnt; sonst ws. gifta, angl. gEmung f., u.a.). Die Stammbildung ist nicht einheitlich, wobei vermutlich sekundäre Umgestaltungen eine größere Rolle gespielt haben als von Anfang an bestehende Bildungsverschiedenheiten. Es handelt sich um die germanische Bezeichnung der Hochzeit; vermutlich ist die "Heimführung" der Braut gemeint, die ein rechtsverbindlicher Vorgang war. Wachsner (1921); Krogmann, W. WS 16 (1934), 80-90; Schröder, E. ZDA 61 (1924), 17-34 (anders); Carlsson, L. ZSSR-GA 77 (1960), 312f, 320f. (zur Sache); RGA 3 (1978), 421-425; Schmidt-Wiegand, R. in Hildebrandt/Knoop (1986), 116-118. west- und nordgermanisch s. Braut, s. laufen brav bravAdjAdjektiv "artig, wacker, lieb" std.Standardwortschatz (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. brave "tapfer", dieses aus it. bravo (eigentlich "unbändig, wild"). Die (romanische) Bedeutungsentwicklung läuft über "wild" zu "tapfer" zu "wacker"; die deutschen Bedeutungen hängen von verschiedenen Einflüssen aus dem Französischen ab und werden erst spät auf "folgsam, lieb" eingeengt. Die alte Bedeutung noch in dem noch wenig gebräuchlichen Bravour. Ebenso nndl. braaf, ne. brave, nschw. bra, nnorw. brav. Das romanische Wort wird auf l. barbarus "fremd, ungesittet" zurückgeführt. Anders Knobloch, J. SD 30 (1986), 20; Barbar, bravo. DF 3 (21997), 486-492; Röhrich 1 (1991), 251f.; Brunt (1983), 167 (zu Bravour). französisch it bravo bravoPtklPartikel std.Standardwortschatz (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. bravo "tapfer, tüchtig, ausgezeichnet" (brav). Ebenso nndl. bravo, ne. bravo, nfrz. bravo, nschw. bravo, nnorw. bravo. DF 3 (21997), 489-491. italienisch it brechen brechenVststarkes Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. brechen, ahd. brehhan, as. brekan Stammwort. Aus g. *brek-a Vst. "brechen", auch in gt. brikan, ae. brecan, afr. breka; dieses aus ig.*bhreg- "brechen", das vielfach ein Nasalpräsens aufwies, wodurch das r ausgedrängt werden konnte. Lautlich genau vergleicht sich l. frangere "brechen" (allerdings mit a-Vokal, aber vgl. das Präteritum frEgI); ohne r: air. bongid "bricht, erntet", lit. bengti "beenden, aufhören" ("abbrechen"), ai. bhanákti "bricht, zerbricht". Die Wurzel *bhreg- kann als Erweiterung von einfacherem *bher- aufgefaßt werden, durch das verschiedene ähnliche Tätigkeiten bezeichnet werden, vgl. anord. berja "schlagen, kämpfen", ahd. berien, berren "zerstampfen, zerschlagen", l. ferIre "schlagen", akslav. brati "kämpfen, streiten". - Die Bedeutung "sich erbrechen" seit dem 14. Jh. aus der Magen erbricht sich mit Gewalt. Präfigierungen mit ge-, ver- und Partikelverben mit auf-, aus-, ein- mit den Abstrakta auf -bruch und -brechen und den Nomina agentis auf -brecher. Ebenso nndl. breken, ne. break. "Rückwanderer" aus dem Französischen sind Brikett und Bresche; zu Entlehnungen aus der lateinischen Entsprechung s. Fragment; gebrechen, Verbrechen, Brecher, Bruch1; Brocken; bersten, prägen. Seebold (1970), 132-135; Röhrich 1 (1991), 252. indogermanisch iz Brecher BrecherSmSubstantiv Maskulinum "Sturzsee" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Stammwort. Lehnübersetzung von ne. breaker (zu break; brechen), davor hd. Brechsee. deutsch s. brechen Bredouille BredouilleSfSubstantiv Femininum "mißliche Lage" per.peripherer Wortschatz fremd.Erkennbar fremd (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. bredouille in dessen (nicht mehr üblicher) Bedeutung "Dreck, Matsch" (être en bredouille "im Matsch stecken"). Vermutlich aber entlehnt über einen Ausdruck des Brettspiels trictrac, der einen Spielvorteil bezeichnet, bei dem der Gegner sich nicht bewegen kann, also "in der Patsche sitzt". Im heutigen Französischen bedeutet bredouille "erfolglos". Das französische Wort gehört mit regionaler Lautvariation zu frz. barder "rutschen". DEO (1982), 151f.; DF 3 (21997), 493f. französisch frz Brei BreiSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. brI(e), ahd. brI(o), brIwo, mndd. bri, brIg, mndl. bri Stammwort. Aus vd. *brIwa- m. "Brei". Dies gehört am ehesten zu der Grundlage von brauen, ig. *bherw-/bhreu-, aber zu einem sonst nicht belegten Erweiterungstyp *bhr-ei-w-. Das morphologisch entsprechende mir. breó f. "Flamme" weicht in der Bedeutung stark ab und gehört wohl nicht unmittelbar dazu. Ausgangsbedeutung könnte etwa "Gekochtes" sein (vgl. die regionale Variante Koch2 n. "Brei"). In bair. Brein ist das n einer n-stämmigen Ableitung festgeworden; die Bedeutung ist in der Regel "Hirse". Ebenso nndl. brij. RGA 3 (1978), 429-431; Röhrich 1 (1991), 252f. deutsch ix breit breitAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. breit, ahd. breit, as. brEd Stammwort. Aus g. *braida- Adj. "breit", auch in gt. braiTs, anord. breidr, ae. brAd, afr. brEd, breid; Herkunft unklar. Etymologisch zugehörig ist wohl ahd. breta "flache Hand", ae. bred, afr. brede "Fläche". Abstraktum: Breite; Präfixableitungen: verbreiten, verbreitern; Partikelableitung: ausbreiten. Ebenso nndl. breed, ne. broad, nschw. bred, nisl. breidur. Röhrich 1 (1991), 253; Heidermanns (1993), 135f. gemeingermanisch gz breitschlagen breitschlagenVststarkes Verb "überreden" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (18. Jh.)Stammwort. Blech breitschlagen heißt, es in eine bestimmte Form bringen, was schon früh auch übertragen gesagt wird. Also: "jemanden in eine solche Form bringen (daß er zustimmt)". deutsch s. breit, s. schlagen Breitseite BreitseiteSfSubstantiv Femininum "Längsseite des Schiffes (in ihrer vollen Breite), vor allem beim Abfeuern von Kanonen gesagt" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Stammwort. Aus breit und Seite - auffällig ist nur, daß hier von Breitseite und nicht von Längsseite gesprochen wird. Röhrich 1 (1991), 253. deutsch s. breit, s. Seite Breme Breme(Bremse1) SfSubstantiv Femininum (Name verschiedener stechender Fliegen) erw.erweiterter Standardwortschatz obd. (8. Jh.), mhd. brem(e), ahd. brema f., bremo m., as. bremo m Stammwort. Aus vd. *brem-On m. "Bremse, Stechfliege" zu der ig. Schallwurzel *bhrem- (z.B. in l. fremere "brüllen, tosen", ahd. pram "rugiebam"), hier offenbar in der Bedeutung "summen", also "Summer". Vgl. ai. bhramará- m. "Biene", bulg. brbmbar "Hummel, Käfer". Zur gleichen Wurzel mndd. bromete, mndl. breemse, ahd. brimissa, das im 16. Jh. aus dem Niederdeutschen ins Hochdeutsche übernommen wird (die althochdeutsche Form ging ohne Nachfolger unter; sie hätte *Brimse ergeben müssen). Nicht auszuschließen wäre auch eine Vorform *mrem- (vgl. murmeln für entsprechende Schallwörter). deutsch iz Bremse 1 Bremse 1Sf Breme. Bremse 2 Bremse 2SfSubstantiv Femininum "Hemmschuh" std.Standardwortschatz (14. Jh.), spmhd. bremse "Klemme, Maulkorb u.ä." Stammwort. Zu einem Verb, das "zwängen, klemmen" bedeutet, mhd. pfrengen und (lautlich genauer) mndd. pramen. Weitere Herkunft unklar. Bremse war auch die Nasenklammer zur Bändigung störrischer Pferde, von dort aus übertragen auf die Vorrichtung zum Anhalten von Fahrzeugen. Verb: bremsen. Seibicke, W. MS (1964), 253. deutsch d brennen brennenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. brennen, ahd. brennen, as. gibrennian Stammwort. Aus 1) g. *branneja- "verbrennen" (trans.), auch in gt. gabrannjan, anord. brenna (älter brinna), ae. bärnan, afr. barna, berna, burna, Kausativ zu 2) mhd. brinnen, ahd. brinnan, as. brinnan aus g. *brenn-a- Vst. "brennen" (intrans.), auch in gt. brinnan, anord. brenna (älter brinna), ae. beornan, afr. burna. In nachmittelhochdeutscher Zeit ist das starke Verb ausgestorben und seine Funktion vom schwachen Verb übernommen worden. Das germanische Verb ist wahrscheinlich ein altes nu-Präsens zu der ig. Wurzel *gwher- "brennen". Dieses in ai. ghrnoti "leuchtet, brennt" (Lexikonwort), arm. jernowm, jeray "ich wärme mich"; die einfache Wurzel in gr. théromai "ich werde warm, wärme mich", akslav. grEti se "sich wärmen", lit. garEti "brennen", air. fo-geir "erhitzt, entflammt", l. formus "warm". Ebenso ne. burn, nschw. brinna, bränna, nisl. brenna; abgebrannt, Brand, Brandung, Branntwein, Brandy, braten, brenzlig, Brunst, durchbrennen, Weinbrand. Seebold (1970), 137-139 (zum Lautlichen); Seebold, E. in Mayrhofer/Peters/Pfeiffer (1980), 431-484, besonders 478f.; Röhrich 1 (1991), 253f. indogermanisch iz Brennpunkt BrennpunktSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (17. Jh.)Hybridbildung. Lehnübersetzung für l. pUnctum UstiOnis für den Treffpunkt der durch eine Linse gehenden Strahlen, mit dem (im Fall von Sonnenstrahlen usw.) brennbare Stoffe entzündet werden können. Wie das entsprechende l. focus dann übertragen auf "die Stelle, auf die sich alle Aufmerksamkeit konzentriert". Ebenso nndl. brandpunt, nschw. brännpunkt, nnorw. brennpunkt. deutsch s. brennen, s. Punkt Brente BrenteSfSubstantiv Femininum "Rückentraggefäß" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.), spmhd. brente Nicht etymologisierbar. Wie nordit. brenta ein Wort der Alpenregion, das in germanischen und romanischen Sprachen verbreitet ist. Herkunft unklar, vermutlich Substratwort. Nach anderer Auffassung (Meier) mit Varianten und Erweiterungen zu l. vitta "Stirnband", weil das Traggefäß durch ein Stirnband auf dem Rücken gehalten wurde. Öhmann, E. NPhM 42 (1941), 105f.; Alanne, E. NPhM 56 (1955), 203f.; Mätzler (1968), 17; Meier, H. FS Lapesa (Madrid 1972), 433-438, und FS Alinei 2 (1987), 310-314. deutsch rom brenzlig brenzligAdjAdjektiv "kritisch, verdächtig" std.Standardwortschatz (16. Jh.)Stammwort. Die ursprüngliche Bedeutung ist "angebrannt riechend", zu brenzeln "angebrannt riechen", weiter zu brenzen, das mit Suffix -ezz- (g. *-atja-) aus brennen gebildet ist. deutsch iz Bresche BrescheSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (16. Jh.)Entlehnung. Als militärisches Fachwort entlehnt aus frz. brèche gleicher Bedeutung. Dieses ist seinerseits wohl aus einem westfränkischen Wort aus der Sippe von brechen entlehnt. Vor Bresche wurde in frühneuhochdeutscher Zeit Lucke gesagt. Ebenso nndl. bres, ne. breach, nschw. bräsch. DF 3 (21997), 494-497; Röhrich 1 (1991), 254f. französisch frz < g bresthaft bresthaftAdjAdjektiv "mit Gebrechen behaftet" erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (16. Jh.), spmhd. bresthaft Stammwort. Zu breste "Gebrechen", also "mit Gebrechen behaftet". Gebresten. deutsch s. Gebresten Brett BrettSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bret, ahd. bret, as. (beddi-)bred Stammwort. Aus wg. *breda- n. "Brett". Im Ablaut dazu steht Bord1; es ist deshalb nicht ausgeschlossen, daß eine gemeinsame, ablautende Grundlage (also ein Wurzelnomen) vorausliegt. Zu der Wurzel (ig.) *bher-, die unter brechen und bohren dargestellt ist; eine Bedeutung "schneiden (o.ä.)" ist in ihrem Rahmen nicht ausgeschlossen, so daß die Grundbedeutung "Geschnittenes" sein könnte. - Das schwarze Brett war ursprünglich eine Tafel, auf die mit Kreide geschrieben wurde, später "Anschlagtafel". Vielleicht besteht ein Zusammenhang mit den sogenannten Hohn- und Spott-Tafeln norddeutscher Zünfte, die seit dem 16. Jh. bezeugt sind. Der Ausdruck schwarzes Brett ist hierfür allerdings erst im 18. Jh. bezeugt. - Einen Stein im Brett haben kommt von den Brettspielen. - Bretter sind u.a. die Skier (nach dem Vorbild von bair. Brettl); Bretter auch für "Bühne, Theater" (nach der besonders aufgebauten Bretterbühne), davon abgesetzt Brettl "Kabarett". - Ein Brett vor dem Kopf haben die störrischen Ochsen, denen das Jochbrett über die Augen gehängt wird. Pritsche. Warncke, J. NZV 6 (1928), 179-183; Götze, A. NGH 7 (1929), 14-20; Röhrich 1 (1991), 255-257. westgermanisch iz Brevier BrevierSnSubstantiv Neutrum "Gebetbuch; Auszug wichtiger Textstellen" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. breviArium, einem Kollektivum zu l. brevis "kurz". Zunächst nur ein kurzes Verzeichnis der Elemente des kirchlichen Stundengebets, dann erweitert um die jeweiligen Gebete, Psalmen und Gesänge, und schließlich übertragen auf außerliturgische Sammlungen. Ebenso nndl. brevier, ne. breviary, brevier, nfrz. bréviaire, nschw. breviarium; Brimborium, Brief. LM 2 (1983), 640-642; DF 3 (21997), 497f. lateinisch l Brezel BrezelSfSubstantiv Femininum "Gebäck mit verschlungenen Enden" erw.erweiterter Standardwortschatz obd. (12. Jh., prezzita 8. Jh.), mhd. brEzel (u.ä.), ahd. brezzitella (u.ä.) Entlehnung. Sind aus einem romanischen Wort entlehnt, das durch it. bracciatello m. vertreten ist. Dieses ist ein Diminutiv zu l. brac(c)hia Pl. "Arme" und benennt damit das Gebäckstück nach der Form der wie gekreuzte Arme ineinander gelegten Enden. Auf eine einfachere Vorform braciata gehen ahd. brezzita, mhd. prEze (bair. bretzen), schwäb. brezet zurück. Ebenso ne. pretzel, nfrz. bretzel; brachial. Röhrich 1 (1991), 257. italienisch l Bridge BridgeSnSubstantiv Neutrum (ein Kartenspiel) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. bridge, das auf den Ausruf biritch zurückgeht, mit dem das Spiel ohne Trumpf angesagt wird. Die Herkunft des Wortes ist unbekannt. Heute kann die Bezeichnung des Spiels als "Brücke" verstanden werden, weil die einander gegenübersitzenden Spieler jeweils zusammenspielen. Ebenso nndl. bridge, nfrz. bridge, nschw. bridge, nnorw. bridge, nisl. bridds. Müller, K. Sprachpflege 34 (1985), 119; Rey-Debove/Gagnon (1988), 95. englisch e Brief BriefSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. brief, ahd. briaf, as. brEf n Entlehnung. Wie afr. brEf n., anord. bréf n. frühe Entlehnung aus l. breve n. "kurzes Schreiben" (zu l. brevis "kurz"). Dabei geht g. E2 auf gedehntes l. e zurück, f ist der Reflex von bereits spirantisch gewordenem l. v. Die Bedeutung ist ursprünglich "Urkunde, kurze schriftliche Festlegung"; die heutige Bedeutung wird ursprünglich von Sendbrief getragen, das seit mittelhochdeutscher Zeit vereinfacht wird. Die ältere Bedeutung noch in Brief und Siegel, verbriefen, Schuldbrief u.ä. Adjektiv: brieflich. Ebenso nndl. brief, ne. brief, nfrz. brevet, nschw. brev, nisl. bréf; Brevier, Brimborium. RGA 3 (1978), 461-463; LM 2 (1983), 648-682; Röhrich 1 (1991), 257f. lateinisch l Bries Bries(Briesel, Brieschen, Bröschen) SnSubstantiv Neutrum "innere Brustdrüse bei jungen Kälbern" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.), fnhd. brüs Stammwort. Am ehesten abgeleitet von Brust, doch ist mangels früher Formen keine Klarheit zu gewinnen. Das Wort kann auch, wegen des bröseligen Aussehens der Drüse, näher mit Brosame verwandt sein. Ebenso nschw. kalvbräss. Vgl. vielleicht auch ne. brisket "Tierbrust", nfrz. bréchet m. "Brustbeinkamm der Vögel"; Brust. Kretschmer (1969), 248f. deutsch d Brigade BrigadeSfSubstantiv Femininum "eine Truppenabteilung" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. brigade, dieses aus it. brigata "Kampftruppe", einer Ableitung von it. brigare "kämpfen", abgeleitet von it. briga "Streit". Die weitere Herkunft ist nicht geklärt. Dazu Brigant "Straßenräuber", älter "Kämpfer". Brigade "Arbeitsgruppe" in der Sprache der DDR nach russischem Vorbild, entsprechend wurde dort Brigadier "Leiter einer Arbeitsbrigade" auch nach russischem Vorbild [brigadi:r] ausgesprochen, gegenüber [brigadie] als militärischem Rang. Ebenso nndl. brigade, ne. brigade, nschw. brigad, nnorw. brigade; Brigg. DF 3 (21997), 598-503; Jones (1976), 162f.; DEO (1982), 156. französisch it Brigg BriggSfSubstantiv Femininum "Zweimaster" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. brig, einer Kürzung von ne. brigantine, das ebenfalls ins Deutsche übernommen wurde. Bezeichnet wird so ein Schiff mit niedrigem Bord, zu Brigant "Kämpfer, Räuber" (Brigade). Ebenso nndl. brik, nfrz. brick, nschw. brigg, nisl. brigg. Vgl. Kuff; Brigade. Ganz (1957), 47. englisch e Brikett BrikettSnSubstantiv Neutrum "Preßkohle" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. briquette f., einer Ableitung von frz. brique f. "Ziegelstein", dieses aus mndl. bricke (zu brechen). So benannt nach der Form, in die die Kohle gepreßt wird (also "Ziegelstein-Kohle", parallel zu "Eierbrikett"). Ebenso nndl. briket, nfrz. briquette, nschw. brikett, nnorw. brikett. DF 3 (21997), 503f. französisch frz brillant brillantAdjAdjektiv erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. brillant, dem PPräs. zu frz. briller "glänzen", aus it. brillare. Die weitere Herkunft ist nicht völlig geklärt (vielleicht zu Beryll; Brille). Substantiviert Brillant m. für einen besonders geschliffenen Diamanten. Verb: brillieren; Abstraktum: Brillianz. Ebenso nndl. briljant, ne. brilliant, nfrz. brillant, nschw. briljant, nnorw. briljant. Gombert, A. ZDW 3 (1902), 169f.; DF 3 (21997), 504-509; Littmann (1924), 17; Brunt (1983), 167f. französisch frz Brille BrilleSfSubstantiv Femininum "Augengläser" std.Standardwortschatz (15. Jh.), mhd. berille, barille m; fnhd. b[e]rille Entlehnung. Entlehnt aus l. bEryllus m., dieses aus gr. beryllos m. "Beryll, bläulich gefärbter Kristall". Man schliff Berylle in Reliquiare und Monstranzen ein, um den Inhalt sichtbar zu machen, und erkannte daran die optische Wirkung des Halbedelsteins. Sie wurde gegen 1300 ausgenützt zur Verfertigung von Sehhilfen, die aus Beryll (oder Bergkristall) geschliffen wurden, bis man Glas ohne Bläschen herstellen konnte. Das deutsche Femininum Brille ist ursprünglich der Plural des Maskulinums, mit dem der Stein bezeichnet wird. Ebenso nndl. bril, nnorw. briller; Beryll, brillant. LM 2 (1983), 689-692; Röhrich 1 (1991), 258-261. lateinisch gr Brimborium BrimboriumSnSubstantiv Neutrum "übergroßer Aufwand" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. brimborion m. "Hokuspokus, Lappalie". Dieses aus mfrz. breborion "Brevier", später auch "Zauberformel, Zaubergebete" (Brevier). Die mechanisch heruntergesagten Gebete werden als wirkungsloser Aufwand betrachtet. Röhrich 1 (1991), 261; DF 3 (21997), 510f. französisch frz bringen bringenVunrunregelmäßiges Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bringen, ahd. bringan, as. brengian Stammwort. Aus g. *breng-a- Vunr. "bringen", auch in gt. briggan, ae. bringan, afr. bringa. Die Stammbildung ist im Germanischen singulär: starkes Präsens, aber schwaches, abgelautetes Präteritum; dazu westgermanisch teilweise ein starkes Partizip (das im Althochdeutschen sekundär auch zu starken Präteritalformen geführt hat). Das Verb kann verglichen werden mit einem keltischen und vielleicht einem tocharischen Verb unter einer Grundform (ig.) *bhrenk-, was für das Germanische grammatischen Wechsel voraussetzen würde: kymr. hebrwng, hebryngaf, "führen, bringen" (aus *sem-bhronk-), toch. AB präNk- "sich zurückhalten". Diese Bildung wird als Wurzelkontamination von *bher- "tragen" (gebären) und *(e)nek- "erreichen" (genug) angesehen. Da sich diese beiden Verben im Griechischen suppletiv ergänzen, ist eine solche Annahme naheliegend. Konkretum: Mitbringsel; Adjektiv: unwiederbringlich. Ebenso nndl. brengen, ne. bring, nschw. bringa (entlehnt); umbringen. Seebold (1970), 136f. gemeingermanisch iz Brink BrinkSmSubstantiv Maskulinum "Grashügel" per.peripherer Wortschatz ndd. (18. Jh.)Stammwort. Übernommen aus dem Niederdeutschen: Mndd. brinc, mndl. brinc "Anger", ähnlich me. brinke, brenke, bringe n. "Rand, Ufer", anord. brekka f. "Abhang eines Hügels". Gemeint ist offenbar der Rand eines Grashügels, hinter dem das Gelände abfällt. Am ehesten zu den Wörtern mit der Bedeutung "Rand" von einer Grundlage (ig.) *bh(e)r(e)m-, einerseits in anord. barmr "Rand", andererseits in mhd. brem n. "Einfassung", me. brimme, brumme n. "Rand" (verbrämen), also (ig.) *bhrem-go-. Auffallend ähnlich ist kymr. bryn "Hügel, Höhe", das aber in andere Zusammenhänge gestellt wird. Das Wort ist häufig in niederdeutschen Ortsnamen und davon abhängigen Personennamen. LM 2 (1983), 694; Bord2 deutsch brisant brisantAdjAdjektiv erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. brisant, dem PPräs. von frz. briser "brechen, zerbrechen, sprengen". Offenbar ohne französische Vorlage das Abstraktum: Brisanz. Ebenso nndl. brisant, nschw. brisant, nnorw. brisant. Das französische Wort wohl zu afrz. brisier "zermalmen" (von Trauben), vgl. afrz. brisa "Rückstand beim Keltern" ("das Zermalmte"), vermutlich Substratwort aus dem Keltischen. Strauß u.a. (1989), 585-588; DF 3 (21997), 511-513. französisch frz Brise BriseSfSubstantiv Femininum "leichter Wind" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Nicht etymologisierbar. In die Seemannssprache entlehnt aus einem Wort, das in mehreren germanischen und romanischen Sprachen verbreitet, aber unklarer Herkunft ist: ne. breeze, nfrz. brise, span. brisa usw. Ebenso nndl. bries, ne. breeze, nfrz. brise, nschw. bris, nnorw. bris. S. auch Bise. Ganz (1957), 47; Törnqvist, N. KVNS 77 (1970), 22f. westgermanisch rom Brocken BrockenSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. brocke, ahd. brocko Stammwort. Bildung mit expressiver Gemination (oder n-Assimilation) zu brechen, also "Bruchstück, Abgebrochenes". Das auslautende n ist aus dem Plural und den obliquen Formen übernommen. Dazu brocken ("Brot o.ä. in Stücke brechen und in die Suppe o.ä. werfen") und bröckeln ("in Brocken zerfallen"). Adjektiv: bröckelig. Lühr (1988), 226; Röhrich 1 (1991), 261f. deutsch s. brechen brodeln brodelnVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (13. Jh.), mhd. brodelen, nndl. bordelen Stammwort. Iterativ-Ableitung zu einem Wort für "Brühe", wg. *bruda- n. in ahd. brot, ae. broT, anord. brod (selten). Brudler u.ä. sagt man süddeutsch für "Brauer, Koch" u.ä., Aschenbrödel ist "Küchenjunge, Küchenmädchen" (derjenige aus der Küche, der mit Asche zu tun hat). Zu der unter brauen behandelten Verbalwurzel. S. auch prudeln und sprudeln. deutsch ix Brodem BrodemSmSubstantiv Maskulinum "Dunst, Dampf" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (11. Jh.), mhd. brAdem, ahd. brAdam, mndl. bradem Stammwort. Daneben ae. bräT "Geruch, Ausdünstung, Dampf", ne. breath "Atem". Wahrscheinlich gehen beide Formen auf wg. *bräda- m. zurück, und das deutsche Wort ist nachträglich an Atem angepaßt worden. Das Grundwort ist vielleicht bezeugt in mhd. brähen "riechen", aber dies ist nur einmal als Variante bezeugt (Parzival 171, 23). Weiter zu ig. *gwhrE- "riechen" in ai. jíghrati "riecht", toch. A krAm "Nase", gr. os-phraínomai "ich rieche", gr. ósphrEsis f. "Geruchssinn" (*ods-gwhrE-), erweitert l. fragrAre "duften". Flair. Seebold, E. in Mayrhofer/Peters/Pfeiffer (1980), 482 (zum Lautlichen). deutsch iz Broiler BroilerSmSubstantiv Maskulinum "Brathähnchen" per.peripherer Wortschatz omd. ondd. (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. broiler "Brathühnchen", zu ne. broil "rösten, grillen", das vermutlich auf frz. brûler "brennen, rösten" zurückgeht. Eine auf die neuen Bundesländer beschränkte Entlehnung. Ebenso ne. broiler chicken, nschw. broiler, nnorw. broiler. Carstensen 1 (1993), 176f. englisch e Brokat BrokatSmSubstantiv Maskulinum "kostbares, durchwirktes (Seiden)Gewebe" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. broccato, einer Ableitung von it. broccare "durchwirken", aus einem vor-rom. *brocca "Spitze". So benannt nach der Besonderheit, daß das Seidengewebe mit Gold- bzw. Silberfäden durchwirkt wurde. Ebenso nndl. brokaat, ne. brocade, nfrz. brocart, nschw. brokad, nnorw. brokade; Brokkoli, Brosche, Broschüre. DF 3 (21997), 514f.; DEO (1982), 160f.; LM 2 (1983), 712. italienisch it Brokkoli BrokkoliSmSubstantiv Maskulinum (ein Gemüsekohl) erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. broccoli, dem Plural von it. broccolo "Sprossenkohl, Spargelkohl", zu it. brocco "Schößling", eigentlich "Spitze". Ebenso nndl. broccoli, ne. broccoli, nfrz. brocoli, nschw. broccoli, nnorw. brokkoli; Brokat. italienisch it Brom BromSnSubstantiv Neutrum (ein chemisches Element) erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.) Neoklassische Bildung. 1826 von dem Franzosen A. J. Balard entdeckt und aufgrund des unangenehmen Geruchs nach gr. brOmos m. "Gestank" benannt. Ebenso nndl. broom, ne. bromine, nfrz. brome, nschw. brom, nisl. bróm. französisch gr Brombeere BrombeereSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (10. Jh.), mhd. brAmber n., ahd. brAmberi n., mndd. bramber Stammwort. D.h. die Beere des Dornstrauchs, der ahd. brAma f., brAmo m., mhd. brAme m. heißt (nndl. braam); eine Weiterbildung in ae. brämel, ne. bramble. Da es ein voreinzelsprachl. *moro- "Maulbeere, Brombeere" gibt (gr. móron n., arm. mor, kymr. morwydden n., l. mOrum n. - von denen aber mindestens das lateinische Wort aus dem Griechischen entlehnt ist), ist es verlockend, für wg. *brämOn von voreinzelsprachl. *mrEmo- auszugehen; die Form der Erweiterung ist aber unklar. Ig. (eur.) *moro- kann zu einem schlecht faßbaren *mer- "schwarz, dunkel" gehören. Wienesen, L.: Die Brombeere (Gießen 1952); Röhrich 1 (1991), 262. westgermanisch ix Bronchie BronchieSfSubstantiv Femininum "Luftröhrenast" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. bronchia n. Pl. "Luftröhrenäste", dieses aus gr. brónchia n. Pl., zu gr. brónchos m. "Luftröhre". Die Entzündung der Bronchien heißt Bronchitis, hierzu s. -itis. Ebenso nndl. (Pl.) bronchien, ne. bronchus, nfrz. bronche, nschw. (Pl.) bronker, nnorw. bronkie. Casewitz/Skoda (1985), 50f. (Erklärung des gr. Worts als Lautnachahmung). lateinisch gr Bronze BronzeSfSubstantiv Femininum (Kupferlegierung) erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. bronzo m. Weiter vermutlich über eine unbezeugte arabische Zwischenstufe aus pers. birinG "Messing". Adjektiv: bronzen. Ebenso nndl. brons, ne. bronze, nfrz. bronze, nschw. brons, nisl. brons. DF 1 (1913), 99; Lippmann (1919), 549-569; Steiger, A.: Origin and Spread in European Languages (New York 1963), 37-39; LM 2 (1983), 712-717, DEO (1982), 162f. (anders). italienisch pers Brosame BrosameSfSubstantiv Femininum (Brosam m., meist Brosamen Pl.) std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. brosem(e), brosme f., ahd. brOs(a)ma f., as. brosmo m Stammwort. Aus vd. *brusmOn f. "Krume, Brosame"; aus der gleichen Grundlage mit anderen Suffixen mir. bruar "Stückchen, Brosame", mir. bruscar "Brosamen", bret. bruzun "Brotkrume", kymr. briwionyn "Brotkrume", l. frustum n. "Stückchen" zu (ig.) *bhreus- "zerbrechen" in ae. brysan "zerreiben, zerstampfen", mir. brúaid "zerbricht, zerschmettert"; mit anderem Auslaut anord. brjóta, ae. brEotan "brechen" (es wäre nicht ausgeschlossen, *brusmOn als *brut-smOn unmittelbar auf dieses Verb zurückzuführen). Brösel ist ein altes Diminutiv hierzu (mhd. brosemlIn n.), zu diesem weiter (zer-)bröseln. Diese Wörter zeigen noch eine allgemeinere Bedeutung, während Brosamen wohl durch den Anklang an Brot auf "Brotkrümel" festgelegt ist. deutsch iw Brosche BroscheSfSubstantiv Femininum "Anstecknadel" std.Standardwortschatz (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. broche, dieses aus vor-rom. *brocca "Spitze". Ebenso nndl. broche, ne. brooch, nschw. brosch, nisl. brjóstnál; Brokat, Broschüre. DF 3 (21997), 515; Puzule, S. P. Valoda tipologiskAs iezIms (Riga 1988), 90-96. französisch frz Bröschen BröschenSn Bries. Broschüre BroschüreSfSubstantiv Femininum "kleineres, geheftetes Schriftstück" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. brochure, Konkretum zu frz. brocher "heften", dieses aus vor-rom. *brocca "Spitze". Die Bedeutung ist also eigentlich "Heftung"; das zugrundeliegende Verb ist als broschieren entlehnt. Ebenso nndl. brochure, ne. brochure, nschw. broschyr, nnorw. brosjyre; Brokat, Brosche. DF 3 (21997), 515-517. französisch frz Brösel BröselSm Brosame. Brot BrotSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. brOt, ahd. brOt, as. brOd Stammwort. Aus g. *brauda- n., auch in anord. braud, ae. brEad, afr. brAd, krimgt. broe. Das Wort hat im Althochdeutschen und Altsächsischen das ältere g. *hlaiba- (s. Laib) in der Bedeutung "Brot" verdrängt; das Gotische hat noch allgemein hlaifs m., im Altenglischen und Altnordischen haben die ältesten Quellen noch hlAf m. und hleifr m. Westgermanisch heißt schon seit frühester Zeit die eßbare Bienenwabe "Bienenbrot": ae. bEobrEad, as. bIbrOd, ahd. bIbrOt. Die Etymologie ist unklar: 1) Normalerweise geht man von einer Ableitung von brauen aus, mit dem Hinweis darauf, daß mit Brot ursprünglich das nach der neuen Technik gesäuerte Brot gemeint war (im Gegensatz zu einfacheren Herstellungsarten der Laibe). Gegen diese Etymologie spricht, daß kein anderes Wort für Brot (in irgendeiner Sprache) dieses Benennungsmotiv zeigt. Das "Bienenbrot" müßte bei dieser Etymologie eine übertragene Bedeutung sein. 2) In Anbetracht der im Nordhumbrischen auftretenden Bedeutung "Stück, Bissen" bei ne. bread wird an die Grundlage *breu- "brechen" und die davon abgeleiteten (allerdings lautlich abweichenden) Wörter für "Brosamen" angeknüpft (Brosame). "Bissen, Leckerbissen" ist ein häufiges Benennungsmotiv für "Brot" (nachvollziehbar z.B. in ngr. psOmí n. "Brot" zu gr. psOmós "Brocken, Bissen"); das "Bienenbrot" wäre dann ein "Leckerbissen von den Bienen". Diese Etymologie ist aber lautlich und morphologisch nicht befriedigend. 3) Zu erwägen wäre auch ein Zusammenhang mit brauchen in Anbetracht von l. frUmentum "Korn, Nahrungsmittel" und der häufigen Herleitung von Wörtern für "Brot" aus Getreidebezeichnungen. Das "Bienenbrot" wäre dann "Bienennahrung". Aber auch hier ist kein einfacher lautlicher oder morphologischer Weg der Verbindung erkennbar (l. frUmentum geht vermutlich auf *bhrUg-ment- oder *bhrUgsment- zurück). Diminutivum: Brötchen; Adjektiv: brotlos. Ebenso nndl. brood, ne. bread, nschw. bröd, nisl. braud. Schrader, O. FS Sievers (Halle/Saale 1896), 5-11; RGA 3 (1978), 545-552; LM 2 (1983), 719-721; Röhrich 1 (1991), 262-266. Nach Koivulehto, J. BGDSL-T 103 (1981), 179-181 auch ins Finnische entlehnt. west- und nordgermanisch gwn Brotzeit BrotzeitSf bair. Frühstück. Bruch 1 Bruch 1SmSubstantiv Maskulinum "Gebrochenes" std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. bruch, ahd. bruh, as. bruki Stammwort. Aus wg. *bruki- m. "Bruch", auch in ae. bryce, afr. breke zu g. *brek-a- "brechen" (brechen). Die Einzelbedeutungen sind durchsichtig; zu beachten ist Bruch(zahl), das eine Lehnübersetzung von l. numerus frActus ist. Hierzu in die Brüche gehen, ursprünglich "nicht aufgehen, einen Bruch ergeben", dann unter Einfluß der Grundbedeutung "zunichte werden". Adjektive: brüchig, unverbrüchlich; Konkretum: Bruchstück. Röhrich 1 (1991), 266f. westgermanisch s. brechen Bruch 2 Bruch 2Smn "Sumpfland" per.peripherer Wortschatz ndd. (11. Jh.), mhd. bruoch, ahd. bruoh n./(m.?) Stammwort. Vielleicht hierher auch ae. brOc m. "Bach" (vermutlich "Bach mit sumpfigen Ufern"); dann wg. *brOka- m./n. "Sumpfland", (vielleicht als Vriddhi-Bildung) zu der unter Brackwasser behandelten Sippe g. *brak- für "Sumpf, stehendes Wasser" usw. aus ig. (nordeur.) *m(e)r(e)g- neben *m(e)r(e)k-, wohl Erweiterung zu *mer- "Gewässer, Sumpf", zu dem auch Meer und Moor gehören. Häufig in Ortsnamen. Ebenso nndl. broek, ne. brook; Bach, Brühl. Dittmaier, H. ZDA 84 (1952), 174-178; Kutzelnigg, A. MS 82 (1972), 173; Udolph (1994), 130-132. westgermanisch iwo Bruch 3 Bruch 3Sfn "kurze Hose" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (9. Jh., bruohhAh 8. Jh.), mhd. bruoch f., ahd. bruoh f., as. brOc f Stammwort. Aus g. *brOk- m. (Pl.) "Hose", auch in anord. brók f., ae. brEc, bräc f. (Pl.), afr. brEk, brOk. Gemeint ist die kurze Hose, an die in früherer Zeit die Beinlinge (Hosen) befestigt wurden. Das gleiche Wort für die gleiche Sache bestand auch bei den Kelten (brAca), sogar auch in einer Nebenform mit expressiver Verdoppelung oder n-Assimilation (gall. bracca, wie ae. braccas m. Pl.). Eine der beiden Sprachen muß wegen des gleichen Auslauts aus der anderen entlehnt haben (nach Szemerényi gilt dies allerdings nicht, wenn für das Keltische von kelt. *brAgikA auszugehen ist). Da im Altertum die brAca als typisch gallische Kleidung galt (man unterschied sogar Gallia brAcAta "das behoste Gallien" = "Gallia Narbonensis" von Gallia togAta "das togatragende Gallien" = "Oberitalien"), wurde brAca häufig als ursprünglich keltisches Wort angesehen. Den Ausschlag dürfte aber geben, daß im Germanischen eine klare etymologische Anknüpfung möglich ist, so daß das Germanische die gebende Sprache gewesen sein muß: Gleichlautend gibt es im Germanischen Wörter für "Hinterteil", so daß die Hose nach dem Körperteil benannt wurde, den sie bedeckt (vgl. frz. culotte f. "Hose" zu frz. cul m. "Hinterteil"), anord. brók f. "Oberschenkel", ae. brEc f. "Hinterteil", schwz. bruech "Schamgegend" und von der geminierten Form das unter Backe2 behandelte Wort. Verwandt sein kann ferner l. suffrAgo f. "Hinterbug der Tiere" und vielleicht gäl. breaman "Hinterteil, Schwanz von Schafen und Ziegen". Auch dieses Argument wird aber hinfällig, falls die Hesych-Glosse zuverlässig ist, daß (gr.) brakkai ein Kleidungsstück aus Ziegenleder bei den Kelten war. In diesem Fall könnten die Wörter urverwandt sein. Ebenso nndl. broek, ne. breeches. Birkhan (1970), 247f.; Szemerényi (1989), 117-123; Griepentrog (1995), 79-90. west- und nordgermanisch iw Brücke BrückeSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. brücke, brucke, brügge, ahd. brugga, as. bruggia Stammwort. Aus g. *brugjO f., auch in anord. bryggja "Landebrücke, Landesteg", ae. brycg, afr. brigge. Daneben anord. brú "Brücke". Außergermanisch vergleicht sich das zweite Wort mit slavischen Wörtern (aruss. bervi "Floß", ukr. berv "Baumstumpf", bulg. brbv "Steg, Furt", serbo-kr. bRv "Balken, Stegbrücke" u.a.), älter akslav. brivino n. "Balken", das eigentliche slavische Wort für "Brücke" ist aber akslav. mostu m. usw. Anschließbar ist ferner das in einigen Ortsnamen auftauchende Element gall. briva, das "Brücke" bedeuten könnte, in den belegten keltischen Sprachen ist das Wort "Brücke" aber air. drochet, kymr. pont. Auszugehen ist wohl von einem kelt.-g.-slav. Wort *bhrw-, das "Stamm, Bohle" und "einfache Brücke (aus einem Stamm)" bedeutete, hierzu anord. brú. Als technisch anspruchsvollere Brücken auftraten, konnte dieses Wort erhalten bleiben; daneben gab es für die neuere Form aber auch spezielle Bezeichnungen, in der Regel kollektivartige Ableitungen zu einem Wort für "Stämmchen, Prügel" (so gehört das altirische Wort wohl zu *druko- "Stämmchen" zu *deru- "Baum"). G. *brugjO ist am ehesten eine Ableitung zu einem solchen Wort, nämlich *bhru-k(o)-, erhalten in Prügel (seit spätmittelhochdeutscher Zeit belegt) und schwz. Brügi "Prügeldamm, Plattform, Heubühne (usw.)"; zu vergleichen ist vielleicht auch lit. brUklYs "Prügel". Das Wort Brücke selbst weist in den Mundarten ebenfalls Bedeutungen wie "Zwischenboden, Bettstelle über dem Ofen u.ä." auf. Das ursprüngliche Wort fiel der Homonymie mit dem alten Wort Braue zum Opfer; im Nordischen wurde dieses mit -n erweitert, so daß brú "Brücke" bestehen bleiben konnte; im Süden ist das alte Wort ausgestorben. Präfixableitung: überbrücken. Brücke ist häufiges Element von Ortsnamen. Ebenso nndl. brug, ne. bridge, nschw. brygga, nisl. brú, bryggja "Hafendamm, Anlegebrücke". Hammerich, L. L. BGDSL-T 77 (1955), 183; RGA 3 (1978), 555-580; Seebold, E. IF 87 (1982), 189-191; Hinderling, R. Archiv für Geschichte von Oberfranken 62 (1982), 229-233; LM 2 (1983), 725-732; Röhrich 1 (1991), 267f.; Gobber, G. (1995), 139-143. west- und nordgermanisch iwo Bruder BruderSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bruoder, ahd. bruoder, as. brOdar Stammwort. Aus g. *brOTEr m. "Bruder", auch in gt. broTar, anord. bródir, ae. brOdor, afr. brOther, brOder, brOer. Dieses aus ig. *bhrAtEr m. "Bruder", auch in toch. A pracar, ai. bhratar-, gr. phratEr "Mitglied einer Bruderschaft", l. frAter, air. bráthair, akslav. brat(r)u, lit. (Diminutiv) brólis aus broterelis. Weitere Herkunft unklar; das Wort enthält aber das für indogermanische Verwandtschaftsnamen typische -ter-Suffix. Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes war offenbar "zur gleichen Generation gehörige männliche Blutsverwandte innerhalb der Großfamilie". Adjektiv: brüderlich; Kollektiv: Gebrüder; Abstraktum/Konkretum: Brüderschaft/Bruderschaft; Präfixableitung: verbrüdern. Ebenso nndl. broeder, ne. brother, nschw. broder, nisl. bródir; fraternisieren. Risch, E. MH 1944-1947, 117f.; Trier, J. ZSSR-GA 65 (1947), 225f.; Benveniste (1969/1993), 166-168; Bartholmes (1970), 81-93; Szemerényi (1977), 22-32; RGA 3 (1978), 552-555; Röhrich 1 (1991), 268-270; Carruba (1998), 129-139. indogermanisch iz brühen brühenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz alt.veraltet (12. Jh.), mhd. brüejen, brüen, mndd. broien, brogen, mndl. broeien Stammwort. Aus vd. *brO(w)-ja- Vsw. "brühen". Das Wort gehört sicher zu der unter brauen behandelten Sippe ig. *bherw-/bhreu- "wallen, sieden", entweder als unabhängige Erweiterung (*bhrO-) oder, was wahrscheinlicher ist, als dehnstufige Bildung zu *breww-a- "brauen" (*bhrOw-). Von den Wörtern für "Brühe" gehört Brühe, mhd. brüeje, mndl. broei(e) zu brühen; anord. brod n., ae. brod, ahd. broth, brod n. gehört näher zu brauen. - Bei der in älteren Texten gelegentlich auftretenden Bedeutung "necken, plagen" handelt es sich um ein anderes Wort (die niederdeutsche Form von bräuten, zunächst "beschlafen", dann "ärgern, necken"). Präfigierung: ver-. Ebenso nndl. broeien, ne. broth; abgebrüht. Röhrich 1 (1991), 270. deutsch ix Brühl BrühlSmSubstantiv Maskulinum "feuchte Wiese" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (13. Jh.), mhd. brüel Entlehnung. Entlehnt aus ml. bro(g)ilus, das gall. *brogilos voraussetzt. Dieses zu (ig.) *mrog-, das als Erbwort in Brackwasser und Bruch2 auftritt. Das Wort ist häufiges Element in Ortsnamen. Dittmaier, H. ZDA 84 (1952), 174-178; Bader 3 (1973), 133-150; LM 2 (1983), 75. lateinisch kelt brüllen brüllenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (13. Jh.), mhd. brüelen Stammwort. Setzt vd. *brOl-ja- voraus. Im Ablaut zu diesem mhd. pral, bral "Schrei". Herkunft unklar, wohl lautmalend. Abstraktum: Gebrüll. prahlen. Glombik-Hujer, H. DWEB 5 (1968), 152-157; Röhrich 1 (1991), 270f. deutsch d brummen brummenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (12. Jh.), mhd. brummen Stammwort. Lautmalende Bildung, der Wörter für "summen, surren" am nächsten stehen (Breme, Bremse). Weiter ab liegt die Bedeutung "brüllen", die bei entsprechender Lautform vorkommt (ahd. breman, l. fremere u.a.) Die Bedeutung "im Gefängnis sitzen" ist wohl in der Studentensprache rückgebildet aus rotw. Brummbajes "Bienenstock, Gefängnis". Abstraktum: Gebrumm; Nomen agentis: Brummer; Adjektiv: brummig; Iterativum: brummeln. Ebenso nndl. brommen; Brunft. Seebold (1970), 136; Wolf (1985), 65. deutsch iw brünett brünettAdjAdjektiv "braunhaarig, von dunklem Teint" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. brunet, brunette, einer Ableitung von frz. brun "braun", dieses aus dem germanischen Farbwort. Ebenso nndl. brunette, ne. brunette, nschw. brunett, nnorw. brunett; braun. DF 3 (21997), 517-519; Jones (1976), 163; Brunt (1983), 171f. französisch frz Brunft BrunftSfSubstantiv Femininum "Paarungszeit des Wildes" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (13. Jh.), mhd. brunft Stammwort. Formal als ti-Abstraktum zu ahd. breman "brüllen" aufzufassen, also "das Brüllen des Rotwilds in der Paarungszeit" (nach dem Muster der Bildungen vor der Lautverschiebung, die ein p zwischen m und t einschalten; -mpt- > -mft-). Die tatsächliche Verwendung entspricht eher der übertragenen Bedeutung von Brunst. Die beiden Wörter haben sich wohl gegenseitig beeinflußt. deutsch iz Brünne BrünneSfSubstantiv Femininum "Teil der Rüstung" erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (8. Jh.), mhd. brünne, brünje, ahd. brunnI, brunna, as. brunnia Stammwort. Können auf g. *brunjOn f. "Brustharnisch" zurückgeführt werden, auch in gt. brunjo, anord. brynja, ae. byrne. Eine angemessene Herleitung wäre die Annahme einer Zugehörigkeitsbildung zu einem Wort für "Brust". Die germanischen Wörter dieser Bedeutung gehen von ig. *bhreus- aus (Brust). Da bei diesen im Germanischen das -s- nicht hätte schwinden dürfen, bleibt die Annahme einer Entlehnung aus dem Keltischen: air. bruinne m. bedeutet "Brust". Allerdings stößt auch die Annahme einer Entlehnung aus einem mit diesem zusammenhängenden keltischen Wort auf Schwierigkeiten, da die keltische Geminate im Germanischen wohl nicht vereinfacht worden wäre und ein Wort für "Brünne" wohl aus einem gleichbedeutenden keltischen Wort entlehnt worden wäre - nicht aus einem Wort für "Brust", zu dem dann erst im Germanischen eine Zugehörigkeitsbildung geformt worden wäre. Es ist deshalb wohl wahrscheinlicher, daß die wesentlich schwerer faßbaren Wörter für "Brust" heranzuziehen sind, die auf ig. *bhren-d(h)- oder - falls russ. grud" f. "Brust" und seine Verwandten dazugehören - ig. *gwhren-d(h)- zurückführen (unerweitert könnte hierher wohl auch gr. phren gehören, das ursprünglich wohl "Brust" bedeutet hat, aber als "Sinn, Herz" und "Zwerchfell" bezeugt ist, die Dentalerweiterung in dem abgeleiteten phrázomai, péphrade "sinnen"); im Germanischen ist diese Bildung nur mit anderer Erweiterung bezeugt in anord. bringa "Brust". Das Wort für "Brünne" könnte unmittelbar auf die Dentalerweiterung zurückgehen (vor-g. *gwhrnd(h)-jA "die zur Brust Gehörige"), da der Dental zwischen n und j schwinden mußte. Maschke (1926), 168-176; Szadrowsky, M. GRM 31 (1943), 273; Birkhan (1970), 155-158; LM 2 (1983), 764. gemeingermanisch ix Brunnen BrunnenSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. brunne, ahd. brunno, as. brunno Stammwort. Aus g. *brunnOn m. "Brunnen, Quelle", auch in gt. brunna, ae. burna, afr. burna; mit abweichender Stammbildung anord. brunnr; dieses vergleicht sich unmittelbar mit dem gr. r/n-Stamm phréAr (-Atos) aus (ig.) *bhrEw-r/-nt-, von dem der r-Stamm im arm. albewr (älter: albiwr) "Quelle" fortgesetzt ist, der n(t)-Stamm (mit ursprünglich vorauszusetzender Schwundstufe *bhru-n[t]-) in g. *brunnOn. Das zweite -n- stammt wohl aus der n-Flexion. Vom nt-Stamm (vielleicht umgebaut) auch air. tipra f. "Quelle, Brunnen". Aus *bhr-u-nt- vielleicht auch mit Ausfall des r nach Labial l. fOns (-ntis) "Quelle" (alt mit -u-). Wohl denominativ hierzu (trotz Flexion eines Primärverbs) air. bruinnid "quillt hervor, sprudelt". Vermutlich zu der unter brauen dargestellten Grundlage. Auf r-Metathese beruht die wd. Form Born. Sowohl Brunnen wie Born sind häufige Namenelemente. Ebenso nndl. bron, ne. (dial.) burn, nschw. brunn, nisl. brunnur; brunzen. RGA 4 (1981), 1-16; LM 2 (1983), 764-784; Dalen, A., Orhammar, N. FS Alinei 1 (1986), 280-297; Röhrich 1 (1991), 271f.; Stalmaszczyk, P., Witczak, K. T. IF 98 (1993), 26-30. gemeingermanisch ix Brunst BrunstSfSubstantiv Femininum "Paarungszeit des Wildes" erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (9. Jh.), mhd. brunst, ahd. brunst Stammwort. Aus g. *brunsti- f. "Brand, Hitze", auch in gt. ala-brunsts "Brandopfer". Formal ein ti-Abstraktum zu brinnen (brennen) mit nicht ausreichend geklärtem s-Einschub. Die alte Bedeutung noch in Feuersbrunst, übertragen auf "edle Leidenschaft" in Inbrunst; als einfaches Wort nur noch für "geschlechtliche Erregung von Tieren" (wofür häufig Wörter für "Hitze" übertragen werden). Brunft. gemeingermanisch s. brennen brunzen brunzenVswschwaches Verb "urinieren" erw.erweiterter Standardwortschatz vulg. obd.vulgär (15. Jh.)Stammwort. Vorauszusetzen ist mhd. brunnezen, wie brunnen Vsw. gleicher Bedeutung von Brunnen abgeleitet, also ursprünglich: "einen Brunnen machen". deutsch ix brüsk brüskAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. brusque, dieses aus it. brusco "stachlig, rauh", das wohl aus Bezeichnungen für Pflanzen mit rauher Oberfläche (etwa it. brusco "Mäusedorn") stammt. Verb: brüskieren. Ebenso nndl. bruusk, ne. brusque, nschw. brysk, nnorw. brysk. DF 3 (21997), 519-521. französisch frz Brust BrustSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. brust, ahd. brust, mndd. borst, mndl. borst Stammwort. Aus g. *brusti- f. "Brust", auch in gt. brusts. Meist im Plural, auf den Dual der natürlichen Paarigkeit zurückgehend. Im Ablaut dazu g. *breusta- n. in anord. brjóst n., ae. brEost n., afr. br(i)ast, burst, borst, as. briost, breost (meist Pl.) "Brust". Vorauszusetzen ist eine Grundlage ig. (w/oeur.) *bhreus- (oder ein s-Stamm zu *bhreu-) im Bedeutungsbereich "Bauch - Brust". Hierzu *bhrusOn/-n- in air. brú f./n. "Bauch, Brust, Mutterleib"; *brusnA in kymr. bron "Brust" und *bhrusnjO in air. bruinne m. "Brust" (s. auch Brünne), russ. brjúcho "Bauch, Wanst", und vielleicht mhd. briune, brUne "weibliches Geschlechtsteil, Unterleib". Die Wörter können auf eine Bedeutung "sprießen, schwellen" zurückführen. Möglicherweise ein Relikt der Ausgangsbedeutung in as. brustian "sprießen". Vielleicht ist die Bedeutung "Brust" nicht unmittelbar aus der verbalen Grundlage abzuleiten, sondern übertragen aus einem Wort für "Knospe". S. Biest1 und Bries zu problematischen Mitgliedern dieser Wortsippe. - Sich brüsten ist "sich in die Brust werfen, prahlen". Brüstung ist die "brusthohe Schutzmauer". Ebenso nndl. borst, ne. breast, nschw. bröst, nisl. brjóst. Röhrich 1 (1991), 273f.; Griepentrog (1995), 463- gemeingermanisch iwo Brut BrutSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (14. Jh.), mhd. bruot Stammwort. Wie ae. brOd "Brut (der Bienen, Vögel)" möglicherweise eine Rückbildung zu brüten oder eine Ableitung aus der gleichen Grundlage, die semantisch angepaßt wurde. deutsch s. brüten brutal brutalAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus spl. brUtAlis "unvernünftig, tierisch", dieses aus l. brUtus "schwerfällig, stumpf, gefühllos". Abstraktum: Brutalität. Ebenso nndl. bruut, ne. brute, brutal, brutish, nfrz. brute, brutal, nschw. brutal, nnorw. brutal; brutto. DF 3 (21997), 521-524. lateinisch l brüten brütenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. brüeten, ahd. bruoten Stammwort. Aus wg. *brOd-ja- Vsw. "brüten, wärmen", auch in ae. brEdan; vermutlich Kausativ zu *bräd-a- "wärmen, braten" (braten). Eine entsprechende Bedeutungsentwicklung bei der einfachen Wurzel (ig. *gwher- "brennen, wärmen") in kymr. gôr, air. guirid "brütet aus" (neben anderen Bedeutungen). Ebenso nndl. broeien, ne. breed; Brut. westgermanisch iz brutto bruttoAdv/PtklPartikel "ohne Abzug" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. brutto, dieses aus l. brUtus "schwerfällig, stumpf, unrein". Zunächst vor allem zur Bezeichnung des Rohgewichts nach it. brutto peso. Ebenso nndl. bruto, nfrz. brut, nschw. brutto, nnorw. brutto, nisl. brúttó; brutal. DF 3 (21997), 524f.; Salvaneschi, E. Quaderni di semantica 12 (1991), 135-166. italienisch it brutzeln brutzelnVswschwaches Verb std.Standardwortschatz stil.stilistisch (16. Jh.)Stammwort. Formal näher mit brodeln zusammenhängend, aber semantisch zu braten gehörig. Lautmalerisch. deutsch d Bube BubeSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (13. Jh.), mhd. buobe, bUbe, mndd. bove, md. bUfe, mndl. boef, boeve, bouve Stammwort. Die Beleglage ist auffällig: Entsprechende Wörter tauchen in spätmittelhochdeutscher Zeit (und entsprechend spät in anderen Sprachen) im ganzen westgermanischen Bereich auf, sind vorher aber nirgends bezeugt. Es gibt zwar Namen, die offenbar lautgleich sind, aber von denen natürlich nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, daß sie zu dem Appellativum Bube gehören. Bezeugt sind als Namen ahd. Buobo, as. BOvo, ae. BOfa neben BOja, der Entsprechung zu ne. boy, fr. boi. Die Bedeutung des Appellativums ist im Deutschen von Anfang an 1) "männliches Kind" (ein vertrauliches Wort) und 2) "Troßbube, Diener, Knecht" (niederen Standes), dann auch 3) "Schelm, Spitzbube". Die Beleglage dürfte darauf hinweisen, daß es sich um ein Wort der Unterschicht handelt, die in den frühen Quellen normalerweise nicht zu Worte kommt. Daß das Wort offenbar zuerst in Namen bezeugt ist, kann damit in Einklang stehen, denn von solchen Leuten (und damit ihrem Namen) wird häufiger geredet, als daß sie selbst (in der schriftlichen Überlieferung) sprachlich erkennbar werden. Des weiteren ist nicht ausgeschlossen, daß es sich ursprünglich um ein Kinderwort handelte. Man kann eine Grundlage (g.) *bO- erschließen, die im Deutschen mit b erweitert (oder redupliziert) erscheint, im Englischen und Friesischen als j-Bildung (*bObOn und *bOjOn). Die Herkunft dieses Elements aus einer kindersprachlichen Verstümmelung von Bruder (so bezeugt in fläm. boe, nnorw. boa) ist denkbar. Der Umkreis von schwz. bAbi, bAbeli, ne. babe usw. (Baby) bleibt trotz ähnlicher Herkunft besser fern. Hierzu auch Boofke als gutmütige Schelte. Adjektiv: bübisch; Abstraktum: Büberei. Ebenso nndl. boef, ne. boy. S. auch Buhle, Lausbub, Spitzbube, Cowboy. Müller, E. E. Jahrbuch 1868, 129-146; Kaestner, W. KVNS 77 (1970), 10f.; Roelandts, K., Orhammar, N. R. u. a. (Hrsg.): Miscellanea Frisica (Assen 1984), 123-136; Röhrich 1 (1991), 274. deutsch gw Bubikopf BubikopfSmSubstantiv Maskulinum erw.erweiterter Standardwortschatz stil.stilistisch (20. Jh.)Stammwort. Bezeichnung einer jungenhaft geschnittenen Damenfrisur. Zu der Koseform Bubi zu Bube. deutsch s. Bube, s. Kopf Buch BuchSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. buoch, ahd. buoh f./n./m., as. bOk Stammwort. Aus g. *bOk-(O) f., auch in gt. boka f. "Buchstabe", gt. bokos "Schriftstück, Buch", anord. bók f. (ursprünglich Wurzelnomen) "gesticktes Kissen, Buch", ae. bOc f. (auch n.) (ursprünglich Wurzelnomen) "Buch", afr. bOk "Buch", as. bOk f. Sg. "Schrifttafel", sonst f./n. Pl. "Buch, Bücher"; auch althochdeutsch kann der Plural (normalerweise neutrum, aber auch maskulinum und femininum) für ein einzelnes Buch gebraucht werden (in einen buachon usw.). Auszugehen ist ersichtlich von einem femininen Wurzelnomen mit der Bedeutung "Buchstabe" (so gotisch und in Spuren althochdeutsch). Dessen Verwendung im Plural mit der Bedeutung "Schriftstück, Buch" (eindeutig im Gotischen, aber auch im Altsächsischen und Althochdeutschen) entspricht dem Gebrauch von gr. grámma n. und l. littera f. und ist deshalb wohl von den alten Sprachen entlehnt. Daraus wird offenbar im Westgermanischen ein Singular gebildet, der auch vom Altnordischen übernommen wird. Möglicherweise hat dazu beigetragen, daß in echt germanischer Ausdrucksweise der Singular *bOk- auch "etwas, auf dem Zeichen (Buchstaben) stehen" bedeuten konnte. Darauf könnte die altnordische Bedeutung "gesticktes Kissen" weisen (ob sie nun echt nordisch oder aus dem Westgermanischen entlehnt ist, vgl. as. bOkon "sticken"). Für diesen Singular setzt sich im Deutschen das sporadisch auch außerhalb bezeugte Neutrum durch. Die Bedeutung "Buchstabe" (die im übrigen auch in die slavischen Sprachen entlehnt wird, vgl. russ. búkva f. usw.) wird im Westgermanischen und im Anschluß daran im Altnordischen (zur Bezeichnung lateinischer Buchstaben gegenüber den Runen) verdeutlicht durch *staba- m., das auch für sich allein "Buchstabe" bedeuten konnte. Diese Bedeutung "Buchstabe, Zeichen", aus der sich alle anderen herleiten lassen, kann mit dem Wort Buche (so die übliche Etymologie) aus formalen und sachlichen Gründen nichts zu tun haben: aus formalen Gründen, weil das Wort *bOk-s "Buchstabe" ursprünglich ein Wurzelnomen war und die angebliche Grundlage *bOkO "Buche" ein femininer O-Stamm; aus sachlichen, weil nirgends das Schreiben von Runen (um das es ursprünglich gegangen sein muß) auf Buchentafeln bezeugt ist. Andererseits kann die allgemeinere Bedeutung "Zeichen" aus "Loszeichen, Los" stammen, wie etwa der lett. Neologismus burts "Buchstabe", eigentlich "Zauberzeichen", zu lit. bùrtai m. Pl. "Los, Zauberei, Wahrsagerei", zu lit. bùrti "zaubern, weissagen" (zum Sachlichen vgl. für das Germanische v.a. Tacitus Germania 10). Deshalb kann sich das germanische Wort vergleichen mit ai. bhága- "Wohlstand, Glück, Besitz", avest. baga- "Anteil, Los", mit Langvokal ai. bhAgá- "Anteil, Los, Schicksal", avest. bAga- "Anteil" (auch Wurzelnomina sind bezeugt, allerdings mit weniger genauer Bedeutungsentsprechung), zu ai. bhájati "teilt zu". Kollektivum: Bücherei. Ebenso nndl. boek, ne. book, nschw. bok, nisl. bók; buchen, Buchstabe. RGA 4 (1981), 34-37; Seebold (1981), 290-292; Ebbinghaus, E. A. GL 22 (1982), 99-103; Peeters, Ch. GL 22 (1982), 266; LM 2 (1983), 802-811; Seebold, E. in Brogyanyi/Krömmelbein (1986), 527-532; Ebbinghaus, E. A. AJGLL 3 (1991), 51-56; Röhrich 1 (1991), 274f.; Szemerényi, O. FS Meid (1989), 368-378 (anders [Entlehnung aus dem Türkischen]); Griepentrog (1995), 59-77. gemeingermanisch iz Buche BucheSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. buoche, ahd. buohha, as. bOka Stammwort. Aus g. *bOkO f. "Buche", auch in anord. bók, ae. bOc (neben einer jO-stämmigen Form bEce); dieses aus ig. (eur.) *bhAgA f. "Buche", am genauesten vergleichbar mit l. fAgus "Buche", semantisch abweichend gr. phEgós "Eiche" und vermutlich kelt. *bAgos in Ortsnamen. Das Wort spielt eine Rolle in dem "Buchenargument" bei der Bestimmung der Heimat der Indogermanen, da die Verbreitung der Buche eingeschränkt ist. Da die Bedeutung des Wortes aber nicht ausreichend (etwa durch eine klare Etymologie) gesichert werden kann, reicht dieses Argument zu weiterführenden Schlüssen nicht aus. Ebenso nndl. beukeboom, ne. beech, nschw. bok; bauchen. Wissmann, W.: Der Name der Buche (Berlin 1952); Krogmann, W. ZVS 72 (1955), 1-29; Krogmann, W. ZVS 73 (1956), 1-25; Eilers, W./Mayrhofer, M. MAG 92 (1962), 61-92; RGA 4 (1981), 55-59; Griepentrog (1995), 59-77. indogermanisch ix Buchecker BucheckerSf Ecker. buchen buchenVswschwaches Verb "in die Bücher (heute: die Buchhaltung) eintragen, eine Flugkarte bestellen" std.Standardwortschatz (16. Jh.)Stammwort. Lehnübersetzung von ne. to book, dieses zu ne. books "Buchhaltung"; auch neuere Bedeutungsentwicklungen des englischen Worts werden übernommen. Abstraktum: Buchung. Rey-Debove/Gagnon (1988), 76. deutsch s. Buch Buchhalter BuchhalterSmSubstantiv Maskulinum (Buchhaltung f.) std.Standardwortschatz (15. Jh.)Stammwort. Die verbale Fügung die Bücher halten (seit dem 15. Jh.) ist eine Lehnübersetzung aus it. tenere i libri. Sie hat sich zwar nicht gehalten, wohl aber die Ableitungen. Schirmer (1911), 38; LM 2 (1983), 829-836. deutsch s. Buch, s. halten Buchs (Buchsbaum) Buchs (Buchsbaum)SmSubstantiv Maskulinum erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (10. Jh.), mhd. buhsboum, ahd. buhsboum, mndd. bussbOm, mndl. busch, buschboom Entlehnung. Ist aus l. buxus f. entlehnt. Das lateinische Wort geht zurück auf gr. pYxos f. gleicher Bedeutung und unklarer Herkunft. Ebenso nndl. buksboom, ne. box(tree), nfrz. buis, nschw. buxbom, nnorw. buksbom; Büchse. Marzell 1 (1943), 702f.; LM 2 (1983), 893. lateinisch gr Buchse BuchseSfSubstantiv Femininum "Hohlzylinder zur Aufnahme eines Steckers" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Ursprünglich nicht umgelautete, regionale Form von Büchse. Im 20. Jh. fachsprachlich verbreitet. Ebenso nndl. bus, buis; Büchse. lateinisch gr Büchse BüchseSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (10. Jh.), mhd. bühse, ahd. buhsa Entlehnung. Ist in früher Zeit entlehnt aus l. puxis, buxis f., dieses aus gr. pyxís f. "Döschen aus Buchsholz" zu Buchs(baum). Gemeint waren kleine Kästchen für Arzneimittel, Gewürze u.ä. Die spätere Bedeutung "Feuerwaffe" bezieht sich wie Feuerrohr auf den Lauf des Gewehrs. Ebenso nndl. bus, ne. box, nfrz. boîte, buks "Flinte", nschw. bössa "Flinte", nisl. byssa "Flinte"; Box, Buchs(baum), Buchse. LM 2 (1983), 893 (zu Büchse im Sinn von "Feuerwaffe"); Röhrich 1 (1991), 276. lateinisch gr Buchstabe BuchstabeSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. buochstap, buochstabe, ahd. buohstab, as. bOkstaf Stammwort. Aus wg. *bOk-staba- m. "Buchstabe", auch in ae. bOcstäf, daraus entlehnt anord. bókstafr. Verdeutlichende Komposition des alten *bOk-s "Buchstabe" durch das Wort Stab, das auch allein (vor allem im Altnordischen und Altenglischen) "Buchstabe" bedeuten konnte. Die ursprüngliche Bedeutung von Stab in diesem Zusammenhang war sicher die eines Stäbchens oder Zweigs mit einem darauf geritzten Zeichen - mit dem Hauptstab der Runen (dem für die meisten Zeichen typischen senkrechten Strich) hat sie sicher nichts zu tun. Teilweise (ae., anord.) wird in der frühen Zeit zwischen Buchstaben und Runenstäben unterschieden. Adjektiv: buchstäblich; Verb: buchstabieren. Ebenso nndl. boekstaaf, nschw. bokstav, nisl. bókstafur; Buch, Stab, Stabreim. Krogmann, W. IF 48 (1930), 268; Rosenfeld, H. Gutenberg-Jahrbuch 1969, 338-344; RGA 4 (1981), 87f.; Ebbinghaus, E. A. GL 21 (1981), 194-197; LM 2 (1983), 894; Röhrich 1 (1991), 276. westgermanisch s. Buch, s. Stab Bucht BuchtSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (17. Jh.)Stammwort. Übernommen aus ndd. bucht "Biegung, Krümmung" in der technischen Bedeutung "landeinwärts gebogene Strandlinie". Dieses ist ein altes ti-Abstraktum zu biegen, bewahrt in anord. -bót, ae. byht, mndd. bucht, bocht. Ndd. Bucht bedeutet auch "Verschlag für Haustiere", wohl ausgehend von der Bedeutung "Winkel". Partikelableitung: einbuchten. deutsch iz Buchweizen BuchweizenSmSubstantiv Maskulinum per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (16. Jh.), mndd. bOkwete, bOkweite, mndl. boecweit Stammwort. Ursprünglich niederdeutsch (mndd. bOkwete, bOkweite, mndl. boecweit). Die Benennung erfolgte nach der Form der Samen, die kleinen Bucheckern ähnlich sehen; -weizen nach Geschmack und Verwendung (der Buchweizen ist aber kein Getreide, sondern ein Knöterichgewächs). Die frühere Bezeichnung (seit dem 15. Jh.) ist Heidenkorn (wegen der Einführung aus heidnischen Ländern, vgl. frz. (blé) sarrasin usw.). Bertsch (1947), 232-234; Marzell 2 (1972), 406; Kieser, O. NJ 84 (1961), 67-77; Abegg-Mengold (1979), 70f, 95-97; RGA 4 (1981), 88f. deutsch s. Buche, s. Weizen Buckel BuckelSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (12. Jh.), mhd. buckel m./f. Entlehnung Entlehnt aus afrz. boucle "Schildknauf", das seinerseits aus l. buccula f., Diminutiv zu l. bucca f., ursprünglich "(aufgeblasene) Backe" stammt. Das Wort bezeichnet seit frühneuhochdeutscher Zeit verschiedene Erhebungen, etwa "Hügel" und "krummer Rücken"; letzteres wohl unter dem Einfluß von bücken. Dazu das Verb buckeln; Adjektiv: buck(e)lig. Ebenso nndl. bochel, ne. buckle, nschw. puckel, puckla, nnorw. pukkel. S. auch Mißpickel. Valtavuo (1957), 79-82; Hüpper-Dröge (1983); Röhrich 1 (1991), 276f. französisch l bücken bückenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (13. Jh.), mhd. bücken, mndd. bucken, mndl. bocken Stammwort. Intensivum zu biegen mit Intensiv-Gemination (*bukk-ja- zu *beug-a-). deutsch iz Bücking BückingSm Bückling1, Bückling2. Bückling 1 Bückling 1SmSubstantiv Maskulinum "Verbeugung (der Männer)" erw.erweiterter Standardwortschatz stil.stilistisch (17. Jh.)Stammwort. Fnhd. bücking "jmd., der sich höflich verbeugt"; dann einerseits Anpassung an die Ableitungen auf -ling, andererseits Übertragung auf die Handlung (wie Diener "Dienender; jmd., der sich wie ein Diener verbeugt; höfliche Verbeugung"). Zu bücken. deutsch s. biegen Bückling 2 Bückling 2SmSubstantiv Maskulinum "geräucherter Hering" std.Standardwortschatz (15. Jh.), spmhd. bückinc Stammwort. Ist aus mndd. buckink, mndl. buckinc übernommen. Wie nndl. boks-haring eine Ableitung von Bock wegen des ausgeprägten Geruchs dieser Fische. Später Anpassung an die Ableitungen auf -ling. deutsch s. Bock Buddel Buddel(Buttel) SfSubstantiv Femininum "Flasche" per.peripherer Wortschatz ndd. (17. Jh.)Entlehnung. Aus ndd. buddel, das im 17. Jh. aus frz. bouteille entlehnt wurde (vgl. ne. bottle). Das französische Wort geht auf ml. but(t)icula "Flasche, Krug" zurück, eine Verkleinerungsform von ml. but(t)is "Faß" (Bütte). Ebenso nndl. bottelen "Flaschen abfüllen", ne. bottle, nfrz. bouteille, nschw. butelj, nnorw. butel; Bouteille. DF 1 (1913), 103; DEO (1982), 148. französisch frz buddeln buddelnVswschwaches Verb "mit den Händen im Sand wühlen, graben" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (18. Jh.)Stammwort. Herkunft unklar; vgl. für die entsprechende Tätigkeit im Wasser puddeln2 und (aus dem Neuenglischen) Paddel. Boden. Schlemmer (1971), 143-149. deutsch d Bude BudeSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz stil.stilistisch (13. Jh.), mhd. buode, mndd. bode, mndl. boede Stammwort. Das vorauszusetzende vd. *bOTO kann zu *bOww-a- "bauen" mit Verlust des zweiten Diphthongbestandteils gehören. In diesem Fall vergleichen sich näher anord. búd "Wohnung, Laden, Bude" (aus *bU-), sowie außergermanisch (mit Vokalkürze) air. both "Hütte", lit. bùtas "Haus, Hütte". Ebenso ne. booth (entlehnt aus dem Altnordischen), nschw. bod, nisl. búd; Baude, bauen. Stammler (1954), 205-208; Bielfeldt (1965), 25; Röhrich 1 (1991), 278f. deutsch iz Budget BudgetSnSubstantiv Neutrum "Finanzplanung" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Über frz. budget entlehnt aus ne. budget, dieses aus afrz. bougette "Lederbeutel", einem Diminutivum zu frz. bouge m. "Ledersack", aus l. bulga f. (Eigentlich ist das englische Wort entlehnt und dann der französischen Aussprache angepaßt worden). Im Englischen bedeutete to open one's budget "seine Absichten darlegen" (eigentlich "seinen Beutel öffnen"); dies wurde dann speziell von der jährlichen Erklärung des englischen Finanzministers vor dem Parlament gesagt, in der er sich über die vermutlichen Einkünfte und Ausgaben des folgenden Jahres ausließ. Von da aus wird budget zu einem Ausdruck für die Finanzplanung, der dann (meist scherzhaft) auch in andere Bereiche übernommen wird. Ebenso nndl. budget, nschw. budget, nnorw. budsjett. Zur germanischen Verwandtschaft s. Balg; Bulge2. DF 3 (21997), 525-528; Ganz (1957), 49; Rey-Debove/Gagnon (1988), 97f. französisch e Budike BudikeSf Boutique. Büfett BüfettSnSubstantiv Neutrum "Geschirrschrank", "Anrichte", "zum Selbstbedienen aufgestellte Speisen" std.Standardwortschatz (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. buffet m., dessen weitere Herkunft nicht geklärt ist. Möglicherweise wie Büro benannt nach dem Stoff, mit dem die Anrichte bespannt ist, oder als "Klapptisch" zu einer Lautnachahmung. Ebenso nndl. buffet, ne. buffet, nschw. byffé, nnorw. buffet. DF 3 (21997), 528-530; Brunt (1983), 172; DEO (1982), 167f. französisch frz Büffel BüffelSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (14. Jh.), spmhd. büffel Entlehnung. Entlehnt aus frz. buffle, das auf spl. bUfalus, Nebenform von bUbalus zurückgeht. Dieses stammt aus gr. boúbalos, einer unklaren Ableitung von gr. bous m./f. "Rind", die ursprünglich "Gazelle" bedeutet ("das rind-ähnliche Tier"?), dann aber unter dem Einfluß des Grundworts auf den Büffel übertragen wird. Die Büffel waren früher Arbeitstiere, deshalb büffeln "hart arbeiten" (wonach später ochsen). Ebenso nndl. buffel, ne. buffalo, nfrz. buffle, nschw. buffel, nnorw. boffel, nisl. buffall; Kuh, Posaune. französisch gr Buffo BuffoSmSubstantiv Maskulinum "Sänger und Darsteller eines lustigen Parts in der Oper" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. buffo, zu it. buffone "Possenreißer", dieses aus it. buffare "die Backen aufblasen, Possen reißen". Ebenso nndl. basso-buffo, ne. buffo, nfrz. bouffe. DF 3 (21997), 530-532. italienisch it Bug 1 Bug 1SmSubstantiv Maskulinum "Schulterstück von Pferd und Rind; Strebe im Gebälk" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (9. Jh.), mhd. buoc, ahd. buog Stammwort. Aus g. *bOg(u)- m. "Arm" (vermutlich nur noch in besonderen Verwendungen), auch in anord. bógr, ae. bog. Dieses aus ig. *bhAghu- m. "Arm" in ai. bAhú- "Arm", gr. pEchys "Unterarm, Ellenbogen", umbr. fahe "Bug"; toch. AB poke "Arm". Das Grundwort ist vermutlich erhalten in osset. i-vaz, i-väz "ausstrecken (*vi-bAz-), also etwa "das Ausgestreckte". Ebenso ne. bough "Ast, Zweig". Benveniste, E. BSL 52 (1956), 60-71; Watkins, C. BSL 70 (1975), 11; Rix, H. Sprache 32 (1986), 311-323. indogermanisch iz Bug 2 Bug 2SmSubstantiv Maskulinum "Schiffsbug" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Stammwort. In den späten germanischen Sprachen verbreitet (nschw. bog, ne. bow, nndl. boeg), ursprünglich wohl niederdeutsch/niederländisch. Herkunft unklar. Vermutlich mit der Bedeutung "Flanke" eine Übertragung aus Bug1; sonst wäre an eine regional entstandene Ableitung aus biegen zu denken, die bei der Verbreitung einen abweichenden Lautstand angenommen hätte. bugsieren. deutsch d Bügel BügelSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (17. Jh.), fnhd. bügele f., mndd. bog(g)el, eigentlich "gebogenes Stück", mndl. bogel, buegel Stammwort. Späte Instrumentalbildung zu biegen. Zunächst für Steigbügel u.ä. Ebenso nndl. beugel; bügeln. deutsch s. biegen bügeln bügelnVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (17. Jh.)Stammwort. Vermutlich ist mit diesem Wort ursprünglich "mit einem (heißen?) Instrument Rundkrägen biegen" gemeint, also "einen "Bügel" machen". Die Bedeutung wäre dann ausgeweitet worden und zu dem späteren glätten (glatt) oder plätten (platt) in Konkurrenz getreten. Die Beleglage ist aber für eine sichere Beurteilung zu dürftig. Denkbar ist auch, daß das Bügeleisen früher benannt wurde (wegen seines Bügelgriffs?) und daraus das Verb rückgebildet ist. Bügel. Röhrich 1 (1991), 279. deutsch s. Bügel bugsieren bugsierenVswschwaches Verb "Schiff ins Schlepptau nehmen" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.) mit Adaptionssuffix. Entlehnt aus nndl. boegseren, das seinerseits aus port. puxar "ziehen, zerren" stammt (dieses aus l. pulsAre "stoßen", das mit l. pellere "stoßen, schlagen" verwandt ist). Sowohl im Niederländischen wie im Deutschen hat die Anlehnung an Bug2 auf Aussprache und Schreibung eingewirkt. Ebenso nndl. boegseren, nschw. bogsera, nnorw. buksere; Puls. port Bühl BühlSmSubstantiv Maskulinum "Hügel" per.peripherer Wortschatz obd. (8. Jh.), mhd. bühel, ahd. buhil Stammwort. Heute nur noch mundartliches Wort und (häufig) in Orts- und Flurnamen. Herkunft unklar. Valtavuo (1957), 83-88. deutsch d Buhle BuhleSmSubstantiv Maskulinum erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (12. Jh.), mhd. buole, mndd. bo(u)le, mndl. boel Stammwort. Trotz der späten Belege wohl ein altes Wort (aus der Sprache niederer Schichten?): zu g. *bOla- n. "Schlafplatz" in anord. ból n. "Schlafplatz, Lager wilder Tiere" als "Schlafgenosse"; vgl. das möglicherweise verwandte lit. guOlis "Schlafstätte, Lagerstätte" nebst lit. gulOvas "Lagergenosse" und lit. gulOvE, gulovà f. "Beischläferin". Die gleichlautenden Kosewörter für "Bruder" sind wohl abzutrennen und in den Umkreis von Bube zu stellen. Verb: buhlen. Nebenbuhler. Seebold, E. in Mayrhofer/Peters/Pfeiffer (1980), 484. deutsch io Buhne BuhneSfSubstantiv Femininum "Uferschutzbau" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Stammwort. Aus dem Niederdeutschen: mndd. bune, nndl. bun. Herkunft unklar. Vermutlich hängt es mit dem ebenfalls unklaren Bühne zusammen. deutsch d Bühne BühneSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (13. Jh.), mhd. bün(e), mndd. bone m./f Stammwort. Setzt vd. *bunI-/-jO voraus. Die vielfältigen Bedeutungen lassen sich auf "Brettergerüst, Decke" zurückführen. Herkunft am ehesten zu voreinzelsprachl. *bhun- in avest. bUna- m. "Boden", air. bun m.(?) "dickes Ende, Wurzel", wohl einer Variante zu dem unter Boden behandelten Wort (etwa *bhudhnjO als Ausgangspunkt für das germanische Wort, mit Ausdrängung des Dentals). Die Bedeutung "Theaterbühne" stammt aus einer Vereinfachung von Schaubühne. Ebenso nndl. beun "Fischkasten". S. auch Buhne. Lühr (1988), 343f.; Röhrich 1 (1991), 279. indogermanisch iz Bukett BukettSnSubstantiv Neutrum "besonders festlicher Blumenstrauß" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. bouquet m., einer pikardischen Form von afrz. boscet, einem Diminutivum zu afrz. bois "Holz, Wald". Die ursprüngliche Bedeutung "kleine Ansammlung von Bäumen und Sträuchern" wird verallgemeinert auf eine Zusammenstellung von Blumen. Nach französischem Vorbild dann auch "Aroma des Weins" (das als eine Zusammenstellung verschiedener Aromen aufgefaßt wird). Das Wort wird (nur in der ersten Bedeutung) in Deutschland unfranzösisch mit auslautendem -t ausgesprochen (Schriftaussprache?). Ebenso nndl. boeket, ne. bouquet, nschw. bukett, (Wein) buké, nnorw. bukett, (Wein) buké. Zur germanischen Verwandtschaft s. Busch; Boskett. DF 3 (21997), 532f.; DEO (1982), 142 (anders). französisch frz Bulette BuletteSfSubstantiv Femininum "Hackfleischbällchen" per.peripherer Wortschatz omd. (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. boulette (de viande), einem Diminutivum zu frz. boule "Kugel", aus l. bulla "Aufgewalltes, Blase". Bulle2. französisch frz Bulge 1 Bulge 1SfSubstantiv Femininum "Meereswelle" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (13. Jh.), mhd. bulge, mndd. bulge Stammwort. Aus g. *bulgjOn f. "Welle", auch in anord. bylgja; vermutlich zu g. *belg-a- Vst. "schwellen" in anord. bolginn "geschwollen" (außerhalb des Nordischen zu "zürnen" weiterentwickelt). Weiter zu Ball1. deutsch iw Bulge 2 Bulge 2SfSubstantiv Femininum "lederner Wasserbehälter" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (13. Jh.), mhd. bulge, ahd. bulga Entlehnung. Vermutlich entlehnt aus einem Wanderwort, das auch in spl. bulga "Ledersack" erscheint. Ebenso ne. bulge; Budget, Balg. Vendryes, J. BSL 41 (1941), 135-139; Hubschmid (1955), 25-27. ? Bullauge BullaugeSnSubstantiv Neutrum per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Über ndd. bulloog entlehnt aus ne. bull's eye und im zweiten Teil (wohl nicht im ersten) übersetzt. Die Bullaugen waren runde Scheiben, die in der Mitte aufgewölbt waren; deshalb der Vergleich mit dem Auge eines Ochsen. Es ist aber zu beachten, daß frz. boule "Kugel" zumindest in regionalen Ableitungen auch "Öffnung, Loch" bedeuten kann, so daß im Englischen von einer Entlehnung auszugehen sein könnte, die dann durch Auge im Sinn von "Fenster" verdeutlicht wurde (vgl. ne. window) Bulle1, Ochsenauge. englisch e Bulldogge BulldoggeSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. bulldog "Hund für Stierhetze", entsprechend zu Bullenbeißer aus ndd. bullenbyter. Die Bestandteile entsprechen nhd. Bulle1 und Dogge. In neuerer Zeit ein zweites Mal als Bulldog m. "Traktor" entlehnt (ursprünglich Markenname). Ebenso nndl. buldog, nfrz. bouledogue, nschw. bulldogg, nnorw. bulldogg. Ganz (1957), 50; Eichhoff, J. FS Martin (1980), 156-159; Rey-Debove/Gagnon (1988), 99. englisch e Bulle 1 Bulle 1SmSubstantiv Maskulinum "Stier" std.Standardwortschatz (17. Jh.)Stammwort. Ursprünglich ein niederdeutsches Wort: ndd. bulle, nndl. (dial.) bol, bOl, bolle u.a. und nndl. bul aus den Kasusformen eines n-Stammes *bulOn, *buln- m. "Stier", in einfacher Form bezeugt in anord. boli "Stier, Stierkalb", weitergebildet in ae. bulluca "Stierkalb". Das Wort ist mit großer Wahrscheinlichkeit ein Ausdruck pars pro toto, der ursprünglich das Zeugungsglied bedeutet, voreinzelsprachl. *bhle- in gr. phallós (neben phálEs), air. ball "Glied, Geschlechtsglied", im Germanischen mit Ablaut ae. beallucas "Hoden", hess. bille "Penis". Falls die Bedeutung "Zeugungsglied" ursprünglich ist, kann an die Wurzel (ig.) *bhel- angeschlossen werden, die Bezeichnung für aufgeblasene oder aufgeschwollene Gegenstände liefert (Ball1). Die allgemeine Bedeutung "Glied" in dem altirischen Wort ist dieser Annahme aber nicht günstig. Ebenso nndl. bul, ne. bull, nisl. boli; Bullauge, Bulldogge, Phallus. Röhrich 1 (1991), 279. westgermanisch ix Bulle 2 Bulle 2SfSubstantiv Femininum "päpstliche Verordnung" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (13. Jh.), mhd. bulle Entlehnung. Entlehnt aus l. bulla gleicher Bedeutung, ursprünglich "Siegelkapsel", also eine Bezeichnung pars pro toto. Ausgangsbedeutung ist "Wasserblase, Kugel". Ebenso nndl. bul, ne. bull, nschw. bulla, nnorw. bulle, nisl. bulla. S. (zur Bedeutung "Kugel") Bowling, Bulette, Billett, Bulletin; (zur Bedeutung "sieden, Blasen werfen") Boiler Bouillon. RGA 4 (1981), 109-112; LM 2 (1983), 932-936; DF II (1997), 534f. lateinisch l Bulle 3 Bulle 3SmSubstantiv Maskulinum "Polizist" erw.erweiterter Standardwortschatz stil.stilistisch (19. Jh.). Die umgangssprachliche (evtl. kindersprachliche) Abkürzung Pole wird in Mundarten mit Konsonantenschwächung und o/u-Zusammenfall lautgleich mit Bulle und setzt sich dann auf Grund der naheliegenden Assoziationen allgemein durch. deutsch E(l) Bullenbeißer BullenbeißerSm Bulldogge. bullern bullern(auch bollern) Vswschwaches Verb erw.erweiterter Standardwortschatz ndd. (18. Jh.)Stammwort. Ein Schallverb. In der Bedeutung "schießen" beeinflußt von Böller. deutsch d Bulletin BulletinSnSubstantiv Neutrum "offizieller, veröffentlichter Bericht" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. bulletin m., einer Ableitung zu afrz. bulle "Kugel", dieses aus l. bulla f. Die Bedeutungsentwicklung in metonymischer Übertragung von der Siegelkapsel zur Urkunde. Ebenso nndl. bulletin, ne. bulletin, nschw. bulletin, nnorw. bulletin; Bulle2. DF 3 (21997), 535-537. französisch frz Bult Bult(Bülte) SfSubstantiv Femininum "moos- und grasbewachsene Bodenerhebung in Moor oder Bruch" per.peripherer Wortschatz ndd. (16. Jh.), mndd. bulte "(Stroh-)Haufe, Hügel" Stammwort. Auch ndd. bulte und in Ortsnamen, in denen es schon früher bezeugt ist. Wohl aus dem Umkreis der bei Ball1 dargestellten Lautgebärde. Näheres unklar. deutsch d Bumerang BumerangSmSubstantiv Maskulinum "Wurfholz" erw.erweiterter Standardwortschatz exot.Exotismus (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. boomerang, dieses aus einer Eingeborenensprache Australiens (austral. wo-murrang "Wurfbrett"). Als etwas, das (unerwartet) zurückkommt, häufig in übertragenen Redewendungen. Ebenso nndl. boemerang, ne. boomerang, nfrz. boomerang, boumerang, nschw. bumerang, nnorw. bumerang. Littmann (1924), 135; Rey-Debove/Gagnon (1988), 78; Carstensen 1 (1993), 182f.; DF 3 (21997), 537f. englisch austr. bummeln bummelnVswschwaches Verb std.Standardwortschatz stil.stilistisch (17. Jh.)Stammwort. Zunächst in der Bedeutung "hin und herschwingen" bezeugt (vgl. baumeln, auch Bammel, Bommel), Lautgebärde, oder falls unmittelbar vom Hin- und Herschwingen des Glockenklöppels auszugehen ist, Lautnachahmung. Daraus übertragen "hin- und herschlendern, nichts tun". Dazu die (studentische) Rückbildung Bummel. Nomen agentis: Bummler. Ladendorf, O.; ZDW 5 (1903), 107; Stammler (1954), 208-212; Röhrich 1 (1991), 279. deutsch d bumsen bumsenVswschwaches Verb "dumpf dröhnen, heftig anprallen" std.Standardwortschatz (16. Jh.)Stammwort. Schallnachahmung, vgl. die Interjektion bums. Danach (vermutlich ausgehend von einer abschätzigen Bezeichnung von Blechmusik) als abwertender Bestandteil in Bumslokal, Bumsmusik. In neuerer Zeit, ausgehend von "anprallen", umgangssprachlich für "Geschlechtsverkehr haben". Etwas älter ist Bums "Bordell", so daß eine Variation des Schallworts (Puff/Bums; Puff) der Ausgangspunkt sein kann. S. auch bimsen. deutsch d Bund BundSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (11. Jh.), mhd. bunt, mndd. bunt, mndd. bonde, bunde, bunne "Bündel, Vereinigung", mndl. bont Stammwort. Aus vd. *bundi- m. "Verbundenes, Einfassung" zu binden. Hierzu das Diminutiv Bündel (alt m. und wohl mit ae. byndele, bindele f. "Bündel" unmittelbar zu vergleichen) und seit dem 18. Jh. bündeln "ein Bündel machen, zusammenbinden" (ahd. bibuntilon schon 8. Jh.). Das Adjektiv bündig, mhd. bündec, mndl. bondich bedeutet zunächst "festgebunden, in einem Bund" und bekommt dann in der Fachsprache der Handwerker die Bedeutung "auf gleicher Höhe abschließend" (wie etwa Stäbe in einem Bund). Hieraus die Redensart kurz und bündig. Da die Bundesrepublik ein Bund von Ländern ist, bezeichnet Bund (besonders in Zusammensetzungen) auch die übergreifenden Institutionen gegenüber den Ländern (z.B. Bundesgericht, umgangssprachlich Bund = Wehrdienst, eigentlich Abkürzung von Bundeswehr). Die theologische Bedeutung (Alter Bund = Altes Testament) beruht auf einer interpretierenden Übertragung von gr. diathekE durch Luther. Ebenso nndl. bond. Siegert (1950), 45f.; Grundbegriffe 1 (1972), 583-671; Röhrich 1 (1991), 280. deutsch s. binden Bundschuh BundschuhSmSubstantiv Maskulinum "Schnürschuh" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (15. Jh.), mhd. buntschuoch "grober Schnürschuh der Bauern" ("Schuh mit Bund") Stammwort. Wurde im Bauernaufstand zum Symbol der einfachen Bauern, dann auch als Feldzeichen und zur Selbstbezeichnung benutzt. Ursprünglich scheint es eine Selbstbezeichnung von Verbänden der Jungmannschaft zu sein, die von Adeligen geführt wurden. Wackernagel, H.-G. SAV 54 (1958), 150-155; LM 2 (1983), 936-937. deutsch s. binden, s. Schuh Bungalow BungalowSmSubstantiv Maskulinum "einstöckiges Haus mit flachem Dach" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. bungalow, dieses aus hindI banglA "einstöckiges, strohbedecktes Haus mit offener Veranda in Bengalen" (eigentlich "das Bengalische"). Ebenso nndl. bungalow, ne. bungalow, nfrz. bungalow, nnorw. bungalo. Littmann (1924), 121f.; Rey-Debove/Gagnon (1988), 101; Carstensen 1 (1993), 183f.; DF 3 (21997), 538f. englisch hind Bunker BunkerSmSubstantiv Maskulinum "großes Behältnis, Schutzraum" std.Standardwortschatz (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. (coal) bunker. Die weitere Herkunft ist nicht eindeutig geklärt. Zunächst "Behälter für Kohlen auf Dampfern und in Fabriken"; in der Zeit vor dem 2. Weltkrieg dann auch "Betonfort" und "Schutzraum". Ebenso nndl. bunker, nschw. bunker, nnorw. bunker. DF 3 (21997), 539-541. englisch e bunt buntAdjAdjektiv std.Standardwortschatz (12. Jh., Bedeutung 14. Jh.), mhd. bunt, mndd. bunt, mndl. bont Nicht etymologisierbar. Die ursprüngliche Bedeutung ist "schwarz-weiß" (von Pelzwerk), auch als Neutrum "schwarz-weißes Pelzwerk". Seit dem 13. Jh. beginnt das Wort älteres mhd. vEh in der Bedeutung "vielfarbig" abzulösen. Zunächst ein Klosterwort für schwarze Stickerei auf weißem Grund. Vermutlich zu l. pUnctus "Stich, Stechen". Ebenso nndl. bont; Akupunktur. Röhrich 1 (1991), 280. l ? Bürde BürdeSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bürde, ahd. burdin, burdI, mndd. borde, borden(e) Stammwort. Aus g. *burTIn- f. "Bürde", auch in gt. baurTei, anord. byrdr. Formal handelt es sich um ein Adjektiv-Abstraktum zu einer (alten) Partizipialform (*burda-) des starken Verbs g. *ber-a- "tragen" (gebären), also etwa "das, was getragen wird". Dazu die Weiterbildung ae. byrden. - Die Ableitung bürden "belasten" heute nur noch in aufbürden und überbürden. Ebenso ne. burden, nschw. börda, nisl. byrdi. gemeingermanisch iz Burg BurgSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. burc, ahd. burg, as. burg Nicht etymologisierbar. Aus g. *burg- (Wurzelnomen) f. "Burg, Stadt", auch in gt. baurgs, anord. borg, ae. burg, afr. burch, burg. Mit diesem Wort werden zunächst befestigte Städte bezeichnet, und zwar - da die alten Germanen keine Städte hatten - zunächst römische oder sonstige antike Anlagen. In einheimischen Namen taucht das Wort etwa in saltus Teutoburgiensis "Teutoburger Wald" auf (eigentlich "Wald der Volksburg", mit Kompositionssuffix -ja-). Solche Bezeichnungen beziehen sich wohl auf befestigte Fliehburgen. Ab etwa 900 entstehen befestigte Anlagen als Herrensitze, die zu den Ritterburgen (und der Bedeutung im heutigen Sinn) führen. Schließlich werden Städte mit ausgeprägteren Befestigungsanlagen Burg genannt (wozu dann Bürger). Im Altnordischen kann borg auch "Hügel (auf dem eine Wohnanlage steht)" bedeuten. Diese Sachverhalte machen es schwierig, die Etymologie festzulegen, zumal mehrere konkurrierende Möglichkeiten bestehen: 1) kann Burg im Ablaut zu Berg stehen und näher zu diesem gehören. Dann war die Ausgangsbedeutung kaum etwas anderes als "Höhe", was nicht recht zu der Bedeutung "Stadt" paßt. 2) kann Burg näher zu bergen gehören (Ort, an dem man sich birgt, versteckt, wohin man flieht). 3) Schließlich gibt es das sehr ähnliche gr. pYrgos m. "Turm, Mauerturm", auch "Burgmauer, Wirtschaftsgebäude u.ä.", zu dem l. burgus m. "Kastell, Wachturm" gehört. Entlehnung aus dem Germanischen kann zwar für das lateinische Wort, kaum für das griechische geltend gemacht werden; wenn gr. Pérgamos "Burg von Troja" dazugehört, ist sie ganz ausgeschlossen. Außerdem gibt es griechische Glossen wie phYrkos m. "Mauer". Dieser Befund würde am ehesten auf ein vorindogermanisches Substratwort weisen. Bei der vielseitigen Bedeutung von Burg ist es natürlich auch möglich, daß verschiedene Quellen zusammengekommen sind, etwa indem ein einheimisches Wort semantisch von einem fremden beeinflußt wurde o.ä. Vorerst kann eine Entscheidung noch nicht getroffen werden. - Häufig in Ortsnamen, sowohl für "Burg", wie auch für "Stadt". Ebenso nndl. burcht, ne. borough, nschw. borg; Bürger, Bourgeois. Brondal (1917), 133-136 = (1948), 148-150; Kretschmer, P. Glotta 22 (1933), 100-122; Schlesinger, W. FS Mayer (1954), 97-150; Pfütze, M. BGDSL-H 80 (1958), 272-320; Schlesinger, W. SG 16 (1963), 433-444; RGA 4 (1981), 117-216; Tiefenbach (1973), 24-28; Motz, L. IF 81 (1976), 204-220; Metzner, E. E. BN 14 (1979), 412-463; RGA 4 (1981), 117-216, 5 (1984), 105-112 (curtis); LM 2 (1983), 957-1003; Güntert (1932), 30f. (als Lehnwort erklärt); Griepentrog (1995), 91-116. gemeingermanisch gz Bürge BürgeSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. bürge, borge, ahd. burgo, as. burgio Stammwort. Aus wg. *burgjOn m. "Bürge", auch in ae. byrgea, afr. borga. Hierzu bürgen in mhd. bürgen, ahd. burgOn, wozu auch anord. ábyrgjast "sich verbürgen", anord. ábyrgd "Verantwortung für etwas" gehört. Der Bürge ist ursprünglich eine Art Treuhänder, der einem Rächer dafür bürgt, daß der Verfolgte seine Tat sühnt oder sich der Rache stellt. Ausgangsbedeutung ungefähr "Schützer". Abstraktum: Bürgschaft. Weiter wohl zu bergen. borgen, bergen. Beyerle, F. ZSSR-GA 47 (1927), 567-645, besonders 599-607; RGA 4 (1981), 105-107; Röhrich 1 (1991), 280f. westgermanisch gw Bürger BürgerSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. burgäre, burger, ahd. burgAri, burgeri, mndd. borgere, mndl. borger Stammwort. Zunächst ist dies eine Täterbezeichnung zu Burg, doch weist das inhaltlich entsprechende ae. burgware, burgwaran darauf hin, daß vermutlich eine alte Einwohnerbezeichnung mit dem zweiten Kompositionsglied g. *warOn (oder *wazOn) vorliegt, die erst sekundär (nach dem lautgesetzlichen Schwund des w) an die Nomina agentis angepaßt wurde. Dieses Kompositionsglied taucht bereits in alten germanischen Stammesbezeichnungen auf, z.B. Amsivarii "Emsanwohner". Es wird normalerweise zu wehren gestellt, dann wäre der Bürger ursprünglich ein "Stadtverteidiger"; doch ist ein Anschluß an g. *wes-a- "sein, bleiben", auch "wohnen" in ahd. wesan usw. (Wesen) semantisch wahrscheinlicher. Es fragt sich allerdings, ob ein *-waz- schon in den alten Stammesnamen als -varii (mit -r-) hätte auftauchen können. Als Stadtbewohner hatte der Bürger im Mittelalter eine besondere Stellung; in der Neuzeit spiegelt die Bedeutung des Wortes in hohem Maße die gesellschaftlichen Veränderungen. Adjektiv: bürgerlich; Abstrakta: Bürgerschaft, Bürgertum. Meschke, W.: Das Wort "Bürger" (Diss. masch. Greifswald 1952); Bartholmes (1970), 95-125; HWPh 1 (1970), 962-966; Grundbegriffe 1 (1972), 672-725; Militz, H.-M.: Die Bezeichnungsgeschichte von "Bürger" im Französischen (Diss. Halle 1975); Militz, H.-M.: "Bürger" im Französischen (Berlin 1979); Fleckenstein, J., Stackmann, K. (Hrsg.): Über Bürger, Stadt und städtische Literatur im Spätmittelalter (Göttingen 1980), insbesondere Schmidt-Wiegand, R., 106-126; LM 2 (1983), 1005-1041; Röhrich 1 (1991), 281f.; Schneider, R. AB 34 (1991), 225-236. westgermanisch ix (-er), s. Burg Bürgermeister BürgermeisterSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (13. Jh.)Stammwort. Bezeichnung für das Stadtoberhaupt als "Anführer der Bürger", mit der älteren Bedeutung von Meister. deutsch s. Burg, s. Meister Bürgersteig BürgersteigSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz reg.regional (19. Jh.)Stammwort. Ursprünglich nur nord- und mitteldeutsch für die vom Schmutz der Straße abgehobenen und erhöhten Gehsteige. Ersatzwort für Trottoir. Steig. Röhrich 1 (1991), 282. deutsch s. Burg, s. Steig burlesk burleskAdjAdjektiv "spaßhaft" per.peripherer Wortschatz fremd.Erkennbar fremd (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. burlesque, dieses aus it. burlesco, einer Ableitung von it. burla "Posse", wohl aus l. burra "zottiges Gewand, (Pl.) Possen". Konkretum: Burleske. Ebenso nndl. burlesk, ne. burlesque, nschw. burlesk, nnorw. burlesk. DF 3 (21997), 541f.; Brunt (1983), 173. französisch frz Burnus BurnusSmSubstantiv Maskulinum "weißer Kapuzenumhang (der Beduinen)" per.peripherer Wortschatz exot.Exotismus (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. burnous, dieses aus arab. burnus unklarer Herkunft. Ebenso nndl. boernoes, ne. burnous(e), nschw. burnus, nnorw. burnus. Lokotsch (1975), 30; LM 2 (1983), 1106; Kiesler (1994), 165f.; Tazi (1998), 197f. französisch arab Büro BüroSnSubstantiv Neutrum std.Standardwortschatz (17. Jh., Form 20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. bureau m. "Amtszimmer". Ebenso nndl. bureau, ne. bureau, nschw. byro, nnorw. byro. Das frz. Wort aus afrz. bure, burel "grober Wollstoff", aus l. burra f. "zottiges Gewand". Die Bedeutungsentwicklung verläuft von "Tuch" über "mit Tuch bedeckter Tisch" zu "Schreibtisch" und schließlich zu "Raum mit Schreibtisch, Schreibstube, Amtszimmer". Man überzog insbesondere den Rechentisch mit Stoff, da auf ihm Münzen zur Kontrolle der Echtheit aufgeworfen wurden; Bürokratie. Schirmer (1911), 38; DF 3 (21997), 542-546; Janneau, G. VL 268 (1974), 432-434; DEO (1982), 168. französisch frz Bürokratie BürokratieSfSubstantiv Femininum "Beamtenapparat" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.) Neoklassische Bildung. Entlehnt aus frz. bureaucratie (V. de Gournay vor 1764). Adjektiv: bürokratisch; Täterbezeichnung: Bürokrat. Ebenso nndl. bureaucratie, ne. bureaucracy, nschw. bürokrati, nnorw. byrokrati; Büro, Demokratie. DF 3 (21997), 546-552; Albrow, M.: Bürokratie (München 1972); Bijaoui-Barnon, A.-M. VL 272 (1974), 640-644. französisch frz Bursch BurschSmSubstantiv Maskulinum "Mitglied einer Studentenverbindung" erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (17. Jh.)Entlehnung. An den frühen Universitäten hießen die aus einer gemeinsamen Kasse (Stiftung) verköstigten und sonst versorgten Studentengemeinschaften fnhd. bursche (aus ml. bursa f. "Geldbeutel"; Börse1). Die einzelnen Teilnehmer hießen burßgesell, bursant, mitbursche usw. Seit dem 17. Jh. kann Bursche aber auch als Plural gefaßt und dazu ein Singular der Bursch gebildet werden (vgl. die Entwicklung von Frauenzimmer). Kollektivum: Burschenschaft. Ebenso nndl. borst, nschw. buss, nnorw. busse; Bursche, burschikos. Stammler (1954), 201-204. lateinisch l Bursche BurscheSmSubstantiv Maskulinum "junger Mann" std.Standardwortschatz (17. Jh.)Entlehnung. Die unter Bursch aufgeführten Wörter Bursche "Studentengemeinschaft", Bursch "Mitglied einer solchen Gemeinschaft" werden auch übertragen auf andere Gemeinschaften (Soldaten, Handwerker u.a.), so daß der Singular Bursch(e) auch die allgemeine Bedeutung "junger Mann" bekommen kann, in der das Wort auch in Nachbarsprachen entlehnt wird: nnorw. (dial.) busse "Mann", nschw. buss "mutiger, kräftiger Kerl", nndl. borst "junger Mann". Die hier vorgenommene semantische Differenzierung der Varianten Bursch und Bursche wird in der Hochsprache bevorzugt, gilt aber nicht allgemein. Stammler (1954), 201-204. lateinisch l burschikos burschikosAdjAdjektiv "ungezwungen" std.Standardwortschatz stil.stilistisch (18. Jh.)Hybridbildung. Eine studentische Scherzbildung mit dem gr. Adverbialsuffix -ikOs (das im 18. Jh. in der Studentensprache auch an andere deutsche und lateinische Wörter gehängt wurde) zu Bursch in der Bedeutung "Student", also "nach Art der Studenten", dann "ohne weitere Umstände, burschenhaft ungezwungen". Vgl. nndl. studentikoos, nschw. studentikos, nnorw. studentikos. Stammler (1954), 204. deutsch E(l), E(gr) Bürste BürsteSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (12. Jh.), mhd. bürste Stammwort. Zu Borste. Es handelt sich am ehesten um eine Zugehörigkeitsbildung ("die mit Borsten versehene"), doch fallen Formen und Bedeutungen der Belege auseinander, so daß keine sichere Beurteilung möglich ist. Vielleicht Rückbildung aus bürsten. Bart. deutsch s. Borste Bürstenbinder Bürstenbinder(in der Wendung "saufen wie ein Bürstenbinder") SmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz phras.Phraseologismus (16. Jh.)Stammwort. Das schwache Verb bürsten bedeutet fnhd. auch "trinken" - wohl zu verstehen als "(die Kehle) ausbürsten, auswaschen". Danach schon im 16. Jh. bürstenbinder für jemanden, der stark trinkt, wohl in scherzhafter Umdeutung der Handwerkerbezeichnung. Röhrich 1 (1991), 283f. deutsch s. Bürste, s. binden Bürzel BürzelSmSubstantiv Maskulinum "Geflügelsteiß" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.), fnhd. bürtzel, pirtzel Stammwort. Zu borzen, bürzen "hervorstehen, strotzen", das seinerseits zu ahd. bor "oben" (empor) gehört. Hierher wohl auch purzeln. Lloyd/Springer 1 (1988), 566f. deutsch iz Bus BusSm Omnibus. Busch BuschSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (12. Jh.), mhd. busch, bosch(e), ahd. busc, bosc, as. (brAmal-)busc Nicht etymologisierbar. Aus vd. *buski- m., auch *buskOn (mhd. bosche u.ä.). Das Wort hat keine klare Vergleichsmöglichkeit. Auffällig ist ml. boscus "Wald" mit frz. bois, it. bosco, die keine lateinische Herkunft haben und deshalb teilweise als aus dem Germanischen entlehnt gelten. Die Bedeutung "Wald" erscheint aber bei dem germanischen Wort so früh noch gar nicht, so daß der Verdacht einer gemeinsamen Entlehnung (aus dem Gallischen?) besteht. Ein entsprechendes keltisches Wort läßt sich allerdings auch nicht nachweisen. Zu denken wäre schließlich an eine Vorform g. *brus-k-, wie in nnorw. brusk "Büschel, Gebüsch, Gestrüpp", außergermanisch vergleichbar mit lit. bruzgai Pl. "Gestrüpp, Unterholz" mit r-Ausdrängung zwischen Labial und Dental. Aber die Beleglage ist insgesamt zu wenig klar für eine Etymologie. Kollektivum: Gebüsch; Diminutiv: Büschel; Adjektiv: buschig. Ebenso nndl. bos, ne. bush (im Mittelenglischen entlehnt), nschw. buske (entlehnt); Böschung, Bukett, Puschel. Hubschmid, J. VR 29 (1970), 82-122, 282-302; Röhrich 1 (1991), 284f. deutsch d Buschwindröschen BuschwindröschenSn Anemone. Busen BusenSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz stil.stilistisch (8. Jh.), mhd. buosem, buosen, ahd. buosum, as. bOsom Stammwort. Aus wg. *bOsma- m. "Busen", auch in ae. bOs(u)m, afr. bOsem. Herkunft unklar. Ebenso nndl. boezem, ne. bosom. Röhrich 1 (1991), 285. westgermanisch gw Bussard BussardSmSubstantiv Maskulinum (Greifvogel) erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. busard "Weihe, Bussard". Dieses ist umgestaltet aus älterem bu(i)son (das mhd. bUsant ergibt), aus l. bUteo (ein Greifvogel, vielleicht "Bussard"). Der ältere volkstümliche Name für Bussard war Maus-Aar (Aar), Mauser. Ebenso nndl. buizerd, ne. buzzard. Suolahti (1909), 352-356. französisch frz Buße BußeSfSubstantiv Femininum std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. buoz m., buoze f., ahd. buoz(a), as. bOta Stammwort. Aus g. *botO f. "Besserung", auch in gt. bota, anord. bót, ae. bOt, afr. bOte; dehnstufiges Abstraktum zu dem in baß, besser vorliegenden Adjektiv (Komparativ). Aus der ursprünglich konkreten Bedeutung ("Besserung") entwickelt sich die rechtliche (besonders in der Schweiz für "Strafe") und die religiöse. Die alte Bedeutung noch in Lückenbüßer. Ebenso nndl. boete, ne. (arch.) boot, nschw. bot, nisl. bót; baß, besser, büßen. Weisweiler, J.: Buße (Halle 1930); Siegert (1950), 46f.; HWPh 1 (1970), 967f.; LM 2 (1983), 1123-1151; Röhrich 1 (1991), 285. gemeingermanisch s. büßen büßen büßenVswschwaches Verb std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. büezen, ahd. buozen, as. bOtian Stammwort. Aus g. *bOt-ja- Vsw. "bessern", auch in gt. gabotjan, anord. böta, ae. bEtan, afr. bEta; dehnstufiges Faktitivum zu baß, besser oder denominatives Verb zu Buße. Aus konkretem "verbessern, ausbessern" entwickelt sich die rechtliche und vor allem religiöse Bedeutung "Buße tun". Nomen agentis: Büßer. Ebenso nndl. boeten, ne. boot, nschw. bota, nisl. bäta, bóta; Buße, Lückenbüßer. Reuter (1906), 15-23. gemeingermanisch iz Busserl BusserlSnSubstantiv Neutrum "Kuß" erw.erweiterter Standardwortschatz oobd. (17. Jh.)Stammwort. Zu zahlreichen meist familiären Wörtern für "Kuß, küssen" auf einer lautmalenden Grundlage bu-/bus-. Vgl. etwa ne. (arch., dial.) buss, span. buz, poln. buzia, lit. buCiúoti u.a. deutsch d Büste BüsteSfSubstantiv Femininum "künstlerische Nachbildung der Kopfpartie eines Menschen" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. busto m. und frz. buste m. Die weitere Herkunft ist nicht sicher geklärt. Im 19. Jh. wird aus dem französischen Wort die Bedeutung "weibliche Brust" entlehnt. Ebenso nndl. buste, ne. bust, nschw. byst, nnorw. byste. DF 3 (21997), 554-557; DEO (1982), 171f.; LM 2 (1983), 1155-1159. französisch it Büstenhalter BüstenhalterSmSubstantiv Maskulinum std.Standardwortschatz (20. Jh.)Stammwort. Veraltetes Büste für die Brust der Frau ist entlehnt aus frz. buste "Brust" (s. Büste) und bleibt in Büstenhalter. Die Wahl des (seltenen) ursprünglich französischen Wortes für die Bildung eines Wortes für dieses Kleidungsstück hängt einerseits mit der Bevorzugung des Französischen in der Mode zusammen (vgl. frz. bustier "Mieder", nhd. Bustier), andererseits sicher mit der Tabuisierung von Wörtern für die weibliche Brust. Vgl. auch das Vordringen der Abkürzung B. H., die auch in die gesprochenen skandinavischen Sprachen übernommen wird. deutsch s. Büste, s. halten Butike ButikeSf Boutique. Butler ButlerSmSubstantiv Maskulinum "Hausdiener (besonders bezogen auf englische Verhältnisse)" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. butler, dieses aus afrz. bouteiller "Kellermeister", zu ml. but(t)icula f. "Krug, kleines Faß". Ebenso nndl. butler; Bütte Bouteille. DF 3 (21997), 557. englisch e Butt ButtSmSubstantiv Maskulinum (auch Butte1, Bütte1 f.) (ein Plattfisch) erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.), fnhd. butt Stammwort. Ein Wort aus dem Niederdeutschen/Niederländischen (mndd. but, mndl. bot[te], but[te]); vermutlich zu dem Adjektiv mndd. but, mndl. bot "stumpf, plump" (wegen der massigen Gestalt). Vgl. ahd. agabUz "Barsch", nhd. (alem.) Butz(li) "gemeiner Barsch". Der Steinbutt heißt nach den über die Oberseite verteilten Knochenhöckerchen; der Heilbutt (ndd. hilligbutt, ne. halibut) scheint nach der abergläubischen Wertschätzung dieses besonderen Fisches (offenbar ausgehend von den skandinavischen Ländern) so zu heißen. Ebenso nndl. bot, ne. but(t), nschw. butta (entlehnt). S. auch Hagebutte. Lockwood, W. B. ZAA 17 (1969), 253-255; Lloyd/Springer 1 (1988), 73-75. deutsch gw Bütte 1 Bütte 1Sf Butt. Bütte 2 Bütte 2(Butte) SfSubstantiv Femininum "offenes Daubengefäß" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (9. Jh.), mhd. büt(t)e, büten, ahd. butin, butin(n)a, as. budin Entlehnung. Wie ae. byden und anord. bytta f., bytti n. früh entlehnt aus ml. butina "Flasche, Gefäß" aus gr. bytínE, pytínE "umflochtene Weinflasche" unter Einfluß von ml. but(t)is "Faß" (Einzelheiten sind nicht ausreichend klar). Hierzu der Handwerkername Büttner. - Bei den Papiermachern war der Papierbrei in der Bütte, aus der früher von Hand geschöpft wurde; daher die Bezeichnung für das handgeschöpfte Büttenpapier. - Da Karnevalsreden aus einem solchen Faß gehalten wurden, bedeutet das Wort in der regionalen Form Bütt "Vortragspult für Karnevalsredner". Entsprechend Büttenrede, Büttenredner. Ebenso ne. butt, nschw. bytta, nnorw. botte; Bottich, Böttcher, Bouteille, Buddel, Butler. Frings (1932), 90; Hubschmid (1955), 38-66, 76-78; Alanne, E. NPhM 56 (1955), 200-202. lateinisch gr Buttel ButtelSf Buddel. Büttel BüttelSmSubstantiv Maskulinum "Gerichtsdiener" erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (9. Jh.), mhd. bütel, ahd. butil, as. budil Stammwort. Aus wg. *budila- m. "Aufbieter", auch in ae. bydel; Nomen agentis zu g. *beud-a- "bieten" (bieten). Das Wort bezeichnet eine Gerichtsperson, später einen Gemeindediener, regional auch den Scharfrichter. Ebenso nndl. beul. Angstmann (1928), 7-10; LM 2 (1983), 1161-1162. westgermanisch iz Butter ButterSfSubstantiv Femininum (obd. m., nach dem Genus von Anke(n) "Butter") std.Standardwortschatz (11. Jh.), mhd. buter m./f., spahd. butira Entlehnung. Wie ae. butere entlehnt aus spl. bUtyrum n. aus gr. boútyron n. "Kuhquark", das seinerseits fremden Vorbildern folgt. Die Umbildung zum Femininum erfolgt über den Plural des spätlateinischen Wortes. Die alten germanischen Wörter für "Butter" scheinen in Anke(n) und Schmer vorzuliegen; in der Antike war dagegen Butter als Nahrungsmittel nicht üblich. Daß die Germanen dennoch ein Wanderwort für Butter entlehnten, dürfte mit einer neuartigen Zubereitungsweise zusammenhängen. Verb: buttern. Ebenso nndl. boter, ne. butter, nfrz. beurre; unterbuttern. Martin, B.: Kirne und Girbe (Berlin 1895), 15-24; Förster (1941), 585 Anm. 1; RGA 4 (1981), 285-290; LM 2 (1983), 1162; Röhrich 1 (1991), 285-287. lateinisch gr Büttner BüttnerSm Bütte2. Butz Butz(Butzemann) SmSubstantiv Maskulinum "Poltergeist" erw.erweiterter Standardwortschatz grupp. (13. Jh.), mhd. butz(e) Stammwort. Vielleicht zu ahd. bOzen "schlagen" (Amboß), aber mangels näherer Angaben unsicher. Ähnliche Koboldbezeichnungen mit schwer zu beurteilendem Zusammenhang sind ne. Puck und lit. babauzE f. "Schreckgespenst, mit dem man Kindern Furcht einjagt", lit. buzYs "Popanz, Vogelscheuche". Vgl. auch langob. walapauz, walapoz "Untat durch Vermummte". Webinger, A. ZV 7 (1937), 157-160; Princi Braccini, G. AION-G 27 (1984), 135-205. deutsch io Butzen ButzenSmSubstantiv Maskulinum per.peripherer Wortschatz obd. (15. Jh.)Stammwort. Vor allem Apfelbutzen "Kernhaus des Apfels", sonst "Klumpen, Schlacke". Mundartlich tritt neben "Kernhaus" auch die Bedeutung "Fliege am Apfel" auf, die ursprünglicher sein kann, weil sie ihrerseits auf die besser bezeugte Bedeutung "Knospe" (mhd. butze f.(?), mndl. botte, nndl. bot; vermutlich entlehnt me. budde, ne. bud; ebenso frz. bouton m. "Knospe, Knopf") zurückgehen kann (diese vermutlich zu der unter Bausch behandelten Lautgebärde in der speziellen Bedeutung "schwellen"). Auch die mundartlichen Bedeutungen "abgebrannter Kerzendocht, schlackenartige Erhöhung der Butzenscheibe (die Butzenscheiben sind runde, in Blei gefaßte Scheiben, die in der Mitte einen "Butzen", eine schlackenartige Erhöhung haben), "oberes Ende des zugebundenen Sacks" u.ä. können aus "Fliege am Apfel" übertragen sein, doch kann der Bereich "Abfall - Verunreinigung - plumpe Masse" auch zu einer Lautgebärde gehören, die mit Batzen näher zusammenhängt. Auf jeden Fall handelt es sich um einen Bereich, in dem einerseits Expressivität und Lautbedeutsamkeit, andererseits Anknüpfungen an bestehende Wortsippen ein schwer durchdringbares Geflecht von Bedeutungsspektren ergeben. Hierher weiter vielleicht auch das unter Butt genannte Adjektiv, in obd. Form butz als "plumpes, unförmiges Stück". S. auch Hagebutte, Popel, putzen. deutsch d Buxe BuxeSfSubstantiv Femininum "Hose" erw.erweiterter Standardwortschatz ndd. (18. Jh.)Stammwort. Übernommen aus dem Niederdeutschen (mndd. buxe aus *buck-hose "Hose aus Bocksleder"). Vgl. ne. buckskins, wie mndd. lErse aus lederse, zu leder(en) ho(e)se. S. auch Bangbüx(e). Ob auch ausbüxen "ausreißen" (in Anlehnung an Bangbüx?) hierhergehört, ist unklar. deutsch s. Bock, s. Hose C Café CaféSnSubstantiv Neutrum "Kaffeehaus" std.Standardwortschatz (19. Jh.)Entlehnung. Im Französischen wird das Kaffeehaus metonymisch als café m. bezeichnet. Dies wird im Deutschen im 18. Jh. zunächst in Bezug auf französische Verhältnisse übernommen, wobei das maskuline Genus bleibt. Danach ersetzt das französische Wort das deutsche Kaffeehaus, übernimmt aber dessen neutrales Genus. Die französische Schreibung wird beibehalten, um das Wort von der Bezeichnung für das Getränk zu unterscheiden; die Aussprache und Betonung ist z.T. gleich. Ebenso nndl. café, ne. café, nschw. kafe, nnorw. kafé; Kaffee. DF 3 (21997), 561-564. französisch frz Cafeteria CafeteriaSfSubstantiv Femininum "Selbstbedienungsrestaurant" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus am.-e. cafeteria, dieses aus span. cafetería (Mexiko) "Imbißstube", zu span. cafetero "Kaffeeverkäufer", zu span. café m. "Kaffee", aus it. caffé (Kaffee). Das Kaffeehaus war in Mexiko ein Ort des kleinen Mannes, wo auch einfache Nahrungsmittel verkauft wurden. Span. -ía bezeichnet den Ort, an dem Geschäfte betrieben werden (span. carnicero "Metzger" - span. carnicería "Metzgerei"), im amerikanischen Englischen wird aber das kombinierte Suffix -teria (cafe - cafeteria) abgelöst und z.T. produktiv (vor allem zur Bezeichnung von Selbstbedienungsläden). Ebenso nndl. cafetaria, nfrz. cafétéria, nschw. cafeteria, nnorw. kafeteria. Barry, Ph. ASp 3 (1927/28), 35-37; Rey-Debove/Gagnon (1988), 109f.; Carstensen 1 (1993), 196. englisch span Camembert CamembertSmSubstantiv Maskulinum (ein Weichkäse) erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Onomastische Bildung. Entlehnt aus frz. camembert, so benannt nach dem ursprünglichen Herstellungsort Camembert (Dept. Orne, in der Normandie). Ebenso nndl. camembert, nschw. camembert, nnorw. camembert. Name Camp CampSnSubstantiv Neutrum "(Feld-)Lager" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. camp, dieses aus frz. (nordfrz.) camp m., aus l. campus m. "Feld, Versammlungsplatz". Im Deutschen bezeichnet das Wort zunächst ausländische Verhältnisse (militärische Lager, primitive Wohnanlagen für größere Menschenmengen); in und nach den beiden Weltkriegen dann "Kriegsgefangenenlager", auch "Flüchtlingslager" und in der Nachkriegszeit "Übungslager", "Urlauberplatz (für Zelte, Wohnwagen usw.)". Hierzu s. Camping. Ebenso nndl. kamp, nfrz. camp. Zur deutschen Verwandtschaft s. Kampf; Camping,kampieren, Kamp, Champagner, Champignon; zu der weiterentwickelten Bedeutung "Kampf" s. Champion, Kampagne. LM 2 (1983), 1420; Carstensen 1 (1993), 199-201; DF 3 (21997), 566573. englisch e Camping CampingSnSubstantiv Neutrum "Zelten, Lagern" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Das Partizip des englischen Verbs to camp "im Freien lagern" wird zum Modewort der Freizeitkultur der Nachkriegszeit. Als camping-out in Bezug auf englische Verhältnisse schon im 19. Jh. in deutschen Texten, als Modeerscheinung erst in der 2. Hälfte des 20. Jhs. Dazu rückgebildet campen "lagern" (während das alte kampieren für die älteren (besonders militärischen) Verhältnisse gilt. Ebenso nndl. camping, nfrz. camping, nschw. camping, nnorw. camping; Camp. Rey-Debove/Gagnon (1988), 113; Carstensen 1 (1993), 203f. englisch e Campus CampusSmSubstantiv Maskulinum "Universitätsgelände (ursprünglich als Anlage um ein großes Freigelände herum)" per.peripherer Wortschatz bildg. bildungssprachlich (20. Jh.)Entlehnung. Das gleiche Wort wie Camp, doch in der lateinischen Form ins (amerikanische) Englische aufgenommen, um das Freigelände der Universität, dann auch die ganze Universität zu bezeichnen (was heute nicht mehr notwendigerweise ein solches Freigelände einschließt). Heute vielfach auf deutsche Verhältnisse übertragen, wobei sich Ausdrücke wie Campus-Universität auf den Aufbau mit Freigelände beziehen, das Wort sonst aber auch einfach "Universität" bedeuten kann. Camp (mit weiteren Verweisen). Carstensen 1 (1993), 204f. englisch l Cape CapeSnSubstantiv Neutrum "Umhang" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. cape, dieses aus afrz. c(h)ape, aus spl. cappa f. "Kopfbedeckung, Kapuzenmantel". Ebenso nndl. cape, nfrz. cape, nschw. cape, nnorw. cape; Eskapade, Kappe. DF 3 (21997), 273f. englisch frz Capriccio CapriccioSnSubstantiv Neutrum "munteres Musikstück" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus der italienischen Fachsprache nach it. capriccio "Laune, Einfall". Ebenso ne. capriccio, nfrz. capriccio. S. Kaprice und zur weiteren Verwandtschaft Chef. Hartmann, L.: Capriccio. Bild und Begriff (Diss. Zürich 1973), besonders S. 7-48; Sckommodau, H. FS Meier (1980), 570-574; DF 3 (21997), 574-577. italienisch it Cartoon CartoonSmSubstantiv Maskulinum "gezeichnete Bildgeschichte" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. cartoon, dieses aus frz. carton "Zeichnung auf Karton, Karton", aus it. cartone, einem Augmentativum zu it. carta f. "Papier", aus l. charta f. "Papier, Schriftstück". Es handelt sich um eine metonymische Verschiebung vom Material auf die darauf gefertigte Zeichnung; die Bedeutungsspezialisierung nach den Punch Cartoons seit 1841. Ebenso nndl. cartoon, nfrz. cartoon, nschw. cartoon. S. Karton und zur Grundlage die unter Karte behandelten Wörter. Rey-Debove/Gagnon (1988), 121; Carstensen 1 (1993), 211f.; DF 3 (21997), 581f. englisch e catchen catchenVswschwaches Verb "(Freistil-)Ringen", Catcher Sm "Freistilringer" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. catch und catcher, als Bezeichnung der Sportart gekürzt aus catch-as-catch-can, wörtlich "greifen, wie man greifen kann", also "Freistil". Das Verb aus me. catchen "fassen, ergreifen", aus anglonorm. cachier, aus früh-rom. *captiAre, einem Intensivum zu l. capere "nehmen, fassen". Heute wird der Euphemismus Wrestling "Ringen" vorgezogen. Ebenso nndl. catchen, ne. do catch-as-catch-can, nfrz. catcher, nschw. catch-as-catch-can. Die weitere Verwandtschaft unter kapieren. Rey-Debove/Gagnon (1988), 124f.; Carstensen 1 (1993), 216f.; DF 3 (21997), 587-590. englisch e Cello CelloSnSubstantiv Neutrum (ein Musikinstrument) erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus it. violoncello m. und wie in anderen Sprachen gekürzt. Das italienische Wort ist ein Diminutivum zu it. violone m. "Baßgeige", eigentlich "große Geige", einem Augmentativum zu it. viola f. "Bratsche", aus prov. viola, viula f. "Geige". Ebenso nndl. cello, ne. cello, nfrz. cello, nschw. cello, nnorw. cello, nisl. selló. Vgl. Fiedel; Violine. DF 3 (21997), 592-594; Relleke (1980), 215f. italienisch it Cembalo CembaloSnSubstantiv Neutrum (ein Tasteninstrument) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt und gekürzt aus it. clavicembalo m. (ältere Formen Clavicymbolum, Klavizimbel); dieses zu l. clAvis f. "Schlüssel, Taste" und l. cymbalum "Zimbel". Ebenso nndl. cembalo, nfrz. clavecin, nschw. cembalo, nnorw. cembalo, nisl. sembal; Zimbel, Klausur. italienisch it Cervelat CervelatSf Zervelatwurst. Chaise ChaiseSfSubstantiv Femininum "vier- oder zweirädriger halboffener Wagen, Halbkutsche" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. chaise, das eigentlich "Stuhl" bedeutet. Ebenso ne. chaise, nschw. schäs; Chaiselongue. DF 3 (21997), 594f. französisch frz Chaiselongue ChaiselongueSfn "Sofa" erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. chaiselongue f., eigentlich "langer Stuhl", zu frz. chaise f. "Stuhl" (mit Pariser Aussprache statt chaire, aus l. cathedra f., dieses aus gr. kathédra f.) und frz. long (f. longue) "lang" (aus l. longus). Ebenso nndl. chaise-longue, ne. chaise-longue, nschw. schäslong, nnorw. sjeselong; Katheder, lang1. DF 3 (21997), 595f. französisch frz Chalet ChaletSnSubstantiv Neutrum "Landhaus, Sennhütte" per.peripherer Wortschatz schwz. (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. chalet m., dieses wohl aus afrz. chasel "Hütte, Baracke, Gehöft", aus l. casAlis "zum Hof gehörig", zu l. casa f. "Landgut". Ebenso nndl. chalet, ne. chalet, ndn. chalet; Kasino. französisch frz Chamäleon ChamäleonSnSubstantiv Neutrum (eine Echse, die ihre Hautfarbe schnell wechseln kann) erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (13. Jh.), mhd. gamalion Entlehnung. Entlehnt aus l. chamaeleOn m., dieses aus gr. chamailéOn m., eigentlich "kleiner Löwe" oder "Erdlöwe", zu gr. chamaí "bescheiden, niedrig", eigentlich "auf der Erde", und gr. léOn m. "Löwe" - vermutlich eine Lehnübersetzung aus einer semitischen Sprache. Im Deutschen vor allem in Vergleichen mit Bezug auf die Möglichkeit des Farbenwechsels. Ebenso nndl. kameleon, ne. chameleon, nfrz. caméléon, nschw. kameleont, nisl. kameljón; Löwe. Lewy, H. ZVS 58 (1930), 33; LM 2 (1983), 1670f.; Röhrich 1 (1991), 289f.; DF 3 (21997), 596-598. lateinisch gr chamois chamoisAdjAdjektiv (Farbbezeichnung) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Entlehnung. Frz. chamois ist die Gemse (aus spl. camox). Das Wort wird zunächst übernommen für ein besonders weiches Gemsen- (Ziegen-, Schaf-)Leder, und nach dessen Farbe wird vor allem eine gelbliche Tönung des Foto-Papiers bezeichnet. Ebenso nndl. chamois, ne. chamois, ndn. chamois, nnorw. chamois. französisch frz Champagner ChampagnerSmSubstantiv Maskulinum "Schaumwein" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (18. Jh.). Entlehnt und im Suffix angepaßt aus frz. (vin de) Champagne, eigentlich "Wein aus der Champagne", so benannt nach der Herkunft aus einer Provinz im östlichen Frankreich. Der Name gehört zu l. campAnia "Feld". Ebenso nndl. champagne(wijn), ne. champagne, nschw. champagne, nnorw. champagne, nisl. kampavín. Walz, J. A. ZDW 12 (1910), 176; DF 1 (1913), 106f.; Brunt (1983), 188. französisch Name Champignon ChampignonSmSubstantiv Maskulinum (Edelpilz) erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh., Form 18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. champignon "Pilz", speziell champignon de couche "Zuchtchampignon". Zunächst entlehnt in latinisierter Form als Campiniones, dann Schampinionen, dann nach der modernen französischen Form. Ebenso nfrz. champignon, nndl. champignon, nschw. champinjon, nnorw. sjampinjong. Das französische Wort ist wohl eine Ableitung von l. campana "Glocke" (nach anderen zu l. campAnia "Feld", aber das trifft sachlich eigentlich nicht zu). DF 1 (1913), 107; Brunt (1983), 188f. französisch l Champion ChampionSmSubstantiv Maskulinum "Meister einer Sportart" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. champion, eigentlich "(Einzel-)Kämpfer", aus afrz. champion. Dieses zu l. campus in der Bedeutung "Kampfplatz". Ebenso nndl. kampioen, nfrz. champion, nschw. champion, nnorw. champion; Camp, Kämpe, Kampf. DF 3 (21997), 599-602; Carstensen 1 (1993), 224f. englisch frz Chance ChanceSfSubstantiv Femininum "günstige Gelegenheit" std.Standardwortschatz (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. chance, das zurückgeht auf früh-rom. *cadentia, eine Ableitung des PPräs. von l. cadere (cAsUrus) "fallen". So benannt nach einem Ausdruck des Würfelspiels, der den (guten) Fall der Würfel bezeichnet. Das Wort kommt als Fachwort des englisch geprägten Pferderennsports ins Deutsche, so daß eine Entlehnung über ne. chance unter Rückgriff auf das Französische anzunehmen ist. Ebenso nndl. kans, ne. chance, nfrz. chance, nschw. chans, nnorw. sjanse. Zur Sippe von l. cadere "fallen" s. Kadenz. Zur älteren Entlehnung in Bezug auf das Glücksspiel s. Schanze2. DF 3 (21997), 602-604. französisch frz Chanson ChansonSnSubstantiv Neutrum "geselliges Lied" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. chanson f. "Lied", dieses aus l. cantio f., einer Ableitung von l. canere (cantum) "singen". Zunächst entlehnt als "(französisches) Liedchen"; dann im Kabarett ein "freches, witziges Lied". Ebenso nndl. chanson, ne. chanson, nschw. chanson. Zu der einfachen Stammform von l. canere "singen" gehören Charme und Posaune; alles weitere gehört zu t-Ableitungen, besonders zu l. cantAre: Akzent, Diskant, Kantate und Shanty (wie auch Chanson). Zur germanischen Verwandtschaft s. Hahn. DF 3 (21997), 607-609; Jones (1976), 199; Brunt (1983), 189; LM 2 (1983), 1699-1702; BlW 3 (1988), 214-219 (zu l. canere). französisch frz Chaos ChaosSnSubstantiv Neutrum "großes Durcheinander, Verwirrung" std.Standardwortschatz (14. Jh.)Entlehnung. Zunächst entlehnt aus l. chaos für gr. chásma zur Bezeichnung der Kluft zwischen dem armen Lazarus im Himmel und dem Reichen im Totenreich. Die eigentliche Entlehnung aus gr. cháos "leerer Raum" folgt dann den Vorstellungen der griechischen Kosmogonie, nach denen vor der Entstehung der Welt ein "gähnender Abgrund" bestand (Hesiod); danach gedeutet als "leerer Raum" (Aristoteles) und "wüstes Durcheinander" (Platon u.a.). Der Entlehnung ins Deutsche liegt vor allem die zuletzt genannte Auffassung zugrunde. Als Adjektiv hierzu chaotisch ohne griechisches Vorbild (wohl nach spl. chaoticus). Ebenso nndl. chaos, ne. chaos, nfrz. chaos, nschw. kaos, nnorw. kaos; Chaot, Gas. DF 3 (21997), 609-614; Siegert (1950), 48; HWPh 1 (1970), 980-984; LM 2 (1983), 1712-1714; Cordo, L. A.: Cháos (Idstein 1989) (zur griechischen Kosmogonie); Mondi, R. HSCPh 92 (1989), 1-41; Hülsewiesche, R. AB 35 (1992), 274-280. lateinisch gr Chaot ChaotSmSubstantiv Maskulinum "Unruhestifter" erw.erweiterter Standardwortschatz grupp. (20. Jh.)Hybridbildung. In den Unruhen der 60er Jahre rückgebildet aus chaotisch. Tendenziöse Bezeichnung für nicht-argumentierende Gegner der Gesellschaft. Ebenso nndl. chaoot; Chaos. Busse, D. SLWU 58 (1986), 61-63; Busse, D. in Burkhardt, A. (Hrsg.): Sprache zwischen Militär und Frieden (Tübingen 1989), 93-121; Strauß u.a. (1989), 97-100; Drews, A. kultuRRevolution 21 (1989), 38-41. deutsch gr Charakter CharakterSmSubstantiv Maskulinum "wesentliche Eigenschaft" std.Standardwortschatz (13. Jh., Bedeutung 17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. caractère, dieses aus l. c(h)aractEr, aus gr. charakter, einer Ableitung von gr. charássein "einritzen, prägen", also eigentlich "Prägung". Das Wort hat bereits im Griechischen neben der konkreten Bedeutung die moralische Bedeutung "Haupteigenschaft", dann auch "Unterscheidungsmerkmal". Von den lateinischen christlichen Schriftstellern vor allem in der Bedeutung "Zeichen" aufgenommen und weitergegeben; so auch im Französischen und Deutschen. Noch bei Kant ist Charakter ein symbolhaftes Zeichen für einen sprachlich schwer zu fassenden Zusammenhang; daneben gilt das Wort für "Stand, Rang" (vgl. seines Zeichens ein..., nach französischem Vorbild). Der heute hervortretende sittliche und psychologische Sinn des Wortes ist geprägt durch den französischen Moralisten La Bruyère, der auf die griechische Bedeutung (Theophrast) zurückgreift ("ethische Wesenszüge"). Adjektiv: charakteristisch; Verb: charakterisieren. Ebenso nndl. karakter, ne. character, nfrz. caractère, nschw. karaktär, nnorw. karakter. DF 3 (21997), 614-631; Ganz (1957), 51; HWPh 1 (1970), 984-992. lateinisch gr Charge ChargeSfSubstantiv Femininum "Amt, Rang, Dienstgrad" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. charge "Last, Amt", einem Nomen acti zu frz. charger "beladen", aus spl. carricAre, einer Ableitung von l. carrus m. "Wagen". Nach der Auffassung, daß die dienstliche Position als etwas zu verstehen ist, das dem Menschen "aufgebürdet" wird. Ebenso nndl. charge, ne. charge. Zu weiteren Verwandten s. Karren. DF 3 (21997), 632-638. französisch frz Charisma CharismaSnSubstantiv Neutrum "besondere Ausstrahlung" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus spl. charisma "Geschenk, Gnadengabe", dieses aus ntl.-gr. chárisma "Geschenk, (göttliche) Gnadengabe", zu gr. charízesthai "schenken", zu gr. cháris f. "Gunst, Huld, Gnade, Freude, Anmut, Liebreiz", zu gr. chaírein "Freude haben, liebhaben". Die heutige Bedeutung geht von dem christlichen griechischen Begriff aus, der "Amtsgnade, die durch Handauflegen vermittelt wird" bedeutet, daneben aber auch "besondere Gnadengaben". Die moderne Verwendung nach dem Religionssoziologen M. Weber, der unter Charisma die Begnadung bestimmter Persönlichkeiten mit besonderen, außeralltäglichen Fähigkeiten (in den Augen einer verehrenden Gemeinde und Anhängerschaft) versteht (dann übertragen auf Politik usw.). Ebenso nndl. charisma, ne. charisma, nfrz. charisme, nschw. karisma, nnorw. charisma. HWPh 1 (1970), 996-999; Brockhaus, U.: Charisma und Amt (Wuppertal 1972); Ritter, A. M.: Charisma im Verständnis des Joannes Chrysostomos und seiner Zeit (Göttingen o. J. 1972); Bensman, J., Givant, M. Social Research 42 (1975), 570-614; McRay, J. R. Studia Patristica 12 (1975), 232-237; LM 2 (1983), 1719-1723; Baumert, N. Theologie und Philosophie 63 (1988), 60-78; DF 3 (21997), 638-642. lateinisch gr Charivari CharivariSnSubstantiv Neutrum "Katzenmusik; bayrischer Trachtenanhänger" per.peripherer Wortschatz arch. obd. wmd.archaisch (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. charivari m. (faire du charivari) "Katzenmusik, ohrenbetäubender Lärm". Der Brauch, gesellschaftliche Mißbilligung durch nächtlichen Lärm vor dem Haus des Betreffenden zum Ausdruck zu bringen, stammt offenbar aus den romanischen Ländern - in späterer Zeit ist der Anlaß meistens, daß ein Witwer oder eine Witwe zum zweiten Mal heiratet. Sowohl die Herkunft des Wortes wie auch die Geschichte des Brauchs sind umstritten. Vielleicht aus einer Entsprechung zu prov. varai "Radau" und einer Entsprechung zu frz. charger "anklagen", also "Radau-Anklage". - Die bayrischen Anhänger (meist an der Uhrkette) sind wohl als "Durcheinander" (oder als "Geklapper") mit dem gleichen Wort benannt. Ebenso ne. charivari, ndn. charivari. Gamillscheg (1969), 213f.; DEO (1982), 209f.; Röhrich 1 (1991), 290-292. französisch frz Charme Charme(älter auch Scharm) SmSubstantiv Maskulinum "Anmut" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. charme, einer Ableitung von frz. charmer "bezaubern", das zurückgeht auf l. carmen n. "Gesang, Spruch, Zauberformel" (vgl. bezaubernd); dieses mit Dissimilierung des n aus l. *canmen, zu l. canere (cantum) "singen". Adjektiv: charmant; Täterbezeichnung: Charmeur. Ebenso nndl. charme, ne. charm, nschw. charm, nnorw. sjarm, charme. Zur Sippe des zugrundeliegenden l. canere "singen" s. Chanson. Dumonceaux (1975); Jones (1976), 202f.; DF 4 (1978), 68-70; Brunt (1983), 190; BlW 3 (1988), 261-271 (zu l. carmen); DF 3 (21997), 642-647. französisch frz chartern charternVswschwaches Verb "mieten" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. charter, einer Ableitung von ne. charter "Urkunde, Freibrief", besonders "Mietvertrag für Schiffe"; dieses aus afrz. chartre, aus l. chartula "kleines Schriftstück", einem Diminutivum zu l. charta "Papier, Schriftstück". Benennungsmotiv ist demnach das Verbriefen des zeitlich beschränkten Nutzungsrechts. Ebenso nndl. charteren, nschw. chartra, nnorw. chartre. Für die weitere Verwandtschaft s. Karte. Rey-Debove/Gagnon (1988), 131f.; Carstensen 1 (1993), 226-229; DF 3 (21997), 652-655. englisch e Chassis ChassisSnSubstantiv Neutrum "Fahrgestell" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. châssis, zu frz. châsse "Kästchen, Fassung, Gestell", aus l. capsa "Kasten, Kapsel". Ebenso nndl. chassis, ne. chassis, nschw. chassi, nnorw. chassis. Zur Sippe des zugrundeliegenden l. capere "fangen" s. kapieren; Kapsel. DF 3 (21997), 655f. französisch frz Chauffeur ChauffeurSmSubstantiv Maskulinum "Fahrer" std.Standardwortschatz (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. chauffeur, eigentlich "Heizer", einem Nomen agentis zu frz. chauffer "warm machen", aus l. calefacere (-factum). Das Wort bezeichnet also ursprünglich den Lokomotiv-Führer (der zugleich Heizer war und sonstige technische Arbeiten durchzuführen hatte); dann übertragen auf das Kraftfahrzeug, wobei auch hier zunächst die technische Arbeit wichtiger war als das Führen des Fahrzeugs (vgl. den älteren frz. Ausdruck mécanicien für "Chauffeur" und "Lokomotivführer"). Verb: chauffieren. Ebenso nndl. chauffeur, ne. chauffeur, nschw. chaufför, nnorw. sjofor; Kalorie, infizieren. DF 3 (21997), 656-659. französisch frz Chaussee ChausseeSfSubstantiv Femininum "Landstraße" erw.erweiterter Standardwortschatz obs.obsolet (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. chaussée, aus vor-rom. (via) *calciAta "geschotterte Straße", zu l. calx (-lcis) fm. "Stein, Kalkstein". Es handelt sich ursprünglich um eine Bezeichnung für Landstraßen in Frankreich, die durch Beschotterung erhöht und befestigt waren. Ebenso nnorw. chausé; kalkulieren. DF 3 (21997), 659-662. französisch frz Chauvinismus ChauvinismusSmSubstantiv Maskulinum "exzessiver Nationalismus; fehlgeleitetes, übersteigertes Männlichkeitsverständns" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Zunächst entlehnt aus frz. chauvinisme "fanatische Vaterlandsliebe", das wohl auf einen Eigennamen Chauvin zurückgeht (eine Figur in dem französischen Lustspiel La cocarde tricolore [1831] der Brüder Cogniard, in dem der übertriebene Patriotismus karikiert wird). Im angelsächsischen Bereich ist chauvinism nicht auf "Vaterlandsliebe" beschränkt, sondern auf verschiedene übersteigerte Haltungen anwendbar. Deshalb im Rahmen der Frauenbewegung ne. male chauvinism "übersteigerte Vorstellung von der Stellung des Mannes"; daraus gekürzt Chauvi "Mann mit solchen Vorstellungen", das in neuester Zeit auch ins Deutsche entlehnt wurde. Ebenso nndl. chauvinisme, nschw. chauvinism, nnorw. sjovinisme. DF 3 (21997), 662-668; Seibicke, W. SD 23 (1979), 65-68; Strauß u.a. (1989), 100-112. französisch frz checken checkenVswschwaches Verb "nachprüfen, kontrollieren" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. check gleicher Bedeutung. Das Wort ist vor allem für Kontrollen im Luftfahrbereich üblich; in der Jugendsprache auch für "verstehen" (hier häufig mit Anlaut sch- gesprochen und teilweise auch geschrieben). Schon früher entlehnt ist das Substantiv Check "Kontrolle". Ebenso nfrz. check-up, nndl. checken, nschw. checka, nnorw. sjekke. Das englische Wort aus afrz. eschaquier, eschecquier, das vor allem "Schach spielen, im Schach bedrohen" bedeutet. Dies scheint aber aus einer Grundbedeutung "Beute machen, Figuren gewinnen" herzuleiten zu sein (Schach), und die ursprünglichere Bedeutung ist offenbar auch zu "Steuer einnehmen" u. dgl. geworden (vgl. afrz. eschequier "Staatsschatz, Parlament", ne. Chancellor of the Exchequer "Finanzminister"). Daraus to check "kontrollieren, abhaken" (nämlich die Einnahmen). DEO (1982), 252; Rey-Debove/Gagnon (1988), 133; Röhrich 1 (1991), 292; Carstensen 1 (1993), 232-234; DF 3 (21997), 668-670. englisch e Chef ChefSmSubstantiv Maskulinum "Vorgesetzter" std.Standardwortschatz (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. chef, dieses aus l. caput n. "Haupt, führende Person". Ebenso nndl. chef, ne. chief, chef, nschw. chef, nnorw. sjef. Von l. caput "Haupt" kommen als volkssprachliche Fortsetzer des Wortes selbst Chef (frz.), Kap (it.), Kapo (it.) und zusammengerückt Dakapo (it.); von Ableitungen: Kapital (it.), Kapitel (l.) mit Kapitulation (frz.) und Kapitell (l.), Kapitän (frz.), Kappes (l.), Kadett (frz.), Kappzaum (it.), Capriccio (it.) und Kaprice (frz.), Korporal (frz.); ein altes Kompositum liegt in Bizeps vor und vielleicht hat das Wort bei der Lautgestalt von Kabeljau eine Rolle gespielt. Zur germanischen Verwandtschaft s. Haupt. Schirmer (1911), 39; DF 3 (21997), 670-674; Jones (1976), 204; Brunt (1983), 191f.; BlW 3 (1988), 233-248 (zu l. caput). französisch frz Chemie ChemieSfSubstantiv Femininum "Wissenschaft von der Zusammensetzung der Stoffe" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.) Neoklassische Bildung. Sachlich ist die Chemie aus der Alchemie, der Goldmacherkunst, hervorgegangen. Das Wort ist wohl aus dem älteren Alchemie vereinfacht unter Einfluß des zugrundeliegenden gr. chymeía, chEmeía "Beschäftigung mit der Metallumwandlung". Die Einzelheiten der Wortgeschichte sind umstritten. Die zunächst übliche Schreibung ist Chymie, die dann nach 1800 durch Chemie verdrängt wird. Adjektiv: chemisch; Täterbezeichnung: Chemiker; Konkretum: Chemikalie. Als Vorderglied moderner Bildungen wird Chemo- gebraucht (das kein antikes Vorbild hat). Ebenso nndl. chemie, ne. chemistry, nfrz. chimie, nschw. kemi, nnorw. kjemi. DF 3 (21997), 674-684; Diels (1920), 121-154; Lippmann (1919), Kapitel III; Piselli, F.: Nota sulla chEmeía (Bergamo 1972); LM 2 (1983), 1791f. lateinisch gr arab Chemisette ChemisetteSfSubstantiv Femininum "gestärkte Hemdbrust" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. chemisette, einem Diminutivum zu frz. chemise "Hemd", dieses aus l. camIsia "Hemd, Überwurf". Ebenso nndl. chemisette, ne. chemisette, ndn. chemisette; Kamisol. DF 1 (1913), 111. französisch frz -chen -chenSuffix zur Bildung von Diminutivenstd.Standardwortschatz (-)Stammwort. Ältere Form -ichen, ndd. -iken. Im Mittelhochdeutschen statt dessen noch -(e)lIn (-ikIn nur in Nachahmungen niederdeutscher/niederländischer Sprechweise). Erst nach Luther setzt sich die nördliche Form -chen gegen das südliche -lein durch. Entstanden ist das Suffix durch eine -In-Erweiterung eines alten k-Suffixes (das am ehesten auf ig. *k beruht, mit unregelmäßiger Lautvertretung durch Verallgemeinerung von Sonderentwicklungen, etwa in der Stellung nach s). Seebold, E. in Dialektologie. Hrsg. Besch, W. u.a. Berlin 2 (1983), 1250-1255; Wortbildung 2 (1975), 124, 317. deutsch d Chicorée ChicoréeSmfSubstantiv Maskulinum Substantiv Femininum erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. chicorée f., dieses aus ml. cicorea f., aus l. cichOrium n., cichorEum n. "eßbare Sprosse der Salat-Zichorie", aus gr. kíchora n. Pl., kichórE f., kichórion n. "Wegwarte, Endivie". Ebenso ne. chicory, nnorw. sikori; Zichorie. französisch l Chiffon ChiffonSmSubstantiv Maskulinum (ein feines Seidengewebe) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. chiffon in der älteren Bedeutung "dünner, durchsichtiger Stoff" (jünger: "Lumpen, durchsichtiges Gewebe"), einem Diminutivum zu frz. chiffe "leichter Stoff von schlechter Beschaffenheit, Papierlappen", das auf arab. siff "leichtes, durchsichtiges Gewand" zurückgeht. Ebenso nndl. chiffon, ne. chiffon, nschw. chiffong, nnorw. chiffon. Lokotsch (1975), 150. französisch frz Chiffre ChiffreSfSubstantiv Femininum "Geheimkode" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (17. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. chiffre m. "Ziffer, Zahl, Geheimschrift", dieses aus afrz. cifre "Null, Ziffer", über das Mittellateinische aus arab. Sifr "Null, Ziffer", eigentlich "leer" als Lehnübersetzung von ai. sunya "Null, leer" (Ziffer). Der Lautstand ch- ist vermutlich pikardisch. Die Bedeutungsentwicklung zu "Geheimschrift" vielleicht nach der Verwendung von Ziffern in Geheimschriften; die genaueren Umstände sind umstritten, auch der Ort des Bedeutungsübergangs (Italien oder Frankreich). Im Französischen bedeutete das Wort auch "Monogramm, Kennziffer" u.ä. Verb: (de)chiffrieren. Ebenso nndl. cijfer, ne. cipher, nschw. chiffer. DF 3 (21997), 691-696; Littmann (1924), 77; Taylor, W. LSE 2 (1933), 67-71; Jones (1976), 206; Brunt (1983), 193f.; HWPh 1 (1970), 1001; Tazi (1998), 198f. französisch frz Chili ChiliSmSubstantiv Maskulinum "Schote des Cayenne-Pfeffers, daraus hergestellte Würzsoße" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Entlehnung. Über das Spanische (und Englische?) entlehnt aus Nahuatl chilli gleicher Bedeutung. Ebenso nndl. chili, ne. chili, nschw. chilisos, nnorw. chilipepper. nahuatl Chimäre ChimäreSf Schimäre. Chip ChipSmSubstantiv Maskulinum "Halbleiter-Element mit elektronischen Schaltungen" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh., Bedeutung 20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. chip, eigentlich "Splitter, Span" (so auch in der ältesten Entlehnung), wohl zu einem lautmalenden Verb to chip "splittern, abbrechen". Das Wort bedeutet dann "Spielmarke" und schließlich "Wertmarke, mit der Geräte in Gang gesetzt werden können" - daraus dann die entlehnte Bedeutung. Ebenso nndl. chip, nschw. chips. Carstensen 1 (1993), 239f.; DF 3 (21997), 701f. englisch e Chirurg ChirurgSmSubstantiv Maskulinum erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (15. Jh., Form 16. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. chIrUrgus, dieses aus gr. cheirourgós, zu gr. cheír f. "Hand" und gr. érgon n. "Tätigkeit" (s. Energie), zunächst in lateinischer Form, dann endungslos. So benannt, weil er durch die Geschicklichkeit der Hände heilt, im Gegensatz etwa zum Verabreichen von Medikamenten. Der Chirurg galt bis ins 19. Jh. als "Handwerker" im Gegensatz zum akademischen Arzt. Adjektiv: chirurgisch; Abstraktum: Chirurgie. Das zunächst (Chiromantik) in Entlehnungen aus dem Griechisch-Lateinischen auftretende Kompositionsglied Chiro- ist teilweise produktiv geworden (Chiropraktik). Ebenso nndl. chirurg, ne. surgeon (< sirurgien), nfrz. chirurgien, nschw. kirurg, nnorw. kirurg. DF 3 (21997), 705-710; Rössler, D. in Welskopf 3 (1981), 203, 235, 243f.; RGA 4 (1981), 462-476; LM 2 (1983), 1845-1859. lateinisch gr Chlor ChlorSnSubstantiv Neutrum (ein gelbgrünes Gas) erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.) Neoklassische Bildung. Neubildung zu gr. chlOrós "gelblichgrün". Zunächst von dem englischen Chemiker Davy chlorine genannt, dann im Französischen zu chlore gekürzt, daraus das deutsche Wort. Ebenso nndl. chloor, ne. chlorine, nfrz. chlore, nschw. klor, nisl. klór; Chlorophyll. Zur germanischen Verwandtschaft s. gelb. französisch gr Chlorophyll ChlorophyllSnSubstantiv Neutrum "Farbstoff der Pflanzen" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.) Neoklassische Bildung. Neoklassische Bildung durch französische Biologen im 19. Jh. zu gr. chlOrós "gelblichgrün" (Chlor) und gr. phYllon "Blatt". Ebenso nndl. chlorofyl, ne. chlorophyl(l), nfrz. chlorophylle, nschw. klorofyll, nnorw. klorofyll. französisch gr Cholera CholeraSfSubstantiv Femininum "Brechruhr" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (10. Jh.), mhd. colera, ahd. koloro Entlehnung. Ist entlehnt aus ml. cholera, das auf gr. choléra "Gallensucht" zurückgeht. Dieses zu gr. chole "Galle". Die Verschiebung in der Bedeutung beruht darauf, daß Gallenleiden (vgl. Gallenbrechruhr) ähnliche Symptome haben können wie die Brechruhr. Ebenso nndl. cholera, ne. cholera, nfrz. choléra, ndn. kolera, nschw. kolera, nisl. kólera; Koller1, Choleriker, Melancholie. DF 1 (1913), 113. lateinisch gr Choleriker CholerikerSmSubstantiv Maskulinum "jähzorniger Mensch" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.(15. Jh.)Entlehnung. Zunächst als Adjektiv cholerisch entlehnt aus ml. cholericus; dieses aus gr. cholerikós. Gemeint ist eines der vier Temperamente (Melancholie, phlegmatisch, sanguinisch), und zwar das, das als von der Galle (gr. chole f.) her bestimmt galt. Ebenso nndl. cholericus, ne. choleric (Adj.), nfrz. colérique, nschw. koleriker, nnorw. koleriker; Cholera, Koller, Melancholie. DF 3 (21997), 710-713. lateinisch gr Chor ChorSmSubstantiv Maskulinum "Sängergruppe" std.Standardwortschatz (9. Jh.), mhd. kOr, ahd. chOr Entlehnung. Im Althochdeutschen entlehnt aus l. chorus, (auch "Tanz"), dieses aus gr. chorós, das in der griechischen Antike die Bezeichnung für den Tanzplatz war, sowie für eine Gruppe von Tänzern; dann "Kultgesang bzw. Kulttanz für die Gottheiten". Ausgehend von der Bedeutung "Sänger (Pl.)" ist der Chor in der christlichen Kirche dann der "Platz der Sänger vor dem Altar"; von da aus auch "Bereich der Kirche, der den Geistlichen vorbehalten ist" (vgl. Chorgestühl). - Der Choral ist ein "Chorgesang", kirchen-l. cantus choralis, das zunächst als Choralgesang übersetzt wird. Durch die Bedeutung des lutherischen Kirchenlieds wird das Wort häufiger und deshalb gekürzt. - Bei der Choreographie handelt es sich um das (Vor-)Schreiben der Tanzbewegungen - hier wird also auf die alte, vorliturgische Bedeutung zurückgegriffen (formal auf gr. choreios "zum Tanz gehörig"). Ebenso nndl. koor, ne. chorus, nfrz. chöur, nschw. kör, nisl. kór. DF 3 (21997), 713-726; Siegert (1950), 49f.; LM 2 (1983), 1877-1880. lateinisch gr Chrisam ChrisamSmn "geweihtes kirchliches Salböl" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (8. Jh.), mhd. krisem(e), kresem(e), krisme, kresme m., ahd. chrismo "Salbung, Ölung" Entlehnung. Im Althochdeutschen entlehnt aus ml. chrisma n., dieses aus gr. chrisma, chrima n. "Salböl", zu gr. chríein "bestreichen, salben". Ebenso nndl. chrisma, ne. chrism, nfrz. chrême; Christ1, Creme. Siegert (1950), 50; Röhrich 1 (1991), 292. lateinisch gr Christ 1 Christ 1SmSubstantiv Maskulinum "Christus" std.Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. Krist, ahd. Kris[t] u.a Onomastische Bildung. Im Althochdeutschen entlehnt aus l. ChrIstus, dieses aus gr. ChrIstós (eigentlich "Gesalbter" zu gr. chríein "salben, bestreichen"), einer Lehnübersetzung von hebr. mAsIah "Messias". Der Beiname ist dann zum Eigennamen geworden. Ebenso nndl. Christus, ne. Christ, nfrz. Christ, nschw. Kristus, nisl. Kristur; Creme, Chrisam, Christ2, Christbaum, Kretin. Siegert (1950), 51f.; RGA 4 (1981), 599-604; DF 3 (21997), 728-743. lateinisch Name Christ 2 Christ 2SmSubstantiv Maskulinum "Angehöriger einer christlichen Glaubensgemeinschaft" std.Standardwortschatz (16. Jh.)Entlehnung. Substantivierung von mhd. kristen "christlich", dieses aus ahd. kristAni, aus l. chrIstiAnus, eigentlich "zu Christus gehörig, Anhänger Christi" (Christ1). Die alte Form bleibt in Christenheit usw. Adjektiv: christlich. Ebenso nndl. christen, ne. christian, nfrz. chrétien, nschw. kristen, nisl. kristinn madur; Christ1. Siegert (1950), 50f.; Kettler, W. FS Sonderegger (Bayreuth 1978), 63-85; RGA 4 (1981), 501-599 (Christentum); Röhrich 1 (1991), 292f.; DF 3 (21997), 728-743. lateinisch gr Christbaum ChristbaumSmSubstantiv Maskulinum "Weihnachtsbaum" std.Standardwortschatz reg.regional (18. Jh.)Onomastische Bildung. Die (zunächst vorwiegend oberdeutsche) Sitte, zur Feier der Geburt Christi einen Tannenbaum aufzustellen und zu schmücken, beginnt mit dem Aufstecken von Tannenzweigen als Segenserwartung (bezeugt seit dem 15. Jh.). Kerzenschmuck seit dem 17. Jh. Allgemeine Verbreitung des Christbaums seit dem 19. Jh. Ebenso nndl. kerstboom, ne. Christmas-tree, nfrz. arbre de Noel, nschw. julgran, nnorw. juletre, nisl. jólatré. Röhrich 1 (1991), 293. deutsch Name, s. Baum Chrom ChromSnSubstantiv Neutrum (chemisches Element) erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.) Neoklassische Bildung. Bei der Untersuchung des sibirischen roten Bleispats fand der deutsche Chemiker M. H. Klaproth 1797 heraus, daß er ein noch unbekanntes Metall enthalten müsse. Nachgewiesen wurde dies im Jahr darauf durch den französischen Chemiker N. L. Vauquelin, der den Stoff wegen der Farbenvielfalt seiner Verbindungen frz. chrome m. nannte (nach gr. chrOma "Farbe"). Die Benennung wurde praktisch gleichzeitig überall akzeptiert. Ebenso nndl. chroom, ne. chrome, nschw. krom, nnorw. krom, nisl. króm. Zum Grundwort s. auch chromatisch, Chromosom. französisch gr chromatisch chromatischAdjAdjektiv "in Halbtönen fortschreitend" (Musik) per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Übernahme von gr. chrOmatikós "gefärbt", einer Ableitung von gr. chrOma "Farbe". Die Erhöhung bzw. Erniedrigung um einen halben Ton wird mit der Abtönung von Farben verglichen. Ebenso nndl. chromatisch, ne. chromatic, nfrz. chromatique, nschw. kromatisk, nnorw. kromatisk. Zum Grundwort s. Chrom, Chromosom. LM 2 (1983), 1950-1952 (zu Chroma). griechisch gr Chromosom Chromosom(meist pl.) SnSubstantiv Neutrum "Träger der Erbfaktoren" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.) Neoklassische Bildung. Neubildung des 19. Jhs. (Waldeyer 1888 neben vielen anderen Vorschlägen) aus gr. chrOma n. "Farbe" und gr. sOma n. "Körper", also eigentlich "Farbkörper". So benannt, weil die Zellfäden, um die es dabei geht, durch Färbung sichtbar gemacht werden können. Ebenso nndl. chromosoom, ne. chromosome, nfrz. chromosome, nschw. kromosom, nnorw. kromosom, nisl. krómósóm; chromatisch, Chrom. griechisch gr Chronik ChronikSfSubstantiv Femininum "Geschichtsbuch" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (8. Jh.), mhd. krOnik[e] Entlehnung. Entlehnt aus l. chronica "Geschichtsbuch", dieses (im Plural: gr. tà chroniká, sc. biblía) substantiviert aus gr. chronikós "die Zeit betreffend", zu gr. chrónos m. "Zeitdauer, Zeitverlauf, Zeit". Die Entlehnung ist bereits in einer Glosse des 8. Jhs. bezeugt, üblich wird sie erst im 13. Jh. Täterbezeichnung: Chronist; Adjektiv (mit abweichender Bedeutung): chronisch. Ebenso nndl. kroniek, ne. chronicle, nfrz. chronique, nschw. krönika, nnorw. kronike. Zu gr. chrónos "Zeit" sind an sich synchron und diachron (diachronisch) exozentrische Komposita (doch handelt es sich um moderne Bildungen, wenn auch gr. sygchronos "gleichzeitig" existiert); mit der Kompositionsform sind gebildet Chronologie und Chronometer; zu einer griechischen Adjektivbildung Chronik und (über das Lateinische) chronisch; formal zu einem abgeleiteten Verbum: Anachronismus. DF 3 (21997), 743-748; LM 2 (1983), 1954-2028. lateinisch gr chronisch chronischAdjAdjektiv "andauernd, ständig (von Krankheiten)" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. (morbus) chronicus "anhaltende Krankheit", eine Bezeichnung, die langwierige Krankheiten von akuten Krankheiten unterscheidet (aus gr. chronikós "die Zeit betreffend" zu gr. chrónos "Zeit"). Ebenso nndl. chronisch, ne. chronic, nfrz. chronique, nschw. kronisk, nnorw. kronisk; Chronik. DF 3 (21997), 748f. lateinisch gr Chronologie ChronologieSmSubstantiv Maskulinum "Zeitfolge" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (16. Jh.) Neoklassische Bildung. Neubildung aus gr. chrónos "Zeit" und dem Element -logie. Ebenso nndl. chronologie, ne. chronology, nfrz. chronologie, nschw. kronologi, nnorw. kronologi; Chronik, -logie. DF 3 (21997), 749-753; LM 2 (1983), 2035-2048. griechisch gr Chronometer ChronometerSnSubstantiv Neutrum "genau gehende Uhr" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.) Neoklassische Bildung. Neubildung (im englischen Bereich) aus gr. chrónos "Zeit" und gr. métron "Meßgerät". Ebenso nndl. chronometer, ne. chronometer, nfrz. chronomètre, nschw. kronometer, nnorw. kronometer; Chronik, Meter. DF 3 (21997), 753f. griechisch gr Chrysantheme ChrysanthemeSfSubstantiv Femininum "Winteraster" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus l. chrysanthemon n., dieses aus gr. chrysánthemon n. "Goldblume", zu gr. chrysós n. "Gold" und gr. ánthemon n. "Blume", zu gr. ánthos n. "Blume, Blüte". Bezeichnet wurde offenbar zunächst eine gelbblühende Art. Ebenso nndl. chrysant, ne. crysanthemum, nfrz. crysanthème, nschw. krysantem, nnorw. krysantem; Anthologie, Antilope. lateinisch gr Chuzpe ChuzpeSfSubstantiv Femininum "Dreistigkeit" per.peripherer Wortschatz fremd.Erkennbar fremd (20. Jh.)Entlehnung. Erst in diesem Jahrhundert bezeugt, aber wohl schon früher aus wjidd. chutzpe entlehnt. Dieses aus hebr. huSpA(h) "Frechheit". Ebenso nndl. chotspe, ne. chutzpa(h). Röhrich 1 (1991), 294. hebr City CitySfSubstantiv Femininum "Zentrum einer großen Stadt" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. city "Großstadt", dieses aus afrz. cité "Stadt", aus l. cIvitAs "Stadt, Bürgerschaft", einer Ableitung von l. cIvis "Bürger". Die (nur) im Deutschen übliche Bedeutung "(modernes) Stadtzentrum" nach ne. city center. Ebenso nndl. city, nfrz. cité, nschw. city. Zur Sippe des zugrundeliegenden l. cIvis "Bürger" s. zivil. Schirmer (1911), 40; Ganz (1957), 52; Carstensen 1 (1993), 245f.; DF 3 (21997), 759-763. englisch e Clan ClanSmSubstantiv Maskulinum "Sippschaft" erw.erweiterter Standardwortschatz exot.Exotismus (18. Jh.)Entlehnung. Über das Englische entlehnt aus ir. clann, schott.-gäl. clann "Kinder, Sippe, Familienverband", das lautlich kymr. plant "Kinder" entspricht. Herkunft unklar, Entlehnung aus l. planta f. "Gewächs, Sprößling" kaum wahrscheinlich. Ebenso nndl. clan, nfrz. clan, nschw. klan, nnorw. klan, nisl. (hist.) klan. Ganz (1957), 52; LM 2 (1983), 2120f.; Rey-Debove/Gagnon (1988), 146; Carstensen 1 (1993), 247-249; DF 3 (21997), 763-766. englisch ir gäl Claqueur ClaqueurSmSubstantiv Maskulinum "jmd., der gegen Entlohnung Beifall klatscht" per.peripherer Wortschatz arch.archaisch (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. claqueur, einer Ableitung von frz. claquer "klatschen", eigentlich "knallen, klappern", dieses eine Vermengung aus frz. cliquer "lärmen" (Clique) und mfrz. claper "lärmen", das wohl lautnachahmenden Ursprungs ist. Eine ganze Gruppe solcher Leute wurde Claque genannt; heute allenfalls noch übertragen gebraucht. Ebenso nndl. claqueur, ne. claqueur, nfrz. claqueur, ndn. klakor, nnorw. klakor. DF 3 (21997), 766-768. französisch frz Clavicembalo ClavicembaloSn Cembalo. clever cleverAdjAdjektiv "raffiniert" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. clever "gescheit", dessen weitere Herkunft nicht sicher geklärt ist. Die Bedeutungsveränderung von "klug, gescheit" zu "wendig, gerissen" ergibt sich daraus, daß das Wort im Deutschen zunächst nur zur Bezeichnung bestimmter Geschäftspraktiken in Wirtschaft und Handel verwendet wurde. Ebenso nndl. clever. Carstensen 1 (1993), 251-253; DF 3 (21997), 768-770. englisch e Clinch ClinchSmSubstantiv Maskulinum "Umklammerung, Nahkampf" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Entlehnung. In der Sprache der Boxer entlehnt aus ne. clinch, einer Ableitung von ne. clinch "umklammern", einer Nebenform von ne. clench, dieses aus ae. clencan. Heute wird vor allem im Clinch vielfach übertragen verwendet. Ebenso nndl. clinch, nfrz. clinch, nschw. clinch, nnorw. clinch. Carstensen 1 (1993), 255; DF 3 (21997), 770-772. englisch e Clip ClipSmSubstantiv Maskulinum "Ohrgehänge" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt in der Sprache der Mode aus ne. clip, das zu dem Verb ne. to clip "festklemmen" gehört. Ebenso nndl. clip, ne. clip, nfrz. clips, nschw. clips, nnorw. klips. Rey-Debove/Gagnon (1988), 149; Carstensen 1 (1993), 255f. englisch e Clipper ClipperSm Klipper. Clique CliqueSfSubstantiv Femininum "Gruppe" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. clique, einer Ableitung von afrz. cliquer, clinquer "lärmen, klingen", das wohl auf eine Vermengung von ndl. klinken "schallend schlagen" und ndl. klikken "petzen, schwatzen" zurückgeht. Das Benennungsmotiv ist wohl "lärmende Zustimmung, laute Unterhaltung", was bei solchen Gruppen für den Außenstehenden ein auffälliges Merkmal ist. Das Wort wird zunächst ins Deutsche übernommen als Spottwort für Gruppen literarischer Anhänger und Bewunderer; dann für wirtschaftliche und politische Gruppierungen (wobei das Wort einen ziemlich negativen Beiklang bekommt, vgl. Cliquenwirtschaft). Heute auch als Selbstbezeichnung harmloser Gruppierungen möglich. Ebenso nndl. kliek, ne. clique, nschw. klick, nnorw. klikk. DF 3 (21997), 772-774. französisch frz Clou ClouSmSubstantiv Maskulinum "Glanzpunkt" erw.erweiterter Standardwortschatz fremd.Erkennbar fremd (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. clou "Nagel, Höhepunkt", dieses aus l. clAvus "Nagel". Zu dem umgangssprachlichen Bedeutungsübergang vgl. in der modernen Umgangssprache das ist der Hammer; oder Schlager oder den Nagel auf den Kopf treffen. Das wirkungsvolle Einschlagen des Nagels dient als Bild für den krönenden Abschluß, die Hauptsache usw. Ebenso nndl. clou, ne. clou, nschw. clou, nnorw. clou. DF 3 (21997), 776f. französisch frz Clown ClownSmSubstantiv Maskulinum "Spaßmacher" std.Standardwortschatz (18. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. clown. Es liegt ein Wort zugrunde, das "Bauer; plumper Bursche" bedeutete (l. colOnus "Bauer"). Im englischen Schauspiel zunächst der Tölpel, dann Entwicklung zur Bezeichnung von Spaßmachern im Zirkus; in Deutschland durch Shakespeares Komödien bekannt geworden. Ebenso nndl. clown, ne. clown, nfrz. clown, nschw. clown, nnorw. klovn. Zur Sippe des zugrundeliegenden l. colere "bebauen" s. Kolonie. DF 3 (21997), 777-780; Ganz (1957), 115; Rey-Debove/Gagnon (1988), 151f.; Carstensen 1 (1993), 259f.; Diensberg, B. FS Fisiak (1997), 461f. englisch e Coach CoachSmSubstantiv Maskulinum "Trainer" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. coach. Ursprünglich vom Trainieren junger Pferde gesagt (ne. to coach): "vor den Wagen (ne. coach) spannen und ins Wagenfahren einführen". Ebenso nndl. coach, nfrz. coach, nschw. coach, nnorw. coach. Zur deutschen Verwandtschaft s. Kutsche. Maher, J. P. CoE 10 (1980), 2f.; Carstensen 1 (1993), 263. englisch e Cockpit CockpitSnSubstantiv Neutrum "Raum des Piloten" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. cockpit, einer Zusammensetzung aus ne. cock "Hahn" und ne. pit "Grube". Aus der ursprünglichen Bedeutung "Grube für Hahnenkämpfe" entwickeln sich im Englischen übertragene Bedeutungen, so auch "Raum junger Marineoffiziere". Aus dem nautischen Bereich dann Übertragung auf Flugzeuge usw. Ebenso nndl. cockpit, nfrz. cockpit, nschw. cockpit, nnorw. cockpit. Zum Vorderglied s. auch Cocktail, zur germanischen Verwandtschaft des Hinterglieds s. Pfütze. Rey-Debove/Gagnon (1988), 159f.; Carstensen 1 (1993), 267-269. englisch e Cocktail CocktailSmSubstantiv Maskulinum (alkoholisches Mischgetränk) erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. cocktail, einer Zusammensetzung aus ne. cock "Hahn" und ne. tail "Schwanz". Das Benennungsmotiv ist trotz einiger phantasievoller Ansätze nicht sicher geklärt. Das Wort ist wohl zunächst Bezeichnung eines bestimmten (Misch-)Getränks, dann Bezeichnung einer Gruppe von Mischgetränken und schließlich dann allgemeine Bezeichnung für "etwas Gemischtes". Plausibel erscheint die Deutung, daß man das Getränk nach den als cocktailed bezeichneten Pferden benannte, das sind Pferde, die diese Bezeichnung wegen ihrer gestutzten und hochgebundenen Schweife erhielten ("Hahnenschwanz"). Es handelte sich dabei grundsätzlich um nicht reinrassige Pferde. Der Vergleich des nicht ganz reinen (d.h. nicht rein alkoholischen) Getränks mit dem nicht ganz reinen Blut der Pferde würde ein einsichtiges Benennungsmotiv bieten. Ebenso nndl. cocktail, nfrz. cocktail, nschw. cocktail, nnorw. cocktail. Zum Vorderglied s. auch Cockpit, zur germanischen Verwandtschaft des Hinterglieds s. Zagel. Buyssens in English Studies. FS R. W. Zandvoort (Amsterdam 1964), 313f.; Messing, G. M. FS Hill (1978), 147-153; Rey-Debove/Gagnon (1988), 160f.; Carstensen 1 (1993), 269-272. englisch e Coiffeur CoiffeurSmSubstantiv Maskulinum "Frisör" per.peripherer Wortschatz schwz. (19. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. coiffeur gleicher Bedeutung. Dieses zu frz. coiffe f. "Haube". Ebenso nndl. coiffeur, ne. coiffeur, nschw. koaffyr, nnorw. koafyr. Vgl. frisieren. Brunt (1983), 197f. französisch frz Collage CollageSfSubstantiv Femininum "Kunstwerk, das aus verschiedenen Teilen zusammengestellt ist" per.peripherer Wortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus frz. collage m., einer Ableitung von frz. coller "leimen, kleben", abgeleitet von frz. colle "Leim", aus gr. kólla. Das Wort wird gebraucht seit etwa 1910 für die von G. Braque und P. Picasso geschaffenen kubistischen Bilder, in die Zeitungs-, Tapeten- und Wachstuchteile eingeklebt waren; dann Verallgemeinerung. Ebenso nndl. collage, ne. collage, nfrz. collage, nschw. collage, nnorw. collage. Strauß u.a. (1989), 588-592; DF 3 (21997), 788f. französisch frz Colt ColtSmSubstantiv Maskulinum "Revolver" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (19. Jh.)Onomastische Bildung. Entlehnt aus am.-e. colt, eigentlich ein spezieller Typ des Revolvers mit vereinfachtem Patronen-Transport, entwickelt von dem amerikanischen Industriellen S. Colt. Dann durch Bücher über den Wilden Westen und Westernfilme geläufig geworden. Ebenso nndl. colt, nfrz. colt. Rey-Debove/Gagnon (1988), 164; Carstensen 1 (1993), 279f. Name Comeback Comeback(meist Endbetonung gegenüber der Anfangsbetonung der Ausgangssprache) SnSubstantiv Neutrum "Rückkehr in die alte Vorrangstellung" erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt aus ne. comeback, einer Ableitung von ne. come back "zurückkommen". Gemeint waren zunächst die (Welt-)Meister im Boxen, die - wenn sie ihren Titel einmal verloren hatten - ihn wieder zu erreichen suchten (aber: they never come back). Ebenso nndl. come-back, nfrz. come-back, nschw. come back, nnorw. comeback. Zur germanischen Verwandtschaft s. kommen und Backbord. Rey-Debove/Gagnon (1988), 165; Carstensen 1 (1993), 280f.; DF 3 (21997), 789-791. englisch e Comics ComicsSplSubstantiv Plural erw.erweiterter Standardwortschatz fach.fachsprachlich (20. Jh.)Entlehnung. Entlehnt und verkürzt aus am.-e. comic strips, eigentlich "komische Streifen" (nach den ursprünglich eher witzigen Bildern). Die Verkürzung ist im Englischen nur umgangssprachlich. Ebenso nndl. comic, nfrz. comics, ndn. comic(s); komisch. Hofmann, W. Merkur 23 (1969), 251-262; Rey-Debove/Gagnon (1988), 165f.; Carstensen 1 (1993), 282-284; DF 3 (21997), 791-794. englisch e Computer ComputerSmSub